Brianna Wolfson

Brianna Wolfson stammt gebürtig aus New York und lebt und arbeitet mittlerweile in San Francisco. Ihre Karriere als Schriftstellerin begann sie bei dem renommierten New Yorker Autoren-Netzwerk "The Moth". Ihre eigenen Erfahrungen bezüglich komplexer Familienstrukturen dienen ihr als Inspiration. "Ein zufälliger Irrtum über die Liebe" ist ihr erster Roman.

Die Autorin hat einen Brief an die Leser verfasst, den wir für Sie unten auf dieser Seite platziert haben.

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Brianna Wolfson

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Liebe Leserin, lieber Leser,

es gab eine Zeit in meinem Leben, in der es mir nicht möglich gewesen wäre, dieses Buch zu schreiben, diese Geschichte zu erzählen. Das lag nicht daran, dass ich darauf wartete, dass meine Schreibtechnik heranreifte oder auf Zeit, die Finger auf die Tastatur zu legen. Ich wartete auf eine Mischung aus Neugier und Sorglosigkeit und Selbstvertrauen und Energie, die nötig war, um der kleinen Stimme in mir nachzugehen, die fragte: „Was ist damals wirklich mit Mom geschehen?“

Der Beginn der Reise in meine Vergangenheit war der Beginn dieses Romans.

Die Mutter, bei der ich mich erinnere aufgewachsen zu sein, war großartig. Sie ist fast genauso wie die Hauptfigur, Rosie, über die Sie lesen werden. Sie trug knallige Farben und verrückte Ohrringe. Sie ließ mich die Schule schwänzen und Kaffee trinken. Einmal erzählte ich beiläufig einer engen Freundin von der Sache mit dem Kaffee und sie erschrak. „Wirklich?“, fragte sie, aufrichtig besorgt. „Das hört sich nicht gerade nach einer guten Idee für ein Kind an.“

Das blieb hängen. Es gab andere Dinge wie den Kaffee. Kuchen zum Abendessen. Zu spielen, statt die Hausaufgaben zu erledigen. Zusammen South Park schauen, bis die Sonne aufging. Damals erschien das alles lustig und erfrischend, rückblickend war es aber mit großer Sicherheit unverantwortlich. Vor allem, da es auch andere, weniger lustige und erfrischende Dinge gab, die mir in den Sinn kamen, wenn ich an meine Mutter dachte. Der Geruch von Zigarettenrauch im Badezimmer. Die Zeiten, in denen mein Vater mir sagte, Mom sei „weg“. Einmal holte mich meine Mutter mit einer Augenklappe von der Schule ab. Sie hatte ihr Auge bei einem Autounfall verletzt, aber es sei keine große Sache, da wir jetzt Piraten spielen könnten. Selbst mit sechs Jahren kamen mir diese Ausreden nicht richtig vor. Die junge Willow, die andere Protagonistin in dem Roman, kämpft mit den gleichen Gefühlen.

Meine Mutter starb bei einem Autounfall, als ich neun Jahre alt war. Natürlich war ihr Tod eine Katastrophe. Später lernte ich, dass er ebenfalls das Resultat eines weiteren Opiatexzesses war.

Ich habe viel Zeit in meinem Leben damit verbracht, mit dem Verlust meiner Mutter zurechtzukommen. Doch bevor ich mich an diesen Roman machte, hatte ich nur wenig Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie der Tod meiner Mutter für meinen Vater gewesen sein muss. Wie das Leben meiner Mutter für meinen Vater gewesen sein muss. Wie es für meine Mutter gewesen sein muss, dieses Leben zu führen.

In Ein zufälliger Irrtum über die Liebe habe ich das, was passiert ist, von allen Seiten betrachtet. Der Roman ist zwar Fiktion, aber für mich ist er dennoch aus meiner Perspektive erzählt, welche für immer die Perspektive eines kleinen Mädchens sein wird, das versucht, die Gedanken, Gefühle und Entscheidungen seiner Eltern zu verstehen.

 

Vielen Dank fürs Lesen, und ich hoffe, dass es Ihnen gefällt.

 

BRIANNA WOLFSON,

Autorin