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Baccara Exklusiv Band 50
Erscheinungstag: | Fr, 31.10.2008 |
Erscheinungstag: | Fr, 31.10.2008 |
Bandnummer: | 0050 |
Bandnummer: | 0050 |
Seitenanzahl: | 144 |
Seitenanzahl: | 144 |
ISBN: | |
ISBN: | 9783863495893 |
E-Book Format: | ePub oder .mobi |
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Ein Teil von ihr
Mutter. Heldin. Lügnerin. Mörderin?
Im Bruchteil einer Sekunde kann sich dein Leben für immer verändern….
Du hast die Nachrichten gesehen, über die Gewalt in dieser Welt den Kopf geschüttelt und weitergemacht wie immer. Nie könnte dir so etwas passieren, dachtest du.
Andrea Oliver erlebt das Entsetzlichste. Einen Amoklauf. Was sie noch mehr schockiert: Ihre Mutter Laura entreißt dem Angreifer ein Messer und ersticht ihn. Andrea erkennt sie nicht wieder. Offenbar ist Laura mehr als die liebende Mutter und Therapeutin, für die Andrea sie immer gehalten hat. Sie muss einen Wettlauf gegen die Zeit antreten, um die geheime Vergangenheit ihrer Mutter zu enthüllen, bevor noch mehr Blut vergossen wird …
Laura weiß, dass sie verfolgt wird. Und dass ihre Tochter Andrea in Lebensgefahr ist …
»Dieser Thriller wird Sie um den Schlaf bringen. Für Slaughter-Fans ist „Ein Teil von ihr“ ein absolutes Lese-Muss.«
ok!
»Wie immer hat Slaughter … keine Scheu, Verbrechen in all ihrer Brutalität und Grausamkeit zu schildern. […] Daneben aber beweist sie ebenso viel Gespür für die Zerrissenheit, für Sehnsüchte und Ängste, für starke Gefühle und damit verbundene innerliche Eruption, kurz: für die Komplexität ihrer Charaktere.«
dpa
»Karin Slaughters „Ein Teil von ihr“ liest sich als moderne Geschichte über komplizierte Vereinigte Staaten von Amerika, in der charakteristische Merkmale des American Way of Life ebenso aufscheinen wie der Mythos vom Grenzland.«
krimi-couch.de
»Provokanter und raffinierter als alles, was sie zuvor geschrieben hat.«
vol.at
»Eine spannende Lektüre bis zum Schluss.«
SpotOnNews
»Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.«
Magazin-frankfurt.com
»Karin Slaughter gilt völlig zu Recht als eine der besten Krimi-Autoren der USA. Ihre Geschichten fesseln von Anfang bis Ende.«
IN
»Karin Slaughter zählt zu den talentiertesten und stärksten Spannungsautoren der Welt.«
Yrsa Sigurðardóttir
»Jeder neue Thriller von Karin Slaughter ist ein Anlass zum Feiern!«
Kathy Reichs
»Karin Slaughter bietet weit mehr als unterhaltsamen Thrill.«
SPIEGEL ONLINE über »Pretty Girls«
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1. KAPITEL
Winona Thornbury steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten, oder genauer gesagt, bis über beide Ellbogen. Aber optimistisch, wie sie nun mal war, sagte sie sich immer wieder, dass es jetzt ja nur noch besser werden könnte. In Wirklichkeit aber wurde alles sehr viel schlechter.
Die Schwierigkeiten waren in Form einer riesigen Schokoladeneistorte auf sie zugekommen, die sie als Dessert in ihrem Restaurant „Winona’s“ anbieten wollte. Sie legte gerade letzte Hand an dieses Wunderwerk, indem sie die Glasur mit köstlichen reifen Himbeeren garnierte, als einer ihrer Kellner viel zu schnell in die Küche rannte und heftig gegen sie stieß. Und bevor sie noch „pardonnez-moi“ sagen konnte – nicht, dass sie etwas getan hätte, wofür sie sich entschuldigen musste – steckte sie bis zu den Ellbogen in der Eistorte, was ihrer blütenweißen Jacke nicht gerade gut bekam.
Na, wunderbar, dachte sie nur, während sie langsam die Unterarme von der eiskalten Tortenmasse befreite. Was sollte sie jetzt als Nachtisch anbieten? Obwohl ihr Restaurant berühmt war für seine raffinierten Desserts, würden die Gäste von dieser Eistorte, die aussah, als sei der Blitz eingeschlagen, nicht sehr begeistert sein. Und das Gesundheitsamt wäre sicher auch nicht sehr erbaut. Glücklicherweise hatte sie heute Nachmittag ein paar neue Käsekuchenrezepte ausprobiert. Damit musste es dann eben auch gehen.
Doch es kam noch schlimmer. Denn der Kellner, der für das ganze Desaster verantwortlich war, hatte ihr eine Nachricht von der Hostess überbracht. „Winona, bitte, kommen Sie schnell, es gibt große Schwierigkeiten.“ Schnell, aber mit wenig Erfolg versuchte Winona den großen Schokoladenfleck auf dem Revers auszuwaschen und rannte aus der Küche.
Es war Freitag, 19 Uhr, ein wunderschöner milder Septemberabend, der schon etwas Herbstliches hatte. Das Restaurant war gut besetzt, denn die Vorlesungen an der Universität hatten wieder begonnen. Selbst die Bar war gut besucht. Zum Teil kehrten hier die Leute noch einmal kurz auf ihrem Weg nach Hause ein, zum Teil warteten sie auf einen freien Tisch.
Die meisten Gäste gehörten zur Mittelschicht, waren Geschäftsleute, oft noch in Anzug und Krawatte, und Professoren und Studenten, die sehr viel legerer angezogen waren. Besonders Geschichts- und Englischstudenten liebten das Restaurant, was sicher nicht nur mit dem guten Essen und der bemerkenswerten Weinkarte zu tun hatte. Ihnen schien auch die Dekoration zu gefallen, denn Winona Thornbury war hoffnungslos romantisch und lebte ziemlich in der Vergangenheit, was deutlich zu merken war.
Sie hatte das große Haus aus dem 19. Jahrhundert vor drei Jahren gekauft, und zwar mithilfe der bescheidenen Erbschaft, die sie und ihre Schwester Miriam von einer älteren Tante erhalten hatten. Winona, die nicht nur romantisch, sondern auch sparsam und ehrgeizig war, hatte dann in den nächsten Jahren als Dessertköchin in einem anderen Restaurant im Ort gearbeitet, während das Haus nach ihren Vorstellungen renoviert wurde. Sie hatte an nichts gespart und das verwahrloste Haus schließlich in ein Schmuckstück verwandelt.
Das Restaurant ähnelte in seiner reichen und üppigen Ausstattung jetzt einem Luxushotel aus der Zeit um 1900. Spitzengardinen und schwere Vorhänge schmückten die großen Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten. In jedem Raum war ein bestimmter Farbton vorherrschend, meist der eines dunklen Edelsteins, kontrastiert mit einer ganz anderen Farbe. So war der große Speisesaal in Rubinrot und Smaragdgrün gehalten, der kleinere Speiseraum in Saphirblau und Topasgelb und der Patio in einem dunklen Amethyst, kombiniert mit leuchtendem Korallenrot.
Winonas Werbeslogan lautete: „Bei Winona fühlt sich jeder wohl“. Und tatsächlich würde wohl jeder, der in ihrem Restaurant gegessen hatte, dem zustimmen. Ein knappes Jahr nach der Eröffnung war „Winona’s“ das In-Restaurant in Indiana, denn alles hier zeugte von erlesener Sorgfalt und Stil. Besonders das Essen. Das war der Hauptgrund, weshalb die Gäste immer wieder kamen.
Und die Telefone nicht zu vergessen.
Irgendwann im Endstadium der Renovierungsarbeiten war Winona plötzlich die Idee gekommen, ein altmodisches Telefon auf jeden Tisch zu stellen, sodass die Gäste miteinander telefonieren konnten. Es hatte sich herausgestellt, dass die Gäste von dieser Idee hellauf begeistert waren. Sie hatten gleich etwas, worüber sie sprechen konnten, und das Eis war schnell gebrochen. Es hatten sich auf diese Art und Weise sogar ein oder zwei Paare gefunden, und in diesem Monat hatte ein Paar das Restaurant für seinen Hochzeitsempfang gemietet. Schließlich hatten sie hier das erste Mal am Telefon geflirtet. Winona freute sich, als das Paar anrief, und war entzückt von dieser Idee.
Heute Abend war sie allerdings weder erfreut noch entzückt. Denn heute Abend schien alles, aber auch alles schiefzugehen. Ihr Chefkoch hatte nachmittags angerufen. Er war krank und konnte nicht kommen, und sie hatte sich vergebens bemüht, Ersatz zu finden. So musste sie heute für zwei arbeiten, zusätzlich zu den Pflichten, die sie als Besitzerin und Geschäftsführerin hatte. Ruthie, ihre rechte Hand, hatte sich beim Bergsteigen den Knöchel verstaucht und war alles andere als eine Hilfe. Und am Vormittag hatte Winona noch herausgefunden, dass der Bio-Hof, von dem sie normalerweise ihre Produkte bezog, Etikettenschwindel betrieb.
Es kam noch schlimmer. Als Winona zur Hostess ging, um herauszufinden, was denn nun wieder los war, sah sie ihn.
Er war wieder da.
Er saß da und betrachtete sie auf seine übliche Art und Weise, nämlich so, als wolle er sie heute zum Nachtisch verspeisen. So nervig das auch war, Winona spürte doch, wie ihre Haut anfing zu kribbeln.
Wenn sie sich selbst gegenüber aufrichtig war, und darum bemühte sie sich immer, musste sie zugeben, dass sein Erscheinen sie normalerweise nicht beunruhigte. Im Gegenteil, es gefiel ihr durchaus, wenn er hier auftauchte, auch wenn er sie etwas sehr direkt musterte.
Aber normalerweise hatte sie den Kopf nicht voll mit lauter Dingen, die schiefgegangen waren, und sah auch nicht aus, als hätte sie in Schokolade gebadet. Außerdem war die halbe Speisekarte auf ihrer weißen Jacke wiederzufinden, denn sie hatte in der Küche tüchtig mit anpacken müssen. Es war wirklich das Letzte, dass er sie in diesem Zustand sah, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer er eigentlich war.
Sie wusste lediglich, dass er unverschämt gut ausschaute. Er hatte pechschwarzes Haar und eisblaue Augen, eine Kombination, der Winona noch nie hatte widerstehen können. Er war mindestens einsachtzig groß, hatte breite Schultern und trug sehr teure Maßanzüge. Die seidenen Krawatten und seine schlichte, teure Armbanduhr machten deutlich, dass er Geld hatte. Den ganzen Mann umgab eine Aura von Reichtum, Erfolg und Kultiviertheit.
Winona vermutete, dass er für eine der großen Firmen als Topmanager arbeitete und wahrscheinlich erst kürzlich von der Zentrale hierher versetzt worden war. Vielleicht hatte er sogar in Indianapolis gelebt. Auf alle Fälle kam er sicher nicht aus dem provinziellen Bloomington, sondern aus einer großen Stadt. Aber seit etwa einem Monat war er mindestens ein Mal, manchmal sogar zwei Mal in der Woche in ihr Restaurant gekommen, und zwar immer allein. Und er hatte sie immer sehr genau beobachtet.
Zu schade, dass er so jung ist, dachte sie jedes Mal, wenn sie ihn sah. Altersunterschiede machten ihr zwar normalerweise nichts aus, vor allen Dingen nicht, wenn es um andere ging. Aber sie persönlich war einfach vier Generationen zu spät geboren und fühlte sich in ihrem Herzen wie eine Hundertjährige, obwohl sie erst achtunddreißig war.
Der mysteriöse Fremde dagegen war sicher zehn Jahre jünger als sie. Er konnte unmöglich schon dreißig sein. Und nicht nur das, er wirkte wie ein Mann, der in der Gegenwart verwurzelt war. All das konnte man von Winona nicht sagen, und umso mehr wunderte sie sich über sein Interesse an ihr. Denn er interessierte sich für sie, das war ganz eindeutig. Wenn immer er bei ihr aß, ließ er sie kaum aus den Augen.
So wie heute Abend.
Winona versuchte seiner Aufmerksamkeit zu entgehen, indem sie sich unauffällig am Rand des Speisesaals entlangschlängelte, denn sie wollte nicht, dass die Gäste sie in ihrem derangierten Zustand sahen. Sie war als ordentlich und gut organisiert bekannt, als eine Frau, die sich gern hübsch und altmodisch anzog und ihr Restaurant nie unpassend gekleidet betreten würde. Immer wenn sie sich den Gästen zeigte, sah sie aus, als käme sie gerade von den Dreharbeiten zu „Titanic“.
„Was ist denn los?“, fragte Winona Laurel, die ebenso wie die Kellnerinnen ein langes Kleid mit Rüschen trug.
„Es geht um die Carltons.“
„Die kommen doch erst morgen Abend.“
Laurel schüttelte den Kopf. „Nein, sie sind heute schon da.“
Winona starrte ihre Empfangsdame fassungslos an. „Aber sie sind wirklich erst für morgen angemeldet. Sie haben sich für morgen, also für Sonnabend, einen Tisch reservieren lassen.“
Sie wusste das so genau, weil sie selbst die Reservierung vor einem Monat entgegengenommen und letzte Woche noch einmal bestätigt hatte. Vielleicht hatte sie nur das Datum wiederholt und nicht den Wochentag, aber darum ging es jetzt ja nicht. Entweder hatte Edna Carlton sich geirrt, oder Winona hatte den Termin in ihrem Kalender falsch eingetragen. Aber bei allem Respekt für Mrs. Carlton, Winona war sicher, dass sie alles korrekt notiert hatte. Sie machte solche Fehler einfach nicht.
„Mrs. Carlton behauptet steif und fest, sie hätte für heute Abend reserviert. Und sie hat ihre Gäste mitgebracht.““
„Oh nein …“
Laurel nickte. „Genauso habe ich auch reagiert.“
Winona dachte schnell nach. „Gut, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir schaffen das schon. Wir müssen nur …“
Davonlaufen war ihre erste Reaktion. Aber das war keine Lösung. „Wir müssen nur …“, fing sie wieder an. Dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf. „Wir setzen sie nach oben, in mein Esszimmer.“
„In Ihr Esszimmer?“, wiederholte Laurel ungläubig. „Aber das ist Ihre Privatwohnung.“
„Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Sagen Sie Teddy und Max, dass sie oben den Tisch für vierzehn Personen decken sollen.“ Glücklicherweise hatten an ihrem Tisch so viele Menschen Platz, aber das war auch die Höchstgrenze. „Sie können mein Porzellan, meine Bestecke und meine Gläser benutzen“, fügte Winona hastig hinzu. „Das passt zwar nicht hundertprozentig zusammen, aber das macht nichts in diesem Fall. Es würde zu lange dauern, wenn sie alles von unten nach oben schleppen müssten. Und sagen Sie Teddy bitte auch noch, dass er seine Tische hier unten an Max und Stephanie übergeben soll, damit er sich selbst um die Carltons kümmern kann.“
Sie dachte einen Augenblick nach. Hatte sie irgendetwas nicht berücksichtigt? Natürlich konnte es ein paar Probleme geben, aber die mussten in den Griff zu kriegen sein. „Gut“, sagte sie abschließend, „so müsste es gehen.“
Ein Problem war allerdings der Service. Nicht nur für die Carltons, sondern auch für die anderen Gäste. Denn eine so große Gesellschaft würde in der Küche eine Menge Extraarbeit machen, und die anderen Gäste würden länger auf ihr Essen warten müssen. Aber wenn sie ein paar Flaschen Champagner aufmachen ließ und auf Kosten des Hauses anbot …
Vielleicht könnte es so klappen.
Winona drehte sich schnell um, um wieder in die Küche zu gehen, und erneut stand sie dem Mann gegenüber, der ihr Rätsel aufgab. Sie starrten sich an. Und als er mit dem Finger langsam über den Rand des Weinglases fuhr, lag plötzlich eine seltsame Spannung in der Luft. So wenigstens empfand es Winona. Einen kurzen Moment lang fühlte sie ein heißes Erschauern und eine tiefe Wärme, die sich in ihr ausbreitete. Sie war wütend über ihre eigene Reaktion. Sie kannte den Mann doch gar nicht und hatte keine Ahnung, warum er immer in ihr Restaurant kam.
Sie wurde rot und floh in die Küche. Sie musste diesen mysteriösen sexy Fremden unbedingt vergessen, aber sie wusste, dass ihr das nicht leichtfallen würde.Detective Connor Monahan sah Winona Thornbury nachdenklich hinterher, während er langsam das Glas hob und einen kleinen Schluck von seinem Rotwein nahm. Sein Interesse an ihr hatte jedoch weniger mit ihrer attraktiven Rückansicht zu tun, auch wenn sie zugegebenermaßen sehr hübsch war. Nein, während er den Blick durch das ganze Restaurant schweifen ließ, dachte er darüber nach, wann er denn nun endlich diese Frau festnehmen könnte. Seit er im letzten Jahr Chef des Sittendezernats geworden war, hatte er schon eine ganze Menge interessanter Fälle zu bearbeiten gehabt, aber so etwas war ihm noch nicht untergekommen: ein Callgirl-Ring, der von einem angesehenen Restaurant aus operierte. Und die Besitzerin dieses Etablissements, die allseits geachtete Winona Thornbury, war eine sehr reizvolle Frau.
Heute Abend allerdings schien sie nicht ganz sie selbst zu sein. Sie, die normalerweise in ihren eleganten langen Kleidern wie eine hübsche Frau aus der Jahrhundertwende aussah, wirkte heute eher wie ein Koch, der noch in der Ausbildung war und sich damit ziemlich schwertat.
Normalerweise, dachte er wieder, sieht sie wirklich entzückend aus mit dem hellblonden Haar, das sie hochgesteckt trug, und den Kleidern, die aussahen, als hätte sie sie in der Aussteuertruhe ihrer Urgroßmutter gefunden. Oder sie trug hochgeschlossene Blusen mit Stehkragen, die im Rücken mit tausend Knöpfen geschlossen wurden, und dazu lange Röcke, die um ihre Füße schwangen, die in zierlichen Knopfstiefeln steckten.
Doch sosehr sie sich auch zuknöpfte, selbst unter den hochgeschlossenen Blusen ließen sich ihre aufregenden Kurven nicht verstecken.
Aber natürlich musste sie reizvoll sein. Schließlich war sie die Chefin eines der exklusivsten Callgirl-Ringe in Indiana. Und da war es mehr als wahrscheinlich, dass sie ihre Karriere in diesem Gewerbe begonnen hatte. Nur die hübschesten Mädchen konnten so viel Geld ansparen, dass sie sich später selbstständig machen konnten.
Und was hatte sie sich da aufgebaut! Auch wenn es von außen wie ein 4-Sterne-Restaurant wirkte, hatte die Inneneinrichtung des „Winona’s“ etwas von einem luxuriös ausgestatteten Bordell der viktorianischen Epoche. Wer weiß, wo die Möbel früher gestanden hatten. Und welcher Mensch, der noch bei klarem Verstand war, würde ein Restaurant in einem solchen Stil einrichten, es sei denn, er wollte eine bestimmte Stimmung hervorrufen? Und welche Frau würde sich so anziehen wie Winona Thornbury, es sei denn, sie wollte nicht zeigen, wer sie wirklich war?
Und diese Telefone auf den Tischen, das war doch ganz eindeutig! So konnte man leicht seine Verabredungen treffen. Das sah ja vielleicht aus wie ein netter Gag, aber Connor Monahan, die Polizei von Bloomington und die Landespolizei von Indiana wussten es besser.
Es gab alle möglichen Anzeichen dafür, dass eine Reihe von Callgirls vom „Winona’s“ aus agierten. Connor und seine Leute mussten nur herausfinden, wer dafür verantwortlich war, und eindeutige Beweise finden. Connor war absolut sicher, dass Winona Thornbury hinter dem Ganzen steckte, auch wenn seine Kollegen noch nicht so ganz überzeugt waren. Einige glaubten zwar, dass es sich hier um einen Callgirl-Ring handelte, waren aber der Meinung, dass Winona nichts davon ahnte.
Sie sind ihr prompt auf den Leim gegangen, dachte Connor verächtlich. Sie haben sich von der hübschen altmodischen Frau den Kopf verdrehen lassen. Daraus konnte er ihnen keinen Vorwurf machen. Wenn er nicht ein so pragmatischer Mann wäre und Frauen gegenüber grundsätzlich misstrauisch und reizvollen Frauen gegenüber aufgrund eigener schlechter Erfahrungen noch besonders argwöhnisch, dann wäre er ihr sicher auch verfallen. Aber er kannte sich mit solchen Frauen aus. Er wusste, dass Winona Thornbury allzu entgegenkommend war, und er würde es beweisen. Sowie er den Beweis in den Händen hielt, würde er den Laden dichtmachen.
Inzwischen war Winona in der Küche verschwunden, und Connor blickte auf die Speisekarte, die offen vor ihm lag. Hm, das sah wirklich sehr gut aus.
Aber hier in dem Restaurant sah eben alles gut aus, besonders die Besitzerin selbst. Oh, es würde ein Vergnügen sein, diese Frau endlich zu überwältigen, auch wenn er sich jetzt Mühe geben musste, die Doppeldeutigkeit dieses Ausdrucks zu ignorieren. Denn wenn er daran dachte, wurde ihm ganz heiß. Um sich abzulenken, blickte er auf das Telefon, das auf seinem Tisch stand.
Verdammt, nun klingle doch endlich mal, befahl er wortlos. Warum klingelte es nie? Seine Kollegen und er waren nun schon seit drei Wochen hier im Einsatz, aber bisher hatten sie keinen Beweis für ihren Verdacht gefunden. Obwohl sie sehr sicher waren, was hier im Grunde vor sich ging. Connor war einer der Lockvögel, weil man ihm ohne Weiteres den erfolgreichen Geschäftsmann abnahm. Außerdem, so hatte er den anderen versichert, könne keine Frau ihm widerstehen.
Na ja, keine Frau war vielleicht etwas übertrieben. Die meisten Frauen kam eher hin. Na schön, einige. Drei fielen ihm gleich auf Anhieb ein. Also warum klingelte sein Telefon nicht? In den letzten Wochen war er doch bestimmt schon sechs Mal hier gewesen, und nie hatte es geklingelt. Es stand da auf seinem Tisch, schwieg und schien sich über ihn lustig zu machen!
Die Leitungen waren in Ordnung, denn er hatte jedes Mal an einem anderen Tisch gesessen. Er blickte sich kurz um. Einige der Gäste telefonierten, darunter auch von Tischen aus, an denen er schon gesessen hatte.
Rrring!
Connor fuhr hoch. Es war gerade so, als hätten seine Gedanken den Apparat beeinflusst! Schnell nahm er den Hörer ab und meldete sich. „Hallo?“
„Oh, entschuldigen Sie bitte“, erwiderte eine männliche Stimme. „Ich habe wohl die falsche Nummer gewählt. Ich wollte mit der Rothaarigen von Tisch 15 sprechen.“
„Macht nichts“, sagte Connor gereizt, aber der Mann hatte schon aufgelegt. Connor blickte schnell zu Tisch 15 hinüber. Dort saß tatsächlich eine atemberaubend aussehende Rothaarige. Allein.
Aha, dachte er.
Während er sie weiter unauffällig beobachtete, läutete ihr Telefon. Das war sicher der Mann, der Connor versehentlich angerufen hatte. Die Rothaarige nahm ab und meldete sich mit sinnlich-rauer Stimme. Dann lächelte sie und sagte etwas, was Connor nicht verstehen konnte.
Verdammt. Das war sicher eine dieser unerlaubten Verabredungen, die hier direkt unter seiner Nase getroffen wurden. Die Rothaarige sah auch aus wie ein teures Callgirl, in ihrem eleganten schlichten kleinen Schwarzen. Sie trug wenig Schmuck, war dezent geschminkt und hatte eine aufwendige Frisur.
Das ist das Problem mit den Callgirls heutzutage, dachte er. Sie wirken alle intelligent und ordentlich. Man sieht ihnen ihren Beruf nicht an. Wahrscheinlich war die Rothaarige eine Studentin, die sich ein paar Dollar dazuverdienen wollte.
Du liebe Zeit, was war bloß aus der Jugend geworden!
Wenige Sekunden, nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte, kam ein Mann an ihren Tisch, der vom Alter her ihr Vater hätte sein können. Connor beobachtete die beiden aufmerksam. Es könnte ja sein, dass sie irgendetwas Verräterisches taten, aber der Mann setzte sich nur neben sie, und sie vertieften sich in die Speisekarte.
Das ist ja auch verständlich, dachte Connor. Welche Frau wird nicht vorher ein ordentliches Essen zu sich nehmen wollen, auch wenn sie später für ihre Bemühungen gut bezahlt wurde? Er seufzte auf und starrte wieder auf sein Telefon. Vielleicht konnte er es wieder erzwingen, dass ihn jemand anrief. Aber es blieb stumm, während er sein Essen bestellte und verzehrte.
Er wäre in tiefem Missmut versunken, wenn nicht Winona Thornbury wieder im Speisesaal erschienen wäre. Sie hatte immer noch ihre Kochkleidung an, hatte aber die verschmutzte weiße Jacke gegen eine blitzsaubere getauscht. Offensichtlich hatte sie sich auch ihren dicken, bis zur Taille reichenden Zopf neu geflochten.
Alles in allem wirkt sie tatsächlich harmlos, dachte Connor. Aber das hatte er auch schon von anderen Frauen gedacht, und von einer ganz besonders – was sich als fataler Irrtum herausgestellt hatte.
Vielleicht sollte er aufhören, hier nur passiv zu warten, dass etwas passierte. Vielleicht sollte er sich aktiv einschalten. Er wollte nicht wirklich in so eine Geschichte verwickelt werden, aber ein Anstoß in die richtige Richtung konnte nichts schaden.
Er betrachtete Winona Thornbury nachdenklich, die sich lächelnd ihren Weg zu dem Empfangspult durch die voll besetzten Tische bahnte. Vielleicht sollte er der Chefin mal ein Kompliment wegen ihres Restaurants machen. Das wäre sicher ein guter Anfang.
2. KAPITEL
Um Mitternacht war Winona dem Zusammenbruch nahe, der Abend hatte sie vollkommen geschafft. Nur noch eine Stunde, sagte sie sich immer wieder, während sie die Abrechnungsunterlagen in ihr Büro im ersten Stock trug. Nur noch eine Stunde, das schaffst du schon. Am Wochenende machte die Küche um elf zu, die Bar um zwölf, und Punkt eins waren die Angestellten normalerweise gegangen. Laurel oder wer gerade Spätdienst hatte, achtete darauf, dass unten alles in Ordnung gebracht wurde, während Winona oben die Abrechnung machte. Das hatte bisher immer außerordentlich gut geklappt.
Heute Nacht allerdings hatte Winona keinen anderen Wunsch, als zu schlafen. Sie sehnte sich danach, ihren Kopf auf ihr weiches Federkissen zu kuscheln, die kühlen, nach Lavendel duftenden Baumwolllaken über sich zu ziehen und in tiefen Schlaf zu sinken, bis der Morgen graute.
Sie stöhnte auf, als sie einen Blick in ihre kleine Küche warf. Dort sah es schlimm aus.
Sie hatte Teddy gesagt, er solle die Teller lediglich in ihre Küche bringen und sofort wieder unten weiterbedienen, sobald die Carltons mit ihren Gästen aufgebrochen wären. Sie wusste, dass im Restaurant genug zu tun war, und hatte sich nichts dabei gedacht. Dann musste sie eben nachher selbst aufräumen. Aber jetzt …
Jetzt war ihr nach allem anderen zumute, nur nicht danach, das schmutzige Geschirr von vierzehn Personen abzuwaschen. Aber sie konnte ihr kostbares Porzellan, die silbernen Bestecke und die alten Gläser unmöglich einer der großen Geschirrspülmaschinen anvertrauen, die sie im Restaurant benutzte. Das Spülmittel war zu intensiv, der Wasserdruck zu stark. Und sie konnte keinen ihrer Angestellten bitten abzuwaschen, denn die hatten selbst einen schweren Tag hinter sich.
Nein, sie musste es selbst tun, und zwar unverzüglich. Denn sie konnte auf keinen Fall ins Bett gehen, wenn in der Küche ein Chaos herrschte. Wenn sie nur daran dachte, wurde ihr schon ganz elend.
Sie ging in ihr Büro, um die Abrechnungsunterlagen wegzuschließen. Darum würde sie sich morgen früh kümmern. Im Schlafzimmer tauschte sie dann ihre bespritzte Küchenkluft gegen ein knöchellanges ärmelloses weißes Baumwollnachthemd. Darüber zog sie eine weite geblümte Kittelschürze, wickelte sich den langen Zopf um den Kopf und steckte ihn hinten fest.
So, das war schon mal sehr viel besser. Keiner würde sie jetzt in der Nacht zu Gesicht bekommen, so konnte sie es sich ruhig etwas bequemer machen. Und das Geschirr von vierzehn Personen abwaschen.
Seufzend strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Es half ja nichts. Sie ging in die Küche, schob die Ärmel ihrer Kittelschürze hoch und machte sich an die Arbeit. Sie hatte gerade die Teller zum Einweichen in ihre altmodische Porzellanspüle gestellt, als sie ein gedämpftes Geräusch hinter sich hörte.
Sie fuhr herum und erstarrte. Da stand der Fremde, an den Türbogen gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah sie mit seinen blauen Augen ernst an.
Winona befeuchtete sich die plötzlich trockenen Lippen und vergaß beinahe zu atmen. Ihr wurde heiß und kalt zugleich, und sie hatte den Eindruck, sich nicht bewegen zu können, selbst wenn ihr Leben davon abhinge.
Er hatte es sich ebenfalls etwas bequemer gemacht. Sein Jackett stand offen, die seidene Krawatte hatte er gelöst, und die beiden obersten Knöpfe seines weißen Hemds waren geöffnet, sodass man seinen muskulösen Hals sah. Seine Haut war gebräunt; ein paar schwarze Haare lugten oben aus dem Hemd hervor.
Winona errötete bei diesem Anblick, der auf die meisten Menschen sicher höchst harmlos gewirkt hätte. Männer waren heute im Allgemeinen sehr viel großzügiger mit dem, was sie sehen ließen, vor allen Dingen am Strand oder Pool. Aber Winona war höchst selten am Strand oder am Pool, und zwar genau aus diesem Grund. Sie fühlte sich unbehaglich, wenn sie mit Menschen zusammen war, die halb nackt oder nicht ordentlich angezogen waren. Und nun sah sie ihn in einem solchen Zustand.
Nun gut. Das Dumme war nur, dass sein Anblick ihre Fantasie anregte und sie ihn plötzlich in allen möglichen Situationen vor sich sah. Schlimmer noch, sie sah nicht nur ihn, sondern sie beide in bestimmten Situationen vor sich, die sie sich bisher auch in ihren kühnsten Träumen noch nicht vorgestellt hatte.
Nicht, dass sie vollkommen unwissend war, oh nein. Verglichen mit einem vierjährigen Kind hatte sie sogar jede Menge Erfahrung. Natürlich wusste sie, was zwischen Mann und Frau vor sich ging. Sie hatte allerdings nie zugelassen, dass in solchen Situationen das Licht an blieb. Sie war mal verlobt gewesen und war keine Jungfrau mehr.
Aber darum ging es momentan auch gar nicht. Sondern darum, dass der Fremde jetzt hier in ihrer Privatwohnung vor ihr stand, und zwar nicht korrekt gekleidet. Noch schlimmer war, dass auch sie nicht korrekt gekleidet war. Und Winona hatte keine Ahnung, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten sollte. Das letzte Mal war schon Jahre her, und damals hatte sie wenigstens gewusst, wen sie vor sich hatte.
Sie schloss die Augen und versuchte sich einzureden, das Ganze sei eine Halluzination. Sie zählte bis drei, in der Hoffnung, dass die Erscheinung wieder verschwinden würde, aber als sie die Augen öffnete, stand der Fremde immer noch am selben Fleck und starrte sie durchdringend an, als würde er sich am liebsten gleich auf sie stürzen.
„Hallo“, sagte er nur, und das hörte sich eigentlich ganz zivilisiert an, eine normale Begrüßung, die sie nicht zu beunruhigen brauchte. Und dennoch war Winona alles andere als ruhig.
„Hallo“, wiederholte sie automatisch und sah ihn verwirrt an. Dann straffte sie sich. Sie benahm sich ja wie ein dummes Schulmädchen! „Was kann ich für Sie tun?“
Die Frage hörte sich ein wenig merkwürdig an, denn Winona hatte keinerlei Lust, irgendetwas für einen Fremden zu tun, der mit fragwürdigen Absichten in ihre Privatsphäre eingedrungen war. Aber sie war eine höfliche Frau und wollte sich bei ihrem ersten Treffen nicht wie eine Xanthippe benehmen, auch wenn er die Frechheit hatte, sie in ihrer Wohnung zu überfallen.
Natürlich bedeutet das nicht, sagte sie schnell zu sich selbst, dass es ein zweites Treffen geben wird, vor allen Dingen nicht in ihrer Wohnung. Aber Höflichkeit konnte nie schaden.
Vielleicht sollte sie aus vollem Halse schreien, auch wenn das ausgesprochen unhöflich wäre. Jemand würde sie unten hören und ihr zu Hilfe kommen. Vielleicht. Und dann?
Vielleicht konnte sie auch durch das Fenster die Feuertreppe erreichen, auch keine sehr höfliche Geste.
Da lächelte der Mann.
Sie hatte ihn schon vorher für ausgesprochen attraktiv gehalten, aber jetzt war er einfach umwerfend.
„Ich suche die Herrentoilette“, erklärte er. „Ich habe mein Jackett beschmutzt“, fügte er schnell hinzu und wies auf einen winzigen Fleck oberhalb der linken Tasche. „Aber da bin ich hier wohl falsch, was?“
Sie nickte langsam, noch ganz benommen von seinem Lächeln, das seine kantigen Gesichtszüge überraschend milderte. „Die Toiletten sind im Erdgeschoss“, erwiderte sie dann. „Tut mir leid, dies sind Privaträume.“
Er lachte leise, und sie konnte den Blick nicht von seinem Mund lösen. „Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich habe nur gesehen, wie eine große Gruppe von Leuten vorhin die Treppe herunterkam, und ging davon aus, dass auch hier oben noch Speiseräume sind. Als ich dann die Toilette nicht finden konnte …“, er grinste, und Winona hatte das eindeutige Gefühl, er machte sich über sie lustig, „… da dachte ich, sie sei vielleicht hier oben.“
Seine Erklärung klang plausibel. Trotzdem wurde Winona das Gefühl nicht los, dass er ihr etwas vormachte. „Sie haben recht, ich hatte hier oben eine Gesellschaft zum Essen“, entgegnete sie mit einem freundlichen Lächeln, „aber das war eine Ausnahme und hatte mit bestimmten Umständen zu tun. Normalerweise ist dieser Teil des Hauses den Gästen meines Restaurants nicht zugänglich.“
Sie wollte schon das Gespräch mit einem sehr bestimmten, wenn auch höflichen „Gute Nacht, Sir“ abschließen, aber ihr blieb das Wort im Hals stecken, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Bei den Worten „bestimmte Umstände“ hatte er sich dramatisch verändert.
„Bestimmte Umstände?“, wiederholte er mit Nachdruck, hob fragend die dunklen Augenbrauen und sah Winona neugierig an.
Sie hatte keine Ahnung, warum er ein solches Interesse an den Carltons und deren Gästen hatte, und wusste nicht, was sie antworten sollte. So nickte sie nur kurz. „Ja, bestimmte Umstände.“
„Was denn für bestimmte Umstände?“, bohrte er.
Wieso war er denn so sehr an dieser Gesellschaft interessiert? Er schien geradezu mit angehaltenem Atem auf ihre Antwort zu warten. „Es war eine große Gesellschaft, auf die ich nicht vorbereitet war“, führte sie unwillig aus. „Ich hatte in den unteren Räumen nicht die Möglichkeit, ihre Wünsche zu erfüllen.“
Aber auch diese Antwort schien ihn nicht zufriedenzustellen, im Gegenteil. „Nicht vorbereitet?“, wiederholte er. „Nicht die Möglichkeit, ihre Wünsche zu erfüllen?“ Er kam einen Schritt auf sie zu. „In welcher Beziehung? Was waren denn das für Wünsche?“
Was, um Himmels willen, sollte das denn? Winona runzelte kurz die Stirn. Was faszinierte den Mann denn so an den Carltons? Waren sie irgendwie in Schwierigkeiten? Aber das war einfach lächerlich. Die Carltons gehörten zu den ältesten Familien von Bloomington und hatten einen ausgezeichneten Ruf.
„Ganz einfach, ich hatte nicht genug Platz für sie“, erwiderte sie und musterte ihn mit leichtem Misstrauen.
„Was für eine Art Platz brauchten sie denn?“
Sie kniff die Augen kurz zusammen. Das wurde ja immer verrückter! Was wollte er denn? „Es geht Sie zwar nichts an, Mr. …?“
„Montgomery“, warf er schnell ein und lächelte wieder, „Connor Montgomery.“
„Es geht Sie zwar nichts an, Mr. Montgomery, aber es gab ein Durcheinander wegen der Reservierungen. Ich musste plötzlich einen Tisch für vierzehn Personen für Punkt sieben Uhr herbeizaubern. Da ich die Gesellschaft unten nicht unterbringen konnte, habe ich sie hier oben in meinen Privaträumen speisen lassen. Etwas anderes blieb mir auf die Schnelle nicht übrig.“
Er blickte ihr prüfend in die Augen, als dächte er sehr sorgfältig über das nach, was sie ihm gerade gesagt hatte. Dann sagte er: „Oh, ich verstehe.“ Plötzlich schien sich sein ganzer Körper zu lockern, und erst jetzt wurde ihr klar, wie angespannt er gewesen war.
Merkwürdig, dachte sie. Wer um alles in der Welt war er, und was wollte er hier? Warum kam er ihr so verdächtig vor? Was wollte er von den Carltons und von ihr?
„Connor“, sagte sie nachdenklich und wusste selbst nicht, warum sie das Gespräch nicht einfach abbrach. Vielleicht weil sie herauskriegen wollte, was für Motive er hatte. Es musste doch eine Erklärung dafür geben, dass er hier heraufgekommen war. Denn sie war ziemlich sicher, dass seine Toilettensuche nur vorgeschoben war.
Vielleicht aber hatte sie auch irgendwelche anderen Gründe, die ihr selbst noch nicht ganz klar waren und über die sie lieber nicht nachdachte. „Connor“, wiederholte sie langsam, „das ist ein netter altmodischer Name.“
Er hob nur kurz die Schultern und schien selbst nicht so sehr an einer Beendigung der Unterhaltung interessiert zu sein. Denn er lehnte sich gegen den Küchenschrank und verschränkte die Arme vor der Brust. Trotzdem wirkte er nicht ungezwungen. „Kann sein“, sagte er und setzte ein unverschämtes Lächeln auf, „aber ich bin kein netter altmodischer Mann.“
Auf die Idee wäre ich auch nie gekommen, dachte Winona. Sie spürte, wie ihr wieder die Röte in die Wangen stieg. Heiß war ihr außerdem. „Ich habe ja schon gesagt, dass die Toiletten im unteren Stockwerk sind. Wenn Sie also bitte …“
„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern das Spülbecken hier benutzen“, sagte er schnell und stieß sich vom Küchenschrank ab. „Wo ich nun schon mal hier bin …“
Und bevor Winona noch etwas sagen konnte, hatte er bereits das Jackett ausgezogen. Der Hemdausschnitt weitete sich bei dieser Bewegung, und Winona starrte fasziniert auf das dunkle Brusthaar. Sofort fing ihre Fantasie wieder an zu arbeiten, und Winona blieb stocksteif stehen und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als er näher kam.
Für jeden Schritt, den er auf sie zu trat, wich sie einen zurück. Sie begriff selbst nicht, weshalb sie so passiv war. Sie war zwar eine nette altmodische Frau, aber das bedeutete nicht, dass sie sich alles gefallen ließ. Das Beste an der heutigen Zeit waren ganz eindeutig die Möglichkeiten, die Frauen jetzt hatten. Normalerweise behauptete Winona durchaus ihren Platz und ließ sich nicht einschüchtern. Doch aus irgendeinem Grund war das bei Connor Montgomery nicht möglich, und sie wollte nichts anderes, als so schnell wie möglich den Rückzug anzutreten.
„Es lässt sich wahrscheinlich schnell auswaschen“, sagte er und trat an die Spüle. Winona hatte sich mittlerweile in eine Ecke der Küche zurückgezogen, aber Connor Montgomery tat so, als bemerkte er das nicht. Er drehte das Warmwasser auf und streckte den Finger aus, um die Temperatur zu überprüfen. „Es dauert nur eine Minute.“
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte Winona den Blick nicht von seinem Finger lösen. Das warme Wasser teilte sich bereitwillig über dem kräftigen geraden Finger, der sich nun krümmte und dann wieder streckte, wieder krümmte und wieder streckte. Sie brachte kein Wort heraus und konnte sich nicht rühren. Sie konnte nur dastehen und ihn anstarren, als sei sie nicht ganz bei Verstand, während Begierde in ihr aufstieg.
„Zu heiß“, flüsterte sie und starrte weiterhin auf Connors Finger. Ohne dass es ihr bewusst war, hob sie eine Hand an die plötzlich eng gewordenen Kehle. „Viel, viel zu heiß.“
Erstaunlicherweise hatte Connor Montgomery sie trotz des Wasserrauschens gehört, denn er blickte bei ihren fast gehauchten Worten hoch. Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er weniger an die Temperatur des Wassers dachte als vielmehr an eine andere Hitze, die er in Winona ausgelöst hatte.
Eine langen Augenblick lang sahen sie sich in die Augen, schweigend und offensichtlich überrascht von der knisternden Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte. Dann löste Connor den Blick von ihren Augen und ließ ihn über ihr Haar, ihre Wange, ihren Mund streifen. Wieder wurde Winona feuerrot, und das sicher nicht wegen des heißen Wassers, das immer noch in das Becken strömte, sondern aus einem ganz anderen Grund.
„Das Wasser!“, stieß sie hervor. Sie hatte Mühe, überhaupt etwas zu sagen, und stützte sich an der Tischecke ab. „Das Wasser ist zu heiß. Bei so einem Stoff sollten Sie es lieber mit kaltem Wasser versuchen.“
Aber er schien nicht wahrzunehmen, was sie sagte, denn immer noch starrte er konzentriert auf ihren Mund. Seine Lippen hatte er dabei leicht geöffnet, so als hätte er Schwierigkeiten zu atmen. Aber seine Brust hob und senkte sich sichtbar.
Ohne etwas zu sagen, drehte er das Wasser ab und kam dann langsam auf sie zu.
Das leise Geräusch seiner Schritte auf dem Fliesenboden dröhnte in ihrem Kopf, und die Stille um sie her war nur umso deutlicher spürbar. Winona sagte sich immer wieder, dass sie Angst haben sollte. Sie war schließlich hier allein mit einem Mann, den sie nicht kannte und der sich bisher einigermaßen seltsam benommen hatte. Er war sicher gut zwanzig Zentimeter größer als sie und bestimmt dreißig Kilo schwerer. Er konnte sie leicht überwältigen, konnte mit ihr tun, was er wollte, konnte leicht …
Aber sie wusste instinktiv, dass sie nichts zu befürchten hatte. Und ihrem Instinkt hatte sie bisher immer trauen können. Zu ihrer Überraschung stellte sie auch fest, dass sie eigentlich keine Angst hatte. So sah sie ihn nur an, als er näher kam. Erst als er unmittelbar vor ihr war, blieb Connor Montgomery stehen. Immer noch schwieg er und betrachtete ihren Mund.
Warum nicht? dachte Winona und nahm den Kopf zurück, um Connor ihrerseits genau zu mustern. Seine Augen faszinierten sie, dieses klare Blau, das um die Pupillen herum etwas dunkler war. Er hatte dichte schwarze Wimpern, die ihn aber überhaupt nicht weiblich aussehen ließen. Nein, dieser Mann war männlich durch und durch, sowohl seine ausgeprägten Gesichtszüge wie auch sein schlanker, muskulöser Körper.
Er wirkte wie ein ausgesprochen potenter Mann, bei dem eine Frau leicht den Verstand verlieren konnte. Einem Mann mit einer solch virilen Ausstrahlung war sie bisher noch nicht begegnet.
Sie schluckte, und sofort blickte er auf ihren Hals, die Lippen wieder leicht geöffnet. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ob er wohl meinen schnellen Puls sieht? fragte sie sich. Dann blickte er ihr wieder in die Augen, und die Hitze, die von seinem Körper ausging, hielt sie gefangen und rief in ihr etwas Wildes, Ungezähmtes hervor, das sich nach einer ähnlichen Reaktion sehnte.
Aber irgendwie brachte sie es fertig, diesem unerklärlichen Sog zu widerstehen. Sie war im Grunde kein spontaner Mensch und lieferte sich normalerweise keinem Fremden so schnell aus, ja, noch nicht einmal jemandem, den sie gut kannte. Und sie würde auch jetzt nicht zulassen, dass diese bizarre Episode sie alle Grundsätze über Bord werfen ließ.
„Zu heiß?“, fragte er dann, und seine Stimme klang so verführerisch, dass Winona nur mit großen Schwierigkeiten einen klaren Kopf behielt.
„Ja“, sagte sie, „zu heiß. Das Wasser, meine ich“, fügte sie schnell hinzu, „es ist zu heiß … für den Stoff.“
„Ist nur das Wasser zu heiß?“ Connors Stimme klang wie eine Liebkosung. „Oder auch etwas anderes?“
Winona schüttelte den Kopf, konnte aber den Blick nicht von ihm wenden. „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mr. Montgomery.“
Er beugte sich vor und kam ihr gefährlich nahe. „Wirklich nicht?“
Wieder schüttelte sie den Kopf, diesmal mit mehr Nachdruck. „Nein. Ich habe keine Ahnung.“ Sie trat ein paar Schritte zur Seite und richtete sich auf. Von diesem Mann würde sie sich nicht einschüchtern lassen. „Wie ich schon sagte, die Toiletten sind unten. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die aufsuchen würden und nicht mich … meine Räume hier oben.“
Natürlich hatte er den Versprecher bemerkt. „So, so“, sagte er nur und lächelte, rührte sich aber nicht von der Stelle.
„Bitte, Mr. Montgomery …“
Die letzte Bitte hatte Erfolg. Er blickte sie noch einmal langsam von oben bis unten an und wandte sich um. Sofort spürte Winona Kälte und Einsamkeit, als wären mit ihm Licht und Wärme auf magische Weise verschwunden. Ihre Reaktion war überhaupt nicht zu erklären, denn ihr Haus war warm und gemütlich. Aber irgendwie fröstelte sie, und das Gefühl der Verlassenheit wurde stärker, je weiter Connor Montgomery sich von ihr entfernte.
Er griff jetzt nach seinem Jackett, das er erst vor wenigen Minuten über einen Küchenstuhl geworfen hatte.
War wirklich erst so wenig Zeit vergangen? Sie hatte den Eindruck, dass inzwischen Jahre verflossen waren, dass sie bereits eine Liebe erlebt und gerade wieder verloren hatte.
„Ich danke Ihnen“, sagte er leichthin und zog sich das Jackett über, „dafür, dass ich in Ihr Privatreich eindringen durfte.“
„Ganz so schlimm war es ja nicht.“ Ihre Stimme klang gepresst.
„Nein? Na, da bin ich aber froh.“ Er grinste. „Ich finde selbst hinaus.“
„Das glaube ich auch.“
Wieder sah er sie nachdenklich von oben bis unten an. Dann drehte er sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche. Sie hörte seine gedämpften Tritte auf dem Perserteppich im Flur, dann lauter auf der Holztreppe, als er zum Restaurant hinunterging. Eine ganze Zeit stand Winona nur da und starrte auf die Küchentür. Hatte sie das alles nur geträumt? Sie holte tief Luft. Nein, er war hier gewesen, ein Hauch seines herben Eau de Cologne hing noch in der Luft.
Connor Montgomery war wirklich hier gewesen. Aber was, um Himmels willen, war mit ihnen geschehen?
Verdammt, dachte Connor, während er wie benommen zu seinem Auto ging. Was war da eben in Winona Thornburys Haus passiert? Gerade noch hatte er die ganze Situation im Griff gehabt und war absolut sicher gewesen, was er als Nächstes tun würde. Er hatte Winona genau da gehabt, wo er sie haben wollte. Er war kurz davor gewesen, endlich die Antwort auf viele Fragen zu finden, die ihm schon lange durch den Kopf gingen.Und dann hatte er plötzlich keine Ahnung mehr, was er tat oder wer er war, sondern spürte nur noch ein drängendes Verlangen, eine sexuelle Begierde, wie er sie nie vorher empfunden hatte. Als ihm das warme Wasser über die Hand geströmt war hatte er plötzlich wie aus weiter Ferne Winonas Stimme gehört, diese tiefe raue Stimme, die irgendetwas zu ihm sagte. Und als er hochsah, begegnete er ihrem Blick. Sie starrte ihn an, wie ihn bisher noch nie eine Frau angestarrt hatte, zumindest nicht, wenn sie beide noch voll bekleidet waren. Selbst Frauen, die sich nackt unter ihm gewunden hatten, hatten ihn niemals so angesehen.
Aber Winona Thornbury, zugeknöpft bis oben hin in dieser altmodischen Kittelschürze, die jegliche Formen verbarg, auch wenn das bei Winona nicht ganz einfach war, und mit dem hochgesteckten Haar, das sie wie eine Gouvernante aus dem 19. Jahrhundert aussehen ließ, hatte ihn angestarrt, als wollte sie sich ihm gleich in der Küche hingeben. Ihre Wangen waren gerötet gewesen, ihre vollen Lippen leicht geöffnet, die Pupillen vergrößert, und er hatte gesehen, wie schnell die kleine Ader an ihrem Hals pulsierte.
Und ihm selbst war es nicht viel anders ergangen. Denn als er ihren Blick bemerkte, da war er sofort voll erregt. Und auch das hatte er noch nie in seinem Leben erlebt.
Das ergab doch alles keinen Sinn. Sicher, Winona war hübsch und sexy und heiß und reizvoll und … und … Er schüttelte den Kopf und musste leise über sich selbst lachen. Also noch mal: Ja, sie war eine Frau mit viel Sex-Appeal, aber davon gab es eine ganze Menge in dieser Stadt. Connor war nicht blind für weibliche Reize – welcher Mann war das schon? –, aber irgendetwas hatte Winona an sich, was ihm das Gefühl gab, dumm und hilflos zu sein.
Und das Gefühl der Hilflosigkeit war etwas, was Connor nicht gut ertragen konnte. Auch dumm fühlte er sich ungern. Deshalb sollte er gleich zurückgehen und sehen, dass er wieder die Oberhand bekam. Er würde auf Winona zugehen, als wollte er … na ja, das tun, was das Natürlichste von der Welt war. Aber er musste vorsichtig sein.
Ja, er konnte immer noch nicht begreifen, was da eben mit ihm passiert war. Warum machte allein ihr Anblick ihn schon so scharf, dass er nicht mehr klar denken konnte? Sie sah eben so aus, als … Und in ihrer Gegenwart fühlte er sich so … Und er wollte nichts anderes als …
Zum Teufel, darüber wollte er lieber nicht nachdenken!
Hinzu kam noch, dass er vollkommen vergessen hatte, sich in den Privaträumen seiner Hauptverdächtigen umzusehen. Dabei war es eine einmalige Chance gewesen, auf die er seit Wochen gewartet hatte. Als er sah, wie diese größere Gesellschaft nach oben verschwand, hatte er gleich die Gelegenheit gewittert, unter einem Vorwand später selbst nach oben zu gehen, um die Räume näher zu erkunden. Deshalb hatte er nach dem Essen zwar das Restaurant verlassen, war aber später noch mal wiedergekommen und hatte sich in einer dunklen Ecke verborgen. Er hatte gesehen, wie Winona Thornbury nach oben ging. Nun war die Gelegenheit günstig, sie und auch die Zimmer da oben mal gründlich zu inspizieren.
Enttäuschend war gewesen, dass es sich tatsächlich wohl nur um ganz normale Privaträume handelte, ausgestattet mit Antiquitäten, Nippes und allem, was man so im Allgemeinen unter femininer Einrichtung verstand. Nicht unbedingt sein Fall. Er war ein Kind seiner Zeit, liebte moderne klare Formen, beschränkte seine Einrichtung auf wenige Farben und mochte starke Kontraste. Wahrscheinlich sollte er sich nicht darüber wundern, dass auch Winonas Wohnung ein bisschen so aussah wie ein plüschiges Bordell aus der Zeit um 1900. Wenn es wenigstens ein Bordell gewesen wäre, dann wäre ihm viel Zeit und Ärger erspart geblieben.
Als er sie dann in der Küche aufspürte, war es ihm nicht schwergefallen, so zu tun, als hätte er sich rein zufällig dorthin verirrt. Den Ahnungslosen hatte er auch früher schon mal gespielt, das letzte Mal war gar nicht so lange her, obgleich er diese Rolle nicht mochte. Aber Winona war immerhin darauf hereingefallen. Sie hatte keine Ahnung, wer er war oder warum er hier war. Sie glaubte ihm, dass er sich auf dem Weg zur Herrentoilette verirrt hatte.
Aber dann hatte er es gründlich vermasselt. Anstatt die einmalige Chance zu seinem Vorteil zu nutzen und Winona einmal ordentlich auf den Zahn zu fühlen, hatte er sich schließlich verwirrt davongemacht. Irgendetwas hätte er doch aus ihr herauskriegen müssen, und wenn er sie hätte in die Enge treiben müssen. Ja, vielleicht hätte er sie gegen den Küchentresen pressen, nein, sie darauf setzen sollen, ihre Beine leicht spreizen, um besser unter ihr Nachthemd greifen und ihr über die langen glatten Beine streichen zu können …
Genug, befahl er sich. Wenn er länger darüber nachdachte, würde er noch verrückt werden. Was war bloß in ihrer Küche mit ihm geschehen? Mann, er hatte wohl schon lange keine Frau mehr gehabt. Das war ja eindeutig. Vielleicht sollte er die Rothaarige aus der anderen Abteilung mal anrufen. Wie hieß sie noch? Ach ja, Lynette. Wenn er sich nicht täuschte, hatte die ein ähnliches Tempo drauf wie er und war ebenfalls von der schnellen Truppe.
Allerdings, so sehr viel schneller als eine frühere Prostituierte, die jetzt einen Callgirl-Ring leitete, würde Lynette sicher auch nicht sein. Irgendwie fiel es Connor plötzlich schwer zu glauben, dass Winona Thornbury wirklich mit diesem Gewerbe etwas zu tun hatte. Aber sie musste der Kopf des Callgirl-Rings sein. Es gab keine andere Erklärung. Als gewiefte Geschäftsfrau musste sie doch wissen, was sich unter ihrem Dach abspielte. Ja, natürlich tat sie das. Immerhin hatte sie die Organisation ja selbst aufgebaut.
Sie ist wirklich ein Rätsel, dachte Connor, als er sich hinter das Steuer seines kleinen zweisitzigen Sportwagens fallen ließ, den Zündschlüssel herumdrehte und befriedigt dem sanften Brummen des Motors lauschte. Ein Rätsel, das er nur zu gern lösen wollte. Denn eins war klar: Selbst wenn er die Gelegenheit verpasst hatte, sich in Winonas Wohnung umzusehen, die Frau selber würde er ganz sicher genauer unter die Lupe nehmen.
Er lächelte zuversichtlich, als er losfuhr. Die nächsten Abende würde er sicher häufiger in dem Restaurant essen, vielleicht auch die nächsten Wochen, auf alle Fälle so lange, wie er brauchte, um herauszubekommen, was er wissen wollte. Zum Beispiel alles über den Callgirl-Ring.
Und über Winona Thornbury selbst.
3. KAPITEL
Winona dachte gerade darüber nach, wie angenehm es war, dass an den Montagabenden normalerweise nicht viel los war. Das war eine passende Entschädigung nach den hektischen Wochenenden. Doch dann kam alles ganz anders und das nur, weil einer ihrer Kellner eine an sich harmlose Anfrage an sie weitergab.
Teddy steckte seinen dunklen Kopf durch die Küchentür, gerade als Winona dabei war, ihre berühmte Torte mit weißer Schokolade und Himbeeren aus dem Backofen zu holen. „Winona, der Herr an Tisch 17 möchte, dass Sie sich zu ihm setzen.“
Sie warf ihm einen überraschten Blick zu und stellte die Torte auf der Arbeitplatte ab. „Sind Sie sicher, dass er mich nicht nur sprechen will?“
Teddy schüttelte heftig den Kopf. „Nein, er lässt Sie ausdrücklich bitten, dass Sie ihm beim Essen Gesellschaft leisten.“
„Aber …“ Etwas anderes fiel ihr leider nicht ein. Es war nicht unüblich, dass sie hin und wieder von den Gästen an ihren Tisch gebeten wurde. Meistens hatten sie Fragen zu der Speisekarte oder machten ihr Komplimente. Ein oder zwei Mal hatte sich jemand sehr vorsichtig beschwert, aber das kam glücklicherweise sehr selten vor. Aber noch nie hatte jemand Winona in ihrem eigenen Restaurant zum Essen eingeladen. Das Verhalten des Mannes von Tisch 17 war ziemlich ungewöhnlich.
Und falls der Mann von Tisch 17 wirklich der war, den sie vermutete, dann war seine Bitte auch ziemlich aufregend. Nein, nicht aufregend, korrigierte sie sich gleich selbst, sie war unakzeptabel. Nie würde sie mit ihm zusammen essen – oder irgendetwas anderes tun.
„Er wirkt ziemlich hartnäckig“, fügte Teddy hinzu, als Winona immer noch schwieg, „höflich, aber sehr bestimmt.“
Oh ja, das konnte sie sich nur zu gut vorstellen. Nach dem, was sie Freitagnacht mit ihm erlebt hatte, wusste sie, wie einschüchternd er sein konnte. Unter anderem.
„Gut“, sagte sie leise. Was sollte sie tun? Wenn sie nicht hinausging und mit Mr. Montgomery wenigstens ein paar Worte wechselte, würde er vielleicht in die Küche kommen. Und sie wollte auf keinen Fall, dass ihr Personal die Spannung zwischen ihnen beiden mitbekam. Es war beunruhigend genug, dass sie selbst es so intensiv empfand.
Beunruhigend? Das war wohl etwas untertrieben. Die letzten drei Nächte hatte sie kaum schlafen können, und das nur wegen Mr. Connor Montgomery. Denn sowie sie das Licht ausknipste und sich in ihr Bett kuschelte, musste sie an ihn denken. An die betörende Hitze, die von seinem Körper ausging, an seine tiefe volle Stimme, daran, wie fantastisch er aussah und wie gut er duftete. Und sofort spürte sie wieder dieses körperliche Verlangen, das sie an dem Abend erfasst hatte.
Und wenn sie dann schließlich einschlief, wurde es nur noch schlimmer. Denn dann tauchte er auch in ihren Träumen auf, und sie konnte nichts dagegen tun, dass im Traum alles weiter ging, als sie es im wirklichen Leben jemals zugelassen hätte. In ihren Träumen war Connor Montgomery unnachgiebig. Er beugte sich zu ihr, presste den Mund auf ihre Lippen und strich mit den Händen über ihren nackten Körper. In ihren Träumen sagte und tat er Dinge, die noch nie ein Mann zu ihr gesagt oder mit ihr gemacht hatte. Und in diesen Träumen wollte Winona immer mehr.
Glücklicherweise war sie morgens stets wieder in der Lage gewesen, die Vernunft einzuschalten. Sie war nicht die lüsterne Person, als die sie in ihren Träumen auftauchte. Sie war eine zurückhaltende ordentliche Frau, in deren Leben Männer wie Connor Montgomery keinen Platz hatten. Sie war schon einmal auf so einen Mann hereingefallen, vollkommen ahnungslos, an was für einen Typen sie da geraten war, und hatte später noch lange darunter gelitten. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen. Sie würde nur so viel mit Connor Montgomery zu tun haben, wie die Höflichkeit es erforderte.
„Sagen Sie ihm, ich komme gleich.“
Teddy nickte und verschwand wieder im Restaurant.
Winona strich sich schnell übers Haar und steckte ein paar lose Strähnen in ihrem Nackenknoten fest. Dann band sie die Schürze ab, die sie über dem wadenlangen roten Kleid trug. Das Kleid hatte schwarze Samtärmel und einen Samtkragen und wurde mit vielen kleinen Knöpfen geschlossen. Sie holte tief Luft. Nur keine Panik!
Schließlich musste sie nicht mit Mr. Montgomery zu Abend essen, wenn sie nicht wollte. Sie würde ihm einfach sagen, dass sie viel zu tun hatte, auch wenn er sehen konnte, dass das Restaurant heute nahezu leer war. Aber er würde es akzeptieren müssen.
So einfach war das.
Unglücklicherweise wurde Winona wieder nervös, als sie den Speisesaal betrat und Mr. Montgomery an Tisch 17 sitzen sah. Denn er erblickte sie sofort und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Sie wusste, dass es alles andere als einfach werden würde, ihm seine Bitte abzuschlagen. Sie konnte schon froh sein, wenn ihr überhaupt noch etwas Passendes einfiel und sie einen vernünftigen Satz hervorbrächte.
„Mr. Montgomery“, begann sie so heiter, wie sie konnte, und strahlte ihn an, „wie schön, dass Sie meinem Restaurant so schnell wieder die Ehre geben. Wir müssen Sie ja das letzte Mal sehr beeindruckt haben.“
Er grinste sie an, und zu spät fiel ihr ein, wie doppeldeutig ihre Bemerkung klang. Denn wenn er nur noch einen Schritt näher getreten wäre an diesem Freitagabend, dann wäre er derjenige gewesen, der einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hätte.
„Ich meine, ich …“, versuchte sie zu retten, was zu retten war, aber er unterbrach sie schnell.
„Bitte, Miss Thornbury“, sagte er leise und hob abwehrend die Hand, als wollte er ihre Erklärung gar nicht erst hören. Dann wies er auf den Stuhl, der ihm gegenüber stand. „Kommen Sie. Essen Sie mit mir.“
Statt sich zu setzen, umfasste Winona fest die Stuhllehne. „Vielen Dank für die Einladung“, sagte sie und konnte sich eine gewisse Ironie nicht verkneifen, denn das war ein Befehl und keine Einladung gewesen. „Aber ich esse nie mit meinen Gästen. Ich habe viel zu viel zu tun.“
„Keine Ausnahme?“, fragte er.
„Ich fürchte, nein.“
„Nicht nur dieses einzige Mal?“
„Nein, danke.“
„Auch nicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich immer daran denken muss, was Freitagabend passiert ist?“
„Mr. Montgomery …“
„Bitte sagen Sie Connor zu mir.“
„Mr. Montgomery“, wiederholte sie mit Nachdruck, „ich fürchte, das, was Freitagabend passiert ist …“
„Was genau ist denn passiert?“, unterbrach er sie schnell. „Haben Sie es herausgefunden? Ich habe das ganze Wochenende darüber nachdenken müssen und habe noch nicht den blassesten Schimmer.“
Oh, dachte sie nur, er hat es auch empfunden. „Ich weiß nicht recht, was Sie meinen“, erwiderte sie ausweichend.
„Ich glaube, Sie wissen genau, was ich meine.“
„Ich …“ Sie hielt inne. Das war doch alles Unsinn. Er fing an, sich wie ein Teenager zu benehmen. Nun, sie wollte bei diesem Spielchen nicht mitmachen. So sah sie ihm direkt in die Augen. „Nochmals vielen Dank für die Einladung, Mr. Montgomery. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Ich hoffe, das Essen findet Ihre Zustimmung.“ Damit drehte sie sich schnell um und entfernte sich. So, das war ja noch mal gut gegangen, sie hatte die Situation ganz gut gemeistert.
Doch nach wenigen Schritten war er schon hinter ihr, fasste sie beim Oberarm und zwang sie, sich wieder umzudrehen. „Winona, bitte, warten Sie“, stieß er leise hervor.
Der sanfte Tonfall, in dem er ihren Vornamen aussprach, überraschte sie und nahm ihr allen Wind aus den Segeln. Sie verlor beinahe das Gleichgewicht, als er sie zu sich umdrehte, und er ergriff sie am anderen Arm und hielt sie fest. Nun stand sie vor ihm und war wieder dem Blick seiner klaren blauen Augen ausgeliefert. „Winona.“ Er hatte sich zu ihr heruntergebeugt und sah sie eindringlich an. Ihr wurde ganz anders. War das Verlangen? Leidenschaft? Es überlief sie heiß, als er ihren Namen aussprach, und sie war sich ganz stark seiner warmen Hände auf ihren Armen bewusst.
„Bitte, warten Sie“, wiederholte er leise, „ich möchte mich entschuldigen. Ich wusste wohl nicht richtig, was ich sagte.“
„Ja.“ Sie nickte. „Das stimmt.“
„Es tut mir leid, wenn ich Sie irgendwie beleidigt haben sollte, und ich verspreche, dass das nicht wieder vorkommen wird, wenn Sie mit mir essen.“
„Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, Mr. Montgomery …“
„Connor.“
„Mr. Montgomery, ich esse mit meinen Gästen hier nie zu Abend, und ich lasse mich dazu auch nicht zwingen.“
Er schwieg und blickte sie nur unentwegt an. Dann seufzte er leise. „Ich musste wirklich immer an Freitagabend denken. Sie kann man nicht so leicht vergessen, Winona.“
Wie er ihren Namen aussprach … Wieder prickelte ihr die Haut wie unter einer Liebkosung. Und wieder stand ihr der vergangene Freitagabend lebhaft vor Augen. Winona schloss kurz die Augen in der Hoffnung, diese Bilder unterdrücken zu können. Aber als sie sie wieder öffnete und Connor Montgomerys Gesicht so dicht vor sich sah, war alles wieder da – seine männliche Ausstrahlung, sein Duft …
„Gut“, sagte sie schließlich, „ich werde eine einzige Ausnahme machen.“
Was hatte sie da eben gesagt? Sie konnte es nicht glauben. Sie setzte sich doch nie zu ihren Gästen, um mit ihnen zu essen. Das war einfach nicht professionell. Und ausgerechnet sie, für die all das so wichtig war, hatte gegen diese Regeln verstoßen, und zwar nur wegen …
Ja, weswegen eigentlich? Was erhoffte sie sich von einem Essen mit Connor Montgomery?
Als er sie wieder anlächelte, ahnte sie, was dahinter stand. Denn sie empfand Wärme und Freude, auch wenn sie versuchte, diese Gefühle sofort wieder zurückzudrängen. Hier ging es nicht um sie persönlich, sondern sie tat das nur, weil … weil …
Na, eben deswegen. Das war Grund genug.
Nach dieser lahmen Begründung ließ sich Winona wieder zu Tisch 17 zurückführen, einen Tisch, an dem man besonders ungestört war, wie ihr jetzt wieder einfiel. Auf einer Seite stand eine große Palme, gegenüber war der Kamin, und die dritte Seite war durch einen Raumteiler vor den Blicken der anderen Gäste geschützt. Der Tisch war also nur von einer Seite her einzusehen. Romantischer konnte man in einem öffentlichen Lokal kaum sitzen.
Zu ihrer Überraschung zog der sonst so dem Zeitgeist verhaftete Mr. Montgomery einen Stuhl für sie heran und wartete höflich, bis sie sich gesetzt hatte. Dann ließ er sich ihr gegenüber nieder und griff nach einer geöffneten Flasche Rotwein. Winona legte schnell die Hand auf das Glas, das vor ihr stand, aber Connor Montgomery schob ihre Hand ungerührt fort und schenkte ihr trotz des stummen Protestes ein.
Er selbst goss sich auch nach, hob das Glas, lehnte sich zurück und betrachtete sein Gegenüber interessiert. „So, worüber wollen wir uns nun unterhalten?“
Winona spielte mit ihrem Weinglas, trank aber nicht. „Keine Ahnung, Mr. Montgomery. Sie wollten doch unbedingt mit mir sprechen. Ich ging davon aus, dass Ihnen ein bestimmtes Thema am Herzen liegt.“
„So ist es auch“, erwiderte er lächelnd. „Aber Sie wollten sich mit mir ja nicht darüber unterhalten, sondern sind weggelaufen, als ich damit anfing.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich bin nicht weggelaufen.“
„Nein?“
Sie richtete sich gerade auf. „Natürlich nicht!“
„Na gut, wenn Sie meinen.“ Sein Lächeln machte deutlich, dass er vollkommen anderer Meinung war.
„Allerdings meine ich das.“
Er nahm einen Schluck Wein. „Sie stammen nicht hier aus der Gegend, oder?“, fragte er dann.
Themenwechsel. Sie sah ihn überrascht an. „Ich bin vor zwanzig Jahren nach Bloomington gekommen, um hier aufs College zu gehen.“
„Was?“ Er starrte sie verblüfft an. „Vor zwanzig Jahren haben Sie mit dem College angefangen? Sie sind schon so … ich meine …“
„Ja, Mr. Montgomery, ich bin schon so alt.“
„Das wollte ich nicht …“
„Nein?“ Es machte ihr großes Vergnügen, dass sie ihn aus der Fassung brachte.
„Nein, wirklich nicht. Es ist nur, ich meine … Sie sehen gar nicht so …“
Winona konnte es kaum glauben. Der selbstsichere Mr. Montgomery war sprachlos und fühlte sich ausgesprochen unwohl in seiner Haut! Das hätte sie nun wirklich nicht gedacht. „Danke“, sagte sie dann und lächelte zuvorkommend, „das kann schon sein.“
Er blickte sie noch immer verwirrt an, dann hatte er sich wieder gefangen. „Also, woher kommen Sie denn nun ursprünglich?“
„Ich bin in Indianapolis zusammen mit meiner Schwester Miriam aufgewachsen, bei einer jungfräulichen Tante.“
Mr. Montgomery kniff die Augen leicht zusammen und musterte sie erstaunt. „Bei einer jungfräulichen Tante?“, wiederholte er verblüfft.
„Ja. Haben Sie etwas dagegen?“
Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, nein, ich habe nur den Ausdruck ‚jungfräulich‘ im Zusammenhang mit einer Tante schon ewig nicht mehr gehört. Jeder neue Tag ist eben für Überraschungen gut.“
Ja, leider, dachte Winona. Sie war an den neuen Tagen gar nicht so interessiert. Im Gegenteil, sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen und in einem Jahrhundert leben, wo alles noch so viel einfacher gewesen war. Vor allen Dingen zwischen Männern und Frauen. Man hatte bestimmte Rollen zu übernehmen, bestimmte Erwartungen zu erfüllen und sich mit gewissen Begrenzungen der persönlichen Freiheit abzufinden. In der heutigen Zeit waren Liebesbeziehungen ausgesprochen kompliziert.
Sicher, wenn sie damals gelebt hätte, hätte sie bestimmt nie ihr eigenes Restaurant führen dürfen und hätte nie die Freiheit gehabt, zu kommen und zu gehen, wann sie wollte. Sie hä