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Bestsellerautorin Lynne Graham - griechische Leidenschaft (eBundle)
Über diesen Roman:
Ophelia kann ihr Glück kaum fassen. Einer der reichsten Männer der Welt, der sexy Frauenschwarm Lysander Metaxis, will tatsächlich sie heiraten eine einfache junge Frau, die nichts besitzt außer einem verfallenen Anwesen und einem Berg voll Schulden. Doch schnell muss sie erkennen: Lysander scheint keine Liebe für sie zu empfinden, er will nur Rache. Ophelia stürzt in ein Wechselbad der Gefühle: hin- und hergerissen zwischen verletztem Stolz und heißer Leidenschaft, die Lysander gegen ihren Willen immer wieder von Neuem in ihr entfacht
Über diesen Roman:
Der griechische Reeder Atreus Dionides liebt seine Freiheit. Das hat er Lindy klargemacht. Doch braucht die bezaubernde junge Künstlerin überhaupt einen Trauschein, um an der Seite dieses faszinierenden Mannes glücklich zu sein? Als Atreus sie auf seinen Landsitz einlädt und heiß verführt, fühlt Lindy sich wie im siebten Himmel. Bis er ihr plötzlich erklärt: Er wird doch heiraten nur nicht sie! Er sucht sich seine Braut unter den oberen Zehntausend der Society aus! Lindy ist schockiert. Und muss zudem entdecken, dass sie Atreus Kind unter dem Herzen trägt
...
Über diesen Roman:
Tief getroffen in seinem männlichen Stolz, schwört Aristandros: Eines Tages wird Ella dafür büßen, dass sie ihn verlassen hat! Jetzt ist dieser Moment da. Was er von ihr verlangt: Sie muss zu ihm nach Griechenland ziehen, sonst wird sie ihre kleine Nichte nie wiedersehen! Und vor allem muss Ella seine Geliebte werden, Nacht für Nacht. Er wird dafür sorgen, dass sie vor Sehnsucht brennt
und wenn er dann genug von ihr hat, wird er sie verlassen, Zu spät erkennt Aristandros: Er hat seinen heißkalten Racheplan ohne sein verräterisches Herz gemacht hat!
Über diesen Roman:
Einen traumhaften Blick auf die malerische Kulisse Roms bietet die prächtige Villa ihres Exmanns Alexandros Christakis. Katie ist beeindruckt. Doch noch mehr fasziniert der griechische Multimillionär sie mit seinen liebenswerten Überraschungen: ein Picknick unter Italiens blauem Himmel, ein romantisches Dinner am Kamin und die zärtlichste Verführung im Himmelbett, die Katie je von ihm erlebt hat. Erwidert Alexandros endlich ihre Liebe? Katie befürchtet, dass er sie nur aus einem Grund umwirbt: Er will ihre gemeinsamen süßen Zwillinge ...
Erscheinungstag: | Mi, 23.09.2015 |
Bandnummer: | |
Seitenanzahl: | 576 |
ISBN: | 9783733772956 |
E-Book Format: | ePub oder .mobi |
Dieses E-Book kann auf allen ePub- und .mobi -fähigen Geräten gelesen werden, z.B.
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Die gute Tochter
"Lauf!", fleht ihre große Schwester Samantha. Mit vorgehaltener Waffe treiben zwei maskierte Männer Charlotte und sie an den Waldrand. "Lauf weg!" Und Charlie läuft. An diesem Tag. Und danach ihr ganzes Leben. Sie ist getrieben von den Erinnerungen an jene grauenvolle Attacke in ihrer Kindheit. Die blutigen Knochen ihrer erschossenen Mutter. Die Todesangst ihrer Schwester. Das Keuchen ihres Verfolgers.
Als Töchter eines berüchtigten Anwalts waren sie stets die Verstoßenen, die Gehetzten. 28 Jahre später ist Charlie selbst erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin einer weiteren brutalen Bluttat wird, holt ihre Geschichte sie ganz ungeahnt ein.
"Die gute Tochter" ist ein Meisterwerk psychologischer Spannung. Nie ist es Karin Slaughter besser gelungen, ihren Figuren bis tief in die Seele zu schauen und jede Einzelne mit Schuld und Leid gleichermaßen zu belegen.
"Die dunkle Vergangenheit ist stets gegenwärtig in diesem äußerst schaurigen Thriller. Mit Feingefühl und Geschick fesselt Karin Slaughter ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite."
Camilla Läckberg
"Eine großartige Autorin auf dem Zenit ihres Schaffens. Karin Slaughter zeigt auf nervenzerfetzende, atemberaubende und fesselnde Weise, was sie kann."
Peter James
"Karin Slaughter ist die gefeiertste Autorin von Spannungsunterhaltung. Aber Die gute Tochter ist ihr ambitioniertester, ihr emotionalster - ihr bester Roman. Zumindest bis heute."
James Patterson
"Es ist einfach das beste Buch, das man dieses Jahr lesen kann. Ehrlich, kraftvoll und wahnsinnig packend - und trotzdem mit einer Sanftheit und Empathie verfasst, die einem das Herz bricht."
Kathryn Stockett
„Die Brutalität wird durch ihre plastische Darstellung körperlich spürbar, das Leiden überträgt sich auf den Leser.“
(Hamburger Abendblatt)
„Aber es sind nicht nur die sichtbaren Vorgänge und Handlungen von guten oder schlechten Individuen, die die (…) Autorin penibel genau beschreibt. Es sind vor allem die inneren, die seelischen Abläufe, die überzeugen.“
(SHZ)
„Das alles schildert Slaughter mit unglaublicher Wucht und einem Einfühlungsvermögen, das jedem Psychotherapeuten zu wünschen wäre.“
(SVZ)
„Die aktuelle Geschichte um die Quinns ist eine Südstaaten-Saga der besonderen Art, von der ihr nicht weniger erfolgreiche Kollege James Patterson sagt, sie sei ‚ihr ambitioniertester, ihr emotionalster, ihr bester Roman. Zumindest bis heute‘.“
(Focus Online)
„Die Autorin hat hier ein ausgezeichnetes Buch vorgelegt, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.“
(Krimi-Couch.de)
„Es gibt Bücher, bei denen man das Atmen vergisst. Die Romane der amerikanischen Schriftstellerin gehören dazu. So auch dieser Pageturner. (…) Karin Slaughter versteht es meisterhaft, glaubwürdige Charaktere zu erschaffen und ihre Leser fortwährend zu überraschen.“
(Lebensart)
„Atmosphärisch dichter Thriller über die sozialen Gespinste einer Kleinstadt, psychologisch sehr stimmig, mit vielen Schichten und Überraschungen.“
(Bayrischer Rundfunk)
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1. KAPITEL
Zwei weitere Direktoren von Dionides Shipping warfen Fragen auf, die längst entschieden worden waren. Gelangweilt ließ Atreus den Blick schweifen und betrachtete die Art-déco-Bronzestatue auf der anderen Seite des Konferenzsaals, die eine rassige spanische Tänzerin darstellte. Ihr Kleid war tief dekolletiert und mit üppigen Rüschen besetzt.
Schon seit Atreus das Familienunternehmen übernommen hatte, faszinierte ihn die sinnliche Figur, die so gar nicht zur traditionellen Lebensart seines Großvaters passte.
„Sie erinnert mich an meine erste Liebe“, hatte der Alte ihm gestanden und versonnen in die Ferne geblickt. „Doch sie hat einen anderen geheiratet.“
Beim besten Willen konnte Atreus sich nicht vorstellen, dass ihm eine solche Enttäuschung jemals passieren würde. Die Damen, denen er begegnete, waren letztlich auf sein Geld aus, und er empfand es als Herausforderung, sie abzuschütteln. Schon als Teenager waren ihm geldgierige Schönheiten reihenweise nachgelaufen und vor nichts zurückgeschreckt, um an ihn und sein Vermögen heranzukommen.
Mit seinem dunklen Haar, den dunklen Augen und seiner bemerkenswerten Größe war Atreus seit jeher eine Zielscheibe weiblicher Nachstellungskünste. Nachdem er zweimal ins Kreuzfeuer raffiniert eingefädelter Vaterschaftsklagen geraten war, hatte er beschlossen, nur eine Frau zu heiraten, die selbst gesellschaftliches Ansehen und entsprechendes Vermögen mit in die Ehe brachte.
Sein verstorbener Vater Achilles war ihm ein abschreckendes Beispiel gewesen. Bis zum vierzigsten Lebensjahr hatte er ein fast biederes Leben geführt, dann hatte er aus heiterem Himmel den Verstand verloren, seine Frau verlassen und war mit einem temperamentvollen Malermodell durchgebrannt. Sie bekamen einen Sohn, Atreus. Seitdem hatte das wilde, ausschweifende Leben beider Elternteile Atreus’ Jugendjahre geprägt. Er war fast ausschließlich von seinem strengen Onkel väterlicherseits und dessen Frau aufgezogen worden und hatte jeder Versuchung widerstanden, auch einmal etwas Verrücktes zu wagen. Keinesfalls wollte er die Fehler seines Vaters wiederholen.
Dennoch war die Art-déco-Statue für Atreus in letzter Zeit auf seltsame Weise bedeutsam geworden. Sie erinnerte ihn an eine Episode, die sich vor einigen Wochen auf seinem Landsitz abgespielt hatte. An einem schwülheißen Sommernachmittag war er durch den Wald gestreift und unvermittelt auf eine kurvenreiche Brünette gestoßen, die sich splitternackt im Fluss vergnügt hatte. Es hatte ihn geärgert, dass sie sich auf seinen Privatbesitz gewagt hatte. Schließlich hatte er ein Vermögen für seine weitläufigen Ländereien bezahlt und beschäftigte eine ansehnliche Zahl von Aufsehern, die sein Eigentum vor Eindringlingen und Kameralinsen schützen sollten.
Verrückt, aber seit dieser Begegnung am Fluss hatte der verführerische Anblick der Brünetten mit den unerhört weiblichen Kurven ihn Tag und Nacht verfolgt. Dabei konnte diese Frau es eigentlich in nichts mit den weltgewandten gertenschlanken Blondinen aufnehmen, die ihn sonst interessierten …
Genau genommen war die nackte Venus gar nicht sein Typ, musste Atreus sich verwirrt eingestehen. Soweit er von seinem Gutsverwalter gehört hatte, war Lindy Ryman eine streitlustige Tierschützerin, die sich mit dem Verkauf von Keramikarbeiten und Kerzen gerade so über Wasser hielt. Sie bewohnte ein winziges Torhaus am Rande seines Anwesens, ging regelmäßig zur Kirche und war ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Und normalerweise versteckte sie ihre aufregenden Kurven unter langweiligen langen Röcken und warmen Wollsachen.
Bei der Begegnung im Wald hatte Atreus sie scharf zur Rede gestellt, weil er anfangs überzeugt gewesen war, sie habe dieses Zusammentreffen geschickt inszeniert wie schon so viele Damen. Nachdem ihm jedoch schließlich klar geworden war, dass sie keine gerissene Verführerin war, hatte er ihr Blumen mit einem Entschuldigungskärtchen geschickt. Doch Lindy Ryman hatte sein Friedensangebot ignoriert und nicht angerufen, obwohl er auf der Karte ausdrücklich seine Telefonnummer angegeben hatte. Ihre Sturheit reizte und amüsierte ihn.
Seine Stimmung verfinsterte sich, als ihm bewusst wurde, wie lange er sich nun schon mit dieser Frau beschäftigte. Sollte er ihr Geld anbieten, damit sie den Wohnsitz auf seinem Land aufgab? Aus den Augen, aus dem Sinn, das wäre sicher die beste Kur für dieses seltsame Virus, das ihn befallen hatte. Er war zu intelligent und vernünftig, um den Reizen dieser Frau zu erliegen, die überhaupt nicht in seine Kreise passte.
„Du hast dich von Sarah getrennt?“, wiederholte Lindy fassungslos und wandte sich Ben direkt zu.
„Sie fing an, unsere Beziehung zu ernst zu nehmen. Warum müssen Frauen alles verderben?“ Seine schmerzliche Miene verriet, wie anstrengend es war, ständig von liebestollen Damen gequält zu werden.
Sieh in den Spiegel, hätte Lindy ihm am liebsten vorgehalten. Auch sie war dem Charme des unwiderstehlichen Ben mit dem stets zerzausten blonden Haar, den hellgrünen Augen und der durchtrainierten Figur einst erlegen. An der Universität hatten sie sich kennengelernt, und er hatte sie kurzerhand als Freundin in seinen Kreis eingeschleust, als er merkte, dass sie ungebunden war. Zu jener Zeit war sie schüchtern und gehemmt gewesen und hatte sich gewünscht, zierlich, geistreich und spritzig zu sein, statt scheu und vernünftig.
Doch das lag lange zurück. Inzwischen war Lindy längst über Ben hinweg und hatte sich daran gewöhnt zuzusehen, wie er die Herzen der Schönen reihenweise brach. Er suchte ganz offensichtlich keine Bindung, wollte einfach nur Spaß haben. Als Börsenhändler in der Londoner City hatte er Karriere gemacht und sich die typischen weltlichen Beweise seines Erfolgs zugelegt – einen flotten Sportflitzer, teure Designeranzüge und die Mitgliedskarte im richtigen Fitnesscenter. Aber der gute Ben schien mit dem Erreichten nie so ganz zufrieden zu sein.
„Wenn deine Gefühle für sie nicht mehr ehrlich sind, ist es tatsächlich besser, Schluss zu machen“, riet Lindy ihm ruhig. Gleichzeitig aber fühlte sie mit Sarah, die wirklich nett zu sein schien und jetzt sicher ebenso litt wie sie damals. Zum Glück hatte sie wenigstens nie mit Ben geschlafen.
„Du bist eine klasse Köchin.“ Ben seufzte und biss erneut genüsslich in ihren Karottenkuchen.
Lindy presste die Lippen zusammen. Schon lange war ihr klar, dass ihre Koch- und Backkünste sie in den Augen der Männer nicht attraktiver machten. Ihr eigentliches Problem war, dass sie von allem etwas zu viel hatte. Seit sie in der Schule mit einer Fruchtbarkeitsgöttin verglichen und entsprechend geneckt und gehänselt worden war, hatte sie ihren vollen Busen und die üppig gerundeten Hüften gehasst. Diäten und Gymnastik hatten da wenig geholfen, und obwohl sie nirgends ein Gramm zu viel aufzuweisen hatte, schämte sie sich manchmal ihres gesunden Appetits. Ben ging unweigerlich mit superschlanken Modeltypen aus, die Lindy das Gefühl gaben, mollig und alles andere als grazil zu sein.
Nachdem ihre Mutter schwer krank geworden war, hatte Lindy ihr Jurastudium aufgeben müssen. Als Einzelkind mittelloser Eltern hatte sie ihre Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Nachdem Lindy sich danach endlich wieder erholt hatte und an die Universität zurückkehren wollte, hatte ein Drüsenfieber sie niedergeworfen. Mittlerweile waren zwei Jahre vergangen, und der richtige Zeitpunkt, an die Universität zurückzukehren, schien endgültig verstrichen. Daraufhin hatte Lindy eine Bürostelle angenommen, um endlich Geld zu verdienen.
Zu jener Zeit hatte sie sich in London mit ihren Freundinnen Elinor und Alissa ein Apartment geteilt, doch nachdem beide ins Ausland geheiratet und eigene Familien hatten, waren sie nur noch selten zusammengekommen. Bei einem Besuch bei Elinor und ihrem Mann Jasim im vergangenen Sommer hatte Lindy die Freuden des Landlebens kennengelernt. Und dann hatte sie The Lodge entdeckt, ein kleines Torhaus an der Einfahrt eines weitläufigen Herrensitzes. Erfreut hatte sie festgestellt, dass sie sich die Miete leisten konnte, und kurzentschlossen gewagt, sich vom hektischen Stadttrubel zu verabschieden und sich selbstständig zu machen.
Seitdem verdiente Lindy ihren Lebensunterhalt mit Arbeiten, die ihr wirklich Spaß machten. Sie züchtete Lavendel und Rosen, stellte daraus wunderbar duftende Potpourris her und bot sie zusammen mit handgemachten Kerzen in einem Internet-Versandhandel an. Wenn das Geld auf ihrem Bankkonto zu dürftig wurde, nahm sie Halbtagsarbeiten an. Den größten Teil ihrer Freizeit widmete sie dem Tierheim der Gemeinde, aus dem sie bereits zwei Hunde bei sich aufgenommen hatte, Samson und Sausage. Ihre Freunde mochten sie warnen, sie vergeude ihre Jugend, doch Lindy war zufrieden mit ihrem Leben, dem ländlichen Zuhause und ihrem bescheidenen Einkommen.
Aber natürlich gab es in jedem Paradies auch eine Schlange, musste Lindy sich eingestehen. In ihrem Fall war es Atreus Dionides, der sagenhaft reiche neue Eigentümer von Chantry House, dem prächtigen Herrensitz inmitten weitläufiger Ländereien, dessen Torhaus sie gemietet hatte. Seinetwegen konnte Lindy jetzt nicht mehr frei und unbeschwert durch die schier endlosen Wälder und Felder streifen, die ihr Häuschen umgaben. Schlimmer noch, die einzige unvergesslich demütigende Begegnung mit dem unfreundlichen Mann hatte sie so sehr erschüttert, dass sie ernsthaft erwog wegzuziehen.
„Bist du wirklich sicher, dass es dir nichts ausmacht, Pip zu hüten?“, vergewisserte sich Ben noch einmal, der bereits auf dem Weg zur Haustür war.
„Hier hat er es gut“, erwiderte Lindy ausweichend, um nicht zugeben zu müssen, dass sie Pip nur ungern in ihrem Haus aufnahm.
Der Chihuahua gehörte Bens Mutter. Sie erwartete von ihrem Sohn, dass er sich um ihren verzogenen Liebling kümmerte, während sie im Urlaub war. Leider war der Winzling recht bissig und hätte eigentlich einen Maulkorb tragen müssen. So jedoch knurrte, schnappte, keifte und bellte der kleine Kerl ständig und stellte Lindys Hundeliebe auf eine harte Probe.
Sicherheitshalber begleitete sie Ben zum Wagen. „Du hättest deinen Flitzer nicht auf der Auffahrt abstellen dürfen, ich habe hier keine Parkerlaubnis. Der Gutsverwalter hat mich extra angewiesen, darauf zu achten, dass meine Besucher außerhalb des Tores parken“, erinnerte Lindy ihn unbehaglich.
„Der neue Eigentümer macht dir das Leben wirklich schwer. Das grenzt ja schon an Schikane, Lindy.“ Ben setzte sich ans Lenkrad seines Sportwagens und ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter, um weiter mit ihr sprechen zu können.
Unwillkürlich verkrampfte sie sich und stand stocksteif da, weil genau in diesem Augenblick eine schwere dunkle Limousine durch die hohen schwarzen Tore glitt. Blitzschnell duckte Lindy sich hinter die Beifahrertür, sodass Bens Wagen sie verdeckte.
„Was hast du?“, fragte Ben befremdet.
„Fahr erst los, wenn die Limousine vorbei ist!“, forderte sie gedämpft. Ihr schoss das Blut ins Gesicht, die peinliche Situation erinnerte sie schmerzlich an die demütigende Episode am Fluss.
Langsam glitt die Limousine die Auffahrt entlang und verschwand hinter einer Ecke. Erleichtert richtete Lindy sich wieder auf. Das glänzende braune Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern, und ihre leuchtend blauen Augen wirkten beunruhigt.
„Was sollte das?“, fragte Ben verständnislos.
„Ach nichts.“ Lindy zuckte die Schultern und verzichtete auf nähere Erklärungen. „Bis nächsten Freitag dann, wenn du Pip abholen kommst.“ So schnell sie konnte, flüchtete sie ins Haus, wo der Chihuahua den armen Sausage drohend anknurrte, der sich hinter einen Sessel geflüchtet hatte.
Sechs Wochen waren vergangen, seit Lindy zum ersten Mal auf Atreus Dionides getroffen war. Doch selbst jetzt noch brach ihr der kalte Schweiß aus, wenn sie daran dachte, dass der griechische Industrielle sie splitternackt beim Baden im Fluss überrascht hatte. So hatte noch kein Mann sie gesehen, sie schämte sich und kam darüber nicht hinweg. Hätte sie auch nur geahnt, dass jemand sie entdecken könnte, hätte sie sich nicht einmal einen Strumpf ausgezogen. Selbst im Badeanzug fühlte sie sich unwohl, und bis zu jenem Tag hatte sie noch nie nackt gebadet. Das würde sie auch garantiert nie wieder tun, solange sie lebte!
Wann immer sie an den verhängnisvollen Nachmittag dachte, wand sie sich innerlich und verwünschte ihre Sorglosigkeit. Es war der heißeste Tag des Jahres gewesen, und sie hatte den ganzen Vormittag über im Tierheim geholfen, ein gespendetes Fuder Heu abzuladen. Als sie mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, brannte die Sonne erbarmungslos, die winzigen Strohhalme pieksten auf ihrer Haut. Sehnsüchtig hatte sie an den Fluss gedacht, der sich an einer Stelle zwischen ausgewaschenen Felsen zu einem natürlichen kleinen See staute. Im Jahr zuvor war sie dort öfter geschwommen.
Doch damals hatte das herrschaftliche Anwesen noch leergestanden. Zu der Zeit hatte es einem alten Mann gehört, der meist im Ausland lebte und seinen Mietern keinerlei Vorschriften machte. Atreus Dionides dagegen umgab sich mit modernsten Sicherheitssystemen und pochte auf seine Rechte. Die Gutsverwaltung hatte keine Zeit verloren, einen entsprechenden Rundbrief zu verschicken, in dem die neuen Besitzverhältnisse bis ins Kleinste dargelegt waren, besonders die Forderung des neuen Eigentümers, auf seinen weitläufigen Ländereien von nichts und niemandem gestört oder belästigt zu werden.
An jenem heißen Sommertag vor sechs Wochen hatte Lindy eigentlich nur fünf Minuten die nackten Füße kühlen wollen, an einer ruhigen, einsamen Stelle des Flusses, wo Bäume und dichtes Buschwerk Blickschutz boten. Als das kühle Wasser ihre Füße perlend umspielte, war sie der Versuchung erlegen und hatte sich ohne weiter nachzudenken nackt ausgezogen, ihre Sachen am Ufer auf einem Haufen hinterlassen und war wohlig seufzend in die herrlich erfrischenden Fluten eingetaucht. Selbst jetzt noch erschauerte Lindy beim Gedanken an die Szene, die dann folgte.
„Was tun Sie hier?“, ließ eine herrische Männerstimme Lindy zusammenfahren, die in dem ruhigen Wasser träumerisch dahintrieb.
Sie wirbelte herum und entdeckte den Mann am Ufer. Blitzschnell tauchte sie tief ins Wasser ein, um ihre Brüste zu bedecken. Im eleganten schwarzen Anzug, weißen Hemd und Seidenkrawatte hob Atreus sich seltsam unwirklich gegen die bewaldete Umgebung ab. Aber natürlich wusste Lindy sofort, wer er war. Sie hatte sein Foto im Lokalblatt neben einem begeistert geschriebenen Artikel über den neuen Eigentümer von Chantry House gesehen. Atreus Dionides sah fabelhaft aus, doch er wirkte kalt und grimmig, hatte sie gedacht, während sie das Bild betrachtet hatte. Als er jetzt vor ihr stand, war er die Verkörperung klassischer männlicher Schönheit. Ein Mann, der Frauen schwach machte, gestand Lindy sich ein.
„Sie befinden sich hier auf Privatbesitz.“
Im ersten Schreck hatte Lindy ihre Brüste blitzschnell mit den Armen bedeckt, denn sie befürchtete, das kristallklare Wasser werde nicht viel verbergen. „Ich … Tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen. Wenn Sie jetzt gehen würden, könnte ich mich anziehen.“
„Ich gehe nirgendwohin“, erwiderte Atreus ungerührt. „Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Sie hier machen.“
„Heute ist es so schrecklich heiß, da wollte ich kurz hier schwimmen, um mich abzukühlen“, versuchte Lindy unbehaglich, sich zu rechtfertigen. Warum fragte er überhaupt? Er konnte doch sehen, was sie hier tat.
„Sie haben doch nur darauf gewartet, dass ich vorbeikomme“, stellte der griechische Industrielle verächtlich fest. „Aber Sie vergeuden nur Ihre Zeit. Verschwinden Sie, ich will keine ungebetenen Gäste auf meinem Grundstück haben.“
Erst jetzt ging Lindy auf, dass er sie verdächtigte, ihn bewusst in dieser verfänglichen Situation abgepasst zu haben, um ihn zu verführen. Sie war so entsetzt, dass sie ihn nur sprachlos ansehen konnte.
„Von welchem meiner Angestellten wissen Sie, dass ich heute hier draußen vorbeikommen würde?“, stellte Atreus Dionides sie unbarmherzig zur Rede.
„Sie leiden ja unter Verfolgungswahn“, platzte sie fassungslos heraus. „Hören Sie, mir wird langsam kalt. Gehen Sie, dann komme ich aus dem Wasser und bin im Handumdrehen von Ihrem Land verschwunden.“
Es war nicht zu übersehen, dass die Bezeichnung Verfolgungswahn ihn gekränkt hatte. Er straffte die breiten Schultern, presste die Lippen zusammen und blickte sie mit seinen dunklen Augen seltsam durchdringend an. „Wer hat Ihnen verraten, dass ich heute hier sein würde?“, beharrte er.
Verwundert sah sie ihn an. „Niemand, das schwöre ich Ihnen. Ich bin nur eine ganz normale Person, die sich in Ihren Wald gewagt hat. Genauer gesagt, eine Mieterin von Ihnen. Und jetzt würde ich das Wasser gern verlassen und nach Hause radeln.“
„Sie wohnen bei mir zur Miete?“ Atreus’ Ton wurde noch schroffer. „Also haben Sie meinen Besitz betreten, obwohl die Gutsverwaltung Sie unmissverständlich unterrichtet hatte, dass es verboten ist, meinen Privatbesitz zu betreten?“
„Ich wohne im Torhaus. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie zu Hause sind, hätte ich es niemals gewagt“, gestand Lindy und erschauerte, weil sie im kalten Wasser fror. „Und jetzt verhalten Sie sich bitte wie ein Gentleman und gehen Sie weiter.“
„Eine Frau wie Sie kann nicht erwarten, höflich behandelt zu werden.“ Atreus zog ein Handy aus der Tasche. „Ich rufe meine Sicherheitsleute, damit sie sich mit Ihnen befassen.“
In diesem Augenblick verlor Lindy die Nerven. „Müssen Sie sich unbedingt wie ein Fiesling aufführen? Ich sagte doch, es tut mir leid. Was kann ich sonst noch tun? Ich bin eine Frau, und ich bin nackt. Und Sie drohen damit, Männer herzuholen, die mich dann auch so sehen werden?“, hielt sie ihm empört vor. „Mir ist eiskalt, und ich möchte mich endlich anziehen!“
Hart und unnachgiebig sah Atreus Dionides sie an. „Ich halte Sie nicht davon ab, sich anzukleiden.“
Lindy hielt es nicht mehr länger aus. Ihre Beine waren so kalt, dass sie schmerzten, und sie war es leid, an die Einsicht dieses Menschen zu appellieren. Wütend und trotzig watete sie aus dem Wasser, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er kehrte ihr nicht den Rücken zu, was jeder halbwegs anständige Mann getan hätte, sondern blieb einfach stehen und sah ihr zu. Kein Mann hatte sie bisher nackt gesehen, und für Lindy war die Situation ein einziger schrecklicher Albtraum. Sie fand ihre nackten Brüste viel zu üppig, ihre Figur zu mollig, und sie fühlte sich so schrecklich, dass es ihr nur mühsam gelang, Jeans und T-Shirt über die nasse Haut zu ziehen. In ihrer Panik nahm sie sich nicht die Zeit, sich vorher abzutrocknen oder in BH und Höschen zu schlüpfen.
Wie von Furien gehetzt, radelte Lindy nach Hause, wo sie schockiert und in Tränen aufgelöst die entwürdigende Szene nochmals durchlebte.
Zwei Tage später hatte Atreus Dionides ihr einen atemberaubenden Blumenstrauß mit einem Kärtchen geschickt, auf dem er sich entschuldigte und seine Telefonnummer vermerkt hatte. Sie solle ihn anrufen, dann würde er sie als Wiedergutmachung zum Essen ausführen. Der Mann hatte Nerven! Die unverfrorene Einladung hatte Lindy erst richtig in Rage gebracht.
Schon vor längerer Zeit hatte sie sich mit seiner Wirtschafterin Phoebe Carstairs angefreundet. Von ihr kannte sie seinen Ruf als Frauenheld. Bisher hatte Phoebe ihren reichen Chef noch nie zweimal mit derselben Dame erlebt. Er bevorzuge zierliche Blondinen mit Stilettos, hatte sie Lindy verraten, und alle würden ihn wie Groupies umschwärmen und gleich in der ersten Nacht mit ihm schlafen. Für Lindy war klar: Atreus Dionides war Schmeicheleien, Anbetung und schnellen Sex mit Frauen gewohnt, die ihn höchstens ein Wochenende lang amüsierten.
Doch in diese Kategorie von Damen würde sie sich niemals einreihen lassen! Und was bildete der Kerl sich eigentlich ein, ihr ein Wiedersehen vorzuschlagen, nachdem er sie so unverschämt behandelt hatte? Am Fluss hatte er seinen wahren Charakter gezeigt. Oberflächlich betrachtet, mochte er alles sein, was die Zeitung über ihn berichtet hatte – ein außergewöhnlich erfolgreicher Geschäftsmann, der ein bankrottes Familienunternehmen übernommen und zu einer marktbeherrschenden, ultramodernen Reederei gemacht hatte. Zugegeben, er sah umwerfend aus und war unglaublich reich und mächtig. Aber hinter der klassisch männlichen Erscheinung verbarg sich ein eiskalter, gefühlloser Frauenverächter ohne die geringsten Manieren. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich gewünscht, Atreus Dionides nie wiederzusehen.
Doch sehr viel schneller, als sie ahnte, sollte Lindy ihm wieder begegnen. Noch dazu in einer Situation, bei der sie es sich nicht leisten konnte, ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn hasste und verachtete.
Ihr Schlafzimmer war der einzige Raum in dem kleinen Torhaus, von dem aus sie Chantry House sehen konnte. Durch die Bäume schimmerte der Westflügel des weitläufigen Anwesens, der im Moment wenig ansprechend wirkte, weil er zu Personalunterkünften umgebaut und seit Wochen durch hässliche Baugerüste verschandelt wurde.
Die Nacht war klar und wolkenlos, als Lindy kurz vor Mitternacht die Vorhänge zuzog und bemerkte, dass vom Dach des Westflügels Rauch aufstieg. Alarmiert blickte sie genauer hin und entdeckte eine zweite Rauchsäule. Sie wusste aus Phoebes Schilderungen, dass es in diesem Teil des Landhauses keinen Kamin gab, zudem war der Flügel immer noch unbewohnt. War dort ein Brand ausgebrochen? Ein eisiger Schauer durchfuhr sie. Erinnerungen, die sie längst überwunden geglaubt hatte, strömten zurück. In aufkommender Panik spähte sie zu dem Anwesen hinüber. Sie musste etwas unternehmen! Auch hinter einem leeren Fensterrahmen züngelten Flammen. Lindy griff zum Telefon, um die Feuerwehr zu alarmieren.
Dann rannte sie, so schnell sie konnte, die Treppe hinunter und nahm ihr Handy, um Phoebe Carstairs anzurufen. Atreus Dionides’ Wirtschafterin wohnte im Ort und war die Schwester von Emma, der Chefin des Tierheims.
Aufgeregt lief Phoebe in ihren Garten hinaus, um über die Felder zu Chantry House hinüberzuspähen. „Meine Güte, ich kann den Rauch von hier aus sehen!“, rief sie entsetzt. „Wir müssen versuchen, die kostbaren Möbel und Gemälde aus dem Haus zu holen!“
„Hören Sie, Phoebe …“, unterbrach Lindy die Frau und drängte sie, die Nachbarn zusammenzutrommeln. „Wohnt in Chantry zurzeit jemand?“
„Ja, Mr Dionides. Heute Nachmittag ist er angereist. Ach ja … und Dolly ist auch dort, ich habe mir die Katze von Emma zum Mäusefangen ausgeborgt. Warten Sie kurz, Lindy, ich versuche, Mr Dionides über die andere Leitung zu erreichen.“
Einen Moment lang blieb das Telefon still, dann meldete sich Phoebe wieder. „Er nimmt nicht ab. Um Himmels willen, vielleicht hat er in den Rauchschwaden das Bewusstsein verloren! Hören Sie, Lindy, Sie wohnen doch gleich nebenan. Rennen Sie hinüber und wecken Sie ihn, ehe ihm etwas zustößt.“
Atemlos stürzte Lindy ins Freie und schwang sich auf ihr Fahrrad. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als dem schrecklichen Atreus Dionides zu Hilfe zu eilen, davon durfte auch ihre Angst vor Feuer sie nicht abhalten. So schnell sie konnte, radelte sie die Auffahrt entlang. Nirgends brannte Licht, das Anwesen wirkte wie ausgestorben. Vor der Eingangstreppe ließ sie das Fahrrad fallen, stürmte die Stufen zum Hauptportal hinauf und schlug mit dem schweren Klopfer heftig gegen die mächtige Tür. Verzweifelt hämmerte sie, bis ihr Arm schmerzte, dann versuchte sie es mit der anderen Hand. Als die Tür endlich geöffnet wurde, kamen über die Auffahrt mehrere Geländewagen angebraust.
„Was, zum Teufel …? Es ist nach Mitternacht.“ Verständnislos sah Atreus Dionides sie an. Er trug einen eleganten Nadelstreifenanzug, sein dunkles Haar war zerzaust.
„Der Westflügel brennt!“, brachte Lindy atemlos hervor.
Ungläubig sah Atreus sie an. „Wie bitte?“
„Ihr Anwesen brennt … so begreifen Sie doch!“, schrie Lindy ihn an, die instinktiv spürte, dass er zu den Menschen gehörte, die sich von anderen nichts sagen ließen.
Zögernd stieg er die Treppe hinunter. „Es brennt?“
„Der Westflügel. Das Obergeschoss steht in Flammen.“
Nun rannte Atreus so schnell los, dass Lindy nicht mit ihm Schritt halten konnte. Beim Anblick des Flammeninfernos, das die Dunkelheit erhellte, blieb er stehen und stieß eine Verwünschung auf Griechisch aus.
Er hatte den Ernst der Lage erfasst und übernahm sofort das Kommando.
Aus einem der Wagen sprangen bereits einige kräftig gebaute Männer und stürmten über den Kies herbei. Lindy erkannte Atreus Dionides’ muskulöse Leibwächter, die ihn überallhin begleiteten. Schon erteilte er ihnen Anweisungen, und sie eilten ins Haus.
„Ist es nicht zu gefährlich, die Leute da hineinzuschicken?“, fragte Lindy besorgt.
„Wenn es so wäre, würde ich es ihnen nicht zumuten. In meinem Arbeitszimmer befinden sich mein Laptop und wichtige Unterlagen, die unbedingt gerettet werden müssen. Das Feuer ist noch weit genug davon entfernt, dass meine Männer gefahrlos dort hinein können“, erklärte Atreus gereizt.
Kritik konnte er offenbar schlecht vertragen, bemerkte Lindy. Nicht zu fassen, dass er nur ans Geschäftliche dachte, obwohl sich in den Gängen unvorstellbar kostbare Gemälde und Kunstwerke befanden, die ebenfalls ein Raub der Flammen zu werden drohten. War dem Mann nicht klar, wie schnell ein Brand sich in einem Gebäude ausbreiten konnte? Albtraumhafte Bilder aus der Kindheit stiegen vor Lindy auf, sie ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich Phoebe zu, die von Dorfbewohnern umringt wurde. Alle standen wie erstarrt da und verfolgten seltsam fasziniert die sich vor ihren Augen anbahnende Katastrophe.
„Wir dürfen keine Zeit verlieren! Lasst uns die Gemälde und Kunstgegenstände rausholen“, drängte Lindy die Umstehenden.
Prompt bildete sich eine Kette hilfsbereiter Nachbarn, die ersten Bilder wurden abgehängt und von Hand zu Hand durch die Fenster herausgereicht. Organisieren war Lindys Stärke. Sie steuerte die Rettungsbemühungen, und nachdem auch Dionides’ Leibwächter und die Gutsarbeiter mit anfassten, lief alles noch sehr viel zügiger und wirksamer. Zwei Löschzüge trafen ein, und Atreus besprach sich knapp mit dem Feuerwehrchef. Leitern wurden aufgestellt, Schläuche über den Boden gezurrt. Chantry House lag auf einer Anhöhe, und vom See musste Wasser heraufgepumpt werden für den Fall, dass die Flammen sich weiter ausbreiteten.
Der Umstand, dass die meisten Räume renoviert werden sollten und deshalb leer standen, erleichterte die Aufgabe, die Kunstwerke aus dem weitläufigen Herrensitz zu retten. Fast alle Gemälde und alten Möbel waren im Moment im Haupttrakt untergebracht. Als die Feuerwehrleute schließlich mit den Löscharbeiten beginnen konnten, verfolgte Lindy bebend, wie die Wasserstrahlen zischend in die Flammen schossen und schwarze Rauchwolken zum Nachthimmel aufstiegen. Vom beißenden Rauch in der Luft wurde ihr übel.
„Das Feuer hat den Dachstuhl erreicht“, stellte Atreus Dionides grimmig fest.
Erst jetzt fiel Lindy Dolly ein, von der die Wirtschafterin ihr erzählt hatte. „Ist die Katze draußen?“, erkundigte sie sich beunruhigt und machte einen ersten hastigen Schritt auf das Haus zu.
Atreus drängte sie auf den Rasen zurück, denn in diesem Moment sprengten die Flammen hinter einer Scheibe das Glas mit ohrenbetäubendem Krachen. „Welche Katze? Ich halte keine Haustiere.“
Lindy warf ihm einen vernichtenden Blick zu und rannte zu Phoebe. Ein Lieferwagen rangierte rückwärts, damit die Gemälde eingeladen werden konnten, die auf dem Boden auf einer Plane aufgestapelt waren.
„Ist Dolly draußen?“, fragte Lindy die Wirtschafterin aufgeregt.
„Meine Güte, die hatte ich ganz vergessen“, gab Phoebe erschrocken zu. „Ich habe sie über Nacht in der Küche eingeschlossen, damit sie nicht durchs Haus strolcht.“
Die Feuerwehrleute in der Eingangshalle hinderten Lindy daran, das Gebäude zu betreten. Den Tränen nahe, rannte sie ums Haus herum. Konnte sie es wagen, durch den Hintereingang ins Haus zu gelangen? Die Tür stand offen. Lindy fühlte sich schwach und benommen, doch dann dachte sie an die Katze. Sie atmete tief durch, verdrängte ihre Angst und lief ins Haus. So schnell sie konnte, stürmte sie den verrußten Gang entlang an zahllosen Türen vorbei. Sekundenlang blieb sie bebend stehen, der Rauch weckte grausige Erinnerungen. Dann siegte die Vernunft, sie griff sich ein Handtuch aus dem Wäscheraum und presste es sich vors Gesicht, weil der dichte Rauch unerträglich wurde. Als sie die Küchentür erreichte, konnte sie kaum noch atmen.
Hinter der Küchentür war ein dumpfes Krachen zu hören. Der Mut drohte Lindy zu verlassen, doch dann dachte sie daran, dass die Katze vermutlich Todesangst ausstand. Sofort kamen die Erinnerungen an ihren eigenen verzweifelten Rettungsversuch auf, während sie als Kind in einem brennenden Haus eingeschlossen gewesen war. Schnell legte sie das Handtuch über die möglicherweise heiße Klinke und öffnete die Tür.
„Nicht aufmachen … Nein!“, schrie ein Mann hinter ihr. Doch Lindy war jetzt zu allem entschlossen und drehte sich nicht um.
Entsetzt sah sie, dass die Decke brannte. Auf dem Boden lagen glühende Balkenteile verstreut, aber die Küche war noch intakt und von einem geisterhaften Leuchten erhellt. Die Hitze wurde unerträglich.
Dolly, die schwarzweiß gescheckte Katze, hatte unter dem Tisch Schutz gesucht, ihr Nackenhaar war gesträubt, die grünen Augen glommen angstvoll, sie wirkte völlig verstört. Vor ihr lag ein glühendes Holzstück, das sie anfauchte.
Lindy stürzte vor und packte das Tier genau in dem Augenblick, als über ihr ein grausiges Geräusch ertönte. Entsetzt blieb sie stehen und blickte nach oben, dann hob jemand sie hoch und riss sie zurück. Ein brennender Balken fiel auf den Tisch, rollte Funken und Staub versprühend dicht neben ihr herunter – und blieb genau an der Stelle liegen, wo sie eben noch gestanden hatte.
Atemlos trug Atreus Lindy mit der zappelnden Katze auf dem Arm ins Freie, wo er sich von den Feuerwehrleuten einen Schwall Vorhaltungen anhören musste. Im gepflasterten Hof setzte er Lindy ab, die hustend und keuchend nach Luft rang.
„Wie konnten Sie so leichtsinnig sein?“, schrie er sie an. „Warum sind Sie nicht stehen geblieben, als ich Sie rief?“
„Ich habe Sie nicht gehört.“
„Sie haben mich und sich in Lebensgefahr gebracht, wegen einer Katze“, hielt er ihr aufgebracht vor.
Erneut durchlebte Lindy, wie ihr Vater in den Flammen ihres Hauses ums Leben gekommen war. Ihr kamen die Tränen, und sie warf Atreus einen anklagenden Blick zu. „Ich konnte Dolly doch nicht einfach da drinnen sterben lassen!“
Die Katze schmiegte sich in ihre Arme. Sie kümmerte sich weder um die prasselnden Flammen, die aus dem zerstörten Dach des Westflügels loderten, noch um das lärmende Getümmel der Menschen um sie herum. Für heute hatte Dolly genug Aufregung gehabt, sie war einfach nur dankbar, in Sicherheit zu sein.
„Sie hätten umkommen oder ernsthaft verletzt werden können“, hielt Atreus ihr scharf vor.
„Sie haben eine Heldentat vollbracht“, wisperte sie matt. „Danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben.“
Am liebsten hätte er seinem Zorn Luft gemacht, doch jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür. Forschend betrachtete er Lindys Züge. Sie war keine Schönheit, aber etwas an ihr berührte ihn. Waren es ihre klaren, hellen Augen, die weibliche Ausstrahlung? Oder das lange dunkle Haar, ihre üppige Figur, die ihn bis in die Träume verfolgt hatten? Diese Frau war unglaublich gefühlvoll, so ganz anders als seine üblichen Begleiterinnen. Ihre tränenfeuchten Augen schimmerten wie Amethyste, die vollen, bebenden Lippen waren so verlockend wie reife Pfirsiche.
Sein Zorn erlosch, seltsame Empfindungen stürmten auf ihn ein, er war wie elektrisiert. Er begehrte diese Frau.
„Sicher halten Sie mich jetzt für vollkommen unvernünftig“, fuhr Lindy unsicher fort und sah ihn an. Er hatte unglaublich lange dichte Wimpern, und seine dunklen Augen schimmerten goldfarben. „Aber das bin ich nicht. Dolly hatte Todesangst … haben Sie das nicht gesehen?“
Atreus stieß eine Verwünschung auf Griechisch aus. „Ich sah nur Sie“, brachte er rau hervor.
Die Spannung zwischen ihnen wurde übermächtig.
Lindy hielt seinem Blick stand und atmete tief durch, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Dieser Mann war ein Jäger, das spürte sie instinktiv. Er fragte nicht, sondern nahm sich, was er wollte.
Noch ehe sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, bedeckte er ihre Lippen mit seinen und küsste sie so verlangend, dass ihr heiß und kalt wurde. Erschauernd stöhnte sie auf, als er mit der Zunge in ihren Mund eindrang und ihn verlangend zu erkunden begann.
Sie wollte sich Atreus entziehen, aber sie brachte die Willenskraft dazu nicht auf. Ihre Brustspitzen prickelten. Als er Lindy an sich drückte, konnte sie durch die Kleidung spüren, wie erregt er war.
„Donnerwetter! Sie überraschen mich“, sagte er heiser und betrachtete sie voller Begehren. „Sie sind noch heißer als das Feuer dort drinnen, mali mou.“
Für heiß hatte Lindy sich noch nie gehalten. Sie atmete tief ein und bemerkte erst jetzt Phoebe Carstairs, die einige Schritte von ihnen entfernt stehen geblieben war.
„Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Mr Dionides“, machte sie sich zögernd bemerkbar. „Aber ich glaube, ich sollte Ihnen die Katze abnehmen.“
Verlegen löste Lindy sich von Atreus und übergab der Wirtschafterin das Tier, das sich klaglos zwischen ihre Retter geschmiegt hatte. Sie war so durcheinander, dass sie Phoebe nicht in die Augen sehen konnte.
2. KAPITEL
„Wir könnten den Helfern bei mir im Torhaus Tee, Kaffee und Sandwiches anbieten“, schlug Lindy der Wirtschafterin vor, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte. „Alle brauchen dringend eine Verschnaufpause, und es ist am einfachsten, ihnen drüben bei mir eine Stärkung vorzusetzen. Ich hole mein Fahrrad, und Ihr folgt mir am besten im Wagen den Weg entlang.“
Selbst in ihren gemütlichen vier Wänden bebten Lindys Hände, sie stand immer noch unter Schock. Ermattet ließ sie sich an die Spüle sinken und atmete einige Male tief durch, um sich zu beruhigen.
Trotz des Brandes hatte sie sich ins Herrenhaus gewagt und Dolly gerettet. Nur das zählte. Sie hatte sich von dem grausigen Flammeninferno nicht abschrecken lassen, war nicht hysterisch geworden, versuchte sie sich bewusst zu machen. Die Vergangenheit lag weit hinter ihr, und sie war ganz ruhig. Jetzt nur nicht weinen, sich nicht aufregen. Sie hatte sich selbst überwunden, und niemand war zu Schaden gekommen.
Allmählich ließ das Zittern nach, und Lindy hatte sich wieder in der Gewalt. Einige Augenblicke lang hatte sie in den Armen des griechischen Industriellen die Kontrolle verloren. Doch war das ein Wunder? Das schreckliche Feuer hatte Erinnerungen heraufbeschworen, die sie völlig aus dem Gleichgewicht geworfen hatten. Wie hatte sie sich nur seinem Kuss mit einer solchen Leidenschaft hingeben können? Aber es hatte sich in der Hitze des Augenblicks einfach so ergeben. Und was bedeutete ein Kuss heutzutage schon? In den Medien waren Küsse längst nichts mehr, dort ging es um sehr viel intimere Dinge …
Nein, der Kuss hatte nichts zu bedeuten! Sie waren beide aufgewühlt und überglücklich gewesen, alles lebend und unbeschadet überstanden zu haben. Außerdem war sie sowieso nicht Atreus’ Typ, sie war weder zierlich noch blond, schön oder weltgewandt. Lindy blickte an ihrem Cordrock und dem Pulli mit dem langweiligen V-Ausschnitt hinab und lächelte bitter. Der Kuss war eines von den verrückten, unerklärlichen Dingen, die nun mal passierten, und sie würde bald nicht mehr daran denken.
Doch sie würde nicht vergessen können, was sie dabei empfunden hatte. Das ganz sicher nicht! Nur in Vollnarkose würde sie die Erinnerungen an die bittersüßen Gefühle von Lust und Schwäche abschalten können, die sie mit sich fortgerissen und die Kontrolle über sich hatten verlieren lassen. So hatte sie noch bei keinem Mann empfunden. Bisher hatte sie nicht begreifen können, was all das Gerede über Sex sollte. Sie mochte noch keinem Mann begegnet sein, mit dem sie schlafen wollte, aber natürlich hatte sie schon genügend Frösche geküsst, aus denen leider kein schöner Prinz geworden war. Atreus allerdings war alles andere als ein Frosch. Doch gerade das machte ihn für sie so unerreichbar wie einen Astronauten auf dem Mond.
Endlich erschien Phoebe mit einem großen Korb voll Brot und Aufschnitt. Die Eigentümerin des kleinen Ladens im Dorf hatte extra ihretwegen geöffnet, ihr alles Nötige verkauft und obendrein auch noch großzügig eine Stange Pappbecher spendiert. Schleunigst machten die beiden Frauen sich nun daran, Sandwiches zu belegen und auf Platten anzurichten.
„Lindy?“, brach Phoebe das einträchtige Schweigen. „Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich glaube, ich sollte Sie warnen. Seien Sie bei Mr Dionides lieber vorsichtig. Er ist mein Arbeitgeber, und ich achte und schätze ihn. Aber er ist ein Frauenheld. Und ich glaube nicht, dass er bisher auch nur eine der Damen, mit denen er sich vergnügt, ernst genommen hat.“
„Ach, der Kuss hat doch nichts zu bedeuten! Wir waren nur beide aufgewühlt. Schließlich hat er mir das Leben gerettet“, versuchte Lindy, den Zwischenfall amüsiert abzutun. „Ich weiß auch nicht, was auf einmal über uns gekommen war. Eine Wiederholung wird es jedenfalls nicht geben.“
„Es würde mir leidtun, wenn Sie sich falsche Hoffnungen machen“, setzte die Wirtschafterin freundlich hinzu.
„Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen und neige nicht zu Träumereien“, versicherte Lindy ihr locker.
Eine Stunde später sollte sie an ihre Worte denken. Sie entdeckte Atreus eingekeilt in dem Getümmel in ihrem kleinen Wohnzimmer. Überall hatten sich die hungrigen und erschöpften Helfer hingesetzt, gehockt oder an die Wand gelehnt. Atreus stand zwischen ihnen, er war unschwer auszumachen, denn er überragte alle. Ruhig telefonierte er mit seinem Handy, und erst jetzt kam Lindy dazu, ihn genauer zu betrachten: seine kräftigen Wangenknochen, die klassische Nase, den breiten, sinnlichen Mund. An seinem markanten Kinn zeigten sich dunkle Bartschatten.
Nun bemerkte sie auch den langen Riss an seinem Jackettärmel und Rußspuren auf seinem Hemd. Ob er sich bei der Rettungsaktion verletzt hatte? Suchend blickte er in die Runde, und Lindy verschwand schnell wieder in die Küche, ehe er sie entdecken konnte. Ihr Herz hämmerte, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Atreus Dionides war wirklich ein umwerfender Mann. Auf einmal war sie hellwach und fühlte sich seltsam beschwingt.
„Brauchen die Leute drinnen mehr Tee?“, fragte Phoebe.
„Nein. Ich denke, der Ansturm ist vorbei.“ Die Küchentür wurde geöffnet, und Lindy wirbelte herum. Als sie sah, wer die Küche betrat, war sie so aufgeregt wie ein Schulmädchen, das sich verliebt hatte.
„Hier bist du also“, begrüßte Atreus sie, als sei das Du zwischen ihnen ganz selbstverständlich. „Komm mit nach nebenan.“
„Ich bin wirklich sehr beschäftigt.“
„Du bist hier ständig herumgeschwirrt, und ich bewundere deine Tüchtigkeit und bin beeindruckt. Aber jetzt wird es Zeit, dass du dich auch mal ausruhst.“ Atreus duldete keinen Widerspruch, entschlossen nahm er Lindy bei der Hand und zog sie mit sich zur Wohnzimmertür.
Lob hatte sie schon immer verlegen gemacht. „Ich habe nicht mehr getan als alle anderen hier auch“, wehrte sie peinlich berührt ab.
„Du hast alles ganz selbstverständlich in die Hand genommen und koordiniert, Lindy, ich habe dich beobachtet. Und ich muss sagen, du bist eine erstaunlich herrische kleine Person“, setzte Atreus belustigt hinzu.
Als kleine Person hatte noch niemand sie bezeichnet. Aber natürlich – Atreus war ungewöhnlich groß, und aus seiner Warte dürfte sie zierlich und klein wirken. Die unerwarteten Komplimente machten sie atemlos, sie brachte kein Wort hervor.
An der Wohnzimmertür waren sie stehen geblieben, und einige Helfer wurden auf sie aufmerksam. Forschende Blicke trafen das Paar. Lindy schoss das Blut in die Wangen, unsicher wandte sie sich ab.
„Hier muss man nicht viel tun, um für Klatsch zu sorgen“, warnte sie Atreus eindringlich.
„Stört dich das? Sittsame junge Damen springen schließlich auch nicht am helllichten Tag splitternackt in Flüsse“, bemerkte er vergnügt.
Stocksteif stand Lindy da. „Ich habe nicht vergessen, wie du dich an dem Tag aufgeführt hast.“
Atreus war es nicht gewohnt, um Verzeihung zu bitten – oder gar Abbitte zu leisten. Die Frauen machten es ihm leicht und gaben vor, seine Fehler oder Unterlassungen nicht zu bemerken. Absagen in letzter Minute und öffentliche Auftritte in Gesellschaft anderer Damen wurden elegant ignoriert. Jede von ihnen wollte ja, dass er sich wieder meldete. Beim schönen Geschlecht konnte er sich alles leisten.
„An dem Tag am Fluss warst du ein richtiger Fiesling“, erklärte Lindy ihm schonungslos.
Amüsiert versuchte Atreus sich zu erinnern, wann ihn das letzte Mal jemand mit so einem Schimpfwort bedacht hatte.
„Du warst unverschämt, arrogant und beleidigend und hast mich unglaublich gedemütigt“, hielt Lindy ihm vor.
„Ich habe mich bei dir entschuldigt“, betonte er leicht gereizt. „Und, glaube mir, das tue ich nur sehr selten.“
Na ja, es stimmte schon, er hatte sich wirklich entschuldigt, musste sie sich eingestehen. War es kleinlich, ihm die Sache jetzt noch vorzuhalten? Schließlich hatte er sie heute vor dem Schlimmsten bewahrt, als sie Dolly retten wollte. Außerdem hatte er bewiesen, dass er in einer Krisensituation einen klaren Kopf behielt und mutig und umsichtig handelte – und diese Charaktereigenschaften bewunderte und schätzte sie. Dennoch konnte Lindy sich des Gefühls nicht erwehren, dass es Atreus Dionides nicht leichtfiel, eine Frau nett zu behandeln.
„Ich weiß nicht, warum du mit mir flirtest“, bemerkte sie ehrlich.
„Nein?“
Sein zweifelnder Ton ließ sie aufblicken. Seltsam eindringlich sah er sie an. Erregung durchströmte sie, alles in ihr spannte sich an, sie wagte kaum zu atmen.
Plötzlich begehrte sie ihn so verzweifelt, dass es schmerzte. Sie wollte, dass er sie küsste.
Erschrocken über diese verwirrenden Gefühle machte Lindy kehrt und flüchtete in die Küche.
Sekunden später ging im ganzen Haus plötzlich das Licht aus. Aufgebrachtes Stimmengewirr setzte ein, man hörte das Knacken von Schaltern, doch es blieb dunkel. Irgendjemand öffnete die Küchentür.
„Die Stromversorgung hier muss mit der von Chantry House gekoppelt sein. Wahrscheinlich hat die Feuerwehr sie aus Sicherheitsgründen abgeschaltet“, durchdrang Atreus’ ruhige Stimme die Dunkelheit. „Deshalb dürfte es einige Zeit dauern, bis wir wieder Licht haben. Heute ganz sicher nicht mehr.“
„Na toll!“ Lindy ließ sich an einen Küchenschrank sinken und strich sich seufzend das Haar zurück. Der Traum vom Duschen war ausgeträumt.
Unter Dankesbezeugungen für die Bewirtung begannen die Dorfbewohner, sich zu verabschieden.
„Gehen Sie nur auch, Phoebe“, drängte Lindy die Wirtschafterin von Chantry House, die an ihrer Seite geblieben war. „Es war eine lange, aufregende Nacht, und Sie brauchen noch ein paar Stunden Schlaf. Das meiste hier ist ja wieder aufgeräumt.“
„Sind Sie sicher?“, fragte Phoebe zweifelnd.
„Aber ja.“
„Wie wär’s, wenn Sie mit zu mir kommen?“, schlug die Wirtschafterin ihr vor. „Im Dorf haben wir immerhin Strom.“
„Es wird bald hell. Ich komme schon zurecht“, versicherte Lindy ihr. In dem kleinen Terrassenhaus warteten Phoebes Mann und ihre fünf Kinder, da würde sie auch ohne einen zusätzlichen Gast alle Hände voll zu tun haben. Tastend fand Lindy ihre Taschenlampe unter der Spüle und leuchtete Phoebe den Weg bis zur Hintertür, die sie hinter der Wirtschafterin abschloss.
„Lindy?“
Überrascht fuhr sie herum, als sie aus dem Nebenraum Atreus’ dunkle Stimme hörte. „Ich dachte, du wärst schon gegangen“, gestand sie ihm und trat ein. Jetzt konnte sie die Umrisse seiner groß gewachsenen Gestalt am Wohnzimmerfenster ausmachen.
„Wäre ja noch schöner, wenn ich mich für deine Hilfe bedanke, indem ich dich hier ohne Strom und Heizung zurücklasse“, erklärte er locker. „Ich habe im Headby Hall eine Suite bestellt und möchte, dass du mit mir kommst.“
„Das geht nicht“, wehrte Lindy schnell ab. Die Einladung ins teuerste Hotel weit und breit konnte sie unmöglich annehmen.
„So sei doch vernünftig. Du musst ebenso müde sein wie ich und dich danach sehnen, duschen zu können“, gab Atreus zu bedenken. „In vier Stunden muss ich wieder in Chantry House sein, um mit den Versicherungsgutachtern und der Renovierungsmannschaft zu sprechen, die frühzeitig anrücken.“
„Ich bleibe lieber hier.“
„Willst du wirklich verschmutzt und frierend im Dunkeln zurückbleiben, statt mich zu einem gemütlicheren Ort zu begleiten?“
Inzwischen fror Lindy tatsächlich, und Atreus’ amüsierter Ton ließ vermuten, dass er ihr Zögern fast erwartet hatte. „Gib mir zwei Minuten, damit ich eine Tasche packen kann“, gab sie nach.
Im Schein der Taschenlampe packte sie einen Pyjama und Sachen zum Umziehen in eine Reisetasche. Die Hunde hatte sie in dem Getümmel in ihre Zwinger verbannt, wo Wasser und Futter bereitstanden. Und obwohl die beiden Vierbeiner es gewohnt waren, bei ihr im Haus zu schlafen, brauchte Lindy sich um sie bis zum Morgen nicht zu sorgen.
Verspätet meldete sich ihr Gewissen, Atreus einfach in sein Hotel zu begleiten. So etwas hatte sie noch nie getan.
Unschlüssig ließ Lindy sich auf den Rücksitz der Limousine sinken und bereute ihren Leichtsinn bereits wieder. Doch als sie Atreus gerade sagen wollte, sie wolle doch lieber im Torhaus bleiben, klingelte sein Handy erneut, sodass er abgelenkt wurde.
Warum so ängstlich? fragte Lindy sich beherzt. Eigentlich war es doch sehr nett von ihm, ihr eine Fluchtmöglichkeit aus ihrem kalten, dunklen Haus ohne warmes Wasser zu bieten.
Headby Hall war ein Hotel der absoluten Luxusklasse. Lindy hatte es noch nie betreten. Erst hier wurde ihr richtig bewusst, wie schrecklich sie aussehen musste. Als Atreus mit ihr durch die Eingangshalle ging, wäre sie am liebsten zum Aufzug gerannt, um möglichst von niemandem gesehen zu werden.
„Bist du gar nicht müde?“, fragte sie ihn erstaunt, als er erneut telefonierte.
„Mein Adrenalin arbeitet immer noch auf Hochtouren.“
„Tut mir leid wegen Chantry House. Die Renovierungsarbeiten waren eigentlich fast abgeschlossen, nicht wahr?“
„Zum Glück besitze ich noch andere Häuser, ich muss also nicht auf einer Parkbank schlafen“, winkte Atreus gelassen ab.
Spontan berührte Lindy seinen Arm. „Ich habe den Riss in deinem Jackett gesehen. Bist du verletzt?“, fragte sie besorgt.
Atreus bemerkte ihren warmherzigen Gesichtsausdruck und fragte sich, wann ihm das letzte Mal eine Frau echtes Mitgefühl entgegengebracht hatte. Eigentlich noch nie, musste er sich zynisch eingestehen, nicht einmal in seiner Kindheit. Seiner Erfahrung nach waren Frauen talentiert im Nehmen, und alles, was tieferer Gefühle bedurfte, war ziemlich kostspielig.
„Es ist nur eine Schramme.“
Sie blickten sich an, und Lindys Magen flatterte vor Aufregung. Die Aufzugtüren glitten auf, doch es kostete sie Mühe, sich von Atreus abzuwenden. Gemeinsam folgten sie dem Hotelpagen bis zu der Suite. Verkrampft und unsicher betrat Lindy einen elegant eingerichteten Empfangsraum, der mit frischen Blumen geschmückt war. Atreus’ edler Lederkoffer wurde in ein Schlafzimmer getragen, in einem zweiten Raum entdeckte Lindy ihre alte Reisetasche.
„Ich habe uns etwas zu essen bestellt“, sagte Atreus. „Soweit ich mitbekommen konnte, hast du nichts gegessen.“
„Ich gehe mich erst mal umziehen“, erwiderte Lindy ausweichend und betrat das zweite Schlafzimmer.
Im Bad zog sie sich aus, duschte und wusch sich das Haar mit vom Hotel bereitgelegten Toilettenartikeln. Es tat gut, Schmutz und Rauchgerüche fortzuspülen, die alles überzogen und durchdrungen hatten. Endlich fühlte sie sich wieder sauber und föhnte ihr duftendes Haar. Sie schlüpfte in ihren langen grünen Rock und ein cremefarbenes T-Shirt, der Einfachheit halber verzichtete sie auf Strümpfe und blieb barfuß.
Prüfend betrachtete sie ihr Spiegelbild: Das lange braune Haar glänzte seidig, doch seine natürlichen Wellen ließen sich nie so recht bändigen, und ihr Gesicht schien nach dem Waschen zu glühen.
Im Salon stand ein Servierwagen mit verlockend aussehenden Imbisshappen bereit. Atreus erwartete Lindy, auch er war locker gekleidet. Er hatte das dunkle feuchte Haar zurückgestrichen und trug schwarze Designerjeans zu einem Hemd, an dem er die beiden obersten Knöpfe offen gelassen hatte. Als Lindy erschien, betrachtete er sie einen Moment nachdenklich, dann lächelte er.
Es war dieses Lächeln, das Lindy durcheinanderbrachte und seltsame Empfindungen in ihr weckte. Leicht benommen setzte sie sich und betrachtete Atreus unter halb gesenkten Lidern. Er wirkte frisch und hatte sich rasiert, die Bartschatten waren verschwunden. Etwas an ihm zog sie unwiderstehlich an, er war die Verkörperung sexueller Ausstrahlung. Noch nie hatte ein Mann sie so in seinen Bann geschlagen.
Zögernd lud Lindy sich einige Happen auf einen Teller und aß sie ohne rechten Appetit, während Atreus ihr von den Besprechungen berichtete, die er für den Morgen angesetzt hatte. Der Klang seiner sinnlichen Stimme ging durch ihren ganzen Körper. Wenn sie seinem Blick begegnete, hatte sie das Gefühl zu schweben. Das erschreckte und erregte sie. So hatte sie noch nie empfunden, sie musste auf der Hut sein.
Sobald sich eine Gelegenheit dazu bot, stand Lindy auf und strich sich den Rock glatt. „Atreus, ich bin schrecklich müde und möchte mich hinlegen. Danke für das Nachtmahl. Und es war himmlisch, duschen zu können“, setzte sie warmherzig lächelnd hinzu und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Verblüfft blickte Atreus auf die geschlossene Schlafzimmertür. Wann hatte eine Frau ihn einfach sitzen lassen und auf seine Signale nicht reagiert? Eigentlich noch nie. Er wusste nicht recht, ob er das komisch oder beleidigend finden sollte.
Einen Moment lang lehnte Lindy sich an die geschlossene Tür und war stolz auf sich. Sie hatte Atreus widerstanden, dem tollsten Mann, der ihr je begegnet war. Und er hatte sie attraktiv gefunden! Oder hatte er einfach die Gelegenheit zum Flirten genutzt, weil sie nach einem langen aufreibenden Tag zufällig da gewesen war? Eins war ihr klar: Atreus Dionides war sicher gewesen, mit ihr heute Nacht im Bett zu landen.
Doch das wäre eine Dummheit, zu der sie sich nicht hinreißen lassen durfte. Sie war keine Frau für eine Nacht, schon gar nicht mit einem Mann, den sie kaum kannte. Aber wäre das nicht eine unglaubliche, nie wiederkehrende Erfahrung? flüsterte eine kleine innere Stimme. Oder schwelgte sie nur in Wunschdenken?
Beschämt rief Lindy sich zur Ordnung. Sie hatte nicht geplant, in ihrem Alter noch Jungfrau zu sein. Es hatte sich einfach so ergeben, weil sie noch nie richtig verliebt war. Seit den ersten unbeschwerten Tagen in Bens Dunstkreis war Atreus der erste Mann, zu dem sie sich stark hingezogen fühlte.
Natürlich war sie neugierig auf Sex, aber warum sollte sie sich auf ein Experiment einlassen? Sie war völlig durcheinander gewesen, als er sie nackt im Fluss gesehen hatte. Wie würde es dann erst sein, nachdem sie mit ihm geschlafen hatte?
Schützend legte Lindy die Arme um sich und glitt nackt ins Bett. Es war angenehm, die kühlen Laken auf der Haut zu spüren. Noch nie war sie so müde gewesen. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, dennoch war sie innerlich aufgewühlt und konnte sich nicht entspannen.
Sie stellte den Handywecker auf acht Uhr und versuchte, Schafe zu zählen. Innerhalb weniger Minuten war sie fest eingeschlafen, doch Albträume marterten sie. Der Brand hatte grausige Erinnerungen geweckt, die sie bisher verdrängt hatte.
„Lindy, wach auf!“
Benommen kam sie zu sich, weil jemand ihre Schulter rüttelte.
Sie fuhr auf und versuchte, sich in dem hell erleuchteten Raum zurechtzufinden. Langsam kehrte die Wirklichkeit zurück. Ihr wurde bewusst, dass sie schluchzte und am ganzen Körper bebte.
„Du hast nur geträumt, Lindy“, versuchte Atreus, sie zu beruhigen und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Alles ist gut.“
Sein Oberkörper war nackt, die Jeans hatte er sich vermutlich übergezogen, ehe er zu ihr ins Zimmer gekommen war.
Alarmiert sah sie ihn an und verkrampfte sich. „Habe ich dich aufgeweckt?“
„Du hast geschrien und musst einen schrecklichen Albtraum gehabt haben.“ Kurz betrachtete Atreus die prallen Rundungen ihrer Brüste, die vom Laken nur dürftig bedeckt wurden, dann riss er den Blick los und sah ihr wieder ins Gesicht.
„Es war nicht nur ein Traum“, verriet sie ihm schaudernd. „Als Vierjährige war ich wirklich in einem brennenden Haus eingeschlossen.“
Er saß ganz still und bemerkte erst jetzt, dass ihr Tränen über die Wangen rannen. Lindy weinte tatsächlich, sie war völlig aufgelöst, wurde ihm bewusst. Ihre Not ging ihm ans Herz, spontan legte er einen Arm um sie.
Auf einmal fühlte er sich seltsam hilflos und wusste nicht, was er tun sollte. Das passierte ihm nur selten. Jemanden zu trösten lag ihm nicht, er war in einer förmlichen, zurückhaltenden Familie aufgewachsen, in der man Gefühle wie die Pest scheute. Zu seinen Verwandten hatte er kaum noch Kontakt.
Noch nie hatte er sich auf eine tiefere Bindung zu einer Frau eingelassen, sondern sich unweigerlich zurückgezogen, sobald eine Beziehung ernster zu werden drohte.
Seine Nähe wirkte beruhigend auf Lindy, sie hörte auf zu schluchzen und versuchte, ihren Gefühlssturm in den Griff zu bekommen.
„Später erzählte meine Mutter mir, mein Vater sei vermutlich mit der Zigarette in der Hand eingeschlafen, sodass das Sofa in Brand geriet. Er hatte getrunken und meine Mum lag im Krankenhaus. Als ich aufwachte, quoll Rauch unter der Tür hindurch, und da war so ein komischer Geruch“, berichtete Lindy erschauernd.
Entsetzt sah Atreus sie an. „Trotzdem bist du heute Nacht in das brennende Haus gestürzt, um die Katze zu retten?“, fragte er fassungslos.
Bebend durchlebte Lindy die Vergangenheit erneut. „Ich versuchte, nach unten zu gehen, aber am Fuß der Treppe waren Flammen. Da bekam ich es mit der Angst zu tun und rief nach Dad.“
Es fiel ihr schwer, weiterzusprechen, sie barg das Gesicht an Atreus’ nackter Schulter. „Ganz kurz glaubte ich, ihn zu entdecken, aber erst heute Nacht ist mir eingefallen, dass ich ihn tatsächlich gesehen hatte. Dad versuchte, zu mir durchzukommen, aber er schaffte es nicht mehr, bevor die Flammen ihn erreichten“, schloss sie aufschluchzend.
Atreus war außer sich. Tröstend zog er Lindy in die Arme und drückte sie an sich. Wie selbstlos sie bei dem Brand in Chantry House zugepackt und auf jede nur erdenkliche Weise geholfen hatte! Mit keinem Wort, keiner Geste hatte sie auch nur angedeutet, welche Überwindung der beherzte Einsatz sie kostete. „Du bist eine unerhört tapfere Frau, mali mou.“
„Ach, ich bin ein ganz normaler Mensch.“ Lindy atmete tief durch und verdrängte die schmerzlichen Erinnerungen. „Ich weiß selbst nicht genau, wieso ich plötzlich über etwas weine, das so lange zurückliegt.“
„Der Brand in Chantry House hat alles wieder an die Oberfläche gebracht. Wie bist du den Flammen damals entkommen?“
„Ich glaube, ein Feuerwehrmann hat mich gerettet, aber so genau weiß ich das nicht. Ich hatte unglaubliches Glück zu überleben.“ Beunruhigt verstummte sie. Ihr war bewusst geworden, dass das Laken zwischen ihnen weggerutscht war. Unweigerlich berührten ihre entblößten Brüste Atreus’ nackte Haut.
„Tut mir ehrlich leid, dass ich dich geweckt habe“, murmelte sie.
„Das hast du nicht. Ich konnte nicht schlafen.“ Sanft schob er die Finger in ihr seidiges Haar und bog ihren Kopf leicht zurück, sodass sie ihn ansehen musste.
Stumm blickte er ihr in die Augen, dann bedeckte er ihren Mund zart mit seinem. Sie war verloren. Nur zu willig überließ sie sich seinen Küssen. Ihr Herz raste, Hitze durchströmte sie, alles in ihr fieberte ihm entgegen.
Aufstöhnend umfasste Atreus ihre Brüste und begann, sie voller Leidenschaft zu streicheln und zu kneten, dabei ließ er die Daumen liebkosend um ihre harten Spitzen kreisen. Dann drückte er Lindy in die Kissen zurück und bedeckte die rosigen Knospen mit Küssen.
Atemlos ließ sie es geschehen. All ihre Sinne reagierten auf die erregenden Liebkosungen, die Berührungen seiner Lippen, seiner Zähne, seiner Zunge. Quälend langsam ließ er sie um ihre empfindsamen Brustspitzen kreisen, bis Lindy sich ungeduldig wand und nach mehr verlangte. Es machte ihr Angst, dass sie nichts mehr denken konnte und nur noch eines wollte. Und gleichzeitig genoss sie dieses überwältigende Gefühl.
„Hör auf, Atreus. Wir kennen einander doch kaum“, brachte sie hilflos hervor.
„Nur so kannst du mich wirklich kennenlernen, glikia mou“, flüsterte Atreus beschwörend.
„Aber das will ich nicht!“ Ihr wurde bewusst, dass sie die Finger in sein dichtes Haar geschoben hatte.
„Du begehrst mich ebenso wie ich dich. Wo gibt es da ein Problem?“
„Ich … So etwas tue ich nicht.“
„Du musst überhaupt nichts tun“, versicherte Atreus ihr.
„Aber du bist gar nicht mein Typ“, wandte sie ein.
„Wieso fällt dir das jetzt erst ein?“ Vorsichtig löste er sich etwas von ihr und blickte ihr in die Augen.
Hilflos bedeckte Lindy ihre Brüste mit den Armen.
„Es ist wunderbar, dich anzusehen.“ Er streichelte ihre schmale Taille, die kurvigen Hüften. „Du hast eine unglaublich aufregende Figur.“
Es schmeichelte ihr, dass er sie schön fand. Gleich fühlte sie sich besser und ließ zögernd die Arme sinken. Auf einmal gefiel es ihr, dass er sie betrachtete und bewunderte.
Niemand hatte ihr jemals zuvor Komplimente dieser Art gemacht. Bisher hatte sie ihre üppigen Rundungen eher als körperlichen Makel empfunden, der ihr peinlich war und den sie zu verbergen versuchte. Doch der Ausdruck in Atreus’ Augen ermutigte sie. Plötzlich fühlte sie sich wie eine Göttin, die zur Erde herabgestiegen war, um sterbliche Männer verrückt zu machen.
„Du bist ein sehr unhöflicher und unverschämter Mann“, stieß Lindy hervor, als müsse sie sich selbst noch einmal davon überzeugen. „Am Flussufer hast du dich nicht einmal weggedreht.“
„Ist das ein Wunder? Du bist eine unglaublich schöne Frau, dein Anblick hatte mir den Atem verschlagen, mali mou.“
Mehr brauchte Lindy nicht zu hören. Sie suchte seinen Mund, genoss seine Küsse wie berauschenden Wein und überließ sich dem Drängen ihres Körpers. Atreus hatte eine Glut in ihr entfacht, die sie zu verbrennen drohte.
„Ist das ein Ja?“, murmelte er an ihren Lippen.
„Ja …“ flüsterte Lindy kühn und verdrängte die warnende Stimme der Vernunft.
Der Druck seiner Lippen wurde fordernder, sie ließ sich auf die Kissen zurücksinken und seufzte erwartungsvoll, während Atreus sie zu liebkosen begann, wie noch kein Mann sie berührt hatte.
Schauer der Lust überliefen sie, als er den empfindsamen Punkt zwischen ihren Schenkeln streichelte. Ihre Erregung wuchs mit jeder Berührung, wurde zur süßen Folter. Sie sehnte sich nach mehr und konnte nicht mehr warten. Ihre Brustwarzen waren so hart, dass es schmerzte. Ungeduldig bäumte sie sich ihm entgegen und stöhnte auf, als er ihre pulsierende Enge reizte.
Undeutlich wurde Lindy bewusst, dass Atreus sich die Jeans abstreifte, und ein Moment der Panik überkam sie. „Warte, Atreus“, warnte sie ihn atemlos. „Ich verhüte nicht.“
„Vertrau mir“, beruhigte er sie. Kurz wandte er sich ab und nahm etwas aus seiner Hosentasche. Sekunden später zog er sie wieder an sich. „Ich begehre dich so wahnsinnig, dass ich es nicht mehr aushalte.“
„Wird es wehtun?“, wisperte Lindy scheu.
Verwundert sah er sie an. „Warum sollte es wehtun?“
„Es ist das erste Mal für mich.“
Einen Augenblick lang sah er sie stumm an. „Das erste Mal?“