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Julia Arztroman Band 3
Erscheinungstag: | Do, 05.04.2007 |
Bandnummer: | 0003 |
Seitenanzahl: | 144 |
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Top-titel
Die gute Tochter
"Lauf!", fleht ihre große Schwester Samantha. Mit vorgehaltener Waffe treiben zwei maskierte Männer Charlotte und sie an den Waldrand. "Lauf weg!" Und Charlie läuft. An diesem Tag. Und danach ihr ganzes Leben. Sie ist getrieben von den Erinnerungen an jene grauenvolle Attacke in ihrer Kindheit. Die blutigen Knochen ihrer erschossenen Mutter. Die Todesangst ihrer Schwester. Das Keuchen ihres Verfolgers.
Als Töchter eines berüchtigten Anwalts waren sie stets die Verstoßenen, die Gehetzten. 28 Jahre später ist Charlie selbst erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin einer weiteren brutalen Bluttat wird, holt ihre Geschichte sie ganz ungeahnt ein.
"Die gute Tochter" ist ein Meisterwerk psychologischer Spannung. Nie ist es Karin Slaughter besser gelungen, ihren Figuren bis tief in die Seele zu schauen und jede Einzelne mit Schuld und Leid gleichermaßen zu belegen.
"Die dunkle Vergangenheit ist stets gegenwärtig in diesem äußerst schaurigen Thriller. Mit Feingefühl und Geschick fesselt Karin Slaughter ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite."
Camilla Läckberg
"Eine großartige Autorin auf dem Zenit ihres Schaffens. Karin Slaughter zeigt auf nervenzerfetzende, atemberaubende und fesselnde Weise, was sie kann."
Peter James
"Karin Slaughter ist die gefeiertste Autorin von Spannungsunterhaltung. Aber Die gute Tochter ist ihr ambitioniertester, ihr emotionalster - ihr bester Roman. Zumindest bis heute."
James Patterson
"Es ist einfach das beste Buch, das man dieses Jahr lesen kann. Ehrlich, kraftvoll und wahnsinnig packend - und trotzdem mit einer Sanftheit und Empathie verfasst, die einem das Herz bricht."
Kathryn Stockett
„Die Brutalität wird durch ihre plastische Darstellung körperlich spürbar, das Leiden überträgt sich auf den Leser.“
(Hamburger Abendblatt)
„Aber es sind nicht nur die sichtbaren Vorgänge und Handlungen von guten oder schlechten Individuen, die die (…) Autorin penibel genau beschreibt. Es sind vor allem die inneren, die seelischen Abläufe, die überzeugen.“
(SHZ)
„Das alles schildert Slaughter mit unglaublicher Wucht und einem Einfühlungsvermögen, das jedem Psychotherapeuten zu wünschen wäre.“
(SVZ)
„Die aktuelle Geschichte um die Quinns ist eine Südstaaten-Saga der besonderen Art, von der ihr nicht weniger erfolgreiche Kollege James Patterson sagt, sie sei ‚ihr ambitioniertester, ihr emotionalster, ihr bester Roman. Zumindest bis heute‘.“
(Focus Online)
„Die Autorin hat hier ein ausgezeichnetes Buch vorgelegt, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.“
(Krimi-Couch.de)
„Es gibt Bücher, bei denen man das Atmen vergisst. Die Romane der amerikanischen Schriftstellerin gehören dazu. So auch dieser Pageturner. (…) Karin Slaughter versteht es meisterhaft, glaubwürdige Charaktere zu erschaffen und ihre Leser fortwährend zu überraschen.“
(Lebensart)
„Atmosphärisch dichter Thriller über die sozialen Gespinste einer Kleinstadt, psychologisch sehr stimmig, mit vielen Schichten und Überraschungen.“
(Bayrischer Rundfunk)
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Jennifer Taylor
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IMPRESSUM
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint alle sechs Wochen im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
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Anzeigen:
Kerstin von Appen
Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.
© 2005 by Jennifer Taylor
Originaltitel: „A Special Kind Of Caring“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B. V./S.àr.l.
Übersetzung: Marie Bonnard
© 2005 by Meredith Webber
Originaltitel: „The Children’s Heart Surgeon“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B. V./S.àr.l.
Übersetzung: Rainer Nolden
© 2005 by Gill Sanderson
Originaltitel: „A Child To Call Her Own“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B. V./S.àr.l.
Übersetzung: Michaela Rabe
Fotos: Anne von Sarosdy / RJB Photo Library
Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86349-132-1
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN Band 3 (3) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
www.cora.de
Jennifer Taylor
Dr. Shepherd – ein Arzt zum Küssen
Fernab von London liegt die kleine Landarztpraxis – genau das, was die hübsche Ärztin Fran Goodwin gesucht hat! Und Fran hat nicht vor, ihrem neuen Kollegen Dr. Alex Shepherd zu verraten, warum sie der Stadt den Rücken kehren wollte. Lieber gibt sie sich verschlossen und scheu. Doch bei ihrer gemeinsamen Arbeit kommt sie dem gut aussehenden Alex immer näher. Als er sie zum ersten Mal küsst, spürt Fran, dass er sie zärtlich begehrt. Fast glaubt sie an ein neues Glück – da taucht der Mann auf, der ihr Vertrauen in die Liebe so schwer erschüttert hat …
1. KAPITEL
„Ich will Ihnen nichts vormachen und behaupten, es hätten sich jede Menge Kandidaten um diesen Job beworben, Dr. Goodwin. Das Gegenteil ist der Fall. Wir leben in einer Zeit der Spezialisierung. Junge Ärzte gehen in große Krankenhäuser, um Karriere zu machen. Der klassische Hausarzt mit seiner ausgedehnten Landarztpraxis scheint ein Auslaufmodell zu sein. Zwar lebt es sich gut bei uns in Teedale, aber die nächste Großstadt mit ihren Abwechslungen ist weit entfernt. Daran sollten Sie denken, wenn Sie hier arbeiten wollen.“
Alex Shepherd lehnte sich zurück und hoffte, dass die junge Frau, die ihm gegenübersaß, nichts von seinem inneren Aufruhr ahnte. Er war überrascht gewesen, als sie ihn am frühen Morgen telefonisch um ein Vorstellungsgespräch gebeten hatte, aber das war gar nichts im Vergleich zu seinem Erstaunen, als sie vor wenigen Minuten seine Praxis beteten hatte.
Francesca Goodwin war eine Schönheit! Groß, schlank, langgliedrig, mit dichten kastanienbraunen Haaren, die ihr feines, ebenmäßiges Gesicht umrahmten. Sie trug einen eleganten schwarzen Hosenanzug und modische Stiefel mit hohen Absätzen. Sie sah aus wie ein Model aus den teuren Hochglanzmagazinen. Aber die junge Kollegin war nicht nur schön. Ihre Zeugnisse bewiesen, dass sie mindestens ebenso viel Verstand besaß. Nie und nimmer hätte sich Alex eine derart perfekte Mitarbeiterin für seine Praxis vorstellen können. Nicht in tausend Jahren!
„Ich suche keine Abwechslungen und brauche keine Großstadt, Dr. Shepherd“, erklärte Francesca Goodwin abweisend.
Die Antwort irritierte ihn. Er sah auf und begegnete ihrem kühlen Blick. Was ist los, überlegte er flüchtig. Habe ich etwas Falsches gesagt? Rasch verwarf er den Gedanken wieder und konzentrierte sich auf das Gespräch. Wenn Dr. Goodwin tatsächlich mit ihm arbeiten wollte, musste er zugreifen. Er brauchte Verstärkung. Das hatten die letzten zwölf Monate gezeigt. Die Arbeit fraß ihn auf, und sein achtjähriger Sohn Daniel kam dabei zu kurz. Es war höchste Zeit, einen Partner zu engagieren. Er war nicht nur Arzt, sondern auch alleinerziehender Vater.
„Das Leben in Teedale ist gewöhnungsbedürftig, wenn man aus London kommt“, gab er zu bedenken. „Im Dorf geht es zwar ganz gemütlich zu, aber von der Praxis kann man das nicht behaupten. Hektik und Turbulenz sind keine Seltenheit. Möglicherweise werden Sie nach einer Weile feststellen, dass Sie sich mehr am Arbeitsplatz als in den eigenen vier Wänden aufhalten.“
„Ich fürchte die Arbeit nicht. Daran bin ich gewöhnt. Sie haben meine Zeugnisse gesehen. Ich habe immer viel gearbeitet. Aber nun zieht es mich aufs Land. London ist mir zu ungemütlich und zu laut geworden.“
„Verstehe.“
Noch einmal nahm Alex die Bewerbungsunterlagen in die Hand und vertiefte sich in die Papiere. Alles schien perfekt. Zu perfekt? Eine junge, bildschöne und begabte Ärztin aus London sehnte sich nach der beschaulichen Ruhe eines kleinen idyllischen Ortes in der ländlichen Grafschaft Derbyshire. Wo war der Haken?
„Gibt es ein Problem, Dr. Shepherd?“
Die direkte Frage verwirrte ihn. Er spürte, dass die schöne Kollegin sich große Mühe gab, so wenig Privates wie möglich preiszugeben. Ihr ganzes Interesse schien darauf gerichtet zu sein, den Job in seiner Praxis zu bekommen. Fürchtete sie, durch zu große Offenheit ihre Chancen zu gefährden?
„Nicht wirklich.“ Alex schüttelte den Kopf. Wieder warf er einen Blick in die Unterlagen. „Allerdings wüsste ich gern, warum Sie Ihre letzte Stelle aufgegeben haben, bevor Sie etwas Neues in Aussicht hatten. Das ist ungewöhnlich, nicht wahr?“
„Ich habe aus persönlichen Gründen gekündigt. Mit meiner fachlichen Kompetenz hatte das nichts zu tun“, erklärte Francesca Goodwin mit eisiger Stimme. „Selbstverständlich habe ich nichts dagegen, wenn Sie sich bei Dr. Walters erkundigen wollen. Er wird Ihnen bestätigen, dass er mit meiner Arbeit hundertprozentig zufrieden war.“
„Davon bin ich überzeugt“, beeilte sich Alex zu versichern. „Ich hatte auch nicht die Absicht, Ihnen irgendetwas zu unterstellen. Es tut mir leid, wenn es so geklungen hat.“
Er seufzte und beschloss, das Thema ruhen zu lassen, obgleich er zu gern gewusst hätte, was Dr. Goodwin veranlasst haben mochte, vorzeitig und ins Ungewisse eine gute Stelle aufzugeben. Aber wenn sie aus ihrer Entscheidung ein Geheimnis machen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Tatsache zu respektieren. Außerdem hatte er andere Sorgen.
Da war Daniel, der ihn brauchte. Sein Sohn musste schon ohne Mutter aufwachsen. Er hatte ein Recht auf einen Vater, der nicht nur übermüdet und gehetzt seinen Pflichten nachkam. Ja, es war an der Zeit, den aufreibenden Job zu teilen. Und wenn Dr. Goodwin einverstanden war … Der Gedanke beflügelte ihn auf ungeahnte Weise.
„Wie Sie aus der Annonce wissen, stelle ich auf Wunsch eine Unterkunft zur Verfügung. Nichts Großartiges, nur ein Cottage, das sich in unmittelbarer Nähe zur Praxis befindet. Wenn Sie daran interessiert sind …?“ Alex lächelte gewinnend.
„Sehr sogar. Das Cottage ist einer der Gründe, warum ich mich um diese Stelle beworben habe.“ Francesca Goodwins schönes Gesicht blieb verschlossen. Sie gab sich keine Mühe, das Lächeln zu erwidern, geschweige denn, irgendwelche Emotionen zu zeigen.
Was habe ich erwartet, fragte sich Alex und musste zugeben, dass er alles getan hätte, um ein Lächeln in dieses ernste, abweisende und doch so anziehende Gesicht zu zaubern. Sie musste hinreißend aussehen, wenn sie lächelte … Er nahm sich zusammen.
„Daniel wird begeistert sein. Es war seine Idee, das Cottage zusammen mit der Stelle anzubieten. Er war überzeugt, dass es ein Pluspunkt mehr für den Job ist, und wie man sieht, hatte er damit recht.“
„So ist es“, bestätigte Francesca höflich, ohne irgendeine weitere Frage zu stellen.
Alex wunderte sich. Jeder andere hätte sich nach Daniel erkundigt, hätte wissen wollen, wer er ist. Nicht so Francesca. Es interessierte sie offenbar nicht. Sie wollte den Job und das Cottage. Alles andere spielte keine Rolle.
„Okay, dann schlage ich vor, dass Sie sich das Cottage ansehen.“ Alex schob den Stuhl zurück und stand auf.
„Ich bin sicher, dass es meinen Bedürfnissen entspricht“, entgegnete Francesca kühl. Sie machte keine Anstalten, sich zu erheben, um ihm zu folgen.
„Das hoffe ich auch, aber ich möchte, dass Sie das Häuschen in Augenschein nehmen, bevor Sie sich festlegen.“ Er öffnete die Schreibtischschublade, nahm die Schlüssel heraus und steckte sie in die Tasche. Seine Verwirrung steigerte sich. Er fand es äußerst merkwürdig, dass sie offenbar nicht einmal sehen wollte, wie und wo sie wohnen würde.
Diese Frau ist rätselhaft, dachte er, bevor er nach seinem Jackett griff.
Vertrauensvoll und misstrauisch zugleich. Plötzlich wurde er unsicher. Normalerweise hatte er keine Kontaktschwierigkeiten. Es fiel ihm leicht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ihr Vertrauen zu gewinnen und in einer entspannten Atmosphäre mit ihnen zu reden. Dr. Goodwin war die große Ausnahme! Vielleicht wird es besser, wenn wir die Praxis verlassen, dachte er und ging zur Tür.
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Häuschen. Es dauert nicht lange“, sagte er freundlich.
„Wenn Sie darauf bestehen.“ Francesca stand auf und folgte ihm. Ihre steife, reservierte Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass sie den Besuch im Cottage für absolut überflüssig hielt.
Die Nachmittagssprechstunde begann erst in einer halben Stunde, aber im Wartezimmer saßen schon ein paar Patienten, die sie mit unverhohlener Neugier anstarrten. Alex seufzte. Es würde sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreiten, wenn herauskam, dass die schöne elegante Unbekannte den Job in der Praxis bekommen hatte.
Seine Frau Trish war vor vier Jahren gestorben, und ganz Teedale war der Meinung, dass er wieder heiraten sollte. Vielleicht war es besser, Francesca zu warnen. Aber wie? Was sollte er ihr sagen? Sollte er ihr zuraunen, dass die Dorfbewohner ihn liebend gern unter die Haube bringen würden, sobald eine geeignete Kandidatin auftauchte?
Heftig schüttelte er den Kopf. Es war nicht schwierig, sich Francescas Reaktion vorzustellen, wenn er mit solchen Geschichten herausrückte. Sie würde ihn ungläubig anstarren, als traute sie ihren Ohren nicht, sich nach der ersten Schrecksekunde umdrehen und auf ihren hohen Stöckelschuhen grußlos den Ort des Geschehens verlassen. Er und Teedale würden sie nie wieder zu Gesicht bekommen. Es wäre das abrupte Ende einer kurzen aufregenden Begegnung.
Francesca war nicht entgangen, dass sich Dr. Shepherd offensichtlich mit einem Problem herumschlug. Sie hatte sein energisches Kopfschütteln bemerkt und konnte nicht umhin, es mit ihrer Person in Verbindung zu bringen. Sehnlichst wünschte sie das Ende des Vorstellungsgesprächs herbei. Dabei hatte sie keinen Grund zur Klage. Alex hatte sie zuvorkommend und freundlich behandelt, aber ihr Instinkt warnte sie, ihn zu unterschätzen. Eine Lüge würde er nicht tolerieren. Davon war sie überzeugt.
Flüchtig schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, ob es besser gewesen wäre, ihm reinen Wein einzuschenken und zu erklären, warum sie London für immer verlassen wollte. Nein! Die Vergangenheit war ihre Sache. Was in London geschehen war, ging niemanden etwas an. Nicht einmal ihren zukünftigen Arbeitgeber, falls sie die Stelle bekommen sollte.
„Wir sind da.“ Flüchtig berührte Alex ihren Arm.
Francesca blieb in sicherem Abstand stehen. Sie wollte vermeiden, dass er sie ein zweites Mal berührte. Sie sah zu, wie er sich mit dem Schlüssel abmühte. Das Schloss schien verrostet zu sein, und es dauerte eine Weile, ehe sich der Schlüssel drehte.
Sie wartete geduldig. Es spielte keine Rolle, ob ihr das Cottage gefallen würde oder nicht. Eine andere Unterkunft stand nicht zur Debatte. Sie würde auf jeden Fall hier wohnen. Von daher hätte sie sich die Besichtigungstour ersparen können. Aber das konnte Dr. Shepherd nicht wissen. Er konnte nicht ahnen, dass sie keine Wahl hatte …
Ihre Eigentumswohnung in London war schon vor Wochen verkauft worden, und seit der Zeit lebte sie in einer billigen Pension. Zwar hatte der Notar versichert, dass ihr nach Begleichung aller offenen Rechnungen ein Restbetrag verbleiben würde, aber so lange konnte sie nicht warten. Ihr Geld reichte nur noch bis zum Ende des Monats.
Bei diesem Gedanken überkam sie helle Panik. Alles oder nichts, dachte sie und verdrängte die Angst. Ich muss den Job und das Cottage bekommen! Alex Shepherd darf nicht ahnen, wie es in Wirklichkeit um mich steht. In welcher Zwangslage ich mich befinde! Ich muss ganz cool bleiben, damit er nicht neugierig wird und anfängt, unbequeme Fragen zu stellen.
„Endlich! Das Schloss muss geölt werden. Tut mir leid, dass Sie warten mussten.“ Alex öffnete die Tür und drehte sich um. „Es ist besser, wenn ich vorausgehe“, erklärte er. „Wer weiß, was uns erwartet. Ich bin monatelang nicht mehr hier gewesen. Es ist gut möglich, dass sich inzwischen ein paar kleine graue pelzige Untermieter einquartiert haben.“ Er lächelte, und Francesca sah die Wärme in seinen braunen Augen.
„Ich fürchte mich nicht vor Mäusen“, erklärte sie kühl. Sein Lächeln hatte sie tief berührt, und diese Tatsache irritierte sie über alle Maßen. Wie war es möglich, dass sie immer noch auf das Lächeln eines Mannes hereinfallen konnte, nach allem, was passiert war? Sie zwang sich, den Schmerz in ihrem Herzen zu ignorieren.
Nein, sie würde jetzt nicht an Pauls Lächeln denken und an die Reaktionen, die es in ihr ausgelöst hatte. Die Vergangenheit war tot. Sie musste sich auf die Zukunft konzentrieren. Die Zukunft hieß Teedale, ein kleiner Ort in Derbyshire, meilenweit entfernt von den Menschen, die sie einmal gekannt hatte. Die Zukunft war ein Job in einer Landarztpraxis und ein einfaches Cottage zum Wohnen.
Erleichterung und Angst hielten sich die Waage. Sie würde sich sehr umstellen müssen, wenn sie hier Fuß fassen wollte. Sie hatte immer in der Großstadt gelebt, kannte das Land nur von ein paar Ausflügen. Vom Landleben selbst hatte sie keine Ahnung, ebenso wenig von den beruflichen Anforderungen, die auf sie zukommen würden. Was musste sie als Hausärztin in einer Landarztpraxis leisten? Und was sollte werden, wenn es ihr nicht gelang, hier Wurzeln zu schlagen?
Nach London konnte sie nicht mehr zurück. Ihr altes Leben war endgültig gestorben. Die letzten Monate waren schlimm genug gewesen. Anfangs hatte das Mitgefühl der Freunde und Bekannten gut getan, aber dann hatte sie gespürt, dass nur ein endgültiger Schlussstrich den Weg in eine neue Zukunft ebnen würde. Sie war bereit, diesen Weg zu gehen. Sie würde es probieren, wenn sie den Job bekam.
„Dann sind Sie mutiger als ich“, gab Alex lachend zu. „Ich habe keinerlei Sympathie für die kleinen Nager! Im Gegenteil! Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich mein Haus zur mausfreien Zone erklären. Aber Daniel erlaubt nicht, dass ich Fallen aufstelle, um mein Ziel zu erreichen!“
Francesca antwortete nicht, während sie darauf wartete, dass er das Licht anknipste.
Ich sollte mich nach diesem Daniel erkundigen, dachte sie unbehaglich, aber das werde ich nicht tun.
Tatsache war, dass sie nichts über Alex Shepherds Privatleben wissen wollte, denn auch sie beabsichtigte nicht, ihm irgendetwas aus ihrem eigenen Leben zu erzählen. Sie hatte genug von Klatschgeschichten, Gerüchten und Ratschlägen, die zu spät gekommen waren. Sie sehnte sich nach einem unbelasteten Neuanfang, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Je früher Dr. Shepherd begriff, dass sie Arbeit und keine Freundschaft suchte, desto leichter und unkomplizierter würde ihre gemeinsame Zusammenarbeit in der Praxis werden. Einfach würde es nicht werden. Alex Shepherd war kein Mann, den man ignorieren konnte.
„Die Birne ist kaputt“, unterbrach er ihre Gedanken. „Warten Sie eine Sekunde. In der Küche muss eine Taschenlampe sein.“
Diesmal hatte Francesca keine Chance, ihm auszuweichen, als er im dämmrigen Halbdunkel an ihr vorbeiging und sie unabsichtlich streifte. Und wieder brachte die flüchtige männliche Berührung eine Flut an Erinnerungen hervor. Da waren zärtliche Hände auf ihrem Körper, ein starker, muskulöser Körper neben ihr im Bett …
„Glück gehabt!“ Alex kam mit der Taschenlampe zurück.
Sie holte tief Luft und hoffte, dass er nichts von ihrer kurzen Schwäche bemerkt hatte. Sie legte keinen Wert auf männlichen Beistand. Nie wieder würde sie den Fehler machen und sich auf einen Mann verlassen! Sie hatte ihre Lektion gelernt. Eine Wiederholung würde es nicht geben.
„Okay, was sagen Sie dazu?“ Alex fuhr mit der Taschenlampe hin und her, um den Raum auszuleuchten.
Er hat nichts bemerkt, dachte sie erleichtert. Ich muss vorsichtiger sein, meine Gefühle besser kontrollieren, wenn ich Fragen verhindern will. Sie räusperte sich und schaute sich um.
Der Raum war in einem erbärmlichen Zustand. Spinnweben, wohin man blickte, blinde Fensterscheiben, verschmutzte Dielen. Es war eine Sache, sich in der Fantasie mit irgendeinem Platz zum Wohnen zu arrangieren, aber wie anders sah es aus, wenn man mit der Realität konfrontiert wurde! Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen. Sie konnte sich nicht vorstellen, in diesem Loch zu wohnen. Aber hatte sie eine Alternative?
„Sie sind schockiert, stimmts?“ Noch einmal ließ Alex den Lichtkegel über Wände und Decken schweifen. „Kein Wunder. Ich bin es auch! Es ist unverzeihlich, dass ich mir das Cottage vorher nicht angesehen habe. Ich hätte wissen müssen, wie es hier aussieht! Den ganzen Winter über hat meines Wissens niemand das Häuschen betreten.“
„So schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte Francesca beruhigend. „Eine gründliche Reinigung und ein neuer Anstrich der Wände werden Wunder bewirken. Davon bin ich überzeugt.“
Skeptisch runzelte er die Stirn. „Das sagen Sie aus Höflichkeit. Tatsache ist, dass das Cottage mehr einem Schweinestall als einer menschlichen Behausung ähnelt. Wie konnte ich Ihnen so etwas anbieten?“
Sein aufrichtiges Bedauern ging ihr zu Herzen. Sie lächelte leicht, bevor sie den Kopf schüttelte. „Die Hütte wird glänzen, wenn sie erst mit Seife und Farbe in Kontakt gekommen ist“, versicherte sie. „Sie werden staunen, was man daraus machen kann!“
„Nur ein geborener Optimist kann so reden! Nein, Francesca, ich dulde auf keinen Fall, dass Sie hier einziehen. Ich werde mich um eine andere, eine anständige Unterkunft bemühen. Da fällt mir die Frühstückspension am Ende der Straße ein. Ein nettes, gemütliches, gepflegtes Haus zum Wohlfühlen. Um diese Jahreszeit gibt es dort immer freie Zimmer.“
„Danke, aber das kann ich mir nicht leisten.“
Der Satz war heraus, bevor sie hatte nachdenken können. Angstvoll hielt sie die Luft an. Jetzt würden Fragen kommen. Alex würde wissen wollen, warum sie sich als Ärztin kein Zimmer mit Frühstück in einer kleinen Pension auf dem Lande erlauben konnte. Er kannte ihre Papiere und wusste, dass sie in London gut verdient hatte. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie nach jahrelanger Arbeit nur noch ein paar Pfund in der Tasche hatte?
Natürlich konnte sie ihm alles erzählen. Sie konnte ihm sagen, dass Paul nicht nur ihre Ersparnisse und die Eigentumswohnung durchgebracht, sondern auch ihre Selbstachtung zerstört hatte. Jeden Penny hatte sie in Pauls Firma gesteckt, und nach der Pleite alles verloren gewesen. Wenn sie ihm diese traurige Geschichte gestand, würde Alex sich überlegen, ob er eine derart dumme und naive Partnerin in seiner Praxis gebrauchen konnte. Mit der Wahrheit würde sie den Job riskieren …
„Alex! Alex, sind Sie hier? Alex!“ Es war Mary, die Praxissekretärin, die atemlos durch die halb geöffnete Tür stürmte. „Gut, dass ich Sie gefunden habe! Ich fürchtete schon, dass Sie mit Dr. Goodwin zu einem Rundgang durch Teedale aufgebrochen sind.“
„Noch sind wir mit dem Cottage beschäftigt, Mary“, entgegnete Alex trocken. „Was ist passiert? Ist das Wartezimmer völlig überfüllt?“
„Nein, nein. Es geht um Daniel. Seine Lehrerin hat angerufen und gesagt, dass er einen Unfall hatte. Er ist während der Turnstunde von der Kletterwand gefallen. Mrs. Monroe lässt Ihnen ausrichten, dass sie den Rettungswagen alarmiert hat …“
„Wann ist es passiert?“, unterbrach Alex sie heftig.
Francesca spürte seine Aufregung und konnte nicht verhindern, dass auch ihr Herz schneller schlug.
„Vor zehn Minuten“, berichtete Mary. „Ich bin sofort nach dem Anruf hierhergekommen.“
„Dann ist der Rettungswagen noch nicht da!“ Alex wartete keine Sekunde länger und verließ im Eilschritt das Cottage, gefolgt von Mary.
Francesca zögerte einen Moment, ehe sie etwas langsamer nachkam. Sie sah, wie Alex in einen alten ramponierten Landrover kletterte.
„Was soll ich den Patienten sagen, Alex?“, rief Mary aufgeregt. „Es sind ein gutes Dutzend Leute im Wartezimmer.“
Alex startete den Motor, bevor er sich zu Francesca umdrehte. „Wollen Sie den Job noch?“
„Ich … Ja, natürlich will ich den Job“, erklärte sie eilig.
„Dann haben Sie ihn.“ Er wandte sich an Mary. „Ich vertraue Ihnen Dr. Goodwin an. Zeigen Sie ihr die Örtlichkeiten, und sagen Sie ihr, was sie wissen muss. Ich bin zurück, so bald es geht. Aber es kann spät werden. Schlimmstenfalls werde ich erst nach der Sprechstunde eintreffen.“
Francesca wusste nicht, wie ihr geschah, als sie dem davonbrausenden Auto nachstarrte. Mit einem solchen Ausgang hatte sie nicht gerechnet! Sie war zum Vorstellungsgespräch gekommen, und nun wartete ein Dutzend fremder Patienten in einer fremden Praxis auf ihre kompetente Hilfe …
Eine Sekunde lang spürte sie Panik, ehe sie sich innerlich zusammenriss, um für den Sprung ins kalte Wasser gewappnet zu sein. Sie straffte die Schultern. Okay, es war ihr Wunsch gewesen, in einer Praxis auf dem Lande zu arbeiten, oder etwa nicht?
Wenn sich doch alle Wünsche im Leben so schnell und reibungslos erfüllen würden, dachte sie wehmütig, während sie Mary ins Haus folgte.
2. KAPITEL
„Bitte heben Sie beide Arme hoch, Mrs. Price. Danke, so ist es gut.“
Sorgfältig tastete Francesca die rechte Brust der Patientin ab und nickte bestätigend. „Ich weiß, was Sie meinen, Mrs. Price. Wann haben Sie zum ersten Mal die Knoten bemerkt?“
„Gestern Morgen, unter der Dusche, Frau Doktor.“
Kathleen Price war Mitte vierzig, eine attraktive Frau mit dunklen Haaren und sympathischer Ausstrahlung. Sie hatte erleichtert ausgesehen, als sie das Sprechzimmer betrat und Francesca hinter dem Schreibtisch hervortrat, um sich vorzustellen.
Nicht alle Patienten hatten auf sie so freudig reagiert wie Kathleen. Manche waren verkrampft gewesen, andere unsicher oder reserviert. Aber niemand war gegangen, als sie von Mary erfuhren, was sich zugetragen und welche überraschenden Konsequenzen sich daraus ergeben hatten.
„Kompliment, dass Sie den Mut gefunden haben, so schnell in die Praxis zu kommen“, lobte Francesca.
Kathleen lachte verlegen. „Leicht war es nicht“, gestand sie. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Frau Doktor. Ich kenne Alex seit Jahren und komme wunderbar mit ihm aus. Aber … er ist nun mal ein Mann. Und ich fühle mich einfach wohler, wenn eine Frau meine nackten Brüste untersucht.“ Sie verdrehte die Augen. „Sicherlich finden Sie das albern. Schließlich bin ich keine zimperliche alte Jungfer, sondern eine Farmersfrau mit drei halb erwachsenen Söhnen!“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, versicherte Francesca. „Sehr viele Frauen empfinden wie Sie. Deshalb ist es gut, wenn in einer Gemeinschaftspraxis auch eine Ärztin arbeitet.“
„Da haben Sie recht, Dr. Goodwin. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass Sie gekommen sind, und ich bin überzeugt, dass es vielen Frauen im Dorf ebenso ergeht. Erst nach Trishs Tod wurde uns richtig klar, was für eine unschätzbare Hilfe sie gewesen war.“
„Trish? Sie war Dr. Shepherds Partnerin, nicht?“ Vorsichtig fuhr sie über Kathleens linke Brust. Auch dort konnte sie Schwellungen ertasten, nicht so abgegrenzt wie in der anderen Brust, aber doch deutlich fühlbar.
„Sie war nicht nur seine Partnerin in der Praxis, sondern auch seine Ehefrau.“ Kathleen seufzte, als Francesca überrascht aufsah. „Trish und Alex ergänzten sich wunderbar. Es war eine sehr glückliche Verbindung. Daniel war beim Tod seiner Mutter erst vier Jahre alt. Er saß im Unglücksauto, als es passierte. Ein Laster kam von seiner Spur ab und prallte frontal mit Trishs Wagen zusammen. Sie war sofort tot, aber dem Jungen ist nichts passiert.“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hatte nicht einmal einen Kratzer, als sie ihn aus dem Wrack zogen. Körperlich war er intakt, aber seine Seele hatte schweren Schaden genommen. Von Mary weiß ich, dass er monatelang von nächtlichen Albträumen gequält wurde. Keine Ahnung, wie Alex das alles verkraftet hat.“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Aber das Leben geht weiter, und er hatte den Jungen, der ihn brauchte. Ich schätze, dass er nicht einmal Zeit hatte, seinen eigenen Schmerz zu verarbeiten.“
„Es muss eine sehr schwere Zeit für ihn gewesen sein“, erwiderte Francesca mit tonloser Stimme. Sie hoffte, dass Kathleen die tragische Geschichte nicht weiter vertiefte, denn nur zu gut konnte sie sich vorstellen, was Alex durchgemacht hatte. Nein, sie wollte keine weiteren Details hören. Sie fürchtete, dass ihre kühle, reservierte Fassade bröckeln könnte, wenn sie Alex Shepherds Schicksal näher an sich heranließ. Sie räusperte sich. „Ich bin fertig mit der Untersuchung. Sie können sich wieder anziehen, Mrs. Price.“
„Nun, was denken Sie, Frau Doktor?“ Nervös griff Kathleen nach BH und Bluse.
„Ich bin ziemlich sicher, dass Sie an einer Mastopathie leiden. Das ist eine häufige Diagnose bei Frauen Ihres Alters und bedeutet, dass sich Knoten und Zysten im Bindegewebe Ihrer Brüste gebildet haben.“
„Also kein Krebs?“ Kathleen nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse. „Das war nämlich meine große Befürchtung. Man liest so viel über Brustkrebs in den Zeitschriften …“
„Ich weiß, und die Warnungen sind berechtigt. Bei Veränderungen an der Brust sollte man umgehend den Arzt aufsuchen, was Sie ja auch getan haben. Aber in Ihrem Fall besteht kein Grund zur Panik. Eine Mastopathie ist eine Vergröberung des Brustbindegewebes, seiner Drüsenstruktur, bedingt durch hormonelle Schwankungen. Die Knoten und Zysten sind fast immer harmlos.“
Kathleen stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. „Ich bin nicht gerade der ängstliche Typ, und ich neige auch nicht zum Grübeln, aber seit ich die Knoten getastet habe, war plötzlich alles anders. Ich überlegte mir, was ich meinem Mann und den Jungen sagen sollte, falls ich Brustkrebs habe.“ Sie holte tief Luft. „Haben Sie Kinder?“
„Nein, aber ich kann Ihre Befürchtungen sehr gut nachempfinden.“ Sekundenlang schloss Francesca die Augen, um den Schmerz in ihrem Inneren zu ignorieren. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, könnte sie jetzt schwanger sein …
Sie griff nach dem Kugelschreiber und beugte sich über den Rezeptblock. Sie wollte nicht, dass Kathleen etwas von ihren Gefühlen mitbekam. Sie hatte sich immer eine richtige Familie gewünscht, obwohl Paul wenig Begeisterung für ihren Plan gezeigt und jede Diskussion darüber im Keim erstickt hatte. Um so überraschter war sie gewesen, als er im vorigen Jahr um die Weihnachtszeit plötzlich den Wunsch nach einem Kind äußerte.
Sie war so glücklich gewesen, dass sie in ihrem Überschwang völlig vergaß, sich nach den Gründen seines unerwarteten Sinneswandels zu erkundigen. Aber wozu auch? Ein Kind wäre die Krönung ihres Glücks gewesen. Erst später erfuhr sie die ganze Wahrheit, als Pauls Lügengebäude in sich zusammenfiel.
Als es um das Kind ging, hatte Paul erklärt, dass er sich nur eine Familie leisten könnte, wenn sie, Francesca, ihre Eigentumswohnung verkaufen würde und das Geld in sein Unternehmen steckte. Angeblich befand sich seine Firma in einer finanziellen Krise, an der er selbstverständlich keine Schuld trug!
Francesca war sofort einverstanden gewesen. Für ein Baby hätte sie alles getan. Das wusste Paul, darauf spekulierte er. Er kannte keine Skrupel. Er hatte sie ausgenutzt bis zum bitteren Ende …
„Auch wenn ich zu neunzig Prozent sicher bin, dass Sie an einer harmlosen Brustdrüsenveränderung leiden, möchte ich Sie bitten, sich vorsichtshalber einer Mammografie zu unterziehen. Auf den Röntgenbildern sehen wir die genauen Strukturveränderungen. Sollten in Zukunft weitere Untersuchungen nötig sein, können wir immer auf diese Basisaufnahmen zurückgreifen und den Verlauf vergleichen. Ich werde mich bei Mary erkundigen, zu welchem Radiologen Dr. Shepherd in diesen Fällen seine Patientinnen überweist. Sie hören dann von uns, sobald wir einen Termin für Sie bekommen haben. Sind Sie mit meinem Vorgehen einverstanden, Mrs. Price?“
„Natürlich, Frau Doktor. Damit habe ich kein Problem. Ich bin sehr erleichtert, dass es nichts Schlimmes ist.“
„Was die Knoten und Zysten betrifft, so kann ich Ihnen ein Medikament verschreiben, wenn Sie das wünschen. Eine spezielle Therapie gibt es nicht, aber wenn die Symptome sehr unangenehm sind, können Sie ein Mittel ausprobieren.“
„Das ist nicht nötig, Dr. Goodwin. Jetzt, wo ich weiß, dass es nichts Gefährliches ist, lässt es sich aushalten. Danke für Ihr Verständnis.“ Kathleen lächelte erleichtert und schlüpfte in ihren Mantel. „Ich bin so froh, dass Sie hier sind, Dr. Goodwin, und ich wünsche Ihnen einen sehr guten Start bei uns in Teedale.“
„Vielen Dank.“ Francesca war gerührt. Kathleens herzliches Willkommen gab ihr Auftrieb. Plötzlich wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. London den Rücken zu kehren, das war die beste Therapie.
Sie lehnte sich zurück, atmete tief ein und aus. Zum ersten Mal seit Wochen konnte sie wieder richtig durchatmen. Sie schöpfte Hoffnung. Dieser Job konnte ihre Rettung sein. Es war die berühmte zweite Chance, die sie nicht verspielen durfte. Dazu gehörte, dass sie sich von Alex Shepherd fernhielt. Instinktiv spürte sie, dass es gefährlich war, ihm nahezukommen. Einmal hatte sie ihr Herz aufs Spiel gesetzt und alles verloren. So etwas würde ihr nie wieder passieren.
Alex parkte den Wagen vor der Praxis und stellte den Motor ab. Er machte keine Anstalten auszusteigen. Daniels Unfall steckte ihm noch in den Knochen. Er spürte eine ungewohnte Schwäche in den Beinen, die Folgen der Panik, die ihn ergriffen hatte, als Mary ihm die Nachricht überbrachte.
Glücklicherweise war die Sache noch einmal glimpflich ausgegangen. Aber der Kinderarzt hatte nach der Untersuchung in der Ambulanz darauf bestanden, den Jungen über Nacht zur Beobachtung in der Klinik zu behalten. Daniel hatte sich beim Sturz von der Kletterwand den Kopf angeschlagen und eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen.
Es war ihm schwergefallen, seinen Sohn in der Klinik zurückzulassen, aber wenn er an der Stelle des Kollegen gewesen wäre, hätte er dieselbe Entscheidung getroffen.
Seufzend öffnete er die Wagentür und stieg aus. Am liebsten wäre er sofort nach Hause gegangen, aber das war ganz und gar unmöglich. Da waren seine Patienten und die schöne neue Kollegin, die er spontan eingestellt und der er ohne Einarbeitung ein volles Wartezimmer mit kranken Menschen in einer für sie fremden Umgebung überlassen hatte!
Er holte tief Luft und stellte sich auf ein mittleres Chaos ein. Mary war zwar auf ihre Art eine Perle, aber wenn es hektisch zuging, wirkte sie überfordert.
Abgesehen davon war der Freitag ohnehin der anstrengendste Tag der Woche. Die Praxis war samstags geschlossen, und so manchem Patienten fiel kurz vor Sprechstundenschluss ein, dass er vor dem Wochenende unbedingt den Doktor aufsuchen musste! Alex machte sich auf das Schlimmste gefasst, als er die Praxis betrat.
„Oh, Sie sind zurück, Alex. Wie geht es Daniel?“
„Ganz gut. Sie behalten ihn über Nacht da. Er hat sich ordentlich den Kopf angeschlagen, und sie wollen ihn vorsichtshalber eine Weile unter Beobachtung stellen. Aber morgen Vormittag werde ich ihn nach Hause holen.“ Alex wunderte sich ein wenig über Marys gelassene, heitere Ruhe. Er hatte das Gegenteil erwartet. Auch das fast leere Wartezimmer überraschte ihn. Erstaunt und irritiert warf er einen fragenden Blick auf seine Praxissekretärin. Mary lachte.
„Das ist Dr. Goodwins Verdienst. Toll, nicht? Alles klappte wie am Schnürchen. Einige Patienten hatten die üblichen Bedenken und Vorbehalte, aber alle verließen zufrieden und des Lobes voll ihr Sprechzimmer. Sie könnte eine ernste Konkurrenz für Sie werden, Alex“, scherzte sie.
„Sieht ganz so aus“, gab er zu und beobachtete den alten Tom Carter, der gerade das Sprechzimmer verließ. Tom war einer der schwierigsten Patienten, ein unzufriedener, besserwisserischer, wehleidiger alter Mann. Es war schwer, es ihm recht zu machen.
„Alles in Ordnung, Tom?“
„Alles in Ordnung, Dr. Shepherd“, bestätigte Tom zu Alex’ größter Überraschung. „Da haben Sie eine sehr nette junge Dame eingestellt. Wir haben uns gleich prächtig verstanden. Sie hat die richtige Art und erinnert mich an meine Ethel. Die beiden haben viel gemeinsam.“
„Das freut mich“, brachte Alex mühsam hervor, während er überlegte, was die junge schöne Dr. Goodwin und Toms ältliche rheumatische Ehefrau gemeinsam haben könnten. Er kam zu keinem Ergebnis und wandte sich wieder an Mary.
„Okay, dann suche ich zuerst einmal Dr. Goodwin auf. Sie wird erleichtert sein, dass ich endlich zurück bin.“
„Sie hatte alles bestens im Griff“, rief Mary ihm nach. „Sie ist ein echter Glücksfall für die Praxis!“
Alex verkniff sich einen Kommentar, aber er verspürte ein leichtes Gefühl der Irritation. Dass Francesca ihn so problemlos ersetzt hatte … Eine überaus tüchtige Kollegin. Warum hatte sie London verlassen? Diese Frage verfolgte ihn. Ob sie vor etwas davonlief? Vor einer Person? Einem Mann? Er klopfte an die Tür.
„Herein …, oh, Sie sind es!“ Ihr strahlendes Lächeln erlosch auf der Stelle, als sie Alex erblickte. Sie hatte den nächsten Patienten erwartet …
Alex bemerkte sehr wohl ihren abrupten Wandel und bemühte sich instinktiv, ihn zu übersehen. Er schlug einen jovialen, lockeren Ton an.
„Mary hat mich bereits in allen Einzelheiten aufgeklärt und Sie in den höchsten Tönen gelobt.“ Er grinste. „Es gab also keine Probleme?“
„Nein“, erwiderte Francesca kühl. „Es ist nicht die erste Sprechstunde in meiner beruflichen Laufbahn.“ Sie schob den Stapel mit den Patientenkarten ein wenig zur Seite. „Das Wartezimmer dürfte fast leer sein.“
„Ja, das habe ich gesehen. Ich finde es dennoch bemerkenswert, dass Sie so gut zurechtgekommen sind“, fuhr er fort. „Immerhin war es ein Sprung ins kalte Wasser. Die fremde Umgebung, die fremden Patienten …, das verdient Anerkennung.“ Er nahm die oberste Karte vom Stapel und vertiefte sich in die Daten. „Der alte Tom Carter ist ein harter Brocken. Ich hoffe, dass er Sie nicht allzu sehr genervt hat.“
„Keineswegs. Er war sehr umgänglich und hat mir von seiner Kindheit erzählt, wie er und seine Brüder im Sommer das Heu eingebracht haben. Seine Eltern besaßen eine große Farm.“
„Ach, wirklich …?“ Alex versuchte zu lächeln, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. In den ganzen Jahren hatte Tom ihm niemals irgendwelche Geschichten erzählt. Er hatte eigentlich immer nur gejammert und geklagt. Merkwürdig …, was hatte Francesca anders gemacht als er?
Er zog die Karte von Kathleen Price hervor, während er stirnrunzelnd die Notizen überflog. „Kathleen ist ein seltener Gast in unserer Praxis. Warum ist sie heute gekommen?“
„Sie hat eine Mastopathie. Aber ich habe vorsichtshalber eine Überweisung zur Mammografie angeordnet.“
Er nickte. „Dafür muss sie nach Derby. Ich werde sie anmelden und sie vorher noch einmal einbestellen, um ihr zu sagen, was sie dort erwartet.“
„Abgesehen davon, dass ich sie bereits aufgeklärt habe, Dr. Shepherd, wird die Patientin nicht mit Ihnen über dieses Problem sprechen wollen. Sie hat mir gestanden, dass sie sich in dieser Sache lieber einer Frau anvertraut.“ Francescas Ton war von eisiger Höflichkeit. „Geben Sie mir die Adresse des Radiologen, damit ich Mrs. Price anmelden kann. Alles andere können Sie mir überlassen.“
Alex seufzte. Das saß! „Natürlich, Mary wird sich darum kümmern. Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten. Das war nicht meine Absicht.“ Wieder versuchte er, die Situation zu entspannen, aber seine Bemühungen liefen ins Leere. Francesca blieb reserviert. „Ich werde mir Mühe geben und mich daran erinnern, dass ich jetzt nicht mehr allein für alles zuständig und verantwortlich bin. Bitte haben Sie etwas Geduld mit mir, Francesca. Sie wissen ja, alte Gewohnheiten sterben langsam.“
„Unsere Zusammenarbeit würde sich extrem schwierig gestalten, wenn Sie meine Entscheidungen jedes Mal hinterfragen.“ Francescas Ton blieb kühl.
„Das ist mir klar. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Er lächelte und setzte eine schuldbewusste Miene auf wie ein kleiner Junge, den man bei einem Streich ertappt hatte.
Francescas Mundwinkel zuckten, und Alex hielt den Atem an. Ob es ihm endlich gelungen war, sie einmal zum Lächeln zu bringen? Aber wieder wurde seine Hoffnung enttäuscht. Francesca senkte den Blick und drückte ihm stattdessen eine andere Karteikarte in die Hand.
„Das ist die Karte von einem Peter Arkwright. Er war in der Sprechstunde und klagte über diverse unspezifische Symptome. Kopfschmerzen, Fieberschübe, Frösteln, Schweißausbrüche. Er sagte, dass er in den letzten Monaten immer wieder solche Zustände bekommen hat. Bei der körperlichen Untersuchung habe ich nichts Pathologisches feststellen können. Deshalb möchte ich einen Bluttest machen lassen. Wann kann ich ihn einbestellen?“
„Jeden Tag in der Woche vor elf Uhr am Vormittag. Um diese Zeit kommt der Kurierdienst und holt die Blutproben für das Labor ab. Die Ergebnisse erfahren wir per Fax einen oder zwei Tage später.“
„Gut. Dann werde ich Mr. Arkwright für Montag früh bestellen. Ist acht Uhr okay?“
„Ja. Um diese Zeit bin ich meistens schon in der Praxis. Gegen halb neun verschwinde ich für ein paar Minuten, um Daniel in die Schule zu fahren.“
„Haben Sie keine Arzthelferin?“
„Hilary kommt an drei Nachmittagen in der Woche, um bei den Spezialsprechstunden zu assistieren. Schwangerenvorsorge, Asthmaklinik, Diabetikerschulung und dergleichen.“ Wieder fiel ihm auf, dass sie sich nicht nach Daniel erkundigt hatte. Das war mehr als merkwürdig. Immerhin war er der Grund für ihre plötzliche und unerwartete Einstellung gewesen. Ob sie Kinder nicht leiden konnte? Oder steckte mehr dahinter?
„Dann arbeiten nur wir beide täglich in der Praxis?“
„Richtig.“ Alex schob alle anderen irritierenden Gedanken beiseite und versuchte, sich ganz auf das Sachliche zu konzentrieren. Es war zu früh, sich mit Dr. Goodwins Reaktionen auseinanderzusetzen. Das Wichtigste war, dass er eine kompetente Kollegin gefunden hatte. Und bis jetzt schien sie alle Erwartungen zu erfüllen.
„Der Patientenstamm der Praxis ist nicht so groß wie vergleichbare Einrichtungen in den Städten“, fuhr er fort. „Dafür ist das Versorgungsgebiet um so weiträumiger. Wir betreuen alle Farmen in der Umgebung, und manche Höfe liegen meilenweit entfernt. Das werden Sie feststellen, wenn Sie zu Hausbesuchen unterwegs sind.“ Er hielt kurz inne. „Sie fahren doch Auto, nicht? Ich frage deshalb, weil ich keinen Wagen vor der Tür gesehen habe.“
„Ich habe heute den Zug genommen. Ich fand es bequemer, da ich die Gegend nicht kenne. Ich habe mir von Beesley aus ein Taxi genommen. Oh, da fällt mir ein, dass ich anrufen muss, um für die Rückfahrt ein Taxi zu bestellen. Haben Sie die Telefonnummer zur Hand?“
„Sie fahren heute Abend mit dem Zug zurück nach London?“ Alex sah so verstört aus, dass Francesca ihn überrascht musterte.
„Selbstverständlich.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Wann geht der nächste Zug nach London?“
Alex runzelte die Stirn. „Das dürfte schwierig werden“, murmelte er undeutlich.
„Schwierig? Was meinen Sie damit?“, fragte sie misstrauisch.
Alex schwieg. Er fühlte sich schuldig, hatte er doch in seiner Sorge um Daniel alles andere vergessen.
„Dr. Shepherd, ich habe Sie etwas gefragt. Würden Sie bitte so freundlich sein und meine Frage beantworten?“
Als er ihren alarmierten Gesichtsausdruck sah, schluckte er und riss sich schließlich zusammen. „Es tut mir leid, aber heute Abend fährt kein Zug mehr nach London. Der Letzte ging um sechs Uhr.“
„Aber jetzt haben wir zehn nach sechs!“ Sie starrte ihn mit großen Augen an. „Wollen Sie damit sagen, dass ich bis morgen warten muss, bevor ich hier weg kann?“
„Wenn es so einfach wäre!“ Alex nahm allen Mut zusammen. Es war seine Schuld, dass er ihre Pläne durcheinandergebracht hatte. Aber das nützte nun alles nichts mehr. Sie musste die Wahrheit erfahren. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm verzeihen würde.
„Die Verbindung nach London ist das ganze Wochenende über unterbrochen. An den Gleisen werden dringende Reparaturarbeiten durchgeführt. Der nächste Zug nach London geht nicht vor Montag früh. Es tut mir sehr leid, Francesca, aber es sieht ganz so aus, als ob Sie das Wochenende hier verbringen müssen.“
3. KAPITEL
„Das Wochenende? Unmöglich! Ich kann nicht das ganze Wochenende hierbleiben. Wie stellen Sie sich das vor? Ich habe zu tun!“
„Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“
„Ich kann ein Auto mieten und damit nach London zurückfahren.“
„Die nächste Autovermietung befindet sich in Derby.“ Alex sah auf die Uhr und schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie schließen um fünf. Natürlich würde ich Ihnen gern meinen Wagen ausleihen, aber auch das ist leider nicht möglich. Morgen früh muss ich Daniel aus der Klinik abholen. Abgesehen davon bin ich auf das Auto angewiesen, falls Hausbesuche oder Notfälle anstehen sollten.“
„Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, von hier wegzukommen“, rief Francesca mit mühsam unterdrückter Verzweiflung. „Es gibt doch Busse! Sicher kann man von Beesley aus mit dem Bus nach London fahren.“
„Nein. Der nächste Busbahnhof ist in Derby. Aber um diese Zeit fährt kein Bus mehr nach London. Selbst ein Taxi würde Ihnen nichts nutzen. Die fahren nur bis Beesley.“
Sie schluckte. „Mit anderen Worten, ich muss hierbleiben, ob ich will oder nicht, hab ich recht?“
„Ich fürchte, ja.“ Alex seufzte. „Hören Sie, Francesca, wenn ich irgendeine Möglichkeit sähe, Sie heute Abend nach London zurückzubringen, würde ich alles tun, um Ihnen zu helfen. Schließlich ist es meine Schuld, dass Sie in diese unangenehme Lage gekommen sind. Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, aber mir fällt keine Lösung ein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Haben Sie noch eine Idee?“
„Nein.“ Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. „Ich muss irgendwo übernachten. Kennen Sie ein Hotel?“
„Die Pension am Ende der Straße, von der ich Ihnen schon erzählt habe. Augenblick, ich rufe dort an und reserviere ein Zimmer für Sie.“
Francesca nickte flüchtig und stellte sich ans Fenster, während Alex telefonierte. Sie starrte auf die Dorfstraße und versuchte sich vorzustellen, dass dieser Ort ihre zukünftige Heimat sein würde. Nun würde sie zum ersten Mal hier übernachten, eher, als sie es erwartet hatte …
Alex unterbrach ihre Gedanken. Er sah besorgt, fast unglücklich aus.
„Stimmt etwas nicht? Ist das Hotel ausgebucht?“, fragte Francesca. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ungewohnt schrill klang.
„Das nicht, aber die Pension ist vorübergehend geschlossen. Es wird eine neue Heizung eingebaut, und das ganze Haus ist eine einzige Baustelle, sagt Mrs. Baxter.“
„Dann schlafe ich im Cottage“, erklärte Francesca mit wilder Entschlossenheit, während sie den Gedanken an Schmutz, Spinnen und Mäuse verdrängte. „Ich werde ohnehin über kurz oder lang dort einziehen, nicht wahr?“
„Ja, aber nicht bevor das Cottage in Ordnung gebracht wurde. Nein, Sie werden bei mir übernachten. Es ist die beste Lösung. Ich habe ein Haus und ein leer stehendes Gästezimmer.“
„Das geht nicht“, wandte sie ein. „Ich kann doch nicht das ganze Wochenende bei Ihnen campieren!“
„Natürlich können Sie! Für mich ist es kein Problem.“ Er lächelte. „Auf diese Art und Weise können Sie sich schon einmal mit Ihrer neuen Umgebung vertraut machen und das Dorf kennenlernen.“
Francesca schwieg frustriert, was Alex als Zustimmung deutete. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, fuhr er fort. „Ich übernehme die restlichen Patienten, und Sie beziehen schon einmal Ihr Nachtquartier. Hier sind die Hausschlüssel.“ Er zog den Schlüsselbund aus der Tasche und legte ihn auf den Schreibtisch.
„Aber …, aber ich habe keine Ahnung, wo Sie wohnen“, protestierte Francesca verstört.
Alex grinste. „Verzeihung, das Wichtigste habe ich vergessen. Also, wenn Sie die Praxis verlassen, wenden Sie sich nach rechts und folgen der Straße bis zur ersten Abbiegung links. Mein Haus ist das letzte Gebäude in dieser Seitenstraße. Es ist nicht weit, nicht einmal eine halbe Meile.“
Wieder lächelte er, und Francesca zuckte zusammen. So lächelte ein Mann eine Frau an, die er attraktiv fand …
„Danke“, sagte sie und griff etwas zaghaft nach dem Schlüsselbund.
„Wenn Sie hungrig sind, mein Kühlschrank ist gut gefüllt. Bitte bedienen Sie sich nach Belieben. Alles andere besprechen wir später.“
„Alles andere?“, fragte Francesca misstrauisch. „Was meinen Sie damit?“
„Ganz einfach, da Sie ja nur einen Tagesausflug geplant hatten, gehe ich davon aus, dass Sie weder Zahnbürste noch Nachthemd eingepackt haben.“ Er maß sie kritisch von oben bis unten. „Sie sind ziemlich groß. Ich kann Ihnen für morgen und übermorgen ein Paar Jeans und T-Shirts ausleihen. Nur mit Dessous kann ich nicht aushelfen!“ Mit gespielt zerknirschter Miene hob er bedauernd die Schultern, aber seine Augen leuchteten.
Die Situation bereitet ihm Spaß, dachte Francesca, während sie spürte, wie eine verräterische Röte ihre Wangen färbte. Rasch griff sie nach ihrer Jacke und Handtasche und verließ fluchtartig das Zimmer. Erst als sie auf der Straße war, ließ ihre Anspannung nach, und sie stieß einen resignierten Seufzer aus.
Dieser erste Tag auf dem Lande war um einiges aufregender gewesen, als sie es sich in ihren Träumen vom gemütlichen Landleben vorgestellt hatte!
Es dauerte noch eine gute Stunde, ehe Alex die Praxis verlassen konnte. Seine Gedanken waren bei Francesca. Er schüttelte den Kopf. Eine junge, schöne Karrierefrau hatte den Wunsch, sich aufs Land zu flüchten, weil die Londoner City ihr zu anstrengend, zu laut und zu hektisch geworden war? Das kaufe ich ihr nicht ab, dachte er. Mit etwas Glück und Geschick werde ich die wahren Gründe aus ihr herauslocken.
Er seufzte. Eigentlich ging ihn ihr Privatleben nichts an. Er sollte froh und dankbar sein, endlich eine Partnerin für die Praxis gefunden zu haben. Außerdem hatte sie ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben, was sie von seinen neugierigen Fragen hielt. Selbst der größte Optimist hätte Dr. Goodwins Gletscherblicke nicht missverstehen können. Auch ihre knappen kühlen Antworten hatten ihre eigene unmissverständliche Sprache gesprochen.
Als Alex die Küche betrat, stand Francesca am Herd und kochte. Eine Welle der Erinnerung riss ihn mit sich fort. So hatte Trish am Herd gestanden, wenn er abends nach Hause gekommen war. Ein lang unterdrücktes Sehnen ergriff ihn, und zum ersten Mal seit Jahren spürte er schmerzlich, was er vermisste. Er war ein Mann, dem die Frau fehlte … Mit großer Anstrengung gelang es ihm, sich von seinen Gefühlen zu lösen und zur Tagesordnung überzugehen.
„Offensichtlich haben Sie alles gefunden haben, was Sie benötigen.“
„Ja.“ Francesca warf ihm einen kühlen Blick zu. „Ich habe Ihr Angebot angenommen und mir etwas zu essen gemacht. Ich hoffe, dass ist für Sie in Ordnung.“
„Natürlich, sonst hätte ich es nicht gesagt.“ Er nahm den Flötenkessel und füllte ihn mit Wasser. „Auch einen Kaffee?“
„Ich ziehe Tee vor, wenn Sie welchen haben.“ Diesmal war ihr Blick fragend. Unsicher. „Hören Sie, Alex, ich kann mir ein Hotel in Beesley nehmen. Unter keinen Umständen möchte ich Ihnen zur Last fallen.“
„Unsinn! Ich bin Schuld an Ihrer Situation. Außerdem freue ich mich über Gäste. Und das Haus ist groß genug.“ Er lächelte ermutigend und schöpfte Hoffnung, als sie mit einem schüchternen Lächeln antwortete.
„Mein Essen ist fertig“, erklärte sie ablenkend. „Möchten Sie einen Teller? Es ist genug da.“
„Was gibt es?“ Neugierig kam Alex näher.
„Nichts Besonderes. Nur eine Dosensuppe mit Einlagen. Eine eigene Komposition.“
Ihre Blicke trafen sich. Unwillkürlich hielt Alex den Atem an, als er die ungewohnte Wärme in ihren Augen sah. Sein Herz klopfte so schnell, dass er fürchtete, sie könne es hören.
„Klingt gut“, erwiderte er, während er sich über seine heisere Stimme wunderte.
Mit Trishs Tod war auch etwas in ihm gestorben. Seine Gefühle. Jahrelang hatten sie unter einer Eisschicht gelegen. Keine Frau hatte in den Jahren das geschafft, was Francesca in wenigen Stunden gelungen war. Er fühlte sich wieder wie ein Mann! Sein Körper reagierte auf ihre bezaubernde Erscheinung.
„Sie müssen mir das Rezept verraten“, meinte er, um sich von diesem Gedanken abzulenken. „Meine Kochkünste sind äußerst dürftig. Fischstäbchen, Pommes, heiße Würstchen und Spiegeleier auf Toast. Das ist auch schon das ganze Repertoire.“
„Ich bin auch keine Fünf-Sterne-Köchin“, gestand sie. „Kochen braucht Zeit, die ich nicht habe. Paul war immer der bessere Koch.“
„Paul?“ Alex nahm ihr die Suppenteller aus der Hand. Paul! Seine gute Stimmung sank. Wer war Paul? Ein Mann natürlich. Francescas Mann? Ihr Freund? Ihr Lover …? Francesca war attraktiver als die meisten Frauen. Sie musste eine Menge männlicher Bewunderer haben!
„Jemand, den ich einmal gekannt habe.“ Wieder klang ihre Stimme frostig.
Alex wollte nicht auf sein Gefühl hören, das ihn davor warnte, weitere Fragen zu stellen. Aber er musste einfach wissen, wer Paul war und was er ihr bedeutete.
„Gekannt?“, wiederholte er fragend. „Haben Sie ihn flüchtig oder gut gekannt?“
„Das geht Sie nun wirklich nichts an!“
Alex seufzte. „Sie haben recht. Es geht mich nichts an. Es ist nur … Sie haben ausgesprochen abwehrend reagiert. Das hat mich neugierig gemacht. Aber ich will Sie nicht drängen. Wenn Sie nicht darüber sprechen wollen, ist das Ihre Sache.“
„Haben Sie frisches Brot im Haus?“, fragte Francesca, um das Thema zu wechseln.
Alex atmete auf. Sie hatte seine kleine Rede vernommen und offensichtlich beschlossen, nicht darauf einzugehen. Er hoffte, dass sie ihm seine Neugier nicht nachtrug. „Ja.“ Er konzentrierte sich auf das Essen, nahm ein Tablett, bestückte es mit allem, was sie benötigten, und deckte den Tisch im Esszimmer.
Auch das war neu. Seit er mit Daniel allein war, hatte er nicht mehr im Esszimmer gegessen. Sie aßen meistens in der Küche oder im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Aber heute war ein besonderer Anlass. Eine Frau, die erste Frau, die ihn nach Trish interessierte, war Gast in seinem Haus. Und wieder spürte er deutlich, was er in den letzten einsamen Jahren vermisst hatte.
„Es riecht sehr appetitlich“, lobte er. „Was ist es genau?“
„Eine Pilzsuppe aus der Dose, verfeinert mit verschiedenen Kräutern aus dem Garten und den Resten einer Hähnchenbrust, die ich in Ihrem Kühlschrank gefunden habe.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass wir Gewürzkräuter im Garten haben“, bekannte Alex und probierte einen Löffel. Im nächsten Augenblick sprang er auf und rang nach Luft. „Ich habe mich verbrannt“, keuchte er mit tränenden Augen.
Francesca reichte ihm ein Glas kaltes Wasser. „Trinken Sie“, befahl sie ungewohnt streng. „Und warten Sie ab, bis die Suppe nicht mehr so heiß ist.“
„Sie roch so gut“, gestand Alex. „Da konnte ich nicht widerstehen.“
Sie nahm sich eine Scheibe Brot und bestrich sie mit Butter. Dann fuhr sie sich genüsslich über die Lippen.
Alex vergaß seinen Schmerz. Die Art, wie Francesca die Butter auf den Lippen zergehen ließ, versetzte ihn in Erregung. Ob er wollte oder nicht, die wildesten Fantasien schossen ihm durch den Kopf. Hilflos war er ihrem Ansturm ausgeliefert. Francescas Lippen, ihre Zunge, ihre Hände …, ihm fielen tausend Bilder ein. Sie liefen vor ihm ab wie ein Erotikfilm. Nur sehr, sehr viel intensiver. Denn ihm gegenüber saß das Objekt seiner Begierde! Hoffentlich ahnt sie nichts, betete er und versuchte, die verführerischen Bilder zu verdrängen.
„Wie schmeckt das Brot?“, fragte er mit belegter Stimme. „Ich habe es hier im Ort gekauft. Wir haben noch einen Bäcker, der jeden Morgen um vier in seiner Backstube verschwindet und uns um acht Uhr mit seinen guten frischen Produkten beglückt.“
„Das Brot ist sehr viel besser als die Backwaren aus den Supermärkten“, lobte sie.
Alex nickte. „Es gibt noch einen Metzger im Dorf und die Läden, die die Farmer betreiben, in denen sie ihre eigenen Produkte verkaufen. Verhungern werden Sie hier also nicht. Allerdings gibt es kein Bekleidungsgeschäft. Dafür müssen Sie nach Derby oder Sheffield fahren.“
„Ich brauche keine neuen Kleider. Ich habe genug zum Anziehen. Meine Prioritäten liegen im Augenblick woanders.“
Wieder der abweisende, reservierte Ton! Aber Alex ließ sich nicht einschüchtern. „Darf ich wissen, welcher Art Ihre Prioritäten sind, oder habe ich für heute Abend genug Fragen gestellt?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist kein Geheimnis. Ich spare für ein eigenes Haus. Ich wohne nicht gern zur Miete. Wenn ich genug Geld habe, werde ich mir im Dorf ein Haus kaufen.“
„Dann werden Sie also nicht mehr nach London zurückgehen?“
„Nein. Von London habe ich für alle Zeiten genug. Ich möchte sesshaft werden und einen Neuanfang machen.“
„Und Sie sind sicher, dass Teedale der richtige Ort dafür ist?“
„Er ist so gut oder schlecht wie jeder andere Ort.“
Alex sah auf. „Das klingt nicht gerade euphorisch.“
„Sie haben recht.“ Ihre Wangen röteten sich. „Es spielt keine Rolle, wo ich mich niederlasse. Ich will arbeiten und in Ruhe mein Leben leben.“
Alex schüttelte den Kopf. „Verzeihen Sie, aber das hört sich an, als ob Sie keine andere Wahl hätten.“
Francesca schwieg und zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Nennen Sie es, wie Sie wollen …“ Mehr sagte sie nicht.
Er seufzte. „Okay, vermutlich haben Sie Ihre Gründe.“ Er streckte den Arm aus und drückte ihre Hand. „Aber ich möchte Ihnen trotzdem etwas sagen, Francesca. Sollten Sie eines Tages feststellen, dass Sie Teedale und die Praxis verlassen wollen, dann werde ich nichts tun, um Sie zurückzuhalten. Denn ich finde, dass ein Mensch das Recht hat, dort zu leben und zu arbeiten, wo es ihn wirklich hinzieht. Ich würde verstehen, wenn Sie gehen wollen.“
„Danke.“ Sie entzog ihm die Hand und stand auf.
Alex machte keine Anstalten, Francesca zurückzuhalten. Er spürte nur zu gut, wie sehr sie das Thema erregt hatte und wie sie um Fassung rang. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und getröstet.
„Ich bin müde und möchte mich hinlegen“, erklärte sie und stellte ihren Teller auf das Tablett.
„Natürlich. Sie hatten einen langen, aufregenden Tag.“ Auch Alex hatte sich erhoben. „Das Gästezimmer ist im obersten Stockwerk, rechts von der Treppe. Daneben befindet sich ein kleines Bad. Soll ich Ihnen ein T-Shirt ausleihen?“
„Das ist nicht nötig. Ich habe alles, was ich brauche. Vielen Dank.“
„Hm …“ Er konnte nicht umhin, einen Blick auf ihren eleganten schwarzen Hosenanzug zu werfen. Damit konnte sie sich nicht ins Bett legen. Also würde sie wahrscheinlich gar nichts anziehen. Die Vorstellung, wie sie sich nackt zwischen den weißen glatten Laken räkelte, erregte ihn. Rasch verscheuchte er die anregenden Bilder aus seinem Kopf. „Also dann, gute Nacht“, wünschte er höflich.
„Gute Nacht und nochmals vielen Dank.“
„Keine Ursache.“ Alex blieb sitzen und lauschte ihren Schritten. Das Haus war zweihundert Jahre alt, und die hölzernen Treppen knackten bei jedem Schritt. Sein Herz klopfte schneller. In Gedanken verfolgte er Francesca bis ins Gästezimmer, Stufe um Stufe, bis ihm schwindelig wurde. Er sprang auf und lief in die Küche, um das Geschirr zu spülen. Sie ist mein Gast und meine neue Kollegin. Nicht eine potenzielle Geliebte, auch wenn ich mich seit Jahren nicht mehr so sehr nach einer Frau verzehrt habe, ermahnte er sich.
Mit wütendem Schwung griff er zu Spülmittel und Bürste und begann, seine überschüssige Kraft an den unschuldigen Tellern und Löffeln auszulassen. Er gab sich keine Mühe, leise zu sein. Denn er musste unbedingt alle verführerischen Geräusche, die von oben kamen, ausblenden, wenn er einen kühlen Kopf behalten wollte!
4. KAPITEL
Francesca erwachte durch das Klingeln des Telefons. Sie warf einen Blick auf den Wecker. Fünf Uhr. Das konnte nur eines bedeuten. Ein Notfall.
Seufzend kletterte sie aus dem Bett, schlüpfte in den alten Morgenrock, der im Bad am Türhaken hing, bevor sie die Treppen hinuntereilte. Sie entdeckte Alex in einem der unteren Räume. Er kniete auf dem Boden neben dem Schreibtisch und schien etwas zu suchen.
Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie gut er aussah. Gestern war sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um ihn richtig wahrzunehmen. Sie gönnte sich ein wenig Zeit, um ihn zu betrachten. Auffallend waren sein dichtes schwarzes Haar, sein gut geschnittenes männliches Gesicht und eine schwer zu beschreibende, aber deutlich spürbare erotische Ausstrahlung. Alex Shepherd hatte das gewisse Etwas, das auf die meisten Frauen unwiderstehlich wirkte …
„Kann ich helfen?“, fragte sie betont sachlich.
Alex sprang auf und stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. „Mein Gott, haben Sie mich erschreckt“, stöhnte er und rieb sich die angeschlagene Stirn. „Ich habe Sie nicht kommen hören.“
„Das nächste Mal werde ich mich laut ankündigen“, entgegnete sie kühl. „Tut mir leid, wenn Sie sich meinetwegen eine Beule zugezogen haben.“
Er grinste. „Schon vergessen. Ich bin ein