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Julia Collection Band 76
Erscheinungstag: | Fr, 09.01.2015 |
Erscheinungstag: | Fr, 09.01.2015 |
Bandnummer: | 76 |
Bandnummer: | 76 |
Seitenanzahl: | 384 |
Seitenanzahl: | 384 |
ISBN: | |
ISBN: | 9783733703332 |
E-Book Format: | ePub oder .mobi |
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Ein Teil von ihr
Mutter. Heldin. Lügnerin. Mörderin?
Im Bruchteil einer Sekunde kann sich dein Leben für immer verändern….
Du hast die Nachrichten gesehen, über die Gewalt in dieser Welt den Kopf geschüttelt und weitergemacht wie immer. Nie könnte dir so etwas passieren, dachtest du.
Andrea Oliver erlebt das Entsetzlichste. Einen Amoklauf. Was sie noch mehr schockiert: Ihre Mutter Laura entreißt dem Angreifer ein Messer und ersticht ihn. Andrea erkennt sie nicht wieder. Offenbar ist Laura mehr als die liebende Mutter und Therapeutin, für die Andrea sie immer gehalten hat. Sie muss einen Wettlauf gegen die Zeit antreten, um die geheime Vergangenheit ihrer Mutter zu enthüllen, bevor noch mehr Blut vergossen wird …
Laura weiß, dass sie verfolgt wird. Und dass ihre Tochter Andrea in Lebensgefahr ist …
»Dieser Thriller wird Sie um den Schlaf bringen. Für Slaughter-Fans ist „Ein Teil von ihr“ ein absolutes Lese-Muss.«
ok!
»Wie immer hat Slaughter … keine Scheu, Verbrechen in all ihrer Brutalität und Grausamkeit zu schildern. […] Daneben aber beweist sie ebenso viel Gespür für die Zerrissenheit, für Sehnsüchte und Ängste, für starke Gefühle und damit verbundene innerliche Eruption, kurz: für die Komplexität ihrer Charaktere.«
dpa
»Karin Slaughters „Ein Teil von ihr“ liest sich als moderne Geschichte über komplizierte Vereinigte Staaten von Amerika, in der charakteristische Merkmale des American Way of Life ebenso aufscheinen wie der Mythos vom Grenzland.«
krimi-couch.de
»Provokanter und raffinierter als alles, was sie zuvor geschrieben hat.«
vol.at
»Eine spannende Lektüre bis zum Schluss.«
SpotOnNews
»Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.«
Magazin-frankfurt.com
»Karin Slaughter gilt völlig zu Recht als eine der besten Krimi-Autoren der USA. Ihre Geschichten fesseln von Anfang bis Ende.«
IN
»Karin Slaughter zählt zu den talentiertesten und stärksten Spannungsautoren der Welt.«
Yrsa Sigurðardóttir
»Jeder neue Thriller von Karin Slaughter ist ein Anlass zum Feiern!«
Kathy Reichs
»Karin Slaughter bietet weit mehr als unterhaltsamen Thrill.«
SPIEGEL ONLINE über »Pretty Girls«
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Das Schloss von Dolphin Bay
MINISERIE VON MARION LENNOX
Die Antwort des Herzens
Ein Picknick am Strand ändert schlagartig Kirstys Leben! Plötzlich weiß sie: Nach New York will sie niemals zurück! Hier, an der malerischen australischen Küste von Neusüdwales, ist sie ihrem Traummann begegnet: Jake Cameron. Doch nach einem leidenschaftlichen Kuss gibt der attraktive Chirurg sich seltsam distanziert. Was verheimlicht er Kirsty?
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„Das Schloss wird verkauft!“ Allmählich ist Hamish es leid, mit Susan über die Zukunft von Loganaich Castle zu diskutieren, auch wenn er sich sehr zu der hübschen Landschaftsgärtnerin hingezogen fühlt! Gemeinsam verbringen sie unbeschwerte Tage, genießen die australische Landschaft und flirten heftig miteinander – bis Susan auf einmal zurück nach Amerika will …
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Die Antwort des Herzens
1. KAPITEL
Dr. Kirsty McMahon war erschöpft, sie machte sich große Sorgen, und zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Sie klopfte erneut an das massive Tor. Was musste man nur tun, um sich in diesem mittelalterlichen Schloss bemerkbar zu machen? Und wie kam dieses Schloss überhaupt in ein abgelegenes australisches Fischerdorf?
Die antike Pforte sah aus, als wäre es nur mit einem Rammbock zu bezwingen, und die eher unzeitgemäß wirkende Sprechanlage blieb stumm. Also klopfen, wie es seit Jahrhunderten üblich war, und dazu laut rufen, aber auch diesmal kam keine Antwort.
Sie hätten nicht herkommen sollen. Kirstys Zwillingsschwester Susan klagte über einen Krampf im Bein und sehnte sich nach einem Hotel – falls es in dem kleinen Ort Dolphin Bay eins gab. Sie würden es morgen noch einmal versuchen, wenn sie wieder bei Kräften waren.
Plötzlich horchte Kirsty auf. Hatte da nicht ein Hund gebellt? Das klang fast, als wären sie doch bemerkt worden. Das schwere Holztor wurde einen Spaltbreit geöffnet, ein schlanker brauner Hund von undefinierbarer Rasse zwängte sich durch den Spalt und wurde von einer Männerhand am Halsband festgehalten.
Kirsty trat einen Schritt zurück. War sie plötzlich in einen Schauerroman versetzt? Das Schloss lag auf einer Klippe, hoch über dem Meer, mit einer halbkreisförmigen Bergkette im Hintergrund, über der es schon bläulich zu dämmern begann. Vielleicht gehörte der Hund zu einer ganzen Meute, die jetzt von schwer gerüsteten Kriegern auf die Jagd geführt wurde …
„Boris!“, rief eine Männerstimme, die überraschend angenehm klang. „Wenn du jemanden anspringst, setzt es Hiebe!“
Das Tor wurde weiter geöffnet, so dass Kirsty den Eigentümer der Stimme erkennen konnte. Er trug einen bunten Pullover, verblichene Jeans und abgewetzte Stiefel. Nein, das war kein schwer gerüsteter Krieger – das war ein Mann zum Träumen: etwa ein Meter fünfundachtzig groß, Mitte dreißig, mit dichtem dunkelbraunen Haar, jungenhaft zerzaust, wie Kirsty es bei Männern schätzte.
Bei Männern? Sie dachte an Robert und hätte beinahe laut gelacht. Mit Robert konnte es dieser Mann allemal aufnehmen!
„Hm … hallo!“, versuchte sie, ein Gespräch anzufangen.
Der Mann zerrte seinen Hund zurück und gab ihr damit eine Atempause. Sie bemerkte, wie groß der Schlosshof war, und wunderte sich nicht mehr, dass man ihr nicht schneller geöffnet hatte.
Das Tor, vor dem sie stand, bildete gleichsam den äußersten Eingang zu der Festung, die aus hellen Steinen errichtet war und mehrere Türme und Zinnen aufwies. Kirsty kam aus dem Staunen nicht heraus. Das siebzehnte Jahrhundert schien wiederauferstanden zu sein, und die Wirkung war fantastisch.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann.
Kirsty nahm sich zusammen. „Meine Schwester und ich sind hier, um Lord Douglas zu besuchen.“
„Es tut mir leid, aber Seine Lordschaft empfängt keine Besucher“, antwortete der Mann und wollte das Tor wieder schließen.
Instinktiv stellte Kirsty einen Fuß dazwischen, aber das war ein Fehler. Das Tor war zu massiv und zu schwer, um es als zierliche Person von ein Meter sechzig offen halten zu können. Sie schrie auf und hörte einen unterdrückten Fluch.
„Habe ich Ihnen wehgetan?“
„Ja.“
„Sie hätten Ihren Fuß nicht dazwischenstellen dürfen.“
„Dann hätten Sie das Tor wieder geschlossen.“
Der Mann seufzte. Gemeinsam betrachteten sie Kirstys Fuß, aber sie trug kräftige Sportschuhe und hatte den Fuß schnell weggezogen. Mit etwas Glück blieb nicht mehr als ein blauer Fleck zurück.
„Es tut mir leid“, sagte der Mann, und diesmal klang seine Stimme freundlicher. Sie hatte eine warme, tiefe Tonlage, und der australische Akzent machte sie doppelt attraktiv. Außerdem schien der Mann wirklich besorgt zu sein.
Besorgt? Kirsty merkte, dass sie sich in unfruchtbaren Fantasien verlor. Warum sollte irgendjemand um sie besorgt sein? Wenn sich einer Sorgen machte, dann sie.
„Seine Lordschaft ist nicht in der Lage, jemanden zu empfangen“, erklärte der Mann in demselben freundlichen Ton, der Kirsty angenehme Schauer über den Rücken jagte. „Außerdem ist das Schloss nicht für Touristen geöffnet.“
„Wir sind keine Touristen“, beteuerte Kirsty.
„Wir?“
Sie wies auf das Auto, in dem Susan saß und ängstlich herübersah. „Meine Schwester und ich.“
„Sie kommen aus Amerika?“
„Gut geraten“, lobte Kirsty, „aber wir sind keine Touristen.“
„Trotzdem können Sie den Lord nicht sehen.“
„Wir sind Verwandte“, erklärte Kirsty, ehe sich das Tor wieder schließen konnte.
„Wie bitte?“
„Wir gehören zur Familie von Lord Douglas und haben den weiten Weg gemacht, um ihn zu besuchen.“
Schweigen folgte. Tödliches Schweigen. Es war falsch gewesen, in den Augen dieses Mannes einen warmen Schimmer zu entdecken. Sein Blick war kalt geworden und sprühte gleichsam vor Zorn und Verachtung.
„Sie kommen zu früh“, fuhr er Kirsty an und zog den Hund weiter zurück, als könnte er sich bei ihr anstecken. „Ich habe mit den Aasgeiern gerechnet …, und da sind sie. Leider muss ich Sie enttäuschen. Lord Douglas lebt noch.“
Ohne auf Kirstys Fuß zu achten, schlug er das Tor endgültig zu.
„Jedenfalls ist dies die richtige Adresse“, meinte Kirsty zehn Minuten später. Der heiße Tee aus der Thermosflasche hatte die Zwillingsschwestern erfrischt, aber klüger waren sie dadurch nicht geworden. „Fragt sich bloß, wer die Schildwache war. Vielleicht ein Sohn?“
„Angus hat keinen Sohn, jedenfalls habe ich nie von einem gehört.“ Susan versuchte, sich bequemer hinzusetzen, was im achten Monat ihrer Schwangerschaft nicht leicht war. Sie hatte viel zu lange still gesessen, aber Aussteigen wäre noch mühsamer gewesen. Alles war inzwischen mühsam für sie, und Kirstys Versuche, ihr die Situation zu erleichtern, hatten bisher wenig gebracht. Susans Depressionen nahmen eher noch zu, und das war beängstigend.
„Also …, was sollen wir jetzt tun?“
Susans Ton verriet, dass sie keinen Wert auf eine Antwort legte. Die Frage diente nur dazu, die Verantwortung an Kirsty weiterzugeben. Wie üblich.
Ja, was sollten sie tun? In den kleinen Ort zurückfahren und es morgen noch einmal versuchen? Oder vielleicht anrufen? Das hätten sie ohnehin tun sollen, aber Kirsty hatte nicht damit gerechnet, Dolphin Bay heute noch zu erreichen.
Ein heimlicher Blick auf ihre Schwester machte Kirsty klar, wie ungünstig sich dieser Ausflug entwickelte. Dabei war ihr zu Hause in New York alles so vernünftig erschienen – geradezu ideal. Susan hatte schreckliche Monate hinter sich, und Kirstys einziges Ziel bestand darin, sie aus der tiefen Depression herauszuholen, die sie an den Rand des Selbstmords gebracht hatte.
Vor zwei Jahren hatte Susan Rory Douglas geheiratet – einen Australier schottischer Abstammung, der Susan einmal gesehen und entschieden hatte, dass sie für ihn das Glück bedeutete. Auf die Traumhochzeit war eine Traumehe gefolgt, und noch vor sechs Monaten hatte Susan das strahlende Bild einer werdenden Mutter abgegeben. Bis zu dem Autounfall, der Rory das Leben gekostet hatte. Susan war mit schweren Verletzungen davongekommen, aber ihr Geist erholte sich nicht so wie ihr Körper. Kein Psychiater hatte ihr helfen können. Nichts half.
„Warum fahren wir nicht einfach nach Australien?“, hatte Kirsty in ihrer Not vorgeschlagen. „Du weißt kaum etwas über Rorys Herkunft. Seine Eltern sind tot, und mit seinem Bruder verstand er sich nicht, aber wir würden seinen Geburtsort kennenlernen. Dolphin Bay in Neusüdwales … ob es da wirklich Delfine gibt? Wir wissen nur, dass es ein kleiner Küstenort südlich von Sydney ist. Klingt das nicht aufregend? Ich könnte im Krankenhaus Urlaub nehmen. Wir könnten Entdecker spielen, und du könntest deinem Kind später erzählen, woher sein Vater stammt.“
Das alles hatte sich sehr verlockend angehört. Gewiss, Susan hatte noch Probleme mit ihrem Rücken. Sie benutzte noch immer einen Rollstuhl, aber Kirsty war Ärztin und konnte sie versorgen. Da Susan mit einem Australier verheiratet gewesen war, trug sein Land auch ihre Behandlungskosten, und bis zum Ende des siebten Monats akzeptierten die Fluggesellschaften schwangere Frauen als Passagiere. Und was schadete es, wenn Susans Baby in Australien zur Welt kam? Damit setzte sie nur die Familientradition fort.
Leider war seit Beginn der Reise fast alles schiefgegangen. Unmittelbar nach der Landung in Sydney hatte Susan Anzeichen von Wehen gezeigt und war in ein Krankenhaus gebracht worden. Vier Wochen lang hatte sie dort gelegen und war immer apathischer geworden. Die Angst vor einer Frühgeburt hatte ihre Depressionen noch verstärkt, aber bisher war zum Glück nichts passiert. Inzwischen befand sich Susan im achten Monat, und wenn das Kind jetzt geboren wurde, bedeutete das keine Katastrophe.
Unfähig, länger herumzusitzen und zu warten, hatte sich Kirsty für die Weiterreise entschieden, ohne Susan dadurch aus ihrer Apathie aufrütteln zu können. Jetzt saßen sie im Auto vor dem pompösen Strandschloss, starrten die weißen Mauern an und wussten beide nicht, wie es weitergehen sollte.
„Warum hat Rory mir nie erzählt, dass sein Onkel ein Lord ist?“ Susans Stimme klang flach und tonlos. „In so einem Schloss zu wohnen! Hätte ich das gewusst, wäre ich niemals hergekommen.“
Auch für Kirsty waren die Umstände befremdlich. Sie hatten Dolphin Bay am Nachmittag erreicht und in dem kleinen Postbüro erste Erkundigungen eingezogen.
„Angus Douglas?“ Harriet, die energische Postangestellte, hatte ein erstauntes Gesicht gemacht. „Sie meinen wohl Seine Lordschaft … den Earl of Loganaich.“
„Angus Douglas ist ein Earl?“
„O ja.“ Harriet stützte sich mit beiden Ellbogen auf den Schaltertisch. Sie schien gern zu reden und beliebig viel Zeit dafür zu haben. „Durch Angus hat Dolphin Bay einen adligen Anstrich bekommen. Er ist der Earl of Loganaich, wobei Loganaich inzwischen der Vergangenheit angehört.“
„Loganaich?“ Diesmal kam die Frage von Kirsty.
„Ganz recht. Das Familienschloss in Schottland ist seinerzeit abgebrannt. Darf man Lord Angus glauben, war es ein düsteres, zugiges Gemäuer, um das es nicht besonders schade ist. Seine Lordschaft hält nichts von falschen Sentimentalitäten …, es sei denn, es handelt sich um seinen Kilt. Sie sollten ihn darin sehen! Jedenfalls verließen Lord Angus und seine Brüder Schottland, als sie fast noch Teenager waren, und zwei von ihnen – die beiden älteren – kamen hierher.“
„Erzählen Sie uns von ihnen“, bat Kirsty, die weiter die Gesprächsführung übernahm.
„Lord Angus heiratete während des Zweiten Weltkriegs eine Krankenschwester“, fuhr Harriet fort und zeigte auf einen vergilbten Zeitungsausschnitt, der unter „Bekanntmachungen“ an der Wand hinter ihr angebracht war und eine ältere Dame auf einem Sommerfest zeigte. „Das ist sie …, unsere Lydia. Gott schenke ihr Frieden. Sie war eine ganz bezaubernde Lady.“ Harriet fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Der Verlust hatte sie offenbar persönlich getroffen. Das erklärte, warum das kaum noch kenntliche Bild weiter an der Wand hing.
„Hatten Angus und Lydia Kinder?“
Harriet schüttelte den Kopf. „Sie hatten keine Kinder und waren trotzdem glücklich. Als Lydia vor zwei Jahren starb, brach es Seiner Lordschaft fast das Herz. Jetzt ist er auf seine alten Tage allein. Der Doc sagt, es gehe ihm nicht gut. Er tut, was er kann, aber ein Arzt ist auch nur ein Mensch.“
Kirsty erinnerte sich an das, was Harriet vorher gesagt hatte. „Sie erwähnten Brüder Seiner Lordschaft …“
„Der Bruder, den wir kannten, war ein wenig … sonderbar“, bestätigte Harriet. „Die Frau, die er heiratete, war es noch mehr. Sie hatten zwei Söhne, Rory und Kenneth. Sie wurden beide hier geboren, aber dann zog die Familie fort. Die Jungen kamen nur noch in den Ferien hierher, um sich von der Welt da draußen zu erholen. Lydia und Angus liebten sie abgöttisch, obwohl Kenneth zu sehr seinem Vater glich, um ihnen Freude zu machen. Er hatte ständig Streit mit Rory, so dass dieser schließlich nach Amerika ging, um seinen Bruder los zu sein. Wie wir gehört haben, ist er vor einigen Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seine Lordschaft war außer sich vor Schmerz. Kenneth besucht ihn noch gelegentlich, aber er ist bei den Leuten nicht beliebt. Keiner wird ihn Lord Kenneth nennen, wenn Angus einmal stirbt. Titel mögen ihre Berechtigung haben, wenn jemand beliebt ist, wie Lord Angus, aber Kenneth …“ Harriet verzog das Gesicht. „Nie und nimmer!“
„Dann ist Angus wirklich ein Earl?“ Wie aufs Stichwort war Susan aus ihrer Apathie erwacht. „Genau wie drüben in Europa?“
„Verrückt, nicht wahr?“ Ein mitleidiger Blick hatte die schwangere Frau im Rollstuhl gestreift. „Er lässt sich nicht gern so nennen. Er meint, Angus sei gut genug für ihn, aber wir Einheimischen nennen ihn gern Lord Angus … oder Lord Douglas, wenn wir förmlich sind. Sie können nicht wissen, was er und Lydia für unsere kleine Stadt getan haben. Wollte ich davon erzählen, wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Warten Sie nur, bis Sie das Schloss gesehen haben. Wir nennen es ‚Loganaich Castle‘ … natürlich nur im Scherz, aber der Name passt. Ich zeichne Ihnen den Weg auf, wenn Sie hinfahren wollen.“
„Loganaich Castle“ schimmerte immer noch wie ein Feenpalast. Susan starrte es minutenlang an und wandte sich dann wieder ihrer Schwester zu. In ihren braunen Augen lag ein trostloser Ausdruck.
„Was suchen wir hier eigentlich, Kirsty?“, fragte sie. „Lass uns nach Amerika zurückfahren. Es war falsch, hierherzukommen.“
„Jetzt sind wir da, und du weißt genau, dass wir vorerst nicht zurückfliegen können“, entgegnete Kirsty. „Keine Fluggesellschaft würde dich vor der Geburt deines Babys mitnehmen. Wir werden uns ein Zimmer suchen und morgen früh wiederkommen.“
„Ich würde lieber nach Sydney zurückfahren.“
„Nein, Susie. Du darfst die Verbindung zu Rory nicht völlig aufgeben.“
„Das habe ich doch längst getan. Hast du vergessen, was die Postangestellte gesagt hat? Zwischen Rory und seinem Onkel bestand längst keine Verbindung mehr.“
„Das mag sein“, gab Kirsty zu, „aber Rory hat immer mit Zuneigung von seinem Onkel und seiner Tante gesprochen. Angus soll sich seinen Tod sehr zu Herzen genommen haben. Du musst ihm wenigstens Guten Tag sagen.“
„Nein!“, erklärte Susan kategorisch.
„Susie, bitte …“
„Das Tor öffnete sich wieder.“ Susans Ton verriet eine Spur von Interesse. „Jemand will heraus. Wir müssen Platz machen.“
Ein staubiger Landrover verließ den Schlosshof und hielt auf der kopfsteingepflasterten Ausfahrt, die zur Straße führte. Kirstys Wagen versperrte ihm den Weg, denn sie war bis dicht ans Tor gefahren, um Susan einen guten Blickwinkel zu verschaffen.
Während der Fahrer des Landrovers wartete, schloss sich hinter ihm das Tor. Das mittelalterlich wirkende Schloss verfügte demnach über den modernsten technischen Komfort. Alles funktionierte mit Hilfe elektronischer Sensoren.
Also gut, dachte Kirsty schicksalsergeben. Wir verschwinden, aber nicht für immer. Bevor sie zurücksetzte, drehte sie sich noch einmal nach dem Fahrer um. Es war der Mann, der ihr den Zutritt zum Schloss verwehrt hatte. Der schlanke braune Hund saß neben ihm und erinnerte sie mit seinem frechen Gesicht an Goofy. Sein Herr wirkte weniger liebenswert, denn er trommelte ungeduldig auf das Lenkrad.
Kirsty ließ sich absichtlich Zeit, und das Trommeln wurde schneller. Die Ungeduld des Mannes verwandelte sich in Wut, aber das beeindruckte Kirsty nicht. Sie musste an ihre Schwester denken, die so teilnahmslos dasaß, als ginge sie das alles gar nichts an. Wo war die lachende, lebenslustige Susan Douglas geblieben? Es gab sie nicht mehr, aber Kirsty war entschlossen, sie zurückzuholen. Nie im Leben würde sie ihre Zwillingsschwester verloren geben!
Ihr Ärger wuchs, verdoppelte und verdreifachte sich. Und dann, ganz plötzlich, stellte sie den Motor wieder ab.
„Kirsty, um Himmels willen …“
Doch Kirsty war schon halb aus dem Auto und landete mit einem Fuß in einer schlammigen Pfütze, die sie vorher sorgfältig vermieden hatte. In ihrem Zorn merkte sie nichts davon. Wie konnte der Mann es wagen, ein derartiges Gesicht zu machen und sie mit Fingertrommeln zu verscheuchen? Aller Kummer, alle Enttäuschung und alle Angst der letzten Monate fanden in diesem dämlichen Trommeln plötzlich ein Ziel.
Mit wenigen Schritten war sie bei dem Landrover, riss die Tür zum Fahrersitz auf und herrschte den Mann an: „Steigen Sie gefälligst aus. Ich verlange Antworten auf meine Fragen und habe keine Lust, bis morgen zu warten.“
2. KAPITEL
Dr. Jake Cameron hatte den ganzen Tag gegen Unannehmlichkeiten gekämpft, und sein Programm war noch nicht zu Ende. Nicht nur, dass man überall seinen ärztlichen Rat verlangte. Die Zwillinge warteten auf ihn und bewiesen schon mehr Geduld, als man von vierjährigen Mädchen verlangen konnte.
Mrs Boyce würde sie ins Bett bringen müssen und sich darüber ärgern, dass Mr Boyce vergeblich auf sie wartete. Jake selbst würde ihnen wieder nicht Gute Nacht sagen und ihnen keine Einschlafgeschichte erzählen können. Vielleicht würde er selbst eine Geschichte brauchen, wenn die Rachegöttin, die da anmarschiert kam, mit ihm fertig war.
„Sie verlangen Antworten? Was meinen Sie damit?“ Er warf Boris einen resignierten Blick zu und zwängte sich hinter dem Steuer hervor. Im Stehen konnte er den Angriff besser abfangen.
Die Frau behauptete, mit Angus verwandt zu sein, aber er hatte sie noch nie gesehen. Dabei wäre sie ihm bei der geringsten Gelegenheit angenehm aufgefallen. Sie war etwa ein Meter sechzig groß und schlank, hatte ein offenes Gesicht, klare braune Augen und volle kastanienbraune Locken, die bis in den Nacken fielen. Ihr Alter war schwieriger zu bestimmen, aber Jake schätzte es auf Ende zwanzig. Alles in allem bot sie einen reizenden Anblick, an dem die verblichenen Jeans und die übergroße Regenjacke nichts änderten. Nur ein Fuß störte den angenehmen Eindruck – derselbe Fuß, den er ihr vorhin eingeklemmt hatte und der jetzt zusätzlich mit Schlamm bedeckt war. Wären andere Dinge nicht wichtiger gewesen, hätte er sich wegen seiner Ungeschicklichkeit geschämt.
„Meine Schwester und ich haben den weiten Weg von New York nur gemacht, um Mr Doug… um Lord Douglas zu besuchen“, erklärte die Frau. „Wir müssen den Earl sprechen.“
„Sie meinen Angus.“ Jake hatte nur von „Seiner Lordschaft“ gesprochen, um die fremden Frauen abzuschrecken. Das hatte nicht funktioniert, darum konnte er genauso gut wieder von Angus sprechen. Von Angus, der sein Freund war. Was konnte er sonst für ihn tun? Der alte Mann brauchte Sauerstoff. Er musste rund um die Uhr betreut werden, sonst würde er in absehbarer Zeit …
„Meine Schwester fühlt sich nicht wohl, verstehen Sie?“ Das klang, als wäre er allein schuld daran!
„Niemand fühlt sich wohl“, erwiderte er giftig, „und jeder verlangt meine Hilfe. Ich muss vor dem Abendessen noch drei Hausbesuche machen. Würden Sie daher freundlichst Ihr Auto wegfahren?“
„Sie sind Arzt?“
Jake nickte. „Dr. Jake Cameron, wenn Sie es genau wissen wollen. Angus’ Hausarzt.“
„Sie sehen nicht wie ein Arzt aus“, stellte die Frau unverblümt fest.
„Weil ich keinen weißen Kittel anhabe und kein Stethoskop um den Hals trage? Vor einer Stunde musste ich noch eine Schar Kühe beiseitedrängen, um zu meinem Patienten zu gelangen. Wir verzichten hier draußen auf Förmlichkeiten.“
„So war es nicht gemeint. Ich hätte Sie eher für einen Neffen gehalten.“
„Sie scheinen die Familie ja gut zu kennen. Braucht Ihre Schwester medizinische Hilfe?“
„Nein, aber …“
„Dann räumen Sie bitte den Weg. Ich bin ohnehin schon zu spät dran.“
Das beeindruckte die Frau nicht. „Können wir uns an jemand anderen wenden?“, fragte sie.
„Angus ist allein.“
„In diesem riesigen Gebäude?“
„Er ist daran gewöhnt, aber vielleicht freut es Sie, zu hören, dass er morgen ins Pflegeheim verlegt wird. Dort ist er bedeutend leichter zu erreichen, meinen Sie nicht auch? Wenn Sie ihn allerdings dazu bringen wollen, sein Testament zu ändern, bekommen Sie es mit mir zu tun. Dann rufe ich die Polizei!“
Die braunen Augen musterten ihn abschätzig. „Warum sind Sie so eklig?“
„Ich bin genauso eklig, wie es notwendig ist. Angus hat genug von seiner Familie erduldet, und ich habe keine Zeit.“
„Dann sollten Sie durch Freundlichkeit etwas davon einsparen. Warum können wir den Lord nicht sprechen?“
Jake seufzte. Wenn er ehrlich war, hing ihm die Familie Douglas zum Hals heraus! „Angus hat ernste Atemprobleme. Ich habe ihn für die Nacht versorgt, und wenn Sie glauben, dass er herunterkommt, um zwei geldgierige Verwandte …“
„Sehen Sie?“, fiel ihm die Frau ins Wort. „Da liegt Ihr Problem. Sie behandeln uns wie Abschaum …, dabei kennen wir Angus gar nicht. Wir hatten keine Ahnung, dass er ein Lord ist und in einem Schloss wohnt, das gleichzeitig an König Arthur und an Disneyland erinnert. Was die Geldgier betrifft …“
Jake hörte kaum zu. Er hatte keine Zeit dafür. Mavis Hipton rechnete fest mit seinem Besuch, denn sie brauchte ein stärkeres Schmerzmittel, um die Nacht zu überstehen. Natürlich würde sie ihm keine Vorwürfe machen, aber sie sollte nicht unnötig leiden … nur wegen zwei wildfremden amerikanischen Schwestern!
„Sie behaupten, zur Familie zu gehören“, sagte er mit einem betonten Blick auf die Uhr. „Warum wissen Sie dann nichts über Angus? Das ergibt keinen Sinn.“
„Meine Schwester war mit einem Neffen von Angus verheiratet.“ Die Frau vertrat ihm weiter den Weg. Sie schien hier für die Ewigkeit festgewachsen zu sein. „Sie hat seine Familie niemals kennengelernt und würde das gerne nachholen.“
„Ausgerechnet jetzt, wo er stirbt?“ Jake hatte gerade erst einen Anruf von Kenneth abgewehrt. Kenneth freute sich, dass es mit seinem Onkel zu Ende ging, und Jake hatte seinen Ekel kaum bezwingen können. War dies vielleicht Kenneths Frau?
„Wir hatten keine Ahnung, dass Rorys Onkel Angus im Sterben liegt“, erklärte sie in wachsendem Zorn. „Soweit wir wussten, war er arm wie eine Kirchenmaus, aber auch Rorys einziger Verwandter …, abgesehen von einem unleidlichen Bruder. Nur darum sind wir hergekommen …, nicht um irgendwelche Millionen abzustauben!“
Jake stutzte. Sein Ärger legte sich für einen Moment, und er begann nachzudenken. Was hatte die Frau gesagt? Rorys Onkel Angus? Dann gehörte sie nicht zu Kenneth, sondern zu Rory, dem amerikanischen Neffen. Kenneth war ein mieser Kerl, aber das musste nicht unbedingt für seinen Bruder Rory gelten. Wenn Rory verheiratet gewesen war, gehörten die beiden Frauen vielleicht wirklich zur Familie. Machte sie das sympathischer? Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der so kühn war, dass er fast vor sich selbst erschrak.
„Sie kennen Angus wirklich nicht?“, fragte er.
„Nein. Das sagte ich bereits.“
„Aber Sie möchten ihn heute noch kennenlernen?“
„Wenn das möglich wäre …“
„Und vielleicht über Nacht hierbleiben?“
Jake ließ Angus nur äußerst ungern allein. Der alte Mann brauchte eine Pflegerin, weigerte sich aber hartnäckig, eine zu engagieren. Ihn mit seinen kranken Lungen allein zu lassen war geradezu kriminell, aber was fing man mit einem Patienten an, der es strikt ablehnte, in ein Krankenhaus verlegt zu werden? Zum Glück wurde im Pflegeheim morgen ein Bett frei. Gegen das Pflegeheim hatte Angus inzwischen nichts mehr einzuwenden, aber davor lag noch eine lange Nacht.
Jake überlegte fieberhaft. Wenn er diese überraschend aufgetauchten Verwandten zum Bleiben bewegen konnte, sollten sie seinetwegen sogar hinter Angus’ Geld her sein …
„Ich werde Sie bekannt machen“, erklärte er und löste mit dieser plötzlichen Sinnesänderung großes Erstaunen aus.
„Sie meinen … jetzt gleich?“
„Ja, jetzt gleich. Allerdings nur, wenn Sie versprechen, über Nacht zu bleiben.“
Die Frau starrte ihn entgeistert an. „Das ist unmöglich.“
„Warum?“
„Nun, wir … haben keine Einladung.“
„Ich lade Sie hiermit ein. Nie zuvor hat Angus seine Familie so nötig gebraucht. Morgen bringen wir ihn in ein Pflegeheim, aber er darf schon heute Nacht nicht allein sein. Er leidet an Lungenfibrose … das bedeutet, dass seine Atmung erheblich eingeschränkt ist. Er könnte Hilfe brauchen und zu schwach sein, um das Telefon zu bedienen.“ Jake machte eine Pause und sah die Frau zweifelnd an. „Sie sind nicht zufällig Krankenschwester?“
„Warum?“
„Das habe ich doch eben gesagt. Angus ist krank und braucht Hilfe. Wenn Sie ihn sprechen möchten und darüber hinaus bereit sind …“
„Wir sind beide keine Krankenschwestern. Susan ist Landschaftsgärtnerin …“
„So ein Pech!“
„… und ich bin Ärztin.“
Eine lange Pause folgte. Jake betrachtete die Frau noch einmal …, von ihren rotbraunen Locken bis hinunter zu dem schlammbedeckten Fuß. Eine Ärztin? Das musste ein Scherz sein.
„Sie sind Ärztin?“, fragte er trotzdem. „Für Humanmedizin?“
„Ganz recht … für Humanmedizin.“
„Dann wissen Sie auch etwas über Lungenkrankheiten?“
„Wir haben in Amerika von Lungen gehört. Nach allgemein verbreiteter Meinung liegen sie irgendwo zwischen Hals und Becken, aber in Australien ist man vielleicht anderer Ansicht.“
Jake musste lächeln. „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht kränken …“
„Oh, schon gut. Wen interessiert es, was Sie wollten? Sie haben uns in jeder nur denkbaren Weise beleidigt, aber … Angus stirbt, sagten Sie?“
Jakes Lächeln verschwand. „Sein Tod ist unvermeidlich … vielleicht nicht heute Nacht, aber doch in absehbarer Zeit. Wenn er allein bleibt, steigt das Risiko. Angus ist mein Freund, und ich würde viel dafür geben, um bei ihm bleiben zu können. Wenn Sie also wirklich Ärztin sind …“
„Zweifeln Sie an meinem Wort?“
„Nein, nein.“ Jake machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Wenn Sie bereit sind, heute Nacht zu bleiben …“
„Er braucht wirklich Hilfe? Medizinische Hilfe?“
„Unbedingt. Es ist ein Verbrechen, ihn allein zu lassen.“
„Dann bleiben wir.“
Jake machte große Augen. „Einfach so? Wollen Sie nicht erst Ihre Schwester fragen?“
„Susie ist weder fähig noch willens, Entscheidungen zu treffen.“
„Sie sagten vorhin, es gehe ihr nicht gut. Was fehlt ihr?“
„Sie ist nicht zu krank, um die Nacht hier zu verbringen. Es gibt doch Schlafmöglichkeiten?“
„Das Schloss hat vierzehn Schlafzimmer. Lydia – Angus’ verstorbene Frau – hatte häufig Gäste. Die Zimmer sind seit Jahren nicht mehr benutzt worden, werden aber einmal im Monat von der Haushälterin gelüftet.“
„Wo befindet sich diese Haushälterin?“
„Sie wohnt nicht im Schloss, sondern unten im Ort. Dreimal wöchentlich sieht sie hier oben nach dem Rechten.“
„Dann sollten Sie uns jetzt Seiner Lordschaft melden.“
„Einen Augenblick.“ Jake runzelte die Stirn. „Dazu müsste ich erst wissen, wen ich melden soll.“
„Ich bin Kirsteen McMahon …, Dr. Kirsteen McMahon, aber alle Welt nennt mich Kirsty. Meine Zwillingsschwester Susan war mit Rory, dem Neffen Seiner Lordschaft, verheiratet.“
„Mit dem Rory, der bei einem Autounfall ums Leben kam?“ Jake zögerte. „Daran erinnere ich mich. Kenneth, ebenfalls ein Neffe von Angus, brachte uns vor einigen Monaten die Nachricht. Es tut mir sehr leid, aber …“
„Sparen Sie sich Ihr Mitleid“, unterbrach Kirsty ihn sarkastisch. „Es genügt, wenn Sie uns nicht länger für Erbschleicherinnen halten. Melden Sie uns lieber dem Lord, damit ich meine Schwester endlich ins Bett bringen kann.“
Angus lag nicht im Bett. Er stand am Fenster und sah über den Gemüsegarten hinweg aufs Meer hinaus. Er war ein kleiner Mann, zierlich gebaut, aber zäh und durch jahrelange Gartenarbeit abgehärtet. Er war auch ein leidenschaftlicher Angler gewesen und hatte über die Hälfte seines Lebens in freier Natur verbracht.
Jake hatte ihn in der Blüte seiner schottischen Adelshoheit kennengelernt, und der Anblick der zusammengefallenen Gestalt in Bademantel und Hausschuhen schmerzte ihn mehr, als mit der viel gepriesenen ärztlichen Objektivität vereinbar war. Er würde den alten Lord vermissen, wenn er diese Welt verließ – und das würde bald sein.
Eine Bypassoperation hätte vielleicht noch helfen können, aber davon wollte Angus nichts hören. Das erhöhte den Risikofaktor, der wegen der kranken Lungen schon hoch genug war. Jake konnte schon an der Tür hören, wie verzweifelt der alte Mann nach Luft rang. Es fehlte ihm ständig an Sauerstoff.
„Wollten Sie nicht ins Bett gehen?“, fragte er möglichst gleichgültig, um sich seine Angst nicht anmerken zu lassen.
Angus drehte sich um und versuchte zu lächeln. „Ich kann noch eine Ewigkeit im Bett liegen. Es ist kaum fünf Uhr nachmittags.“
„Ihr Abendessen steht auf dem Nachttisch“, fuhr Jake fort. Er hatte das Tablett selbst heraufgebracht, denn sonst hätte Angus nichts gegessen. Er aß nur, um seinem alten Freund einen Gefallen zu tun.
„Ich werde später etwas essen“, meinte er. „Warum sind Sie zurückgekommen?“
„Um zu fragen, ob Sie sich zwei Besucherinnen gewachsen fühlen.“
Angus horchte auf. „Wer sind diese Besucherinnen?“
„Zwei amerikanische Schwestern. Die eine behauptet, Rorys Witwe zu sein.“
„Die Witwe von meinem Rory?“
„Von Ihrem Neffen.“ Jake wartete einen Augenblick, ehe er fortfuhr: „Das müsste Kenneths älterer Bruder sein, der Australien verließ, bevor ich hierher kam. Erzählen Sie mir von ihm.“
„Ich habe Rory seit damals nicht wiedergesehen.“
„Sie hatten drei Neffen, nicht wahr?“ Jake tat sein Bestes, um Angus’ Interesse zu wecken. Er wollte verhindern, dass sich der alte Mann willenlos dem Tod entgegentreiben ließ, und die beiden Frauen, die unten warteten, sollten ihm dabei helfen.
„Ich hatte zwei Brüder“, erzählte Angus so leise, dass Jake ihn fast nicht verstand. „Wir verließen Schottland gemeinsam. Dougal, der Jüngste, ging nach Amerika. David und ich kamen hierher. Unser Kontakt zu Dougal riss bald ab. Ja, es müsste noch ein dritter Neffe da sein, aber ich habe nie von ihm gehört. David heiratete hier und hatte zwei Söhne – Rory und Kenneth. Beide besuchten uns noch in den Ferien, nachdem die Familie weggezogen war.“
„Waren es nette Jungen?“, forschte Jake weiter.
„Rory hing an Dolphin Bay“, antwortete Angus. „Am liebsten fuhr er mit mir aufs Meer hinaus, um zu fischen. Manchmal blieben wir stundenlang draußen. Lydia und ich liebten ihn wie einen Sohn, aber Kenneth …“
Kenneth! Jake verzog das Gesicht. Nach ihm hätte er nicht zu fragen brauchen, denn er wusste bereits, welchen üblen Charakter dieser zweite Neffe hatte.
„Kenneth war Rorys jüngerer Bruder“, fuhr Angus mühsam fort. Das Sprechen strengte ihn an, aber Jake wollte ihn nicht unterbrechen. Vielleicht konnte noch alles gut werden. Diese Kirsty war Ärztin. Wenn es ihm gelang, sie für seinen Patienten zu gewinnen …
„Kenneth ist ein schwarzes Schaf. Das wissen Sie bereits, denn Sie haben ihn bei mir kennengelernt. Er gleicht seinem Vater. Sobald er mit Rory zusammen war, gab es Streit. Das wurde im Lauf der Jahre immer schlimmer, denn Kenneth neidete Rory den Titel, den er von mir erben würde. Als wäre ein Titel wichtiger als Familienharmonie!“ Er machte eine Pause, bevor er weitersprach.
„Schließlich war das Verhältnis so zerstört, dass Rory nach dem Tod seiner Eltern alle Familienbeziehungen abbrach. Er ging in die Welt hinaus und blieb dort. Ich hörte über zehn Jahre nichts von ihm, bis Kenneth mir seinen Tod mitteilte. Das war ein großer Kummer für mich.“
Dann hat Kirsty vielleicht doch die Wahrheit gesagt, dachte Jake. Sie behauptete, nichts von Angus gewusst zu haben, und war dafür von ihm beschimpft worden. Sein Gewissen meldete sich. Dann fiel ihm ein, wie hübsch sie im Zorn aussah. Ihre Wangen hatten geglüht, und sie hatte ihn mit ihren braunen Augen angeblitzt, als wollte sie auf ihn losgehen. Der Anblick hatte sich entschieden gelohnt.
Plötzlich sah er Licht in dem allgemeinen Dunkel. Angus hatte Rory geliebt, und seine Witwe wartete unten vor dem Tor. Wenn sie ihrer Zwillingsschwester nur ein bisschen ähnelte, konnte sich in dem alten Schloss noch alles zum Guten wenden.
„Die beiden Frauen sind unten“, sagte er. „Ich habe sie gebeten, zu warten und mir einen Vorsprung zu lassen.“
„Wer wartet unten?“ Angus hatte sich in Erinnerungen verloren und fand sich vorübergehend nicht zurecht.
„Rorys Witwe und ihre Schwester.“
„Rorys Witwe“, wiederholte Angus ratlos. „Kenneth hat mir nie erzählt, dass Rory verheiratet war.“
„Vielleicht wusste er nichts davon“, schlug Jake vor, um den alten Mann nicht unnötig aufzuregen.
Angus dachte einen Moment nach. „Ja“, meinte er dann. „Vielleicht. Rory vermied es später, Kenneth irgendetwas von sich mitzuteilen.“
„Möchten Sie die beiden Frauen kennenlernen?“
„Ja“, antwortete Angus. „Sehr gern.“
„Dürfen sie hier auch übernachten?“
Der Lord überlegte. Er hatte sich wieder zum Fenster umgewandt und sah in den Gemüsegarten hinunter, der ihm alles bedeutete. Seit sich seine Krankheit verschlimmert hatte, war er zum Einsiedler geworden. Er duldete kaum, dass Mrs Boyce im Schloss nach dem Rechten sah, und neidete ihrem Mann Ben die Aufsicht über den Garten.
„Rorys Witwe“, wiederholte er leise. „Wie mag sie wohl sein?“
„Keine Ahnung“, antwortete Jake ehrlich. „Ich habe nur ihre Schwester Kirsty kennengelernt. Sie scheint recht … natürlich zu sein.“
„Was meinen Sie damit?“
„Ich meine damit, dass sie ganz reizend ist“, gab Jake lachend zu. Angus wollte in das Lachen einstimmen, aber er musste husten, und es dauerte eine Weile, bis er sich von dem Anfall erholt hatte.
„Entdecke ich da ein wieder erwachtes Interesse an Frauen?“, fragte er dann neugierig. „Das würde mich unendlich freuen, Jake. Ihre Scheidung von Laurel liegt lange genug zurück.“
„Angus …“
„Ich weiß, das geht mich nichts an. Die Schwestern warten also unten am Tor?“
Jake nickte. „Wenn es Ihnen recht ist, hole ich sie herauf.“
„Halten Sie es für gut, wenn sie bleiben?“
„Für sehr gut.“
Der Lord musterte seinen Hausarzt mit einem spöttischen Blick. „Ganz reizend?“, fragte er noch einmal, als wollte er ihn necken.
„Nicht die Witwe“, erwiderte Jake. „Ich habe von der Schwester gesprochen.“
„Ich weiß, von wem Sie gesprochen haben“, erklärte Angus fast gekränkt. „Von der Schwester der Witwe. Die ist also reizend?“
„Nun ja, aber …“
„Kommen Sie morgen früh wieder, wenn sie hier übernachtet?“
„Ja, aber …“
„Keine weiteren Aber“, meinte Angus mit einem verschmitzten Lächeln. „Glauben Sie etwa, ich würde mich dem Schicksal in den Weg stellen? Also wirklich reizend? Dann dürfen die beiden natürlich bleiben.“
3. KAPITEL
Das konnte nur Kirstys Schwester sein, und sie waren unbestreitbar Zwillinge. Vielleicht sogar eineiige Zwillinge, obwohl es wahrnehmbare Unterschiede gab.
Zunächst war die Frau, die in der Pfütze lag, hochschwanger. Ihr Gesicht war totenblass, und ihre Augen blickten ins Leere. Jake kannte diesen hoffnungslosen Blick von schwer kranken Patienten, die den Kampf aufgegeben hatten, weil sich das Leben nicht mehr lohnte. Bei einer so jungen, noch dazu schwangeren Frau wirkte der Ausdruck erschreckend.
„O Susie, es tut mir ja so leid“, klagte Kirsty gerade. Sie kniete im Schlamm und hielt den Kopf ihrer Schwester im Schoß. „Die Pfütze war tiefer, als ich angenommen hatte.“
„Was ist passiert?“ Jake kniete sich neben sie und fasste automatisch nach Susans Handgelenk. „Sind Sie gestürzt?“
„Es sieht fast so aus“, antwortete Kirsty giftig. „Der Rollstuhl ist umgekippt. Susie, Darling …, was tut dir weh? Etwa der Rücken? Bleib ganz still liegen.“ Verzweiflung klang aus ihrer Stimme, während sie sich um ihre Schwester bemühte.
Jake kontrollierte inzwischen den Puls. „Haben Sie sich verletzt?“, fragte er, aber Susan schüttelte den Kopf.
„Ich werde es überleben“, murmelte sie, während sie beide Hände auf den Boden stützte, um sich aufzurichten.
„Sie hat sich vor fünf Monaten bei einem Autounfall den siebten Rückenwirbel gebrochen“, erklärte Kirsty. „Anfangs war sie teilweise gelähmt, aber die Beweglichkeit kehrt allmählich zurück.“
„Ich kann schon wieder gehen“, bestätigte Susan den Befund ihrer Schwester.
„Auf ebenem Boden und an Krücken, Darling.“ Kirsty warf Jake einen warnenden Blick zu. „Das eine Bein ist immer noch sehr schwach und teilweise gefühllos.“
„Ich hole meine Tasche.“
Jake rannte zu seinem Auto und war in einer knappen halben Minute zurück. „Ich taste jetzt langsam Ihren Rücken ab“, sagte er zu Susan, deren Gesicht inzwischen wieder etwas Farbe angenommen hatte. „Sie sind bestimmt so oft untersucht worden, dass Sie mir genau sagen können, ob sich durch den Sturz etwas verändert hat.“
Kirsty zitterte immer noch vor Aufregung. „Wir brauchen Hilfe“, meinte sie. „Eine Trage und einen Krankenwagen. Susie muss sofort geröntgt werden.“
Jake drängte Kirsty sanft beiseite. „Der Bruch liegt fünf Monate zurück“, beruhigte er sie. „Inzwischen hat sich genügend neue Knochenmasse gebildet.“
„Sie sind kein Orthopäde“, erinnerte Kirsty ihn.
„Nein, aber ich weiß, was ich tue, und Ihre Schwester ist weich gefallen.“
Das brachte Susan zu einem schwachen Lächeln. „Sie haben recht, Dr. Unbekannt. Die Pfütze hat mich gerettet. Also los …, beginnen Sie schon mit der Untersuchung.“
Jake machte sich an die Arbeit, so vorsichtig, wie es ging. Kirsty beobachtete ihn dabei, auf ihrem Gesicht mischten sich Angst und Verdruss. Sie hätte lieber einen Krankenwagen kommen lassen, aber dafür war immer noch Zeit, falls es nötig sein sollte.
Wie sich schnell herausstellte, war es nicht nötig. Susans Rückgrat hatte den Sturz heil überstanden – jedenfalls so heil, wie nach der schweren Verletzung zu erwarten war. Damit wurde Ihre Schwangerschaft wieder zum Hauptproblem.
„Wann erwarten Sie das Baby?“, fragte Jake.
„In etwa vier Wochen“, antwortete Susan.
„Es gab schon vorzeitige Wehen“, warf Kirsty ein.
„Dann war es ja ein weiser Entschluss, zusammen auf Reisen zu gehen“, meinte Jake sarkastisch.
„Darf ich fragen, was Sie das angeht?“
„Bitte, Kirsty!“ Susan tastete nach der Hand ihrer Schwester. „Sei lieb, und mach es uns nicht noch schwerer.“
Jake wandte sich wieder an Susan. „Sie sind also im achten Monat Ihrer Schwangerschaft von Amerika nach Australien geflogen?“
Susan hielt die Augen geschlossen und antwortete nicht.
„Wir sind vor einem Monat in Australien angekommen“, berichtete Kirsty an ihrer Stelle. „Ich dachte, es würde Susie guttun, Rorys Onkel Angus kennenzulernen und mit ihm über Rory sprechen zu können, aber in Sydney setzten verfrühte Wehen ein. Wir mussten einen ganzen Monat dort bleiben, ehe wir die Reise fortsetzen konnten. Genügt das fürs Erste? Können wir Susie jetzt ins Schloss bringen?“
Kirstys Ärger war deutlich spürbar, aber Jake wusste, dass sie sich im Grunde nur selbst Vorwürfe machte. Sie hatte nicht aufgepasst und ihre Schwester dadurch unnötig in Gefahr gebracht. Sie verdiente Nachsicht und keine Zurechtweisung.
Er half Susan vorsichtig, sich aufzurichten. „Ganz langsam“, warnte er sie. „Keine rasche oder heftige Bewegung!“
„Sie kommandieren fast so gut wie meine Schwester“, meinte Susan, „aber ich bin von Natur aus nachgiebig. Kirsty ist diejenige, die Autorität braucht.“
„Mit Kirsty beschäftige ich mich später.“ Jake sah von einer Schwester zur andern. Hier ging es um mehr als um einen verletzten Rücken und eine fortgeschrittene Schwangerschaft. Was versetzte die Schwestern so in Angst?
„Können wir Susie endlich hineinbringen?“, fragte Kirsty noch einmal, und diesmal ließ sich Jake nicht lange bitten. Er nahm Susan auf die Arme und wunderte sich, wie leicht sie trotz des Babys war. Kirsty hatte den Rollstuhl inzwischen aufgerichtet, aber Jake beachtete ihn nicht.
„Der Stuhl ist nass“, erklärte er, „und Ihre Schwester ist nicht schwer.“
„Nun, wenn Sie meinen …“
„Australische Ärzte sind für ihre Körperkraft bekannt“, versicherte er und brachte Kirsty damit endlich zum Lächeln. Er mochte es, wenn sie lächelte. Es gab ihrem Gesicht noch mehr Liebreiz. „Das betrifft übrigens auch den Mann, dem Ihr Besuch gilt und den Sie gleich kennenlernen werden. Er war in seiner Jugend Meister im Caberwerfen. Unser Lord Angus ist klein … aber ein zäher Bursche.“
„Was ist ein Caber?“, fragte Susan, der es offensichtlich gefiel, auf zwei starken Armen getragen zu werden.
„Eins von den vielen schottischen Geheimnissen, die Seine Lordschaft aus der Heimat mitgebracht hat“, antwortete Jake. „Soviel ich weiß, handelt es sich dabei um roh behauene junge Fichtenstämme, die wie ein Speer geworfen werden. Ein vorsintflutliches Vergnügen, wenn Sie mich fragen.“
Susan lachte, und Kirsty blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Welche rätselhafte Wirkung hatte dieser Mann auf ihre Schwester? Er erreichte mühelos, worum sie seit Monaten vergeblich kämpfte.
Nachdenklich folgte sie den beiden durch das Tor von „Loganaich Castle“.
Er hat Susie zum Lachen gebracht.
Kirsty half ihrer Schwester beim Ausziehen und Waschen, brachte sie in das prunkvollste Bett, das sie jemals gesehen hatte, und trat dann beiseite, um Jake nicht bei der Untersuchung zu behindern.
Der Mann, der eben noch in so großer Eile gewesen war, ließ sich Zeit. Er kontrollierte Susans Herzschlag sowie den Herzschlag und die Lage des Babys. Er tastete noch einmal Susans Rücken ab, konnte keine gefühllose Stelle finden und stellte sie zum Schluss auf die Waage, die er im Badezimmer entdeckt hatte. Normalerweise hätte Susan das alles nur unter Protest über sich ergehen lassen, aber Jake gegenüber blieb sie nachsichtig. Hin und wieder lachte sie sogar.
Er bringt Susie zum Lachen.
Susan hatte seit Monaten nicht mehr gelacht, aber Jake machte das Unmögliche möglich. Er erzählte keine Witze, sondern machte Andeutungen, deren Sinn man erst verstand, wenn man ihm in die Augen sah. Dadurch zwang er Susan zum Mitdenken, und das war genau das, was sie brauchte.
Kirsty atmete auf. Endlich war jemand da, der ihr die Verantwortung abnahm, die seit dem Unfall allein auf ihren Schultern lag. Ob sie eine Weile hierbleiben konnten? Was für Zukunftsaussichten! Doch sie hatte Onkel Angus noch nicht kennengelernt. Lord Angus …, ihren Gastgeber.
„Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen?“
Kirsty erwachte aus ihren Gedanken. Jake hatte Susan nach dem Wiegen wieder ins Bett gebracht, und sie dankte ihm mit einem Lächeln, ohne die Frage zu beantworten.
„Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen?“, wiederholte er strenger.
„Um die Mittagszeit“, antwortete sie zögernd. „Vor etwa vier oder fünf Stunden.“
„Und was haben Sie gegessen?“
„Ein Sandwich …“
Kirsty wollte etwas dazu sagen, aber Jake brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.
„Wie viel von dem Sandwich, Susan?“, fragte er, als hätte er Kirstys Gedanken erraten.
„Nun …“
„Die Wahrheit, bitte.“
„Etwa … die Hälfte“, stammelte Susan, aber Jakes Blick ließ es ihr ratsam erscheinen, sich zu korrigieren. „Vielleicht ein Viertel …“
„Gibt es einen Grund, warum Sie so wenig essen?“
„Essen verursacht mir Übelkeit.“
Wenn er jetzt nur nicht aufgibt, dachte Kirsty. Er ist genau auf dem richtigen Weg!
„Seit wann beobachten Sie das?“, setzte Jake das Verhör fort. „Seit dem Tod Ihres Mannes?“
Kirsty hielt den Atem an. Sie hatte so lange um den heißen Brei herumgeredet, dass ihr Jakes Art der Befragung wie eine Erlösung erschien.
„Ja“, gab Susan nach einer längeren Pause zu.
„Haben Sie sich deswegen bei einem Fachmann Rat geholt?“
„Warum hätte ich das tun sollen?“ Der alte Widerspruchsgeist meldete sich in Susan. „Kirsty liegt mir schon genug in den Ohren.“
Wieder wollte Kirsty etwas sagen, und wieder genügte ein Blick, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Ihre Appetitlosigkeit kümmert Sie also nicht?“
„Nein.“
„Was kümmert Sie dann?“
„Nichts“, erklärte Susan unerwartet heftig.
Das beeindruckte Jake nicht. „Wir müssen trotzdem etwas für Sie tun“, sagte er und überflog die Notizen, die er sich während der Untersuchung gemacht hatte. „Ihr Blutdruck ist zum Beispiel zu hoch und muss gesenkt werden.“
„Ich gehe nicht ins Krankenhaus“, erklärte Susan trotzig.
„Wer hat von Krankenhaus gesprochen? Wenn Sie eine Weile hierbleiben …“
„Hier?“
Jake nickte. „Sie sind mit Angus verwandt, und er würde Sie sicher gern für einige Zeit aufnehmen. Ich werde in dieser Sache mit ihm reden, wenn Sie mir versprechen, etwas zu essen und dann zu schlafen.“
„Ich bin nicht hungrig.“
„Das wird sich ändern, sobald ich Ihnen mein berühmtes Omelett vorsetze. Sie würden mich doch nicht kränken, indem Sie es stehen lassen?“
Kirsty hörte wie gebannt zu. Wie viele Mahlzeiten hatte sie für Susan gekocht, die unberührt stehen geblieben waren? Sie konnte sie nicht mehr zählen!
„Ihre Schwester wird auch etwas bekommen“, fuhr Jake mit einem Seitenblick auf Kirsty fort.
„Ich kann selbst für mich sorgen“, erklärte Kirsty und errötete dabei. „Wenn Onkel Angus mich in die Küche lässt. Immerhin ist es sein Schloss, nicht wahr?“
„Allerdings“, gab Jake zu. „Würden Sie uns wohl für eine Weile entschuldigen, Susan? Ich möchte Angus mit Ihrer Schwester bekannt machen.“
Susan erhob keinen Widerspruch, aber Kirsty war nicht so schnell zu besänftigen. „Wer gibt Ihnen das Recht, Susie in das Haus eines wildfremden Mannes einzuladen, der außerdem noch im Sterben liegt?“, fragte sie scharf, sobald sie das Zimmer verlassen hatten. „Sind Sie Angus’ Arzt oder vielleicht sein Wärter? Und warum haben Sie plötzlich so viel Zeit?“
„Ich bin sein Arzt und sein Freund“, antwortete Jake, ohne auf den scharfen Ton zu achten. „Wir haben die Chance, drei Leben zu retten, Dr. McMahon. Was bedeutet da ein bisschen mehr Verspätung.“
„Ich verstehe Sie nicht.“ Kirsty hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. „Welche drei Leben?“
„Das von Angus, von Susan und von Susans Baby.“ Jake bog von einem Korridor in den nächsten. Das Schloss war riesig und unerhört üppig eingerichtet.
„Sie müssen den Stilmischmasch übersehen“, meinte Jake, als bedürfte die Einrichtung einer Erklärung. „Sie finden hier so ziemlich alles … von Louis-quatorze bis Woolworth.“
Kirsty musste heimlich lächeln, denn genau das war ihr gerade durch den Kopf gegangen.
„Angus’ Frau konnte sich vor Einfällen nicht retten, und schließlich musste er einen Riegel vorschieben. Er ist zwar reich, aber nicht dumm. Eines Tages wird das Schloss ein exklusives Touristenhotel sein. Allein der Blick garantiert einen Millionenpreis. Am Gebäude selbst wurde nicht gespart, aber die Einrichtung ist eher kurios als stilvoll. In dem riesigen Ballsaal hängen zum Beispiel zwei Lüster aus Plastik. Das sagt so ziemlich alles.“
Jake war immer einige Schritte vorneweg, denn Kirsty blieb wiederholt stehen, um die Einrichtung zu bewundern. Etwas Ähnliches hatte sie nie zuvor gesehen. Vor allem die Säulen faszinierten sie, an denen sich Kletterpflanzen emporrankten. Bei näherem Hinsehen erwiesen sie sich als künstlich … Made in China. Die Louis-quatorze-Stühle, die dazwischen an den Wänden standen, waren billige Imitationen von der schlechtesten Sorte.
Kirsty nahm sich zusammen. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Sie war böse mit Jake. Sie war wütend, und diese Wut durfte nicht einfach verpuffen. Doch bevor sie den nächsten Satz formuliert hatte, legte Jake seinerseits los.
„Was fällt Ihnen ein, mit einer Frau, die im achten Monat schwanger ist, einen verletzten Rücken hat und obendrein an Magersucht leidet, in der Weltgeschichte herumzureisen? Das mit den drei Leben war nicht so dahingesagt. Ihre Schwester riskiert ihr eigenes Leben und das ihres Kindes!“
„Denken Sie, das wüsste ich nicht?“ Sie erreichten die Treppe, auf der Jake zwei Stufen auf einmal nahm, so dass er oben warten musste. „Susan wäre längst tot, wenn ich sie nicht hierher gebracht hätte. Das ist die Wahrheit.“
„Warum?“
„Weil Rory ihr einziger Lebensinhalt war. Als er starb, wollte sie mit ihm sterben. Ich fürchte, das will sie noch immer.“
„Wird sie psychiatrisch behandelt?“
„Dazu brauchten wir erst ihre Einwilligung. Sie darf wegen des Babys keine Antidepressiva einnehmen, aber das ist nicht der entscheidende Grund. Sie will überhaupt nichts einnehmen. Sie schweigt und sitzt nur da – tagaus, tagein. Sie hierher zu bringen, wo die Leute Rory gekannt haben, erschien mir als die letzte Möglichkeit, sie aus ihrer Apathie zu reißen.“
„Sagten Sie nicht, Susan sei Landschaftsgärtnerin?“
„Das macht alles noch schlimmer, denn sie kann vorerst nicht arbeiten. Sie lebt, um über das nachzugrübeln, was sie verloren hat.“
„Sie erwartet ein Kind“, wandte Jake ein. „Das ist keine Tragödie.“
„Sagen Sie das Susie“, seufzte Kirsty. „Wohin gehen wir eigentlich?“
„Zu Angus.“
„Schläft er denn nicht?“
„Er wollte ins Bett gehen, das ist ein großer Unterschied. Eigentlich müsste er im Erdgeschoss wohnen, aber ich predige tauben Ohren. In gewisser Weise ähnelt er Susan. Er will sich nicht helfen lassen. Er sitzt da und wartet auf den Tod.“
„Wie nah ist der Tod?“, fragte Kirsty unverblümt.
Sie bogen wieder in einen Korridor ein, aber diesmal hielt sich Jake an ihrer Seite. „Bevor Sie ankamen, wartete ich täglich auf das Ende“, gestand er, „und das Pflegeheim wird seinen Lebenswillen eher noch schwächen. Sein Herz hängt an diesem Besitz.“
„Sie meinen, an diesem Schloss?“
Jake schüttelte den Kopf. „Angus liebt ‚Loganaich Castle‘. Er hat es mit allem ausgestattet, was sich denken lässt, aber nur, weil Lydia es wünschte. Das Schloss war ihr Steckenpferd. Für Angus war es der Gemüsegarten, und jetzt …“
„Und jetzt?“, wiederholte Kirsty, als Jake zögerte.
„Jetzt sind uns eine Landschaftsgärtnerin und eine Ärztin vom Himmel gefallen. Wer weiß, was sich dadurch ändert.“
Sie erreichten zwei gegenüberliegende Doppeltüren aus Eichenholz, auf denen jeweils ein Messingschild angebracht war. Auf dem linken stand: „Hier wohnt Lydia“, auf dem rechten: „Hier wohnt Angus“. Lydias Schild war mit einer Puppe gekennzeichnet, das von Angus mit einem Teddy.
Kirsty konnte nicht anders, sie musste über so viel Naivität lachen. Jake mochte damit gerechnet haben, denn er wartete nicht länger, sondern öffnete die rechte Tür, so dass Kirsty dem Earl of Loganaich lachend entgegentrat.
Lord Douglas litt unverkennbar unter schwerer Atemnot. Er hatte am Fenster gesessen, stand aber auf und griff nach seinem Rollator, ehe er den ersten Schritt machte. Sein Gesicht war verzogen, die Lippen hatten eine bläuliche Färbung.
Ich würde ihm Sauerstoff geben, wenn ich etwas zu sagen hätte, dachte Kirsty und fing dabei einen spöttischen Blick von Jake auf. Offenbar war der Lord ein besonders schwieriger Patient, der sich auch von seinem Hausarzt keine guten Ratschläge geben ließ. Im Moment schien er allerdings in verträglicher Stimmung zu sein, denn er kam Kirsty lächelnd entgegen.
„Da ist meine Besucherin“, sagte er und betrachtete die Hand, die sie ihm entgegenstreckte. „Aber nicht Rorys Witwe“, fügte er enttäuscht hinzu, als er keinen Ehering bemerkte. „Jake muss sich geirrt haben. Rory war niemals verheiratet.“
„Doch, er war verheiratet“, erwiderte Kirsty. Sie verstand immer weniger, warum Rory seine Familie so hartnäckig gemieden hatte. „Mit meiner Schwester Susan.“
„Warum ist sie dann nicht hier?“, fragte Angus irritiert.
„Es geht Susan nicht gut“, schaltete sich Jake ein. „Wir haben sie ins Bett gebracht, damit sie sich ausruhen kann.“
„Ist sie krank?“ Die Sorge, die aus der Stimme des selbst Schwerkranken herauszuhören war, rührte Kirsty tief.
„Sie freut sich schon darauf, Sie kennenzulernen“, sagte sie, um ihn zu beruhigen. „Wie ich höre, dürfen wir über Nacht hierbleiben?“
„Selbstverständlich.“
„Ich verspreche, dass wir Ihnen keine Mühe machen und bei Tagesanbruch wieder verschwinden.“
„So schnell?“ Die Enttäuschung auf Angus’ Gesicht war unverkennbar.
„Wir möchten Ihnen auf keinen Fall zur Last fallen.“
„Das möchte niemand“, sagte Angus so heftig, dass er husten musste. „Warum hat mir Rory nichts von seiner Heirat erzählt? Warum hat Kenneth es nicht wenigstens erwähnt?“
„Vielleicht weiß Susie mehr darüber“, antwortete Kirsty, die bisher nur von der starken Abneigung zwischen den Brüdern gehört hatte. „Wenn Sie sich bis dahin gedulden können …“
Angus konnte oder wollte nicht mehr. Er rang nach Luft und hätte das Gleichgewicht verloren, wenn Kirsty ihn nicht zum Bett geführt hätte.
„Dan…ke“, flüsterte er und ließ sich erschöpft auf die Kissen sinken.
„Sie brauchen Sauerstoff“, drängte Kirsty und drehte sich zu Jake um. „Warum bekommt er keinen? Es würde enorm helfen.“
Jake seufzte. „Danke für den guten Rat, Dr. McMahon. Man hat in den Vereinigten Staaten demnach von Sauerstoff gehört?“
„Es tut mir leid. Ich weiß, die Sache geht mich nichts an.“ Kirsty wollte sich auf keinen Fall noch mehr exponieren. Wie kam sie dazu, sich zwischen einen Kollegen und seinen Patienten zu drängen? „Wenn ich nur noch erfahren dürfte, wie ich Seine Lordschaft … Ich meine, welche Anrede …“
„Ich habe versäumt, Sie miteinander bekannt zu machen“, gab Jake bereitwillig zu. „Dr. Kirsteen McMahon … Seine Gnaden, der Earl of Loganaich.“
„Nennen Sie mich Angus“, keuchte der Lord. Zu mehr reichte sein Atem nicht.
„Er weigert sich, Sauerstoff zu nehmen“, erklärte Jake, indem er ebenfalls ans Bett trat. „Es mag Dr. McMahon nichts angehen, aber vielleicht hat sie doch eine Antwort verdient. Was meinen Sie, Angus?“
Der Lord hielt die Augen geschlossen und schwieg.
„Er will keinen Sauerstoff nehmen, weil es sein Leben verlängern könnte“, fuhr Jake mitleidlos fort. „Er hat sich vorgenommen zu sterben …, genau wie Ihre Schwester Susan.“
„Rorys Witwe wünscht sich den Tod?“ Angus war kaum zu verstehen. „Warum das?“
„Wahrscheinlich aus demselben Grund wie Sie“, antwortete Jake. „Das Leben gibt ihr nichts mehr.“ Er nahm die Hand seines alten Freundes. „Bitte, Angus. Warum dürfen wir Ihnen nicht helfen?“
„Ohne Sauerstoff können Sie schon heute Nacht sterben“, ergänzte Kirsty. Sie hatte inzwischen entschieden, dass sie sich doch nicht aus der Sache heraushalten konnte. „Susie ist um die halbe Welt gereist, um Sie kennenzulernen. Stellen Sie sich vor, wie enttäuscht sie wäre!“
„Wenn schon.“ Angus schüttelte den Kopf. „Ich sterbe so oder so.“
„Irgendwann stirbt jeder“, stimmte Kirsty zu, „aber wir Menschen sollten uns den Zeitpunkt nicht selbst aussuchen. Warum dürfen wir Ihnen keinen Sauerstoff geben … und ein Mittel gegen die Schmerzen, wenn wir schon dabei sind? Damit könnten wir nicht nur Ihr Leben verlängern, sondern es Ihnen auch erheblich leichter machen.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Ich bin Ärztin und habe zu Hause einen Patienten, der seit zehn Jahren mit Sauerstoff lebt. Er genießt sein Leben und würde freiwillig auf keinen einzigen Tag verzichten.“
„Wie kann man mit einem Sauerstoffapparat auf dem Rücken das Leben genießen?“
„Ganz einfach“, erwiderte Kirsty. „Cyril ist Babysitter bei seinem Enkel. Er arbeitet im Garten, macht Spaziergänge …“
„Er arbeitet im Garten?“, unterbrach Angus sie.
Kirsty frohlockte. Die Frage verriet zum ersten Mal Interesse. „Er trägt den Apparat nicht auf dem Rücken, sondern zieht ihn wie einen kleinen Einkaufswagen hinter sich her … wohin er auch geht“, erzählte sie. „Ich habe ihn im Garten beim Jäten beobachtet. Er benutzt ein Kissen, weil ihm die Knie schnell wehtun, aber die winzige Sauerstoffkanüle in der Nase merkt er gar nicht mehr.“
„Dann ist er eben anders als ich“, murrte Angus.
„Immerhin haben Sie auch einen Garten, in dem Sie gerne arbeiten“, fuhr Kirsty unbeirrt fort. „Und Sie werden in absehbarer Zeit eine Großnichte oder einen Großneffen bekommen. Würde es sich nicht lohnen, das abzuwarten?“
Angus’ Blick hing an ihrem Gesicht. Apathie und Lebenswille kämpften in ihm, und da war noch etwas – ein Hoffnungsschimmer, der sich auf das neue Lebewesen bezog.
„Sprechen Sie von Rorys Baby?“
„Von keinem andern. Rory hat immer mit großer Zuneigung von seinem Onkel Angus gesprochen. Darum sind wir hergekommen …, in der Hoffnung, dieser Onkel würde Rorys Kind etwas von dieser Zuneigung zurückgeben. Leider kann man durch Sterben niemandem seine Zuneigung beweisen. Geben Sie nach, Angus. Beweisen Sie ihre Liebe zu Rory, indem Sie sich Sauerstoff und etwas Morphium geben lassen. Danach werden Sie gut schlafen und morgen früh genug Kraft haben, die Mutter Ihres zukünftigen Verwandten zu begrüßen.“
Doch so weit war der eigensinnige Patient noch nicht. „Sagen Sie auch die Wahrheit?“, erkundigte er sich misstrauisch. „Ist Rorys Witwe wirklich schwanger?“
„Warum sollte Dr. McMahon lügen?“ Jake hatte am Fenster gestanden und hinausgesehen. Jetzt hörte er, welche Wendung das Gespräch nahm, und kam augenblicklich zurück. „Also, was ist, Angus? Darf ich Ihnen jetzt Sauerstoff geben, wie meine geschätzte Kollegin es vorschlägt, oder nicht?“
Angus sah erst Jake und dann Kirsty an. Er kämpfte mit sich, aber sein gutes Herz trug den Sieg davon. „Ja“, sagte er leise. „Bitte.“
Jake hielt alles Notwendige bereit und brauchte nur Sekunden, um den Sauerstoffapparat und die Nasenkanüle anzubringen. Dann gab er Angus eine Morphiumspritze, ohne auf die Verwünschungen zu hören, die der Kranke gegen lästige Ärzte und noch lästigere amerikanische Verwandte ausstieß.
Innerhalb von Minuten ließ die Atemnot nach. Angus’ Gesicht belebte und entspannte sich. Nach dem hartnäckig geführten Kampf trat eine wohltuende Erschöpfung ein.
„Wir lassen Sie jetzt schlafen“, sagte Jake und zog Kirsty leise zur Tür.
„Sie meinen es wirklich gut mit ihm“, stellte sie draußen fest.
„Haben Sie daran gezweifelt?“, fragte er gereizt. „Was Sie eben erlebt haben, grenzt an ein Wunder.“
Jake führte Kirsty nach unten in die Schlossküche, die zu ihrer Überraschung und Erleichterung nichts von Lydias Vorliebe für Pomp und Kitsch erkennen ließ. Es gab einen brauchbaren Gasherd und dazu ein Mikrowellengerät. Auch eine Kaffeemaschine fehlte nicht.
„Hier bleibe ich“, erklärte sie scherzhaft, nachdem sie alles gründlich in Augenschein genommen hatte. „Sie können uns jetzt getrost verlassen, Dr. Cameron. Von jetzt an finde ich mich allein zurecht.“
„Nennen Sie mich Jake.“ Er hatte den Kühlschrank geöffnet und untersuchte den Inhalt, wobei ihm der schwanzwedelnde Boris behilflich war. „Wird Ihre Schwester das