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Julia Extra Band 422
*Bitte beachten Sie, dass aufgrund eines Fehldruckes sich die Lieferzeit dieser Ausgabe um bis zu drei Wochen verzögern kann. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Erscheinungstag: | Di, 18.10.2016 |
Erscheinungstag: | Di, 18.10.2016 |
Bandnummer: | 422 |
Bandnummer: | 422 |
Seitenanzahl: | 448 |
Seitenanzahl: | 448 |
ISBN: | |
ISBN: | 9783733707989 |
E-Book Format: | ePub oder .mobi |
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Die gute Tochter
"Lauf!", fleht ihre große Schwester Samantha. Mit vorgehaltener Waffe treiben zwei maskierte Männer Charlotte und sie an den Waldrand. "Lauf weg!" Und Charlie läuft. An diesem Tag. Und danach ihr ganzes Leben. Sie ist getrieben von den Erinnerungen an jene grauenvolle Attacke in ihrer Kindheit. Die blutigen Knochen ihrer erschossenen Mutter. Die Todesangst ihrer Schwester. Das Keuchen ihres Verfolgers.
Als Töchter eines berüchtigten Anwalts waren sie stets die Verstoßenen, die Gehetzten. 28 Jahre später ist Charlie selbst erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin einer weiteren brutalen Bluttat wird, holt ihre Geschichte sie ganz ungeahnt ein.
"Die gute Tochter" ist ein Meisterwerk psychologischer Spannung. Nie ist es Karin Slaughter besser gelungen, ihren Figuren bis tief in die Seele zu schauen und jede Einzelne mit Schuld und Leid gleichermaßen zu belegen.
"Die dunkle Vergangenheit ist stets gegenwärtig in diesem äußerst schaurigen Thriller. Mit Feingefühl und Geschick fesselt Karin Slaughter ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite."
Camilla Läckberg
"Eine großartige Autorin auf dem Zenit ihres Schaffens. Karin Slaughter zeigt auf nervenzerfetzende, atemberaubende und fesselnde Weise, was sie kann."
Peter James
"Karin Slaughter ist die gefeiertste Autorin von Spannungsunterhaltung. Aber Die gute Tochter ist ihr ambitioniertester, ihr emotionalster - ihr bester Roman. Zumindest bis heute."
James Patterson
"Es ist einfach das beste Buch, das man dieses Jahr lesen kann. Ehrlich, kraftvoll und wahnsinnig packend - und trotzdem mit einer Sanftheit und Empathie verfasst, die einem das Herz bricht."
Kathryn Stockett
„Die Brutalität wird durch ihre plastische Darstellung körperlich spürbar, das Leiden überträgt sich auf den Leser.“
(Hamburger Abendblatt)
„Aber es sind nicht nur die sichtbaren Vorgänge und Handlungen von guten oder schlechten Individuen, die die (…) Autorin penibel genau beschreibt. Es sind vor allem die inneren, die seelischen Abläufe, die überzeugen.“
(SHZ)
„Das alles schildert Slaughter mit unglaublicher Wucht und einem Einfühlungsvermögen, das jedem Psychotherapeuten zu wünschen wäre.“
(SVZ)
„Die aktuelle Geschichte um die Quinns ist eine Südstaaten-Saga der besonderen Art, von der ihr nicht weniger erfolgreiche Kollege James Patterson sagt, sie sei ‚ihr ambitioniertester, ihr emotionalster, ihr bester Roman. Zumindest bis heute‘.“
(Focus Online)
„Die Autorin hat hier ein ausgezeichnetes Buch vorgelegt, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.“
(Krimi-Couch.de)
„Es gibt Bücher, bei denen man das Atmen vergisst. Die Romane der amerikanischen Schriftstellerin gehören dazu. So auch dieser Pageturner. (…) Karin Slaughter versteht es meisterhaft, glaubwürdige Charaktere zu erschaffen und ihre Leser fortwährend zu überraschen.“
(Lebensart)
„Atmosphärisch dichter Thriller über die sozialen Gespinste einer Kleinstadt, psychologisch sehr stimmig, mit vielen Schichten und Überraschungen.“
(Bayrischer Rundfunk)
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Traumhochzeit auf Sizilien?
1. KAPITEL
Dara Devlin hatte in ihrem Job als Hochzeitsplanerin schon ein paar brenzlige Situationen erlebt, aber diese war mit Abstand die gefährlichste.
Als Profi hätte sie niemals unangemeldet in eine Party hineinplatzen dürfen. Noch dazu kletterte sie gerade in High Heels über ein Terrassengeländer im ersten Stock des exklusivsten Clubs von ganz Mailand.
Und das alles nur, weil sie den Auftrag unbedingt haben wollte.
Die zehn Zentimeter hohen Absätze hatten ihr den Aufstieg über die rutschige Feuertreppe nicht gerade erleichtert, aber es wäre undenkbar gewesen, sie auszuziehen und auf der Straße stehen zu lassen. Eine Frau wie Dara ließ ihre Schuhe nie im Stich, da mochte die Situation noch so brenzlig sein.
Die Handtasche fest unter den Arm geklemmt, zog sie den Rock ihres Kostüms ein wenig höher, um sich wenig elegant über das Geländer zu hieven. Sie landete auf harten Marmorfliesen. Das erste Hindernis war geschafft. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es erst zehn Uhr abends war. Viel zu früh, um in einen angesagten Club zu gehen. Aber Tanzen stand an diesem Abend sowieso nicht auf ihrem Programm.
Der Club Platinum I war der beliebteste Treffpunkt der Reichen und Schönen in Mailand. Nach kleineren Umbauarbeiten feierte er heute Abend Wiedereröffnung, und natürlich kam man nur mit persönlicher Einladung hinein. Auch unter Einsatz ihres gesamten irischen Charmes wäre Dara nie an der arroganten Empfangsdame mit dem schwarzen Klemmbrett vorbeigekommen, die sie vor der Tür erspäht hatte.
Aber Dara war wild entschlossen, auf die Party zu gehen. Und wenn es auf offiziellem Wege nicht klappte, dann eben anders. Sie war nur dieses Wochenende in der Stadt und würde am Montagmorgen nach Sizilien zurückfliegen, wo sie in Syrakus ihr Büro hatte. Sie durfte heute Abend also auf keinen Fall versagen.
Als sie von ihren Kontakten aus der High Society erfahren hatte, dass Leonardo Valente für Normalsterbliche unerreichbar war, hatte sie die Herausforderung mit Begeisterung angenommen. Schließlich stand sie kurz davor, die wichtigste Hochzeit ihrer gesamten Karriere zu organisieren – dafür musste sie lediglich diesen Mann überreden, ihr sein Okay zu geben.
Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Selbst nachdem er drei Wochen lang weder auf ihre E-Mails noch auf ihre Anrufe reagiert hatte, weigerte sie sich, das Handtuch zu werfen. Bewaffnet mit ihrem Laptop und einem todschicken Designerkostüm, hatte sie naiverweise geglaubt, sie könnte einfach so in sein Mailänder Büro marschieren und darum bitten, zu ihm vorgelassen zu werden.
Wie sehr sie sich getäuscht hatte. Leonardo Valente schien in der Stadt gar kein Büro zu haben. Die Adresse, die sie in der automatischen E-Mail-Antwort seiner Sekretärin gelesen hatte, hatte sie zu einem Bürogebäude geführt, in dem lediglich die Telefonzentrale untergebracht war.
Nur durch pures Glück hatte sie von der Party erfahren. Der erste Club in der weltweit erfolgreichen Platinum-Kette feierte heute sein zehnjähriges Jubiläum, und eines stand fest: Leonardo Valente hielt sich irgendwo hinter diesen Mauern auf. Jetzt musste sie nur noch einen Weg hinein finden.
Dara sah sich auf der menschenleeren Terrasse um, und ihr Magen zog sich zusammen. Sie hatte gehofft, hier oben befände sich ein Sitzbereich für Gäste und sie hätte sich einfach unter die Menge mischen können. Nachdenklich kaute sie auf der Unterlippe. Die Terrasse gehörte zum Club. Von hier aus musste es einen Weg in die Innenräume geben. Das war ihre letzte Hoffnung.
Die Wand des Gebäudes bestand aus dunkel getöntem Glas, sodass man keinen Blick hineinwerfen konnte. Das Dröhnen der Musik, das im Erdgeschoss noch ohrenbetäubend laut gewesen war, klang hier oben gedämpft.
Sie ignorierte das unangenehme Stechen in der Magengegend. Vermutlich waren das nur die Nerven. Sie schlich sich auf eine schicke Party für geladene Gäste, da war ein wenig Nervosität nicht verwunderlich. Aber um im Leben voranzukommen, musste man eben ab und an gegen die Regeln verstoßen – auch wenn Dara sich mit jeder Faser ihres Körpers dagegen sträubte.
Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und legte eine Hand auf eine der dunklen Scheiben. Ihre blasse Haut spiegelte sich in dem dunklen Glas, aber ihre stahlgrauen Augen blickten ruhig und konzentriert, während sie Scheibe für Scheibe absuchte. Irgendwo musste doch ein Scharnier sein, das auf ein Fenster oder eine Tür hindeutete.
Nachdem sie jeden Winkel abgesucht hatte, drehte sie sich um und inspizierte den übrigen Teil der Terrasse. Irgendwo musste eine Tür sein.
Plötzlich verspürte sie große Lust, eine Scheibe einzuschlagen und sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Wie absurd. Dara Devlin verlor schließlich nie die Fassung – ganz gleich, wie ausweglos eine Situation auch schien. Das war einer der Hauptgründe, warum Bräute aus aller Welt sie beauftragten, ihre Traumhochzeit auf Sizilien zu organisieren.
Dara atmete tief durch. Es über die Terrasse zu versuchen, war ihre letzte Chance gewesen. Leider stand sie jetzt im ersten Stock und kam nicht weiter. Sie lehnte sich über die Brüstung und spähte auf die Straße hinunter. Von hier oben wirkte sie ziemlich weit entfernt. Plötzlich fühlte Dara sich nicht mehr ganz so mutig.
„Signorina, gibt es irgendeinen Grund, warum Sie hier im Dunkeln herumschnüffeln?“
Die tiefe, sinnliche Stimme hinter ihr war praktisch aus dem Nichts gekommen. Vor Schreck blieb Dara die Luft weg.
Langsam drehte sie sich um. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass eine der Scheiben auf wundersame Weise verschwunden war. Stattdessen stand ein Mann dort und beobachtete sie.
Wieso hatte sie ihn nicht gehört? Jetzt war es zu spät, um über die Leiter nach unten zu entwischen. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich herausreden konnte, damit sie nicht wegen Hausfriedensbruch verhaftet wurde.
„Ich warte auf eine Erklärung.“
Ein Schatten verdunkelte das Gesicht des Mannes, aber der schwarze Anzug und die vor der Brust verschränkten Arme ließen vermuten, dass er hier das Sagen hatte – wahrscheinlich gehörte er zum Sicherheitsdienst. Verflixt und zugenäht. Die Sache würde nicht gut ausgehen.
Dara zwang sich zu einem Lachen und fing an, in schnellem Englisch auf ihn einzureden. Niemand würde eine Blondine in Schwierigkeiten verhaften.
„Na endlich kommt jemand und hilft mir.“ Sie seufzte theatralisch. „Seit zwanzig Minuten hämmere ich schon gegen die Scheibe, damit man mich wieder reinlässt.“
„Warum haben Sie es nicht mit der Tür versucht?“
Sein perfektes Englisch überraschte sie, aber sein spöttischer Tonfall verriet, dass er ihr die Geschichte nicht abkaufte. Trotzdem redete sie einfach weiter.
„Das ist ein Sicherheitsrisiko für Ihre Gäste. Ich wollte nur frische Luft schnappen, und jemand meinte zu mir, ich dürfte für einen Moment auf die Terrasse …“
„Und da haben Sie sich gedacht, Sie klettern mal eben am Gebäude hoch?“ Eigentlich war es keine Frage, sondern eine amüsierte Feststellung. „Machen Sie das immer so? In High Heels eine Fassade hochklettern? Nicht schlecht.“
Dara wollte etwas erwidern, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg.
„Das sind Einwegscheiben.“ Er wies mit der Hand hinter seine Schulter. Obwohl sein Gesicht nicht zu erkennen war, konnte man deutlich das Grinsen in seiner samtweichen Stimme hören. „Der Moment, als Sie festgestellt haben, dass Sie nicht reinkommen, war unbezahlbar. Wahnsinnig unterhaltsam. Ich war überzeugt, Sie würden einen Wutanfall kriegen.“
Dara stieß scharf die Luft aus. Schön für ihn, dass er die Situation so komisch fand. Für sie bedeutete es nämlich nur, dass ihre Mission kläglich gescheitert war. Vermutlich würde man sie jetzt am Kragen ihrer weißen Bluse hinausschleifen und am Ende noch wegen Hausfriedensbruch verklagen.
„Mir ist klar, welchen Eindruck das hier machen muss …“ Sie war bemüht, sich die innere Panik nicht anmerken zu lassen.
„Ach, ja? Auf mich macht es nämlich den Eindruck, als hätten sie versucht, in die Privatetage meines Clubs einzudringen, und das in der Verkleidung einer ungezogenen Sekretärin.“
Dara runzelte die Stirn. „Wie bitte? Ich bin keine ungezogene …“ Sie sprach nicht weiter, weil ihr im selben Moment aufging, welche Folgen der erste Teil des Satzes für sie haben konnte. Er würde doch nicht die Polizei rufen?
Der Mann trat aus dem dunklen Schatten und enthüllte ein Gesicht, das sie unzählige Male in den Klatschblättern gesehen hatte. Dara erstarrte, als ihr klar wurde, wen sie so dreist angelogen hatte.
„Oh, Gott, Sie sind es.“
Ihr rasiermesserscharfer Verstand setzte für einen Moment aus, als sie den knapp eins neunzig großen, durchtrainierten Sizilianer vor sich stehen sah.
„Wenn Sie damit den Besitzer des Gebäudes meinen, in das Sie sich gerade unerlaubt Zutritt verschaffen wollten, dann muss ich Ihnen recht geben.“ Seine Stimme triefte vor Spott. „Ich vermute mal, Sie möchten jetzt mit ’reinkommen und mir erzählen, dass es sich hier um ein dummes Missverständnis handelt, nicht wahr?“
Er verschränkte die Arme vor der beeindruckenden Brust und wartete darauf, dass sie sich ihr eigenes Grab noch tiefer schaufelte.
Heiße Scham kroch Daras Nacken hoch. Er schien zu glauben, sie hätte den Plan nur ausgeheckt, um in seine Nähe zu gelangen. Sie hatte die Promi-Blätter gelesen: Leonardo Valente war ein Mann, dem sich die Frauen reihenweise an den Hals warfen. Das lag nicht nur daran, dass er superreich war – obwohl das für viele bestimmt schon Grund genug war –, er war auch irrsinnig attraktiv. Für einen Mann wie ihn wählten Frauen gern die Bezeichnung lecker oder sexy wie die Sünde.
Obwohl Dara über solche albernen Beschreibungen bisher immer nur gelacht hatte, verstand sie nun zum ersten Mal, wie Frauen darauf kamen.
Eigentlich war er gar nicht ihr Typ. Sein dunkles Haar, das ihm bis kurz über den Hemdkragen reichte, war eine Spur zu verstrubbelt, seine Wimpern waren eindeutig zu lang und an seinem Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass er ein echter Hingucker war. Er dagegen hatte nur einen Blick auf ihren dunklen Blazer und die weiße Bluse geworfen und sofort gemutmaßt, sie wäre ein Groupie, das sich für den Abend verkleidet hatte.
Vor Peinlichkeit hätte sie beinahe aufgestöhnt. Sie hatte geplant, einen seriösen ersten Eindruck bei ihm zu hinterlassen, und alles vermasselt.
„So gern ich mich auch anstarren lasse, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.“
Daras Herz tat einen dumpfen Schlag. „Ich habe Sie nicht angestarrt“, sagte sie schnell. „Sondern nur … nachgedacht.“
Himmel, mit ihrem Gefasel machte sie es nur noch schlimmer. Der Augenblick, auf den sie drei Wochen lang hingearbeitet hatte, war endlich gekommen, und ihr Hirn legte ausgerechnet jetzt ein Nickerchen ein.
Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. „Haben Sie über die Situation hier nachgedacht oder haben Sie heute Abend noch andere Einbrüche begangen?“
Einbrüche? Panik machte sich in ihr breit. „Mr. Valente, ich versichere Ihnen, ich wollte nicht bei Ihnen einbrechen.“
„Entspannen Sie sich. Noch werde ich die Polizei nicht holen. Aber Sie haben wohl die Überwachungskamera übersehen, die jede Ihrer Bewegungen aufgezeichnet hat.“ Er zeigte auf ein winziges rotes Blinklicht über ihrem Kopf. „Meine Sicherheitsleute waren schon auf dem Weg nach oben, als ich ihnen gesagt habe, ich würde mich selbst darum kümmern.“
„Warum tun Sie das?“ Die Frage war heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Er zuckte die Schultern. „Ich hatte Langeweile. Sie sahen interessant aus.“
Dara dachte kurz nach, doch ihr fiel keine schlagfertige Bemerkung ein. Aber wenn er sie wirklich interessant fand, dann konnte sie ihn vielleicht so lange fesseln, bis sie ihm ihren Vorschlag unterbreitet hatte.
Sie räusperte sich. „Nur um eins klarzustellen: Ich bin keine Diebin. Ich bin Hochzeitsplanerin.“
„Das ist für mich kein großer Unterschied.“ Er grinste. „Meine Theorie mit der ungezogenen Sekretärin hat mir besser gefallen.“
Und dann spürte Dara den berühmt-berüchtigten glühenden Blick von Leonardo Valente zum ersten Mal am eigenen Leib. Sie räusperte sich. Mit einem Mal war die Luft viel zu dünn, und das lag nicht etwa an der Höhe.
„Mit Ihrer Theorie liegen Sie vollkommen falsch. Ich bin nicht wegen irgendwelcher … Spielchen hier.“
„Wie schade. Trotzdem haben Sie jetzt meine volle Aufmerksamkeit.“ Er drehte sich abrupt um und ging zur Tür zurück. „Sofern Sie nicht über die Leiter nach unten klettern wollen, würde ich vorschlagen, Sie kommen mit mir.“
Damit war er verschwunden. Dara hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Der Raum auf der anderen Seite der Glaswand war doppelt so groß wie ihre Wohnung. Dara sah, wie Leonardo Valente einen Schalter drückte, und sofort wurde der Saal von sanftem Licht erhellt. Die Einrichtung aus stylishen Clubsesseln und einem großen gläsernen Kamin erinnerte an die Lobby eines modernen Luxushotels.
Wofür ein Club einen Raum wie diesen brauchte, konnte sie sich nicht erklären – vielleicht benutzte Leonardo Valente ihn, um mit weiblichen Gästen ungestört zu sein. Bei dem Gedanken drückte sie die Handtasche fest an die Brust, in der Hoffnung, das harte Gehäuse des Laptops, den sie darin verstaut hatte, würde sie an den Grund ihres Besuchs erinnern.
Leonardo Valente drückte auf einen weiteren Schalter, und die Glastür, durch die sie gekommen waren, glitt lautlos zu. Dara erkannte, dass es sich tatsächlich um Einwegscheiben handelte. Ihre Ohren brannten wie Feuer, als sie daran dachte, dass er sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.
Er drehte sich zu ihr um, und zum ersten Mal fiel ihr die Farbe seiner Augen auf. Sie waren nicht dunkelbraun, wie sie von den Zeitungsfotos her geschlossen hatte, sondern von einem eigenartigen dunklen Grün. Sie schüttelte den Kopf. Um Himmels willen, wieso schaute sie ihm überhaupt in die Augen? Hier ging es um ein Geschäft, nicht um die Wahl eines Partners für den Abtanzball.
„Und haben Sie auch einen Namen, oder soll ich Sie einfach Spiderwoman nennen?“ Er kam grinsend auf sie zu.
Die professionelle Hochzeitsplanerin in ihr witterte die perfekte Gelegenheit. „Ich gebe Ihnen meine Karte … eine Sekunde.“ Sie fing an, in ihrer Tasche zu wühlen. Vielleicht sollte sie ihm die Präsentation auf ihrem Laptop zeigen, bevor er sie hinauswerfen konnte?
Ohne Vorwarnung baute er sich vor ihr auf, nahm ihr die Tasche aus der Hand und stellte sie auf den Boden. „Ich habe Sie nicht nach Ihrer Karte gefragt, sondern nach Ihrem Namen. Und den würde ich jetzt gern von Ihren Lippen hören.“
Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Sofort begann es in ihrem Bauch zu kribbeln. Sie ignorierte das Gefühl, reckte das Kinn vor und schaute ihm in die Augen. „Ich bin Dara Devlin.“
„Dara, die Hochzeitsplanerin …“ Er sprach ihren Namen aus, als würde er ihn auf der Zunge kosten. „Und was verschafft mir das Vergnügen?“
„Ich bin nicht zum Vergnügen hier.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Ich habe Sie aufgesucht, weil ich mit Ihnen über ein Geschäft sprechen möchte.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wer geht denn in einen Club, um über Geschäfte zu sprechen?“
„Nun, Sie zum Beispiel“, sagte sie selbstbewusst. „Ich möchte Ihnen ein Geschäft mit einer sehr prominenten Klientin von mir vorschlagen. Dafür bitte ich Sie nur um fünf Minuten Ihrer kostbaren Zeit.“
„Unten im Club wartet ein ganzer Schwarm Mediengeier, die ‚nur fünf Minuten‘ von meiner kostbaren Zeit haben wollen. Warum sollten ausgerechnet Sie an der Schlange vorbeiziehen dürfen?“
„Wenn diese Leute fünf Minuten wert wären, dann hätten sie sicherlich auch den Weg über die Terrasse gefunden.“
Zu ihrer Überraschung warf er den Kopf in den Nacken und lachte – es war ein tiefes, echtes Lachen, das Dara durch und durch ging. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zur muskulösen Säule seines Halses und zu den dunklen Haaren, die im geöffneten Hemdkragen verschwanden.
Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an. Sie schluckte und schaute wieder hoch – nur um sich von einem spöttischen Blick aus smaragdgrünen Augen durchbohren zu lassen.
„Obwohl Sie sich bei Ihrer Kletteraktion das Genick hätten brechen können, muss ich zugeben, dass ich schwer beeindruckt bin“, sagte er. „Allein durch Ihren Mut und Ihre Kreativität haben Sie sich die fünf Minuten verdient.“
Dara lächelte triumphierend und griff nach ihrer Tasche, um den Laptop herauszuholen. „Wunderbar. Ich habe eine kleine Präsentation vorbereitet und …“
„Nein“, sagte er knapp.
Sofort ließ sie die Tasche wieder zu Boden gleiten. „Aber Sie haben doch gesagt …“
„Ich habe gesagt, Sie bekommen fünf Minuten, Dara Devlin. Wann, habe ich nicht gesagt.“
Er wies auf eine Tür am Ende des Raums. „Sie können mit meiner Sekretärin einen Termin vereinbaren. In der Zwischenzeit sollten Sie die Party genießen.“
Jetzt konnte Dara ihre Wut nicht länger zurückhalten. „Seit drei Wochen rufe ich täglich bei Ihrer Sekretärin an – was glauben Sie wohl, warum ich diese waghalsige Klettertour unternommen habe?“
„Ich dachte, Sie würden freitagabends einfach gern ein bisschen rumspionieren.“ Er grinste.
„Sind Sie denn überhaupt nicht neugierig, warum ich hier bin?“, fragte sie verzweifelt.
Er trat auf sie zu. „Ich bin vor allem neugierig, warum Sie mich so interessieren.“ Sein Blick wanderte über ihren Körper.
Dara spürte, dass Hitze in ihre Wangen stieg. Vielleicht war sie, was Männer und Flirten anging, nicht besonders erfahren, aber das Glitzern in seinen Augen verriet, dass er genau das mit ihr tat: Flirten. Dieser Mann war genauso, wie ihn die Klatschblätter darstellten. Sinnlich, sexy und offenbar zu jeder Schandtat bereit.
„Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Frau zum Erröten gebracht habe.“ Seine Stimme klang noch tiefer. „Kommen Sie, Dara, und trinken Sie einen Cocktail mit mir. Und machen Sie endlich Ihr wunderschönes blondes Haar auf.“
„Das wäre wohl kaum angemessen, Mr. Valente.“ Sein Blick machte sie mehr als verlegen, und sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Mr. Valente war mein Vater – nennen Sie mich Leo.“ Er lächelte. „Was für ein Geschäft kann so wichtig sein, dass es nicht bis Montag Vormittag warten kann?“
Dara witterte eine Chance, das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken. „Mein aufrichtiges Beileid zum Verlust Ihres Vaters. Wie ich gehört habe, fand die Trauerfeier in Ihrem Castello in Ragusa statt?“
„Ja, das habe ich auch gehört.“ Er zuckte die Schultern. „Menschen sterben jeden Tag, Miss Devlin. Ich beschäftige mich lieber mit erfreulicheren Dingen.“
Selbst nachdem sie den Tod seines Vaters angesprochen hatte, flirtete dieser Mann noch mit ihr. Was für ein Playboy! Sie beschloss, einen direkten Vorstoß zu wagen.
„Ihr Castello ist ein echtes Schmuckstück. Ein Jammer, dass es die meiste Zeit über ungenutzt bleibt.“
„Warum nur habe ich den Eindruck, dass Sie nicht nur Small Talk halten wollen?“ Er kniff die Augen zusammen, offenbar nicht länger in Flirtlaune.
„Nun, deswegen bin ich unter anderem hier“, sagte sie schnell. „Ich will Ihnen ein Angebot für Castello Bellamo machen, das für Sie äußerst lukrativ sein dürfte.“
Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. Er schaute sie lange an. Als er dann sprach, war sein italienischer Akzent viel stärker herauszuhören. „Wie es aussieht, haben Sie nicht nur meine, sondern auch Ihre Zeit verschwendet. Ich sage Ihnen das, was ich schon den anderen Geiern gesagt habe, die mich seit dem Tod meines Vaters belästigt haben: Das Castello steht nicht zum Verkauf.“
Dara schüttelte den Kopf. „Ich will es nicht kaufen, sondern nur eine Hochzeit dort veranstalten. Ich bin mir sicher, wir finden einen Weg …“
Mit einer energischen Handbewegung ließ er sie mitten im Satz verstummen. „Und wenn Sie dort blinde Waisenkinder unterbringen wollen – es interessiert mich nicht. Ende der Diskussion.“
„Aber wie ich höre, ist das Castello schon seit einer Weile dem Verfall überlassen und …“
„Meinetwegen muss sich daran nichts ändern. Miss Devlin, ich habe für diese Sorte Spielchen nichts übrig – ganz gleich, wie hübsch die Person ist, die man zu mir schickt.“ Mit übertriebener Langsamkeit wanderte sein Blick jeden Zentimeter ihres Körpers entlang, bevor er ihr wieder in die Augen sah.
„Dieses Gespräch ist beendet“, sagte er kalt. „Ich schicke jemanden ’rauf, der Sie hinausführt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, unten wartet eine Party auf mich.“
Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten aus dem Zimmer. Dara schaute ihm ungläubig hinterher.
Der Abend hatte eine unerwartete Wendung genommen. Sie hatte gewusst, dass sein Vater vor Kurzem gestorben war, und es war taktlos gewesen, ihn überhaupt zu erwähnen. Aber blieb ihr eine andere Wahl, als alle Möglichkeiten auszuschöpfen? Sie war kurz davor, den vielversprechendsten Vertrag ihrer Karriere abzuschließen. Und dafür hatte sie der Braut ihr Wort gegeben, dass die Hochzeit im Castello Bellamo stattfinden würde. Wenn sie versagte, konnte sie ihren Plan, die erste Adresse für Promihochzeiten zu werden, wohl vergessen. Ihr guter Ruf als Hochzeitsplanerin wäre dann nämlich dahin.
Aber sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben.
Leo ging hinter die Bar im menschenleeren Zwischengeschoss des Clubs. Er zog eine Flasche Whiskey aus dem Regal, goss einen Fingerbreit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein Glas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.
Die Blondine hatte ihn auf dem falschem Fuß erwischt. Schöne Frauen gab es in seiner Welt zwar zur Genüge – Supermodels und Filmsternchen, die sich gern an seiner Seite blicken ließen –, aber in den entschlossenen grauen Augen der Frau hatte er etwas entdeckt, das sein seit Monaten kaum vorhandenes sexuelles Interesse wieder geschürt hatte.
Seit die Meldungen vom Tod seines Vaters durch die Presse gegangen waren, hatte es kein Mensch mehr gewagt, ihn auf diesen Mann anzusprechen. Aber dass sie seinen Vater benutzen wollte, um an das Castello heranzukommen … Er goss sich noch einen Whiskey ein und nahm einen Schluck. Der Alkohol brannte in seiner Kehle. Leo stieß ein raues Lachen aus. Die Frau hatte wirklich Nerven, das musste er ihr lassen.
Während seine Wut langsam verrauchte, bemerkte er mit einem Mal, dass er nicht länger allein an der Bar war. Miss Devlin stand auf der anderen Seite des Tresens.
„Um eins klarzustellen: Ich bin weder von irgendjemandem geschickt worden, noch will ich Spielchen spielen.“
Sie war sichtlich wütend, und der Anblick gefiel ihm.
„Keine Spielchen? Sie wollen wohl heute Abend alle meine Fantasien zunichtemachen, Miss Devlin.“ Leo starrte auf die weiße Bluse, unter der sich ein weißer Spitzen-BH abzeichnete. Hitze schoss durch seine Adern, und er krampfte die Hand ums Glas. Verdammt, war es schon so lange her, dass ihn inzwischen bereits die Andeutung eines BHs erregte?
„Nehmen Sie eigentlich irgendetwas ernst, Mr. Valente?“
Sie verdrehte die Augen, als würde er sie tödlich langweilen. Aber Leo entging die leichte Röte auf ihren Wangen nicht. Seine Nähe ließ sie also nicht so kalt, wie sie vorgab.
Er lehnte sich zu ihr vor. „Sie können mir glauben, es gibt ein paar Dinge, die ich sehr ernst nehme.“ Er ließ den Blick auf ihren Lippen ruhen und lächelte, als Dara einen Schritt zurücktrat. „Schauen Sie sich um. Diesen Club habe ich vor zehn Jahren aufgemacht. Heute gehört mir einer in jeder großen Stadt der Welt. Sie sehen also, das Geschäft mit dem Vergnügen nehme ich absolut ernst.“
„Ich bin hier, um über mein Angebot zu reden – nicht übers Vergnügen“, erklärte sie.
„Zu schade. Ich bin mir sicher, über dieses Thema könnten wir uns sehr gut austauschen.“ Er sah, wie die leichte Röte sich in ihrem Gesicht ausbreitete.
Energisch legte sie die Handtasche auf den Tresen. „Sind Sie immer so dreist?“ Ihre Stimme klang gleichzeitig bestimmt und aufgebracht.
Verdammt, sie hatte recht. Er benahm sich wie ein Höhlenmensch. Was hatte diese Frau bloß an sich, dass er so auf sie reagierte? Sie war kratzbürstig und direkt – und wahnsinnig sexy. Aber sie drängte ihn, über die einzige Sache zu reden, über die er nie wieder ein Wort verlieren wollte.
„Sie haben mich auf dem falschen Fuß erwischt. Wenn eine unbewaffnete Frau ein millionenteures Sicherheitssystem überwindet, kann das schon mal passieren.“
„Hätte es Sie weniger beeindruckt, wenn ich ein Mann wäre?“ Sie straffte die Schultern und schaute ihm in die Augen.
Leo lachte und goss Whiskey in ein zweites Glas. „Sie sind herrlich erfrischend, Dara. Nehmen Sie den Drink als Friedensangebot an? Weil ich mich so ungehobelt benommen habe?“
„Vielen Dank.“
Sie nahm das Glas in beide Hände und hielt es vor die Nase, um das Aroma einzuatmen.
Leo beobachtete sie einen Moment lang, bevor er den Inhalt seines Glases in einem Zug hinunterstürzte. „Wenn man bedenkt, was Sie heute Abend angestellt haben, frage ich mich allerdings, warum ich derjenige bin, der sich entschuldigt.“
„Ich kann sehr überzeugend sein.“ Sie lächelte und nippte an ihrem Drink.
Leos Puls beschleunigte sich. „Dann haben wir ja etwas gemeinsam.“
Er kam hinter der Bar hervor und musterte noch einmal ihr braves Kostüm. Diese Frau war wirklich ein wandelnder Widerspruch. Nach außen zurückhaltend und sachlich, aber doch so todesmutig, in Rock und High Heels an einer Fassade hochzuklettern.
Dara stellte das Glas auf den Tresen. „Morgen früh fliege ich nach Sizilien zurück. Ich möchte Sie nur darum bitten, sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen.“
„Sie verstoßen gegen das Gesetz und erwarten, ich würde Geschäfte mit Ihnen machen?“
„Ich bitte Sie nur um eine Chance“, erwiderte sie ohne den geringsten Anflug von Reue.
„Erwarten Sie wirklich, ich würde Ihnen eine siebenhundert Jahre alte Burg für einen High-Society-Zirkus überlassen?“
„Erstens handelt es sich um eine Hochzeit. Zweitens ist die Burg, soweit ich weiß, seit Jahren so gut wie unbewohnt. Als ihr Vater sie für Besucher sperren ließ, gingen in der Gegend viele Jobs verloren. Und wir wissen beide, dass Armut auf Sizilien ein großes Thema ist.“
„Überschätzen Sie mein Mitgefühl nicht.“ Er kniff die Augen zusammen.
„Das tue ich nicht. Aber eine öffentlichkeitswirksame Hochzeit wie diese könnte einer armen Stadt wie Monterocca völlig neue Perspektiven eröffnen.“
Bei dem Namen Monterocca spürte Leo ein Prickeln im Nacken. Dabei hatte dieser Ort für ihn keine Bedeutung mehr. Und auch die Menschen seiner Heimatstadt waren ihm egal. Dennoch spürte er einen unangenehmen Stich in der Magengegend.
„Die Papparazzi würden in Scharen in die Stadt kommen“, entgegnete er.
„Ja, aber das wäre nicht unbedingt schlecht.“
Er runzelte die Stirn. „Lesen Sie etwa Klatschblätter?“
„Wie ich höre, haben Sie bei Sizilianern einen schlechten Ruf.“
„Mein Vater hatte diesen Ruf, nicht ich“, korrigierte er sie.
„Ja, aber dieser Ruf steht Ihnen schon länger im Weg. Es fällt auf, dass Sie ausgerechnet auf Ihrer Heimatinsel keinen einzigen Club betreiben.“
Sie hatte seinen wunden Punkt getroffen. Leo musste sich zusammenreißen, um sie nicht anzublaffen. Aber er zuckte nur scheinbar lässig die Schultern und lehnte sich zu ihr. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Ihnen wäre etwas an mir gelegen.“
Sofort trat sie einen Schritt zurück. „Zum Glück wissen wir beide, dass es hier nicht um Zuneigung geht.“ Sie machte eine Geste, die die leeren Tische um sie herum einschloss. „So sieht also Ihre exklusive Eröffnungsparty aus?“
„Das ist quasi die Generalprobe. Die untere Etage ist heute für ein paar handverlesene Gäste geöffnet. Die eigentliche Party findet erst morgen statt.“ Leo ging zu dem deckenhohen Fenster, von dem aus man den gesamten Club überblicken konnte.
Dara folgte ihm. „Mischen Sie sich nur bei offiziellen Anlässen unters Fußvolk?“, fragte sie.
„Nun, wie es aussieht, werde ich heute von einem hartnäckigen blonden Sicherheitsrisiko aufgehalten.“
Sie ignorierte die Bemerkung und ließ den Blick über den Club schweifen. „Ist Ihnen eigentlich klar, dass die Wasserelemente den Sitzbereich vom übrigen Teil des Clubs abschneiden?“, fragte sie.
Leo blinzelte irritiert.
„Außerdem sind die Deckenstrahler, die auf die Tanzfläche ausgerichtet sind, viel zu grell. Wenn man ein dezenteres Licht nehmen würde, wäre der Übergang zu den Sitzbereichen weicher.“
Interessiert folgte er ihrem Blick. „Gibt es sonst noch was, worauf Sie mich hinweisen möchten?“
Sie öffnete den Mund, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg.
„Ach, kommen Sie schon, mir zuliebe müssen Sie sich nicht zurückhalten.“ Er schaute Dara herausfordernd an.
Sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Na ja, da wären noch die Uniformen des Personals. Sie passen überhaupt nicht zum Image Ihres Clubs. Sie … sind zu aufdringlich und glitzern viel zu sehr.“
„Platin ist nun mal das Markenzeichen vom Platinum I“, bemerkte er. „Und die Uniformen glitzern nicht, sie schimmern.“
„Nun, in meinen Augen glitzern sie aber.“ Dara zuckte die Schultern. „Aber ich wollte Ihren Geschmack nicht kritisieren.“
„Ich dachte, Sie wären ein durch und durch ehrlicher Mensch“, sagte er grimmig.
„Ich wollte Ihnen nur beweisen, dass ich mich auskenne. Ganz gleich, was für ein Event Sie planen, das Prinzip ist immer dasselbe. Man muss einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie haben es hier mit exklusiven Gästen zu tun, die jeden Abend ein besonderes Erlebnis erwarten. Und das ist nun mal mein Spezialgebiet.“
„Und das wollen Sie alles von hier oben erkannt haben?“
„Ich habe einen guten Blick für Details, und ich weiß, wie man eine Party plant und organisiert.“
„Mein Club entspricht also nicht Ihren Qualitätsansprüchen?“
„Für mich gibt es nur Erfolg oder Scheitern.“
„Dann ist mein Club in Ihren Augen also gescheitert?“ Er zog eine Augenbraue hoch.
Dara schwieg.
Er stieß ein raues Lachen aus. „Das ist mir wirklich noch nicht untergekommen. Jemand, der mich in einer Tour beleidigt, um mich zu überzeugen, mit ihm Geschäfte zu machen.“
„Ich glaube an Ehrlichkeit. Und wenn Sie meine Firma Devlin Events damit beauftragen, sich um die Nutzung Ihres Castello zu kümmern, dann verspreche ich Ihnen einen durch und durch ehrlichen Partner.“
Er starrte auf die Menschenmenge, die sich auf der Tanzfläche versammelt hatte. „Sie wollen also eine Promi-Hochzeit organisieren und gleichzeitig meinen guten Ruf wiederherstellen? Ist das nicht eine Nummer zu groß für Sie?“
„Meine Erfolgsbilanz spricht für sich. Ich habe schon für alle großen sizilianischen Hotelketten gearbeitet: Santo, Ottanta, Lucchesi …“
„Sie waren für die Lucchesi-Gruppe tätig?“
„Ich arbeite als freie Beraterin, und sie haben meine Dienste ein paar Mal in Anspruch genommen. Tatsächlich habe ich die Goldene Hochzeit von Umberto und Gloria organisiert. Es war zwar nur eine Gartenparty in ihrem Haus, aber …“
Leos Geschäftsgeist schaltete sich ein. „Sie nennen Umberto Lucchesi beim Vornamen?“
„Ja. Er hat mir einen Job angeboten, den ich dankend abgelehnt habe. Ich bin lieber mein eigener Herr.“
Leo nickte nachdenklich. Der Abend nahm wirklich eine unerwartete Wende. Er fragte sich, ob Dara ahnte, was sie ihm soeben verraten hatte. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur behauptet, Umberto persönlich zu kennen, weil sie wusste, wie angespannt sein Verhältnis zu diesem Mann war.
Andererseits … niemand konnte von seinem Zerwürfnis mit der Lucchesi-Familie Wind bekommen haben. Geschäfte wurden zwischen sizilianischen Männern immer äußerst diskret abgewickelt. Und obwohl Leo seit achtzehn Jahren keinen Fuß mehr auf die Insel gesetzt hatte, war er durch und durch Sizilianer.
Plötzlich klingelte sein Handy. Das Gespräch dauerte nur zehn Sekunden.
„Ich werde unten gebraucht. Einige Gäste werden ungeduldig.“
Dara ließ die Schultern sinken. „Vielen Dank, dass Sie mir Ihre kostbare Zeit geschenkt haben, Mr. Valente.“ Sie streckte ihm die Hand zum Abschied entgegen.
Er ignorierte die Geste. „Sie sollen mich Leo nennen. Und Sie haben mich falsch verstanden. Dieses Gespräch ist noch nicht beendet.“
„Nein?“
Er lächelte. „In einer Stunde reden wir weiter.“
Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Soll ich hier oben warten?“
„Nach Ihrer akrobatischen Einlage von vorhin haben Sie sich ein wenig Erholung verdient. Kommen Sie nach unten, trinken Sie, tanzen Sie. Oder üben Sie einfach mal, eine Treppe zu benutzen.“ Er ging in eine Ecke, in der sich ein Privatfahrstuhl befand.
„Aber wo treffen wir uns denn nun?“, rief sie ihm hinterher.
„Keine Sorge. Ich finde Sie.“
Als sich die Fahrstuhltür langsam hinter ihm schloss, lächelte Leo in sich hinein. Mit dieser Frau war er noch längst nicht fertig.
2. KAPITEL
Barhocker waren wirklich der schlimmste Feind einer Frau.
Dara seufzte und schob den Saum ihres engen Rocks gefühlt zum hundertsten Mal nach unten. Sie blickte sich um. Die Tanzfläche wurde von mächtigen Geschäftsmännern sowie Models und Filmsternchen gesäumt, deren Designerkleider sich an Glitzer und Glamour gegenseitig übertrafen. Dara fühlte sich in ihrem dunklen Kostüm hoffnungslos fehl am Platz. Obwohl sie ihre E-Mails erst vor fünf Minuten gecheckt hatte, schaute sie noch einmal auf ihr Handy.
Das Display flackerte kurz auf und wurde schwarz.
Natürlich – der Akku war leer. Sie stopfte das Gerät in die Handtasche zurück. An diesem Abend lief auch wirklich alles schief.
Je schneller sie das Gespräch mit Leo Valente hinter sich brachte, umso besser. Wenn sie keine Aufgabe hatte, wurde sie immer schnell unruhig. Hochzeiten hatten im Winter nicht gerade Hauptsaison, sodass Dara sich endlich um die Buchhaltung ihrer kleinen Firma kümmern konnte. Aber der dichte Terminkalender der Sommersaison fehlte ihr jetzt schon.
Genervt stieß sie die Luft aus und verdrehte den Hals, um in der Menschenmenge nach dem Mann zu suchen, der das Schicksal ihrer Firma in seinen Händen hielt. Ihr Magen machte einen kleinen Salto, als sie ihn endlich entdeckte.
Er stand auf der anderen Seite der Tanzfläche, umringt von verschiedenen Medienvertretern. Von der leicht erhöhten Bar aus konnte sie sehen, dass er die anderen Männer um einen Kopf überragte. Seine breiten Schultern füllten das maßgeschneiderte Jackett komplett aus.
Himmel, sie durfte nicht auf seine Schultern achten. Sie sollte sich lieber darüber ärgern, dass er sie vergessen zu haben schien. Die „Stunde“ war nämlich seit zwanzig Minuten um.
Sie fächelte sich mit einem Bieruntersetzer Luft zu und schaute in dem Moment hoch, als der Barmann einen cremefarbenen Cocktail vor ihr abstellte.
„Sorry, aber den habe ich nicht bestellt“, sagte sie und schob das Glas weg.
„Mit den besten Empfehlungen von Signor Valente“, sagte der Barmann und schob es lächelnd zurück.
Leo Valente hatte sie also doch nicht vergessen. Vielleicht wollte er sich mit dem Drink bei ihr für die Wartezeit entschuldigen? Sie starrte das milchige Getränk an, das ein starkes alkoholisches Aroma verströmte.
„Was ist das?“, fragte sie den Barmann, nachdem sie einen winzigen Schluck gekostet hatte.
Der junge Mann grinste und lehnte sich vor. „Wenn Sie mich so fragen, das ist ein Orgasmus.“
Wie bitte?
Dara verschluckte sich an dem Cocktail mit dem anstößigen Namen und hustete laut.
Sie spürte, wie ihre Wangen sich vor Scham verfärbten. Der Barmann verkniff sich ein Lachen und ging schnell zu einem anderen Gast. Leo hatte sie bis auf die Knochen blamiert.
Verstohlen schaute Dara sich um und erblickte neben sich eine Gruppe Frauen, Typ Model, die über sie zu tuscheln schienen. Eine von ihnen bemerkte laut, dass Leo Valente neuerdings wohl unter Geschmacksverirrung litt.
Daras Wangen begannen zu glühen. Hatte er sie deshalb gebeten, eine Stunde auf ihn zu warten? Dachte er etwa, sie würde mit ihm ins Bett gehen, damit er den Vertrag unterschrieb? Bei dem Gedanken lief ihr ein nicht ganz unangenehmer Schauer über den Rücken.
Die unbekannte Gefühlsregung entsetzte sie. Natürlich brauchte sie seine Hilfe. Aber sie würde dafür nicht mit ihrem Stolz bezahlen. Es war dumm von ihr gewesen, der bekannten Schauspielerin Portia Palmer zu versprechen, das Castello Bellamo für ihre Hochzeitsfeier zu organisieren. Sie hätte vorher nachforschen sollen, was für ein Mensch der Besitzer war. Jetzt hatte sie die Wahl: hier sitzen bleiben und darauf warten, dass sie für den Multimillionär das Betthäschen spielen durfte – oder den Club sofort verlassen und die Konsequenzen tragen.
Ihr Ruf als Hochzeitsplanerin ließ sich vielleicht wiederherstellen, aber ihr Stolz …?
Sie sprang auf, nahm ihre Handtasche und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Ihre Füße schmerzten bei jedem Schritt und die Musik schien immer lauter zu werden. Als sie endlich in die kühle Nachtluft hinaustrat, hatte sie den Eindruck, der Hölle entkommen zu sein.
Doch dann wurde ihr schlagartig klar, dass sie für die kalte Oktobernacht nicht warm genug angezogen war. Sie griff zu ihrem Handy. Himmel, sie hatte vergessen, dass der Akku leer war. Sie ging zum Eingang des Clubs zurück und bat die Empfangsdame, ihr ein Taxi zu rufen. Die Frau zögerte kurz, dann nickte sie und verschwand im Inneren des Gebäudes.
Dara verschränkte die Arme vor der Brust und zog den Blazer fester. Hatte sie überstürzt reagiert? Sollte sie wieder hineingehen und einen letzten Versuch starten? Sonst musste sie Portia Palmer beichten, dass es eine Lüge gewesen war, als sie ihr die Traumhochzeit in Monterocca versprochen hatte.
Die Tür des Clubs wurde aufgestoßen und riss sie aus ihren Gedanken. Dara wirbelte herum.
„Laufen Sie immer vor Geschäftsterminen weg oder bin ich eine Ausnahme?“, sagte Leo Valente und baute sich vor ihr auf.
„An einer Bar sitzen gelassen zu werden und Cocktails mit obszönen Namen aufgedrängt zu bekommen, würde ich nicht als Geschäftstermin bezeichnen“, entgegnete sie empört.
„Sie sahen aus, als müssten Sie unbedingt mal wieder lachen. Aber vielleicht war der Witz geschmacklos.“ Er zuckte die Schultern.
„Sie haben wirklich einen eigenartigen Humor.“ Dara atmete laut und verächtlich aus. „Ich bin nicht bereit, irgendwelche … Spielchen zu spielen, um den Vertrag zu bekommen.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich enttäusche Sie nur ungern, aber ich bin kein Mann, der Frauen erpresst, mit ihm ins Bett zu gehen.“
Schamesröte stieg ihr in die Wangen. „Wie dem auch sei – mir ist klar, dass eher die Hölle zufriert, als dass Sie das Castello an mich vermieten.“
„Castello Bellamo ist meine letzte Trumpfkarte. Überzeugen Sie mich von Ihren Fähigkeiten, und ich werde über den Vertrag noch mal nachdenken.“
„Welche Fähigkeiten meinen Sie genau?“
„Die große Neueröffnung morgen Abend muss ein voller Erfolg werden. Sie scheinen ja jede Menge Ideen zu haben, und ich würde Sie gern mal in Aktion erleben.“
Dara runzelte die Stirn. „Wollen Sie mir einen Job anbieten?“
„Ich biete Ihnen an, vorübergehend als meine Beraterin tätig zu werden. Sehen Sie es einfach als Feuerprobe. Wenn mich Ihre Arbeit überzeugt, denke ich noch mal über Ihren Vorschlag nach. Das ist mehr, als alle anderen bei mir erreicht haben.“
„Aber warum wollen Sie mir überhaupt eine Chance geben?“, fragte sie irritiert. „Was haben Sie davon?“
Er schnalzte mit der Zunge. „Vertrauen Sie mir etwa nicht? Ich bin nur neugierig, ob Sie wirklich so ehrgeizig sind, wie Sie behaupten.“
„Wenn ich die Feuerprobe bestehe, werden Sie mir vertrauen?“
„Vielleicht … Aber was für ein Geschäftsmann wäre ich, wenn ich jeder schönen blonden Frau vertrauen würde, die mir einen Deal vorschlägt?“ Er reichte ihr die Hand. „Also, Dara Devlin, sind Sie bereit, ihren ausgezeichneten Ruf für ein altes Castello aufs Spiel zu setzen?“
„Aufs Spiel setzen würde ja bedeuten, dass ich scheitern könnte. Und das werde ich bestimmt nicht.“
Als sie seine Hand schüttelte, spürte Dara ein Kribbeln, das sich anfühlte wie ein leichter Stromstoß. Sein Duft betörte ihre Sinne, als er sich zu ihr herunterbeugte und ihr auf beide Wangen einen leichten Kuss aufdrückte.
Dara erstarrte. Die Wangenküsse waren in Italien üblich – nach ihrem Umzug hatte sie sich schnell an die Geste gewöhnt. Aber ihm so nah zu sein und die Wärme seines Körpers zu spüren, nahm ihr fast den Atem. Sie räusperte sich, als sie bemerkte, dass er sie genau beobachtete.
„Mein Chauffeur wird Sie zu Ihrem Hotel bringen.“ Er nickte in Richtung eines schwarzen Mercedes, der neben ihnen parkte. „Bis morgen, Dara …“
Im nächsten Moment war er wieder in seiner Lasterhöhle verschwunden.
Dara schaute ihm hinterher. Als ihr klar wurde, was soeben geschehen war, spürte sie ein Prickeln im Bauch. Sie war dem Castello Bellamo so nah gekommen wie niemand vor ihr! Dennoch hatte sie das Gefühl, sie hätte stillschweigend eingewilligt, in ein Bassin voller hungriger Haie zu springen. Nein, verbesserte sie sich in Gedanken, es war nur ein Hai. Aber der schien besonders hungrig zu sein.
Daras Hotel war nicht gerade eine Luxusherberge, aber dafür, dass sie sich so kurzfristig zu der Reise entschlossen hatte, hatte sie einigermaßen Glück gehabt. Das Bett war sauber, die Matratze nicht durchgelegen. Und das reichte ihr allemal.
Auf dem Weg zur Lobby beschloss sie, die Treppe zu nehmen, um die nervöse Energie loszuwerden, die sich seit dem vergangenen Abend in ihr angesammelt hatte. Nachdem sie stundenlang wachgelegen hatte, war sie kurz nach der Morgendämmerung aus dem Bett gesprungen und hatte ein paar Ideen für die Wiedereröffnungsparty in den Laptop getippt. Einige Ideen waren richtig gut, aber sie hatte den Verdacht, dass Leo sie sich nicht einmal anhören würde. Sie hatte sich angezogen und war in ihrem Zimmer auf und ab gegangen, bis sie sich entschieden hatte, erst einmal abzuwarten, was er von ihr wollte.
Welche Pläne Leo Valente auch immer mit ihr hatte, sie bezweifelte, dass er nur ihr Organisationstalent prüfen wollte. Um ihn zu überzeugen, ihr das Castello Bellamo für die Hochzeit zu überlassen, musste sie ihm mit guten Argumenten kommen.
Sie hatte beschlossen, sich zur Ablenkung die Sehenswürdigkeiten von Mailand anzuschauen.
In der Hotellobby gab es eine Touristeninfo. Sie ging zu der jungen Frau, die hinter dem Schalter saß, und bat sie, ihr ein zweistündiges Sightseeing-Programm zusammenzustellen. Die Frau suchte ein paar Prospekte heraus und erklärte Dara, dass sie Fahrscheine für die Straßenbahn brauchen würde. Im nächsten Moment verschwand die Frau hinter einer kleinen Tür.
Um sich die Wartezeit zu verkürzen, nahm Dara eine italienische Illustrierte aus dem Zeitungsständer und blätterte durch die Seiten. Als sie das Foto eines gewissen sizilianischen Clubbetreibers sah, schlug sie das Heft auf. Der Artikel trug die Überschrift „Club der einsamen Herzen“.
Bei der Vorstellung, Leo Valente könnte ein „einsames Herz“ sein, hätte Dara beinahe aufgelacht. Dem Mann lagen doch alle Frauen zu Füßen. Auf dem Foto saß er mit freiem Oberkörper an einem Swimmingpool, und sein Blick verriet eher Langeweile als Liebeskummer. In dem Artikel hieß es, der „arme Leo“ hätte genug von seinen Affären mit Supermodels und wollte endlich eine Familie gründen. Er endete mit der Frage: Gibt es eine Löwin, die mutig genug ist, Leo Valente zu zähmen?
Dara grinste in sich hinein. Der Vergleich mit einem Löwen passte tatsächlich besser zu ihm als der mit dem Hai. Irgendwo hatte sie gelesen, dass Löwen mit ihrer Beute spielten, bevor sie diese verschlangen. Und bedeutete sein Name nicht genau das: Leo, der Löwe?
Ihr fiel ein, wie er sie angesehen hatte. Sofort lief ihr wieder dieser seltsame Schauer über den Rücken. Er war ein attraktiver Mann, das konnte sie nicht leugnen. Aber sie hatte es in den letzten fünf Jahren geschafft, zahlreiche attraktive Männer zu ignorieren, und würde sich auch von diesem nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Ihre Karriere als Hochzeitsplanerin ließ ihr ohnehin keine Zeit für Männer.
„Steht was Interessantes in der Zeitschrift?“
Sie riss den Kopf hoch. Zwei smaragdgrüne Augen funkelten sie humorvoll an.
„Mein ‚einsames Herz‘ hat offensichtlich Ihre Neugier geweckt. Und ich hatte geglaubt, Sie würden keine Klatschblätter lesen.“ Leo runzelte die Stirn.
„Das tue ich normalerweise auch nicht“, sagte sie schnell. „Ich wollte mir nur die Wartezeit verkürzen.“
Schnell stopfte sie die Illustrierte in den Zeitungsständer zurück. Dann drückte sie die Schultern durch und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Leo kam ihr noch größer und eindrucksvoller vor als am letzten Abend. Die dunkle Jeans und die braune Lederjacke betonten seine lässige Ausstrahlung.
Was hatte er in ihrem Hotel zu suchen? Die Party würde erst in acht Stunden stattfinden, und sie hatten vorher keinen Termin vereinbart. War er etwa gekommen, um ihr zu sagen, dass er es sich anders überlegt hatte? Gestern Abend hatte sie sehr viel Glück gehabt. Ihr überraschender Auftritt hatte seine Neugier geweckt. Vielleicht war er heute Morgen aufgewacht und hatte seine Meinung geändert.
Sie ärgerte sich, weil sie statt Businesskleidung enge schwarze Jeans und einen warmen Wollpullover angezogen hatte. Dazu hatte sie flache Pumps gewählt, weil sie die Stadt zu Fuß erkunden wollte. Als sie ihn jetzt vor sich sah, kam sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben klein vor. Dabei war sie mit eins dreiundsiebzig überdurchschnittlich groß, vor allem für italienische Verhältnisse.
In diesem Moment kam die Frau von der Touristeninfo zurück und legte einen Straßenbahnfahrschein neben den Stapel Prospekte.
„Das braucht die Dame jetzt nicht mehr.“ Leo schob den Stapel weg und nickte der Frau höflich zu.
„Doch, ich würde die Infos gerne mitnehmen“, sagte Dara entschieden und griff nach dem Stapel. Was bildete dieser Mann sich ein, dass er glaubte, einfach so über sie verfügen zu können?
„Hatten wir nicht gestern vereinbart, dass Sie heute mir gehören?“ Ein spöttisches Grinsen zog über sein Gesicht. „Wie Sie ja wissen, Dara, handele ich gern spontan. Und wenn Sie wirklich unbedingt mit mir zusammenarbeiten wollen, dann gewöhnen Sie sich besser gleich an meine Spielregeln. Wenn ich beschließe, Sie zum Mittagessen auszuführen, dann lassen Sie sofort alle anderen Pläne sausen.“
Dara spürte, wie Wut in ihr aufstieg. Er hatte ihr gerade zu verstehen gegeben, dass er von ihr bedingungslosen Gehorsam erwartete. Gern hätte sie ihn mit einer schlagfertigen Erwiderung in seine Schranken verwiesen. Aber er saß nun einmal am längeren Hebel, daher musste sie sich wohl oder übel seinen Spielregeln fügen.
„Meine Pläne sind hiermit gestrichen“, sagte sie schnell und nahm die Tasche mit ihrem Laptop in die Hand. „Ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung.“
Einer seiner Mundwinkel wanderte nach oben. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben die erste Prüfung bestanden. Aber noch müssen Sie mir nicht voll und ganz zur Verfügung stehen, Dara. Noch nicht …“
Leo hätte nie gedacht, dass es ihm so viel Vergnügen bereiten würde, einer Frau beim Essen zuzuschauen. Die im obersten Stock eines alten Gebäudes untergebrachte Trattoria war ein echter Geheimtipp. Sobald Leo sich ein paar Tage in Mailand aufhielt, kehrte er dort ein, meistens in Damenbegleitung. Doch noch nie hatte er einer Frau so fasziniert beim Essen zugesehen. Dara verdrehte bei jedem Bissen lustvoll die Augen.
Nachdem sie sich nach den Spezialitäten des Hauses erkundigt hatte, hatte sie sich für Spaghetti mit Meeresfrüchten entschieden. Als Vorspeise hatte Leo für sie beide einen großen Teller mit Antipasti bestellt.
Er trank einen Schluck Mineralwasser und schaute zu, wie sie die letzten Spaghetti auf die Gabel wickelte und zum Mund führte. Dara hatte tatsächlich den ganzen Teller leergegessen. Das hatte Leo noch bei keiner Frau erlebt.
„Essen ist wohl eine Leidenschaft von Ihnen.“ Er lächelte.
Sie tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. „Seit ich in Italien lebe, auf jeden Fall.“
Im nächsten Moment kam ein Kellner und räumte den Tisch ab. Leo bestellte zwei Espresso, die nach wenigen Minuten gebracht wurden.
Dara seufzte und lehnte sich sichtlich zufrieden auf ihrem Stuhl zurück. Leo stellte sich vor, sie würde genauso aussehen, wenn sie sich nach anderen Sinnesfreuden zufrieden zurückfallen ließ. Bei dem Gedanken zuckte es in seinen Lenden.
Um sich abzulenken, rührte er Zucker in seine Tasse. „Eine Frau, die gern isst, hat in meiner Welt echten Seltenheitswert.“
„Die Frauen in Ihrer Welt müssen hungrig und traurig sein“, entgegnete sie.
Leo lächelte. „Und die Sizilianer müssen geglaubt haben, sie träumen, als sie eine so schöne Frau gesehen haben, die eine ganze Mahlzeit verdrücken kann.“
„Ehrlich gesagt habe ich mich in Syrakus in den ersten Tagen nur von Schinkensandwich und Spaghetti mit Fertigsoße ernährt“, gestand sie.
„Das ist in diesem Land strafbar“, sagte er gespielt drohend.
Sie lächelte. „Das habe ich ziemlich schnell selbst herausgefunden. Nach ungefähr einer Woche hat mich meine damalige Kollegin zu ihrer Großmutter geschleift, wo ich mein Verbrechen gestehen musste.“
„Italienische Großmütter sind für ihre Strenge bekannt, vor allem, wenn es ums Essen geht. Ein Wunder, dass Sie überlebt haben.“
Leo dachte an seine eigene Kindheit zurück. An die vielen Angestellten in der Küche des Castello. An die schweigend mit seinem Kindermädchen eingenommenen Mahlzeiten. Woher kam diese Erinnerung so plötzlich? Er setzte sich auf und konzentrierte sich auf Daras Lächeln.
„Hand aufs Herz: Haben Sie seitdem noch ein einziges Mal eine Fertigsoße gegessen?“, fragte er.
Sie lachte. „Nein, und ich würde es selbst dann nicht tun, wenn mein Leben davon abhängen würde.“
„Dann haben Sie auch die zweite Prüfung bestanden“, erklärte er.
Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. „Wie viele Prüfungen haben Sie denn noch für mich auf Lager?“
„Solange man sich weiter verbessert, gibt es für mich nach oben keine Grenzen. Das dürften Sie als Geschäftsfrau ja kennen.“
„Ich bin froh, dass Sie es erwähnen. Zufälligerweise habe ich nämlich meinen Laptop dabei und würde Ihnen gern ein paar Ideen zeigen, die ich für die Party heute Abend entwickelt habe.“ Sie griff nach der Tasche.
Leo seufzte. „Na schön. Aber beeilen Sie sich.“
Sie klappte den Laptop auf und zeigte ihm die Präsentation, die sie am Morgen vorbereitet hatte.
Leos anfängliches Desinteresse verflog schnell. Dara hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Der Programmablauf war schlichtweg genial. Über Nacht hatte sie das geschafft, was sein ganzes Team in einem Monat nicht hinbekommen hatte.
„Und Sie meinen, Sie können das alles bis heute Abend organisieren?“, fragte er begeistert.
„Ganz bestimmt.“ Ihre grauen Augen funkelten entschlossen.
„Ich rufe mein Team zusammen, damit Sie gleich mit der Arbeit beginnen können.“
„Wird Ihr Team es denn nicht übelnehmen, wenn eine Neue daherkommt und ihnen auf die Zehen tritt?“
„Ich frage mich eher, ob ich meinem Team nicht mal gewaltig auf die Zehen treten sollte“, sagte er grimmig und lächelte dann doch.
Erleichtert ließ sie sich auf den Stuhl zurückfallen. „Ich bin froh, dass Sie offen für Veränderungen sind.“
Er lachte. „Veränderungen trifft es wohl nicht so ganz. Das ganze Konzept muss gründlich überarbeitet werden. Und meine Leute werden offensichtlich so gut bezahlt, dass sie ihre Kreativität verloren haben.“ Er richtete sich auf. „Ich werde die gesamte Mannschaft antreten lassen – sagen Sie, was Sie brauchen, und Sie bekommen es.“
Sie errötete und klappte den Laptop zu, bevor sie ihn in die Tasche zurückschob.
„Und was ist mit den Uniformen?“, fragte er beiläufig.
„Ich erwarte nicht, dass Sie nach einer Bemerkung von mir gleich Ihr Markenzeichen überarbeiten“, sagte sie reumütig.
„Sie dürfen nicht vergessen, wie spontan ich bin.“ Er bedeutete einem Kellner, ihre Jacken zu bringen. „Ihre Bemerkung hat meinen übergroßen Stolz verletzt. Ich erwarte, dass Sie auch hier bis heute Abend eine Lösung finden.“
Ihre Augen weiteten sich. „Ich nehme an, das ist noch eine weitere Prüfung?“
„Sie haben doch gesagt, Sie würden jede Herausforderung meistern. Betrachten Sie es einfach als Experiment.“
Sie drückte die Schultern durch. „Sie vertrauen mir also so sehr, dass Sie glauben, ich könnte innerhalb von sieben Stunden die Party organisieren und neue Uniformen bereitstellen?“
„Wollen Sie mir sagen, Sie schaffen es nicht?“
„Ich schaffe es“, sagte sie selbstbewusst. „Ich verstehe nur nicht, warum Sie mir diese Chance geben.“
Ihre Ehrlichkeit verblüffte ihn. Eigentlich hatte er sie nur zu der Party eingeladen, weil er sie attraktiv fand. Aber nachdem sie soeben erneut bewiesen hatte, dass sie nicht nur gut aussah, sondern auch Köpfchen hatte, wollte er sie wenigstens in dieses kleine Geheimnis einweihen.
„Ich habe die Uniformen vor zehn Jahren zum Spaß für eine Silvesterparty anfertigen lassen. Die Party war in vollem Gang, als ein berühmt-berüchtigter Designer hereinkam. Der Mann war betrunken und brüllte vor der versammelten Presse, dass er sich selbst in den Kostümen wiedererkennen würde.“
Er lachte, weil er die Szene noch deutlich vor sich sah.
„Vermutlich hatte er nur sein Spiegelbild in den silbernen Stoffen gesehen.“ Er verdrehte die Augen. „Die Geschichte machte die Runde, und so wurden die Kostüme zum Markenzeichen der Platinum-Kette.“
Er grinste sie an.
„Eigentlich war es nur ein Werbegag. Ich war der Einzige, dem aufgefallen ist, wie albern das Personal aussieht. Und dann kamen Sie und haben es sofort erkannt.“
„Ich bin deshalb so erfolgreich, weil ich auf kleinste Details achte“, erklärte sie stolz.
„Es hat Ihnen bestimmt nicht geschadet, dass Sie mit einer großen Hotelkette wie der von Lucchesi in Verbindung gebracht werden.“ Leo ließ den Namen wie beiläufig fallen und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
„‚In Verbindung gebracht‘, ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Ich habe nur ein paar Veranstaltungen für die private Stiftung der Familie organisiert“, erklärte sie.
„Sie müssen einen gewaltigen Eindruck hinterlassen haben, wenn Sie das Vertrauen einer solchen Familie gewinnen konnten.“
„Ich habe Gloria Lucchesi und ihre Töchter bei einer Hochzeit kennengelernt, die ich in Syrakus organisiert habe.“ Sie zuckte die Schulter. „Reiner Zufall.“
„Aber Sie reden die Mitglieder einer so mächtigen Familie mit dem Vornamen an. Das ist erstaunlich und spricht sehr für ihre Leistung.“
„Vermutlich.“ Sie lächelte.
Leo dachte an sein eigenes Verhältnis zu Umberto Lucchesi. Ihr Zerwürfnis konnte sich negativ auf ein Geschäft auswirken, an dem Leo interessiert war. Vielleicht konnte Dara sich noch als nützlich erweisen.
Er beobachtete, wie sie ihre Serviette nahm, ordentlich zusammenfaltete und auf den Tisch legte.
Plötzlich schaute sie auf und sah seinen amüsierten Blick. „Sorry, das ist die Macht der Gewohnheit. Ich muss immer Ordnung in alles bringen oder irgendwas organisieren. Deshalb habe ich mir auch diesen Beruf ausgesucht.“
„Und was sagt meine Berufswahl über mich aus?“
Sie kräuselte die Lippen. „Ich glaube, die Frage würde ich jetzt lieber nicht beantworten.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, bei Ihnen ständig unter Beobachtung zu stehen. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, Sie fassen alles, was ich sage, als Beleidigung auf.“
„Ich bin nicht beleidigt. Und ich weiß genau, ich würde jetzt nicht hier sitzen, wenn Sie nicht immer so spontan handeln würden.“ Sie zuckte die Schultern.
„Ach, das ist nicht der einzige Grund …“ Er lehnte sich vor und schaute ihr in die Augen. Ihre Pupillen verengten sich, sodass die stahlgraue Iris noch stärker leuchtete. Dann senkte sie die langen Wimpern.
Der Reflex verriet ihm alles, was er bei dem Essen hatte herausfinden wollen. Auch wenn sie Desinteresse heuchelte, spürte sie offenbar auch die intensive Chemie, die zwischen ihnen herrschte.
„Sie sind hier, weil ich es so will. Ich bekomme nämlich immer, was ich will.“
Er lächelte, weil ihre Augen wieder dunkler wurden, diesmal allerdings vor Wut. Diese Frau war das richtige Heilmittel gegen seine innere Unruhe.
Dara schenkte ihm ein höfliches Lächeln. „Sie sind ein mächtiger Mann und sind sicherlich unter ganz besonderen Umständen groß geworden. Aber früher oder später werden Sie herausfinden, dass sich nicht alle Menschen Ihrem Willen beugen.“
Er ging nicht auf ihre Bemerkung über seine Kindheit ein. Die meisten Menschen glaubten, sich darüber eine Meinung erlauben zu können. Es stimmte auch, er hatte eine besondere Kindheit gehabt – aber nicht so, wie es die meisten erwartet hätten.
„Sind Sie sich da so sicher? Ich kann nämlich sehr überzeugend sein.“ Er grinste sie herausfordernd an.
„Dann haben wir ja etwas gemeinsam“, entgegnete sie lächelnd.
Der Kellner brachte die Jacken. Dara stand auf. „Ich habe ein Ziel vor Augen, Leo. Und von meinen Zielen lasse ich mich niemals abbringen – ganz gleich, welche Ablenkung am Wegesrand lauert.“
„Ich hatte nichts anderes erwartet.“
„Gut, denn ich werde bei Ihren Spielchen nicht länger mitmachen. Ich bin Profi und bringe die Dinge gern schnell zu einem guten Abschluss.“
„Genau wie ich, Dara.“ Seine Stimme klang aufreizend tief.
Ganz der Gentleman sprang er auf und legte Dara die Jacke um die Schultern. Wie zufällig strich er dabei mit einem Finger über die empfindliche Haut an ihrem Nacken und spürte, wie sie eine leichte Gänsehaut bekam. Lächelnd trat er einen Schritt zurück und schaute sie an.
„Allora, ich denke, wir sind einer Meinung“, sagte er und zog seine Lederjacke an.
Sie schaute ihn halb vorwurfsvoll, halb nachdenklich an, erwiderte aber nichts.
Gemeinsam begaben sie sich zum Ausgang und traten in die kühle Oktoberluft hinaus. Im nächsten Moment fuhr der Chauffeur den dunklen Mercedes vor. Leo öffnete die Tür und bedeutete Dara, hinten einzusteigen.
„Mein Chauffeur wird Sie zum Club bringen. Dort steht Ihnen mein Team zur Verfügung.“
Leo kämpfte gegen das Verlangen an, neben ihr einzusteigen. Ihren Augen hatte er angesehen, dass sie das erotische Knistern ebenfalls wahrnahm. Sie wollte ihn, doch sie würde diesem Verlangen niemals freiwillig nachgeben. Aber er würde sich die Zeit nehmen, sie zu verführen. Er würde ihr schon noch zeigen, was es hieß, die Kontrolle zu verlieren.
3. KAPITEL
Dara stand im Erdgeschoss des Clubs und schaute sich ein letztes Mal um. Ohne zu murren, hatte Leos Team jede ihrer An