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Romana Gold Band 26
Erscheinungstag: | Fr, 17.04.2015 |
Erscheinungstag: | Fr, 17.04.2015 |
Bandnummer: | 26 |
Bandnummer: | 26 |
Seitenanzahl: | 448 |
Seitenanzahl: | 448 |
ISBN: | |
ISBN: | 9783733740726 |
E-Book Format: | ePub oder .mobi |
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Die gute Tochter
"Lauf!", fleht ihre große Schwester Samantha. Mit vorgehaltener Waffe treiben zwei maskierte Männer Charlotte und sie an den Waldrand. "Lauf weg!" Und Charlie läuft. An diesem Tag. Und danach ihr ganzes Leben. Sie ist getrieben von den Erinnerungen an jene grauenvolle Attacke in ihrer Kindheit. Die blutigen Knochen ihrer erschossenen Mutter. Die Todesangst ihrer Schwester. Das Keuchen ihres Verfolgers.
Als Töchter eines berüchtigten Anwalts waren sie stets die Verstoßenen, die Gehetzten. 28 Jahre später ist Charlie selbst erfolgreiche Anwältin. Als sie Zeugin einer weiteren brutalen Bluttat wird, holt ihre Geschichte sie ganz ungeahnt ein.
"Die gute Tochter" ist ein Meisterwerk psychologischer Spannung. Nie ist es Karin Slaughter besser gelungen, ihren Figuren bis tief in die Seele zu schauen und jede Einzelne mit Schuld und Leid gleichermaßen zu belegen.
"Die dunkle Vergangenheit ist stets gegenwärtig in diesem äußerst schaurigen Thriller. Mit Feingefühl und Geschick fesselt Karin Slaughter ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite."
Camilla Läckberg
"Eine großartige Autorin auf dem Zenit ihres Schaffens. Karin Slaughter zeigt auf nervenzerfetzende, atemberaubende und fesselnde Weise, was sie kann."
Peter James
"Karin Slaughter ist die gefeiertste Autorin von Spannungsunterhaltung. Aber Die gute Tochter ist ihr ambitioniertester, ihr emotionalster - ihr bester Roman. Zumindest bis heute."
James Patterson
"Es ist einfach das beste Buch, das man dieses Jahr lesen kann. Ehrlich, kraftvoll und wahnsinnig packend - und trotzdem mit einer Sanftheit und Empathie verfasst, die einem das Herz bricht."
Kathryn Stockett
„Die Brutalität wird durch ihre plastische Darstellung körperlich spürbar, das Leiden überträgt sich auf den Leser.“
(Hamburger Abendblatt)
„Aber es sind nicht nur die sichtbaren Vorgänge und Handlungen von guten oder schlechten Individuen, die die (…) Autorin penibel genau beschreibt. Es sind vor allem die inneren, die seelischen Abläufe, die überzeugen.“
(SHZ)
„Das alles schildert Slaughter mit unglaublicher Wucht und einem Einfühlungsvermögen, das jedem Psychotherapeuten zu wünschen wäre.“
(SVZ)
„Die aktuelle Geschichte um die Quinns ist eine Südstaaten-Saga der besonderen Art, von der ihr nicht weniger erfolgreiche Kollege James Patterson sagt, sie sei ‚ihr ambitioniertester, ihr emotionalster, ihr bester Roman. Zumindest bis heute‘.“
(Focus Online)
„Die Autorin hat hier ein ausgezeichnetes Buch vorgelegt, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.“
(Krimi-Couch.de)
„Es gibt Bücher, bei denen man das Atmen vergisst. Die Romane der amerikanischen Schriftstellerin gehören dazu. So auch dieser Pageturner. (…) Karin Slaughter versteht es meisterhaft, glaubwürdige Charaktere zu erschaffen und ihre Leser fortwährend zu überraschen.“
(Lebensart)
„Atmosphärisch dichter Thriller über die sozialen Gespinste einer Kleinstadt, psychologisch sehr stimmig, mit vielen Schichten und Überraschungen.“
(Bayrischer Rundfunk)
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1. KAPITEL
Caroline ging rastlos im Zimmer auf und ab und wurde mit jedem Schritt nervöser. Vor der Terrassentür blieb sie stehen, ohne den herrlichen Blick wahrzunehmen, den die luxuriöse Suite bot. Ungeduldig sah sie auf die Uhr.
Neun Uhr. Ihr Vater hatte sieben gesagt, er hatte es versprochen. „Nur ein kleiner Bummel, bevor ich mich zum Dinner umziehen muss“, hatte er erklärt. „Um den Ort zu erkunden und herauszufinden, was sich seit unserem letzten Aufenthalt verändert hat.“
Er liebte Marbella. Einst hatten sie hier oft die Sommerferien verbracht, daher verstand sie seinen Wunsch, in Erinnerungen zu schwelgen – weniger Verständnis hatte sie allerdings für seine hartnäckige Weigerung, sich von ihr begleiten zu lassen.
„Du übertreibst, Caroline“, hatte er sich beschwert, als sie Bedenken geäußert hatte. „Ich brauche keinen Wachhund. Zeig ein bisschen Vertrauen. Habe ich dir nicht versprochen, dass ich mich benehmen werde?“
Also hatte sie Vertrauen gezeigt. Und nun? dachte sie bitter. Nun lief sie umher wie eine aufgescheuchte Glucke und ahnte Böses!
Er würde sie doch nicht enttäuschen, oder? Sie versuchte, sich selbst zu beruhigen. Er war so bestrebt, so versessen darauf gewesen, dass sie ihm glaubte. Ganz bestimmt würde er seiner alten Schwäche nicht erliegen, zumal er genau wusste, wie wichtig es für sie beide war, dass er stark blieb.
Und wo steckt er dann? fragte eine zynische innere Stimme. Er ist seit Stunden fort. Du weißt schließlich genau, wozu er fähig ist, wenn man ihn zu lange sich selbst überlässt.
„Oh verdammt!“ Wütend schnappte sie sich ihre kleine schwarze Abendtasche und stürmte aus der Suite.
Falls er mir entwischt ist, um seinen alten Lastern zu frönen, werde ich ihm nie verzeihen, schwor sie sich im Stillen, während sie auf den Lift wartete. Ihre Situation war ohnehin schon schlimm genug.
Sie ist sogar schlimmer als schlimm, überlegte sie, sonst wäre ich gar nicht hier. Und ihr Vater wusste, wie sehr sie diesen Ort und die damit verbundenen schmerzlichen Erinnerungen hasste.
Sieben Jahre war es seit ihrem letzten Besuch her. Sieben Jahre, dass sie gezwungen gewesen waren, gedemütigt und mit gebrochenem Herzen abzureisen. Damals hatten sie sich fest vorgenommen, nie wieder zurückzukehren.
Trotzdem waren sie wieder hier – nicht nur in Marbella, sondern auch in dem gleichen Hotel. Und wieder einmal musste sie ihren Vater von dem Ort fortholen, an den sie nie mehr einen Fuß hatte setzen wollen.
Das Kasino. Das verwünschte hoteleigene Kasino, in dem ihr Vater, wie sie aus leidvoller Erfahrung wusste, binnen kürzester Zeit unermesslichen Schaden anrichten konnte. Sie durfte gar nicht daran denken, wie lange er bereits verschwunden war … Seufzend betrat Caroline den Lift und drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss.
Mindestens zwei Stunden.
In zwei Stunden konnte er Tausende verlieren. Hatte er eine ganze Nacht zur Verfügung, würde er leichten Herzens sein letztes Hemd verspielen.
Wie beim letzten Mal.
Eine Woge der Übelkeit erfasste sie, als die Aufzugtüren sich schlossen. Eine Hand wurde in den Spalt gesteckt, und die Türen glitten erneut auf. Ein Mann – offenbar spanischer Herkunft – in einem makellosen schwarzen Abendanzug betrat die Kabine.
„Verzeihen Sie die Verzögerung“, bat er in einwandfreiem Englisch und drehte sich lächelnd zu ihr um.
„Schon gut.“ Sie senkte den Blick, um zu zeigen, dass sie an einem weiteren Gespräch nicht interessiert sei.
Der Lift setzte sich in Bewegung. Caroline spürte deutlich, dass der Mann sie betrachtete. Es war für sie keine neue Erfahrung. Sie war blond, langbeinig und besaß eine wohlgeformte Figur. Und der Fremde sah gut aus, das hatte sie schon bemerkt, als er eingestiegen war. Allerdings war sie nicht in der Stimmung für eine belanglose Plauderei im Aufzug – obwohl es schon lange her war, dass sie einen Mann an sich herangelassen hatte.
Nicht seit Luiz, und zwar hier in Marbella.
Nein. Energisch verdrängte sie sein Bild, bevor es sich in ihren Gedanken einnisten konnte. Sie würde nicht an Luiz denken, das hatte sie sich vor der Abreise vorgenommen. Luiz gehörte der Vergangenheit an, zusammen mit allen anderen bitteren Erinnerungen, die Marbella heraufbeschwor. Und dieser große, dunkelhaarige Fremde war Luiz viel zu ähnlich, um auch nur die geringste Chance bei ihr zu haben.
Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich die Kabine verlassen konnte, ohne dass er versucht hätte, Konversation zu machen. Binnen weniger Sekunden hatte sie ihn völlig vergessen und konzentrierte sich ganz darauf, ihren Vater zu finden. Vor den breiten Stufen, die ins Foyer hinabführten, blieb sie stehen und blickte suchend über die Empfangshalle.
Es war eines der eindrucksvolleren Hotels von Marbella. Früher hatte das Haus den Ruf altmodischer Pracht genossen und einen gewissen Gästekreis angezogen, zu dem auch Caroline und ihr Vater gezählt hatten.
Nach ausgedehnten Modernisierungs- und Umbauarbeiten war das Hotel erst vor Kurzem von seinen neuen Eigentümern wieder eröffnet worden, und obwohl es noch immer zu den exklusivsten Adressen in dem mondänen Badeort gehörte, präsentierte es sein luxuriöses Ambiente mit eher unterschwelliger Eleganz. Auch das Publikum hatte gewechselt, es wirkte weniger steif und von seiner gesellschaftlichen Bedeutung durchdrungen. Trotzdem bestand nicht der leiseste Zweifel daran, dass es sich die astronomisch hohen Zimmerpreise leisten konnte.
Es erinnerte Caroline daran, wie sehr sie sich in den sieben Jahren verändert hatte. Damals hätte sie keinen Gedanken an den Preis einer Suite in irgendeinem Hotel dieser Welt verschwendet. Sie war in dem Glauben erzogen worden, stets das Allerbeste verlangen zu können. Heute hingegen zerbrach sie sich nicht nur über die Kosten den Kopf, sondern auch darüber, wie lange sie würde arbeiten müssen, um das Geld zu verdienen.
Genau genommen war Caroline von Geld besessen. Oder besser gesagt, von dessen Mangel und dem ständigen Zwang, das gierige Monster zu füttern, in das sich der Familienstammsitz verwandelt hatte.
Stirnrunzelnd suchte sie das gut besuchte Foyer nach der vertrauten Gestalt ihres Vaters ab. Seit über zweihundert Jahren residierten die Newburys auf Highbrook Manor. Ob allerdings dort noch länger Newburys leben würden, hing hauptsächlich davon ab, was ihr Vater in diesem Moment anstellte.
Da sie ihn nirgendwo entdecken konnte, ging sie seufzend die Stufen hinab, um sich zu erkundigen, ob er an der Rezeption eine Nachricht für sie hinterlassen habe.
Hatte er nicht. Als Nächstes wollte sie die Bars überprüfen, in der vagen Hoffnung, er möge einem alten Bekannten begegnet sein und die Zeit vergessen haben. Als sich auch dies als Fehlschlag erwies, blieb nur noch ein Ort übrig, an dem sie ihn suchen konnte.
Resigniert ging sie die in einer versteckten Nische gelegene Treppe hinunter, über die man ins Untergeschoss gelangte. Hier hatte sich nur wenig verändert. In einem weitläufigen Vorraum wiesen Schilder den Weg zu dem hoteleigenen Fitnessstudio, zu den diversen Schönheitssalons und dem Hallenbad.
Zwei Türen zu ihrer Rechten waren – wie früher – fest verschlossen, so als wollte man sorgfältig vor unschuldigen Blicken verbergen, was dahinter vor sich ging. Die Tafel darüber war jedoch keineswegs unschuldig. „Casino“, verkündete sie in goldenen Buchstaben.
Vaters einstiges Lieblingsjagdrevier, dachte sie fröstelnd. Hier verband sich überschwängliche Aufregung mit tiefster Verzweiflung. Eine einzige Karte, der Fall eines Würfels oder der Schwung eines Rades hatten die Macht, jemanden reich zu machen oder zu vernichten.
Falls er schwach geworden war und den Nervenkitzel suchte, dann würde sie ihn auf der anderen Seite dieser verwünschten Türen finden. Zögernd trat Caroline einen Schritt vor.
„Sie werden eine Enttäuschung erleben“, sagte eine Stimme mit leichtem Akzent.
Verwundert drehte sie sich um und sah sich dem Fremden aus dem Aufzug gegenüber. Groß, dunkelhaarig und überaus attraktiv. Ihr stockte der Atem. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Luiz war wirklich verblüffend. Sie hatten das gleiche Alter, den gleichen Körperbau und den gleichen dunklen Teint.
„Wie bitte?“ Plötzlich musste sie daran denken, dass ihre erste Begegnung mit Luiz auch hier stattgefunden hatte – sie war ähnlich nervös gewesen wie jetzt, und er hatte sie genauso angelächelt …
„Das Kasino.“ Er wies auf die geschlossenen Türen. „Es öffnet erst um zehn. Sie sind zu früh …“
Er hatte recht! Es war erst Viertel nach neun. Caroline schenkte dem Fremden ein strahlendes Lächeln – wenn das Kasino noch nicht geöffnet hatte, konnte ihr Vater auch nicht dort sein und die geringe Chance ruinieren, die sie noch hatten, um ihr Heim zu retten! Auf einmal verspürte sie Gewissensbisse, weil sie ihm misstraut hatte, weil sie wütend gewesen war, weil sie das Schlimmste von ihm gedacht hatte.
„Kann ich Sie vielleicht überreden, mit mir ein Glas Wein in der Lounge zu trinken, während wir darauf warten, dass das Kasino öffnet?“, erkundigte sich der Fremde.
Caroline errötete. Der Mann hatte ihr Lächeln völlig falsch interpretiert und glaubte nun, endlich mit ihr flirten zu können, nachdem sie ihn im Lift ignoriert hatte. „Nein, danke. Ich bin mit jemandem hier“, erklärte sie kühl und wandte sich zur Treppe.
„Mit Ihrem Vater, Sir Edward Newbury?“
Sie blieb wie angewurzelt stehen. „Sie kennen meinen Vater?“
„Wir sind uns schon begegnet“, bestätigte er mit einem Lächeln, das Caroline das Blut in den Adern gefrieren ließ. So als würde er etwas wissen, von dem sie keine Ahnung hatte, und sich köstlich über dieses Wissen amüsieren.
Oder über ihren Vater.
„Ich habe ihn gerade gesehen“, fügte er hinzu. „Vor ein paar Minuten hat er das Foyer durchquert und war auf dem Weg zu den Aufzügen. Er schien es eilig zu haben.“
„Danke, dass Sie es mir gesagt haben.“ Erneut drehte sie sich um.
Sie erschrak, als er die Finger um ihr Handgelenk legte. „Laufen Sie nicht fort“, flüsterte er. „Ich möchte Sie wirklich gern besser kennenlernen …“
Seine Stimme klang angenehm, doch sein Griff war eine Bedrohung. Caroline hatte die dunkle Ahnung, dass er den Druck verstärken würde – und zwar schmerzhaft –, falls sie versuchen sollte, sich ihm zu entwinden.
Sie mochte diesen Mann nicht. Sie mochte weder sein attraktives Äußeres noch seine Überheblichkeit oder den lässigen Charme, den er versprühte – während er sie gewaltsam zurückhielt.
Ihr gefiel weder seine Berührung noch der unangenehme Verdacht, dass er jede ihrer Bewegungen genau verfolgt hatte, um ihr dann hier, weitab von den anderen Gästen, aufzulauern.
„Bitte, lassen Sie mich los.“
Er packte sie tatsächlich fester. Ihr Puls begann zu rasen. „Wenn ich Sie jetzt loslasse, werden Sie nie erfahren, wo ich Ihren Vater kennengelernt habe …“
„Wo?“, wiederholte sie verwundert. Ihr war klar, dass er sie nur ködern wollte.
„Trinken Sie ein Glas Wein mit mir“, drängte er. „Dann erzähle ich Ihnen alles.“
Empört über so viel Dreistigkeit, schüttelte sie den Kopf. „Falls mein Vater der Meinung ist, dass die Begegnung mit Ihnen erinnerungswürdig ist, wird er mir selbst davon berichten“, erwiderte sie ruhig. „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden?“ Sie riss sich los und ging die Stufen hinauf, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Ihre Nerven waren aufs Äußerste gespannt, zumal sie eigentlich fest damit rechnete, dass er ihr folgen würde. Erst als sich die Aufzugtüren hinter ihr schlossen, ohne dass er sie eingeholt hätte, atmete sie erleichtert auf.
Ihr Handgelenk schmerzte. Auf der zarten Haut zeichneten sich deutlich die Fingerabdrücke ab. Wer war er? In welcher Beziehung stand er zu ihrem Vater, dass er sich einbildete, es wäre sein gutes Recht, sich ihr so zu nähern?
In der Suite angekommen, eilte sie sofort zum Schlafzimmer ihres Vaters und klopfte an. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, erkannte sie auch schon, dass sie einmal mehr Pech hatte. Ihr Vater hatte offensichtlich in aller Eile die Garderobe gewechselt und war wieder verschwunden.
Ging er ihr aus dem Weg? Oh ja, dachte Caroline resigniert. Er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen – was nur eines bedeuten konnte.
Er war wieder entgleist.
Frustriert bückte sie sich, um die Hose aufzuheben, die er achtlos auf den Boden geworfen hatte. Sie wollte sie gerade aufs Bett legen, als etwas herunterfiel und auf ihrem Schuh landete. Ein Bündel Quittungen. Nachdem Caroline sie durchgeblättert hatte, war sie sekundenlang wie gelähmt.
Dann begann sie mit eiskalter Ruhe, die in krassem Gegensatz zu dem in ihr tobenden Aufruhr stand, systematisch seine gesamten Kleidungsstücke zu durchsuchen. Zehn Minuten später starrte sie blicklos vor sich hin. Sie waren noch keine vierundzwanzig Stunden in Marbella, und trotzdem hatte ihr Vater es geschafft – nach den Beträgen auf den Quittungen zu urteilen –, fast hunderttausend Pfund zu verspielen …
Luiz Vazquez stand am Fenster des hochmodernen Kontrollraums und blickte auf das Kasino der jüngsten Neuerwerbung seiner Luxushotelkette. Dank der verspiegelten Scheibe konnte er vom Saal aus nicht gesehen werden. Hinter ihm wachte das Sicherheitspersonal über eine Wand von Monitoren. Das Fenster war lediglich eine Möglichkeit, das gesamte Kasino zu beobachten.
Luiz zog es vor, die Ebene selbst im Auge zu behalten. Eine Angewohnheit aus seiner Zeit als Spieler, als er nur das geglaubt hatte, was er hatte sehen können. Inzwischen hatte sich einiges geändert. Er brauchte nicht mehr zu spielen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er besaß Reichtum, Macht und ein befriedigendes Gefühl der Selbstachtung, das er unter größten Anstrengungen erworben hatte, und dennoch …
Selbstachtung bedeutete nicht unweigerlich, dass man auch von anderen respektiert wurde. Eine Lektion, die er auf schmerzhafte Weise hatte lernen müssen und die er schon sehr bald korrigieren wollte.
Das war sein nächstes großes Anliegen.
Vito Martinez, der Sicherheitschef des Hotels, gesellte sich zu ihm. „Sie ist wieder auf ihrem Zimmer“, sagte er. „Er ist soeben an der Kasinobar eingetroffen.“
„Angespannt?“, fragte Luiz.
„Ja. Er vibriert förmlich. Ich würde sagen, er ist reif.“ Der lässige Kommentar verriet Vitos harte Jugend auf New Yorker Straßen.
Mit einem kurzen Nicken wandte Luiz Vazquez sich ab. Seine Miene war undurchdringlich – kein Wunder bei einem Mann, der einst ein berüchtigter Pokerspieler gewesen war. „Ruf mich, wenn er an die Tische kommt.“ Dann verließ er den Kontrollraum, durchquerte den mit schwarzem Marmor ausgelegten Flur seines streng gesicherten Allerheiligsten und trat durch eine Tür, die er hinter sich schloss.
Sofort umgab ihn absolute Stille.
Während der andere Raum nur so vor Betriebsamkeit gesummt hatte, war es hier so still, dass man eine Stecknadel auf den dichten cremefarbenen Teppichboden hätte fallen hören können. Das Zimmer war schlicht, aber eindrucksvoll eingerichtet, mit schwarzen Ledermöbeln, schwarz lackiertem Holz und cremefarbenen Wänden.
Wie der Besitzer, so verriet auch das Büro nichts von seiner Persönlichkeit. Vielleicht mit Ausnahme des schwarz gerahmten Bildes an der Wand hinter dem riesigen schwarzen Schreibtisch.
Auf seine Weise war das Bild ebenso schlicht wie die übrige Ausstattung – der golden schimmernde Umriss eines Skorpions vor einem weißen Hintergrund, den tödlich wirkenden Schwanz aufgerichtet und über den schuppigen Panzer gewölbt, bereit zum Zustoßen.
Ein Furcht einflößender Anblick. Denn obwohl Luiz Vazquez direkt unter dem Bild saß, schien der gefährliche Stachel nicht ihn zu bedrohen, sondern den Unglücklichen, der auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz nehmen musste.
Dies war sein Markenzeichen, sein Logo. Oder zumindest eines davon. Früher hatte der goldene Skorpion alle Unternehmungen geschmückt, an denen Luiz Vazquez beteiligt war. Inzwischen hatte er jedoch gelernt, diskreter vorzugehen. Er behielt dieses Bild nur aus persönlichen Gründen – und als Warnung für jeden, der das Pech hatte, in diesen Raum zitiert zu werden. Der stets besonnene, diplomatische Luiz Vazquez hatte noch einen vernichtenden Trumpf im Ärmel.
Heutzutage war sein neues Emblem – ein Engel – bekannter. Es zierte alle Häuser seiner neuen, international renommierten Hotelkette, die einen besonderen Ruf für hervorragenden Service und Komfort genoss.
Dies war nämlich ein Vazquez-Hotel. Vazquez wie in Luiz Angeles de Vazquez.
Der Engel war genau genommen der Inbegriff der Lächerlichkeit. Und ein Beispiel dafür, was Werbung bewirken konnte, denn all seine Hotels verfügten über eigene Kasinos, die der eigentliche Publikumsmagnet waren. Der Luxus, den seine zugegebenermaßen prominenten Gäste genossen, während sie spielten, war nur eine willkommene Zugabe.
Der Skorpion war vermutlich ein weitaus treffenderes Sinnbild für Luiz Vazquez.
Luiz setzte sich in den schwarzen Ledersessel unter dem Skorpion und schloss eine der Schubladen seines Schreibtischs auf. Mit langen, schmalen Fingern, die durch ihre knappen Bewegungen die eiserne Selbstbeherrschung verrieten, die er sich antrainiert hatte, nahm er eine in Leder gebundene Mappe heraus und legte sie vor sich.
Statt sie jedoch sofort zu öffnen, lehnte er sich zurück und begann, mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte zu trommeln. Wie üblich, so zeigte sich auf seinen Zügen nicht die geringste Regung. Was immer seinen messerscharfen Verstand beschäftigen mochte, es blieb hinter den dichten Wimpern verborgen, die seine Augen beschatteten.
Schöne Augen. Unergründliche dunkelbraune Augen in einem faszinierenden Gesicht. Obwohl von Geburt Spanier, war er in Amerika aufgewachsen. Er besaß den golden schimmernden Teint seiner spanischen Vorfahren, eine markante Nase, ein festes Kinn und einen sinnlichen Mund.
Trotz aller Vorzüge war es das Gesicht eines kühlen Rechners. Eines Mannes, von dem es hieß, er habe kein Herz.
Seine Finger hielten plötzlich inne. Er schlug die Mappe auf, in der ein dicker Stapel Dokumente abgeheftet war. Rasch blätterte er die Papiere durch, bis er das Gesuchte gefunden hatte. Er nahm es heraus und legte es obenauf. Ein sonderbares Leuchten trat in seine Augen, als er das kleine Foto betrachtete. Es zeigte Caroline.
Sie war ohne jeden Zweifel eine außergewöhnliche Schönheit. Ihr Haar hatte die Farbe von reifem Weizen, es umrahmte ein so perfektes Gesicht, wie es selbst Luiz Vazquez in seinen an Affären nicht gerade armen fünfunddreißig Lebensjahren noch nie gesehen hatte. Sie besaß den makellosen hellen Teint einer englischen Rose und Augen wie Amethyste. Es waren jedoch ihre Lippen, die Luiz’ Aufmerksamkeit fesselten. Weich, warm, rosig und voll – sie konnten einen Mann um den Verstand bringen.
Ich muss es schließlich wissen, überlegte Luiz spöttisch. Er hatte nämlich reichlich Erfahrungen mit diesen Lippen sammeln können und beabsichtigte, dies bald wieder zu tun.
Er war sich seines Erfolges so sicher, dass in seiner Fantasie Caroline bereits ihm gehörte. Dieses Selbstvertrauen gab ihm die Kraft, das Foto beiseitezuschieben und zu vergessen, während er die anderen Dokumente in der Mappe studierte.
Es handelte sich hauptsächlich um Rechnungen. Letzte Mahnungen, Benachrichtigungen über Darlehenskündigungen, Hypothekenvereinbarungen und, am unheilvollsten, die lange Liste unbeglichener Spielschulden – sowohl ältere als auch neuere. Er las alles genau durch und speicherte jedes Detail in seinem fotografischen Gedächtnis.
Plötzlich leuchtete eine Lampe auf der Tischkonsole auf. Luiz drückte auf einen Knopf. „Ja?“
„Sie ist auf dem Weg nach unten“, teilte Vito Martinez ihm mit. „Er spielt mit hohem Einsatz.“
„Gut.“ Luiz drückte erneut auf den Knopf, und im Zimmer kehrte wieder Ruhe ein.
Er heftete die auf dem Schreibtisch verstreuten Papiere einschließlich des Fotos wieder ab und verstaute den Ordner in der Schublade, bevor er sich erhob.
Als er den Kontrollraum betrat, stand Vito Martinez noch immer am Fenster. Luiz ging zu ihm und folgte seinem Blick zu einem der Roulettetische.
Groß, schlank, recht gut aussehend für sein Alter und wie immer tadellos gekleidet, spielte Sir Edward Newbury tatsächlich mit hohem Einsatz – und sein Gesichtsausdruck unterschied sich kaum von dem eines Fieberkranken.
Luiz kannte die Symptome nur zu gut, der Mann war am Rande seiner Beherrschung. Sir Edward zappelte am Haken, er war süchtig und bereit, seine Seele dem Teufel zu verkaufen.
„Reif“, wie Vito es bezeichnet hatte.
Keineswegs überrascht von dem Bild, das sich ihm bot, wandte Luiz seine Aufmerksamkeit von Sir Edward ab und blickte genau in dem Moment zum Kasinoeingang, als Caroline erschien.
Die Welt um ihn versank.
Sieben lange Jahre waren verstrichen, dass er sie zuletzt erblickt hatte, und dennoch hatte sie sich kaum verändert. Das Haar, die Augen, der wundervolle Teint, der hinreißende Mund, von dem er wusste, dass er so köstlich schmeckte, wie er aussah … Selbst ihre schlanke Gestalt, die perfekt von dem schwarzen Kleid betont wurde, hatte nichts von der jugendlichen Anmut verloren – wie ihm die leidenschaftliche Reaktion seines eigenen Körpers bewies. Caroline war die einzige Frau, die dieses Feuer so mühelos in ihm zu entfachen vermochte.
„Meine Schwäche“, so nannte er das Gefühl. Das Verlangen eines spanischen Bastards, das Verbotene in dieser Frau zu besitzen, die der Inbegriff für Klasse und Erziehung war. Sogar ihr Name war etwas ganz Besonderes. Miss Caroline Aurora Celandine Newbury … Ihr Familienstammbaum las sich wie ein Geschichtsbuch, ihre Erziehung erschloss ihr den Zugang zu den höchsten Kreisen, und um ihr Elternhaus mochte sie selbst ein König beneiden.
Und aufgrund dieser Eigenschaften leiten die Newburys für sich das Recht ab, sich als nobel zu betrachten, dachte Luiz bitter. Um von ihnen akzeptiert zu werden, musste man mindestens ebenso außergewöhnlich sein. Selbst jetzt, da sie – bildlich gesprochen – auf den Knien lagen und es sich nicht mehr leisten konnten, wählerisch zu sein, würde die Herkunft darüber entscheiden, ob jemand ihrer Aufmerksamkeit würdig war oder nicht.
Ihm fiel auf, dass Caroline ziemlich blass war, als sie besorgt das Kasino nach ihrem verschwundenen Vater absuchte. Sie schien sich in dieser Umgebung nicht wohlzufühlen. Allerdings hatte es ihr an Orten wie diesem noch nie gefallen.
Sie entdeckte Sir Edward, als das Rouletterad sich zu drehen begann. Luiz beobachtete, wie sie die Schultern straffte und sich einen Weg durch die Menge bahnte. Wenige Schritte von ihrem Vater entfernt, blieb sie stehen. Sie presste die Hand auf den Magen, als wüsste sie nicht, was sie als Nächstes tun solle.
Am liebsten hätte Caroline ihren Vater am Kragen gepackt und aus dem Saal gezerrt. Ihre Erziehung hinderte sie jedoch daran. Nach den Gesetzen der guten Gesellschaft beschwor man in der Öffentlichkeit keine hässlichen Szenen herauf, egal, wie schlimm die Situation auch sein mochte. Auch nicht, wenn die Familie bankrott war und der Vater sich geradezu kriminell verhielt.
Schwarz. Gerade. Sir Edward hatte verloren, so wie in der ganzen Zeit seit ihrer Ankunft gestern Abend in Marbella.
Als der alte Mann frustriert die Hand hob, zuckte Caroline zusammen. „Daddy …“
Luiz spürte förmlich ihre Verzweiflung. Sie legte die Hand auf den Arm des Vaters und versuchte, ihn zur Vernunft zu bringen.
Keine Chance, dachte Luiz. Der Mann war halb verrückt vor Spielfieber. Wer davon befallen wurde, konnte nicht so leicht geheilt werden. Sir Edward konnte jetzt nicht aufgeben, und wenn er dabei sein letztes Hemd verlor. Oder noch mehr.
Und dieses „Mehr“ wollte Luiz.
Sir Edward fuhr zunächst verwundert zusammen. Dann warf er einen schuldbewussten Blick über die Schultern, äußerte empört einige Worte und stieß die Hand seiner Tochter fort, um einen weiteren Stapel Chips auf dem Tisch zu platzieren. Caroline blieb nichts anderes übrig, als mit anzusehen, wie er fünftausend Pfund auf Rot setzte.
Schwarz. Sir Edward hatte wieder verloren.
Erneut versuchte Caroline, ihn aufzuhalten. Erneut wurde ihr Flehen trotzig ignoriert. Luiz ballte die Hände zu Fäusten, als er Tränen in den schönen Augen bemerkte. Hilfe suchend schaute sie sich in dem überfüllten Kasino um.
Und plötzlich blickte sie zum Kontrollraum hinauf. Diese unbeschreiblichen violetten Augen schienen sich mit so schlafwandlerischer Sicherheit auf Luiz zu richten, dass ihm der Atem stockte.
Vito erging es nicht anders. „Oh nein“, flüsterte er.
Luiz zuckte mit keiner Wimper. Er wusste, dass sie ihn nicht sehen konnte, und trotzdem …
Seine Haut begann zu prickeln, ein leichter Schauer durchrann ihn, und einen Moment lang schaute er wie hypnotisiert in diese wundervollen, tränenfeuchten Augen. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt, das Herz raste, als wollte es zerspringen. Das leichte Beben ihrer weichen Lippen verriet ihren Kummer.
Dieser Mund. Dieser kleine, verlockende, sinnliche Mund …
„Er hat gewonnen“, sagte Vito.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Luiz, wie Sir Edward triumphierend die Hand zur Faust ballte. Gleich darauf konzentrierte er sich wieder auf Caroline, die benommen die Szene verfolgte. Ihre verstörte Miene bewies, dass Gewinnen für sie genauso schlimm war wie Verlieren.
Unvermittelt wandte er sich ab. „Ich gehe nach unten“, erklärte er Vito. „Sorg dafür, dass alles bereit ist, wenn wir hier aufbrechen.“
Weder seine Stimme noch seine Körpersprache verriet etwas über den inneren Aufruhr, den er soeben durchlebt hatte.
„Jawohl!“ Frohlockend drehte Sir Edward sich um und schloss seine Tochter in die Arme. „Zwei Gewinne in Folge. Wir haben eine Glückssträhne erwischt, Liebling! Noch ein paar Treffer, und wir sind wieder ganz oben!“
Das wilde Glitzern in seinen Augen war Angst einflößend. „Bitte, Daddy …“, flehte Caroline. „Hör auf, solange du im Plus bist. Es wäre …“
Verrückt, hatte sie sagen wollen, doch er stieß sie abrupt von sich. „Du bist eine Spielverderberin, Caro. Merkst du denn nicht, dass heute unser Glückstag ist?“ Er wandte sich dem Croupier zu, der ihm gerade die gewonnenen Jetons zuschieben wollte. „Lassen Sie sie stehen“, befahl Sir Edward, und Caroline musste hilflos zusehen, wie alles sofort wieder dem unberechenbaren Glücksrad geopfert wurde.
Inzwischen hatte sich eine kleine Menschenansammlung um den Tisch gebildet. Das aufgeregte Tuscheln verstummte, als die kleine Elfenbeinkugel über die nummerierten Fächer ratterte.
Innerlich kochte Caroline vor Zorn. Man hatte sie jedoch gelehrt, niemals in der Öffentlichkeit eine Szene zu machen, und diese Tatsache nutzte ihr Vater skrupellos aus. In seiner Charakterschwäche verließ er sich auf ihre gute Erziehung, während er sich absolut widerwärtig benahm.
So viel also zu seinen Versprechungen, dachte sie resigniert. So viel zu den Wochen, Monaten und Jahren dauernden Misstrauens, in denen sie gelernt hatte, dass es unweigerlich in einer Katastrophe endete, wenn sie seinen Worten Glauben schenkte. Sie war es leid, einen aussichtslosen Kampf auszufechten und dafür ihr eigenes Leben zu opfern. Außerdem hatte sie das schreckliche Gefühl, dass sie ihrem Vater dieses Mal nicht würde verzeihen können.
Im Moment konnte sie nichts anderes tun, als hilflos zuzusehen – eine Gefangene ihres schlimmsten Albtraums an dem einzigen Ort der Welt, wo ihre Schreckensvisionen Wirklichkeit werden konnten. Hier, in diesem Hotel, in diesem verdammten Kasino! Jetzt fehlte nur noch, dass Luiz Vazquez vor ihr auftauchte, dann wäre das Grauen perfekt.
Jemand näherte sich ihr und stellte sich hinter sie. Caroline spürte den warmen Atem auf ihrem Nacken. Die Kugel sprang unaufhaltsam weiter. Schwarz … Rot … Schwarz …
„Ja!“ Der triumphierende Ruf ihres Vaters gellte ihr in den Ohren. Und dann verdoppelte er seinen Einsatz – einfach so.
Die Zuschauer genossen die Spannung, Caroline hingegen fühlte sich elend. Ihr war übel und schwindelig – offenbar hatte sie ein wenig geschwankt, denn sofort legte sich ein Arm um ihre Taille, um sie zu stützen. Ein Indiz für ihre Schwäche war, dass sie sich an einen starken, muskulösen Körper ziehen ließ.
Das war’s dann, dachte sie deprimiert. Nun gab es kein Halten mehr für ihren Vater. Er würde erst Ruhe geben, wenn er alles bisher Gewonnene wieder verloren hatte – und noch mehr. Echten Spielern ging es nicht um den Gewinn, sondern um den Nervenkitzel.
Ein leichter Schauer durchrann sie und erinnerte sie daran, dass sie sich an einen Fremden lehnte. Erschrocken richtete sie sich auf und drehte sich um. „Danke, aber ich …“ Sie verstummte und blickte in ein Paar nur allzu vertrauter dunkelbrauner Augen.
„Hallo, Caroline“, begrüßte Luiz sie sanft.
2. KAPITEL
Carolines Herz setzte einen Schlag lang aus, um gleich darauf wie wild zu pochen. „Luiz …“, flüsterte sie benommen. Nein, es konnte nicht sein. Sie halluzinierte, ihr Unterbewusstsein hatte sein Bild aus den Tiefen ihrer schlimmsten Ängste heraufbeschworen, denn dieser Ort und die Besessenheit ihres Vaters waren untrennbar mit diesem Mann verbunden. „Nein!“ Wenn sie seine Existenz leugnete, verschwand er vielleicht wieder.
„Tut mir leid, aber … ja“, erwiderte er amüsiert.
Der Saal verschwamm vor ihren Augen, jedes Geräusch schien von den Wänden widerzuhallen, ein brennender Schmerz verdrängte die Lethargie. „Bitte lass mich los“, wisperte Caroline. Sie brauchte unbedingt Abstand zu ihm, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Natürlich.“ Er gab sie sofort frei.
Aus einem unerfindlichen Grund verglich sie seine Bereitwilligkeit mit der völligen Missachtung ihrer Wünsche, die der Fremde vorhin in der Halle an den Tag gelegt hatte. Der Mann, der sie an Luiz erinnert hatte. Der Mann, den sie auf Anhieb nicht gemocht hatte, während Luiz …
„Dein Vater hat offenbar eine Glückssträhne“, bemerkte er.
„Mag sein.“ Sie konnte ihn nicht länger ansehen, es tat einfach zu weh. Luiz verkörperte alles, was sie durch die Sucht ihres Vaters zu hassen gelernt hatte. Gier, Verschlagenheit, Betrug, Verrat.
Die Verbitterung drohte sie zu überwältigen. Caroline wollte sich von Luiz abwenden, doch in diesem Moment drängten die Zuschauer vor, um ihrem Vater zu gratulieren, dem es – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – gelungen war, die Bank zu sprengen. Luiz zog sie erneut an sich, um sie vor dem Ansturm zu schützen. Er presste sie so fest an sich, dass ihr Puls zu rasen begann und ihr das Atmen schwerfiel. Es war schrecklich.
Die Erinnerungen kehrten mit Macht zurück. Sie waren einst ein Liebespaar gewesen. Sie kannten einander so intim, wie man nur konnte. Hier zu stehen, praktisch gefangen von der Menge, war die furchtbarste Strafe, die das Schicksal hatte ersinnen können.
„Spielst du noch immer, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen, Luiz?“, erkundigte sie sich spöttisch. „Ich frage mich, wie das Management reagieren würde, wenn es herausfindet, dass es einen Profi in seinem Club hat.“
Sie spürte, dass er seine Muskeln kaum merklich anspannte – wie eine Raubkatze, die zum tödlichen Sprung ansetzte. „War das zufällig deine Version einer versteckten Drohung?“
War es das? überlegte Caroline. Sie wusste, dass ein diskreter Hinweis an die Hotelleitung genügte, und man würde Luiz höflich, aber nachdrücklich hinauskomplimentieren. „Es war lediglich eine Feststellung.“ Sie hatte kein Recht, Luiz zu kritisieren, solange ihr eigener Vater genauso schlimm war.
„Nun, um deine ‚Feststellung‘ zu beantworten: nein. Ich bin nicht zum Spielen hier.“
Caroline hörte ihm jedoch nicht zu. Sie war viel zu sehr mit einer Idee beschäftigt, die ihr soeben in den Sinn gekommen war. „Luiz“, flüsterte sie drängend, „wenn ich mit der Direktion sprechen würde, meinst du, sie würden ihn daran hindern, noch weiterzuspielen?“
„Warum sollten sie? Er ist kein Profi, sondern nur ein Mann mit einem verhängnisvollen Laster.“
„Einem selbstmörderischen Laster“, korrigierte sie erschauernd.
Die Hand auf ihrem Rücken wirkte tröstend. Beunruhigend war allerdings, dass Luiz kein Wort sagte. Er kannte ihren Vater nur zu gut.
„Ich hasse es.“ Sie wünschte, sie könnte verschwinden und so tun, als wäre nichts geschehen. Aber sie konnte es nicht, sondern musste versuchen, diesen Wahnsinn irgendwie zu beenden, bevor ihr Vater sie völlig ruinierte.
„Möchtest du, dass ich ihn aufhalte?“
Ihre Blicke trafen sich. „Glaubst du, das könntest du?“
Statt zu antworten, schaute Luiz zu ihrem Vater hinüber, der sich gerade aus dem Kreis seiner Bewunderer löste. „Sir Edward“, sagte er.
Mehr nicht. Keine erhobene Stimme, kein herausfordernder Tonfall. Nur diese beiden Worte. Und doch reichten sie aus, um das aufgeregte Gemurmel verstummen zu lassen. Caroline konnte ihren Vater nicht sehen, da Luiz sie noch immer an sich gepresst hielt, trotzdem spürte sie deutlich das Entsetzen ihres Vaters.
Er erholte sich rasch wieder von dem Schock. „Nun … Wenn das nicht Luiz ist. Was für eine Überraschung …“
Sir Edward Newbury war Eton-Absolvent und so erzogen worden, dass er sich stets seiner Würde bewusst war. Sein Tonfall war eine so perfekte Kombination aus Sarkasmus und Herablassung, dass seine Tochter zusammenzuckte.
Luiz ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Er lächelte kühl. „Ja, nicht wahr? Nach sieben Jahren treffen wir uns hier wieder. Zur gleichen Zeit, am gleichen Ort …“
„Es ist wohl Schicksal“, warf ihr Vater trocken ein.
Ein grausames Schicksal, dachte Caroline.
„Wie ich sehe, ist das Glück heute auf Ihrer Seite“, meinte Luiz. „Sie haben die Bank gesprengt, oder?“
„Noch nicht, aber das schaffe ich auch noch.“ Ihr Vater klang plötzlich ganz anders. Lebhafter. Euphorisch.
Caroline hatte sich inzwischen so weit gefasst, dass sie sich in Luiz’ Armen umdrehte. Ein gieriges Glitzern lag in den Augen ihres Vaters. Mit trotziger Miene erwiderte er ihren bittenden Blick. Er wusste genau, wie tief er sie heute Abend enttäuscht hatte, aber es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.
Das Herz wurde ihr vor Kummer schwer.
„Wie viel haben Sie denn bislang gewonnen?“, erkundigte Luiz sich.
Sir Edward würdigte die aufgetürmten Jetons keines Blickes. „Sie wissen doch, es bringt Unglück, die Chips zu zählen.“
„Wenn Sie tatsächlich so siegessicher sind, kann ich Sie vielleicht zu einer kleinen Wette überreden“, schlug Luiz vor. „Setzen Sie alles auf die nächste Runde. Sollten Sie gewinnen, verdoppele ich den Betrag und fordere Sie zu einer Partie Poker heraus. Stellen Sie sich der Herausforderung?“, fügte er hinzu, ohne auf Carolines unterdrückten Protestschrei zu achten.
Das nannte er „ihn aufhalten“? Nie zuvor hatte sie sich derart hintergangen gefühlt – auch nicht damals, als Luiz ihr Vertrauen in ihn enttäuscht hatte. „Nein“, wisperte sie und schaute ihren Vater flehend an, in der Hoffnung, er möge den Vorschlag ablehnen.
Doch Sir Edward nahm sie nicht mehr wahr. Er überschlug im Stillen, wie viel er bereits gewonnen hatte, verdoppelte die Summe, verdoppelte sie noch einmal und kalkulierte, um welchen Betrag er Luiz bei einem Spiel erleichtern könnte, von dem selbst Caroline wusste, dass Luiz darin unschlagbar war. In seiner Fantasie sah er seine gesamten Probleme in dieser einen glücklichen Nacht dahinschwinden.
„Warum nicht“, sagte er und wandte sich dem Croupier zu. „Lassen Sie alles stehen.“
Und das Rad begann sich wieder zu drehen.
Caroline spürte, dass Luiz die Szene über ihren Kopf hinweg beobachtete. Ihr Vater stand äußerlich völlig gelassen vor ihr. Er wirkte beinahe gelangweilt, obwohl ihrer beider Leben vom Ausgang dieses Spiels abhing. Im Kasino herrschte atemlose Stille. Niemand hier glaubte, dass Sir Edward vier Mal hintereinander mit der gleichen Farbe gewinnen könnte.
Caroline glaubte jedenfalls nicht daran. „Das werde ich dir nie verzeihen“, flüsterte sie Luiz zu und befreite sich aus seinem Arm.
Er ließ sie gewähren, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Wie alle anderen wartete er, dass der Lauf der Kugel sich verlangsamte. Die Spannung war unerträglich.
Sie hätten gar nicht erst herkommen dürfen. Wie oft hatte Caroline ihrem Vater erklärt, dass Marbella der letzte Ort auf Erden war, wo sie nach Rettung suchen sollten.
Aber er hatte nicht auf sie gehört. Er war verzweifelt, und verzweifelte Männer griffen zu verzweifelten Maßnahmen. „Wir haben keine Wahl“, hatte er erwidert. „Die Bank, die all unsere Schuldscheine aufgekauft hat, ist in Marbella. Die Leute weigern sich, mit uns zu sprechen, es sei denn, wir erscheinen persönlich. Wir müssen dorthin, Caroline.“
„Und deine Spielschulden?“, hatte sie ihm wütend entgegengehalten. „Haben sie diese Unterlagen auch in ihre gierigen Hände gebracht?“
Er war schuldbewusst errötet und hatte dann den Gekränkten gespielt, wie immer, wenn sie ihn an seine Verfehlungen erinnerte. „Willst du mir nun helfen oder nicht?“
Sie hatte ihm helfen wollen, aber nicht so. Nicht durch den Einsatz ihrer gesamten Barschaft beim Roulette. Die Übelkeit kehrte zurück, und hinzu kam dröhnender Kopfschmerz.
Das Rad wurde langsamer, die Kugel holperte über die Fächer. Im Saal herrschte absolute Stille – bis auf das leise Klappern. Und dann war es vorbei. Niemand rührte sich von der Stelle, bis Sir Edward sehr ruhig verkündete: „Ich habe es geschafft.“
Caroline wandte sich wortlos ab, während hinter ihr die anderen Gäste in lauten Jubel ausbrachen. Wie viel hatte er gewonnen? Sie hatte keine Ahnung. Wann würde er gegen Luiz spielen? Es war ihr gleichgültig. Für sie war die Sache ein für alle Mal vorbei. Sie hatte genug – mehr als genug – und wollte nie wieder ein Kasino betreten.
Sie schämte sich, dass sie sich überhaupt zum Herkommen hatte überreden lassen. Sie hätte wissen müssen, dass er sein Wort nicht halten würde. Hätte wissen müssen, dass es ihm völlig egal war, was aus ihnen wurde, solange er nur seinen Nervenkitzel hatte.
Die Türen schwangen hinter ihr zu. Mit zusammengepressten Lippen ging sie zur Treppe, um in ihre Suite zurückzukehren, doch dann wurde ihr klar, dass sie dort nicht einfach die nächste Etappe zum endgültigen Ruin ihres Vaters abwarten konnte. Einem Impuls folgend, machte sie kehrt und steuerte auf die Doppeltür gegenüber dem Kasino zu.
Eigentlich hatte sie fast damit gerechnet, dass das Schwimmbad zu dieser späten Stunde bereits geschlossen wäre, doch dem war nicht so. Man hatte lediglich die Beleuchtung gedimmt, sodass nur noch der Pool selbst illuminiert war und das spiegelglatte Wasser wie ein riesiger blauer Kristall schimmerte.
Ohne zu überlegen, streifte sie die Schuhe ab, zog das Kleid aus und legte es über einen der Liegestühle, und dann sprang sie in das kühle Wasser. Caroline wusste selbst nicht, warum sie außer BH und Slip auch die schwarzen Strümpfe und den Strapsgürtel anbehielt. Sie schwamm einfach los, als gälte es, eine olympische Medaille zu gewinnen.
Als sie die vierte Bahn zurückgelegt hatte, bemerkte sie, dass Luiz sich auf einem Stuhl am Beckenrand niedergelassen hatte. Sie warf ihm einen eiskalten Blick zu, bevor sie eine perfekte Wende vollführte und weiterkraulte.
Er saß noch immer dort, als sie die achte Bahn absolvierte. Bei der zehnten wurde ihr der Atem knapp, und sie musste eine Pause einlegen. Erschöpft stützte sie die Arme auf die Wasserrinne.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, erkundigte Luiz sich.
„Nein.“ Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Macht es dir Spaß, den Voyeur zu spielen?“
„Du hast doch mehr an als die meisten Frauen, die diesen Pool benutzen.“
„Ein Gentleman hätte die Halle trotzdem verlassen, nachdem ihm der Unterschied aufgefallen ist.“
„Wir wissen doch beide, dass ich kein Gentleman bin“, erwiderte er lächelnd.
Irgendwie erfüllte es sie mit Stolz, dass es ihr gelungen war, ihm dieses Geständnis zu entlocken. „Wo ist mein Vater?“
„Vermutlich zählt er seinen Gewinn.“ Er zuckte gelangweilt die Schultern. „Willst du das Becken verlassen? Oder erwartest du, dass ich mich ausziehe und dir Gesellschaft leiste?“
„Ich komme raus“, erklärte sie rasch. Sie wusste aus Erfahrung, dass dieser Mann unverfroren genug wäre, sich bis auf die Haut auszuziehen und ins Wasser zu springen.
Caroline verspürte nicht das geringste Verlangen, Luiz Vazquez bei einem Striptease zu beobachten. Das war auch nicht nötig, schließlich wusste sie genau, wie er nackt aussah – genau, wie er wusste, was sich unter dem BH und dem Slip verbarg. Sie tauchte ab und schwamm zur Leiter.
Als sie hinauskletterte, wartete Luiz bereits auf sie und hielt ihr ein weißes Badelaken entgegen. Mit undurchdringlicher Miene nahm sie das Tuch entgegen. „Danke.“
„Du bist auffallend gelassen“, stellte er fest.
Sie wickelte sich das Badelaken wie einen Sarong um den Körper. „Ich hasse und verachte dich. Genügt das?“
„Das ist zumindest ein Anfang. Soll ich dir noch ein Handtuch fürs Haar holen?“
Caroline strich sich die nassen Strähnen aus der Stirn. Das Wasser hatte ihr Make-up bis auf die Mascara abgewaschen, und nun wirkten die schwarz getuschten Wimpern besonders auffallend. „Ich will nichts von dir, Luiz.“ Sie wandte sich ab, um ihr Kleid vom Stuhl zu nehmen. „Gute Nacht. Ich gehe auf mein Zimmer. Leider kann ich nicht behaupten, dass es nett war, dich wiederzusehen …“
„Hast du nicht etwas vergessen?“, fragte er ungerührt.
Stirnrunzelnd drehte sie sich um. Er stand noch immer an der gleichen Stelle – groß, schlank, eindrucksvoll und atemberaubend sexy. Es ärgerte sie ungemein, dass ihr Herz bei seinem Anblick zu rasen begann, obwohl sie genau wusste, wie er war.
„Deine Handtasche und die Schuhe“, sagte er sanft und sammelte die Sachen ein.
Mit zusammengepressten Lippen nahm sie die Sandaletten entgegen, als sie jedoch nach der Abendtasche greifen wollte, steckte er diese in die Tasche seines cremefarbenen Smokingjacketts.
„Gib sie mir bitte“, verlangte sie.
Er lächelte. „Mit diesem steifen Tonfall erinnerst du mich an meine Rektorin.“
„Wie kommst du darauf?“, konterte sie. „Hast du nicht immer damit geprahlt, dass du dir nur selten die Mühe gemacht hast, zur Schule zu gehen?“
Luiz lachte leise. „Glaube mir, ich habe einige unerbittliche Frauen kennengelernt.“
Unwillkürlich dachte sie an all die staatlichen Einrichtungen, in denen er seine Kindheit verbracht hatte. Vor ihrem inneren Auge erstand das Bild eines dunkelhaarigen, einsamen Jungen mit dunklen Augen, der schon im zarten Alter von neun Jahren gelernt hatte, wie es war, auf sich allein gestellt zu sein.
Wie viele Geheimnisse hatten sie einander in jenem heißen Sommer vor sieben Jahren anvertraut? Und wie viel von dem, was er ihr berichtet hatte, war wahr gewesen? Wie viele Lügen hatte er ihr erzählt, um ihr Mitgefühl zu wecken, während er ihren Vater mit eiskalter Berechnung am Spieltisch ausgenommen hatte?
„Warum verziehst du das Gesicht?“
Seine Stimme klang verwirrend intim – und beängstigend nah. Erst jetzt bemerkte sie, dass er sich bewegt hatte und nun mit der Schulter am Türrahmen lehnte. Wollte er ihr den Weg versperren?
Caroline war sofort auf der Hut. „Meine Tasche, Luiz“, beharrte sie.
Er ignorierte sowohl den Befehl als auch die ausgestreckte Hand. „Weißt du eigentlich, dass deine Augen grau werden, wenn du wütend bist?“
Ein Prickeln durchrann sie. Ein sinnliches Prickeln. „Meine Tasche.“
Er schenkte ihr ein betörendes Lächeln. „Und dein Mund wird ganz schmal und …“
„Hör auf“, unterbrach sie ihn. „Das ist kindisch!“
„Aufregend“, korrigierte er sie leise.
Sie seufzte. „Ich werde mich erkälten, wenn ich hier noch länger so herumstehe.“
Und tatsächlich, sie fröstelte bereits – ob vor Kälte oder aus irgendeinem ganz anderen Grund, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Immerhin war es ihr gelungen, Luiz abzulenken. Er richtete sich auf, zog das Jackett aus und legte es ihr um die feuchten Schultern.
Diese sonderbar galante Geste trieb ihr die Tränen in die Augen. „Spiel nicht mit ihm, Luiz“, flehte sie.
Er nahm ihr das Kleid und die Schuhe ab. „Steck die Arme durch die Ärmel, und leg endlich das nasse Handtuch ab“, drängte er.
Normalerweise hätte Caroline die Aufforderung empört zurückgewiesen, doch im Moment war sie so verzweifelt, dass sie widerspruchslos gehorchte. Das weiche Seidenfutter fühlte sich warm an, der Duft von Luiz hüllte sie ein.
„Ich dachte, du würdest mir helfen“, schluchzte sie. „Stattdessen hast du alles nur noch schlimmer gemacht!“
„Wahnsinn kann man nur mit der Aussicht auf noch größeren Wahnsinn beeinflussen“, erwiderte er. „Die einzige Möglichkeit, ihn heute Abend zu stoppen, war, ihm einen guten Grund fürs Aufhören zu geben. Wir spielen übrigens in einer Stunde – allerdings nicht im Hotel, weil ich nicht …“
Er verstummte mitten im Satz, als Caroline sich an seine Hemdbrust klammerte. „Bitte, tu’s nicht! Warum willst du, dass ich all das noch einmal durchmache?“
Aber Luiz hörte ihr nicht zu, sondern blickte auf ihre Finger. Er bedeckte sie mit seinen Händen, und plötzlich wurde Caroline sich seines muskulösen, sehr männlichen Körpers bewusst. Durch den dünnen Stoff spürte sie das regelmäßige Pochen seines Herzens.
Ein Herzschlag, der außer Kontrolle geraten konnte, wenn Luiz von Leidenschaft überwältigt wurde. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie sich dieser starke Körper an ihren gepresst hatte. Und dieser dichte Haarflaum, der sich zum Nabel hin verjüngte und direkt …
Die Kehle war ihr plötzlich wie zugeschnürt. Sex. Dieser brennende, pulsierende Schmerz, der ihre Sinne zu neuem Leben erweckte. Luiz ließ ihre Hände los und schob seine Finger unter das Jackett. Gleich darauf fiel das Badelaken zu Boden. Haut berührte Haut. Caroline rang um Atem.
„Nein …“ Aufstöhnend begegnete sie seinem verlangenden Blick.
Luiz antwortete nicht. Es war ohnehin zu spät, denn er hatte den Kopf gesenkt und küsste sie, küsste sie wie ein Liebhaber – leidenschaftlich, fordernd und so betörend, dass sie zutiefst erschüttert war.
Ich habe ihn vermisst, dachte sie und kämpfte erneut mit den Tränen. Mir hat die Intensität gefehlt, mit der wir einander anziehen, die Lust, die wir mit einer einzigen Berührung heraufbeschwören können. Wie in Trance zeichnete sie die Konturen seines Gesichts nach.
Er reagierte mit einem Seufzen, das sie beide durchrann, und zog sie noch fester an sich, fest genug, dass sie das Ausmaß seiner Erregung spürte.
Sie wusste, dass es verrückt war, doch in diesen kurzen erotischen Sekunden gehörte Luiz allein ihr. Sie beherrschte ihn. Er war von ihr besessen. Wenn sie gesagt hätte: „Stirb für mich, Luiz“, wäre er für sie gestorben.
Und, so unglaublich es klingen mochte, sie würde auch für ihn sterben. Falls sie je eine Schwäche gehabt hatte, dann Luiz – genau wie ihr Vater dem Glücksspiel verfallen war. War man einmal süchtig geworden, dann blieb man es für den Rest seines Lebens. Man konnte das Verlangen zwar jahrelang unterdrücken, doch sobald man ihm wieder nachgab, war man verloren. Caroline jedenfalls gab ihrem Verlangen nach und erwiderte den Kuss bedingungslos. Sie begehrte Luiz und sehnte sich nach mehr.
Er streichelte sie, und sie ließ ihn gewähren. Er küsste sie, und sie war selig. Geschickt öffnete er den BH und umfasste ihre Brüste. Caroline warf den Kopf zurück und genoss die Wonnen, die Luiz ihr bereitete, indem er die festen Knospen mit Zunge und Lippen umschmeichelte. Sie legte ein Bein um seine Hüften, als sie sich zurücklehnte, um sich ihm darzubieten. Dadurch wurde der körperliche Kontakt noch enger – und Caroline war verloren. Verloren in einem Wirbel der Empfindungen, Laute und Gerüche, die sich ihr unauslöschlich eingeprägt hatten, denn Luiz war ihr erster Liebhaber gewesen. Der Mann, der sie gelehrt hatte, so zu fühlen, so zu reagieren und so zu begehren!
Ihr einziger Liebhaber … Sie hoffte inständig, dass Luiz es nicht merken würde. Er durfte nie erfahren, dass sie sich nur deshalb so hemmungslos und wild gebärdete, weil er der einzige Mann war, der solche Lust in ihr wecken konnte.
Caroline war so von dem Zauber seiner Zärtlichkeiten gefangen, dass es einen Moment dauerte, bis sie begriff, was das Klopfen an der Schwimmbadtür bedeutete. Luiz richtete sich auf, schob ihr Bein fort und presste sie fest an sich, bevor er die Tür einen Spaltbreit öffnete.
Erst jetzt dämmerte ihr voller Entsetzen, womit die Szene um ein Haar geendet hätte. Nach sieben Jahren der Trennung waren sie bei der ersten Gelegenheit wie hungrige Tiere übereinander hergefallen. Zutiefst beschämt barg sie ihr glühendes Gesicht an Luiz’ Schulter und betete, dass draußen nicht ihr Vater stehen möge.
Eine ihr fremde Männerstimme, die jedoch den gleichen amerikanischen Akzent wie Luiz’ aufwies, sagte: „Es ist alles arrangiert. Du hast eine halbe Stunde.“
„Okay.“ Luiz schloss die Tür und schob Caroline von sich.
Erschrocken erkannte sie, dass der leidenschaftliche Mann, der sie vor Kurzem noch geküsst hatte, sich wieder in ihren Feind verwandelt hatte. „Was ist arrangiert?“
„Was glaubst du wohl?“, konterte er.
Er meinte das Spiel mit ihrem Vater. Nach allem, was soeben zwischen ihnen passiert war, würde er trotzdem mit ihm spielen.
„Hier.“ Er hob das Kleid auf, das unbemerkt zu Boden gefallen war. „Zieh das an. Du bist inzwischen wieder trocken. Wir haben noch einiges zu erledigen, und so, wie du aussiehst, kannst du nicht hinaus.“
So, wie du aussiehst … Benommen blickte Caroline an sich hinab, sah die steil aufgerichteten Spitzen ihrer Brüste, die gerötete Haut und die bebenden Schenkel. Luiz hatte ihr inzwischen das Jackett abgenommen und selbst übergestreift, sodass sie nun fast nackt vor ihm stand und sich zutiefst gedemütigt fühlte.
Das ungezügelte heiße Verlangen wich eiskaltem Abscheu. „Ich hasse dich.“
„Nicht halb so sehr, wie du vermutlich gern würdest, schätze ich“, lautete seine Antwort.
Er hatte recht. Unter Aufbietung ihrer gesamten Selbstbeherrschung schlüpfte sie in das Kleid. Viel zu spät fiel ihr auf, dass der BH noch immer auf den Fliesen lag. Am liebsten wäre sie vor Scham im Boden versunken.
Luiz bückte sich danach und steckte das hauchdünne Etwas in die Hosentasche, bevor er sich ihr zuwandte, um den Reißverschluss hochzuziehen. Caroline bewegte sich wie eine Marionette. Unfähig zu denken, unfähig zu sprechen, stand sie einfach da, während er ihre Füße in die Sandaletten schob. Dann richtete er sich wieder auf und wartete, bis sie die ärgsten Falten im Stoff geglättet hatte. Die Spannung zwischen ihnen wurde schier unerträglich.
Als sie sich so weit wie möglich hergerichtet hatte, öffnete er die Tür und bedeutete ihr mit einer knappen Geste, zuerst die Halle zu betreten.
Der Fremde, der ihr im Lift begegnet war, plauderte mit einem der Gäste. Er blickte kurz auf und zuckte zusammen. Caroline achtete nicht auf ihn, sie konzentrierte sich viel zu sehr auf Luiz’ Hand auf ihrem Rücken, die sie unaufhaltsam zur Treppe schob.
Sie wollte jetzt nicht von ihm berührt werden, wollte ihn überhaupt nicht in ihrer Nähe haben. Als sie die Lobby im Erdgeschoss erreicht hatten, trat sie einen Schritt beiseite.
„Wohin willst du?“
„Falls du meinen Vater ein zweites Mal ruinieren willst, nur zu“, erklärte sie kühl. „Ich kann dich nicht daran hindern – allerdings muss ich dir nicht dabei zusehen.“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Wir sind noch nicht fertig.“ Er hielt sie zurück und zog sie ohne ein weiteres Wort durch die Halle zu einer Tür mit der Aufschrift „Privat“, die sich wie durch Zauberhand öffnete, als sie sich ihr näherten.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, durchquerten sie eine weitere Lobby. Luiz führte sie zu einer Tür, die er diesmal selbst öffnete. Er ließ Caroline den Vortritt und schloss die Tür hinter sich.
Sie befanden sich nun in einem Büro, und zwar in einem sehr eleganten, ganz in Schwarz und Beige gehaltenen.
„Was ist das?“, fragte sie misstrauisch.
Luiz setzte sich an den Schreibtisch. „Mein Arbeitszimmer.“ Er zog eine Schublade auf.
„Du meinst …“ Sie schaute sich um. „Du meinst, du arbeitest hier?“
„Ich arbeite hier, ich lebe hier …“ Er legte eine schwere, in Leder gebundene Mappe vor sich auf den Tisch. „Es ist mein Hotel, Caroline“, fügte er ruhig hinzu.
3. KAPITEL
Sein Hotel …? Caroline schüttelte den Kopf. „Aber dies hier ist ein Vazquez-Hotel“, entgegnete sie. „Es gehört zur Vazquez-Group.“ Und die Vazquez-Gruppe war riesig. Nicht nur wegen der Luxushotelkette, sondern weil der Konzern weltweit in allen wichtigen Branchen engagiert war.
Luiz neigte leicht den Kopf und sah sie an.
Plötzlich dämmerte ihr der Zusammenhang. Vazquez wie Luiz Angeles de Vazquez! Natürlich! Warum war ihr die Namensgleichheit nie aufgefallen? Caroline stockte der Atem. Die Vazquez-Group hatte unlängst eine Londoner Bank erworben, die den Newburys nur zu bekannt war.
„Oh mein Gott! Du hast uns nach Marbella kommen lassen, um mit uns über unsere Schulden zu sprechen, oder?“
Er sagte nichts. Das war auch nicht nötig, denn die Antwort stand ihm deutlich im Gesicht geschrieben.
„Was willst du?“, wisperte sie erschüttert.
Dies war nicht mehr Luiz Vazquez, ihr Liebhaber, oder Luiz Vazquez, der skrupellose Spieler. Dies war ein eiskalter Spekulant, der seinen Weg gemacht hatte, während es mit ihr und ihrem Vater stetig bergab gegangen war.
„Ich will, dass du dich setzt“, erwiderte er. „Wir haben nicht viel Zeit. Da du nun weißt, weshalb ihr hier seid, können wir genauso gut gleich zum Geschäft kommen …“
Geschäft. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Während sie das Zimmer durchquerte, schlug Luiz den Ordner auf, entnahm ihm ein Blatt Papier und schob es ihr zu, als sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte.
„Sag mir, ob du der Aufstellung zustimmst“, verlangte er.
Mit zittrigen Händen studierte Caroline das Schriftstück. Es handelte sich um eine präzise Auflistung aller Schulden, von denen sie wusste, und auch einiger, von denen sie bislang keine Ahnung gehabt hatte. Da es sich bei den aufgeführten Gläubigern um die Besitzer der von ihrem Vater bevorzugten Londoner Etablissements handelte, zweifelte sie nicht an der Richtigkeit der Forderungen.
Der Betrag in der untersten Zeile war so schwindelerregend, dass ihr übel wurde. „Könnte ich wohl etwas Wasser haben?“
Wortlos erhob Luiz sich und ging zu einem schwarz lackierten Sideboard. Sekunden später stellte er ein Glas Eiswasser vor sie hin. Dann setzte er sich wieder.
„Wir können das nicht bezahlen, Luiz“, erklärte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Jedenfalls nicht alles.“
„Ich weiß.“
Sie schluckte trocken. „Wenn du heute Abend nicht mit ihm spielst, könnten wir das Geld, das er im Kasino gewonnen hat, sowie das, was ich habe, darauf verwenden, einen kleinen Teil zu begleichen.“ Aber nicht alles, fügte sie im Stillen hinzu. Nicht einmal annähernd …
„Die geplante Kartenpartie und das hier sind zwei ganz verschiedene Themen“, entgegnete er. „Ich verbinde nie Geschäft mit Vergnügen, Caroline. Hast du mich verstanden?“
Verstanden? Keineswegs. „Aber dann hätten wir die Mittel, zumindest etwas davon zu bezahlen, Luiz!“ Sie schob ihm die verwünschte Schuldenliste zu. „Trotzdem willst du nur zum Spaß Karten spielen. Wo ist dein Geschäftssinn?“
Er lehnte sich entspannt zurück. Seine Miene war undurchdringlich. „Woher stammt dein Geld?“
Caroline seufzte. „Das geht dich nichts an.“ Sie stand auf und lief rastlos im Zimmer auf und ab.
„Oh doch, jedenfalls dann, wenn du es dir irgendwo geliehen hast“, erklärte er. „Dadurch würdest du die Gesamtschuld nur vergrößern, nicht verringern.“
„Es ist noch etwas vom Erbe meiner Mutter übrig“, sagte sie zögernd.
„Das ist nicht wahr.“
„Wie bitte?“ Verblüfft über seinen ruhigen, selbstsicheren Tonfall, drehte sie sich um.
„Das Geld deiner Mutter ist schon vor Jahren für die Tilgung von Schulden draufgegangen. In den folgenden Jahren hast du nach und nach die Familienerbstücke verkauft, bis nichts mehr übrig war. Dann kam eine Pause, in der dein Vater sich eine Zeit lang beherrscht hat – oder zumindest hast du das geglaubt. Als alles wieder von vorn begann, hast du angefangen, Teile von eurem Grundbesitz an reiche Geschäftsleute zu veräußern, die sich ein Landhaus bauen wollten. Dann wurden dir diese Transaktionen allerdings von Gerichts wegen untersagt, weil du damit gegen das Erbgesetz verstoßen hast. Was ist euch noch geblieben, Caroline?“, fragte er. „Der Familienstammsitz, der vermutlich bis unters Dach mit Hypotheken belastet ist? Oder hoffst du, mich mit den lächerlichen Provisionen auszahlen zu können, die du von den exklusiven Londoner Innenarchitekten dafür bekommst, dass du für ihre mondäne Kundschaft seltene Kunstobjekte auftreibst?“
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so klein und nutzlos gefühlt.
„Was nun, Caroline? Was hast du noch zu bieten, das eine Bank dazu bewegen könnte, bei Schulden in dieser Größenordnung Geduld zu üben? Dich selbst vielleicht? Willst du dich an den Meistbietenden verkaufen, damit Daddy weiter seiner Sucht frönen kann?“
„Hör auf!“, schluchzte sie. „Halt endlich den Mund!“ Sie konnte nicht mehr! Blass und am Boden zerstört, blickte sie ihn hilflos an. „Woher weißt du das alles? Woher hast du diese Informationen? Wie lange hast du für diese Akte über mich gebraucht?“
„Informationen kann man jederzeit und überall kaufen, solange man dafür bezahlen kann.“
„Und das rechtfertigt es, in meinem Leben herumzuschnüffeln?“, rief sie. „Warum, Luiz, warum? Was habe ich dir angetan, dass du mich so erbarmungslos verfolgst? Du warst schließlich derjenige, der mich damals missbraucht hat!“, fügte sie hinzu. „Erst hast du Nacht für Nacht deine Lust an mir gestillt, dann bist du fortgegangen, um dich an meinem Vater zu bereichern.“
„Ich will darüber nicht reden.“ Er sprang auf. Angespannt – wie sie. Wütend – wie sie. Zutiefst verbittert – wie sie.
„Na fabelhaft“, spottete Caroline. „Sofern es deine Fehler betrifft, willst du darüber nicht reden. Nichtsdestotrotz hat es dir großes Vergnügen bereitet, meine Fehler und Schwächen aufzuzählen – du hattest sogar die Frechheit, mich eine Hure zu nennen!“
„Ich habe von einer Möglichkeit, nicht von einer Tatsache gesprochen“, warf er ein. Seine Blässe verriet, dass Caroline einen wunden Punkt berührt hatte.
„Wir wissen doch beide, wer sich für das große Geld verkauft hat, Luiz“, beharrte sie. „Du bist doch nur mit mir ins Bett gegangen, um mich daran zu hindern, auf meinen Vater aufzupassen.“
„Okay, dann lass uns diesen Punkt ein für alle Mal klären.“ Er kam auf sie zu.
Caroline wäre am liebsten vor ihm zurückgewichen, doch um keinen Preis der Welt wollte sie ihm zeigen, dass er sie mit seiner bedrohlichen Haltung einschüchterte.
„Du glaubst also, ich hätte mich vor sieben Jahren verkauft. Mal sehen, wer von uns diesmal am längeren Hebel sitzt. Ich mache dir einen Vorschlag, Caroline. Du kannst ihn annehmen oder ablehnen“, verkündete er. „Schlaf mit mir heute Nacht, und ich werde nicht mit deinem Vater spielen.“
Mit ihm schlafen? Er konnte von Glück reden, wenn sie ihn nicht ohrfeigte! „Nun, wenn das keine Verbindung von Geschäft und Vergnügen ist – was dann?“, fragte sie angewidert.
„Oh nein“, versicherte Luiz. „Es ist eine Verbindung von Vergnügen mit Vergnügen.“ Er lächelte, dieser verabscheuungswürdige Teufel.
„Scher dich zur Hölle!“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Das Angebot gilt nur, bis du die Tür öffnest“, rief Luiz ihr nach.
Zornig drehte sie sich zu ihm um. Er wusste auch ohne Worte, was sie von ihm dachte.
„Jeder hat seinen Preis.“ Er zuckte die Schultern. „Ich versuche nur herauszufinden, wie hoch deiner ist, Caroline.“
„Das werde ich dir nie verzeihen.“
„Wäre es dir tatsächlich so unangenehm, mit mir zu schlafen?“, erkundigte er sich sanft.
Ihr wurde abwechselnd heiß