×

Ihre Vorbestellung zum Buch »Todd: Kurzroman - Soul Screamers«

Wir benachrichtigen Sie, sobald »Todd: Kurzroman - Soul Screamers« erhältlich ist. Hinterlegen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse. Ihren Kauf können Sie mit Erhalt der E-Mail am Erscheinungstag des Buches abschließen.

Todd: Kurzroman - Soul Screamers

Endlich erfahren die Fans der Soul-Screamer-Serie, wie Todd zum Reaper wurde!

Sie können den Tod besiegen, sie sind Banshees. Aber abgesehen davon ist Todd Hudson ein normaler Teenager. Er hat eine Freundin, liebt ungesundes Essen und muss sich mit seinem nervigen Bruder Nash herumschlagen. Todd ist fast 18 Jahre alt und hat sein ganzes Leben vor sich. Da er aus einer Banshee-Familie stammt, könnte es sogar ein sehr langes Leben werden. Doch nach einem Autounfall ist Todds Zukunft plötzlich eine Frage von Leben oder Tod. Oder von etwas irgendwo dazwischen. Darüber entscheidet ein rätselhafter kleiner rothaariger Junge, ein Reaper …


  • Erscheinungstag: 15.03.2016
  • Aus der Serie: Books2read
  • Seitenanzahl: 61
  • ISBN/Artikelnummer: 9783733785659
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für all meine Leser, die mehr über Todd erfahren wollten: Ich komme dem Wunsch nur allzu gerne nach!

Misstrauisch betrachtete ich den Mann, der mit schreckgeweiteten Augen im Bett lag. Das war schon ein sehr großer Zufall. Wie hoch standen wohl die Chancen, dass er ausgerechnet an meinem ersten Arbeitstag im Krankenhaus hier eingeliefert wurde? Levi war wirklich ein ausgekochtes Schlitzohr, wie der Mann, der als Geschenk im Krankenhaushemd vor mir lag, bewies. Ich war zu Lebzeiten schon kein Engel gewesen. Warum sollte der Tod etwas daran ändern?

1. KAPITEL

„Ich gehe jetzt.“ Mom kam ins Wohnzimmer und schnappte sich ihre Handtasche. „Im Kühlschrank ist noch ein Rest Lasagne. Und abgepackter Salat.“

Ich nickte gedankenverloren und zappte zu VH1, wo gerade ein Pop-Konzert lief, bei dem auch meine Exfreundin Addison auftrat, die mich für Ruhm und Reichtum sitzen gelassen hatte, nachdem sie für eine TV-Serie gecastet worden war.

„Todd?“ Mom setzte sich auf den Couchtisch, direkt in mein Blickfeld. „Hast du gehört, was ich gesagt habe?“

„Ja.“ Ich schielte an ihr vorbei, doch sie blockte mich ab. „Lasagne. Salat. Hab’s kapiert.“

„Ich meine das ernst. Iss zur Abwechslung mal was Grünes, okay?“ Sie schnappte sich die Fernbedienung und zielte über die Schulter nach hinten. Der Bildschirm wurde schwarz. Ich setzte zum Protest an, doch als ich bemerkte, wie müde sie aussah – erste Falten in einem Gesicht, das man noch fünfzig Jahre lang für das einer Dreißigjährigen halten würde –, begnügte ich mich mit einem Grinsen.

„Zählen grüne M&Ms auch?“

Mom verdrehte die Augen. Meinem Lächeln konnte sie nie widerstehen. „Nur wenn du mir die roten aufhebst.“ Sie reichte mir die Fernbedienung, hielt sie aber fest, als ich danach greifen wollte. „Du bleibst doch heute Abend zu Hause, oder?“

„Hab ich vielleicht Lepra? Es ist Freitagabend. Ich habe Pläne!“

Sie seufzte. „Dann sag ab. Bitte.“

„Mom …“

„Ich möchte, dass du auf Nash aufpasst.“

„Bin ich etwa sein Babysitter?“ Ich grinste schief, diesmal ohne Erfolg.

„Heute schon. Welchen Sinn macht es, ihm Hausarrest zu verordnen, wenn er nicht zu Hause bleibt?“

„Warum brummst du ihm dann überhaupt welchen auf?“

Die Wirbel in ihren hellblauen Augen verrieten Sorge und Enttäuschung. Und dass sie es mich sehen ließ, zeigte mir, wie ernst es ihr war. Ein Mensch konnte diese Wirbel gar nicht sehen – nur Banshees konnten einander die Gefühle von den Augen ablesen, und auch nur dann, wenn sie es zuließen.

Mom beugte sich vor und senkte die Stimme. „Weil er sich mitten in der Nacht aus dem Haus geschlichen hat und mit seinem druckfrischen Führerschein nach Holser House gefahren ist! Und eine wirkungslose Strafe ist immer noch besser als gar keine. Zumindest versuche ich, mir das einzureden.“ Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und sah mich besorgt an. „Er ist nicht wie du, Todd. Abgesehen von einigen denkwürdigen Ausnahmen, schaltest du in der Regel dein Hirn ein, bevor du etwas tust. Nash lässt sich von seinem Herzen leiten …“

Ich verschluckte mich fast vor Lachen. „Ich glaube, das, wovon er sich leiten lässt, befindet sich ein ganzes Stück tiefer, Mom.“

Sie quittierte meine Bemerkung mit einem finsteren Blick. „Er verkraftet die Trennung von Sabine nicht besonders gut. Ich hatte gehofft, dass der Abstand helfen würde … dass die Gefühle zwischen den beiden abkühlen. Aber anscheinend hat es genau den gegenteiligen Effekt.“ Sie ließ die Fernbedienung los und lächelte wehmütig. „Ihr beide könntet nicht unterschiedlicher sein.“

„Weil er sich für verliebt hält und ich nicht an Märchen glaube?“

„Liebe ist kein Märchen, Todd. Aber sie ist auch kein Spiel, und dass ihre Gefühle füreinander derart intensiv sind, macht mir Angst.“

„Du willst doch nur noch nicht so früh Oma werden“, witzelte ich, um die Stimmung aufzuheitern.

„Das hast du verdammt recht“, räumte sie ein. „Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder bei Teenagereltern aufwachsen. Aber abgesehen davon ist es nicht normal, wie sehr die beiden aneinander kleben. In solchen Beziehungen lodert das Feuer zwar heiß, aber wenn Schluss ist, bleibt man verbrannt zurück. Verstehst du, was ich damit meine?“

„Du billigst meine zügellose Lebensweise, weil ich dein Lieblingssohn bin. Stimmt’s?“

Mom lachte herzlich. „Zumindest langweilt sich Nash in einer Beziehung nicht schon nach einem Monat. Aber du, mein vergnügungssüchtiger Erstgeborener, hast auch so deine Probleme.“

„Mit vergnügungssüchtig meinst du, dass du Vergnügen an mir hast, oder? Und das ist ein Kompliment.“

„Iss was Grünes“, entgegnete sie lächelnd und wandte sich zum Gehen. „Und schau dir was ohne Bilder an, ein Buch. Das ist ein Befehl!“

Ich schaltete den Fernseher wieder ein. „Ich werde mein Bestes tun.“

„Nash!“, rief Mom, eine Hand an der Türklinke. „Ich gehe jetzt!“

Eine Tür quietschte, und kurz darauf tauchte mein kleiner Bruder mit zerzaustem Haar im Flur auf. Er sah aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. „Und was soll ich mit dieser Info anfangen?“

„Das soll dich ganz offiziell daran erinnern, dass dein Hausarrest auch nach Einbruch der Dunkelheit noch gilt. Wage es ja nicht, das Haus zu verlassen, während ich beim Arbeiten bin.“

Nash setzte ein schiefes Grinsen auf – wohl die einzige Ähnlichkeit zwischen uns beiden. „Und wenn das Haus abbrennt?“

„Dann röstest du dir ein paar Marshmallows über dem Feuer. Bei einer Überschwemmung gehst du mit dem Schiff unter. Und im Falle eines Tornados treffe ich euch beide nach meiner Schicht in Oz wieder, verstanden?“

Ich musste lachen.

Nash funkelte mich zur Strafe wütend an. „Absoluter Hausarrest. Hab’s kapiert.“

„Gut. Ich sehe euch dann morgen früh. Und bleibt nicht zu lange auf.“ Die Haustür fiel ins Schloss, kurz darauf hörte ich Moms Auto aus der Auffahrt fahren.

„Mom hat gesagt, ich soll auf dich aufpassen. Sie glaubt, du heckst was aus“, sagte ich, als Nash mich vom Türrahmen aus unverwandt anblickte.

„Da liegt sie gar nicht so falsch.“ Er kam auf mich zu und setzte sich auf den Couchtisch, genau dorthin, wo Mom gesessen hatte. „Du musst mir einen Gefallen tun.“

„Weg da!“ Ich schubste ihn zur Seite und zappte weiter durch die Kanäle. „Was für einen Gefallen?“

„Etwas, das nur wir beide tun können“, sagte Nash eindringlich, und in seinen nussbraunen Augen wirbelten grüne und braune Strudel. Ich stellte die Glotze aus und warf die Fernbedienung aufs Sofa. „Ich will Sabine abholen, und dazu brauche ich deine Hilfe“, erklärte er.

Scheiße. „Lass lieber die Finger von der Mikrowelle, die verstrahlt dir anscheinend das Gehirn. Du kannst Sabine nicht einfach ,abholen’ – dazu brauchst du einen Gerichtsbeschluss. Sie befindet sich in einer Erziehungsanstalt!“

Das schien Nash nicht weiter zu stören. „Deshalb brauche ich ja deine ,Überzeugungskraft’.“

Mit „Überzeugungskraft“ meinte er meine speziellen Bansheekräfte. Weibliche Banshees sind in der Mythologie für den Klageschrei bekannt, mit dem sie die Toten beweinen. Nur die wenigsten Menschen wissen, dass sich dieser markerschütternde Schrei für männliche Banshees – wie Nash und mich – wie ein geheimnisvolles Locklied anhört, das die körperlosen Seelen der Verstorbenen am Weiterziehen hindert.

Die herausragendste Fähigkeit einer männlichen Banshee – die Macht der Beeinflussung – funktioniert auch über die Stimme, ist aber weitaus subtiler als der Schrei der Frauen. Wenn auch genauso machtvoll. Allein mit unserer Willenskraft und ein paar wenigen Worten können wir die Menschen dazu bringen, zu tun, was wir von ihnen verlangen. Und das auch noch gerne. Sabine aus der vom Gericht angeordneten Erziehungsanstalt in die Obhut ihres sechzehnjährigen Freundes entlassen, zum Beispiel.

„Du glaubst doch nicht etwa, dass ich am Freitagabend extra bis nach Holster House fahre und dir ein Stelldichein mit deiner Verbrecherfreundin organisiere.“

„Hier geht es nicht um ein Stelldichein, Todd. Wir wollen nicht spazieren gehen – ich hole sie da raus! Wir holen sie da raus. Du redest mit dem Wachmann, und ich hole Sabine. Dann hauen wir ab. Ganz einfach.“ Er zuckte die Schultern, als wäre die Umsetzung seines Plans das Einfachste der Welt.

„So einfach ist das nicht.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Wie sollte ich diesem liebeskranken Idioten, der fast zwei Jahre jünger war als ich, das Problem nur begreiflich machen? „Hör zu, selbst wenn dein Plan funktioniert.“ Ich hatte uns schon in misslichere Lagen gebracht und daraus wieder befreit. „Was dann?“

„Was meinst du damit: ,Was dann’?“

„Was, wenn die Angestellten kapieren, dass sie gerade ein Mädchen freigelassen haben, das der Staat Texas in ihre Obhut gegeben hat? Glaubst du vielleicht, sie gehen einfach kommentarlos zur Tagesordnung über? Nein, verflucht noch mal, sie werden sie als vermisst melden! Zusammen mit einer Beschreibung der zwei Typen, die sie abgeholt haben.“ Ich konnte die Menschen nur so lange beeinflussen, wie ich mit ihnen redete. Und obwohl ich mit jedem Lebensjahr mehr Erfahrung sammelte und mich verbesserte, konnte ich den Menschen nicht die Erinnerung an das nehmen, was sie gehört und gesehen hatten. So lief das einfach nicht. Und Nash wusste das verdammt gut.

Als er wieder die Schultern zuckte, hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert.

„Hast du keinen besseren Plan?“, fragte er. „Das ist ja wohl nicht das erste Mal, dass du mitten in der Nacht ein Mädchen aus dem Elternhaus rausschmuggelst.“

„Nein, ist es nicht“, antwortete ich kopfschüttelnd. „Aber das hier ist ja wohl etwas anderes, als sich kurz für ein Bier rauszuschleichen. Du willst einer verurteilten Straftäterin helfen, aus der Erziehungshaft auszubrechen!“

Autor