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Hot – Heute Nacht gehörst du mir!

Als Buch hier erhältlich:

Mein Name ist Wyatt Hammer. Ich habe alles, was Frauen wollen. Ich bin wohlhabend, verdammt attraktiv und extrem humorvoll. Das Komplettpaket sozusagen. Leider habe ich aber auch diese eine schreckliche Schwachstelle- ich bin viel zu anständig. Denn Natalie, meine neue Assistentin, ist süß, heiß, furchtbar intelligent, eine Traumfrau. Wäre ich irgendein Dreckskerl, wäre es mir natürlich egal, dass ich ihr Boss bin. Aber das ist es eben nicht. Sex und Privatleben werden bei mir streng getrennt. Bis zu dieser verhängnisvoll sinnlichen Nacht in Las Vegas zumindest…

»Sexy, köstlich, dieser Roman macht einfach Spaß!«
SPIEGEL-Bestsellerautorin Marie Force

»Lauren Blakely ist eine meiner Lieblingsautorinnen.«
New-York-Times-Bestsellerautorin Christina Lauren


  • Erscheinungstag: 01.10.2018
  • Aus der Serie: Big Rock
  • Bandnummer: 3
  • Seitenanzahl: 304
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955768676
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Über mich

Folgendes sollte man über mich wissen – ich bin wohlhabend, extrem gut bestückt und habe immer einen Witz auf Lager. Frauen stehen auf Männer, die sie zum Lachen bringen – aber nicht wegen der Größe ihres besten Stücks. Nein, Frauen haben ihren Spaß an einer gewissen Größe … und Loyalität finden sie auch gut. Beides kann ich bieten, zudem habe ich dank meiner florierenden Innenausbaufirma ein prall gefülltes Bankkonto. Jepp, ich weiß meine Werkzeuge zu gebrauchen.

Auftritt Natalie. Heiß, sexy, klug und meine neue Assistentin. Und damit ist sie absolut tabu für mich … Hey, ich bin ein anständiger Kerl, im Ernst. Ich gebe mein Bestes, nicht den Versuchungen zu erliegen, die Natalie zur Arbeit mitbringt.

Bis eines Abends in Vegas … Yeah, solche Storys kennt man ja. Schlechte Geschäftsnachrichten, wir ertränken unser Leid mit zu vielen Drinks, und dann vögele ich sie. In meinem Hotelzimmer. In ihrem Hotelzimmer. Hinter dem Titanic-Spielautomaten im Flamingo (fragt nicht). Und ehe ich sie dazu bringe, ein letztes Mal »Oh Gott, jetzt, jetzt, ja!« zu schreien, sagen wir beide Ja – das große JA in einer kleinen Kapelle an der Straße, vor einem Typen, der angeklebte Koteletten und einen goldenen Trainingsanzug trägt.

Aber was in Vegas geschah, blieb selbstredend nicht in Vegas. Und nun bleibt mein Liebeszepter nicht mehr in der Hose, wenn Natalie in meiner Nähe ist. Ich versuche zu widerstehen, ehrlich. Aber je öfter wir uns vornehmen, unsere Hände bei uns zu behalten, desto seltener gelingt es uns, und am Ende sind wir wieder nackt – und auch bekleidet möchte ich immer mehr Zeit mit ihr verbringen.

Und nun lautet die entscheidende Frage: Habe ich Natalie zur Frau genommen, nur um sie demnächst zu meiner Exfrau zu machen?

Prolog

Es war einmal vor langer Zeit, da gab es einen Mann und eine Frau, und jede Menge verrücktes Zeug geschah.

Ende.

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.

.

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Ich veralbere euch.

Ich bin ein Typ, der keine halben Sachen macht, und die guten Stellen einer Geschichte würde ich nie überspringen. Wenn ich eine Ihr-werdet-nicht-glauben-was-passiert-ist-Story erzähle, dann habt ihr meine persönliche Garantie, dass ihr den ganzen Oreo bekommt, die beiden köstlichen Schokokekshälften und natürlich auch die süße weiße Cremefüllung dazwischen. Also bitte, verschlingt jedes leckere Häppchen dieser Geschichte ohne Reue.

Zum Beispiel das eine Mal in der Achterbahn, als wir persönlich erlebten, warum sich die Leute die Lunge aus dem Leib brüllen, wenn es steil nach unten geht.

Oder die Geschichte vom Quickie hinterm Spielautomaten, als irgendwer drei Kirschen hineinhämmerte, während ich Natalie nagelte.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese beiden Episoden den Nachmittag mit der Leiter toppen.

Wie, ihr habt keine Fantasien, bei denen eine Leiter im Spiel ist? Das wird sich bald ändern, und danach werdet ihr die oberste Sprosse einer Leiter auf ewig mit anderen Augen sehen.

Aber inmitten all des Wahnsinns, den ich mir in meinen wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können – und in meinem Kopf geht es absolut gesetzlos zu –, geschahen auch einige wirklich ernste Sachen.

Sachen, die mein Herz mit einer Kettensäge traktierten.

Die es mir beinahe aus der Brust rissen.

So ist es mir passiert.

Und so – nach neunundsechzig Tagen mit Natalie, die Ironie der Zahl ist mir zweifelsohne nicht entgangen – stehe ich jetzt hier.

Auf den Stufen des Gerichtsgebäudes.

Ich greife nach ihrem Arm, umfasse ihn sanft. »Geht es nun so zu Ende?«

Meine Stimme klingt mir fremd in den Ohren.

Ihre ist auch nur ein Flüstern. »Sag du es mir.«

Ich könnte euch sagen, dass ich ein Player bin. Ich könnte euch erzählen, dass ich einen großen Schwanz, einen gestählten Body und ein goldenes Herz habe. Aber ihr seid nicht hier, um meinen Lebenslauf zu lesen. Außerdem kennt ihr Geschichten von Playern, die zahm wurden.

Diese hier habt ihr aber noch nie gehört.

Warnung: Bei mir gibt es keine Spoiler, deshalb schnallt euch an, und genießt den wilden Ritt.

Das Einzige, was ihr jetzt schon wissen solltet: Unser Ende ist eines, auf das ihr nie gekommen wärt.

1. Kapitel

Ich verrate euch ein kleines Geheimnis über Männer. Wenn wir eine Frau sehen, die uns gefällt, bilden wir uns ein, sie sei scharf auf uns. Egal wer sie ist, egal wie die Umstände sind oder ob an der Sache wirklich etwas dran ist. Wir bilden es uns ein.

So wie jetzt gerade.

Floyd, der rothaarige Typ, der die Türangeln für dieses schicke Penthouse in der Upper East Side drei Tage zu spät geliefert hat, lehnt sich an den Küchentresen und faselt wirres Zeug. Wahrscheinlich, um zu verschleiern, dass er den Liefertermin verbaselt hat. Ich bin aber entschlossen, den vereinbarten Termin zu halten, und baue unbeirrt die Türangeln in den Schrank meiner Kundin ein.

Einer Kundin, von der Floyd meint, sie sei scharf auf sein heißes Würstchen.

Es sind seine Worte, nicht meine.

»Wyatt, hast du gesehen, wie Lila mich angestarrt hat, als ich reinkam?«, sagt er und nimmt seinen schwarzgrünen Energydrink, spült ihn hinunter und wischt sich mit der Hand über den Mund, wobei einige Tropfen in seinem roten Ziegenbart hängen bleiben.

»Hmm, ist mir wohl entgangen«, gebe ich zurück und bin froh, dass Lila unten im Sportraum des Gebäudes ist und nicht hört, was Floyd brabbelt.

»Ich sag’s dir, bei jedem Auftrag stehen die Weiber Schlange nach mir«, erwidert Floyd mit stolzgeschwellter Brust.

Ich hebe eine Augenbraue, während ich eine Schraube eindrehe und mit ausdrucksloser Miene entgegne: »Und diese Warteschlange – würdest du sagen, dass sie jedes Mal weiter als bis zur Tür reicht, bis in den Flur hinein?«

Er nickt, als würde er seinen eigenen Quatsch glauben. Der Heiße-Würstchen-King hat es offenbar nicht so mit Sarkasmus.

»Absolut. Ich könnte eine nach der anderen haben, den ganzen Tag lang. Deshalb sind wir ja in diesem Geschäft, richtig, Bro?«

Er hebt eine Faust, damit ich dagegenschlage, aber meine Hände sind beschäftigt, deshalb sage ich nur: »Wegen der Ärsche?«

Er nickt. »Ganz genau. Wegen der Ärsche. Was gibt’s Besseres, als seinen Schwanz an einem Paar geiler Arschbacken zu reiben?«

Ich lache über diesen unfassbaren Stuss, den Floyd da von sich gibt. Ich bin nämlich nicht deshalb ins Baugeschäft eingestiegen. »Müde wirst du wahrscheinlich auch nie, verlierst nie deinen Appetit«, locke ich ihn aus der Reserve, während ich mich daranmache, die nächste Angel in die Schranktür zu schrauben.

»Nee, ich kriege nie genug. Aber es gibt eine goldene Regel in unserem Beruf«, fügt er hinzu und legt sich einen Finger an die Lippen.

Oh, ich Glücklicher. Jetzt weiht er mich in ein Geheimnis ein.

»Ich liebe Regeln, spuck es aus, mach schon«, sage ich wie ein eifriger Grünschnabel, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat.

»Die goldene Regel lautet folgendermaßen: Man kann mit seinen Kundinnen vögeln, aber niemals mit seiner Assistentin.«

»Tatsächlich?«, sage ich mit ernster Stimme, als hätte er gerade eine Weisheit vom Olymp herabgerufen.

Floyd nickt ernst. »Vertrau mir. Lerne aus meinen Fehlern. Ich habe die beste Assistentin des Universums verloren, weil ich meine Hände nicht von ihrem Hintern lassen konnte«, sagt er, seufzt wehmütig und schaut nachdenklich zur Decke auf. Wahrscheinlich denkt er an ihre süßen Arschbacken. »Eine gute Assistentin lässt sich nicht mit Gold aufwiegen.« Er klopft sich an die Brust. »Deshalb ist meine neue eine grauhaarige Omi. Da gibt’s nichts, was mich in Versuchung führt.«

Ich bin mit den Türangeln fertig und nehme den Bohrer von meinem Werkzeuggürtel. Ich zeige damit auf Floyd, schaue ihm in die Augen. »Moment mal …« Ich verstumme, mache eine dramatische Pause und fahre dann fort: »Was wäre, wenn ich auf silberhaarige Seniorinnen stünde?«

Er reißt die Augen auf, und seine Stimme klingt belegt und unsicher. »Ist es denn so?«

»Na logisch. Ich kenne da keine Beschränkungen.« Ich kann nicht widerstehen, ihn auf die Schippe zu nehmen. In bester Aufschneidermanier würge ich ihm den nächsten Spruch rein. »Ich sag’s dir, ältere Frauen sind verrückt nach mir. Und ich nach ihnen. Ich kriege mich gar nicht mehr ein, wenn mir ein scharfes Modell von anno dazumal über den Weg läuft.«

»Na, dann ist es ja nur gut, dass keine ältere Lady deine Telefonate managt, sonst wärst du komplett gefickt.«

»Nettes Wortspielchen.« Ich packe den Bohrer weg, lege die Schranktür auf den Küchentresen und senke die Stimme. »Aber weißt du, Floyd, es gibt noch eine andere Option«, sage ich, nun meinerseits an der Reihe, eine meiner Weisheiten zu verkünden.

»Yeah?« Er sabbert förmlich vor Vorfreude, weil er glaubt, gleich einen Tipp für Sex bei der Arbeit zu bekommen.

Ich richte mich zu voller Größe auf. Ich bin eins neunzig, überrage ihn um Haupteslänge. »Du könntest, zum Beispiel« – ich rede ganz ruhig und beiläufig – »deinen Schwanz bei der Arbeit in der Hose lassen.«

Es wird still im Penthouse. Floyd kratzt sich am Kopf. Er runzelt die Stirn und sagt: »Häh?«

Offenbar klingt mein Rat in seinen Ohren so fremd, dass ich ihn ebenso gut auf Türkisch hätte sagen können. »Wie auch immer, du kannst abhauen, Floyd. Ich muss diesen Job für Lila rechtzeitig fertig kriegen, und sie ist weder scharf auf dein Würstchen noch auf den Unsinn, den du von dir gibst.«

Ich klopfe ihm auf den Rücken, danke ihm für die verspätete Lieferung der Türangeln und schicke ihn los.

Als ich einige Stunden später mein Tagewerk erledigt habe, kehrt Lila in Leggings und Sneakers von ihrer Fitness-Session zurück. Ich zeige ihr, was ich am Nachmittag in der umgebauten Küche getan habe und was am nächsten Tag ansteht, wenn ich mit dem Auftrag in die Zielgerade einbiege.

»Es fügt sich alles so hübsch zusammen«, sagt sie auf ihre niedlich kecke Art. »Sie leisten fantastische Arbeit. Ich bin froh, dass Natalie den Auftrag in Ihrem Terminkalender unterbekommen hat. Der war ja ziemlich voll, aber Sie wurden mir wärmstens empfohlen, und ich wollte den besten Mann für mein Penthouse.«

Ich nicke und bedanke mich. »Natalie ist eine Zauberin, wenn es um Terminplanung geht. Wenn es sein muss, kriegt sie jeden Auftrag unter.«

»Gut, denn ich könnte ein weiteres Projekt für Sie haben. Wenn Craig nachher von der Vorstandssitzung nach Hause kommt, werde ich mit ihm reden, und danach können wir etwas vereinbaren.«

»Klingt nach einem Plan. Wir sehen uns morgen, wenn ich die Wandschränke zu Ende einbaue.«

Kurz darauf bin ich zurück in unserem Büro in den West 50s, um mein Werkzeug und die Baumaterialien abzustellen, und werde von niemand Geringerem als der Königin meines Terminkalenders begrüßt, auch bekannt als die Frau, die aus mir einen anderen Menschen machen wird.

»Hey, Wyatt«, ruft sie hinter ihrem Schreibtisch, als ich hereinmarschiere.

Beinahe will ich Floyd anrufen und ihm sagen, dass es ganz leicht ist, meinen Ratschlag zu befolgen. Es gelingt mir jeden Tag. Welch Wunder. Besonders angesichts der Tatsache, dass ich eine blitzgescheite wunderschöne Assistentin habe, die großartig in ihrem Job ist und ein Lächeln hat, das mich jedes Mal dahinschmelzen lässt. Nennt mich ruhig altmodisch. Ich stehe nun mal auf Frauen mit einem schönen Lächeln, und mit ihren hellblauen Augen und ihrer cheerleaderblonden Mähne hat Natalie das schönste Lächeln von allen. Sie ist das perfekte, typisch amerikanische Mädchen, wie ein Apfelkuchen, und ich will sie am liebsten auffressen.

Ich meine, eigentlich will ich es nicht.

Oder doch? Fuck.

Nein, ich will meine Assistentin nicht auffressen. Oder sie vögeln. Oder sie über den Schreibtisch beugen.

Seht ihr? Ich beherzige meinen eigenen Rat. Mein Schwanz bleibt schön in der Hose.

Außerdem ist Natalie eine großartige Hilfe, und es ist schlicht falsch, in anzüglicher Weise an sie zu denken. Und gefährlich ist es obendrein. Als ich das letzte Mal mit einer Angestellten rumgemacht habe, wäre meine Firma beinahe den Bach runtergegangen. Die Geschichte lehrte mich eine Lektion, die ich schon früher hätte lernen sollen – Arbeit und Vergnügen muss man auseinanderhalten. Man bekommt einen hammerstarken Cocktail mit bitterem Nachgeschmack. Es bedeutet, dass ich, obwohl Natalie das hübscheste Gesicht hat, das ich seit Langem gesehen habe, und obendrein ein großes Herz und eine absolut niedliche Art, die Finger von ihr lassen werde – auch wenn ich anfangs dachte, dass sie etwas von mir will.

Ich bleibe also ganz cool, als sie mir ihr strahlendes Lächeln zuwirft und fragt: »Wie läuft der Mayweather-Job?«

Ich deute auf meinen Oberkörper bis hinab zu Beinen, dann schnüffle ich effektvoll in der Luft. »Großartig, aber hast du irgendwas da, um den komischen Gestank an mir wegzukriegen?«

Sie deutet auf das Wandregal und erwidert: »Ganz oben links. Ich habe letzte Woche ein Anti-Arschloch-Spray besorgt. Man muss sich aber ein paar kräftige Sprühstöße verabreichen, damit es wirkt. Also sei nicht sparsam, okay?«

Ich nicke dankbar und tue so, als nähme ich mir eine Spraydose und würde mich damit einsprühen. »So, schon besser.«

Ich schnappe mir den abgewetzten senffarbenen Stuhl, der vor ihrem Schreibtisch steht, und lasse mich darauf fallen. Kunden kommen hier nicht rein; das Büro ist nur für uns, deshalb knausern wir am Mobiliar.

Sie dreht den Kuli in der Hand. »Wer hat die Kontamination diesmal verursacht? Floyd? Oder hast du mal wieder den schmierigen Elektriker, Kevin, in den Würgegriff genommen?«

»Der schmierige Kevin brauchte den Würgegriff. Stimmt’s – oder habe ich recht?«

Sie nickt. »Du hast völlig recht. Ich könnte dir nicht mehr beipflichten, als ich es bereits tue.«

»Der Würgegriff war zu hundert Prozent berechtigt«, füge ich hinzu, denn Kevin hat Natalie übel angebaggert, als er vor einigen Wochen hier war. Die Sache ist – Natalie könnte ihn blitzschnell eigenhändig umhauen, kein Problem. Aber Kevins lüsterne Blicke und anzügliche Bemerkungen haben mir ganz und gar nicht gefallen. Ich würde das Gleiche tun, wenn irgendein Kerl meine kleine Schwester Josie in der Bäckerei, in der sie arbeitet, blöd anmacht. Deshalb habe ich Kevin in Mister-Spock-Manier eine Hand auf die Schulter gelegt und ihn kurzerhand aus dem Büro befördert. Niemand, und ich meine wirklich niemand, kommt meiner Angestellten dumm.

»Heute war es Floyd«, sage ich und erzähle ihr die entschärfte Version der Geschichte – die über Floyds Kundinnen-Eroberungen, aber ohne seine Bemerkungen über Sex mit Assistentinnen. Das muss jetzt nicht zwischen Natalie und mir im Raum stehen. Ich darf ihr diesen verbotenen Gedanken nicht in den Kopf setzen.

Diesen riskanten, gefährlichen, versauten und absolut verlockenden Gedanken. Mein Blick wandert kurz durch das Büro, und ich katalogisiere alle möglichen Stellen, wo wir es miteinander treiben könnten. Auf dem Schreibtisch, auf dem Stuhl, am Boden …

Augenblicklich herrscht in meinem Kopf ein Remmidemmi aus unangemessenen Bildern. Genau das wollte ich vermeiden. Es ist, als wären geile Aliens in meinen Schädel eingefallen.

Aber ich bin nicht Floyd. Ich bin klüger, deshalb stelle ich mir einen Schraubstock vor, zwinge die Bilder und die kleinen geilen Aliens hinein und quetsche sie mir aus dem Kopf.

»Und dann habe ich ihn aus Lilas Wohnung geführt und Tschüss gesagt«, beende ich die Geschichte und fahre mir mit der Hand durch mein dunkelbraunes Haar. »Hat ewig gedauert, bis er endlich weg war.«

»Hmm«, macht sie.

»Hmm, das ist toll – oder hmm, warum hast du einen unserer vier Zulieferer kalt abserviert?«

»Hmm wie: Deine Geschichte war recht anschaulich. Sie bringt mich auf etwas, was ich schon lange tun möchte.«

»Und das wäre?«

Ihre Augen blitzen. Sie sind eine Spur heller als meine dunkelblauen. »Möchtest du, dass ich uns einen neuen Türangel-Lieferanten suche?«

Die Idee ist besser als perfekt. Ich schlage freudig auf die Tischkante. »Ja. Und fürs Protokoll: Du bist brillant und wunder…« Ich schneide die letzte Silbe ab, sodass das Wort wie ein tiefer Basston klingt.

Notiz an mich selbst: Nenne Natalie nicht wunderschön, wenn du andere Kerle aus dem Büro wirfst, nur weil sie sie ein bisschen angebaggert haben.

Sie beobachtet mich, wartet, dass ich den Satz beende, und irgendwie biege ich das letzte Wort zu einem neuen Kompliment um, als ich sage: »Brillant und wunderbar einfallsreich.«

Einfallsreich? Im Ernst jetzt? Was soll das denn? Hoffentlich geht sie nicht darauf ein.

Sie geht darauf ein.

»Einfallsreich?«, fragt sie skeptisch. »Ich bin einfallsreich?«

Ich nicke. »Natürlich. Dein Hirn ist voller guter Ideen. Es ist einfach so. Anders lässt sich deine Arbeit bei mir nicht beschreiben«, sage ich schnell, damit sie gar nicht erst auf andere Interpretationsmöglichkeiten kommt.

Sie strafft den Rücken. »Wenn du meinst, Hammer. Und dieses einfallsreiche Hirn war dir heute zwei Schritte voraus. Ich habe schon einen neuen Lieferbetrieb gefunden. Ich habe herumtelefoniert und mit einigen unserer Kollegen gesprochen und ein paar Empfehlungen eingeholt. Wir haben jetzt einen neuen Burschen, der uns mit Türangeln beliefert.«

Ich lächle breit. »Verdammt. Du bist mir nicht zwei, sondern drei Schritte voraus.«

»Das sollte eine gute Assistentin auch sein.«

»Du bist nicht gut, du bist großartig. Was meinst du, sollen wir feiern, dass du jetzt sechs Monate bei WH Carpentry & Construction bist und die Firma seither besser dasteht als je zuvor?«

WH steht für meinen Namen, Wyatt Hammer.

Aber WH könnte auch für etwas anderes stehen. Ihr werdet sehen, keine Sorge. Der ganze Oreo, wisst ihr noch? Ihr kriegt ihn von mir, versprochen.

2. Kapitel

Sie entscheidet sich für das superscharfe vegetarische Bibimbap in einem koreanischen Restaurant an der Ninth Avenue, nicht weit vom Büro.

»Bibimbap«, sagt sie, als würde sie das Wort abwägen. »Ist lustig auszusprechen. Irgendwie klingt es wie etwas, was eine gute Fee in einem Disneyfilm sagen würde. Andererseits schmeckt Bibimbap so gar nicht nach Disney.«

»Und auch nicht nach guter Fee«, füge ich hinzu und strecke meinen Hals in alle Richtungen, um die Verspannungen von der Arbeit loszuwerden. Acht Stunden auf den Beinen, schrauben, hämmern, bohren. Mann, nach einem Tag wie diesem könnte ich wahrlich eine Massage vertragen.

Sie bedenkt mich mit einem seltsamen Blick. »Weiß du denn, wie eine gute Fee schmeckt?«

Mir wird klar, worauf sie anspielt, und ich spiele mit. »Sicher. So, wie wenn alle Träume wahr werden.«

»Willst du mir sagen, du bist schon mal mit einer Fee ausgegangen?«

»Kann schon sein.«

»Dann bin ich schon mal mit einem Dschinn ausgegangen«, versucht sie mich auszustechen, gerade als die Bedienung erscheint. Natalie sagt ihr, was sie möchte, und ich bestelle ein Bibimbap mit Rindfleisch, ebenfalls höllisch scharf, dazu eine Vorspeise und zwei Biere.

Wir sind hier, weil Natalie scharfes Essen mag. Je schärfer, desto besser. Im Laufe der letzten sechs Monate hat sie mich einige Male zum Scharf-Essen herausgefordert. Glücklicherweise kam ich mit feuerfesten Geschmacksknospen und einem eisernen Willen zur Welt, deshalb gewinne ich meistens, aber die Frau ist trotzdem unglaublich. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so locker wie sie eine Habanero-Schote auffuttert.

Ich werde nicht lügen. Es hat mich ganz schön angemacht zu beobachten, wie sie einen mit diesen Dingern belegten Burger verputzte, als wir vor einigen Wochen nach der Arbeit essen waren. Frauen, die auf scharfe Sachen stehen, haben einfach etwas an sich.

Das heißt, es hätte mich angemacht, wenn ich damals in diese Richtung gedacht hätte. Habe ich aber nicht, also hat es mich nicht angemacht.

Akte geschlossen.

Kurz darauf kehrt die Bedienung mit unseren Bieren zurück, und ich hebe mein Glas für einen Trinkspruch. »Auf die Magie, die du seit sechs Monaten in der Firma verbreitest. Du bist zauberhafter als jede gute Fee.«

»Auf sechs Monate in einer Festanstellung«, scherzt sie. »Hoffentlich werden es noch einige mehr.« Ehe ich sie einstellte, jobbte Natalie hier und dort herum. Sie brauchte dringend etwas Festes und machte keinen Hehl daraus. Genau genommen unterstreicht unsere erste Begegnung – als sie sich während ihrer Jobsuche eines Abends an mich wandte – meinen Punkt über Kerle, die sich einbilden, bestimmte Frauen seien scharf auf sie.

Denn wir haben keine Ahnung, ob sie es wirklich sind. Weil wir vor allem mit uns selbst beschäftigt sind, sind wir blind für das, was Frauen wirklich wollen. Frauen sind grundsätzlich die kompliziertesten Wesen der Schöpfung und ungefähr zwanzigtausend Mal komplexer als die besten Hochleistungscomputer der Welt.

Als letzten Herbst mein Freund Spencer Natalies Schwester Charlotte ehelichte, kam Natalie während der Hochzeitsfeier mit einem entschlossenen Blick zu mir herüber, und ich sagte zu meinem Zwillingsbruder Nick: »Die Kleine will mich.«

Falsch. Falscher geht’s nicht.

Wie sich herausstellte, wollte sie aus einem ganz anderen Grund mit mir reden. Am Vorabend hatten wir uns zum ersten Mal miteinander unterhalten, und ich hatte ihr von den Problemen meiner Firma erzählt – das Hauptproblem war meine völlige Desorganisation –, worauf sie einen Plan entwickelt hatte, wie sich die Arbeitsvorgänge verbessern ließen; so könne die Firma expandieren und größere Aufträge an Land ziehen. Sie legte mir ihre Pläne bei einer Billardpartie im Hotel dar, in dem die Hochzeitsfeier stattfand. Ihre Vorschläge waren wohldurchdacht und genau das, was die Firma brauchte, wie mir bald darauf klar wurde.

Zwei Wochen später stellte ich sie ein.

Nun, nach einem halben Jahr zusammen, kann ich mir WH Carpentry & Construction nicht mehr ohne Natalie vorstellen. Ihr überragendes Organisationstalent erlaubt es mir, mich auf das zu konzentrieren, was ich am besten kann: bauen, erschaffen, mit meinen Händen arbeiten.

Sie stupst mich mit dem Ellbogen am Arm an. »Erinnerst du dich an meinen ersten Tag im Büro? Du bist zu einem Auftrag gegangen, der bereits seit einem Jahr erledigt war.«

Ich stöhne auf. »Erinnere mich nicht.«

Sie schüttelt amüsiert den Kopf. »Aber ich habe dich gerettet! Kurz bevor du im Apartment des Kunden eingetroffen bist, habe ich dich mit einem kurzen Anruf davor bewahrt, reinzugehen und einen Kostenvoranschlag für eine Küche zu machen, die du längst umgebaut hattest.«

Ich nicke betreten. »Jepp. So war es. Mit Werkzeugen kann ich gut umgehen, mit meinem Terminkalender weniger.«

»Aber jetzt läuft es auch in dem Bereich«, sagt sie und strahlt mich an. Ich muss wegschauen. Ich kann nicht lange auf ihr Lächeln blicken. Wahrscheinlich würde es mich hypnotisieren, und dann würde ich nur noch nach ihrer Pfeife tanzen.

»Stimmt. Die Geschäfte laufen besser denn je«, erwidere ich. »Allmählich können wir ans Expandieren denken, wie du am Anfang gesagt hast. Ein paar Leute in Festanstellung dazuholen, damit wir nicht für jeden Job irgendwelche Hilfsarbeiter brauchen.«

»Genau. Mit den Aufträgen, die im Sommer anstehen, können wir Leute einstellen und ihnen die Krankenkasse und andere Zusatzleistungen zahlen.« Sie rattert die von ihr angenommenen Aufträge herunter, darunter auch einige hochpreisige Küchenumgestaltungen. Da wir hier in Manhattan sind, können diese Jobs sechsstellige oder noch höhere Beträge bringen.

»Sag mal, das will ich dich schon lange fragen. Wie schaffst du es, so organisiert zu sein? Hast du Aktenordner im Hirn? Gib’s zu. Du hast da oben eine eingebaute Container-Store-Filiale«, sage ich und tippe ihr an die Birne.

Sie tut so, als würde sie hecheln, lässt die Zunge aus dem Mund hängen wie ein Hund im Hochsommer. »Jetzt bin ich aber geplättet. The Container Store ist mein absoluter Lieblingsort im gesamten Universum. Dort könnte ich wohnen.«

»Dann ist das also die Antwort«, sage ich, als die Bedienung mit unserer Vorspeise heranrauscht. Es handelt sich um Feuerhähnchen, die sich förmlich im Rauch kringeln. Sie werden mir die Magenwände ausschaben. Ausgezeichnet. »Weil du so auf den Laden stehst, wurdest du so ein Organisationstalent?«

Natalie strafft die Schultern. »Habe ich dir erzählt, dass meine Kleider nach Farben sortiert im Schrank hängen? Dass ich meine Bücher alphabetisch eingeordnet und keinen einzigen Schultag verpasst habe?«

»Und deine Höschen sortierst du dann wahrscheinlich …« Ich trete auf die Bremse beim Unterwäschethema. Scheiße. Wo ist der verdammte Filter in meinem Hirn? Ich schwöre, Floyd hat heute in meinem Kopf herumgepfuscht. Vielleicht waren seine Türangeln locker.

»… auch nach Farben«, beendet sie für mich den Satz und lacht, als wüsste sie, dass ich verbotenes Terrain betreten habe.

Und doch mache ich munter weiter. »Und deine Lieblingshöschenfarbe ist …?«

Sie zieht eine Augenbraue hoch, hebt einen Mundwinkel, setzt das perfekte Süßes-Mädchen-Gesicht auf, und mein Blut gerät augenblicklich in Wallung.

Verdammte Schwänze. Manchmal finde ich es unfair, dass wir uns den ganzen lieben langen Tag mit diesen Fuckern herumschlagen müssen. Und glaubt mir, es ist eine epische Schlacht. Mann gegen Ständer.

Meistens verliert Mann.

Schwänze sind zu mächtig.

Eine Antwort purzelt ihr von den glänzenden rosa Lippen. Natalie trägt funkelnden pinken Gloss. Keinen Lippenstift. Ja, ich weiß, was Gloss ist. Ich habe jede Menge Frauen geküsst und bin kein Neandertaler, der nicht den Unterschied zwischen Gloss und Lippenstift kennt. Ersterer ist glatt und schmeckt köstlich an den Lippen einer Frau, und der zweite ist dicker und schmeckt ebenfalls köstlich, wie ich finde.

»Weiß«, antwortet sie, und die Situation südlich meiner Gürtellinie intensiviert sich.

Ich nehme meine Gabel und stoße sie in ein Feuerhähnchen. Vielleicht hilft es gegen den Ständer in meiner Hose. »Jetzt weiß ich, woher du dein Talent hast. Vom Höschensortieren.«

»Pink ist auch sehr angesagt bei mir.«

Jetzt reden wir von stählerner Härte. Miss America in rosa Höschen ist mehr oder weniger ein Rezept für einen Viagra-Ständer – dauerhart.

»Pink. Weiß. Solange sie richtig sortiert sind, ist alles in Ordnung.« Sie deutet auf die Hühnchenschenkel. »Zeit, uns das Hirn wegzublasen.«

Wir schieben uns die Teile rein, und es ist, als würde man sich ein brennendes Streichholz in den Rachen halten, dann löschen wir die Flammen mit Bier und machen uns an den Hauptgang.

Als ich aufgegessen habe, summt mein Handy zwei Mal.

Natalie deutet in Richtung meiner Tasche. »Eine Arbeits-SMS«, sagt sie schnell und erinnert mich daran, dass sie mein Handy auf zwei Summtöne eingestellt hat, wenn Nachrichten an die Büronummer auf mein privates Telefon umgeleitet werden.

Während Natalie sich mit ihrem eigenen Handy beschäftigt, ziehe ich meins heraus und öffne eine SMS von Lila Mayweather.

Mein Mann hat Ja gesagt! Kann es kaum erwarten, das neue Projekt mit Ihnen zu besprechen. Möchte möglichst bald anfangen! Können Sie Natalie mitbringen, wenn Sie morgen kommen?

Ich lächle. Irgendwie macht es mich stolz, dass meine Kundinnen Natalie so mögen. Ich will ihr die SMS zeigen, doch sie ist noch mit ihrem eigenen Handy zugange, schreibt etwas. Ich frage mich, an wen die SMS ist. Ich bin versucht hinüberzulinsen, aber halte mich zurück. Als sie fertig ist und das Telefon weglegt, erkenne ich aber kurz ein Wort auf dem Display – Folter.

Interessant. Aber ich habe keine Lust, heute Abend Sherlock zu spielen, und zeige ihr stattdessen Lilas SMS. »Du bist ziemlich gefragt.«

Sie strahlt. »Ich frage mich, worum es geht. Hast du eine Idee?«

Ich schüttele den Kopf. »Keine Ahnung. Morgen werden wir es erfahren. Kriegen wir den Auftrag noch unter?«

»Denke schon. Bis zum nächsten ist es noch ein bisschen hin.«

»Hmm. Langsam finde ich, dass du eine Gehaltserhöhung verdient hast«, sage ich.

Wieder strahlt sie mich an. »Ich freue mich, dass ich deiner Firma helfen konnte, Wyatt.«

»Ich freue mich auch«, entgegne ich, denn Natalie ist nicht nur bildschön und extrem sexy, sondern schlicht und einfach die beste Assistentin, die ich mir wünschen kann.

Sie legt ihre Serviette beiseite, schaut auf die Uhr und lächelt traurig. »Ich muss zum Training. Heute ist der einzige Abend, an dem ich es ins Dojo schaffe.«

»Na, dann ab mit dir«, sage ich, und als sie losdüst, frage ich mich, ob sie wirklich zum Training geht oder ob ihr irgendein Kerl eine SMS geschickt hat, als sie mit ihrem Handy beschäftigt war. Vielleicht war die Folter das Abendessen mit mir? Quatsch. Ich bin paranoid. Außerdem geht es mich nichts an, was sie nach der Arbeit treibt.

Genau deshalb denke ich nicht an sie, als ich in mein Apartment zurückkehre. Oder als ich mich unter die Dusche stelle. Oder als ich ins Bett falle und in einem Artikel mit interessanten Fakten über Tiere blättere und unter anderem erfahre, dass Delfine nie in einen Tiefschlaf fallen. Ihr Hirn ist zu aktiv.

Das ist einer meiner vielen Vorteile: Ich kann mein Hirn abschalten.

Frauen sind kompliziert, aber die Situation mit Natalie ist ganz einfach. Ich lasse die Finger von ihr.

Und ich schwöre, die Sache wird kein bisschen komplizierter, als Lila uns am nächsten Morgen ihren Plan präsentiert.

3. Kapitel

Lila Mayweather serviert uns Kaffee in feinen Porzellantassen, die mit einem Rosenmuster verziert sind. Fürs Protokoll: Ich bin nicht der Typ, der auf feine Porzellantassen steht. Aber wenn man in Rom ist …

Lila sitzt im Tennisrock auf einem hochlehnigen Stuhl im Speisezimmer, ihr langes, frisch gebürstetes Haar ist zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Alles an ihr ist makellos, bis hin zu dem Umstand, dass sie uns Kaffeesahne aus einem edlen Miniatur-Kännchen anbietet und auf eine winzige Zinnzange für die Zuckerwürfel deutet.

»Nein, danke, alles gut«, sage ich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Kaffee aus etwas anderem als einem Pappbecher oder einer Tasse mit abgebrochenem Henkel getrunken habe.

Aber Lilas Penthouse hat große Klasse, und der Umbau ihrer Küche ist einer der verlockendsten Aufträge, den ich je erfüllt habe. Sehr geschmackvoll alles. Ich habe das Gefühl, der Job wird uns eine Menge Türen öffnen. Sie und Natalie haben sich von Anfang an prima verstanden, und im Moment sprechen sie über Natalies Kampfsportkünste.

Lila legt Natalie, die eine kurzärmelige weiße Bluse trägt, eine Hand auf den nackten Arm. »Ich würde ja gerne mal bei Ihnen mitmachen. Ich mag es, neue Sportarten auszuprobieren.«

»Ich verspreche, ich werde Sie zum Schwitzen bringen«, sagt Natalie ausgelassen und schlägt die Beine übereinander.

Mich kannst du auch gern zum Schwitzen bringen.

Was zum Henker war das denn? Die geilen Aliens sind zurück und übernehmen wieder die Kontrolle über mein Hirn.

»Ich will schon lange Selbstverteidigung lernen. Wie lange unterrichten Sie schon Karate?«

Natalie war Karate-Champion auf der Highschool. Wenn das nicht geil ist! Nicht der Teil mit der Highschool – der Karate-Teil. Aber wenn ich zu lange darüber nachdenke, dass Natalie kämpfen kann, werde ich den ganzen Tag mit einer riesigen Beule in der Hose herumlaufen.

Also denke ich lieber an Zuckerwürfel. Und an Rosenblüten auf Porzellantassen. Denn ich bin nicht Floyd.

Lila und Natalie unterhalten sich, und ich spüle den Kaffee hinunter, denn ob aus einer Porzellantasse oder aus einem Pappbecher, Kaffee geht bei mir immer – morgens, mittags und abends. Lila stellt ihre Tasse ab, legt die Hände in den Schoß und sagt: »Der Grund, warum ich Sie beide hergebeten habe, ist ein aufregendes neues Projekt. Craig investiert in eine Immobilie, ein wunderschönes neues Apartmentgebäude, und er lässt mir freie Hand, das Penthouse zu gestalten.« Die Frau strahlt wie ein Tausendwattscheinwerfer. »Da ist mir natürlich sofort WH Carpentry & Construction eingefallen, und ich würde Sie gerne die Küche übernehmen lassen. Ich finde es fantastisch, was Sie hier gemacht haben, Wyatt, und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, jemand anderen Hand bei mir anlegen zu lassen.«

Ich kann unmöglich mein Grinsen verbergen, nicht nur wegen der unerwarteten Zweideutigkeit, sondern vor allem, weil der Auftrag unsere neuen Leute finanzieren wird. Das wird ein Selbstläufer. Mir ist allerdings nicht ganz klar, warum sie uns zum Kaffeetrinken eingeladen hat, um mir einen neuen Auftrag anzubieten. Natürlich bin ich interessiert. Ich liebe meine Arbeit. Ich liebe zufriedene Kunden.

»Klingt großartig«, sage ich.

»Wo ist denn dieses hübsche neue Penthouse?«, fragt Natalie.

»Es liegt im zweiundzwanzigsten Stock. Es ist wirklich wunderschön, hat eine herrliche Aussicht.«

»Klingt toll. Wann soll es für uns losgehen?«

»Ich dachte, zuerst zeige ich es Ihnen, damit Sie wissen, worum es geht«, sagt Lila.

Ich nicke. »Sicher. Sollen wir es uns jetzt ansehen?«

Sie lacht leise und schüttelt den Kopf. »Ach, tut mir leid. Das habe ich Ihnen noch gar nicht erzählt. Sie werden meinen Privatjet nehmen müssen, um dorthin zu gelangen.«

Ich schlucke trocken und schaue Natalie an. Sie blinzelt. Unausgesprochene Wörter wechseln zwischen uns hin und her. Ich bin sicher, es sind allesamt Variationen von Heilige Scheiße.

Man muss zu mir nur »Privatjet« sagen, und ich entgegne automatisch: »Wann heben wir ab?« Und so frage ich mit einem glücklichen Schulterzucken: »Wann heben wir ab?«

»Wäre Ende der Woche zu früh? Das Gebäude liegt am Strip, in der Nähe vom Bellagio.« Sie fasst sich an den Hals. Der eigroße Diamantklunker an ihrem Finger blendet mich beinahe, während sie etwas reumütig sagt: »Oh, mein Gott. Ich hätte fragen sollen. Wären Sie bereit, in Las Vegas zu arbeiten? Dafür, dass Sie in einer anderen Stadt arbeiten und dort die nötigen Helfer suchen müssen, zahle ich Ihnen zwanzig Prozent mehr als für den New Yorker Auftrag.«

Ich glaube, diese Frau könnte eine gute Fee sein.

»Ich würde es mir gern mal ansehen, Lila«, sagte ich. »Wir finden bestimmt eine Lösung, die uns allen zupasskommt.«

Lila wirft mir ein Lächeln zu, dann wendet sie sich an Natalie. »Deshalb dachte ich ja an Sie beide. Ich weiß, wie wichtig Natalie für die Umsetzung des Ganzen sein wird«, sagt sie und weist in Richtung Küche. »Es schien mir am sinnvollsten zu sein, wenn Sie zusammen hinfliegen.«

Das vorletzte Wort hallt nach.

Zusammen. Zusammen. Zusammen.

Erst sagt niemand etwas, das Schweigen zieht sich in die Länge. Es wird schwerer und schwerer.

Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass ich mit Natalie schon ein paarmal essen gegangen bin. Warum dann nicht auch eine kleine gemeinsame Reise?

Ich räuspere mich und schaue Natalie in die Augen. Ich schwöre, sie ist aufgeregt, zumindest deutet ihr Blick darauf hin. »Natalie, wäre das okay für dich? Kannst du das mit deinem Karate-Unterricht vereinbaren?«

Sie nickt schnell. »Ja. Und sobald wir den Umfang des Auftrags kennen, werde ich zusehen, wie wir ihn terminlich unterbringen.«

Lila hüpft beinahe auf ihrem Stuhl auf und ab. »Wunderbar. Ich kann Ihnen eine Suite im Bellagio besorgen. Wäre Ihnen die Unterkunft recht?«

Sie meint es ernst. Das ist der unglaublichste Teil ihres Angebots. Dass sie denkt, dass Bellagio könnte uns nicht recht sein. »Ja, ich glaube, es wäre völlig in Ordnung«, sage ich in ernstem Tonfall. »Natalie, wärest du auch mit dem Bellagio einverstanden?«

»In Anbetracht der Tatsache, dass ich normalerweise eher auf Motel-6-Niveau logiere, wäre das Bellagio eine Option, bei der ich vor Freude ein paar Purzelbäume schlagen würde«, sagt sie zu Lila, die süß lacht.

Ich hätte nichts dagegen, Natalie ein paar Purzelbäume schlagen zu sehen, am besten im Minirock, ohne Höschen.

»Nehmen Sie ein gemeinsames Zimmer oder zwei getrennte?«, fragt Lila und blickt zwischen uns hin und her.

Und es ist beinahe, als ob wir zwei Welpen wären, die übereinanderpurzeln und versuchen als Erster mit fester Stimme getrennt zu verkünden. Und damit keine Verwirrung entsteht, wiederholen wir es beide: »Getrennt.«

Wir unterhalten uns noch ein bisschen, und als Lila sich entschuldigt, um einige Telefonate zu führen, meldet Natalies Handy den Eingang einer SMS. Während sie sie liest, verdüstert sich ihre Miene. »Mist. Hector schafft es heute nicht. Er schreibt, er hätte letzte Nacht nicht genug Schlaf bekommen.«

Hector ist der Typ, der mir heute mit den Wandschränken hätte helfen sollen.

»Fuuuuuuuuuuck«, sage ich, als bestünde das Wort aus zehn Silben. Ich stoße einen Seufzer aus. »Deshalb brauchen wir Festangestellte.«

Sie nickt. »Wir brauchen verlässliches Personal. Er schreibt aber, morgen kann er kommen.«

Ich schüttele den Kopf. »Das reicht nicht. Außerdem, was, wenn er wieder nicht genug Schönheitsschlaf bekommt?«

Sie legt mir ihre Hand auf den Unterarm. »Ich telefoniere mal ein bisschen herum. Irgendjemand wird sich schon finden, der für Hector einspringt.«

Einen Auftrag pünktlich abzuschließen war mir immer wichtig, und ich werde Lila nicht hängen lassen. »Keine Sorge. Ich kriege es allein hin. Ich bleibe so lange hier, bis alles fertig ist.«

Natalie zeigt mit dem Finger auf mich. »Das lässt du schön bleiben. Zu lange zu arbeiten ist gefährlich. Ich werde dir helfen.«

Ich schaue sie schief an. »Das weiß ich zu schätzen, aber Hector sollte nicht wegen Schreibarbeiten oder so herkommen. Er arbeitet mit Bohrern und Kreissägen.«

Sie hebt eine Augenbraue und klopft sich an die Brust. »Moment mal. Nach sechs gemeinsamen Monaten glaubst du, ich könnte nicht mit einer Kreissäge umgehen? Oder einen Nagel einhämmern?«

»Ich weiß, dass du einen Nagel einschlagen kannst und eine …«

Sie fällt mir ins Wort und hebt drei Finger. »Ich kann einen tropfenden Wasserhahn reparieren.« Zwei Finger. »Ich kann mit bloßen Händen einen erwachsenen Mann umhauen.« Letzter Finger. »Und ich kann nicht nur Habanero-Schoten essen, sondern bin wie geschaffen zum Nageln.«

Mir fällt die Kinnlade herunter. Ich kann nicht antworten, kriege keinen Ton heraus. Ich glaube, die Zweideutigkeit ihrer Bemerkung ist ihr völlig entgangen, weil sie hoch konzentriert an meiner Taille herumfummelt – und fuck, dagegen habe ich so rein gar nichts einzuwenden. Falls sie ihre Hände noch ein kleines Stückchen tiefer schöbe, würden all meine Fantasien wahr werden.

Stimmt, ich fantasiere davon, sie hart durchzuvögeln. Als ob das eine Überraschung wäre!

Sie nimmt mir den Werkzeuggürtel ab, schnallt ihn sich um und sieht damit geiler denn je aus.

Jeans. Weiße Bluse. Mein abgewetzter lederner Werkzeuggürtel tief an ihren Hüften.

Für den Rest des Tages werde ich an ihrer Seite arbeiten.

Bitte, bitte, bitte, lass die geilen Aliens heute im Kopf eines anderen Mannes einfallen.

***

Versuchung, dein Name ist Natalie.

»Wo hast du gelernt, so geschickt mit Werkzeugen zu spielen?«, frage ich, während wir Seite an Seite arbeiten.

Sie verdreht die Augen und streckt die Zunge aus. Es hat nicht die beabsichtigte Wirkung. Sie sieht süß aus. So wie wenn Mädchen die Hose herunterlassen, um einem als Beleidigung den blanken Hintern zu zeigen. Es ist keine Beleidigung. Es ist toll. Nicht dass irgendein Mädchen so etwas bei mir in letzter Zeit getan hätte. Genau genommen zeigte mir in den letzten Jahren niemand den blanken Hintern. Es wäre schön, wenn Natalie diejenige wäre, die meine Pechsträhne beendet.

»Dort, wo du mit Puppen zu spielen gelernt hast«, kontert sie keck.

»Oh, jetzt geht’s ans Eingemachte«, sage ich.

Sie zieht eine Schraube aus dem Werkzeuggürtel und sagt: »Glaubst du, nur weil ich eine Frau bin, wäre ich handwerklich unbegabt?«

»So etwas würde ich mir nie anmaßen zu denken, Schatz«, gebe ich spöttisch zurück und halte inne. Schatz? Normalerweise nenne ich sie nicht so. Aber es passt so gut zu ihr, versteht ihr?

Sie hält die Schraube an das Holz und sagt: »Nur zu deiner Information, ich habe es von meiner Mom gelernt.«

»Deine Mom, die Chirurgin?«

»Yeah. Lustig was? Chirurgen hantieren auch mit Werkzeug herum. Mit Skalpellen, Scheren und auch –« sie hält inne und in ihren Augen liegt ein vergnügtes Blitzen – »mit Bohrern.«

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