Bis wir Wald werden
»Wir sind aus dem Frühling gekommen«, sagt Babulya, und die junge Nanush weiß, dass ihre Urgroßmutter nicht nur von ihnen beiden spricht. Schon immer ist Babulyas Küche der Mittelpunkt aller Geschichten, der Ort, wo das Leben passiert für alle Menschen im Haus. Für Oma Elsa, die weder Hochdeutsch noch Russisch spricht, Felek, die aus Kurdistan geflüchtet ist, Vitali, der sich von seinem Hund beschützen lässt, oder Gregorij, der weiß, wie man Sonnenblumenkerne im Mund schält. Doch Babulya ist alt geworden, einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Babulya verlässt kaum noch ihr Bett, die Hüterin der Erinnerungen ist still geworden, und die Hausgemeinschaft muss sich fragen, was es bedeuten könnte, wenn sie eines Tages nicht mehr da ist ...