

Aus dem Norwegischen von Knut Krüger

Für alle meine Charterfreunde
Kapitel 1
»Wir fahren in den Süden!«, jubelte Kent. »Papa hat eine Reise für drei Personen gewonnen, Ruben. Für dich, mich und ihn!«
Ich bin noch nie im Süden gewesen. Unsere Familie hat eine Ferienhütte. Und wenn man so eine Hütte hat, muss man sich auch drum kümmern. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten wir einen altersschwachen Onkel, den wir ab und zu besuchen und pflegen, damit er gut in Schuss bleibt. Jeden Sommer tun wir das. Und in den meisten anderen Ferien auch.
»Cool!«, sagte ich. »Wie hat er das denn geschafft?«
»Er hat irgendeinen Wettbewerb gewonnen.«
»Schwein gehabt!«
»Nee, mein Papa ist super in solchen Sachen«, meinte Kent.

Ich heiße Ruben und hab vor vielen Sachen Angst. Gerade jetzt hab ich Angst vorm Fliegen. Ich bin noch nie geflogen.
Ich kapier das einfach nicht. Man nimmt eine riesige Metallkiste, stopft sie voll mit Leuten, klebt zwei Flügel dran, und schon – Hokuspokus – soll das Ding fliegen wie ein Vogel.
Riesige Metallkisten können nicht fliegen.
Da könnte man ja auch Flügel an den fetten Sven aus unserer Klasse kleben und ihn die Klippen runterstürzen.

Mit Flugzeugen kann alles Mögliche passieren. Eine Flugreise kann auf mindestens sechs verschiedene Arten enden.
Das Flugzeug landet verkehrt herum.

Das Flugzeug hebt nicht ab.

Das Flugzeug
verfliegt sich.

Irgendwas bleib in den Düsen hängen.

Das Flugzeug explodiert plötzlich.

Das Flugzeug wird vom Blitz getroffen.

Fazit: EIN FLUGZEUG IST EIN RIESIGER SARG MIT FLÜGELN.

Kapitel 2
Leider sind fliegende Särge die einzige Möglichkeit, um in den Süden zu kommen. Also sind Kent, ich und Kents Papa zum Flughafen gefahren und haben uns mit den anderen lebensmüden Touristen in eine Schlange gestellt.
»Kommt, Jungs«, rief Kents Papa, während er sich durch den Mittelgang drängelte und unsere Plätze suchte.
»Schlaft ruhig ein bisschen während des Flugs«, sagte er, als wir auf unsere Plätze plumpsten. Dann setzte er sich auf seinen Platz am Gang und pennte sofort ein. Alle, die vorbeiwollten, stolperten über seine langen Beine.

So blieb er die ganze Zeit liegen. Nur manchmal streckte er den Arm aus und drückte auf einen Knopf, um sich was zu trinken zu bestellen.
»Ich liebe diesen Knopf.« Kent grinste.
»So was müssten wir auch im Klassenzimmer haben …«

Der Knopf ist schon okay, aber gegen Flugangst hilft er auch nicht.
Ich klammerte mich zitternd an meinen Sitz. Kent erinnerte mich ständig daran, wo wir gerade waren. In einer Tour brabbelte er davon, was draußen zu sehen war.