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Drei Gänge für die Liebe

Alte Liebe rostet nicht

Mias Leidenschaft ist das Kochen. Gemeinsam mit ihren vier besten Freundinnen leitet sie das heißeste Restaurant der Stadt. Sie ist die Küchenchefin und kreiert fantastische Gerichte. Nun soll ihre Küche Schauplatz eines Kochduells werden. Ihr Gegner: ausgerechnet der erfolgreiche Fernsehkoch Camden - der größte Fehler ihres Lebens. Sofort ist die Anziehung wieder da, doch Mia will sich auf keinen Fall ein zweites Mal auf Camden einlassen. Und außerdem hat sie einen Kochwettbewerb zu gewinnen. Kann sie Camden widerstehen?

»Kristen Proby ist die erste Wahl, wenn man Lust hat auf eine große Liebesgeschichte, wunderbare Nebencharaktere und Helden, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen.«
Christina Lauren, New York Times-Bestsellerautorin


  • Erscheinungstag: 03.06.2019
  • Aus der Serie: Fusion
  • Bandnummer: 4
  • Seitenanzahl: 304
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745750133
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Dieses Buch ist für Sarah.

Vielen Dank, nicht nur für all die köstlichen Gerichte in den Büchern, sondern auch dafür, dass du so ein wunderbarer Mensch bist.

Prolog

Mia

»Soll das ein Witz sein?« Ich starre meine Ärztin völlig entgeistert an. Soll das ein gottverdammter Witz sein?

»Nein, durchaus nicht«, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln und tätschelt mir das Knie. »Schwangerschaftstests, die ein falsches, also positives Ergebnis anzeigen, sind häufiger, als man denkt.«

»Aber der Sinn und Zweck von Schwangerschaftstests ist doch, dass sie einem Gewissheit geben.«

Meine Hand zittert. Oh mein Gott, was habe ich getan?

»Na ja, der Teststreifen kann nicht eigenständig denken. Und manchmal ist das Ergebnis einfach falsch.«

»Falsch.« Ich schlucke verzweifelt, weil ich Angst habe, mich zu übergeben. »Er hat mich geheiratet«, flüstere ich. »Wir sind seit vier Tagen verheiratet.«

»Sie können doch weiter versuchen, Kinder zu zeugen«, antwortet die Ärztin.

»Sie verstehen das nicht. Er hat mich geheiratet, weil der Schwangerschaftstest positiv war.« Ich schlucke noch einmal und wische mir ungeduldig die Tränen von den Wangen.

»Mia, auf diese Art und Weise kann man keinen Mann halten …«

»Nein.« Ich schüttele den Kopf und funkele sie wütend an. »Ich hab’s auch nicht mit Absicht gemacht. Ich dachte wirklich, ich sei schwanger, und ehe ich mich’s versah, standen wir vor dem Standesbeamten.«

»Ich war auch mal zwanzig.« Die Ärztin tätschelt mir erneut das Knie. Am liebsten würde ich ihr eine knallen. Diese Herablassung nervt. »Junge Leute sind häufig impulsiv. Ich bin sicher, dass die Ehe annulliert werden kann, wenn Sie das möchten.«

Der Rest der Unterhaltung geht mehr oder weniger an mir vorbei. Ich bekomme ein Rezept, sie tätschelt mir noch einmal das Knie, und dann sitze ich in meinem Wagen, starre auf den schlichten Goldring an meinem Finger und fange an zu heulen.

Dieses vermeintliche Baby war der einzige Grund, warum Camden mich geheiratet hat. Er hat mir nie gesagt, dass er mich liebt. Verdammt, wir waren ja nicht einmal ein offizielles Paar. Wir sind als WG-Partner zusammengezogen, und daraus wurde heißer Sex.

Er wollte einfach nur das Richtige tun.

Und jetzt muss ich das Richtige tun, indem ich die Sache in Ordnung bringe.

Niemand weiß, dass wir geheiratet haben. Nicht einmal meine besten Freundinnen.

Und Camden wird frühestens in vier Stunden von seiner Schicht im Pub nach Hause kommen.

Kaum bin ich also wieder in unserer kleinen Wohnung in Seattle, werfe ich blindlings meine Sachen in Koffer und Taschen, und als die voll sind, nehme ich einfach Müllbeutel.

Ich muss weg sein, ehe Camden zurück ist. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen. Ich schaffe es nicht, ihm zu sagen, dass ich zu doof war und vielleicht zu sehr gehofft habe, dass ein heißer und ehrgeiziger Typ wie er tatsächlich mit jemandem wie mir zusammen sein will.

Nachdem ich meine Sachen ins Auto geschleppt habe, schreibe ich ihm eine kurze Nachricht.

Camden,

meine Ärztin hat mir heute versichert, dass der Schwangerschaftstest falsch gelegen hat. Ich bin nicht schwanger. Es bestand daher kein Grund, die Sache zu überstürzen und zu heiraten. Wir sind jetzt frei, jemand anderen zu finden, den wir lieben und mit dem wir unser Leben verbringen wollen.

Alles Gute

Mia

Ich lege den Zettel in die Küche und blicke mich ein letztes Mal in der Wohnung um. Wir haben hier nur drei Monate zusammengelebt, aber es gibt so viele Erinnerungen. An den umwerfenden Sex, ans gemeinsame Essen und all den Spaß, den wir hatten.

Mit Liebe hatte das alles allerdings nichts zu tun, jedenfalls nicht von Camdens Seite aus.

Aber ich finde, trotz all der Fehler, die ich habe, steht auch mir Liebe zu.

1. Kapitel

Mia

»Oh, hallo Camden.« Lächelnd neige ich den Kopf ganz leicht zur Seite. Ich stehe vor dem großen Spiegel zwischen meinem und Addies Schreibtisch in unserem Büro. »Danke. Ich hab sie wachsen lassen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Keine Zeit, zum Friseur zu gehen, wenn man ein erfolgreiches Restaurant führt.«

Seufzend starre ich mein Spiegelbild an. »Nein, nicht prahlen. Das ist alles andere als cool.« Ich kneife die frisch nachgeschminkten Augen zusammen und überlege, was ich sonst sagen könnte. »Was? Du hast mich vermisst? Wie nett. Ich muss zugeben, dass ich in den letzten zehn Jahren so gut wie nie an dich gedacht habe.«

Sofort verziehe ich das Gesicht und verdrehe die Augen. Was für eine faustdicke Lüge.

»Nein. Deine Show habe ich noch nie gesehen.« Ich übe, nur eine Augenbraue hochzuziehen, nicht ganz so bedrohlich wie The Rock, aber auf die elegante Art und Weise, wie andere Frauen es draufhaben, zum Beispiel meine Freundin Addie. Doch leider versage ich kläglich. Beide Augenbrauen schießen hoch und lassen mich einfach nur überrascht aussehen.

»Ach, du bist impotent.« Ich nicke bedächtig, heuchle Mitgefühl. »Das muss ja schrecklich für dich sein.«

»Mit wem zum Teufel redest du?«, will Riley wissen, die gerade ins Büro gestürmt kommt. Sie ist eine meiner besten Freundinnen und Mitbesitzerin unseres Restaurants Seduction.

»Mit niemandem«, seufze ich und raufe mir einmal mehr die Haare. »Ich überlege nur, was ich sagen könnte, wenn ich Camden treffe.«

»Vielleicht solltest du nicht gleich mit dem Thema Schwanz beginnen.« Sie lacht laut auf. »Obwohl, das wäre mal ein ungewöhnlicher Einstieg in einen Small Talk. Davon habe ich noch nie gehört. Also, tu, was immer du für richtig hältst.«

»Es ist zehn Jahre her«, flüstere ich. »Wie konnte es bloß so weit kommen?«

»Warum hast du uns nie von ihm erzählt?«, kontert Riley, und ich drehe mich zu ihr herum.

»Weil er nur ein Typ ist, mit dem ich während meiner Ausbildung zur Köchin kurz liiert war. Es war nichts Ernstes.«

»Du hast ihn geheiratet

Ich zucke mit den Schultern und wende mich von ihr ab. Das Thema behagt mir nicht. »Wie auch immer, wir sind nicht mehr verheiratet. Aber es war klar, dass so etwas eines Tages passiert: Er landet als berühmter Fernsehkoch ausgerechnet hier in meiner Küche. Hasst Gott mich wirklich so sehr?«

»Ich habe Camden gesehen.« Riley lächelt begeistert. »Dieser Meisterkoch ist sehr sexy. So eine Augenweide in deiner Küche ist doch wirklich nicht das Schlechteste.«

Ich schüttele den Kopf. Wenn es nicht ausgerechnet Camden wäre, würde ich ihr ja zustimmen. Aber der Mann ist in den letzten zehn Jahren nur noch heißer geworden.

Wie kann das überhaupt angehen?

»Du weißt, was ich davon halte, meine Küche zu teilen.«

»Das hast du tatsächlich schon häufig genug klargestellt«, erwidert sie lachend. »Aber es ist doch nicht für immer. Wenn wir die Episoden für die Show aufzeichnen, sind wir am Set. Jetzt will Trevor nur, dass ihr gemeinsam überlegt, welche Rezepte ihr verwenden wollt. Und ihr sollt euch einfach ein bisschen kennenlernen.«

»Wenn wir in Konkurrenz zueinander kochen sollen, wieso müssen wir uns denn dann kennenlernen? Reicht doch eigentlich, wenn ich auftauche, ihm eins überbrate und dann Feierabend mache.«

Sie grinst. »Beim Fernsehen läuft nichts spontan, auch dann nicht, wenn es spontan aussieht.«

Ich runzele die Stirn und verschränke die Arme vor der Brust, aber Riley zieht mich einfach an sich. Ich mag es nicht sonderlich gern, wenn man mich berührt, also versteife ich mich, doch sie drückt mich nur noch fester.

»Lass das.«

»Ich hab dich lieb, Mia.«

Verdammt. »Ich hab dich auch lieb.«

»Das Rumgezicke steht dir nicht«, sagt sie, und ich muss grinsen. »Du bist schön, und du bist ein Genie in der Küche.«

»Jetzt willst du dich bei mir einschleimen.«

Sie küsst mich auf die Wange und löst sich von mir. Seufzend reibe ich über die Stelle auf meiner Wange. »Na schön. Ich werde mich zusammenreißen. Aber du weißt: Alles, was ich wollte, war zu kochen. Ich wollte dieses Restaurant mit euch aufmachen und köstliches Essen zubereiten. Ich hab mich nie darum gerissen, Fernsehköchin zu werden.«

»Ich weiß.« Sie nickt. »Und du warst …«

»Schwierig.«

»Einfach großartig.«

Noch einmal versuche ich, eine Augenbraue hochzuziehen, doch es klappt einfach nicht.

»Auch wenn du moserst, machst du trotzdem das, worum wir dich bitten, und das ist weit mehr, als ich erwartet hatte. Ich weiß nicht, wie du dich vor dem Treffen mit Camden fühlst, weil du ja nicht mit uns darüber redest, aber eins kann ich dir sagen: Du siehst toll aus, und dieses blaue Top steht dir fantastisch. Er wird sich an seiner eigenen Zunge verschlucken.«

»Ist mir egal«, lüge ich.

»Schätzchen, du bist eine Frau. Natürlich ist es dir nicht egal.« Sie checkt die Uhrzeit auf ihrem Smartphone. »Er müsste jeden Augenblick hier sein. Wir treffen uns in der Bar.«

»Nicht in der Küche?«

»Nein, die kannst du ihm selbst zeigen. Das ist dein Terrain.«

Während sie vorgeht, werfe ich noch einen letzten Blick in den Spiegel. »Du schaffst das. Er ist nur ein Mann, und du schaffst es.«

Ich nicke halbwegs zuversichtlich, streiche mir über den schwarzen Rock und werfe mir das lockige dunkle Haar zurück über die Schulter, während ich den Schutz des Büros verlasse und hinter Riley her zur Bar marschiere.

Unser Restaurant ist einfach umwerfend. Selbst wenn ich keine Mitinhaberin wäre, würde ich unbedingt hier arbeiten wollen. Erst kürzlich haben wir angebaut und konnten seitdem zwei Dutzend Tische mehr aufstellen. Der graue Holzfußboden glänzt im gedämpften Licht. Die Stühle sind weich gepolstert und einladend, die Nischen gemütlich und umrahmt von schweren Vorhängen, die den Gästen das Gefühl von Intimität vermitteln. Und ohne mich selbst loben zu wollen – das Essen ist natürlich auch hervorragend.

Ich gehe in die Bar und entdecke Camden sofort. Er steht mit dem Rücken zu mir, aber ich würde ihn überall wiedererkennen. Er ist noch ein bisschen muskulöser als früher, die Schultern und Arme hübsch verpackt in einem weißen Oberhemd. Sein Haar hat noch immer den gleichen hellen Braunton, auch wenn es ein wenig länger ist. Früher hat es mich immer in den Fingern gejuckt, es durcheinanderzubringen. Und, um ehrlich zu sein, selbst wenn er sitzt, würde ich seinen Hintern überall wiedererkennen. Nun plaudert Camden mit Trevor, dem Produzenten der Show, der gleichzeitig Rileys frischgebackener Ehemann ist. Riley ist natürlich auch da, ebenso wie Addie, Cami und Kat – meine besten Freundinnen und Mitbesitzerinnen des Restaurants Seduction.

Ich hole tief Luft und wappne mich, bevor ich gefasst auf den Tisch zugehe.

»Hallo.«

Camden dreht sich lächelnd herum, und ich schwöre, in mir kommt auf einmal alles zum Stillstand. Ich kann weder lächeln noch weitergehen, geschweige denn ihn von Kopf bis Fuß mustern, wie ich es mir gestern Abend vorgenommen hatte. Ich starre ihm einfach nur in seine tiefblauen Augen und presse die Knie zusammen, damit ich nicht auf den Hintern falle.

Zur Hölle mit ihm.

»Mia.« Zu hören, wie ihm mein Name über die Lippen kommt, ist wie eine außerkörperliche Erfahrung. »Wie geht es dir?«

»Danke, gut.« Ich strecke ihm die Hand entgegen. Er schüttelt sie, doch statt sie loszulassen, küsst er anschließend meinen Handrücken. Die Mädels sehen sich überrascht an, sodass ich hastig die Hand zurückziehe. »Und dir?«

»Mir geht es super.«

Jemand, vermutlich Kat, drückt mir ein Glas Wein in die Hand, und ich genehmige mir einen großen Schluck, um mir Mut anzutrinken.

»Ihr kennt euch?«, fragt Trevor, dabei ist ihm die Antwort auf diese Frage mit Sicherheit bekannt. Ich bin überzeugt, dass Riley ihm alles erzählt hat, was sie weiß, wobei das nicht sonderlich viel ist.

»Ja«, sagt Camden, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Ist allerdings eine Weile her.«

»Eine ganze Weile.« Ich nicke und gehe zum anderen Ende des Tisches. Ich kann mich nicht neben ihn setzen, ohne seinen Geruch wahrzunehmen, und die Tatsache, dass er noch immer so duftet wie früher, ist gefährlich für mich. Es ist ein würziger Geruch, wie Thymian oder Rosmarin. Ich glaube nicht, dass ich je zuvor oder danach jemanden getroffen habe, der so köstlich riecht und gleichzeitig so verdammt maskulin ist. Seit ich neunzehn war, habe ich mich zu diesem Mann hingezogen gefühlt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er nackt aussieht.

Heilige Madonna, er hat mich nackt gesehen.

Ich hätte mich niemals auf diese Sache einlassen sollen.

»Möchtest du noch mehr?«, fragt Kat grinsend.

»Mehr was?«

»Wein. Das erste Glas hast du runtergekippt wie nichts Gutes.«

Stirnrunzelnd betrachte ich mein Glas und stelle es dann hastig vor mir ab. »Oh. Nein danke. Aber es ist doch schon nach fünf, oder?«

»Das ist auch mein Motto«, wirft Cami ein.

»Also, ich weiß, dass es hier um eine Art Kochduell geht«, sagt Camden und lenkt meine Aufmerksamkeit auf das Thema unseres Zusammentreffens. »Aber ich kenne die Einzelheiten noch nicht.«

»Es wird keine Überraschungsshow oder so«, erklärt Trevor. »Ich habe nicht vor, euch Zitronenschalen und Champignons vorzusetzen und zu verlangen, dass ihr daraus in einer Viertelstunde ein Meisterstück zaubert.«

»Okay«, sagt Camden. »Wie soll es dann ablaufen?«

»Ich möchte, dass ihr, also Mia und du, euch Gerichte einfallen lasst, die eine Herausforderung darstellen. Den Zuschauern soll es Spaß machen, euch bei der Zubereitung zuzusehen. Wenn ihr Lieblingsgerichte habt, für die ihr bekannt seid, oder wenn du ein spezielles Rezept kennst, das in deinem neuen Kochbuch vorkommt, dann wäre das toll. Für die Pilotsendung nehmen wir erst mal fünf Rezepte und suchen daraus dann die drei besten aus.«

»Was ist der Preis?«, will Cami wissen und nippt an ihrem Wasser. Ihre blauen Augen funkeln vergnügt, während sie den Blick zwischen uns hin und her schweifen lässt. »Ruhm? Geld? Ihre eigene Kochshow?«

»Die haben sie doch schon«, erwidert Trevor lachend. »Ich dachte eher an das Recht, mit dem Sieg anzugeben.«

»Wie langweilig.« Addie zieht die Stirn in Falten, streicht sich ihr blondes Haar hinters Ohr und scheint zu überlegen. »Wie wäre es, wenn sie eine bestimmte Summe gewinnen, die sie einer Wohltätigkeitsorganisation ihrer Wahl spenden?«

»Das gefällt mir«, erwidere ich. »Keiner von uns beiden braucht Geld.« Ich sehe zu Camden, um mir diese Aussage bestätigen zu lassen. Er sagt zwar nichts, schaut mich aber direkt an und nickt. »Wir sollten für gemeinnützige Organisationen spenden, die wir jede Woche wechseln.«

»Das ist eine gute Idee«, findet auch Kat, und Trevor macht sich eine Notiz in seinem Notebook.

»Kochen wir gleichzeitig?«, will ich wissen.

»Ja. Ihr arbeitet gemeinsam in derselben Küche.«

»Woher wissen wir, dass Mia nicht schummelt?«

Überrascht fahre ich herum, doch Camden grinst mich nur an.

»Ich brauche nicht zu schummeln, um dich fertigzumachen.«

»Du klingst ja ziemlich siegesgewiss.«

»Kochen ist das, was ich am besten kann.«

In seinen Augen erscheint dieser heißblütige Blick, so wie früher, wenn er an Sex dachte. Schnell wende ich mich ab und schaue stattdessen zu Trevor. »Willst du damit sagen, dass du dir gar nicht überlegt hast, was wir zubereiten sollen? Wäre das nicht deine Aufgabe?«

»Du hast gerade selbst gesagt, dass Kochen das ist, was du am besten kannst. Ich bin hier nicht der Experte. Ihr beide solltet euch etwas einfallen lassen.«

»Wann fangen wir mit dem Dreh an?«, fragt Camden.

»Nächsten Montag.«

»Erst?«, frage ich entsetzt. Und bis dahin? Bedeutet das etwa, dass ich Camden eine ganze Woche lang ertragen muss?

»Das gibt euch genügend Zeit, um euch auf Rezepte und Strategien zu verständigen«, erwidert Trevor nickend.

»Aber Camden hat doch vermutlich gar nicht so viel Zeit. Musst du nicht an deiner anderen Fernsehshow arbeiten?«, wirft Addie ein, und dankbar nehme ich mir vor, ihr für den Rest ihres Lebens jeden Tag leckere Brownies zu backen.

»Ich habe Zeit«, sagt Camden lächelnd. »Bei meiner anderen Show ist die aktuelle Staffel gerade abgedreht, das passt also.«

»Ich will nichts überstürzen«, erklärt Trevor. »Und ich will, dass diese Show ein Erfolg wird.«

»Kennt ihr euch eigentlich gut, du und Camden?«, will Cami von Trevor wissen. »Wie bist du auf ihn gekommen?«

»Ich habe ihn schon für seine andere Kochshow gecastet«, antwortet Trevor.

»Ja, Trev und ich kennen uns schon ewig«, bestätigt Camden. »Ich glaube, wir sind ungefähr gleich lange beim Sender.«

Trevor nickt, während ich immer noch fassungslos bin, weil ich eine ganze Woche mit Camden zubringen muss.

»Ich muss diese Woche aber auch ganz normal arbeiten«, erinnere ich die gesamte Mannschaft. »Ich kann mit Camden nur die Show vorbereiten, wenn ich dabei meine Küche nicht vernachlässige.«

»Darüber wollte ich sowieso mit dir reden«, mischt Cami sich ein. Sie ist Buchhalterin und Finanz-Guru unseres Unternehmens. »Wir haben inzwischen das Budget, noch jemanden für die Küche einzustellen. Du solltest ernsthaft darüber nachdenken.«

»Nein.«

»Ich kann dir helfen.« Camden zuckt mit den Schultern, als wir ihn alle anstarren. »Ich bin doch sowieso hier. Und man sagt mir nach, dass ich einigermaßen gut koche.«

»Du kennst unsere Speisekarte gar nicht.« Ich kann definitiv nicht jeden Tag mit diesem Mann zusammenarbeiten. Ich würde mich schon in den ersten Stunden an ihn ranmachen.

»Kann ich lernen.«

»Denk einfach drüber nach«, sagt Addie. »Du musst es ja nicht sofort entscheiden.«

»Hat keiner von euch gehört, dass ich Nein gesagt habe?«

»Jetzt zickst du wieder rum«, zischt Riley leise, und ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und starre sie an. Sie reißt die Augen auf, und ich kann regelrecht sehen, was sie denkt. Mach nicht so ein Theater.

Ich seufze und ergebe mich in mein Schicksal. Camden ist also wieder in meinem Leben aufgetaucht. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass das mal passiert. Der kulinarische Kosmos ist nicht sonderlich groß, aber ich habe mich in all den Jahren stets bemüht, dass sich unsere Wege nicht kreuzen. Und jetzt das hier. Nun sollen wir auch noch zusammenarbeiten.

»Ich werde über das Angebot nachdenken«, brumme ich widerstrebend. »Habe ich das jetzt richtig verstanden? Wir arbeiten diese Woche in meiner Küche, aber der eigentliche Dreh findet im Studio statt?«

»Ja«, stimmt Trevor zu. »Das Studio sieht dann genauso aus wie die Küche im Seduction.«

»Darf ich mal einen Blick in die Küche werfen?«, fragt Camden. Er hätte auch gleich sagen können, er wolle mich nackt sehen. Meine Küche ist der intimste Teil von mir.

Aber ich lächele und stehe auf. »Hier entlang.«

»Wir reden nachher weiter«, sagt Trevor.

Ich gehe voraus und bete, dass Camden nicht auf meinen Hintern starrt. Ich bin ein wenig dicker als damals. Nicht sehr viel, aber auf jeden Fall haben sich die zusätzlichen Kilos alle an meinem Hintern angesiedelt.

»Ihr habt ein fantastisches Restaurant«, höre ich Camden hinter mir sagen.

»Danke.« Ich nicke und halte ihm die Küchentür auf. Er bleibt neben mir stehen und sieht sich interessiert um.

»Sauber. Effizient. Alles vom Feinsten.«

»Stimmt«, erwidere ich und mache mit ihm eine Tour durch die Küche. Ich zeige ihm die beiden begehbaren Kühlschränke und Tiefkühler. Erkläre ihm, wo alle Zutaten gelagert werden. Dabei vermeide ich es tunlichst, ihn anzuschauen oder zu berühren.

Vor allem ihn zu berühren.

Plötzlich fällt mir jedoch etwas auf. Er meidet mich nicht, dabei war ich doch diejenige, die ihn verlassen hat. Müsste er da nicht sauer sein?

»Warum bist du hier?«, frage ich ihn unvermittelt und schaue ihn jetzt doch direkt an. Sein Gesichtsausdruck bleibt ungerührt, und eine Sekunde lang fürchte ich, dass er nicht antworten wird. Er hat sich ziemlich verändert und ist doch der Gleiche geblieben. Er ist kräftiger geworden. Seine Schultern sind breiter, sein Kiefer kantiger. Aber seine Augen sind wie früher.

»Ich weiß nicht«, sagt er schließlich. »Meine erste Reaktion war, Trevor eine Absage zu erteilen, als ich erfuhr, dass ich mit dir arbeiten soll.«

Ich nicke. »Klingt logisch.«

»Aber dann habe ich gemerkt, dass ich dich wiedersehen wollte. Und mit dir reden. Aber nicht jetzt.«

»Du redest gerade mit mir.«

Er hebt eine Augenbraue. Natürlich beherrscht er das perfekt. »Du weißt genau, was ich meine.«

»Pass auf …«

»Jetzt ist nicht der richtige Moment für dieses Gespräch«, unterbricht er mich. Er streckt die Hand aus, um mein Haar zu berühren, doch ich zucke zurück. Sein Blick verdüstert sich.

»Ich lass mich nicht gern anfassen.«

»Das ist ja ganz was Neues.«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.«

»Früher hat es dir nichts ausgemacht, wenn ich dich berührt habe.«

»Stimmt.«

Er tritt einen Schritt zurück und mustert mich von Kopf bis Fuß, und ich frage mich, ob er all die überflüssigen Kilos und die Spuren, die das Leben bei mir hinterlassen hat, sehen kann.

»Du bist noch genauso schön wie früher.«

Ich verziehe das Gesicht. »Vielen Dank, dass du das sagst. Du siehst auch großartig aus. Es freut mich, dass es dir gut geht.«

»Wann möchtest du loslegen?«

»Morgen früh. Wir müssen zeitig beginnen, weil ich gegen halb elf anfangen muss, das Mittagessen vorzubereiten.«

»Passt dir halb acht?«

»Sicher.« Innerlich zucke ich zusammen. Das bedeutet noch weniger Schlaf für mich, aber ich werde es schaffen. »Also, du kommst dann hierher, okay?«

»Ausgezeichnet.« Er will gehen, bleibt aber noch einmal stehen und sieht mich an. »Es ist schön, dich wiederzusehen, Mia.«

Ich nicke einfach nur, und schon ist er verschwunden, während ich allein in meiner Küche zurückbleibe.

Wieso habe ich mich zu dieser Sache überreden lassen?

»Alles gut bei dir?«, fragt Addie, die plötzlich im Türrahmen aufgetaucht ist. Ich drehe mich zu ihr um und zucke mit den Schultern.

»Ja. Es kommt mir nur immer noch so surreal vor.«

Sie lächelt verschmitzt. »Kann ich mir vorstellen. Er sieht sehr gut aus, er scheint nett zu sein, und er schaut dich an, als wärst du das Beste, was ihm je passiert ist.«

»Ach, komm.« Ich schüttele den Kopf und hole die Kartoffeln heraus, die geschält werden müssen. »Er kennt mich doch nicht einmal.«

»Oh doch, von früher«, murmelt Addie. Sie sieht, wie immer, fantastisch aus. Addie ist sozusagen unsere Frontfrau, und da sie aus der Modebranche stammt, ist sie natürlich immer absolut todschick gekleidet. Heute trägt sie eine Brille, die sie noch rätselhafter und schöner aussehen lässt.

Kat kommt herein, gefolgt von Riley und Cami.

»Steigt hier eine Party?«, frage ich.

»Gerade hat ein Typ, mit dem du mal verheiratet warst, unser Restaurant verlassen«, erwidert Cami.

»Ja, ich war dabei«, erinnere ich sie.

»Wir wollen nur sichergehen, dass du okay bist. Ich kann noch mehr Wein holen, wenn du welchen brauchst. Ich habe gerade diesen neuen Cabernet aus Frankreich bekommen, den ich unbedingt probieren will.«

Als Chefin unserer Wein-Bar ist Kat ein absolutes Ass. Außerdem ist sie super darin, uns mit Alkohol zu versorgen, wenn wir ihn dringend brauchen.

»Ich muss arbeiten«, erinnere ich sie. »Und ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber mir geht es gut. Genau genommen lief es besser als befürchtet.«

»Wir kennen dich schon lange, Mia.« Cami kneift die Augen zusammen. »Und wir stehen dir bei. Wenn du dich unwohl mit der Sache fühlst, dann …«

»Mir geht es gut.« Ich seufze und schaue jeder einzelnen in die Augen. Sie sind meine besten Freundinnen, meine Geschäftspartnerinnen, und sie kennen mich besser als sonst jemand. »Ehrlich.«

»Okay.« Kat nickt. »Dann lasst uns aus der Küche verschwinden, ehe du mit Kartoffeln nach uns wirfst.«

»Guter Plan«, stimme ich zu und mache mich daran, die Kartoffeln zu schälen.

»Aber du sagst Bescheid, falls es irgendwann nicht mehr okay sein sollte, abgemacht?«, beharrt Riley.

»Sicher.« Ich bemühe mich um ein Lächeln und scheuche sie dann mit einer Handbewegung aus der Küche. »Und jetzt verschwindet.«

»Sie ist immer so herrisch«, beschwert sich Cami, während alle aus der Küche traben und mich mit meinen Gedanken allein lassen.

Ich habe Camden heute wiedergetroffen, und es hat mich nicht umgebracht.

Noch nicht.

2. Kapitel

Camden

Ich bin häufig in Portland. Es ist ein kulinarisches Paradies, und daher freue ich mich immer wieder herzukommen. Natürlich habe ich gewusst, dass Mia hier lebt, und mir ist auch zu Ohren gekommen, dass sie ein eigenes Restaurant hat. Bisher hatte ich es aber noch nie besucht. Aus Respekt vor ihr bin ich lieber weggeblieben. Mia hatte vor Jahren klargemacht, dass sie ihr Leben ohne mich gestalten wollte. In ihrem Restaurant aufzutauchen wäre mir irgendwie idiotisch vorgekommen.

Als dieses Jobangebot auf den Tisch kam, war ich total hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich sofort zusagen, andererseits rundweg ablehnen.

Aber irgendwann, mitten in der Nacht, geplagt von Schlaflosigkeit und nicht ganz klar im Kopf, habe ich auf Trevors Mail geantwortet und den Job angenommen.

Seit der Sache mit Mia hatte ich diverse andere Beziehungen. Keine, die sonderlich lange gedauert hat, und keine, bei der auch nur ansatzweise der Gedanke an ein Bis-dass-der-Tod-euch-scheidet aufkam. Und da ich gerade mal wieder eine dieser kurzen Geschichten beendet hatte, wuchs in mir der Wunsch, Mia mal wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Um mit ihr zu reden und zu schauen, ob es zwischen uns noch so wie früher knistert.

Ich bin kein Experte, aber ich würde sagen, es knistert noch. Sie ist wunderschön. Ich kann mich gar nicht sattsehen an ihr, und ich liebe es, ihrer Stimme zu lauschen.

Es ist fast so, als wäre ich eine Woche lang in der Wüste gewesen und sie wäre der erste kühle Schluck Wasser.

»Und?«, fragt meine Schwester Stephanie, als ich in das Ferienhaus komme, das ich gemietet habe. »Wie war’s?«

»Es war …«, ich neige den Kopf leicht zur Seite, »interessant.«

Ich gehe an ihr vorbei in die Küche und nehme gerade eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, als mein Schwager Chip von seiner Joggingrunde zurückkommt. Keuchend und schwitzend reißt er mir die Wasserflasche aus der Hand.

Weil ich wusste, dass ich für eine längere Zeit in der Stadt bleiben würde, habe ich ein Haus gemietet, statt ins Hotel zu gehen. Steph und Chip wohnen in Seattle und machen jetzt eine Woche lang bei mir Urlaub. Da ich normalerweise in Los Angeles lebe, sehe ich die beiden nicht so oft, wie ich es mir wünschen würde.

»Danke«, meint Chip grinsend. Ich hole mir eine weitere Flasche heraus, öffne sie und trinke einen großen Schluck.

»Nun erzähl schon«, fordert meine Schwester mich auf.

»Es gibt nicht viel zu erzählen.« Ich lehne mich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte. »Es war nur ein Vorbereitungstreffen. Ich durfte mir ihre Küche ansehen, und morgen fangen wir an zu arbeiten.«

»Das ist nicht das, was ich wissen will.«

»Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache«, antworte ich absichtlich vage und vermeide damit weiter, mit meiner Schwester über Mia sprechen zu müssen.

»Das will ich auch nicht wissen.«

Chip verdreht die Augen und gibt seiner Frau einen Kuss auf die Stirn. »Lass den armen Kerl in Ruhe.«

»Nein«, sagt sie und stemmt die Hände in die Hüften. Jetzt lässt sie voll die große Schwester raushängen. »Erzähl mir von ihr.«

»Von wem?«

Chip lacht und stellt die leere Flasche ab.

»Ich hau dich gleich«, droht Steph mit zusammengekniffenen Augen.

»Du bist so brutal.« Ich grinse sie an und zucke mit den Schultern. »Mia sieht toll aus. Das Restaurant ist beeindruckend. Es ist ein frisches, spannendes Konzept mit aphrodisierenden Gerichten und echt romantischer Atmosphäre. Das haben sie wirklich gut hinbekommen.«

»Und?«

»Und was?«

»Ist sie Single?«

Ich schaue Steph genervt an. »Das habe ich sie nicht gefragt. Und das ist auch nicht der Grund, warum ich hier bin, Steph. Ich bin hier, um zu arbeiten.«

»Und um zu sehen, was geht«, erwidert Steph.

»Ich hätte dir niemals erzählen dürfen, dass ich diese Show mit Mia zusammen mache.«

»Stimmt«, mischt Chip sich ein. »Du weißt doch, wie neugierig deine Schwester ist.«

»Ich bin nicht neugierig«, beharrt sie. »Er ist mein kleiner Bruder, und ich habe mich ganz allein um ihn gekümmert, als er ein Teenager war.«

»Jetzt bin ich aber kein Teenager mehr«, erinnere ich sie, bevor ich sie in den Arm nehme.

»Vielleicht bin ich auch ein ganz klein bisschen neugierig«, gibt sie zu.

»Okay, und ich gebe zu, dass ich Mia sehen wollte.« Ich löse mich von ihr und hebe die Schultern. »Zwischen uns knistert es noch immer. Aber es ist offensichtlich, dass sie keinerlei Interesse an irgendeiner persönlichen Beziehung zu mir hat.«

»Woher willst du das wissen?«, fragt Steph.

»Sie war sehr kühl und distanziert. Hat mir nicht einmal in die Augen geschaut.«

Steph seufzt theatralisch. »Ihr Männer seid so dämlich. Du hast sie verunsichert, was unter den gegebenen Umständen völlig normal ist, aber das heißt doch nicht, dass sie kein Interesse hat. Du kennst sie nicht, und sie kennt dich auch nicht mehr richtig. Wenn du nichts weiter von ihr willst, dann mach die Show und verschwinde wieder. Das Gleiche gilt für sie. Nichts passiert, alles gut. Aber wenn ihr Zeit miteinander verbringt, und du dich in sie verliebst, das wäre schon irgendwie cool. Ich will auf jeden Fall bei der Hochzeit dabei sein.«

»Hey, langsam.« Ich schüttele den Kopf. »Hier redet niemand von Liebe.«

»Klar, du am allerwenigsten«, meint sie, was mich veranlasst, die Stirn zu runzeln.

»Ich werde diese Unterhaltung jetzt beenden.« Ich trinke noch einen Schluck. »Heute Abend gehe ich zum Essen ins Seduction. Ihr beide dürft gern mitkommen, wenn ihr wollt.«

»Soll das etwa eine Frage sein?«, wendet sich Steph an Chip. »Glaubt er ernsthaft, dass ich nicht mitkomme?«

»Er ist ja nicht blöd.« Chip lacht amüsiert auf. »Wir sind dabei, Kumpel.«

»Ich freue mich, Mia wiederzusehen«, sagt Steph. »Sieht sie noch genauso aus wie früher?«

Nein, besser, und vor allem so verdammt sexy.

»Mehr oder weniger.«

»Sie war ein hübsches Mädchen.«

»Ich dachte, wir hätten das Thema gewechselt.«

»Du vielleicht«, meint Chip. »Meine Frau wird die ganze Woche lang drauf rumreiten.«

»Ihr braucht nicht zu bleiben«, sage ich sofort, was sie beide zum Lachen bringt. »Es war schön, euch mal wieder zu sehen.«

»Wir haben noch ein bisschen Urlaub«, erinnert mich Steph und zwinkert mir zu. »Und ich bin ganz aufgeregt, wenn ich daran denke, heute Abend in Mias Restaurant zu essen.«

Ich lasse die beiden allein und ziehe mich in mein Zimmer zurück. Ich muss mir ein paar Rezeptideen für morgen überlegen. Worüber ich hingegen nicht nachdenken sollte, ist, wie lang Mias Haar ist, wie herrlich sie mit ihren Kurven das T-Shirt ausgefüllt hat. Und ganz definitiv sollte ich nicht darüber nachdenken, wie weich ihre Haut ausgesehen hat.

Und wenn sie lacht, kann ich mich kaum von ihrem Anblick losreißen.

Wenn ich Pech habe, könnte es sich als der größte Fehler meines Lebens entpuppen, diesen Job angenommen zu haben. Ich dachte, ich wäre über sie hinweg. Himmel, ich war über sie hinweg. Aber keine zwei Minuten, nachdem ich sie wiedergesehen habe, hätte ich ihr am liebsten die Kleider vom Leib gerissen und sie bis zur Besinnungslosigkeit gevögelt.

Der Sex mit ihr war immer unglaublich.

Aber jetzt sollte ich lieber die Finger von ihr lassen und mich einfach nur professionell verhalten.

Ich hole tief Luft und muss über mich selbst lachen. Wie kann es angehen, dass ich mich so zu einer Frau hingezogen fühle, die mich vor zehn Jahren einfach sitzengelassen hat? Ohne sich auch nur einmal umzudrehen? Sie hat sich nicht einmal persönlich von mir verabschiedet. Sie war einfach verschwunden.

Ich brauche dringend ein paar Antworten auf die Fragen, die ich seit zehn Jahren mit mir herumschleppe. Und ich werde sie bekommen. Ich mache die Show, und dann fahre ich mit meinem Leben fort.

Ganz einfach.

»Oh, du hattest recht«, sagt Steph abends, als wir an unserem Tisch im Seduction sitzen. »Es ist wirklich toll hier.«

Ich nicke und schaue mich um. Die Beleuchtung ist gedämpft, und auf jedem Tisch flackern Kerzen. Die Nischen an der Wand sind hinter schweren Vorhängen versteckt, damit Paare dort ungestört sein können.

Die Bilder an den Wänden sind provokant und offenbar alles Originale von einheimischen Künstlern.

Wie der Name des Restaurants schon andeutet, ist hier alles sexy und verführerisch.

»Wie gut, dass wir reserviert haben«, meint Chip.

»Und dabei ist heute Mittwoch«, fügt Steph hinzu. »Das ist schon ungewöhnlich.«

»Trevor hat erzählt, dass es jeden Abend so voll ist«, erwidere ich, während ich die Speisekarte studiere. Die Auswahl ist nicht groß, aber vielseitig, und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Kellnerin tritt wieder an unseren Tisch, um unsere Bestellung entgegenzunehmen. Ich entscheide mich für den Seeteufel.

Nachdem unser Essen gebracht worden ist und wir die ersten Bissen genossen haben, sehe ich, wie Mia aus der Küche kommt und eine Runde durch das Restaurant dreht. Sie bleibt an den Tischen stehen, um die Gäste zu begrüßen und vermutlich, um sich davon zu überzeugen, dass alle mit ihrem Essen zufrieden sind. Sie lächelt jeden Einzelnen an, lacht mit den Menschen und unterhält sich mit einigen sogar länger.

»Sie sieht großartig aus«, stellt Steph fest.

Mias langes, dunkles Haar ist unter ihrer Kochmütze versteckt. Sie trägt die übliche weiße Jacke einer Köchin und dazu eine dunkle Hose, was bei ihr verdammt sexy aussieht.

»Ja, sie ist okay«, stimme ich lächelnd zu. »Wenn man ihren Stil mag.«

»Er mag ihren Stil«, informiert sie Chip.

»Ich komme gleich wieder.«

»Dann verpasst du ja, Mia Hallo zu sagen«, meint Steph. »Du bist doch hier, um sie zu sehen.«

»Ich möchte nicht, dass sie sich unbehaglich fühlt.«

Steph verdreht die Augen, und ich stehe auf, um zur Toilette zu gehen. Ich weiß gar nicht genau, warum ich heute Abend nicht mit Mia reden will. Wahrscheinlich, weil ich selbst noch gar nicht weiß, wie ich mich ihr gegenüber verhalten will, schon gar nicht unter den aufmerksamen Augen meiner Schwester. Ich wollte Mia in Aktion sehen, und ich wollte ihr Essen probieren. Dass sie eine Runde durch das Restaurant machen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.

Ich verschwinde kurz ins WC und pralle beim Herauskommen fast mit Addison zusammen.

»Oh, hallo Camden«, sagt sie und strahlt mich an. »Ich habe deinen Namen auf der Reservierungsliste gesehen. Wie gefällt es dir hier?«

»Es ist fantastisch. Ihr habt wirklich ein tolles Restaurant, Addie.«

»Stimmt«, sagt sie und nickt. »Ist das deine Schwester?«

Ich schaue über meine Schulter und folge Addies Blick. »Ja, das sind Stephanie und ihr Mann Chip.«

»Mia scheint gerade etwas Lustiges gesagt zu haben.«

Sowohl Steph als auch Mia werfen den Kopf zurück und lachen laut auf. Mia berührt Stephs Schulter, eine Geste, die mich irgendwie verärgert.

»Sie hat gesagt, dass sie nicht gern angefasst wird«, murmele ich.

»Wird sie ja auch nicht, sie hat deine Schwester angefasst. Das ist was anderes«, korrigiert Addie mich und tätschelt meine Schulter. »Sie scheint sie zu mögen.«

»Sie kennen sich schon lange.«

Addie nickt nur. »Sie ist einer der besten Menschen, die ich kenne.«

Ich wende mich wieder Addie zu. »Meine Schwester?«

»Nein, meine Schwester. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der Mia kein Teil meines Lebens war. Wenn das nicht fast so ist, wie Geschwister zu sein, dann weiß ich auch nicht. Mia hat einen Schutzwall um sich herum errichtet, und es fällt ihr nicht leicht, jemandem zu vertrauen. Sie ist stur, und sie arbeitet zu viel. Aber sie ist auch unglaublich loyal, und wenn sie dich liebt, dann so absolut, dass dein Leben nie wieder dasselbe sein wird.«

»Warum erzählst du mir das?«

»Weiß auch nicht«, meint sie schulterzuckend. »Liegt vielleicht an der Art, wie du sie ansiehst. Keine von uns weiß so wirklich, was zwischen euch passiert ist. Sie spricht nicht darüber. Kein Stück.«

Ich drehe mich wieder zu Mia herum und spüre, dass mein Herz schneller schlägt.

»Und sie wäre total sauer, wenn sie wüsste, dass ich mit dir über sie rede. Also, belassen wir es vorerst dabei. Sie ist ein wunderbarer Mensch, Camden. Und ich will nicht, dass sie verletzt wird.«

»Das will ich auch nicht.«

Sie nickt und geht weiter, während ich kurz stehen bleibe, um die Frau, über die wir gesprochen haben, anzuschauen. Sie redet noch immer mit Steph und Chip. Ihre Wangen sind von der Hitze in der Küche leicht gerötet, die blauen Augen wirken glücklich. Eine kleine Haarsträhne hat sich unter ihrer Kochmütze gelöst und fällt ihr in den Nacken.

Am liebsten würde ich das Haar um meinen Finger wickeln.

Tief Luft holend gehe ich zurück und setze mich.

»Was gibt’s zu lachen?«

»Oh, nichts.« Mia winkt ab. »Wie schmeckt es dir?«

»Der Fisch ist ein wenig trocken.«

Sie kneift die Augen zusammen, und ich muss lachen. »Das war ein Witz. Es schmeckt köstlich.«

»Sei nicht so gemein«, tadelt Steph mich. »Warum sind Männer immer so fies?«

»Gute Frage«, antwortet Mia. »Vergiss nicht, mich anzurufen. Ich würde gern mal wieder länger mit dir plaudern.«

»Oh, das vergesse ich bestimmt nicht«, verspricht Steph, und Mia geht weiter zum nächsten Tisch.

»Was ging hier ab?«

»Ich hatte ganz vergessen, wie witzig sie ist«, meint Steph und lässt sich ihre Spaghetti weiter schmecken. »Das ist die beste rote Sauce, die ich je gegessen habe.«

»Ich dachte, meine würde dir am besten schmecken.«

»Das war, bevor ich diese hier probiert habe. Sorry.« Sie zuckt mit den Schultern. »Mia sieht großartig aus. Vielleicht ein wenig müde.«

Ist mir auch schon aufgefallen.

»Du willst sie also mal anrufen?«

Sie nickt. »Ja, mal sehen, vielleicht geht sie ja mit mir zur Pediküre oder so.«

»Warum?«

Sie starrt mich an, ehe sie sich noch einen Bissen Spaghetti in den Mund schiebt.

»Weil ich sie mag.«

Ich nicke.

»Hast du was dagegen, dass ich mich mit ihr treffe?«

»Es ist mir egal.«

»Ich glaube, er lügt«, sagt sie zu Chip, der klug genug war, seinen Mund während der gesamten Unterhaltung mit Essen zu füllen. Er zuckt nur kurz mit einer Schulter und schneidet sich ein weiteres Stück Steak ab.

»Was stört dich daran, wenn ich ein paar Stunden mit Mia verbringe?«

»Es stört mich doch gar nicht.«

Sie seufzt und nippt an ihrem Wein. »Ich mag sie, Camden. Wir sind erwachsen. Wir können doch wohl Freunde sein, ohne dass daraus ein Drama wird.«

»Sorge ich hier etwa für Drama?«, frage ich Chip, der lediglich den Kopf schüttelt und noch immer kaut.

»Ich würde dich gern was fragen«, sagt Steph.

»Oh, nur zu.« Ich verdrehe ein wenig genervt die Augen und nehme mir noch ein Stück Brot. Mia hat schon immer exzellentes Brot gebacken.

»Was hältst du von ihr?«

»Ich kenne sie doch gar nicht mehr, schon vergessen?«

»Du kennst sie gut genug. Also, was hältst du von ihr?«

»Sie ist intelligent, eine ausgesprochen gute Köchin …«

»Du meine Güte, Camden, beantworte die verdammte Frage.«

»Sie ist unglaublich. Ist es das, was du hören wolltest? Sie ist eine fantastische Köchin. Sie ist clever und schön. Das stand nie außer Frage. Ich weiß seit Ewigkeiten, dass sie unglaublich ist, und als ich sie heute wiedergesehen habe, hat sich das noch einmal bestätigt. Was willst du eigentlich von mir hören?«

»Das«, sagt sie lächelnd. »Genau das.«

In der letzten Nacht habe ich nicht viel geschlafen. Das ist nichts Neues. Ich schlafe selten mehr als drei Stunden. Aber in der letzten Nacht habe ich gar nicht geschlafen. Ich musste immer an Mia denken. Wie sie aussieht, was sie gesagt hat, was ich für sie empfinde.

Dabei sollte ich gar nichts für sie empfinden. Sie ist eine Kollegin, und ich bin mir ziemlich sicher, die Verjährungsfrist für diese ganze Sie-hat-mich-verlassen-während-ich-bei-der-Arbeit-war-und-hat-unsere-Ehe-annulliert-Sache ist längst abgelaufen. Wir waren jung, zu jung, um zu heiraten. Es war vermutlich das Beste für alle Beteiligten.

Aber ich fühle mich auf eine Art und Weise zu ihr hingezogen, wie es mir weder vor noch nach der Sache mit Mia je passiert ist. Was nicht heißen soll, dass ich ein Heiliger bin. Natürlich hat es Frauen gegeben. Aber keine, bei der ich nach der Trennung sonderlich gelitten hätte.

Und jetzt bin ich hier, zehn Jahre später, und arbeite wieder mit dieser faszinierenden Frau zusammen, die mir noch immer den Atem raubt.

Ich weiß nicht, was ich von ihr will oder ob ich überhaupt etwas will. Aber ich freue mich auf die Arbeit heute mit ihr. Wir haben es immer genossen, zusammen zu kochen, schon auf der Kochschule. Als mein damaliger Mitbewohner plötzlich auszog, hätte ich mir die Miete für die Wohnung allein nicht leisten können. Mia suchte zur gleichen Zeit etwas Neues, also zog sie bei mir ein. Es schien die logischste Lösung und für alle das Praktischste.

Im Unterricht waren wir auch oft Partner und wussten daher schon, dass wir gut miteinander auskamen. Was ich nicht bedacht hatte, war, dass es nicht nur Spaß machte, mit Mia zusammenzuarbeiten, sondern dass sie auch höllisch sexy war, wenn sie kochte. Ich konnte einfach nicht die Finger von ihr lassen.

Das ist etwas, woran ich jetzt wohl arbeiten muss. Ich habe keine Lust, mir eine Anzeige wegen sexueller Belästigung einzufangen.

Der Gedanke lässt mich grinsen, als ich den Starbucks betrete, der dem Seduction direkt gegenüberliegt. Wenn ich mich an eins in Verbindung mit Mia erinnere – abgesehen davon, wie es sich anfühlt, neben ihr zu liegen, wenn sie nackt ist –, dann daran, dass sie ein absoluter Morgenmuffel und vor dem ersten Kaffee nicht ansprechbar ist. Vielleicht hatte sie ihre erste Tasse schon, aber es kann nicht schaden, gewappnet zu sein.

Es ist gerade einmal viertel nach sieben, als ich im Restaurant ankomme. Ich bin also zu früh, doch Cami kommt schon aus der Tür. Sie lächelt, als sie mich sieht.

»Hallo«, begrüßt sie mich.

»Guten Morgen. Ich bin ein bisschen zu früh.«

»Kein Problem. Mia ist in der Küche. Ich musste ein paar Sachen für die Buchhaltung fertigmachen, und mein Computer zu Hause hat endgültig den Geist aufgegeben, deshalb war ich hier. Die Angestellten wollen schließlich bezahlt werden.«

Ich nicke, und sie deutet auf den Kaffee. »Für Mia?«

»Ja.«

»Gut gerüstet. Sehr clever von dir.«

»Sie mag Kaffee.«

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