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Unter Wasser hört dich niemand schreien

Das Mädchen von nebenan liegt leblos im Pool. Und der glitzernde Schein des Villenviertels "The Palms" ist zerstört. Von Beginn an hat Liz sich dort wie eine Außenseiterin gefühlt. Nur ihrer Tochter Danielle und ihrem Mann zuliebe ist sie in diese wohlhabende Nachbarschaft gezogen. Danielle freundete sich schnell mit der gleichaltrigen Kelsey an. Bald schon ging das Mädchen bei der Familie ein und aus. Bis sie im Wasser treibt, und jeder einen Grund gehabt hätte sie hineinzustoßen - selbst Liz.

"In DeBoards neuestem Thriller trifft "Eine verhängnisvolle Affäre" auf "Desperate Housewives" ... Eine fesselnde Spannungsstory mit einem unvorhersehbaren Ende." - Booklist    

"Von Beginn an düster und unheilvoll hat mich der Roman ehrfürchtig zurückgelassen. Das Buch zeigt, was für eine brillante Autorin Paula Treick DeBoard ist. Faszinierend" - New York Times-Bestsellerautorin Mary Kubica


  • Erscheinungstag: 11.09.2017
  • Seitenanzahl: 450
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959676540
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für Will, für immer.

1. Kapitel

Liz

Jemand schrie.

Während der Deckenventilator über mir leise surrte, erlaubte ich mir kurz, zu denken, dass es etwas Harmloses war – die Stimmen der spielenden Nachbarskinder beim Rutschen, Schaukeln oder Klettern, die vom leichten Wind herübergeweht wurden.

Ich stützte mich auf die Ellbogen und blinzelte, um richtig wach zu werden. Wie lange hatte ich geschlafen? Zwanzig Minuten, eine Stunde? Das Tanktop, das ich trug, war durchgeschwitzt und voller Staub. Benommen starrte ich auf meine nackten Füße und die Reste des abgeblätterten roten Nagellacks auf den Zehen. Auf der Kommode stand eine fast leere Flasche Riesling, um deren Boden sich ein Ring von Kondenswasser auf dem Holz gebildet hatte.

Ich streckte den Arm nach Phil aus, aber seine Seite des Bettes war leer. Natürlich. Phil war weg, und er hatte alles mitgenommen – Berge von Hemden und Hosen, Jacketts und Blazer, dicke Bündel von Krawatten und Gürteln, sogar die Sachen aus der Reinigung, die noch in Plastikfolie verpackt waren. Und seine Schuhe: Budapester, Slipper, Sneakers, die schwarzen Chucks, die ich nicht ein einziges Mal an ihm gesehen hatte. Er hatte die sorgfältig zusammengelegten Stapel T-Shirts und Boxershorts mitgenommen, die Socken-Knäuel und den dicken Wollpullover, der roch wie ein griechisches Fischerdorf – oder zumindest so, wie ich mir den Geruch eines griechischen Fischerdorfs vorstellte, salzig und von Feuchtigkeit durchdrungen.

Nachdem er gegangen war, hatte ich auf dem Fußboden nach einem Knopf von ihm gesucht, nach einem Kragenstäbchen oder einer einzelnen Socke, als könnte ich so ein einziges zurückgelassenes Ding als Beweis unseres Zusammenlebens aufheben. Noch lange danach wollte ich in der Zeit zurückgehen, unsere Ehe unter die Lupe nehmen und studieren, wie ein Prüfstück aus jedem Winkel begutachten. Ich wollte in der Lage sein zu sagen: Da! Von hier an lief es schief. Das war der Punkt, an dem das Unvermeidbare noch hätte vermieden werden können.

Aber das war lange her. Inzwischen waren es Monate.

Ich schüttelte den Kopf und verdrängte diese Gedanken, dann hörte ich über das unbarmherzige Wummern eines Basses hinweg erneut die Schreie. War das der Fernseher in der unteren Etage? Dies wäre die einfache Erklärung, und einen Augenblick beruhigte mich die Vorstellung, dass es nur Schauspieler seien, die dem Drehbuch folgten und ihre Stimmen erhoben.

Und dann erinnerte ich mich: die Mädchen.

Der Swimmingpool.

Die Schreie kamen von draußen, gedämpft durch die Dreifachverglasung, als wären sie durch ein Kaleidoskop gefiltert, gebrochen und zerteilt.

Ich schwang meine Beine über die Bettkante und lief zur Tür. In meinem Kopf hämmerte es wütend.

Danielle.

Mein Baby.

Nein – kein Baby. Fünfzehn und so wütend, dass wir im letzten Monat kaum mehr als einen Satz miteinander gewechselt hatten.

Ich stolperte zur Treppe und musste mich mit einer Hand am Geländer festhalten. Ruhig, Liz. In der Diele umrundete ich Stapel von Kartons, auf denen „Handtücher“ und „Büro“ stand oder, sehr hilfreich, „Kram“.

Als ich näher kam, wurden aus den Schreien Worte, und die Worte fügten sich zu Sprache, vermischt mit dem Wummern der Stereoanlage, der Musik, die schon den ganzen Nachmittag lief.

Hilfe!

Mom!

Ohmeingottnein!

Ich riss die Schiebetür auf und blieb in der Hast mit dem Zeh im Türrahmen hängen. Vor Schmerz sah ich fast Sterne. Nach der Dunkelheit im Haus wurde ich draußen von der prallen Sonne überwältigt, die das Wasser in einem endlosen Blau schimmern ließ. Ich blinzelte in das grelle Licht und versuchte zu begreifen, was ich da sah.

Zuerst wirkte es auf mich wie Tauziehen, eine dreiköpfige sechsarmige Kreatur wand sich im Wasser.

Aber es war natürlich kein Spiel.

Es war wieder so etwas Unvermeidliches, etwas, das ich hatte kommen sehen, ohne zu versuchen, es aufzuhalten. Drei Mädchen schwammen im Wasser, eines davon hing schlaff in der Mitte, ihr Kopf war nach vorn gesunken, das blonde Haar klebte in ihrem Gesicht.

Die Schreie hörten nicht auf, dieses unablässige Durcheinander von Stimmen. In dieser halben Sekunde, in der mein Hirn die Situation erfasste, bevor ich handeln konnte, stellte ich fest, dass der lauteste Schrei, der, der nicht verstummen wollte, von mir kam.

2. Kapitel

Juni 2014

Liz

Das Haus der Mesbahs lag nur einen Block entfernt, aber es war ein langer Block, so überdimensioniert wie alles hier in The Palms – Zweitausend-Quadratmeter-Grundstücke, halbkreisförmige Auffahrten, zwei Meter lange Palmwedel, die ab und zu von einer der namensgebenden Palmen fielen wie die Federn eines mächtigen exotischen Vogels. Phil hatte neben mir die Hände in die Hosentaschen geschoben, während er selbstsicher vorwärtsschritt. Ich starrte die ganze Zeit auf den Boden, weil ich befürchtete, mit dem Absatz eines Schuhs in einer Spalte des Fußweges hängen zu bleiben.

„Es ist das Spanish-Revival-Haus direkt bei euch um die Ecke“, hatte Myriam Mesbah während unseres bisher einzigen Gesprächs eine Woche zuvor gesagt, als ich sie angerufen hatte, um die Einladung zur Party anzunehmen. Auf die Rückseite einer Quittung hatte ich „Spanish Revival?“ gekritzelt, damit ich es später googeln konnte. „Die ganze Nachbarschaft wird da sein“, hatte sie gesagt. „Ihr könnt es nicht verfehlen.“

Sie gab ihren Worten immer diesen besonderen Nachdruck – als müsse man sie sich kursiv denken oder in Anführungszeichen, mit langen, wohlüberlegten Betonungen. Was ich zu sagen habe, ist wichtig.

Spanish Revival bedeutete Bögen und Rundungen, weißer Stuck und Terrakottafliesen und schmiedeeiserne Verzierungen. Es bedeutete Innenhöfe und Balkone und kleine verborgene Winkel. Für die Mesbahs und alle anderen in The Palms hieß es mindestens dreihundertsiebzig Quadratmeter mit ständiger Wertsteigerung – ein Vermögenswert, den sie neben dem Apartment an der Upper East Side, der Villa in der Toskana, den Ferienwohnungen in Bali und Saint Thomas und auf kleinen Inseln mit Namen, die ich weder aussprechen noch auf der Landkarte finden konnte, in ihrem Portfolio auflisten konnten.

Auf mich wirkte das einfach nur einschüchternd.

Als wir durch das verzierte Tor gingen und den Innenhof betraten, drückte Phil meine Hand, die vom Schweiß bereits feucht und klebrig war. Sein Grinsen zeugte von wild entschlossenem Optimismus.

Seit drei Wochen führten wir unser neues Leben. Die meisten Kartons waren ausgepackt, der strenge Ledergeruch der Sofas begann milder zu werden, und Fingerabdrücke zierten die Oberflächen der glänzenden Apparaturen. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass dies ein Experiment war, so wie eines von Danielles naturwissenschaftlichen Projekten auf festem Karton: Hypothese, Beobachtung, Daten und Ergebnis.

Hypothese: Die McGinnises werden nie zu diesen Leuten passen.

Die Beobachtungen waren im Gange, Daten wurden gesammelt.

Aber ich nahm an, dass das Ergebnis vorhersehbar war: Wir gehörten nicht hierher.

Das Haus der Mesbahs summte vor Energie – draußen vor den über drei Meter hohen Mahagonitüren hörten wir das dumpfe Dröhnen der Musik, das überdrehte Lachen einer Frau, das das allgemeine Stimmengemurmel übertönte. Es war zwanzig nach sieben, spät genug, um der Peinlichkeit zu entgehen, zu früh zu sein, herumstehen zu müssen und sich als die neuen Nachbarn zu präsentieren. Ich hatte mir im Bad Zeit gelassen, ein Paar Ohrringe ausgewählt, mir mehrmals mit Haarspray die Frisur gestylt, mir die letzten Tropfen aus einer alten Parfümflasche auf die Handgelenke getupft – alles Mögliche getan, um das Unausweichliche hinauszuzögern.

Phil rückte seinen Kragen zurecht und hauchte sich in die hohlen Hände, um seinen Atem zu testen. „Bereit?“

Ich fing seine Faust in der Luft ab, bevor er klopfen konnte, denn ich stellte mir vor, wie alle im Raum hinter der Tür standen und sich nach uns umdrehten. „Nein.“

„Liz …“

„Ich weiß. Gib mir einfach nur noch …“ Ich beugte mich hinunter und begann an den Riemen meiner Sandaletten zu fummeln. Ich hatte sie in letzter Sekunde an diesem Nachmittag erstanden, nachdem ich alles, was sich in meinem Schrank befand, als unpassend für diese Art von Veranstaltung befunden hatte. Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, was für eine Veranstaltung das werden sollte. Es war keine Grillparty und keine Geburtstagsfeier. Auf der Einladung stand: Ein Weinseminar mit passendem Käse. Als sollten wir mit einem Notizblock erscheinen und am Ende eine Prüfung ablegen. Im Umkleideraum bei Macy’s hatte ich die weich fallende schwarze Hose für gut genug befunden, um damit meine Kreditkarte zu belasten; jetzt, wo ich mich im Innenhof der Mesbahs tief hinunterbeugte, stellte ich fest, dass der Stoff an meinen Oberschenkeln voller horizontaler Knitterfalten war. Ich löste den schmalen Riemen des einen Schuhs und schnallte ihn ein Loch enger, bevor ich mich dem anderen Fuß zuwandte.

„Komm schon“, sagte Phil leise.

Sicher – ich versuchte, Zeit zu schinden. Jede Minute auf der Veranda der Mesbahs war eine Minute, die ich nicht in ihrem Haus verbringen musste. In unserem vorigen Leben hatten Phil und ich zur Miete in einer Dreizimmerwohnung gewohnt, nur ein paar Blocks vom Freeway entfernt. Wenn uns Freunde einluden, hielten wir unterwegs beim Supermarkt, um eine Flasche Wein oder einen Sechserpack Craft-Beer zu kaufen. Das war eine gesellschaftliche Konvention, die ich verstand. Am unteren Rand der Einladung stand in zarter Schnörkelschrift: „Spenden für das Shriners Hospital in Sacramento werden gern entgegengenommen.“

„Also darum geht’s?“, hatte ich Phil gefragt und auf die Einladung gezeigt. „Komm zu uns, bring dein Scheckbuch mit, und wir bringen dir was über Wein bei?“

Er hatte die Schultern gezuckt. „Das ist doch nur ein Vorwand, um zu feiern. Klingt doch nett.“

„Wir gehen hin?“

„Warum nicht?“

Ich hatte es auf hundert Arten gesagt, aber er hatte mich nicht verstanden. Weil wir zu diesen Leuten nicht passen. Weil wir nicht dazugehören. Es war alles ein großer Irrtum, der mit Phils neuem Job und unserem Umzug nach The Palms angefangen hatte und nun darin mündete, dass ich in dieser albernen Hose und unbequemen Schuhen vor der Tür der Mesbahs stand.

„Okay“, sagte Phil jetzt in einem Tonfall, den er manchmal Danielle gegenüber benutzte, wenn sie zu lange im Badezimmer blieb oder ihn im Wagen warten ließ. Ich machte den anderen Schuh zu und richtete mich auf. Dabei fiel mein Blick auf die Umrisse des Kuverts in seiner Brusttasche. Zweihundert Dollar, zu zahlen an das Shriners Hospital in Sacramento, die erste Rate für unseren Eintritt in die Gesellschaft von The Palms. Es war einerseits mehr, als wir uns leisten konnten, und andererseits lächerlich wenig angesichts des schweren Türklopfers und der makellosen Wandfliesenarbeit vor uns.

„Wir wollen doch nichts vom Seminar verpassen“, sagte ich und versuchte, unbeschwert zu klingen, eine kameradschaftliche Stimmung herzustellen: Lass uns das Beste daraus machen. Aber Phil wandte den Blick ab, die Tür öffnete sich, und der Witz ging ins Leere.

Victor Mesbah stand mit einem Glas Wein an der Tür. Im goldenen Licht der Wandleuchter sah es aus, als schwappte Blut in seinem Glas. „Ah, da sind sie ja!“, rief er so donnernd laut, dass es von den Wänden widerhallte. „Gerade hatten wir schon gedacht, ihr würdet nicht kommen.“

Phil erwiderte seinen übergriffigen Handschlag. „Aber keineswegs.“

Ich streckte ebenfalls die Hand aus, aber Victor schlang seinen freien Arm um meine Schulter. „Ich freue mich so, euch kennenzulernen“, sagte ich, doch meine Worte wurden an seinem Hals erstickt.

„Liz, na endlich“, rief Myriam zur Begrüßung und ich befreite mich aus Victors halber Umarmung. Sie war schlank und extrem schön, mit einer Nase, die bei einer anderen Frau zu groß gewirkt hätte. Sie hakte sich bei mir ein und führte mich durch eine geräumige Diele in einen riesigen offenen Raum. Unsere Absätze klapperten auf dem Mahagoniparkett. „Unsere neuen Nachbarn, die McGinnises“, rief sie in den Raum hinein, in dem sich mindestens ein Dutzend Paare in höflich plaudernden Grüppchen versammelt hatten. Alle drehten sich um und riefen Hallo. Sie sahen so schick und strahlend aus, als wären sie alle zusammen direkt aus dem Schönheitssalon hierhergekommen. Oben an der Decke drehte sich ein riesiger Ventilator wie ein schwerfälliges Insekt.

„Natürlich haben die meisten von uns Phil inzwischen kennengelernt. Aber du warst so schwer zu fassen. Ich habe mich schon gefragt, was du den ganzen Tag allein in diesem Haus machst“, fuhr Myriam fort.

„Nicht allein, um genau zu sein. Meine Tochter Danielle und ich … wir haben ausgepackt, uns eingerichtet“, sagte ich. Das stimmte nur zur Hälfte. Danielle war diese Woche nicht da, und nachdem ich einige Tage fleißig ausgepackt hatte, hatte ich den Rest der Kisten im Wohnzimmer gestapelt und mir vorgenommen, mir bis zum Ende der Sommerferien jeden Tag eine vorzunehmen.

Ich merkte, wie Myriams Interesse an meinen Ausführungen schwand und sie den Blick durch den Raum wandern ließ. „Komm mit“, sagte sie, ihre Hand immer noch an meinem Ellbogen. „Ich hole dir etwas zu trinken und stelle dich einigen Leuten vor.“

Ich drehte mich nach Phil um, der sein Versprechen, immer an meiner Seite zu bleiben, bereits vergessen hatte. Das war schließlich einer der Vorteile, die man als Paar hatte – man konnte bei unbekannten Leuten kleine Anekdoten über den jeweils anderen zum Besten geben, die man über sich selbst nicht erzählen würde, man konnte sich gegenseitig ergänzen, so wie ein Komiker und sein Stichwortgeber. Aber es hatten sich schon ein paar Männer zu Phil gesellt, um mit ihm zu reden, und Victor legte ihm besitzergreifend eine Hand auf den Rücken.

Ich lächelte Myriam an. „Das wäre sehr nett.“ Sie nahm die Hand von meinem Arm und ließ mich allein stehen, sodass ich den unverhohlenen Blicken der Nachbarn ausgesetzt war. Das war so ungefähr wie der Nackt-in-der-Schule-Albtraum für Erwachsene. Ich spürte, wie die Röte an meinem Hals hochkroch und sich in rosigen Flecken auf meinen Wangen niederließ. Es war komisch – früher, in unserem alten Leben, hatte ich mir nie groß Gedanken darüber gemacht, wer meine Nachbarn waren und was sie wohl über mich dachten. Aber The Palms war so exklusiv, alle waren so eng miteinander, dass es sich anfühlte, als würden wir in einem Aquarium leben.

„Sie wohnen also im Haus der Rameys“, sagte jemand. Die Stimme kam aus einer Ecke. „Gott sei Dank. Dieses Gebäude stand … wie lange leer? Acht Monate?“

Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung.“

„Ach, das war länger als acht Monate“, sagte jemand anders. „Erinnerst du dich nicht, wie der Rasen fast vertrocknet ist?“

„Ach, egal, wie lange es genau war, ich bin so froh, dass endlich jemand das Haus gekauft hat.“

„Eigentlich …“, begann ich und verstummte dann. Wussten das nicht alle? Das Haus hatten wir durch Phils Job bekommen, eine Zugabe, die zum Vertrag gehörte. Parker-Lane bezahlte unsere Miete und die monatlichen 1495 Dollar Beitrag an den Eigentümerverein, sozusagen Kost und Logis, und dazu ein kleines Gehalt, sodass wir zwar ein schickes Haus hatten, aber wenig Geld. In der Praxis bedeutete das, dass die Leute, die uns gerade umschleimten, teuer für das Recht bezahlten, Tennis zu spielen und den Gemeinschaftspfad entlangzujoggen, während wir das alles umsonst bekamen. Ich setzte erneut an, weil ich das Bedürfnis verspürte, den Sachverhalt richtigzustellen. „Mein Mann Phil ist …“

Aber gerade in diesem Moment begann Phil irgendwo hinter mir herzhaft zu lachen. Er erzählte eine Geschichte, und obwohl er schon seit zwanzig Jahren nicht mehr in Melbourne lebte, hörte man immer noch deutlich, woher er stammte. Männer wie Frauen fanden seinen Akzent anziehend – ich nahm an, dass sie sich einen verwegenen Helden aus dem Outback vorstellten. Die Köpfe drehten sich in seine Richtung, und in dem allgemeinen Stimmengewirr gingen meine Worte unter.

„Oh, nein, nein, nein“, mischte Myriam sich ein, um Klarheit zu schaffen. Mit den Worten „Cabernet“ reichte sie mir ein Glas Wein. Dann verkündete sie vor den versammelten Gästen im Wohnzimmer: „Phil ist unser neuer Community Relations Specialist, aber die beiden wohnen direkt hier bei uns in der Siedlung. Ist das nicht wundervoll?“

Ich nickte und senkte den Kopf, als würde ich den Wein genauer inspizieren. Vielleicht sah sie uns als potenziellen Wohltätigkeitsfall, für den eine Benefizparty veranstaltet werden könnte. Spenden werden gern entgegengenommen für die McGinnises, die bisher lediglich die Hälfte ihrer 370 Quadratmeter mit Möbeln bestücken konnten.

„Mal sehen“, sagte Myriam. „Wo soll ich anfangen? Die Sieverts hast du wahrscheinlich schon kennengelernt?“

„Ich habe bisher noch niemanden kennengelernt“, musste ich gestehen. „Bei dem ganzen Umzugsstress …“

„Na dann, los geht’s.“ Myriam nahm einen Schluck Wein aus ihrem Glas, so als wollte sie sich zuerst stärken.

In den vergangenen drei Wochen hatte ich meine Nachbarn aus sicherer Entfernung von meiner Veranda aus bei einer Tasse Kaffee beobachtet. Wie eine Anthropologin, die sich davor scheut, auf die Eingeborenen zuzugehen. Ich sah, wie sie in ihren Jogginganzügen auf den Gemeindepfad einbogen und ihn wieder verließen, die langen Schienbeine der Männer, die straffen Pferdeschwänze der Frauen. Unsere Begrüßungen gingen nie über eine freundlich erhobene Hand und ein kurzes „Hallo“ hinaus. Wer sind diese Leute? fragte ich mich. Was machen sie, dass sie sich so ein Luxusleben leisten können? Die Antworten befanden sich in den Kisten mit Aktenordnern, die vorübergehend in unserem Esszimmer aufgestapelt waren, während Phils Büro renoviert wurde. Ich wusste, es war falsch, oder zumindest falschig, wie meine Schwester Allie und ich es früher ausgedrückt hatten, in den Lebensläufen von Fremden herumzuschnüffeln. Aber von dem Moment an, als ich den ersten Hefter geöffnet hatte, konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Ich blätterte durch Kaufbewerbungen, beäugte Listen von Vermögenswerten (12 Quadratkilometer in Montana! Die Jacht, die Weinvorräte, der Schmuck!) und hob die Augenbrauen beim Anblick der Buchstabensuppe, die die Namen begleitete – CEO, CFO, MBA, MD –, Geschäftsführer, Manager, Finanzvorstände. Jemand in Abschnitt 2 hatte 750.000 Dollar für ein Rennpferd bezahlt, während ich immer noch vier Jahre lang meinen Studienkredit zurückzahlen musste.

Ich hatte Allie in Chicago eine E-Mail geschickt: Einer meiner Nachbarn hat einen echten Picasso.

Sie schrieb zurück: Ich habe ein vierteiliges Set von Picasso-Untersetzern. Ich würde perfekt zu denen passen.

Auf der Party der Mesbahs begann ich dann, eine Art Memory zu spielen – ich versuchte, die Gesichter der Leute, die vor mir standen, mit den Informationsschnipseln zusammenzubringen, die ich bereits kannte.

Die Sieverts wohnten am nächsten bei uns, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Rich besaß eine Kette von Fast-Food-Restaurants in der Bay Area; Deanna (erst vierundzwanzig, wie ich mich aus ihrer Akte erinnerte) war seine zweite Frau. Richs Sohn aus erster Ehe, Mac, fuhr diesen Monstertruck, dessen Motor mehrmals am Tag aufheulte und der oft ziemlich schräg in ihrer für vier Wagen vorgesehenen Einfahrt stand.

„Ist es nicht wundervoll, hier in The Palms zu wohnen?“, fragte Deanna. Sie glänzte neben mir in einem trägerlosen grünen Hosenanzug und unterstrich ihre Frage, indem sie mit ihren glitzernden Fingernägeln nach meinem Unterarm griff. Von Nahem betrachtet war ihr Haar von einem messingfarbenen, gelblichen Blond.

„Ja“, erwiderte ich und fügte dann mit etwas mehr Begeisterung, so als wollte ich einen Lügendetektor überzeugen, hinzu: „Es ist wirklich wundervoll.“

„Weiter geht’s“, murmelte Myriam und griff nach meinem Ellbogen.

Den Berglands gehörte ein Gutshaus im Kolonialstil dicht neben dem Klubhaus. Sie fuhren jeden Tag mehrmals in einem burgunderfarbenen Suburban voller Kinder bei uns vorbei. Carly Bergland war so zierlich, dass ihr Babybauch wie ein Sims hervorstand, auf perfekter Höhe, um ein Glas Mineralwasser darauf abzustellen. „Man sollte meinen, wir wüssten es besser“, sagte sie und rieb dabei ihren Bauch. „Das hier ist die Nummer sechs. Aber Babys sind unser Geschäft, könnte man wohl sagen.“

„Carly und Jeremy gehört Nah-Nah-Foods“, erklärte mir Myriam.

Ich erinnerte mich daran, es in ihrer Akte gelesen zu haben – Nah-Nah-Foods war ein Unternehmen für Bio-Babynahrung. „Das ist ja wunderbar“, kommentierte ich.

Carly lächelte. „Hast du unsere Auslage bei Whole Foods gesehen? Hauptsächlich stellen wir Milchnahrung her, aber inzwischen haben wir uns auch in die Welt des Breis vorgewagt.“

Das einzige Mal, als ich bei Whole Foods gewesen war, hatte ich den Laden mit einem Karton Blaubeeren für zwölf Dollar verlassen und mir geschworen, nie wieder dort hinzugehen. „Ich werde mal danach Ausschau halten“, sagte ich.

Carly nahm einen Schluck von ihrem Mineralwasser. „Ich habe auch einen Mütter-Blog. Mit beiden Projekten waren wir bisher sehr erfolgreich.“ In ihrem Tonfall hörte ich keine Spur von Bescheidenheit, nichts von dem Sarkasmus oder der Selbstironie, die meine Stärke waren. In seinen ersten Arbeitswochen hatte Phil eine Reihe von Beschwerden über die Berglands bekommen – Kinderspielzeug auf dem Rasen, Fahrräder in der Auffahrt. Ich fragte mich, ob sie davon wusste.

„Meine Größte muss ungefähr so alt sein wie deine Tochter“, fuhr Carly fort. „Hannah. Sie ist fünfzehn.“

Ich lächelte. „Danielle ist vierzehn. Sie fängt gerade in der Highschool an. Auf welcher Schule ist Hannah?“

Carly blinzelte. „Oh, nein. Sie wird zu Hause unterrichtet. Wir würden nicht im Traum daran denken, sie zur Schule zu schicken, bei dem Niveau des staatlichen Unterrichts …“

Myriam schob mich mit energischem Griff weiter. Das hier war ihre Aufgabe als Gastgeberin, und mir wurde klar, dass sie entschlossen war, diese Pflicht so schnell wie möglich zu erledigen, damit sie mich los wäre.

Ich erkannte Trevor und Marja Browers als das Paar, das jeden Morgen bei Sonnenaufgang mit synchron wippenden weißen Haarschöpfen, die Hände zu einem wohlwollenden Gruß erhoben, an unserem Haus vorbeispazierte. Für mich waren sie so etwas wie die Großeltern der Siedlung. Trevor war früher Laser-Experte beim Lawrence-Livermore-Labor, inzwischen offiziell im Ruhestand, obwohl er noch in Teilzeit als Berater tätig war. „Er hat die allerhöchste Sicherheitsbefugnis“, sagte Myriam. „Und Marja, meine liebe Marja …“

„Es ist sehr abgeschieden hier, nietwaar?“, fragte Marja mit einem starken niederländischen Akzent. Sie hatte ein freundliches, weiches Gesicht, in dem ihre rot geschminkten Lippen leuchteten.

Ich konnte mich gerade noch davon zurückhalten, ihr mit einem lauten „Ja“ zuzustimmen.

Sie lächelte und entblößte dabei ihre Zähne, die bezaubernd schief waren. „Manchmal zu abgeschieden, wenn du weißt, was ich meine?“

Das tat ich.

Oh ja, das tat ich.

Wir waren erst wenige Schritte von ihr entfernt, als Myriam flüsterte: „Das nennen wir ein sozialistisches Gebiss“, und gleich darauf boshaft über ihren eigenen Scherz lachte. Mir wurde klar, dass sie genauso lachen würde, wenn wir später gegangen wären. Das nennen wir Billig-Schuhe.

In dem Moment, während wir uns durch den Partyraum arbeiteten, beschloss ich, dass ich sie hasste – dass ich sie alle hasste. Die Roche-Edwardses, die Navarres, die Coffeys. Sie alle verschmolzen miteinander, zusammen mit all den Einzelheiten, die ich über sie erfuhr: die mediterrane Villa mit den blauen Mosaiken, der Ehemann im Finanzwesen, die Tochter, die zur Homecoming-Queen gewählt worden war. Ich nickte ständig freundlich, während mich meine High Heels umbrachten. War es noch zu früh, um sich zu verabschieden, mir Phil zu schnappen und mich mit ihm aus dem Staub zu machen? Eine Lebensmittelvergiftung zu erfinden oder Krämpfe? Wenn ich nach Hause käme, so schwor ich mir, würde ich diese Sandaletten in die hinterste Ecke unseres begehbaren Kleiderschranks schleudern, der so riesig war, dass ich diesem Schuhwerk dann garantiert nie wieder begegnen würde. Ich würde alle weiteren Partys meiden, alle Wohltätigkeitsfeste und Wein-und-Käse-Proben. Und überhaupt, wo war eigentlich der Käse? Das war ein ganz fieser Werbetrick gewesen.

Victor kam vorbei und berührte meine Schulter. „Amüsierst du dich?“

In einem Spiegel über dem Kamin sah ich mein eigenes weinseliges Grinsen.

Myriam deutete auf Janet Neimeyer, die irgendwas zwischen vierzig und sechzig war, mit einem modellierten und tief gebräunten Körper in einem weißen Kleid. Ihre Haut spannte sich straff über den Wangenknochen. „Sie hat das Haus als Scheidungsabfindung bekommen“, bemerkte Myriam. „Janet liebt die Männer, aber wenn sie sich noch mal bindet, wird sie ihrem Zuhause einen Abschiedskuss geben müssen.“

„Oh“, sagte ich, unsicher, wie ich darauf reagieren sollte. Ich blickte bedauernd in mein Weinglas, das noch einen Zentimeter hoch gefüllt war, und fragte mich, wo der Rest geblieben war.

„Und das ist Helen Zhang“, fuhr Myriam fort. Ich ging in Gedanken die Akten durch und erinnerte mich, dass Helen und ihr Mann beide Dermatologen waren und Eltern von Zwillingen. Helen hatte einen kurzen, fast jungenhaften Haarschnitt, der ihr Gesicht irgendwie perfekt einrahmte.

„Ach ja, ich habe sie mit einem Hund in der Nachbarschaft spazieren gehen sehen.“

„Ja“, entgegnete Myriam mit verkrampftem Lächeln. „Ist er nicht das süßeste Ding überhaupt?“

Zu spät fiel mir etwas anderes ein, das Phil mir erzählt hatte – dass die Mesbahs mehrere Beschwerden gegen die Zhangs eingereicht hatten, deren süßer Hund dazu neigte, immer zu den unpassendsten Zeiten zu bellen.

Und dann gab es noch Daisy Asbill, ehemalige Google-Angestellte und später Ehefrau eines Google-Managers. Sie war jung und schmalhüftig und trug ein graues Seidenkleid. „Jobbt deine Tochter auch als Babysitter?“, erkundigte sie sich. „Ich habe Zwillinge, und manchmal ist es einfach so gut wie unmöglich, jemanden zu finden …“

Ich zögerte, da ich mich an Danielles bisher einzigen Versuch als Babysitter für einen Nachbarn in Livermore erinnerte, der als mittleres Desaster geendet hatte.

„Also ich meine natürlich nicht für jeden Tag“, stellte Daisy klar, als sie meine Zurückhaltung spürte. „Nur wenn das Kindermädchen freihat.“

„Natürlich“, sagte ich und wiederholte in Gedanken genüsslich ihre Worte: Nur wenn das Kindermädchen freihat. Allie würde ihre Freude daran haben.

Immer wieder sagte ich „Es ist so schön, dich kennenzulernen“ und „Wir fühlen uns hier so wohl“, während ich winzige Schlucke von meinem Cabernet nahm, damit ich so lange wie möglich etwas davon hatte. Meine Lippen schmerzten vom ständigen Lächeln. Irgendwann fragte Helen, ob Myriams Kleiderschrank schon fertig sei, und die Hälfte der Truppe marschierte den Flur hinunter, um die Fortschritte zu begutachten. Ich entdeckte Phil neben Rich Sievert mit einem vollen Glas in der Hand. Er grinste mich an, und ich ging erleichtert auf ihn zu.

„Ach, da sind sie ja“, rief Deanna und trat zwischen uns. An der Eingangstür machte Victor großes Getue um ein weiteres Paar, beide groß und blond und so perfekt zueinander passend, als wären sie ein Set Barbiepuppen.

„Tut mir wirklich leid, dass wir so spät kommen“, sagte die Frau und verteilte Wangenküsschen, während sie die Eingangshalle durchschritt. Ihr Haar war so blond, dass es fast weiß wirkte, ihre Augen leuchteten hellblau. Als sie näher kam, stellte ich fest, dass sie eine ältere Version des Mädchens war, das ich in der Nachbarschaft hatte herumlaufen sehen, mit gesenktem Kopf und mit den Daumen auf dem Display des Smartphones tippend. „Oh, hallo.“ Sie lächelte mich an. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Sonia Jorgensen.“

„Liz McGinnis“, sagte ich und nahm das Glas in die andere Hand, um sie zu begrüßen. Sonias Fingernägel waren in Blasssilber lackiert, ihre Haut fühlte sich samtweich an.

„Liz’ Mann ist der mit dem herrlichen britischen Akzent“, erklärte Deanna, die plötzlich neben mir stand.

„Australisch“, korrigierte ich sie.

„Findet ihr britischen Akzent nicht auch reizend? Das klingt wie in dieser Serie, wie heißt die noch mal? Bei Netflix?“ Deanna kräuselte nachdenklich die Nase. „Ach ja! Downtown Abbey!

Sonia Jorgensen grinste mich an, und es war diese Art von Grinsen, die uns zu Verbündeten machte. Ist sie nicht peinlich? Sie hatte sich halb zu mir umgewandt und Deanna unauffällig mit den Schultern von unserer Unterhaltung ausgeschlossen. „Wir wohnen direkt bei euch um die Ecke, glaube ich. Das einstöckige Griechische …“

„Ach, das mit den Säulen“, sagte ich. Als wir das erste Mal dort vorbeigekommen waren, hatte Danielle große Augen gemacht. „Wer wohnt denn hier?“ Und ich hatte geantwortet: „Ein toter Präsident.“

„Ja! Tim – mein Mann – hat gesagt, er sei sich nicht so sicher, was er von denen halten soll, aber als ich die Entwürfe gesehen habe, da war meine Entscheidung gefallen!“

„Ein schönes Haus.“

„Sonia ist Event-Managerin“, sagte Deanna, die sich wieder zwischen uns gedrängt hatte. „Sie fliegt um die ganze Welt, nur um Partys zu organisieren. Kannst du dir das vorstellen?“

„Meistens Firmen-Events“, erklärte Sonia. „Von Hochzeiten halte ich mich so weit wie möglich fern.“

Deanna schüttelte den Kopf. „Ich bin fast krank vor Neid. Wenn ich versuche, Rich zu überreden, mit mir wegzufahren, dann sieht er mich an, als wären mir zwei weitere Köpfe gewachsen.“

Sonia warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Du bist gerade von Hawaii zurückgekommen.“

„Ja, aber das war eben nur Hawaii. Da fahren wir immer hin.“ Deanna zog einen Schmollmund. Ihre direkte Art fühlte sich gleichzeitig vertraut an und war mir unangenehm – sie wirkte wie die etwas geschliffenere Version einer Highschool-Schülerin. „Und du warst in … Woher bist du gerade gekommen?“

„Corpus Christi“, entgegnete Sonia. „Nicht gerade exotisch.“

„Trotzdem“, jammerte Deanna.

Sonia wandte sich wieder an mich und grinste mit leicht zusammengekniffenen Augen. „Liz, ist das eine Abkürzung für Elizabeth?“

Da war etwas Einnehmendes an ihr, etwas, das mich meine Abwehrhaltung vergessen ließ. Zum ersten Mal an diesem Abend entspannte ich mich, und mein Lächeln war echt. „Nein, einfach nur Liz. Aber ich wollte früher gern Elizabeth heißen. In der Grundschule habe ich meine Arbeiten immer so unterschrieben.“

Sonia lachte und zeigte Zähne, die so gerade und weiß waren, dass sie einer Dentalhygienikerin gehören könnten. „Was haben deine Eltern dazu gesagt?“

„Ach, das war eben typischer Kinderkram.“ Ich nahm vorsichtig einen weiteren Schluck Wein. Sie konnte es natürlich nicht wissen; es war keine Situation, die sich jemand Fremdes einfach vorstellen konnte. Als ich zur Grundschule gekommen war, war meine Mutter schon vollständig blind gewesen, deshalb hatte sie meinen Namen nie auf irgendwelchen Arbeiten oder Zulassungsschreiben oder Zeugnissen gesehen. Und meinem Vater wäre es niemals aufgefallen – er war zu sehr damit beschäftigt, alles andere zu sehen. „Elizabeth“ war meine heimliche kleine Rebellion gewesen.

„Also dann Liz. Was machst du so?“

Ich trank den letzten Schluck Wein aus meinem Glas. Komisch – aber nachdem ich heute Abend so vielen Leuten vorgestellt worden war, war Sonia die erste Person, die danach fragte. „Ich bin Beratungslehrerin an der Highschool“, sagte ich. „Miles Landers Highschool in Livermore.“

Sonia riss die Augen auf, und ich machte mich auf einen schiefen Blick und eine abschätzige Musterung gefasst. Errechnete sie in Gedanken mein Gehalt, meinen Gesamtnettowert? Erinnerte sie sich an den sieben Jahre alten Camry, der plötzlich in der Nachbarschaft aufgetaucht war, daran, dass die meisten unserer Kleidungsstücke in schwarzen Plastikmüllsäcken verpackt waren, als wir sie aus dem Kofferraum des Wagens ins Haus geschleppt hatten? Aber sie überraschte mich und packte mich am Arm. „Oh mein Gott, das ist ja wunderbar.“

„Na ja …“ Wunderbar war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich liebte meinen Job. In den sieben Jahren war nie ein Tag genauso wie der andere gewesen. „Dieses Jahr wird interessant, meine Tochter wird nämlich dort eingeschult. Sie kommt in die neunte Klasse.“

„Ach, das ist fantastisch. Du weißt ja nicht … Meine Tochter Kelsey fängt im Herbst dort an, sie geht in die zehnte Klasse. Vorher war sie in der Ashbury Prep, aber … na ja, das erzähl ich dir ein anderes Mal. Die anderen Kinder waren leider ein schlechter Einfluss. Aber das ist ja ein wunderbarer Zufall. Es wird so schön für Kelsey sein, ein paar freundliche Gesichter an der Miles Landers zu sehen, ganz zu schweigen davon, eine weitere verantwortungsvolle Erwachsene in ihrem Leben zu haben.“

Ihre Berührung war so vertraut, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Ich spürte plötzlich diese Verbindung unter Müttern, die ich so nie erlebt hatte. Seit Danielles Geburt war ich die meiste Zeit alleinerziehend gewesen, zuerst immer am Pendeln zwischen ihrem Kindergarten und meinen Praktikumsstellen, später dann zwischen der Zufahrtsstraße zu Danielles Grundschule und meinem Beraterbüro. Ich hatte nie genug Zeit übrig, um die anderen Mütter kennenzulernen, und ich beneidete sie bei Einschulungsfeiern und Preisverleihungen um ihre Vertrautheit untereinander.

„Das ist schön“, stimmte ich ihr zu und gestattete mir, mich von der Situation mitreißen zu lassen. Natürlich gab es keine Garantie dafür, dass unsere Töchter sich anfreunden würden. Danielle verbrachte den größten Teil ihrer Zeit damit, ihre Nase in Bücher zu stecken. Kelsey war, soweit ich das beobachtet hatte, was ihr Sozialverhalten anging, schon viel weiter als sie. Ich konnte mich daran erinnern, wie sie in Minishorts und Tanktops bei uns vorbeigelaufen war und ihre BH-Träger unter dem Hemd hervorgeblitzt hatten wie ein schmutziges Geheimnis.

„Also wäre es vielleicht merkwürdig …“, begann Sonia. „Ich denke nur gerade laut, und du kannst jederzeit Nein sagen. Aber vielleicht könnten wir ja eine Art Kennenlernen für sie organisieren?“

Ich grinste. „So was wie … eine Verabredung zum gemeinsamen Spielen?“

Sonia lachte. „Na ja … ich weiß nicht. Ist das doof? Es muss ja nichts Großartiges sein. Ich würde gern die Gastgeberin spielen.“

Deanna klinkte sich wieder ein, als hätte sie über meine Schulter hinweg alles verfolgt. „Eine gute Idee! Wir könnten alle Teenager aus The Palms einladen. Warte mal … also Mac, die Zhang-Jungs, Hannah Bergland …“

Sonia warf mir einen Blick zu, nachsichtig und amüsiert. Wie machte sie das nur? Wie konnte sie die Haltung wahren, nicht lachen oder die Augen verdrehen? Pass schön auf, sagte ich mir, so als würde ich nach Hinweisen Ausschau halten, wie man sich als Frau benahm, was man trug, wann man was sagte.

„Bist du sicher, dass Mac daran interessiert wäre?“, fragte sie.

Deanna verdrehte die Augen. „Aber bitte. Er hängt den ganzen Tag nur im Haus herum und tut nichts, außer mich verrückt zu machen.“

Und da stellte ich die Verbindung zwischen dem Fahrer des riesigen gelben Trucks und dem Namen her, den ich in den vergangenen drei Jahren andauernd in der Schule gehört hatte. Mac Sievert, dessen Leistungen immer schwach waren; Mac Sievert, der Obermacker auf dem Campus. „Gerade wird mir klar, dass Mac auf die Miles Landers geht. Ist er in der zwölften Klasse?“

Deanna lachte und nahm einen extra großen Schluck von ihrem Wein. „Ach, du Arme. Ich habe nur darauf gewartet, dass du es bemerkst. Aber denk dran, wenn er in Wirtschaft durchfällt, ist sein Vater der Ansprechpartner, nicht ich. Einer der Vorteile, die man als Stiefmutter hat“, fügte sie zwinkernd hinzu.

„Alles klar“, sagte ich.

„Aber das ist eine super Idee“, schwärmte Deanna. „Ich werde das gleich mal Helen erzählen.“

Wir sahen ihr hinterher, wie sie mit klappernden Absätzen über das Parkett lief.

Sonia räusperte sich. „Nun, ich nehme an, ich werde die halbe Nachbarschaft zu mir einladen. Was hältst du von Samstagabend? Würde das in Danielles Stundenplan passen?“

„Sie kommt morgen vom Naturwissenschaftscamp zurück, deshalb … Ich denke, das wird okay sein.“

Sonia tat, als würde sie in Ohnmacht fallen, und griff nach meinem Ärmel. Ich war mir sicher, dass mein Arm noch nie zuvor dermaßen intensiv angefasst worden war, und dabei hatte ich eine blinde Mutter. „Naturwissenschaftscamp. Das ist toll! Genieße diese Phase, solange du kannst. Kelsey ist nur noch an Jungs, Klamotten und Drama interessiert. Fünfzehn Jahre alt, tut aber, als wäre sie dreißig.“

Ich lächelte. Danielle hatte das alles bisher noch nicht entdeckt, aber mir war klar, dass es kommen würde. Als sie gerade in die achte Klasse gekommenen war, hatte ich ihre Lieblingscargojeans versteckt, die sie in einem Armeeladen gekauft hatte, weil sie sie drei Tage hintereinander hatte tragen wollen. Aber für ihre Abschlussfeier im vergangenen Monat hatten wir stundenlang im Einkaufscenter nach einem Kleid für sie gesucht. „Manchmal denke ich, Danielle geht mit ihren vierzehn eher auf die zwölf zu.“

Victor kam vorbeigerauscht und tauschte mein leeres Glas gegen ein volles, und Sonia und ich lächelten uns zu. Schweigend stießen wir die Gläser aneinander, und ein misstönendes Klirren erklang.

Mit aufgeregtem Geschnatter erschienen Myriam und der Rest der Frauen wieder, nachdem sie sich erschöpfend über die Vorzüge des neuen Kleiderschranks ausgelassen hatten. Janet Neimeyer war ganz hin und weg von der Beleuchtung; Helen Zhang notierte sich den Namen der Firma.

Ich spürte eine Hand an meinem Rücken, eine warme Hand, ein Daumen strich über meine Wirbelsäule. Ich blickte über meine Schulter und begegnete Phils zufriedenem, lässigem Grinsen. Seine Wangen waren gerötet.

Auf halbem Weg nach Hause lehnte ich mich gegen Phil und befreite mich von meinen Schuhen, mit denen ich nicht einen weiteren Schritt hätte laufen können. Ich kippte zur Seite und lachte, als er mich auffing. Beobachteten die Nachbarn uns von ihren Fenstern aus, hinter den Vorhängen, zwischen den Stäben der Jalousien hervor? Irgendwie war es jetzt nicht mehr wichtig.

„Wir haben es also überlebt“, sagte Phil. „Es war nicht so eine Horror-Veranstaltung, wie wir dachten.“

„Ich glaube, es hätte schlimmer kommen können.“

Er zog mich zu sich heran, und ich schmiegte mich an ihn, erhitzt und ausgelassen. Sein Atem roch nach dem Wein, den uns Victor angedreht hatte, mit dem er immer wieder unsere Gläser gefüllt hatte, bis ich mit dem Zählen nicht mehr nachgekommen war.

Vor uns ragte unser Haus aus der Dunkelheit auf wie ein bedrohliches Ungeheuer. Inzwischen kam es mir wie ein Chamäleon vor – morgens zeigte es sich in neutralem Beige, kurz nach Sonnenuntergang erschien es so dunkel, dass es fast unsichtbar wurde. Obwohl wir uns schon mehrmals die Bedienungsanleitung vorgenommen hatten, hatte es noch keiner von uns geschafft, das automatische Lichtsystem zu verstehen. Deshalb war die vordere Terrasse jetzt eine dunkle Ecke, die versteckt unter dem überhängenden Tudordach lag. Während Phil mit dem Haustürschlüssel herumhantierte, zog ich ihm das Hemd aus der Hose und schob meine Hand darunter.

Er öffnete grinsend die Tür. „Mir gefällt die Richtung, in die sich das hier entwickelt.“

„Ich bin schrecklich, wenn ich betrunken bin“, gestand ich und schob mich an ihm vorbei ins Haus, wo ich meine Sandaletten auf den gefliesten Boden fallen ließ. Mit einer Hand öffnete ich die Knöpfe meiner Bluse.

„Das liebe ich ja gerade so an dir“, sagte Phil, während die Haustür mit einem Klicken hinter ihm zufiel. Meine Bluse fiel zur Seite, und er pfiff leise. „Wie auch immer, definiere bitte schrecklich.“

Das Reden fiel mir zu schwer. Meine Zunge fühlte sich dick an, ich hatte das Gefühl zu lallen. Es war einfacher, ihn zu küssen, ihm zu zeigen, was ich meinte, statt es zu sagen.

Darin waren wir gut. Ich hatte irgendwann eingesehen, dass es wahrscheinlich das war, was wir am besten konnten. Es war von Anfang an da gewesen – eine spielerische körperliche Anziehung, die Ahnung, dass wir im Bett gut harmonieren würden. Wir hatten uns bei einem Spiel der Sharks kennengelernt, obwohl keiner von uns beiden ein Eishockeyfan war, wir beide nur Freunde begleiteten, die noch ein Ticket übrig gehabt hatten. Phil, der hinter mir saß, kippte mir Bier über das Sweatshirt und verbrachte den restlichen Abend damit, sich über meine Schulter hinweg zu entschuldigen, dann mit mir zu flirten und mich mit seinem charmanten Akzent zu bezaubern. Ich hatte ebenfalls ein paar Bier getrunken, und nur deshalb konnte ich mir erklären, dass ich ihm nach dem Spiel auf dem Parkplatz diesen Kuss gab. Es war ein langer, intensiver Kuss voller Versprechungen, als würde zu Hause kein Kind auf mich warten und ich müsste am nächsten Morgen nicht früh aufstehen. Im Zug zurück nach Livermore hatte ich über mich gelacht, weil ich so dumm war, zu glauben, dass ein Kuss eines Fremden mehr sein könnte als ein Kuss eines Fremden. Und dann hatte er zwölf Stunden später das Beraterbüro in der Miles Landers mit einem Strauß Margeriten in der Hand betreten.

Das war vor fünf Jahren gewesen.

Wir ließen uns los, und ich streifte mir die Bluse von den Schultern, die zu Boden flatterte. Phil fummelte an meinem BH und kämpfte mit dem Rückenverschluss, sein Atem heiß an meinem Ohr. „Danielle sollte öfter mal wegfahren. Vielleicht zu so einem Camp, das den ganzen Sommer über geht.“

„Hmm.“

„Oder ein Auslandsschuljahr. Austauschprogramm oder wie man das nennt. Für ein ganzes Semester vielleicht.“

„Aufs Early College“, murmelte ich. „Sie mit sechzehn anmelden.“

Er stöhnte auf und zog mich Richtung Treppe, oben lockte unser Kingsize-Bett. Wir hatten es jetzt seit drei Wochen und unsere Queensize-Matratze war in ein Gästezimmer verbannt worden, aber es fühlte sich immer noch riesig an, als wenn wir jede Nacht in einem teuren Hotel verbrachten.

Vielleicht war es der Wein, vielleicht auch das Gefühl, das mich seit unserem Einzug in The Palms langsam überkommen hatte, der Gedanke, dass ich nicht mehr ich sein musste. Ich hatte die alte Liz Haney hinter mir gelassen – die Schwangerschaft im College, die Kredite, auf die ich angewiesen war, ein halbes Dutzend Halbtagsjobs und das Leben in der Sozialwohnung, bis ich den Job als Beratungslehrerin bekam, und trotzdem hatte ich immer noch Probleme, die Miete zu zahlen, als ich Phil kennenlernte. Jetzt war aus ihr ein Geist geworden, hauchdünn und am Wegdriften, diese alte Liz. Denn seht uns doch an. Hier waren wir, auf Du und Du mit den Reichen und den Steinreichen, fast ohne groß aufzufallen.

„Ich habe eine bessere Idee“, sagte ich.

„Ich bin ganz Ohr.“

„Mir nach“, kommandierte ich, und er folgte mir – durch das Wohnzimmer, vollgestellt mit Kartons, das unmöblierte Esszimmer, die Küche mit den glänzenden Granitoberflächen. Ich öffnete die Schiebetür zum Garten, und die Computerfrau, unsere elektronische Aufpasserin im Haus, warnte: „Hintertür ist geöffnet.“

Aber kaum war ich draußen, zögerte ich. Der hintere Garten war durch die geschmackvoll angeordneten Außenstrahler, die auf die Kübel mit Formbäumchen und die blütenschweren Äste der Kreppmyrte gerichtet waren, fast zu hell. Über uns stand ein sichelförmiger Mond, dessen Licht auf der Wasseroberfläche des Pools glitzerte, wo das Wasser wie von unsichtbarer Hand an den Rand gezogen wurde und scheinbar in der Unendlichkeit verschwand. Hinter dem Pool fiel der Garten schräg ab, und dahinter befand sich das makellose Grün des Golfplatzes.

Ich sah Phil an und öffnete langsam den Knopf meiner Hose, beobachtete, wie er mir zusah. Ich schob die Daumen unter den Slip und ließ den Stoff an meinen Schenkeln hinabgleiten.

Phil stand regungslos an der Schiebetür.

Ich muss wirklich betrunken gewesen sein. Ich fühlte mich wohl im Mondlicht, stark und sexy, wie Eva im Garten Eden, bevor die verflixte Schlange auftauchte. „Willst du nicht mitkommen?“

Phil grinste. „Ich habe nur die Aussicht genossen.“ Er streifte sich die Designerschuhe von den Füßen und schleuderte beide in unterschiedliche Richtungen. Einer landete mit einem leisen Aufschlag verkehrt herum im Gras.

Ich drehte mich um und steckte einen Fuß ins Wasser, dann folgte der andere. Wir hatten zu beiden Seiten Nachbarn, aber das hier waren Viertausend-Quadratmeter-Grundstücke, und die anderen konnten kilometerweit entfernt sein. Zu abgeschieden, hatte Marja Browers gesagt. Ich machte im Wasser vorsichtig die ersten Schwimmzüge und drehte mich auf den Rücken, sodass mein Haar vollständig nass wurde. Phil zog sich unbeholfen aus und kämpfte mit den Socken. Meine Brüste tauchten auf der sich kräuselnden Wasseroberfläche auf, und ich schloss die Augen. Vielleicht war es das, was einem so ein Haus in The Palms geben konnte – das Gefühl, etwas zu besitzen und die Freiheit zu verdienen, die damit verbunden war.

Als ich zu Phil hochblickte, stand er am Rand des Pools, seine Kleidung lag unordentlich zu seinen Füßen. Hier unten vom Wasser aus wirkte er viel größer und eindrucksvoller – eher wie Michelangelos David als wie ein Normalsterblicher. Er tauchte einen Fuß ins Wasser.

„Warte eine Sekunde“, sagte ich. „Jetzt bin ich dran, die Aussicht zu genießen.“

Er stellte sich grinsend in Pose, mit angespanntem Bizeps. Ich lachte und spritzte Wasser in seine Richtung.

„Das war’s“, sagte er und sprang in den Pool. Wir suchten einander und umarmten uns.

Die Nachbarn, dachte ich.

Und dann: Vergiss sie.

Hinterher ließen wir uns auf dem Wasser treiben, nebeneinander und übereinander, angezogen von der Schwerkraft, dem leichten Sog zum unendlichen Poolrand. Es war eine Illusion, natürlich – aber mit geschlossenen Augen konnte ich mir vorstellen, bis über den Rand zu treiben, hinüber zum Golfplatz, wo es grün und grün und immer nur grün war.

Wenn ich am Pool saß und die Füße ins Wasser hängen ließ, mit einem Buch in der Hand, konnte ich manchmal die Geräusche vom Golfplatz hören – den Schlag, mit dem der Ball in die Lüfte gesandt wurde, hin und wieder erhobene Stimmen. Aus der Nachbarschaft registrierte ich startende Autos, das Aufheulen der Motoren, die sich dann entfernten. Ich schnappte Gesprächsfetzen auf, die zu mir herübergeweht wurden. Aber meist war ich an Stille in The Palms gewöhnt, angefangen bei den leeren Zimmern in unserem Haus, das mit so dicken Teppichen ausgelegt und so gut isoliert war, dass ich mein eigenes Atmen hörte. In dieser Woche, als Danielle weg und Phil damit beschäftigt gewesen war, sein Büro im Klubhaus einzurichten, hatte ich mich dabei erwischt, wie ich laut zu den Songs im Radio mitsang, um meine Stimme in dieser Leere auszutesten, nur um ein anderes Geräusch zu hören.

Jetzt erschien die Stille friedlich, beruhigend, nur unterbrochen vom gelegentlichen Plätschern des Wassers, wenn wir nach oben tauchten.

Doch dann vernahm ich ein Klappern, das leise Scheppern von Metall, ein Geräusch, das ich als das Schließen unseres Gartentors wiedererkannte.

Ich blickte zu Phil hinüber, dessen Brust und Schultern über der Wasseroberfläche zu sehen waren, auf seinem Gesicht lag ein glückseliges Grinsen. „Da ist jemand“, zischte ich.

Er schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich nur Geräusche, die der Wind herüberweht.“

Aber dann hörte ich jemanden lachen.

Unwillkürlich ließ ich mich etwas tiefer ins Wasser sinken und versuchte, in den dunklen Tiefen des Gartens etwas zu erkennen. Meine Euphorie war verflogen, das Gefühl der Freiheit und Unbesiegbarkeit. Oder vielleicht war ich nur schnell nüchtern geworden. Jetzt fühlte ich mich wie eine schwabbelige nackte Frau, die womöglich von jemandem beobachtet wurde. „Phil …“

Er schwamm zum flachen Ende des Pools, seine Schultern leuchteten hell im Mondlicht. „Wahrscheinlich die Nachbarn in ihrem Garten.“

„Und wenn jemand auf dem Golfplatz ist?“

„Ich glaube nicht, dass uns jemand sehen kann.“

Aber ich hatte ab und zu Jogger und Spaziergänger vorbeikommen gesehen, farbige Kleckse von Polohemden und karierten Hosen. Es war unmöglich, einzuschätzen, wie nah diese lachende Person gewesen war, ob jemand nur sechs Meter entfernt oder weit hinten am Klubhaus gestanden hatte. „Ich gehe rein“, sagte ich und schwamm auf die Treppe zu.

„Ach, komm schon!“ Phil lachte. „Im Ernst?“

Aber der Moment war vorbei, meine Fantasien schnell verpufft. Die Liz, die nackt und frei unter den Sternen im Wasser treiben konnte, hatte sich verabschiedet wie ein Komet, der nur ein einziges Mal aufgeblitzt war, eine Ausnahmeerscheinung.

Meine Kleidung war auf der Terrasse und im Haus verstreut, aber ich konnte schnell rennen und geradewegs unten in den Wäscheraum laufen, wo eine Ladung Handtücher im Trockner lag.

„Liz.“

Meine Füße klatschten auf die Stufen des Pools, und erst als sie auf den Beton trafen, wurde mir klar, dass ich noch nicht vollständig nüchtern war. Meine Beine fühlten sich schwer an und gehorchten mir nicht richtig. Dann hörte ich das Lachen erneut, es schien vom Fliesenboden widerzuhallen, an der Stuckwand des Hauses abzuprallen. Ich drehte mich um und erwartete fast, jemanden in unseren Büschen zu entdecken. Stattdessen sah ich in der Ferne etwas aufleuchten, draußen auf dem Wanderpfad, das winzige helle Licht vom Display eines Smartphones. Ich krümmte mich zusammen und bedeckte meine Brüste mit einer Hand.

Im Wasser begann Phil zu lachen. „Da ist nur jemand vorbeigelaufen. Jetzt komm wieder rein, los. Ich werde da vorne eine Hecke pflanzen. Wenn du willst, pflanze ich einen ganzen verdammten Wald.“

Aber ich war schon auf dem Weg zur Schiebetür, lief meinem Spiegelbild in der Glasscheibe entgegen – ein blasser wabbliger Körper, tropfendes Haar und ein von Mascara verschmiertes Gesicht. Ich hatte mich im Wasser so leicht und frei gefühlt. Nun sah ich, wie sich meine Brüste senkten, wie breit meine Hüften waren, die Haut, die noch vierzehn Jahre nach der Schwangerschaft Falten an meinem Bauch schlug.

Am Ende war ich doch noch die alte Liz.

Am folgenden Nachmittag wartete Danielle am BART-Bahnhof auf mich, sehr viel schmutziger, als ich sie am Montag abgeliefert hatte. Die Füße hatte sie in ihre alten Wanderstiefel gezwängt, die Schnürsenkel offen. Sie winkte und kam zur Fahrerseite herübergerannt, um mir durch das Fenster einen Begrüßungskuss zu geben.

Ich wich zurück und machte ein übertrieben angewidertes Gesicht. „Du riechst nach Natur.“

„Ich habe dieses Jahr sogar geduscht, aber das macht wohl keinen großen Unterschied“, entgegnete sie und warf ihren Rucksack auf den Rücksitz. Ihre Schultern waren von der Sonne verbrannt, die Wangen voller neuer Sommersprossen. Rote Quaddeln von Mückenstichen zierten ihre Beine.

„Und? Erzähl mir alles.“

Ich lenkte das Auto auf die vielbefahrene Straße, und sie erzählte: das Wespennest in ihrer Hütte, die Wanderungen, die Lagerfeuer, der Besuch des Botanikers von der Universität in Davis. Es war ihr letztes Jahr als Teilnehmerin, im nächsten Sommer, wenn sie fünfzehn wurde, konnte sie sich als Betreuerin im Camp bewerben.

„Im Vergleich dazu wird der Rest der Ferien lahm“, verkündete sie, während sie in ihre Hosentasche griff und triumphierend eine Packung Studentenfutter hervorzog. Sie riss die Tüte auf, und eine einzelne Erdnuss flog auf die Mittelkonsole.

„Du könntest auch Babysitten und dir ein bisschen Taschengeld verdienen. Ich habe eine Familie mit Zwillingen in The Palms kennengelernt …“

„Machst du Witze? Das war eine Katastrophe, als ich für die Lees aufgepasst habe, und die hatten nur ein Kind. Weißt du nicht mehr, dass ich dich fünfzehnmal anrufen musste?“ Sie hielt die Tüte mit den Resten des Snacks hoch und kippte sich die letzten Sonnenblumenkerne und Rosinen direkt in den Mund.

„Das sollten wir in deinem Lebenslauf vielleicht nicht erwähnen.“

Danielle lachte mit vollem Mund.

„Phil und ich waren gestern Abend auf dieser Party, dieses Wein-und-Käse-Ding …“

„Ach, das. War’s lustig?“

Ich zögerte. Heute Morgen, während ich mit meinen Kater-Kopfschmerzen gekämpft hatte, hatte ich Allie eine Nachricht geschickt und ihr von Janet erzählt, die ihre Lippen kaum noch zu einem Lächeln verziehen konnte, und von Deanna mit ihren zu großen und zu aufdringlichen Brüsten. Ich hatte ihr von der hellen Aufregung um Myriams neu gestalteten Kleiderschrank berichtet und von Daisy Asbills Bemerkung über ihr Kindermädchen. Aber zu Danielle sagte ich nur: „Klar, es war lustig.“

In möglichst beiläufigem Tonfall erzählte ich ihr von Sonias Einladung zu der Poolparty, die am folgenden Abend ab sieben stattfinden sollte.

Danielle hatte sich vorgebeugt, um ihre Füße von den Wanderschuhen und den mit Schmutzrändern versehenen Socken zu befreien, aber als meine Worte bei ihr ankamen, richtete sie sich auf und blickte mich mit großen Augen an. „Morgen Abend? Machst du Witze?“

„Ich wusste nicht, dass du schon Pläne hast.“

„Ich habe im Prinzip auch keine Pläne“, erwiderte sie wütend. „Mein Plan war, nicht zu einer Party von Leuten zu gehen, die ich nicht kenne. Ich hatte den Plan, ein Buch zu lesen oder einen Film anzusehen. Das hatte ich vor.“

„Und nun wirst du eben im Pool schwimmen, Spiele spielen, Junkfood essen und neue Leute kennenlernen. Ich denke, da gibt es Schlimmeres.“

„Von wem redest du eigentlich? Nicht von dieser Blonden!“

„Kelsey“, sagte ich. „Kennst du sie?“

„Nein, aber ich habe sie im Klubhaus herumhängen sehen. Mom, sie ist …“

„Was …?“

Aber Danielle starrte nur verärgert aus dem Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt. Wir fuhren von der 580, die selbst am Samstag überfüllt war, und schlängelten uns über zwanzig Kilometer durch die Kurven der einzigen Zufahrtsstraße nach The Palms. Die kurvige Straße erinnerte an die Serpentinen im sich vor uns ausbreitenden Teufelsgebirge. In der Ferne erhoben sich die Berge braun und kahl, hier und dort war ein Grüppchen von durstig aussehenden Kühen unter dem Schatten einiger Bäume zu sehen. Von Nahem war das Farmland so trocken, dass sich tiefe Risse in der Erde gebildet hatten.

„Hey“, sagte ich und knuffte Danielle in den Ellbogen. „Es wäre gut für dich, wenn du ein paar Leute aus der Gegend kennenlernst. Und vielleicht ist sie ja nett.“

Sie stöhnte auf.

„Was ist?“

„Du hast ‚schwimmen‘ gesagt, Mom. Das ist eine Poolparty. Wie soll ich denn im Badeanzug vor Leuten sitzen, die ich überhaupt nicht kenne?“

„Hast du das nicht die ganze Woche im Camp auch gemacht?“

„Aber das waren doch nur Kinder. Die da sind …“

„Das sind auch Kinder“, entgegnete ich und versuchte, so überzeugt wie möglich zu klingen. Ich wusste, was Danielle dachte. Irgendwie waren es doch nicht nur Kinder – es waren kleine Ebenbilder ihrer Eltern, mit Designerklamotten und einem beträchtlichen Vermögen zur Verfügung. Sie hatten das Beste geerbt, das einem das Leben nur bieten konnte, ohne sich dafür anzustrengen, und sogar ohne das Gerede, das Triumph und Erfolge mit sich brachten.

„Was ist, wenn sie mich nicht leiden können?“ Danielles Stimme klang unsicher. „Wenn sie sich über mich lustig machen?“

Ich musste schlucken. Das war einer dieser Momente, in denen ich das Gefühl hatte, als Mutter versagt zu haben: als ich hörte, wie meine Tochter meine eigenen Ängste wiederholte, genau die Gedanken wiedergab, mit denen ich auf der Veranda der Mesbahs zu kämpfen gehabt hatte. Das hört nie auf, meine Liebe, hätte ich ihr am liebsten gesagt. Solche Leute wird es immer geben. Der Unterschied war, dass es irgendwann – an einem Punkt, den ich selbst noch nicht erreicht hatte – egal wurde, was sie dachten und meinten.

Wir erreichten die letzte Kurve auf der Zufahrtsstraße, wo das Pflaster plötzlich glatter wurde und das karge Farmland von hohen, gleichmäßig verteilten Palmen abgelöst wurde. Vor uns gabelte sich die Straße zwischen dem schmiedeeisernen Einfahrts- und dem Ausfahrtstor auf, die das Schild flankierten, das unseren Ankunftsort verkündete: THE PALMS IN ALTAMONT RIDGE. Es erschien mir immer noch ziemlich pompös, und ich hatte in Apartmentkomplexen gewohnt, in denen es wirklich nötig war, sich nach außen aufzublasen: Willow Glen und Stony Brook, wo es, anders als die Namen suggerieren, keine Buchten oder Bäche in der Nähe gab. Dieses Schild kündete von Reichtum und Privilegien, etwas, das es wert war, beschützt zu werden, etwas, zu dem der Eintritt teuer war.

Nachdem das elektronische Signal meines Wagens erkannt worden war, öffnete sich das Eingangstor langsam und schloss sich hinter uns wieder. Janet Neimeyers Italienische Villa erhob sich vor uns, das Terrakottadach leuchtete flammend rot in der Sonne. Während wir weiterfuhren, drehte ich mich zu Danielle um. „Hör zu. Du siehst im Badeanzug fantastisch aus. Sei einfach du selbst – klug, aufgeschlossen, witzig. Wie könnte man dich nicht gernhaben?“

Sie schüttelte den Kopf, aber einer ihrer Mundwinkel verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Na gut. Aber was ist, wenn ich sie nicht leiden kann?“

„Wenn du gehen willst, kannst du jederzeit gehen. Es ist nur um die Ecke. Sag einfach: Tschüs, adios, ich gehe nach Hause und sehe mit meiner Mutter Politsendungen.“

Hinter uns ertönte ein heftiges Hupen, ein grüner Mini umrundete meinen Camry und schoss an uns vorbei.

Danielle verdrehte die Augen. „Dann komme ich bestimmt besonders cool rüber.“

Am Samstagabend machte sich Danielle in abgeschnittenen Jeans und einem ausgeleierten T-Shirt mit dem Schriftzug „Elementar, mein lieber Watson“ über einem verblichenen Periodensystem auf den Weg. Die blauen Nackenbänder ihres Bikinioberteils baumelten an ihrem Hals. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ich sie zu einem Bikini hatte überreden können, und sie sah fantastisch darin aus, größer als im letzten Sommer, längere Gliedmaßen, schlank und mit leichten Andeutungen von weiblichen Kurven. Ich sah ihr von der vorderen Veranda nach, wie sie am Ende unserer Straße um die Ecke bog. Bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war, zweifelte ich noch daran, dass sie das durchziehen würde.

Den ganzen Abend über sah ich ständig auf die Uhr, während Phil sich das Spiel der Giants ansah. Ich schmiegte mich eng an ihn, atmete sein Aftershave ein und den Geruch von Waschmittel, den sein T-Shirt verströmte. Hinter der Schiebetür glitzerte der Pool dunkel und erinnerte mich an meine missratene Verführungsszene am Abend vorher. Irgendwann schlief ich mit dem Gesicht an Phils warmer Brust ein und wachte erst auf, als das Spiel zu Ende war und die Spieler interviewt wurden. Phil hatte den Ton ausgestellt. Die nachträglichen Erklärungen und Entschuldigungen interessierten ihn nicht.

Mein Blick fiel auf die Uhr. „Es ist Viertel nach zehn. Vielleicht sollte ich mal rübergehen und nachsehen.“

„Wenn du das machst, ruinierst du ihre ganze Hoffnung, einen coolen Eindruck zu hinterlassen“, warnte mich Phil. „Und glaub mir, sie kann jede Unterstützung gebrauchen.“

Ich verpasste ihm einen spielerischen Klaps. Es sollte kein Witz von ihm sein, aber er meinte es auch nicht böse. Es war erstaunlich, wie gut Danielle und er sich verstanden, wie sehr sie sich aneinander gewöhnt hatten. „Du kannst Phil zu mir sagen“, hatte er ihr angeboten, als sie sich das erste Mal begegnet waren. „Du kannst mich Danielle nennen“, hatte sie ihm ernst geantwortet. Anfangs hatten sie sich über die Filme auf Animal Planet angenähert, sie hatten am Wochenende gemeinsam Bass-Pro-Outdoorläden besucht oder begeistert geologische, astronomische oder anatomische Kenntnisse ausgetauscht. Manches interessierte Danielle jetzt nicht mehr, doch zwischen ihnen war ein vertrautes Gefühl geblieben, ein gegenseitiger Respekt.

Das dunkle Zimmer leuchtete blau, als Phil durch die stummen Programme zappte, ohne lange bei einem bestimmten hängen zu bleiben.

Ich wusste, dass Danielle keine typische Vierzehnjährige war, und das war ein Grund für meine Sorge. Über die Jahre hatten mich Hunderte von Teenagermädchen wegen Trennungen und Streits mit ihren Eltern oder Querelen mit ihren besten Freundinnen konsultiert. Ich war die einzige Frau im Beratungsteam, und die Mädchen schienen ihre Probleme lieber mit mir zu besprechen. Es wurde häufig gewitzelt, dass der größte Teil des Budgets für Taschentücher für mein Büro ausgegeben wurde. Bisher war Danielle von diesen aufreibenden Verstrickungen des Teenagerlebens verschont geblieben – der einzige Vorteil, den es hatte, eine Streberin zu sein. Ihre Wochenenden verbrachte sie nicht auf Partys, sondern am Küchentisch, wo sie sich mit zusätzlichen Schulaufgaben beschäftigte, die ein paar Extrapunkte brachten.

Erst vor einem Monat, mitten im Chaos unseres unmittelbar bevorstehenden Umzugs nach The Palms, hatte sie als Zweitbeste ihres Jahrgangs die Rede zur Abschlussfeier an ihrer Mittelschule gehalten. Ich hatte sie hinter dem Mikrofon kaum wiedererkannt, sie war geistreich und selbstsicher gewesen, ihre humorvollen Bemerkungen so treffsicher wie die eines Comedians.

Ich sprang auf, als sie um Viertel vor elf hereinkam. Ihr zurückgekämmtes Haar war vom Schwimmen noch feucht und hing in dicken Strähnen auf ihre Schultern. Oben zog sie sich den Pyjama an und gab mir dann einen minutiösen Bericht, während wir auf ihrem Bett lagen, Gänsehaut auf unseren Armen vom Zug des Deckenventilators. Sie roch leicht nach Chlor, und an ihren Fingern klebten die verräterischen orangefarbenen Reste von Käseflips.

„Die Jorgensens haben einen riesigen Pool. Olympiagröße“, sagte sie.

„Wirklich?“

„Na ja, ziemlich groß jedenfalls. Und du solltest mal ihr Poolhaus sehen, da würde unser altes Haus praktisch reinpassen. Da stehen ein riesiger Fernseher und ganz viele Sofas.“

„Klingt interessant. Und was habt ihr gemacht – einen Film gesehen?“

Danielle verdrehte die Augen. „Es war ziemlich lahm. Die Jungs – Mac von gegenüber und dann Alex und Eric Zhang – haben die ganze Zeit Videospiele gespielt. Die haben wohl erwartet, dass der Rest von uns ihnen dabei zusieht, als wenn das besonders spannend wäre.“

Ich lächelte. „Also seid ihr schwimmen gegangen?“

„Ja. Kelsey und Hannah und ich.“

„Wie sind denn die Mädchen so?“

Sie gähnte und zog die Decke halb über uns. „Hannah hat ein bisschen geklammert. Sie hing ständig an meinem Arm, als wenn wir schon die besten Freundinnen wären. Aber ich weiß nicht – sie ist okay. Kelsey ist echt hübsch, so wie die Models in Magazinen. Aber sie ist ganz nett. Ach …“ Sie setzte sich halb auf und stützte den Kopf auf den Ellbogen. „Ist es in Ordnung, wenn sie morgen zum Schwimmen vorbeikommt?“

„Natürlich. Willst du Hannah auch einladen?“

Sie verzog das Gesicht. „Muss ich das? Ich fürchte, die beiden verstehen sich nicht so gut.“

„Kelsey und Hannah? Warum nicht?“

Danielle zuckte die Schultern.

Ich fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und löste ein paar Strähnen, die zusammenklebten. „Wird sich Hannah dann nicht ausgeschlossen fühlen?“

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