Karin Slaughter

Karin Slaughter ist die Autorin von über 20 New-York-Times-Bestseller-Romanen. Dazu zählen Cop Town, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller Pretty Girls, Die gute Tochter und Ein Teil von ihr. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ein Teil von ihr ist als Serie mit Toni Collette bei Netflix erschienen. Die falsche Zeugin sowie die Grant-County- und die Georgia-Reihen werden derzeit fürs Fernsehen verfilmt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta.

Mit der Autorin haben wir ein Interview geführt, das wir für Sie unten auf dieser Seite platziert haben.

Foto: © Alison Rosa

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Karin Slaughter

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Seit 2001 schreiben Sie jedes Jahr einen neuen Thriller. Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Bei den meisten Büchern weiß ich nicht, woher die Inspiration kommt. Im Allgemeinen ist es ein "Was wäre wenn" -Moment. Das ist es, was mich reizt – eine Antwort auf die Frage "Was wäre wenn" zu finden. Obwohl ich viel Zugang zu realen Fällen habe, nehme ich nie einen in seiner Gesamtheit für eines meiner Bücher. Ich erinnere mich immer daran, dass diese Verbrechen echten Menschen zustoßen, und ich muss diese Tatsache ehren, nicht ausnutzen. Also wähle ich verschiedene Details aus verschiedenen Fällen aus und mische sie zusammen. Davon abgesehen gibt es nichts, was ein Autor von Kriminalromanen hervorbringen könnte, was im wirklichen Leben noch nicht passiert ist –  und das normalerweise weitaus schrecklicher.

 

Inwiefern unterscheidet sich der Schreibprozess eines Standalone im Vergleich zu dem eines Serienromans?

Standalone- und Serienromane haben jeweils ihre eigenen Herausforderungen. Es scheint, als wäre es einfacher, ein Will-Trent-Buch zu schreiben, weil ich ihn kenne und auch von Anfang an über Sarah [aus der Grant County-Reihe] geschrieben habe. Aber die Herausforderung besteht darin, neue Dinge über sie zu sagen, die nicht irritierend sind, wie zum Beispiel, dass Will plötzlich in den Weltraum geflogen ist und der Leser das nie gewusst hat. Ich muss dafür sorgen, dass der Leser die beiden genauso interessant findet wie ich. Mir gefällt die Beziehung von Will und Sarah und die Art, wie sie miteinander umgehen. Aber wenn ich an einem Standalone schreibe, ist die große Herausforderung, am Ende noch mal den Anfang zu lesen und sich zu fragen: Ist der Charlie am Ende dieses Romans noch derselbe wie der Charlie am Anfang? Ist er glaubwürdig? So habe ich es bei Cop Town – Stadt der Angst gemacht und dann bei Pretty Girls und vor Kurzem bei Die gute Tochter. Was auch immer die Figuren durchmachen, muss im Hinblick auf ihre Persönlichkeit Sinn ergeben. Ich möchte nicht, dass jemand, der sehr schüchtern ist, am Ende total tough daherkommt. Ich möchte, dass ihre „Reise“, wenn man es so ausdrücken kann, Sinn ergibt. Das ist manchmal schwieriger umzusetzen in einem Standalone- als in einem Serienroman, weil du als Autor deine Charaktere beim Schreiben selbst auch erst kennenlernst.

 

Slaughter ist Ihr richtiger Name. Eine glückliche Wendung des Schicksals oder etwas, das Sie bei der Wahl Ihres Genres beeinflusst hat?

Ich nehme an, es ist eine gute Sache, dass ich nicht beschlossen habe, Romanzen zu schreiben! Es ist mein richtiger Name, und ich habe als Kind einen hohen Preis dafür bezahlt. Ich wurde gnadenlos in der Grundschule gehänselt, und dann ging ich auf die Junior High School und glücklicherweise gab es wichtigere Dinge, um die ich mich sorgen musste. Als ich zum ersten Mal veröffentlicht wurde, habe ich nie verstanden, warum Leute mich immer gefragt haben, ob Slaughter wirklich mein Nachname ist. Ich sah die Verbindung nicht, weil es einfach immer mein Name war. Dann war ich in der Piccadilly U-Bahn-Station und ging eine dieser tückischen Rolltreppen hinauf und ich sah dieses massive Schild mit der Aufschrift "SLAUGHTER" und ich dachte "Wow, das ist bedrohlich", und dann kam ich näher und sah die winzige "Karin" darüber und dachte: "Ohhhhh ..."

 

Was würden Sie tun, wenn Sie keine Autorin geworden wären?

Eine Schriftstellerin zu sein ist buchstäblich das Einzige, was ich immer im Leben sein wollte, seit dem Kindergarten. Ich nahm immer an, man könnte nicht vom Schreiben leben (und das stimmt – ich bin mir sehr bewusst, wie viel Glück ich habe), also hatte ich Back-up-Pläne. Ich wollte Anwältin werden, ich wollte Comiczeichnerin werden, ich wollte Astronautin werden ... all die coolen Jobs. Am Ende war ich Kammerjägerin, dann Malerin, dann Angestellte in einem Schilderladen, dann selbst Ladenbesitzerin. Am Ende haben sich all die Stunden, die ich in meiner Freizeit fürs Schreiben aufgewendet hatte, ausgezahlt, und ich veröffentlichte mein erstes Buch. Ich bin mir jeden Tag bewusst, dass ich einer der glücklichsten Menschen auf der Welt bin. Nicht viele Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt mit genau dem Job, den sie schon immer wollten.