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Echte Helden - Feuerfalle Kran

Als Buch hier erhältlich:

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Eine echt wahre Geschichte!

Ben hat ein Ziel: Er will cool sein! Aber der Anführer in seiner Klasse, Leon, nimmt ihn kein bisschen Ernst. Das ändert sich erst, als Ben behauptet, sein Vater wäre Kranführer und er selbst schon hundertmal ganz oben im Führerhäuschen gewesen. Blöd nur, dass Leon einen Beweis verlangt. Ausgerechnet als Ben den Kran auf der Baustelle neben dem Schulfest hochklettert, bricht unten Feuer aus. Jetzt muss Ben vor den Augen aller zeigen, dass er ein echter Held ist! Spannung pur von Bestsellerautorin Charlotte Habersack!


  • Erscheinungstag: 14.10.2019
  • Aus der Serie: Echte Helden
  • Bandnummer: 1
  • Seitenanzahl: 112
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783748800101

Leseprobe

Für Ben

Im Schwindeln der Größte

Ben war sicher einer der größten Angeber der ganzen Schule. Er konnte einem das Blaue vom Himmel herunterlügen. Hätte man ihm geglaubt, war er schon Piranhas fischen auf dem Amazonas und hatte mit seinem Vater (der angeblich in Australien auf einer Krokodilfarm arbeitete) die Sahara durchquert. Auf einem Motorrad!

Immerhin, Ben war nicht schlecht in Heimat- und Sachkunde. In Wirklichkeit aber war sein Vater Architekt und saß die meiste Zeit hinter einem Schreibtisch. Und Urlaub machte er am liebsten auf der Terrasse – im Liegestuhl.

Wenn man Ben in der Schule reden hörte, konnte man meinen, er sei der Stärkste, Schnellste und Größte seiner Klasse. Dabei war er eher der Schwächste, Langsamste und Kleinste. Lange Zeit hatte seine Mutter versucht, ihn etwas größer wirken zu lassen. Auf Anraten des Friseurs striegelte sie ihm jeden Morgen die Haare nach oben. Gute fünf Zentimeter konnte sie so herausholen. Bis es Ben irgendwann zu blöd wurde.

Jetzt trug er seine Haare lang, bis weit über die Ohren. Wenn er wollte, konnte er sich hinter einem Vorhang aus Haaren verstecken oder sie mit einer coolen Geste nach hinten schleudern.

Ben war so dünn wie ein Spargel – ein geschälter! Erwachsene konnten locker mit Daumen und Zeigefinger um seinen Arm herumfassen. Das Einzige, was an Ben wirklich groß war, waren seine Schneidezähne und seine Klappe.

„Der Bluthund von Frau Röder, unserer Nachbarin, frisst nur mir aus der Hand“, sagte Ben und grinste dabei so, als würde er sich selbst über die gute Geschichte freuen.

Die meisten Kinder waren beeindruckt – so lange, bis sie Ben einmal zu Hause besuchten. Weit und breit gab es keinen Hund, der so jämmerlich aussah wie der von Frau Röder. Der „Bluthund“ war ein alter grauer Pudel, der eine lahme Pfote nachzog und auf dem rechten Auge blind war. Es war fraglich, ob er überhaupt noch fressen konnte. Aber Ben war bislang jedes Mal eine gute Ausrede eingefallen.

„Das hast du falsch verstanden“, erklärte er Nico, als wenn der einen Fehler gemacht hätte. „Er heißt Bluthund.“ Und noch bevor Nico ihn auslachen konnte, setzte er hinzu: „Sei doch nicht blöd. Kein normales Kind füttert einen echten Bluthund!“

Erst als Nico von seiner Mutter abgeholt wurde und schon im Auto saß, sah er, wie Frau Röder Bluthund ins Haus rief.

„Mucki!“, rief sie. „Muckilein, komm doch rein.“ Als Bluthund ums Haus humpelte, tat er Nico ein bisschen leid. Und Ben ihm auch.

Ben hatte zwei Geschwister. Um die drehte sich zu Hause einfach alles. Jenny war fünf. Mit ihren großen braunen Kulleraugen und ihren blonden Haaren, die wie elektrisiert vom Kopf abstanden, war sie so süß, dass alle Frauen wie Ferkel quiekten, wenn sie sie sahen. Selbst dann, wenn Jenny sich beim Essen eine Erbse in die Nase schob, wieder herausholte und – aufaß!

Timo war dreizehn und hielt sich für so cool, dass er eigentlich Eiswürfel hätte pinkeln müssen. Ständig brauchte er Hilfe bei den Hausaufgaben. Seine Füße waren so groß wie ein Laib Schweizer Käse – und rochen auch ähnlich scharf.

Ben war zehn. Groß genug, um den Plastikmüll zum Container zu tragen, aber zu klein, um so lange aufzubleiben wie Timo. Er war mittelmäßig in der Schule und mittelmäßig hübsch. Das Einzige, mit dem er hätte angeben können, war ein Muttermal auf der linken Pobacke – in Form eines Herzens. Aber richtig punkten konnte er damit auch nicht. Zumindest nicht in der Schule. Nur Melina hatte er den Leberfleck einmal gezeigt. Mit wenig Erfolg.

„Das ist brauner Filzer!“, hatte sie behauptet und mit Spucke daran herumgerieben.

Also erzählte Ben lieber Geschichten. Dann bekam er immer die volle Aufmerksamkeit. Tut ja niemandem weh, wenn man etwas übertreibt.

Dachte er! Niemals hätte er geglaubt, dass ihn eine seiner Geschichten mal in Lebensgefahr bringen würde …

Ein Hass-Tag beginnt

„Guten Morgen, meine Süße!“

Ben öffnete die Augen und sah, wie seine Mutter Jenny weckte. Fest schlang seine kleine Schwester ihre Ärmchen um den Hals der Mutter. Ben schlug die Decke zurück und quälte sich aus dem Bett. Es war Freitag. Am Nachmittag sollte in der Schule das große Sommerfest stattfinden. Trotzdem freute sich Ben nicht, denn Freitag war sein absoluter Hass-Tag: Da hatten sie Schwimmen. Ben hasste das Sprungbrett, hasste das kalte Wasser und hasste es, wenn Leon immer alle ins Becken schubste. Leon war groß, stark und schnell. Er hatte vor nichts und niemandem Angst. In der Pause schmierte er sich oft die Hände voll Spucke und lief dann mit tropfenden Händen den kreischenden Mädchen hinterher. Bei dem Gedanken schüttelte es Ben richtig.

Er schlüpfte in seine kurzen Hosen und streifte sich ein T-Shirt über. Seine Mutter öffnete das Fenster. Man konnte jetzt schon riechen, dass es ein heißer Tag werden würde. Aber noch ahnte keiner, wie heiß!

Neben dem Schwimmunterricht hatte Ben so früh am Morgen zwei weitere Probleme: Jenny und Timo. Als er in die Küche kam, saßen sie bereits am Tisch und besetzten wie so oft beide Eltern. Jenny machte sich auf dem Schoß des Vaters breit, der ihr ein Brot strich. Stolz zeigte sie ihre frisch lackierten Zehennägel her. Ben rutschte zu ihnen auf die Bank.

„Morgen“, nuschelte er.

„Was möchtest du aufs Brot, Prinzessin?“, fragte Bens Vater und schob Jennys Füße wieder sanft unter die Tischkante. Bens Mutter, die Timos Mathehausaufgaben korrigierte, sah nicht einmal auf. Sie liebte es, Mathehausaufgaben zu korrigieren, und wenn Timo sich blöd genug anstellte, machte sie die Hausaufgaben sogar für ihn.

Timo rempelte Ben an. Ben schwappte sich Milch über die Cornflakes. Und über die Hose.

„Oh, ’tschuldige“, sagte Timo und grinste falsch.

„Ich hab geträumt, dass Frau Röder ihren Mann umgebracht hat!“, sagte Ben. Endlich sahen ihn alle an.

„Was für ein Albtraum!“, stöhnte seine Mutter und klappte Timos Heft zu.

„Und dann hat sie die Leiche in unserem Garten verbuddelt.“ Ben warf Jenny einen herausfordernden Blick zu. „Im Sandkasten!“

Jenny machte große Augen.

„Der spinnt schon wieder!“ Timo tippte sich an die Stirn. „Dem hat die Hitze das Gehirn erweicht.“

„Auf jeden Fall ziehst du heute besser Sandalen an“, sagte seine Mutter. „Es soll sehr heiß werden.“

„Tausend Grad!“, rief Jenny und klatschte begeistert in die Hände.

„Das gibt’s doch gar nicht“, sagte Timo gelangweilt.

„Warum nicht?“, wandte Bens Vater ein, der seine kleine Prinzessin immer in Schutz nahm. „Ein richtig großes Feuer kann schon mal tausend Grad erreichen. Da schmilzt sogar Metall.“

Ben maulte. Er konnte Sandalen auf den Tod nicht ausstehen! Leon, der immer nur Turnschuhe trug, zog ihn sicher wieder deswegen auf.

Noch konnte Ben ja nicht ahnen, dass er die Sandalen heute zum allerletzten Mal anziehen musste.

Eine faustdicke Lüge

So kurz vor den Ferien machten sie keinen richtigen Unterricht mehr. Frau Wolf, die Lehrerin, ließ die Klasse Bilder malen. Mein Vater an seinem Arbeitsplatz hieß das Thema.

Ben sah aus dem Fenster.

Ein Vater an einem Schreibtisch ist doch todsterbenslangweilig, dachte er. Auf der Baustelle gegenüber der Schule stand ein riesiger Kran. Nächste Woche, wenn alle Kinder in den Ferien waren, sollte es losgehen. Dann würden sie die alte Turnhalle abreißen und eine neue bauen.

„Mein Vater ist Kranführer“, behauptete Ben spontan, als Frau Wolf ihn aufrief.

„Isch dei Vadder net Arschitekt?“, fragte Frau Wolf erstaunt, die immer so komisch redete, weil sie Dialekt hatte.

„Pfff! Arschi-tekt!“, prustete Leon los und schlug sich vor Lachen auf die Schenkel. Jakob und Moritz, die neben ihm saßen, lachten mit. „Was baut dein Vater denn? Plumpsklos?“ Jetzt lachten alle.

Am liebsten hätte Ben Leon eine geknallt. Aber so was war im Unterricht bestimmt verboten. Vielleicht sogar überhaupt. Und außerdem war es viel zu gefährlich. Leon war mindestens doppelt so stark wie er. Er hätte ihn locker mit einer Pobacke zerquetschen können.

„Leon, nu isch gut“, sagte Frau Wolf. Sie sah genervt aus. „Des isch a schöner Beruf, den Bens Vadder da hat. Da isch überhaupt nix Luschtiges dabei.“

Aber es war komisch, dass sie das sagte. Schließlich lachte die ganze Klasse. Bis auf Ben natürlich und Raja. Aber die war neu in der Klasse und kam aus Russland. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur nichts kapiert. Leon versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Aber sein ganzer Körper wackelte weiter wie Götterspeise.

Eigentlich wollte Ben gerne mit Leon befreundet sein. Einen, der vor nichts Angst hat, konnte man als Freund gut gebrauchen.

„Wer möchte uns noch sage, was sei Vadder macht?“, fragte Frau Wolf und sah extra weg von Leon. Was sein Vater war, das wusste eh jeder. Nämlich Arzt. In der Pause erzählte Leon immer von blutigen Operationen. Bis eins von den Mädchen sagte: „Mir ist schlecht.“

Melina hatte sogar einmal geweint. Sie hatte Angst bekommen, auch mal ins Krankenhaus zu müssen und operiert zu werden.

„Das kann gut sein“, hatte Leon gesagt. „Mir ist schon aufgefallen, dass du hier am Knie so einen komischen Knubbel hast. Vielleicht muss das Bein amputiert werden.“ Frau Wolf hatte danach die ganze Mathestunde gebraucht, um der heulenden Melina zu versichern, dass das nur ihre Kniescheibe war und völlig normal.

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