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Survivors - Das Riff der Anderen

hier erhältlich:

Band 2 der packenden Tiefsee-Saga!

Zacky, Scir, Heuler und die anderen Survivors sind den Squids um Flossenbreite entronnen. Doch wo sollen sie nun eine neue Heimat finden? Als sie kurz davor sind, vor Hunger und Erschöpfung aufzugeben, locken die Schneckenschwestern Jane und June mit ihrem Getrommel einige Wale an. In deren Mäulern gelangt der Schwarm ungleicher Fische zu einem neuen Riff, das alles bietet, was sie brauchen. Doch die Riffbewohner, die sie erwarten, sind nur auf den ersten Blick freundlich und einladend ... Werden die Survivors auch diesen Kampf gemeinsam bestehen?

Actiongeladene Tiefsee-Abenteuer mit Helden, die vorleben, was echten Zusammenhalt ausmacht

Erzählt vom Sterben der Korallenriffe und der Vernichtung des Meeres als Lebensraum

Mit vielen coolen s/w-Vignetten

Von Bestsellerautor Boris Pfeiffer



  • Erscheinungstag: 25.01.2022
  • Aus der Serie: Survivors
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 144
  • Altersempfehlung: 10
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505144592

Leseprobe

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1.

ZWISCHEN SPITZEN ZÄHNEN

Eine sanfte Strömung umspielte Zackys Körper. Sie wiegte ihn hin und her. Er fühlte sich sicher und geborgen.

Meine Spalte … Nur noch die Rückenflosse lösen …

Etwas stimmte nicht!

Sein Rückenstachel war gar nicht ausgeklappt. Aber er schlief nie mit eingeklapptem Rückenstachel. Die Strömung würde ihn sonst aus der Korallenhöhle davontragen.

Zacky schnappte nach Wasser, nach Luft für die Kiemen. Sofort jagte ein Schock durch seinen Körper. Das Wasser war viel zu warm, es schmeckte abgestanden und verbraucht. Dazu kam es ihm auf einmal so vor, als rasten die Wände seiner schiefen Spalte auf ihn zu. Sie packten ihn wie die beiden Schalen einer Riesenmuschel und hielten ihn erbarmungslos fest.

Zacky schlug wild mit den Flossen und versuchte rückwärts zu schwimmen. Doch er kam keinen Millimeter vom Fleck. Es war so eng, dass er nicht mal mehr seine Kiemen bewegen konnte.

Ich muss hier raus!

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»Hilfe! Hilfe!«

»Hör auf zu schreien!«, heulte es laut über ihm. »Wenn du so zappelst, spießt du dich am Ende noch selber auf! Ich kann dich ohnehin kaum noch halten.«

Zacky fühlte sich, als wäre er mit dem Kopf gegen einen Felsen gedonnert. Er kannte diese Stimme. Sie gehörte Heuler, dem Wanderhai mit den blauen Augen. Aber wieso sprach Heuler mit ihm? Sie lebten am selben Riff, aber sie waren ganz sicher keine Freunde. Im Gegenteil, man musste aufpassen, dem Hai nicht zu nahe zu kommen, wenn man nicht gefressen werden wollte. Wieso warnte er Zacky jetzt? Und warum behauptete er, dass er ihn festhielte?

Zacky blickte sich um, und da begriff er, was los war. Was er für die Korallenwände seiner schiefen Spalte gehalten hatte, waren lange Zahnreihen, die ihn gepackt hielten. Und direkt dahinter erstreckte sich ein mächtiges Maul.

Zacky klemmte zwischen Heulers Zähnen.

»Lass mich los!«, brüllte er.

»Gerne«, kam es zurück. »Allmählich muss ich nämlich wirklich gegen den Hunger ankämpfen, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Mach dein Maul auf, Heuler! Lass mich frei!«

»Klar doch. Aber dann pass auf, dass du nicht wieder einschläfst. Wir hätten dich fast verloren!«

Wir?

Auf einmal erinnerte Zacky sich. Die Bilder rasten auf ihn zu wie ein riesiger Fischschwarm: Das Riff … die weißen Korallen, die nicht mehr zu retten waren … der Tod, der alle gleichermaßen bedrohte … ihre Flucht … Ma und Mo, die den Schwarm anführten … wie die Squids aus der Tiefe auftauchten und sie jagten … der Barsch, der sich für sie opferte … und schließlich die Müdigkeit, die Zacky erfasst hatte … er hatte irgendwann die Augen geschlossen, für einen kleinen Moment nur …

Die langen Zahnreihen klappten auseinander. Zacky schlüpfte ins Freie und stand direkt vor Heulers leuchtend blauen Augen. Sie blickten ihn an, müde, erschöpft und wie immer ein bisschen gefährlich. Der Hai konnte nicht anders gucken.

»Du hast mich getragen. Das vergesse ich dir nie«, murmelte Zacky.

»Ich auch nicht«, jammerte der Hai. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Hunger ich habe. Ich weiß echt nicht, wie ich es geschafft habe, nicht zuzubeißen. Aber du bist einfach so in die Tiefe getrudelt.«

Heuler verstummte, und Zacky wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Es war eine ganz unglaubliche Vorstellung, dass der Hai ihn nicht einfach verspeist hatte. Zacky ordnete sich neben Heuler wieder in den Schwarm der Flüchtlinge ein.

»So tief wie du möchte ich auch mal beim Schwimmen schlafen können!«, verkündete eine leicht knurrende Stimme. Es war Scir, das Steinfischmädchen und Zackys beste Freundin. Sie klang noch rauer als sonst. Sie krächzte beinahe vor Erschöpfung. »Du würdest nicht einmal merken, wenn du gefressen wirst. Ein schöner Anführer bist du!«

Anführer?

»Hast du vergessen, dass das alles dein Plan war?«

Die Strophen meiner Mutter! Ich habe vor allen gesungen!

Das hast du, kam es zurück.

Scir konnte auch die Gedanken hören, die Zacky eigentlich für sich allein dachte. Das hatte begonnen, als sie die letzten lebenden Korallenpolypen gesammelt und in Scirs leere Augenhöhle gesetzt hatten. Sie hatte ihr Auge vor langer Zeit an einen Krebs verloren, nun trug sie in der Höhle stattdessen die Hoffnung auf eine neue Heimat. Ihr altes, einst so prächtiges Riff war in der Hitze gestorben.

»Ich habe das Gefühl, den Polypen geht es nicht gut«, sagte Scir besorgt und für alle hörbar.

Zacky schielte zu der Muschel, die ihre Augenhöhle verschloss.

»Dann müssen wir nach ihnen schauen!«

»Nicht jetzt«, widersprach Scir. »Wir sind noch lange nicht weit genug weg, um vor den Squids in Sicherheit zu sein. Sobald es dunkel wird, kommen sie wieder.«

Zacky blickte nach oben. Noch war das Sonnenlicht deutlich zu erkennen.

»Wir sollten schwimmen, solange wir können«, fuhr Scir fort. »Vielleicht finden wir ja bis zur nächsten Dunkelheit einen Ort, an dem wir sicher sind.«

»Aber das Wasser ist immer noch zu warm«, sagte Zacky. »Es ist kein bisschen kühler als am Riff.« Er war inzwischen hellwach, auch wenn er sich schwach fühlte. »Vielleicht wandern die Zooxanthellen aus den Polypen aus.«

Die Zooxanthellen waren die winzigen Algen, die als Mitbewohner der Polypen dafür sorgten, dass sie gemeinsam am Leben blieben. Im überwarmen Wasser verließen sie die Korallen. Und wenn das geschah, starben die Korallen, sie wurden weiß und verknöcherten.

»Nein, noch nicht«, knurrte Scir. »Aber sie brauchen dringend kühles Wasser. Sonst …« Sie ließ den Satz unvollendet.

»Das war es dann wohl mit der neuen Heimat«, zischte die größere der beiden Drachenmuränen, Vanessa. »Dieses ist eine Flucht in den Tod! Da können wir uns hundert Mal die Survivors nennen!«

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»Sag das nicht so, als wäre es beschlossene Sache!«, zischte ihre jüngere Schwester Virginia, die nun auf der anderen Seite neben Zacky das Wasser durchschnitt. Auf ihrem Kopf saß ihr Jagdpartner, die Garnele Camarones. »Es ist ein harter Tag. Aber es muss nicht der letzte aller Tage sein.«

»Es ist der erste aller schweren Tage, und es wird vielleicht auch der letzte sein«, knirschte Vanessa. »Wir sind ohne jedes Versteck. Ohne Futter! Ohne eine Idee, wohin. Wir sind nicht nur heimatlos, wir sind auch ziellos! Eine Reise ohne Ziel ist eine Reise in den Tod.«

Im Schwarm breitete sich Schweigen aus. Zacky blickte von einem zum anderen: Da war DonDon, der silberne Riese, der aus der Tiefsee zu ihnen gestoßen war und sich eigentlich hatte umbringen wollen. Jane und June, die beiden Gift verströmenden Schnecken, die in seinem roten Kamm hingen. Förfalla, die Röchin, die ein Kind in sich trug. Der gelbe Putzerfisch Sweeper, der immer in der Nähe der beiden Drachenmuränen blieb. Mo und Ma und die übrigen Korallenwelse, die sie gelehrt hatten, wie ein Schwarm sich bewegte. Und natürlich, direkt neben Zacky, Heuler und Scir.

»Jede Flucht kennt ein Ziel«, klirrte DonDon. »Es ist die Suche nach einem sicheren Ort.«

»An dem wir ein neues Riff bauen können!«, sprang Zacky ihm dankbar bei. »Aber ehe wir das tun, müssen wir die Polypen in Scirs Augenhöhle mit kühlerem Wasser versorgen.«

»Es gibt hier kein kühleres Wasser«, zischte Vanessa.

»Dann müssen wir uns fragen, wo wir es finden!«, rief ihre Schwester. Camarones auf ihrem Kopf wiegte zustimmend seinen schlanken Körper.

»Und wo soll das sein?«, fauchte Vanessa. »Das Wasser ist überall zu warm.«

»Vielleicht in der Tiefe«, schlug Virginia vor. »Der größte Teil des Meeres liegt unter uns.«

»Da leben die Squids!« Förfalla klang entsetzt.

»Mit etwas Glück bemerken sie uns nicht«, gab Zacky zurück. »Heuler und ich werden hinabtauchen und nach kühlerem Wasser suchen.«

»Warum denn ich?«, jammerte Heuler. »Warum ausgerechnet ich? DonDon kennt sich da unten viel besser aus.«

»DonDon ist viermal so lang wie du, und er schillert. Ihn übersieht niemand so leicht. Aber du bist ziemlich dunkel, und ich habe eine schwarze Seite«, erklärte Zacky. »Wir sind unsichtbarer da unten im Dunkel als die meisten.«

»Aber von unten gesehen sind wir sehr leckere dunkle Flecken gegen den hellen Himmel!«, beschwerte sich Heuler.

»Ich nicht«, sagte Zacky. »Meine bunte Seite ist von unten so gut wie unsichtbar. Sie flirrt im Gegenlicht.«

»Aber ich habe keine bunte Seite! Und ich kann mich ja wohl kaum hinter dir verstecken.«

»Nein«, sagte Zacky. »Aber du hast ein größeres Maul als ich. Du kannst einen Angreifer erledigen oder zumindest vertreiben. Und außerdem passt in dich mehr kaltes Wasser als in mich. Du bist unser Transportmittel!«

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2.

AB IN DIE DUNKELHEIT

Während die übrigen Überlebenden ihren Weg fortsetzten, tauchten Zacky und Heuler schnurstracks in die Tiefe. DonDon und die anderen hatten versprochen, immer in Richtung des Sonnenuntergangs zu schwimmen. So würden Zacky und Heuler bei ihrer Rückkehr wissen, wohin sie sich orientieren mussten.

»Und dann nimmst du einfach Kontakt zu mir auf, Zacky«, hatte Scir gesagt. »Ich höre dich in meinen Gedanken und werde dir den Weg beschreiben. Alles, was wir gesehen haben.«

»Ach, ja?!«, heulte Heuler. »Das ist ja toll! Und auch so leicht zu erklären. Geradeaus durchs leere Wasser, dann links durchs leere Wasser, dann wieder geradeaus durchs leere Wasser und dann rechts. Da kann man sich ja gar nicht verirren. Da finden wir euch ja fast von alleine!«

Scir sah Heuler verdrießlich an. »Ich werde euch auch jeden Geruch nennen, den ich gerochen habe. Das dürfte für deine feine Jägernase doch wohl kein Problem sein, Heuler. Irgendwelche Wegmarken werden wir schon finden.«

»Ja, schon klar!«, heulte Heuler. »Und wenn nicht, macht bitte ein Lied über Heuler den Dummkopf, der Zacky dem noch größeren Dummkopf freiwillig in den Tod gefolgt ist!«

Scir kicherte. »Eine schöne Strophe! Ich werde sie gerne für dich dichten. Aber noch lieber werde ich sie nicht dichten! Denn es wären wahrscheinlich meine letzten Worte. Ohne euch werden wir nichts mehr haben, was wir retten können. Nur noch uns selbst. Aber noch haben wir ein gemeinsames Ziel.«

»Sie müssen los!«, hatte DonDon sie in diesem Moment gemahnt. »Die Dunkelheit wartet nicht.«

Und nun schwammen Zacky und Heuler also Meter um Meter nach unten, auf der Suche nach dem rettenden kühlen Wasser für die Polypen in Scirs Auge.

Zacky schaute zurück. Der Schwarm zeichnete sich nur noch als winzige dunkle Punkte gegen die helle Wasseroberfläche ab.

»Merkst du das?«, heulte Heuler. »Es ist genauso warm wie oben.«

»Wir sind gerade einmal fünfzig Flossenschläge geschwommen«, murmelte Zacky. »Das ist nichts.«

»Das ist nicht nichts!«, jammerte Heuler. In seinen Worten schwang deutlich die Angst mit. »Das ist weiter, als du bis gestern je vom Riff weggeschwommen bist. Und da unten ist auch nicht nichts! Oder besser, da ist nichts, was kaltes Wasser angeht. Aber in diesem nicht kalten Wasser sind dreiherzige Allesfresser. Und mich werden sie von uns beiden zufällig als Ersten sehen, weil ich nämlich genauso zufällig ein kleines bisschen größer bin als du. Und dann werden sie mich packen und zerschlitzen, weil ich so schön groß bin, gut aussehe und lecker schmecke. Dann kannst du gut gelaunte Nachspeise dir mal angucken, wie es aussieht, von Saugnäpfen mit Zähnen plattgemacht zu werden.«

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Zacky antwortete nicht darauf und schwamm weiter hinab.

Über ihnen verblassten ihre Gefährten in der zunehmenden Dunkelheit.

Und plötzlich waren sie ganz weg.

Heuler war nun überhaupt nicht mehr zu bremsen. Je dunkler es wurde, desto mehr redete er. »Es wird einfach nicht kühler, Zacky. Ich finde sogar, es wird immer heißer. Wir sollten umkehren. Wenn wir den Polypen sagen, dass es hier noch wärmer ist, verstehen sie vielleicht, dass es ihnen eigentlich doch ganz gut geht.«

»Hör auf mit dem Quatsch!« Zacky ließ sich nicht von seinem Kurs abbringen. »Wir schwimmen so lange weiter, bis wir kühles Wasser finden!«

»Aber da unten ….«

Zacky konnte spüren, wie angespannt Heuler in die Tiefe lauschte. Er selbst fühlte sich auch nicht wohl. Rifffische schwammen nicht einfach so nach unten in den Ozean. Rifffische versteckten sich zwischen den Korallen und hielten sich nah an ihrer Zuflucht. Rifffische lebten in Höhlen und nicht im offenen Wasser.

Hör auf so zu denken, wie du immer gedacht hast! sagte Scir plötzlich in Zackys Kopf. Dass sie in seinen innersten Gedanken auftauchte, war immer noch ungewohnt.

Was meinst du denn, Scir?

Hör genau zu, Doppelgesicht, unsere Verbindung bricht gleich ab! Man darf nicht den gleichen alten Sack voller Erfahrungen an einen neuen Ort tragen, sonst knüpft man die gleichen Verbindungen wie immer zuvor und verliert seinen Erfindergeist! Halt deinen Geist beweglich! Finde heraus, was jetzt wirklich notwendig ist und wie es klappen kann!

Was? Zacky stöhnte. Scir, das verstehe ich nicht!

Du kannst dich nicht … auf die alten Ideen … wenn die Welt … was Neues … Sonst … wie alle …. immer  ändert nichts …

»Zacky!«, jaulte Heuler. »Lass uns umdrehen! Das ist nichts für mich. Echt nicht! Das ist abgrundtief zu schwarz! Und für dich ist das erst recht nichts! Du wirst gleich von einem fiesen Maul verschluckt werden. Oder von einem noch viel fieseren Tentakel zerstückelt. Wir waren noch nie so weit unten. Und ich für meinen Teil kann damit gut leben!«

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