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Wespen. Eine Versöhnung

Als Buch hier erhältlich:

Über die faszinierende Welt der Wespen


Wespen gelten als die Gangster der Insektenwelt, als geflügelte Mörder mit gewaltigen Stacheln, als biblische Strafe und Inspiration für Horrorfilme. Was hat zu diesem miserablen Image geführt? Und haben sie diesen Ruf verdient?

Die britische Entomologin und Verhaltensökologin Seirian Sumner hat jahrelang das Wesen der Wespen erforscht und bringt uns ihre Welt auf faszinierende Weise näher: Denn Wespen führen nicht nur ein hochentwickeltes (wie unterhaltsames) Sozialleben, sie sind auch natürliche Schädlingsbekämpfer; zum Beispiel gegen Raupen und Kleidermotten. Ohne ihre Bestäubung könnten wir keine Feigen ernten, mit ihrem Geruchssinn stellen sie jeden Spürhund in den Schatten, und Bestandteile ihres Gifts spielen bei der Bekämpfung von Krebszellen zunehmend eine Rolle.

Mit einem Wissen, das seinesgleichen sucht, öffnet uns Sumner die Augen für den tragisch verkannten Nutzen der Wespen, für ihren evolutionären Einfallsreichtum, ihre Vielfalt und Schönheit.


»Wären Sie eine Wespe, würden Sie sich Sumner als Botschafterin wünschen.«

The Guardian


»Eine witzige und wunderschön geschriebene Einladung in die Welt der Wespen.«

Dave Goulson, Autor des Bestsellers ›Und sie fliegt doch‹


  • Erscheinungstag: 27.06.2023
  • Seitenanzahl: 432
  • ISBN/Artikelnummer: 9783749902088

Leseprobe

Vorbemerkung der Autorin

Die Illustration auf dem Umschlag trägt den Titel »Die unzufriedene Wespe« und stammt aus dem Buch des schottischen Kinderbuchautors Robert Michael Ballantyne: Zwei Kätzchen auf Pilgerreise oder Die großen Schlachten und Siege des Lebens (1892).

In dem Bilderbuch schickt eine Katzenmutter ihre beiden Kätzchen auf eine abenteuerliche Monsterjagd. Die Monster verkörpern schlechte Launen und Angewohnheiten, in welche die Kätzchen verfallen, sobald sie auf die Monster treffen. Jedes von ihnen ist ein Gestaltwandler: Zunächst ähneln die Monster verschiedenen Tieren, doch sobald sie verletzt werden, verwandeln sie sich in ihre natürliche Gestalt zurück, in der sie besiegbar werden. Den Kätzchen kommt die schwierige Aufgabe zu, jedes einzelne Monster zu bezwingen. Erst, wenn sie das erreicht haben, sind sie um eine wertvolle Erfahrung reicher: Denn sie haben gelernt, den »großen Schlachten« des Lebens entgegenzutreten und ihre schlechten Launen und üblen Angewohnheiten in Schach zu halten. Die Wespe verkörpert das Monster der Unzufriedenheit und des Ärgers. Sobald sie ihr begegnen, werden die Kätzchen sehr reizbar. Um die Wespe zu besiegen, müssen die Kätzchen sie stets im Auge behalten, dabei aber immer fröhlich bleiben. Nur so entkommen sie ihren Stichen. Das ist kein schlechtes Motto für ein Buch, das uns mit den Wespen versöhnen will: Lasst uns diese Tiere nicht mit Ärger und Unzufriedenheit, sondern mit Spaß und Neugier betrachten. Vor allem aber: Lasst uns die Wespe nicht aus den Augen verlieren, um die unendliche Vielfalt ihrer Arten und Angewohnheiten stets bewundern zu können.

Meinen Eltern, Frances und Graham,
für ihre grenzenlose Liebe und Unterstützung

EINLEITUNG

»… und Bücher, die mir alles über die Wespe mitteilten, bloß nicht, warum es sie gibt.«

Dylan Thomas (1947)

Als ich drei Jahre alt war, lebte ich in einem verlassenen kleinen Dörfchen namens Cribyn im Westen von Wales. Auf der Karte ist es leicht zu übersehen. Aber damals war es meine ganze Welt.

Ich erinnere mich noch an den Garten. Es war ein sehr feuchter Garten – Wales eben. Vielleicht lag es an der Feuchtigkeit, vielleicht auch am Selbstgebrauten meines Vaters, das auf der Veranda vor sich hin blubberte, jedenfalls gab es in dem Garten viele Nacktschnecken. Um ehrlich zu sein, ist meine Erinnerung etwas vage, aber an die Schnecken erinnere ich mich genau, weil ich eines Tages eine davon aß. Meine Mutter war entsetzt. Schnecken, so erklärte sie mir, seien widerliche Kreaturen.

Manche Menschen streuen Salz auf die Schnecken, wenn sie ihre silbrigen Spuren auf der Terrasse oder auf dem Salat im Beet hinterlassen, ohne darüber nachzudenken, wozu die Natur sie eigentlich braucht oder was sie hinter den Kulissen für uns leisten. Menschen streuen auch diverse Chemikalien auf diverse Dinge in der Natur, die ihnen nicht gefallen. Mein kindliches Ich fragte sich, warum man nicht einfach die Dinge aß, die man aus der Natur loswerden wollte.

In diesem Buch geht es nicht um Schnecken. Ich habe heute eigentlich gar kein Interesse mehr an Schnecken. Aber möglicherweise liegt in jener Schnecke, die ich einst in einem verlassenen Dorf im schönen, feuchten Wales verspeiste, meine Faszination für Wespen begründet.

Menschen hassen Schnecken, genauso wie Spinnen, Würmer, Blutegel, Zecken. Und Wespen. Vielleicht erklärt der Zwischenfall mit der Schnecke also, warum sich mein Interesse an Schnecken direkt auf Vögel übertrug, ohne den Umweg über all die anderen Krabbeltierchen, die ich gelernt hatte zu verabscheuen. Dazu zählten auch Wespen. Die mochte ich gar nicht. Wenn eine Wespe angeflogen kam, fuchtelte ich wild mit meinen Händen herum, schrie, schlug nach ihr, rannte weg. Genau wie Sie es vielleicht tun. Seit Sie drei Jahre alt sind.

Dann lag ich eines Tages mit einem Wespennest über der Nase in einem malaysischen Regenwald auf dem Boden. Für meine Dissertation hatte ich jeder einzelnen Wespe Punkte aufgemalt, um sie voneinander unterscheiden zu können. Die so markierten Insekten hatte ich über mehrere Wochen beobachtet. Ich sah, wie sie auf die Welt kamen, wie sie um einen Platz in ihrer Gesellschaft rangen, wie einige selbst zur Mutterschaft aufstiegen und sich andere in ein Leben harter Arbeit fügten. Da war es geschehen: In meinem Staunen über ihr Verhalten begann meine Liebe zu den unbeliebtesten, rätselhaftesten aller Insekten – den Wespen.

25 Jahre später stelle ich immer noch Fragen über Wespen, wenn auch (bedauerlicherweise) meist von meinem Büro im University College London aus und nicht im tropischen Regenwald. Je weiter ich vordringe, desto mehr Fragen (und Wespen) entdecke ich: Warum gibt es so viele Arten? Warum sind Wespen in ihrer Form und Funktion so vielfältig? Wie gelingt es ihnen, andere Insekten so erfolgreich zu manipulieren? Warum sind die Gesellschaftsformen der Wespen derart hoch entwickelt, dass unsere eigenen dagegen eher an kindliches Rollenspiel erinnern? Warum machen wir uns die Funktion der Wespen als Schädlingsbekämpfer nicht besser zunutze?

Wenn ich fremden Menschen meine Arbeit erkläre, bekomme ich wiederum andere Fragen zurück: Warum sollte man sich überhaupt für Wespen interessieren? Was tun sie für uns? Warum erforschen Sie sie? Warum erforschen Sie nicht lieber etwas Nützliches … wie Bienen? Dann erkläre ich, dass Wespen natürliche Schädlingsbekämpfer sind, dass sie wahrscheinlich sogar noch artenreicher sind als Käfer, dass eine Welt ohne Wespen ebenso verheerend wäre wie eine Welt ohne Bienen, ohne Käfer, ohne Schmetterlinge. Meine neuen Bekannten drehen und winden sich, schuldbewusst wie eine Plastiktüte in einem Biomarkt. Doch als das »B«-Wort fällt, wittern sie ihre Chance und erzählen mir, wie toll sie Bienen finden. Endlich wieder ein sicheres Thema. Die Wespen sind vergessen, abgelegt wie eine Werbesendung, die man ungeöffnet zum Altpapier gibt, und meine Gegenüber sind erleichtert, dass die (Wespen-)Unterhaltung beendet ist.

Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Bienen sind nett, süß und nützlich. Wir lieben sie, und das völlig zu Recht. Allerdings gibt es gerade mal 22000 Bienenarten und über 100000 Wespenarten. Dennoch ist es heutzutage fast unmöglich, durch einen Buchladen zu gehen, ohne auf irgendein schön gestaltetes Bienenbuch zu stoßen. Geschrieben von Journalisten, Wissenschaftsautoren oder Akademikern, findet sich für jeden Käufergeschmack etwas Passendes. Diese Bände sind ein Produkt des Mediensturms, der durch immer neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die wichtige Rolle der Bienen, die kritische Lage ihrer Bestände und die wahrscheinlich katastrophalen Auswirkungen des Bienensterbens auf unsere Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit und Zufriedenheit ausgelöst wurde. Kein Wunder, dass Leser einen schier unersättlichen Appetit auf Bücher über diese liebenswerten, nützlichen Organismen haben.

Im Gegensatz zu Bienen werden Wespen gerne als die Gangster der Insektenwelt dargestellt, als geflügelte Rowdys, Stoff für Horrorfilme, der »Stich« im Thrillerplot, Vollstreckerinnen biblischer Strafen. Shakespeare, ein Papst, Aristoteles, ja sogar Darwin – sie alle taten sich schwer, ein gutes Wort über Wespen zu verlieren, und stellten gar den Sinn ihrer Existenz infrage. Selbst Wissenschaftler sind dieser Kultur zum Opfer gefallen und meiden Wespen als Forschungsthema, trotz der endlosen Formenvielfalt dieser Lebewesen, die es noch zu erforschen gilt. Der Grund für unsere Abneigung gegen Wespen liegt wohl darin, dass sie stechen 1 , dass sie gerne auch mehrmals stechen 2 und dass sie allem Anschein nach in der Natur keinen Zweck erfüllen.

Für die meisten Leute sind Wespen das Yin (Schattenseite), die Bienen hingegen das Yang (Sonnenseite). Diese Analogie aus der chinesischen Philosophie ist in vielerlei Hinsicht passend. Sie spiegelt unsere Gefühle gegenüber Wespen (negativ) und Bienen (positiv) wider. Sie verdeutlicht, wie nützlich uns Wespen (überhaupt nicht nützlich) und Bienen (sehr nützlich) erscheinen. Und sie bildet die komplementären Rollen von Bienen (als Bestäuberinnen) und Wespen (als Räuberinnen) in Ökosystemen ab. Der Funktion der Wespen als Räuberinnen wurde bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt, was für mich einer der Gründe dafür war, dieses Buch zu schreiben. Wespen sind wichtig, in ökologischer wie wirtschaftlicher Hinsicht, und mit ihrem faszinierenden Sozialverhalten, ihrer Schönheit und Vielfalt und ihrer evolutionären Bedeutung als Vorfahren aller Bienen- und Ameisenarten haben sie ebenso viele »Sonnenseiten« wie die Biene.

Autor