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Wonder und ich. Eine Freundschaftsgeschichte (Band 1)

hier erhältlich:

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Zwei Außenseiter, ein neues Zuhause und der Beginn einer großen Freundschaft

Als Pflegekind Ole und die kluge Stute Wonder sich auf der Wild Turkey Farm das erste Mal begegnen, ist die Verbundenheit zwischen ihnen gleich spürbar. Beide gelten als Außenseiter und finden auf der Farm mitsamt ihren liebevollen und witzigen Bewohnern ein neues Zuhause. Neben den Besitzern Hank und Betty wohnen die lustige Usch und der schnell reizbare Truthahn Harald dort. Und auch das Nachbarsmädchen Kiki ist immer mit dabei. Ole lernt, dass Familie auch selbstgewählt sein kann, und erlebt mit Wonder eine außergewöhnliche Freundschaft. Da macht es auch nichts, dass Wonder sich nicht reiten lässt - Wonder zeigt anders, was in ihr steckt, und auch Ole nimmt zum ersten Mal eine echte Herausforderung an, als die Ponys des Nachbarhofs in Gefahr sind.

Eine besondere Pferde-Freundschaftsgeschichte: warmherzig, spannend und witzig!

Aus der Feder von Bestsellerautorin Britta Sabbag ("Die kleine Hummel Bommel")


  • Erscheinungstag: 28.01.2025
  • Seitenanzahl: 144
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505152801

Leseprobe

Freundschaft ist eines der großen Wunder dieser Welt.

Einen Freund zu finden, ein noch größeres.

Einen Freund zu behalten, erfordert manchmal Mut und Tatkraft.

Und in schwierigen Momenten Zusammenhalt.

Diese Geschichte erzählt von all dem und von der Freude, die so eine Freundschaft bringt.

B. Sabbag

Kapitel 1
Ein neues Zuhause

»Und jetzt schlagt bitte alle die Seite 78 auf!«

Die Lehrerin sah erwartungsvoll in die Reihen vor ihr. Alle Kinder in der Klasse 4c folgten der Anweisung. Nur ein Junge schien in seinen Gedanken versunken zu sein.

»Ole, du bitte auch.«

Doch noch immer reagierte der Junge mit der Brille und den auffällig roten Haaren nicht.

»Olé, olé, olé«, riefen ein paar der Kinder und drehten sich zu ihm um. »Dem Olé-Olé tut wohl das Buchaufschlagen weh, hahaha!«

Die ganze Klasse begann zu lachen.

Ole, der gerade noch in Gedanken in einer ganz anderen Welt gewesen war, schreckte auf. »Was ist?«

»Hahaha, der hat ja echt gepennt!«, rief jemand.

»Der kriegt nie was mit!«

»Der würde noch nicht mal merken, wenn ein Meteorit einschlägt!«

»Das wäre bei ihm aber mal nötig!«

Die wild durcheinandergeworfenen Verspottungen der anderen Kinder prasselten auf Ole ein wie ein Hagelregen. Er war es gewohnt, geärgert zu werden. Manchmal wegen seiner Träumereien, manchmal wegen seiner roten Haare oder dem Cowboyhut seines Vaters, den er immer dabeihatte. Manchmal aber auch einfach so, ohne erkennbaren Grund. Mit der Zeit hatte er es aufgegeben, herauszufinden, ob er etwas richtig oder falsch machte. Denn es war egal, was er tat. Er wurde eigentlich immer gehänselt. Es gab fast keinen Tag in diesem Schuljahr ohne diese Hänseleien, an den er sich erinnern konnte.

Heute war der letzte Tag des Schuljahres – ab morgen würden die Sommerferien beginnen. Ole seufzte und starrte auf sein Schulbuch. Die Sommerferien waren für die meisten seiner Mitschüler ein Grund zur Freude. Doch nicht für ihn. Denn zu Hause lief es nicht besser ab als in der Schule: Die Kellers waren mit ihren eigenen vier Kindern schon mehr als beschäftigt, und er als Pflegekind hatte auch hier immer das Gefühl, nicht dazuzugehören. Einmal hatte er ein Telefonat mitgehört, in dem sein Pflegevater gesagt hatte, dass er Ole am liebsten wieder abgeben würde, das aber nicht täte, weil er Geld für das Pflegekind bekam. Das hatte Ole so einen stumpfen Stich in die Magengrube versetzt, dass er den Rest des Tages im Bett verbrachte. Dazu hatte er sich Bemerkungen wie »Dieser Nichtsnutz, der hängt nur im Bett herum und liest« anhören müssen.

»Ole, lies du uns heute bitte vor!«, sagte die Lehrerin jetzt und schob ihre kleine goldene Brille ein Stückchen weiter die Nase hoch. »Seite 78.«

»Ja«, sagte Ole, »klar.«

Er räusperte sich kurz und begann zu lesen:

»Die Freundschaft von Goethe und Schiller war legendär. Beide bewunderten sich gegenseitig. Schiller hielt Goethe für das größte Genie seiner Zeit. Und Goethe wusste, dass Schiller der einzige Dichter war, der seine Kunst verstand. Trotz dieser Freundschaft hieß das nicht, dass beide immer gut fanden, was der andere tat. Aber sie respektierten die Handlungen des anderen.«

Ole seufzte erneut. So eine Freundschaft, bei der keiner dachte, er sei besser als der andere, hörte sich wunderbar an. Einfach so sein können, wie man war, und genau so akzeptiert werden. Dieses Glück hatte er in den vergangenen neuneinhalb Jahren noch nie wirklich erlebt. Seit seine Eltern bei einem Unfall gestorben waren, fühlte er sich überall unerwünscht und fehl am Platz. Der Cowboyhut, den er seitdem trug, war das Einzige, was ihm von seinen Eltern geblieben war. Sein Vater war damit immer herumgelaufen, egal ob im Winter oder Sommer – das wusste Ole von alten Fotos. Und im Gegensatz zu Ole war er bestimmt nie dafür ausgelacht worden.

»Und was entnehmen wir dem Text?«, fragte die Lehrerin Ole.

»Dass eine Freundschaft was ganz Wunderbares sein muss«, sagte Ole leise.

Jetzt kicherten einige der Schüler.

»Hört euch das mal an! Der weiß doch gar nicht, was das ist, der hat doch gar keine Freunde, hihihi!«

Diesmal schob Ole seinen Hut tief über sein Gesicht. In diesem Moment hatte er nur zwei Wünsche: Verschwinden wollte er. Sich ganz und gar in Luft auflösen. Und wenn das nicht ging, dann zumindest so einen Freund haben, wie Goethe ihn in Schiller gefunden hatte. Einen, der ihn wirklich verstand und akzeptierte. So wie er war.

Noch bevor es zur ersten Pause klingelte, öffnete sich die Klassenzimmertür, und eine fremde Frau erschien. Sie redete leise mit der Lehrerin, die gleich darauf zu Ole herübersah. Dann nickte sie immer wieder, während sie Ole musterte. Gleich würde es klingeln, und die Pause würde beginnen. Das hieß für Ole, dass er sich hinter seinem Pausenbrot versteckte, denn so wirklich spielen wollte niemand mit ihm. Es gab die Kartentauscher, die auf dem Hof wie verrückt Sammelkarten tauschten. Die Coolen, die immer nur rumstanden und wichtige Blicke übten. Die Streber, die schon den Stoff der nächsten Stunde besprachen. Die Leseratten, die sich über Fantasy-Bücher austauschten. Die Sportler, die über Fußball und Basketball sprachen. Und ein paar Einzelgänger, die irgendwie dann doch mehr oder weniger zusammengehörten. Und ihn. Ole. Der nirgendwohin gehörte. Deswegen war die Pause für ihn noch schlimmer als der Unterricht selbst. Denn in den Pausen hörte man nicht nur, dass er nicht dazugehörte. Man sah es auch.

»Ole, komm doch mal bitte zu uns.« Die Lehrerin winkte Ole herbei.

Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?, schoss es Ole durch den Kopf.

Doch Zeit für Fragen blieb nicht.

Die fremde Frau nahm Ole mit in den Flur.

»Ich bin die Frau Zettl vom Jugendamt«, stellte sie sich vor. »Deine neue Betreuerin.«

»Ah«, machte Ole und nickte. Davon hatte er schon viele kommen und gehen sehen.

»Ich habe gute Neuigkeiten für dich.« Frau Zettl lächelte ihn an. Es sah wirklich so aus, als freute sie sich für ihn.

»Wir wissen ja, dass deine aktuelle Kurzzeit-Pflegefamilie nicht so gut zu dir passt. Aber wir haben nun einen Ort gefunden, wo du langfristig bleiben kannst.«

Ole horchte auf. Er wusste nicht, ob ein weiterer Familienwechsel etwas Gutes war. Es konnte etwas Gutes sein – oder es würde nur noch schlimmer werden.

»Hank und Betty von der Wild-Turkey-Farm würden dich gerne aufnehmen. Wir müssten dorthin zwar ein Stück fahren, denn die Farm liegt etwas außerhalb. Aber sie ist wirklich sehr schön! Da gibt es viele Tiere und Natur. Da wirst du dich sicher wohlfühlen. Na ja, die Farm ist zwar etwas ungewöhnlich …« Frau Zettl lachte kurz auf. »Nicht unbedingt das, was man ›normal‹ nennen würde. Aber für Kinder ein Paradies! Und ein Schulwechsel würde ja nach den Sommerferien bei dir sowieso anstehen. Deswegen ist der Zeitpunkt jetzt wirklich perfekt.«

Sie sah den verwunderten Jungen an. »Na, was sagst du?«

Ole wusste nicht so recht, ob er sich freuen sollte. Was sollte ungewöhnlich denn bedeuten? Viel Kontakt mit Tieren hatte er bis jetzt auch noch nicht gehabt. Eigentlich gar keinen. Und Natur kannte er als Stadtkind nur aus dem Park.

»Hm, ich weiß nicht so genau«, sagte Ole ehrlich.

Frau Zettls Lächeln wurde breiter. »Ich verspreche dir, dass sich dein Leben ändern wird. Und zwar zum Besseren!«

Kapitel 2
Eine verrückte Farm

Frau Zettl hatte recht: Sie mussten wirklich lange fahren. Die Stunde im Auto mit der Betreuerin kam Ole endlos vor. Frau Zettl redete zwar die ganze Zeit, aber Oles Gedanken schweiften immer wieder ab. Wo würde er diesmal landen? Würde die neue Familie ihn mit offenen Armen willkommen heißen? Oder war es wie immer bisher – eine weitere Enttäuschung und Menschen, zu denen er einfach nicht zu passen schien?

Die Verabschiedung von den Kellers war kurz und knapp gewesen, sie hatte aus einer halbherzigen Umarmung und einem »Mach’s gut!« bestanden, mehr nicht. Die beiden kleineren Keller-Kinder waren noch zu jung, um zu verstehen, was vor sich ging, und die beiden älteren waren noch gar nicht zu Hause gewesen, als Ole seinen Koffer abgeholt hatte. Ihnen hatte er zwar Grüße ausrichten lassen, aber er wusste, dass diese höchstwahrscheinlich nicht ankommen würden. Herr Keller würde sich bald nach einem neuen Pflegekind umsehen und ihn schnell vergessen haben. Frau Keller dagegen hatte ein bisschen wehmütig gewirkt, aber Ole wusste nicht genau, ob das ihm galt oder dem Geld, das sie nun nicht mehr für ihn bekamen.

»Siehst du, wie schön es hier ist?«

Frau Zettl deutete aus dem Fenster. Sie hatten die Stadt längst verlassen. Überall um sie herum waren Felder. Jetzt im Sommer gab es gelbe Raps-, Mais- und Kornfelder, an deren Rand roter Mohn und Kornblumen wuchsen. Es sah wirklich wunderschön aus.

»Darf ich?«, fragte Ole und tippte auf den elektrischen Fensterheber.

»Na klar«, sagte Frau Zettl.

Er ließ das Fenster des kleinen Wagens bis zur Mitte herunter. Doch statt dem erwarteten Blumen- und Feldduft stieg ihm etwas anderes in die Nase. Ein beißender Geruch, der Ole an die Hinterlassenschaften in der Windel des jüngsten Keller-Kindes erinnerte.

»Uaaaaah!«, machte Ole und fuhr das Fenster schnell wieder hoch.

Frau Zettl lachte. »Ja, das ist der gute Landgeruch. Gülle. Das brauchen die Heuwiesen ab und zu, damit darauf alles schön wächst und gedeiht.«

»Wenn ich eine Kornpflanze wäre, würde ich bei dem Gestank sofort freiwillig eingehen«, murmelte Ole leise.

Frau Zettl lachte erneut. »Du wirst dich wundern. In ein paar Monaten riechst du das überhaupt nicht mehr. Und irgendwann ist es dir so vertraut, dass du den Geruch vermisst, sobald du in die Stadt kommst. Glaub mir, ich bin ein waschechtes Landkind.«

Ole bezweifelte, dass Frau Zettl recht hatte. Aber er verkniff sich einen Kommentar. Immerhin schien sie das Landleben wirklich zu lieben. Und er wusste rein gar nichts darüber. Außer, dass es bis zum Himmel stank.

Frau Zettl blinkte und bog in einen kleinen Feldweg ein, der von der Straße aus kaum zu erkennen war. Er war nicht einmal asphaltiert. Das sollte der Weg zur Farm sein?

Lediglich ein kleines Holzschild mit einem roten Pfeil und der Aufschrift WILD TURKEY FARM deutete darauf hin, dass Frau Zettl richtig abgebogen war. Auf einem Stolperweg fuhren sie noch eine Weile geradeaus, bis sie zu einem großen, gusseisernen Tor kamen. Ganz oben prangte wieder die Aufschrift WILD TURKEY FARM.

»Wir sind da«, sagte Frau Zettl fröhlich. »Gleich wirst du dein neues Zuhause kennenlernen!«

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