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Das wilde Leben der Jessie Jefferson

Kaum hat Jessie die Neuigkeit verdaut, dass Rockstar-Legende JohnnyJefferson ihr echter Dad ist, steht ihre Welt kopf! Ständig lauern ihr Papparazzi auf und sie kann keinen Schritt mehr ohne Bodyguard machen. Zum Glück steht der gut aussehende Tom ihr in diesem Chaos bei, und ihre Beziehung wird immer intensiver. Aber plötzlich taucht der heiße Gitarrist Jack, den Jessie bereits abgeschrieben hatte, wieder in ihrem Leben auf. Doch welchem der beiden Jungs ihr Herz gehört, ist nicht einzige schwierige Entscheidung, die sie treffen muss …


  • Erscheinungstag: 05.12.2016
  • Aus der Serie: Jessie Jefferson
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 304
  • Altersempfehlung: 12
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959676205

Leseprobe

Paige Toon

Das wilde Leben
der Jessie Jefferson

Roman

Aus dem Englischen von
Gisela Schmitt

HarperCollins YA!®

HarperCollins YA!® Bücher

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2016 by HarperCollins YA!

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der englischen Originalausgabe:

I knew you were Trouble

Copyright © 2015 Paige Toon

erschienen bei: Simon & Schuster UK, London

Published by arrangement with

Simon & Schuster UK Ltd

1st Floor, 222 Gray’s Inn Road, London, WC1X 8HB

A CBS Company

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold & partner GmbH, Köln

Umschlaggestaltung: Formlabor, Hamburg

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: fantom_rd, Maciej Bledowski / Shutterstock

ISBN eBook 978-3-95967-620-5

www.harpercollins.de

eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

PROLOG

„Jetzt guck doch nicht so besorgt!“

„Na ja … Ich weiß nicht, Jessie. Du hast ja nicht ohne Grund einen Bodyguard.“

Ich starre mit mürrischer Miene aus dem Fenster, wo die Landschaft an mir vorbeirast. „Das ist so was von lächerlich“, murmele ich vor mich hin.

Noch vor vier Monaten wusste ich nichts über meinen Vater, geschweige denn, dass er ein berühmter Rockstar ist. Zuerst war alles echt lustig, als die Sache noch ein großes Geheimnis war und niemand meine Identität kannte. Aber seit herausgekommen ist, dass ich Johnny Jeffersons Tochter bin, tobt um mich herum der Irrsinn. Mir ist das echt too much.

Darauf sagt er nichts, und als ich mich ihm wieder zuwende, ist sein Kiefer angespannt vor Nervosität. Ich betrachte seine langen, schlanken Arme und die sonnengebräunten Hände, mit denen er das Lenkrad fest umklammert. Am liebsten würde ich meinen Sitzgurt lösen, mich an ihn kuscheln und ihn küssen, doch das wäre wohl keine so gute Idee. In letzter Zeit legt er ein extremes Beschützerverhalten an den Tag.

Nach einem Blick in den Rückspiegel wird sein sorgenvoller Gesichtsausdruck noch sorgenvoller.

„Was ist denn?“, frage ich, immer noch ganz besessen von dem Gedanken, ihn zu küssen.

„Keine Ahnung“, antwortet er. „Dieser weiße Van scheint sich an uns rangehängt zu haben.“

Ich drehe mich um und spähe durch die Rückscheibe, kann allerdings auf dem Fahrersitz niemanden erkennen. „Du bist ja paranoid“, meine ich, da er von der Hauptstraße unvermittelt auf eine kleine Seitenstraße abbiegt.

„Hey!“, protestiere ich und versuche, nicht zur Seite zu fallen. Der Van rast auf der Hauptstraße an uns vorbei. „Siehst du! Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Oh Mann! Fahr mal rechts ran.“

Ohne zu blinken, bleibt er vor einer Einfahrt stehen. Ich werfe ihm einen düsteren Blick zu, reiße die Tür auf und springe auf den Schotterweg.

„Wo willst du denn hin?“

„Ich brauch frische Luft“, erwidere ich und knalle die Tür zu.

Kurz darauf steht er neben mir. Ich funkele ihn wütend an.

„Komm, wir fahren zu deinem Dad nach Hause“, schlägt er vor.

Ungläubig starre ich ihn an. Nicht zu fassen, was er da sagt! „Nein!“ Ich werde laut. „Es kotzt mich an, wie im Knast zu leben! Ich will einfach mal mit meinem Freund allein sein. Ist das etwa zu viel verlangt?“

„Jetzt komm!“, meint er leise, schlingt die Arme um meine Hüften und drückt mich an sich. Zu meiner Überraschung steigen mir Tränen in die Augen.

Es ist einfach alles zu viel. Ich will meine Anonymität zurück. Es nervt mich, dauernd von der Presse verfolgt zu werden und die ganze Zeit einen Bodyguard an meiner Seite zu haben. Jede Minute an jedem verdammten Tag. Das alles stinkt mir gewaltig. Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Darum habe ich mich heute abgesetzt. Ich bin frei! Und was tut er? Schlägt vor, in mein Gefängnis zurückzukehren! Auf keinen Fall!

„Küss mich“, fordere ich ihn auf.

Er berührt meine Lippen kurz mit seinen, entzieht sich mir aber viel zu schnell wieder. „Wir parken jemandem die Einfahrt zu“, stellt er fest.

Ich muss lachen, doch es klingt wie das Gelächter einer Wahnsinnigen, die zu lange eingesperrt war.

Als ich ein paar Schritte weg von ihm mache, fasst er nach meiner Hand und drückt mich wieder zu sich – und diesmal küsst er mich richtig. Die Oktobersonne scheint überraschend warm auf uns herab. Ich spüre seine Hände auf meinen Hüften, und er drängt mich gegen den Wagen. Wir küssen uns, als wäre es unser letzter Kuss – so süß! Als er meine Lippen freigibt, hole ich keuchend Luft. Doch er blickt über meine Schulter und erstarrt.

„Da ist der Van“, sagt er mit angespannter Stimme.

Bevor ich genervt die Augen verdrehen kann, höre ich das Auto. Es donnert heran, direkt auf uns zu. Dann hält es mit quietschenden Bremsen. Mir bleibt fast das Herz stehen vor Angst, denn ich weiß sofort, dass wir in Gefahr sind.

„Lauf!“, schreie ich und schubse ihn weg. „Lauf!“

1. KAPITEL

Sechs Wochen vorher

Nachdenklich sehe ich das Mädchen im Spiegel an. Es sieht immer noch so aus wie das Mädchen, das sich vor ein paar Monaten in diesem Spiegel betrachtete. Es hat dasselbe hellblonde Haar, das zu einem unordentlichen Zopf geflochten ist, dieselben grünen Augen, mit schwarzer Mascara umrandet, und dieselbe Schuluniform, deren Rock gewagt kurz ist. Aber es ist nicht dasselbe Mädchen. Es ist alles, nur das nicht.

Vor den Sommerferien hieß dieses Mädchen Jessie Pickerill. Seit einem halben Jahr ist es Waise. Und Jessie Jefferson, die Tochter eines Weltstars. Die Sache ist nur: Kaum jemand weiß das.

Ich horche auf, als ich den Namen meines Rockstar-Vaters im Radio aufschnappe.

„Johnny Jeffersons anstehende Welttournee war am Freitag binnen weniger Minuten ausverkauft. Wer von euch Glückspilzen konnte Tickets ergattern?“

Ich lächle. Ich werde einen Platz ganz vorn haben. Die Tour startet erst nächstes Jahr – es ist also noch ewig hin. Doch der Gedanke daran, dass ich backstage mit meinen beiden kleinen Halbbrüdern Barney und Phoenix abhängen werde, macht mich ganz verrückt vor Freude.

„Bist du bald fertig?“, ruft mein Stiefvater Stu die Treppe herauf.

„Komme!“ Auf einmal bin ich nervös.

Wenn Mum jetzt da wäre, würde sie mich fest umarmen und einen Witz reißen, um mich zum Lachen zu bringen. Aber sie ist nicht hier. Und weil ich heute mal nicht heulen möchte, versuche ich, nicht an sie zu denken.

Es ist mein erster Schultag in der elften Klasse, und für meine Verhältnisse bin ich ungewohnt nervös. Meine Freundin Natalie ist inzwischen auf dem College, und meine ehemalige beste Freundin Libby klebt nur noch an ihrer neuen Dauerbegleitung Amanda. Was mit mir und Tom ist, weiß ich nicht. Vor den Sommerferien war ich in ihn verknallt. Eigentlich wollten wir uns ja mal treffen, doch seit ich aus Amerika zurück bin, habe ich mich noch nicht bei ihm gemeldet. Ich hatte so viel um die Ohren, und – keine Ahnung – vielleicht ist der Zug ja auch abgefahren. Das werde ich schon noch früh genug herausfinden.

Im Moment sehe ich in Gedanken Jacks blaugraue Augen vor mir. Dieses Bild ist so plastisch, dass ich die Hand ausstrecken und ihm eine Haarsträhne aus der Stirn streichen möchte.

Aber es ist klar, dass er mir das Herz brechen würde, ließe ich mich auf ihn ein. Oh Mann, ich steh auf ihn. Leider immer noch.

„Wir kommen zu spät!“, schreit Stu.

„Bin sofort da!“, rufe ich noch mal, schnappe mir meine Tasche und versuche, gewisse aufstrebende Jung-Rockstars aus L. A. aus meinen Kopf zu verbannen.

Nur ein Jahr muss ich noch durchhalten, sage ich mir, während ich die Treppe runterrenne, dann kann ich tun und lassen, was ich will. Zum Beispiel in die USA ziehen. Oder der Welt mitteilen, dass ich Johnny Jeffersons verschollene fünfzehnjährige Tochter bin.

Was niemand glauben würde, der mich jetzt sehen würde.

Ich ziehe die Haustür zu und steige in Stus kleinen weißen Fiat, wobei ich einen Blick auf unser schäbiges kleines Häuschen aus den Siebzigerjahren werfe.

Eine wirklich fantastische Tarnung, denke ich grinsend.

Es mag sich alles anders anfühlen, doch aussehen tut alles komischerweise ganz genau wie vorher.

„Hab einen schönen Tag“, sagt Stu und zieht dabei hinter seinem schwarzen Hornbrillengestell eine Augenbraue hoch. Dann macht er sich auf den Weg ins Lehrerzimmer.

„Du auch“, schreie ich ihm hinterher und verharre zögernd im Gang, während er aus meinem Blickfeld verschwindet. Instinktiv verziehe ich mich auf die Mädchentoilette, wo ich auf dem Handy Candy Crush spiele, bis ich höre, wie sich der Pausenhof mit Leuten füllt. Ich wünschte, Stu müsste nicht immer so früh in der Schule sein. Doch er ist Lehrer, also hat er keine große Wahl. Libby kam manchmal auch früher, um mir Gesellschaft zu leisten, aber diese Zeiten sind ein für alle Mal vorbei.

Ich seufze, schalte mein Telefon aus und stopfe es in die Tasche, als ich höre, dass jemand in die Kabine neben mir geht. Als ich mir die Hände waschen gehe, sehe ich Amanda an der Wand lehnen.

„Oh, hallo“, begrüße ich sie.

„Hi, Jessie“, erwidert sie. Sie klingt nicht halb so freundlich, als wenn sie mit Libby spricht. Und fast im selben Moment richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf die Toilettenkabine neben meiner. „Beeil dich, Libs!“, ruft sie. „Sonst kriegen wir keine Plätze nebeneinander!“

Mir wird schwer ums Herz. Natürlich sitzen die beiden dieses Jahr zusammen. Schnell wasche ich mir die Hände und verlasse die Toiletten, dabei höre ich Libby gerade noch fragen: „War das gerade Jessie?“

Der Morgen zieht sich endlos hin. Am Ende lande ich in Naturwissenschaften neben Louise, der Neuen. Libby und Amanda haben die Tische hinter uns. Libby winkt mir im Vorbeigehen zu und formt mit den Lippen stumm die Frage: „Alles gut bei dir?“ Doch Amanda schiebt sie eilig an mir vorbei, und ich bin mir unsicher, ob sie eine Antwort erwartet hat. Sie müsste eigentlich wissen, dass ich hier, vor allen Leute, sowieso nicht mit ihr über Johnny reden kann. Unter der Bedingung strengsten Stillschweigens habe ich ihr mein Geheimnis nämlich erzählt, doch seit ich wieder da bin, haben wir uns noch nicht richtig unterhalten können. Ich habe die meiste Zeit mit den Jeffersons verbracht. Wir waren alle überstürzt nach England geflogen, nachdem Johnnys Vater, also mein Grandpa, einen Herzinfarkt erlitten hatte. Zum Glück hat er sich mittlerweile ganz gut erholt. Letzte Woche habe ich ihn zum ersten Mal besucht – ein echt spezieller Charakter. Ich würde ihn gern besser kennenlernen.

Außerdem ist kurz nach meiner Rückkehr aus Los Angeles meine Grandma gestorben. Ich habe sie zwar kaum gekannt, da sie weder mir noch meiner Mutter wirklich nahestand und wegen ihrer Altersdemenz schon lange in einem Heim lebte. Aber ich war ihre letzte lebende Verwandte und sie das Bindeglied zu meiner Mum. Entsprechend schwer fiel es mir, ihre Beerdigung zu besuchen. Zum Glück hat Stu mir geholfen und mich auch zum Begräbnis begleitet.

Doch wegen all dieser Ereignisse konnte ich mich bisher kaum mit meinen Freunden verabreden.

Nach der Englischstunde halte ich mich in der Pause in der Bibliothek auf, nur um dann in Geschichte und Mathe wieder neben Louise zu sitzen.

Als es zum Unterrichtsende klingelt, macht Amanda ein großes Trara darum, ihr Zeug einzupacken, und schlägt Libby übertrieben aufgeregt vor, die freie Zeit auf dem Sportplatz zu verbringen. Ich trödele etwas herum und stelle fest, dass Louise das Gleiche tut. Wenn ich heute schon keine Lust auf Schule hatte, hatte sie bestimmt noch weniger.

„Kommst du mit in die Cafeteria?“, frage ich sie spontan.

„Gern“, antwortet sie etwas zu schnell.

Wir folgen Libby und Amanda nach draußen. Amanda hat sich bei Libby untergehakt und flüstert ihr verschwörerisch etwas ins Ohr. Ihr übertriebenes Gehabe finde ich zum Kotzen. Aber Libby saugt es in sich auf wie ein Schwamm, denke ich gemeinerweise. In diesem Moment dreht sie sich zu mir um und lächelt mir zu.

„Kommst du mit zum Sportplatz?“, meint sie und zwingt Amanda zum Stehenbleiben.

„Nein, wir gehen in die Cafeteria.“ Ich deute auf Louise.

Sie nickt. „Dann sehe ich dich vielleicht später?“

„Nicht, wenn ich dich zuerst sehe“, erwidere ich. Libby reagiert mit einem schiefen Grinsen, während Amanda sie zur Treppe dirigiert.

Entmutigt schlurfe ich hinter ihnen her und wende mich der Neuen zu. „Von wo bist du eigentlich hergezogen?“

„Aus Portsmouth“, antwortet Louise und zieht ein komisches Gesicht.

Sie ist ungefähr so groß wie ich und hat einen zerzausten, blondgefärbten Kurzhaarschnitt, allerdings wachsen die Haare am Scheitel schon wieder dunkel raus. In der Nase hat sie ein kleines Loch für einen Stecker, den sie aber für die Schule offensichtlich rausgenommen hat. Ich mag ihren Look.

„Mein Dad hat hier eine neue Stelle angenommen. Er ist Arzt.“

„Cool.“ Damit hat sie meine nächste Frage schon beantwortet. Was könnte ich sie noch fragen? „Ist ganz schön bescheuert, ein Jahr vor dem Abschluss noch mal die Schule zu wechseln, oder?“, sage ich, nachdem wir unten angekommen sind.

„Das kannst du laut sagen“, meint sie frustriert.

Darauf weiß ich nichts zu erwidern.

Der Essensgeruch aus der Cafeteria weht uns schon entgegen, und wir stellen uns zu den anderen in die Schlange.

Und in diesem Moment entdecke ich ihn – Tom Ryder. Er steht ein paar Meter vor mir. Inzwischen ist er in der Oberstufe. Ohne Schuluniform sieht er noch besser aus. Er trägt Jeans und ein ausgewaschenes gelbes T-Shirt. Die Sommersonne hat seine Haare mit hellen Strähnchen versehen. Als er sich zu seinem Kumpel Chris umdreht, kann ich ihn im Profil mustern: die gerade Nase, die langen Wimpern, die gebräunte Haut …

Als Louise mich anspricht, zucke ich zusammen.

„Sorry, was hast du gesagt?“

„Wer ist das?“, will sie lächelnd wissen.

„Wer?“

„Der da.“ Sie deutet auf Tom.

„Oh.“ Ich hebe die Schultern. „Das ist Tom Ryder.“

Sie grinst mich vielsagend an.

Irritiert runzele ich die Stirn. „War das deine Frage?“ Garantiert hatte sie etwas anderes wissen wollen, als ich mit Anhimmeln beschäftigt war.

„Nein, ich hatte gefragt, wie das Essen hier ist. Aber dieses Thema ist natürlich deutlich interessanter.“

Ich werde rot, und natürlich dreht sich Tom genau in diesem Moment zu mir um.

„Hey“, begrüßt er mich.

„Hi“, murmele ich und blicke zu Boden, weil mein Gesicht plötzlich brennt wie irre. Als ich wieder hochsehe, ist er gerade dran.

Kurz darauf geht er mit seinem Essenstablett an uns vorbei, sagt allerdings nichts, sondern wirft mir nur mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu und bedenkt mich mit einem eher unbehaglichen Lächeln. Er läuft zu schnell, sodass ich kein Gespräch mit ihm hätte anfangen können, und meine Verlegenheit verwandelt sich in Enttäuschung. So hatte ich mir unsere erste Begegnung nach den Sommerferien nicht vorgestellt!

Ein paar Minuten später sitze ich, tief in Gedanken versunken, mit Louise an einem Tisch.

„Willst du drüber reden?“, erkundigt sie sich und tunkt eine Kartoffelspalte in Ketchup, bevor sie in ihren Mund wandert. „Du kannst mir vertrauen“, fügt Louise hinzu. „Ich werde es niemandem erzählen. Du bist bisher die Einzige, die mehr als zwei Worte mit mir gewechselt hat …“

„Ich wünschte, ich könnte mehr dazu sagen“, unterbreche ich sie, und mir fallen Amanda und Libby wieder ein. Es wäre schön, jemanden zu haben, mit dem ich meine Geheimnisse teilen könnte. „Wir wollten in den Ferien mal zusammen ins Kino gehen, aber dann war ich weg, und danach hatte ich noch keine Gelegenheit, ihm eine SMS zu schicken.“

„Du hattest keine Zeit für eine SMS?“

„Ich hatte echt ein volles Programm.“ Weitere Details spare ich mir.

„Aha“, meint sie.

„Aber er hat mir auch nicht geschrieben.“

Und nach seinem Blick von eben zu urteilen wird er es auch nicht tun. Louises Gesichtsausdruck entnehme ich, dass sie dasselbe denkt.

„Hey, Kleine“, begrüßt mich Johnny, als wir abends telefonieren. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, ihn Dad zu nennen! „Wie war der erste Schultag?“

„Ganz okay“, antworte ich unverbindlich.

„Und? Ist das gut?“

„Ja. Und was habt ihr so gemacht?“, frage ich, um das Thema zu wechseln.

„Meg hat sich heute mit einer Freundin getroffen, also hatte ich die Jungs für mich allein. Wir waren im Park, Enten füttern.“

Meg ist Johnnys Frau. Am Anfang hatten wir Probleme miteinander, aber inzwischen scheint sie ihr Misstrauen mir gegenüber abgelegt zu haben. Hoffentlich. Ich wäre froh, wenn wir uns gut verstehen.

„Klingt nett.“ Ich wünschte, ich hätte dabei sein können.

„War es aber nicht wirklich. Barney ist im Schlamm ausgerutscht und wäre beinahe ins Wasser gefallen. Sam hätte fast einen Herzanfall bekommen!“ Johnny lacht.

Sam – Samuel – ist einer von Johnnys amerikanischen Bodyguards, der mit nach England gereist ist. Barney ist vier, sein kleiner Bruder Phoenix gerade mal ein Jahr. Beide sind total knuffig.

„Das kann ich mir vorstellen“, erwidere ich mit ziemlich belegter Stimme.

„Geht es dir gut?“, fragt Johnny besorgt. „Du klingst so niedergeschlagen.“

„Ach ja, der erste Schultag und so … Und ich vermisse euch.“

„Wir sehen uns ja am Wochenende“, entgegnet er.

Als ob ich das vergessen hätte! Ich werde sie in ihrem mordsmäßigen Haus in Henley besuchen und kann es kaum erwarten.

„Und was hast du für den Rest der Woche geplant? Schule, Schule und noch mehr Schule?“

„Freitag bin ich auf einer Geburtstagsparty eingeladen.“

„Von wem?“

„Der Freund einer Freundin.“

„Welche Freundin?“

„Natalie. Der Freund heißt Liam.“

„Und wie alt ist er?“

„Gerade achtzehn geworden.“ Was soll denn die Fragerei?

„Sind diese Leute nicht ein bisschen zu alt für dich?“

„Willst du mich verarschen?“ Rockstar oder nicht – Väter können echt nervig sein.

„Aber benimm dich.“

Okay, das reicht jetzt. Und so was von einem ehemaligen alkohol- und drogenabhängigen Weiberhelden! „Als ob du wüsstest, was gutes Benehmen ist!“, entgegne ich pampig.

„Das weiß niemand besser als ich“, erwidert er kühl. „Denn ich weiß, wohin schlechtes Benehmen führt.“

„Diesen Scheiß muss ich mir schon die ganze Zeit von Stu anhören“, sage ich stöhnend.

„Und genau deshalb ist mir dein Stiefvater auch so sympathisch“, meint Johnny fröhlich. „Und pass auf, wie du mit mir redest.“

Stu war zuerst misstrauisch Johnny gegenüber. Keine Ahnung, ob er ihm verziehen hat, wie er sich damals meiner Mum gegenüber verhalten hat.

Ich weiß nicht mal, ob ich ihm das verziehen habe, denke ich schmerzvoll. Vor acht Monaten ist meine Mutter gestorben. Anfang des Jahres, und ihr Tod ist immer noch so frisch. Obwohl es mit jedem Tag etwas besser wird, trifft mich die Trauer manchmal immer noch wie aus heiterem Himmel.

Sie kam ausgerechnet an meinem fünfzehnten Geburtstag durch einen absurden Unfall ums Leben. Den ganzen Morgen war sie hektisch herumgerannt, damit für meine Party alles rechtzeitig fertig war, und ging dann los, um meinen Geburtstagskuchen abzuholen. Ich wartete ewig auf sie und war schon echt angepisst, weil sie einfach nicht zurückkam. Irgendwann fing ich an, mir Sorgen zu machen.

Leider zu Recht. Denn kurz darauf tauchte bei uns die Polizei auf und informierte mich darüber, dass meine Mutter von einer Fensterscheibe erschlagen worden war, die von einem Haus herabgestürzt war, als sie gerade unten auf dem Bürgersteig vorbeiging. Sie war sofort tot.

Damals zerbrach etwas in mir, das nie mehr heilen wird.

Mum hatte mir zeit ihres Lebens nie verraten, wer mein leiblicher Vater ist. Ein paar Monate nach ihrem Tod war ich immer noch sauer darüber, dass ich nun nie die Wahrheit erfahren würde. Der arme Stu hatte keinen Schimmer, was er tun sollte – ich benahm mich wie wirklich total daneben. Und ich hatte keine Ahnung, dass er von meinem leiblichen Vater wusste. Als er sich schließlich entschloss, mir die Wahrheit zu sagen, glaubte ich ihm kein Wort.

Ich erinnere mich noch ganz genau.

„Stu, bitte“, hatte ich ihn angefleht. „Ich muss es wissen. Deswegen bin ich die ganze Zeit so … so wütend. Ich kann nicht weitermachen, wenn ich es nicht weiß. Ich kann mich so nicht von Mum verabschieden. Nicht richtig. Ich bin sehr verletzt und wütend darüber, dass sie seinen Namen immer vor mir geheim gehalten hat. Bitte.“

Am Ende hat er es mir verraten: „Es ist Johnny Jefferson.“

Zuerst glaubte ich ihm kein Wort. Johnny Jefferson, der Rockstar! Als ob der mein Dad wäre!

Stu erklärte mir, dass Mum Groupie von Johnnys erster Band Fence war, bevor sie Megastars wurden. Sie folgte der Band damals zu jedem Auftritt und war total besessen von Johnny, dem Leadsänger. Da erst fand ich seine Geschichte halbwegs plausibel, denn Mum war immer ein echter Rockmusik-Fan gewesen.

Ich warnte Stu, dass ich sofort das Haus verlassen und er mich nie wiedersehen würde, falls er mich anlog. Da schwor er beim Grab meiner Mutter, dass das die Wahrheit sei.

Erst in dem Moment kapierte ich es und glaubte ihm. Warum sollte er mich auch anlügen? Die Neuigkeit war ein Schock. Plötzlich hob sich meine Welt aus den Angeln und drohte, den Abhang hinunterzurollen.

All das ist zwei Monate her, und meine Welt steht immer noch kopf.

Als ich im Sommer in Los Angeles war, erzählte mir Johnny höchstpersönlich, was sich zwischen ihm und meiner Mutter abgespielt hatte – und das war nicht besonders schön. Er hatte sich nach einem Konzert auf sie eingelassen und wollte die Sache zwanglos ein bisschen weiterlaufen lassen. Doch Mum wollte mehr. Da ließ er sie sitzen und machte sogar vor ihren Augen mit einer anderen herum, damit sie es auch ja verstand.

Von mir hat sie ihm nie etwas erzählt. Als sie herausfand, dass sie schwanger war, war Johnny gerade auf Welttournee, und Geschichten über ihn und seine Groupies machten Schlagzeilen. Sie begriff, dass sie nur eine von vielen gewesen war. Es brach ihr das Herz. Und Stu war derjenige, der es wieder zusammenflickte.

Darum denke ich auch, dass er Johnny nicht wirklich vergeben hat, auch wenn Johnny heute ein anderer ist als damals. Dafür haben Meg und die Jungs gesorgt.

Ich höre ein kleines Kind weinen, und das bringt mich in die Gegenwart zurück.

„Alles gut, Kumpel?“, ruft Johnny seinem schluchzenden Sohn zu.

„Musst du auflegen?“, frage ich.

„Ja, tut mir leid, Jess. Barney hat sich gerade den Kopf gestoßen.“

„Aua. Nimm ihn von seiner großen Schwester mal kräftig in den Arm.“ Halbschwester, um genau zu sein.

„Mach ich. Pass auf dich auf“, gibt er mir noch mit auf den Weg. „Und lass es nicht zu sehr krachen auf der Party!“

„Jaja“, meine ich noch, aber er hat das Gespräch schon beendet.

Es ist Freitag, der Tag der Party, und Louise nenne ich inzwischen Lou. Ich habe ihr die Geschichte von mir und Libby erzählt, und sie weiß vom Tod meiner Mutter, obwohl ich ihr nicht alle Details erzählt habe. Sie ist eigentlich ganz in Ordnung. Ich mag sie. Und es ist schön, eine neue Freundin zu haben. So leide ich nicht mehr ganz so sehr unter Libbys und Amandas Pärchenbildung.

„Hast du heute Abend schon was vor?“, fragt Lou, während wir in der Pause zusammen draußen sitzen.

„Ich bin auf eine Party eingeladen“, antworte ich geistesabwesend, denn ich schaue Tom und seinen Kumpels beim Fußballspielen zu. Gestern habe ich ihn überhaupt nicht zu Gesicht gekriegt. Es hat geregnet, darum sind wir in der Pause dringeblieben. Ich schätze mal, er war im Oberstufenraum – im Allerheiligsten.

„Ist bei einem Freund von Natalie“, erkläre ich. Von Natalie habe ich ihr auch erzählt. „Und was machst du?“

„Gar nichts. Das heißt, ich bin nach dem Abendessen mit Chloe zum Telefonieren verabredet.“

Chloe ist Lous beste Freundin aus Portsmouth. Ich bin offensichtlich nicht die Einzige, die sich nach einer neuen Freundin sehnt. Mit dem Unterschied, dass Lou für die Umstände nichts kann. Aber für das Ende meiner Freundschaft mit Libby kann ich durchaus etwas. Denn nach Mums Tod war ich so verletzt, dass ich den Schmerz einfach nur betäuben und ihn nicht noch vergrößern wollte, indem ich dauernd darüber redete. Und Libby hat eine total perfekte Familie, was mich dauernd daran erinnert hat, was ich gerade verloren hatte. Ich hole tief Luft und versuche, nicht an Mum zu denken. Ich will nicht in der Schule zusammenbrechen.

„Komm doch mit auf die Party“, schlage ich vor.

„Danke, aber ich will nicht uneingeladen irgendwo reinplatzen.“

„Nat stört das nicht.“ Schätze ich mal.

„Okay, dann vielleicht.“

Ich erschrecke, als ich bemerke, dass Tom in unsere Richtung guckt. Doch dann spielt ihn jemand an, und er wendet sich ab.

„Kommt er auch?“, fragt Lou, die meinen Blick bemerkt hat.

„Keine Ahnung.“ Ich bemerke, dass Libby mit Amanda im Schlepptau auf uns zuläuft.

„Dürfen wir uns zu euch setzen?“, fragt Libby unsicher lächelnd.

„Klar“, sage ich erfreut und ignoriere die miesepetrige Miene von Amanda, die sich widerstrebend neben Libby ins Gras fallen lässt.

„Und? Wie war die erste Schulwoche für dich?“ Libby lächelt Lou an.

„Nicht schlecht“, erwidert diese.

Ich lausche ihrem Gespräch und frage mich, wieso Libby das interessiert. Sie ist doch jetzt Amandas Freundin und steckt so eng mit ihr zusammen, dass ich mich schon wundere, warum Amanda sie noch nicht mit lauter Stempeln versehen hat, auf denen „Meins!“ steht.

Vielleicht vermisst sie dich ja auch, flüstert mir eine kleine Stimme in meinem Innern zu. Mein erster Impuls ist, diesen Gedanken als Unsinn abzutun. Aber wieso eigentlich?

Ich schaue wieder zum Spielfeld, und in diesem Moment kreuzen sich unsere Blicke. Er lächelt mir zu, und plötzlich wird mir ganz warm. Schüchtern erwidere ich sein Lächeln und versuche dann bemüht, mich wieder in die Unterhaltung einzuklinken. Doch ich bin noch total aufgeregt.

Nachdem endlich die letzte Stunde vorbei ist, verlassen Lou und ich zusammen das Klassenzimmer.

„Kommst du jetzt heute Abend mit oder nicht?“, frage ich sie, als ich mir meinen Rucksack über die Schulter werfe und uns draußen der Nachmittagssonnenschein empfängt.

„Danke, doch ich glaub, ich lass es lieber.“

„Ganz sicher?“

„Ja, aber danke noch mal. Vielleicht beim nächsten Mal.“

„Okay.“ Mehr als es ihr anbieten kann ich nicht.

Weiter vorn sehe ich Tom aus dem Oberstufentrakt kommen, allein. Er bleibt einen Moment stehen, wie um auf jemanden zu warten.

„Geh doch mal hin und frag ihn“, schlägt Lou vor, da sie merkt, dass ich langsamer werde.

„Nein, das schaff ich nicht.“

„Wieso nicht?“

„Es ist alles so verrückt zurzeit.“ Ich schüttele den Kopf und werfe einen Blick nach oben, zu Stus Büro.

„Aber er guckt schon!“, flüstert Lou aufgeregt. Und prompt tue ich, was man in einer solchen Situation auf gar keinen Fall machen sollte: Ich drehe den Kopf und starre ihn an. Jetzt ist ihm klar, dass wir über ihn reden. Bevor ich wegschauen kann, fängt er an zu grinsen.

Lou muss lachen, und ich mache ihr ein Zeichen, dass sie damit aufhören soll. Da tritt Chris aus der Tür hinter Tom. Tom nickt uns noch einmal zu, dann kommen die beiden zu uns rübergeschlendert.

„Alles gut?“, erkundige ich mich beiläufig, in der Hoffnung, dass mein Gesicht nicht wieder die Farbe von reifen Tomaten annimmt.

„Yep, alles gut“, meint Tom. „Hey.“ Er nickt Lou zu, und ich stelle die beiden einander vor.

„Gehst du heute auch zu Liams Party zu seinem Achtzehnten?“, frage ich.

Tom runzelt die Stirn. „Wer ist Liam?“

Mist! Das bedeutet ja wohl Nein. „Er geht mit Natalie aufs College“, erkläre ich.

„Du kennst Liam“, mischt Chris sich ein. „Von Islas Schwester. Wie heißt die noch mal?“

„Lauren“, antwortet Tom.

„Liam ist Laurens Ex.“

Seit der Name Isla gefallen ist, will ich der Unterhaltung nicht mehr folgen. Isla ist nämlich Toms Ex. Eigentlich hatte ich schon abgeschaltet, als ich Toms Stimme höre.

„Ach so“, erwidert er langsam. „Stimmt, den kenne ich. Ist die Party bei ihm zu Hause?“

„Ich denke schon. Und ich glaube, jeder kann kommen“, füge ich wenig originell hinzu – und hoffe inständig, dass dem auch wirklich so ist.

„Gehst du?“, fragt Chris Lou.

„Vielleicht.“ Sie tritt von einem Fuß auf den anderen und wird zu meiner Überraschung rot. Steht sie etwa auf Chris?

„Dann sehen wir uns vielleicht nachher“, meint Tom. Plötzlich bin ich wieder ganz da.

„Klar.“ Ich nicke beiläufig und bedeute Lou, sich in Bewegung zu setzen. „Also kommst du doch mit?“, hake ich flüsternd nach.

„Mal schauen“, flüstert sie zurück und errötet noch mehr. „Ich muss erst meinen Dad fragen.“

2. KAPITEL

„Na endlich, verdammt!“, ruft Natalie, als sie mich vor der Haustür in den Arm nimmt.

„Ich bin nur zehn Minuten zu spät!“ Meine Stimme wird von ihrer Schulter gedämpft.

Sie lacht und macht sich los. „Nein! Ich meine, endlich ziehen wir mal wieder zusammen los! Wie lange ist das her? Ich glaube, das müssen wir alles heute aufholen!“

Wir gehen zur Fuß. Stu hat mich bei Nat abgesetzt – natürlich nicht ohne die üblichen Hinweise, nicht über die Stränge zu schlagen. „Du bist schließlich so wild wie Johnny“, hat er gemurmelt und fand das auch noch unheimlich witzig.

„Du siehst super aus! Tolles Kleid!“, sagt Natalie.

„Danke.“ Das schwarz-mintfarbene Minikleid hat Johnny mir in L. A. gekauft, aber diese Info behalte ich für mich. „Du auch!“

Nat trägt einen schwarzen Rock und ein Oberteil von H&M, das ich kenne. Es ist blassblau, wie ihre Augen, und bildet einen tollen Kontrast zu ihrem pechschwarz gefärbten Haar.

„Wie läuft’s in der Schule?“

„Ganz okay“, antworte ich. Heute besser, dank Libbys Bemühungen. Und weil ich mit Tom gesprochen habe, ohne mich komplett zum Idioten zu machen. „Ich wünschte, du wärst noch da. Und wie ist es auf dem College?“

„Super“, antwortet sie und grinst mich entschuldigend an. „Sorry. Aber du hast ja nur noch ein Jahr, dann bist du auch da.“

Oder in L. A. Keine Ahnung, wie sich mein Leben in den kommenden zwölf Monaten entwickeln wird. Oder was ich vorhabe.

Natalie ist letzte Woche bei mir vorbeigekommen und weiß darum schon alles von meiner Zeit in Amerika. Also reden wir auf dem Weg zur Party über Jungs, und zwar über Tom und Liam, Natalies momentanem Schwarm.

Auf dem Weg holen wir Lou ab. Als Liam uns dreien die Tür aufmacht, verstehe ich, warum er Nat gefällt. Er ist groß, schlank, ein Emo-Boy mit wilden schwarzen Haaren, Lippenpiercing und kleinem Tattoo einer dornigen Rose auf dem rechten Unterarm. Absolut voll und ganz ihr Typ.

„Du hast es machen lassen!“, schreit Natalie, fasst ihn am Handgelenk und bewundert die Tätowierung.

„Gestern.“ Er lacht. Es sieht tatsächlich noch frisch und neu aus.

„Happy Birthday!“, sagt Natalie und hält ihm eine Flasche Wodka hin.

„Danke.“ Er nimmt sie uns ab und lässt uns herein. „Getränke sind in der Küche.“

„Heiß“, flüstere ich Natalie leise zu, was sie sichtlich freut.

Wir holen uns etwas zu trinken und gehen raus. Auf einmal vibriert mein Handy. Mein Herz macht einen Satz, als ich sehe, dass es eine Nachricht von Agnes ist, Jacks Schwester.

Hey du. Langweile mich zu Tode in Erdkunde. Die Landkarte des Vereinigten Königreichs hat mich an dich erinnert. Was macht das Leben mit dir? Vermiss dich.

Agnes habe ich in Los Angeles über Jack kennengelernt, und sie hat den Kontakt aufrechterhalten.

Anders als ihr Bruder …

Kurz nach meiner Rückkehr hatte ich Jack eine Mail geschrieben, doch bis jetzt hat er sich nicht die Mühe gemacht, mir zu antworten. Inzwischen wünschte ich, ich hätte das mit der Mail gelassen.

Ich schreibe Agnes zurück:

Vermiss dich auch. Bin auf einer Party. Aber nichts im Vergleich zu der von Lottie …

Grinsend klicke ich auf Senden. Lottie ist Charlotte Tremway, eine bekannte Jungschauspielerin und Star einer meiner Lieblingsserien, „Little Miss Mulholland“.

Jetzt, nachdem ich sie persönlich kennengelernt habe, wird es sicher seltsam sein, sie wieder auf dem Bildschirm zu sehen. Ich kenne eine Menge Leute, die ausrasten würden, wenn sie wüssten, dass ich auf einigen ihrer legendären Partys war.

Pling! Die nächste Nachricht von Agnes:

Ich bin ganz eifersüchtig. Mist, Lehrer hat das Handy gesehen. Muss aufhören.

Ich muss lachen und stecke das Handy wieder in die Tasche. Auf Natalies fragenden Blick reagiere ich nicht. Fühlt sich komisch an – meine zwei Welten sind gerade kollidiert.

Etwa eine Stunde später sitze ich dicht gedrängt mit fünf anderen auf einem Dreier-Sofa, und die Musik hämmert mir mit ohrenbetäubender Lautstärke direkt ins rechte Trommelfell. Ich bin schon ziemlich angeheitert – was schnell geht bei mir – und amüsiere mich prächtig, trotz der Tatsache, dass Tom immer noch nicht aufgetaucht ist.

Liam gibt den DJ und hat gerade „I’m Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You“ von den Black Kids aufgelegt.

Ich liebe diesen Song, auch wenn er mich an Jack erinnert. Bei Agnes’ sechzehntem Geburtstag in L. A. habe ich ihm beim Plattenauflegen assistiert. Ist das alles wirklich erst ein paar Wochen her?

Bevor ich länger darüber nachdenken kann, springe ich auf und schiebe mich durch die Menge zum DJ-Pult. Liam sieht mich verwirrt von der Seite an, nickt aber, als ich auf seine Plattensammlung deute. Ich bewege mich im Takt zur Musik, während ich seine Vinylscheiben durchforste. Na bitte, The Wombats! Ich grinse. Und Liam grinst amüsiert, als ich auf „Tokyo“ deute, zuckt mit den Schultern und nimmt die Platte. Jack wird die Wombats diesen Monat live in L. A. sehen. Und für einen Moment bin ich wieder dort, bei ihm …

Er lehnt an der Wand, die Gitarre in der Hand, die Beine übereinandergeschlagen und von sich gestreckt. Er spielt eine fröhliche kleine Melodie, dann beginnt er zu singen. Ich muss laut lachen, als ich „Live While We’re Young“ von One Direction erkenne. Er kennt den Text nicht genau und erfindet irgendwas, was sehr lustig ist. Ich hatte ihn damit aufgezogen, dass sein POW!-Tattoo eine Kopie des ZAP!-Tattoos ist, das Zayn von One Direction auf dem Unterarm hat. Aber Jack wettete mit mir darum, dass er seins zuerst hatte. (Hatte er auch.) Ein letzter Akkord, dann grinst er mich an. Seine schwarzen Haare sind wild und zerzaust, und er sieht mich mit seinen funkelnden blaugrauen Augen an, bis mein Herz Purzelbäume schlägt.

Er hat mit mir rumgemacht, obwohl er mit Eve zusammen war, der Leadsängerin seiner Band. Am liebsten würde ich ihn hassen. Aber das schaffe ich nicht.

Ob sie wieder zusammen sind? Agnes werde ich ganz sicher nicht danach fragen. Ich versuche, Jack aus meinen Gedanken zu verbannen, aber plötzlich sehe ich mich in seinem Probenraum stehen und ihm direkt in die Augen sehen. Wir umarmen uns. Dann spüre ich seine Finger in meinem Haar, seine Hände auf meinem Gesicht und seine Lippen auf meinem Mund.

Bei der Erinnerung an unseren ersten Kuss erröte ich, und als ich mich im selben Moment zur Tür drehe, steht Tom da und sieht mich an. Unerschüttert halte ich seinem Blick stand. Sofort fangen sämtliche Schmetterlinge in meinem Bauch an zu flattern. Das nenne ich mal verwirrend.

„Äh … Hallo?!“

Ich zucke zusammen, als ich Natalies Stimme höre. Ich habe nicht mal mitbekommen, dass sie sich mir genähert hatte.

„Oh, hi!“, rufe ich grinsend – bis ich ihre Miene sehe. Mein Grinsen fällt in sich zusammen. „Alles in Ordnung?“

Sie beugt sich zu mir und flüstert: „Mir geht’s bestens. Und dir?“, fragt sie ironisch, und ich sehe, wie sie rasch zu Liam guckt.

Oh Scheiße! Glaubt sie etwa, ich würde mit ihm flirten? Wie doof kann man sein?

„Komm, lass uns was trinken gehen“, sage ich, springe hinter dem DJ-Pult hervor und nehme sie am Arm. „Was trinken?“, rufe ich im Vorbeigehen auch Lou zu. Sie nickt und steht auf. Tom steht nicht länger in der Tür, aber jetzt geht es sowieso um Natalie.

„Tut mir leid“, sage ich, als wir in der Küche stehen. „Ich wollte dir nicht auf die Füße treten. Es war nur … Das DJ-Pult hat mich an Jack erinnert. Die Black Kids, die Wombats … Ich hab einfach nicht nachgedacht.“

„Alles klar“, meint sie, aber ich merke, dass ich sie ernsthaft verstört habe.

Dabei würde ich niemals – niemals! – den Schwarm einer meiner Freundinnen anmachen. Kennt sie mich denn nicht besser? Leider muss ich zugeben: Nein, tut sie nicht. Sie kennt mich eigentlich überhaupt nicht. Wir sind ja erst seit wenigen Monaten befreundet.

„Was ist los?“, fragt Lou, als sie bei uns ankommt.

„Nichts“, antworten wir beide gleichzeitig und öffnen zeitgleich zwei Cider-Flaschen. Weder Johnny noch Stu haben mir verboten, Alkohol zu trinken. Praktisch.

Auf einmal kommen Chris und Tom rein.

„Hey“, begrüßt mich Tom.

„Hi“, erwidere ich lächelnd.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du eine DJane bist.“

„Bin ich auch nicht. Ich hab mir nur Liams Plattensammlung angesehen.“ Schnell wechsle ich das Thema. „Wir wollten gerade ein bisschen rausgehen. Kommt ihr mit?“

„Klar.“ Er schnappt sich ein paar Flaschen Bier und reicht Chris eine davon. Mein Puls hat sich ein wenig beschleunigt.

Dougie und Em, Natalies Freunde vom College, sitzen auf dem Rasen und rauchen. Wir setzen uns zu ihnen, Tom neben mir. Während ich die angebotene Kippe ablehne, zünden sich die meisten anderen eine an.

„Hast du aufgehört?“, fragt Tom erfreut.

„Sozusagen. Hab im Moment keinen Bock drauf.“

Ehrlich gesagt hat Johnny mich davon abgebracht. Ein paar aufmunternde Worte von meinem Rockstar-Dad waren wirkungsvoller als das ewige Gefasel von meinem Stiefvater. Und das meine ich liebevoll. Denn ich liebe Stu sehr – immerhin ist er meine eigentliche Vaterfigur. Aber von richtig schlechtem Benehmen hat er nun wirklich keine Ahnung.

„Cool“, meint Tom. Anders als Jack raucht er nicht. Eins zu null für ihn.

Ich höre den anderen beim Reden zu. Das Gras ist feucht, die Nachtluft frisch und eine willkommene Abwechslung zu der abgestandenen Hitze im Wohnzimmer. Ich gucke in den klaren Himmel. Das Licht der Sterne wird vom orangefarbenen Schimmer der Straßenlaternen überdeckt.

„Wie war’s denn eigentlich in Amerika?“, erkundigt sich Tom.

„Super“, antworte ich und verkrampfe leicht.

„Und du hast bei einem Freund deiner Mutter gewohnt?“

Das hatte ich ihm vor meiner Abreise erzählt. Und ein bisschen stimmt es ja sogar. Ich wünschte nur, ich könnte ganz ehrlich zu ihm sein. Aber vielleicht geht das ja trotzdem.

„Ehrlich gesagt war ich bei meinem Vater. Meinem leiblichen Vater.“

Tom sieht mich überrascht an. „Wow. Wie kam es denn dazu?“

Ich weiche der Frage aus, da ich es ihm doch nicht erklären kann. „Ich wollte es dir eigentlich schon vorher sagen, aber ich wusste nicht, was auf mich zukommt.“

„Woher wusstest du denn, wer es ist?“, fragt er.

Offensichtlich war meine Antwort nicht ausweichend genug.

„Es stellte sich heraus, dass Stu die ganze Zeit wusste, wer es ist“, gebe ich zu.

„Also kein Krimineller?“ Er sieht mich durchdringend an. Wir hatten uns im letzten Schuljahr darüber unterhalten, was wohl wäre, wenn mein Vater ein Straftäter wäre. Tom hatte mir damals geraten, Stu nach ihm zu fragen.

„Nein.“ Ich lächle. „Er ist ein ganz normaler Typ“, füge ich hinzu, ohne nachzudenken.

Die erste Lüge.

„Und wie war Ibiza?“, drehe ich schnell den Spieß rum. Denn dort war Tom mit seinen Kumpels in den Ferien.

Er grinst. Das Licht aus der Küche spiegelt sich in seinen Augen, sodass sie in der Dunkelheit glänzen. „Superlustig. Wild.“

Wir sitzen zusammen und quatschen, und nach und nach entspanne ich mich. Ich hatte beinahe vergessen, wie easy es ist, sich mit Tom zu unterhalten.

„Und wo genau warst du in Amerika?“

„L. A.“

„Schick. Und war’s heiß da?“

„Sehr heiß. Aber mein Dad hat einen Pool, in dem hab ich die meiste Zeit verbracht.“

„Das sieht man, so braun, wie du bist“, meint er, und wir halten unsere Unterarme nebeneinander, um die Bräune zu vergleichen. Meine Haut kribbelt, als ich ihn berühre, und lachend ziehe ich den Arm weg. „Erzähl doch mal. Wie ist er so?“ Einen Moment denke ich, er fragt nach Jack, aber natürlich meint Tom meinen Vater. Oh Gott! Ich bin wirklich ein bisschen wirr im Kopf.

„Ziemlich kompliziert. Ach ja, und er hat zwei Söhne. Meine Halbbrüder!“

„Ist nicht wahr!“

„Und ich dachte immer, ich wäre ein Einzelkind. Die beiden sind so süß!“

„Wie heißen sie?“

Ich zögere … will ihre Namen nicht preisgeben. „Ich nenne sie Bee und Little Bird.“ Wie bescheuert. Ich schäme mich – für die blöden Namen und weil ich schon wieder gelogen habe. Aber Barney nenne ich wirklich manchmal „B“, und Phoenix sieht aus wie ein kleiner Vogel, wenn er isst. Und ein Phoenix ist ja auch eine Art Vogel …

„Und was ist mit deinem Vater?“ Geschickt wechsle ich das Thema. Und bereue es im selben Moment, weil das Lächeln von Toms Lippen verschwindet.

Er zuckt mit den Schultern. „Er meldet sich nicht.“

„Tut mir leid“, sage ich leise.

Armer Tom. Sein Dad hat letztes Jahr die Familie verlassen. Ist mit einer Frau, mit der er schon seit drei Jahren eine Affäre hatte, nach Amerika abgehauen. Echt übel.

„Und wo in Amerika ist er?“

„San Francisco.“

„Hast du mal versucht, ihn anzurufen? Oder willst du ihn mal besuchen?“, frage ich zögerlich.

„Nicht in nächster Zeit“, antwortet er niedergeschlagen.

„Wie geht’s deiner Mum?“

„Es geht ihr gut. Einsam halt.“

Ich nicke und muss an Stu denken. Irgendwann wird er eine neue Partnerin finden. Aber bei dem Gedanken daran, dass meine Mum dann durch eine andere ersetzt wird, krampft sich alles in mir zusammen.

„Was?“, fragt Tom und wendet sich Chris zu. Ich hatte die anderen ganz vergessen. Chris muss ihm einen Stoß versetzt haben, denn Tom sieht auf. Ich folge seinem Blick und entdecke seine Ex Isla, die nur ein paar Meter von uns entfernt steht. Er hat schon vor dem Sommer mit ihr Schluss gemacht, und sie sieht nicht gerade happy aus.

„Kann ich mal mit dir reden?“ Sie formt die Worte nur mit den Lippen. Aber anscheinend kann ich Lippen lesen.

Ich sehe zu Tom rüber, dessen Miene sich verhärtet, doch dann nickt er und steht auf. Meine Stimmung sinkt.

„Dauert nicht lange“, sagt er.

Ich versuche, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, während er zu seiner sehr hübschen Exfreundin geht. Die beiden verschwinden. Ich will gar nicht wissen, was sie zu ihm sagt. Denn ganz egal, was ich für Jack empfinde – oder empfand –, ich bin jetzt hier mit Tom. Und das soll auch so weitergehen.

Tom hat mir gesagt, dass mit ihm und Isla endgültig Schluss ist und er nie alte Geschichten wieder aufwärmt. Hoffentlich stimmt das. Isla – groß, schlank, ausgesprochen hübsch, lange dunkle, kunstvoll hochgesteckte Haare – sieht nicht gerade aus wie eine Frau, die ein Typ einfach stehen lässt.

„Komm, gehen wir wieder rein“, schlägt Natalie vor, während ich gedankenvoll Gras auszupfe.

Rasch nicke ich, stehe auf und klopfe meine Klamotten ab. Es gelingt mir, mich nicht umzudrehen, als ich ihr ins Haus folge.

Im Wohnzimmer ist es noch voller als eben. Jetzt erklingt aus den Lautsprechern Musik von My Chemical Romance.

Ich stelle fest, dass Chris dicht hinter Lou geht. Sie dreht sich um und sagt etwas zu ihm, worauf er sie anlächelt.

Natalie zieht mich mit sich, um zu tanzen, aber ich bin abgelenkt. Ich wünschte, ich könnte dieses blöde Gefühl in meiner Magengrube ausschalten. Vielleicht hilft Alkohol? Ich trinke einen großen Schluck Cider. Auf einmal taucht Liam auf, völlig verschwitzt und fertig. Er schlingt einen Arm um Natalie und grinst mich an.

„Hast du Spaß?“, fragt er und sieht mich direkt an.

„Ja, coole Party!“, schreit Natalie. Ich nicke bloß.

„Ich hab dich im College noch nie gesehen“, sagt Liam und sieht mich an.

Natalie verwandelt sich von eben noch glücklich in jemanden mit einer tiefen Depression.

„Ich bin noch auf der Schule“, antworte ich. Die Situation wird mir unangenehm.

„Ach echt?“, fragt Liam, lässt Natalie los und macht einen Schritt auf mich zu. „Wie alt bist du denn?“

„Fünfzehn.“ Ich trete von einem Bein aufs andere.

„Scheiße!“, schreit er. „Du siehst echt viel älter aus. Willst du einen Kurzen?“

Er hebt die Wodkaflasche hoch, die Natalie ihm geschenkt hat.

„Nein, danke“, erwidere ich.

„Ich aber!“, ruft Natalie und ignoriert mich, als sie Liam von der improvisierten Tanzfläche zerrt.

Ich verschwinde erst mal auf der Toilette. Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, stelle ich beglückt fest, dass Tom bei Chris und Lou steht.

„Hey!“ Er lächelt mich an.

„Hi.“ Eigentlich will ich ihn nicht nach Isla fragen, aber mein Mund gehorcht mir nicht. „Und? Was macht Isla?“

„Es geht ihr ganz gut“, antwortet er und sieht ein bisschen elend aus.

„Und du und sie, seid ihr …“ Ich muss mich zu ihm beugen, damit er mich bei der lauten Musik versteht.

„Was?“ Er sieht mich überrascht an. „Nein! Nein.“ Er schüttelt vehement den Kopf, dann beugt er sich so nah zu mir, dass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spüre. „Aber sie will zurück zu mir.“

„Oh.“ Ich richte mich auf und nicke, aber er zieht mich wieder zu sich, die Hand auf meinem Arm.

„Das wird nicht passieren. Es ist vorbei“, betont er, was mir eine wohlige Gänsehaut beschert.

Seine Hand liegt auf meinem Arm, und ich spüre seine Berührung wie Feuer brennen. Als er die Hand wegzieht und mich ansieht, fängt mein Herz wie wild an zu klopfen. Diese drei kleinen Worte haben eine große Bedeutung für mich.

„Warum waren wir eigentlich nicht zusammen in diesem Film?“, fragt er stirnrunzelnd.

„Weil dieser Sommer echt verrückt war“, antworte ich mit leichtem Bedauern. „Aber ich würde ihn immer noch gern sehen.“

„Ich auch.“

Wieder bekomme ich eine Gänsehaut. Er sieht mich immer noch an.

„Aber dieser Film mit Joseph Strike läuft, glaube ich, nicht mehr“, sage ich frech grinsend.

Er verdreht die Augen. „Ich hatte vergessen, wie sehr du auf diesen Typen stehst. Ich weiß nicht, ob ich Lust habe, neben dir zu sitzen, wenn du beim Anblick seines Sixpacks zu sabbern anfängst.“

Ich muss lachen und stecke mir eine Haarsträhne hinter die Ohren.

„Kommst du auch in einen anderen Film mit?“ Sein Blick wandert zu meinem Mund.

„Aber klar“, antworte ich und spüre in mir eine Wärme aufsteigen, die diesmal nichts mit Alkohol zu tun hat. „Wann?“

„Was machst du morgen Abend?“

Da fahre ich zu Johnny, aber das kann ich ihm nicht sagen. „Morgen kann ich leider nicht. Wie wäre es mit Sonntagabend?“, frage ich schnell.

„Ja.“ Er nickt. Dann guckt er auf einmal an mir vorbei. „Ich glaube, Chris mag deine neue Freundin.“

Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Lou auf den Zehenspitzen steht und Chris etwas ins Ohr sagt.

„Das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen“, erwidere ich grinsend. „Sollen wir die beiden fragen, ob sie Lust haben mitzukommen?“

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