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Echte Helden - Gefangen im Hochwasser

Als Buch hier erhältlich:

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Spannung pur von Bestsellerautorin Charlotte Habersack!

Louis hat ein Ziel: Alexander und Orkan sollen ihn in Ruhe lassen! Dafür geht er einen Deal mit ihnen ein und führt sie nachts heimlich auf den Schrottplatz. Nicht einmal die Sturmflut, die sich seit Tagen ankündigt, wird ihn aufhalten. Aber was wollen Alexander und Orkan überhaupt dort? Während Louis darüber noch grübelt, passiert die Katastrophe: Der Damm bricht, und in kürzester Zeit ist der Schrottplatz geflutet. Jetzt muss Louis zeigen, was in ihm steckt!


  • Erscheinungstag: 14.10.2019
  • Aus der Serie: Echte Helden
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 112
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783748850120

Leseprobe

Für Louis

Es hagelt Katastrophen meldungen

Louis beobachtete, wie die Digitaluhr auf dem Fernsehbildschirm auf 22:15 sprang. Ein Gong ertönte. Dann eine Frauenstimme: Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den Tagesthemen.

Der Fußboden im Flur war kalt, und Louis hatte nur einen Schlafanzug an. Am liebsten hätte er sich zu seiner Mutter gekuschelt, die auf dem Sofa unter der grünen Wolldecke lag. Aber sie hätte ihn sicher sofort zurück ins Bett geschickt. Schließlich war morgen Schule.

Louis zog die Beine an, legte sein Kinn aufs Knie und spähte ins Wohnzimmer. Angespannt wartete er darauf, dass seine Mutter endlich schlafen ging.

Auf dem Bildschirm waren jetzt über gelaufene Flüsse zu sehen. Ganze Wiesen und Straßen standen unter Wasser. Der Starkregen war immer noch Thema Nummer eins. Eine Woche lang hatte es fast ununterbrochen geregnet, und in den Spätnachrichten hagelte es Katastrophenmeldungen. „Der Pegelstand der Flüsse steigt weiter“, verkündete die Nachrichtensprecherin, „viele Autobahnen und Brücken wurden gesperrt, ein Dammbruch droht, zwei Menschen sind bereits gestorben: Ein alter Herr kam nicht rechtzeitig aus seinem überfluteten Keller, eine Frau wurde von einem herabfallenden Ast erschlagen.“

Louis fröstelte. Zwar machte der Regen im Moment eine Pause, aber die Nachrichtensprecherin konnte keine Entwarnung geben. Die nächste Sturmfront war schon auf dem Weg. Und ausgerechnet heute musste er noch aus dem Haus …

Louis haut ab

Louis zuckte zusammen, als seine Mutter plötzlich aufstand. Noch vor dem Ende der Nachrichten legte sie die Wolldecke zusammen und schaltete den Fernseher ab.

Eilig huschte er zurück in sein Zimmer und hechtete ins Bett. Er zog die Decke bis unters Kinn und lauschte auf die Geräusche in ihrer kleinen Wohnung. Seine Mutter stellte ihr Glas in der Küche ab und ging anschließend ins Bad.

Leise Radiomusik erklang. Summend putzte sich seine Mutter die Zähne und bürstete sich die Haare. Kurz darauf hörte Louis, wie sich ihre Zimmertür schloss.

Besser, er wartete noch ein bisschen, bis sie eingeschlafen war.

Es eilte ja nicht. Die Uhr auf seinem Wecker zeigte erst 23:15. Und er musste um Mitternacht auf dem Schrottplatz sein.

Während er im Dunkeln lag, dachte Louis daran, wie sie in der Schule die Berufe ihrer Eltern vorgestellt hatten.

„Meine Mutter arbeitet auf dem Schrottplatz“, hatte er erzählt und schnell hinzu gefügt: „Im Büro.“

Aber da war es bereits zu spät gewesen.

„Wer verkauft nur Schrott und Müll? Frau Düll!“, hatte sich Alexander lustig gemacht.

Und dann hatten alle gelacht.

Immerhin hatten seine Mitschüler daraufhin zugehört, als Herr Rübel ihm weitere Fragen gestellt hatte. Sonst fanden sie seine Erzählungen immer uninteressant und redeten lieber. Oder blickten gelangweilt aus dem Fenster. Die meisten sahen einfach durch ihn hindurch, als wäre er unsichtbar.

Und das wäre Louis auch gerne gewesen.

Zumindest für Orkan und Alexander. Aber ausgerechnet diese beiden sahen ihn immer! Seit einigen Wochen suchten sie ihn in jeder Pause. Und fanden ihn. Selbst, wenn er sich versteckte. Auf dem Klo. Unter der Treppe. Oder im Sportgeräteraum.

Nach der Berufsvorstellung hatten sie ihn hinter dem Pausenautomaten entdeckt. Orkan hatte ihn in die Ecke gedrängt und ihm die Pausenbox abgenommen.

Louis verstand nicht, wie man so viel Spaß daran haben konnte, andere fertigzumachen – und es trotzdem schaffte, von allen bewundert zu werden!

Vor allem Alexander fanden die meisten toll. Wie Fliegen klebten sie an ihm, wenn er vor dem Unterricht Videos herumzeigte oder etwas erzählte. Als er den Beruf seiner Eltern vorgestellt hatte, hatten alle anerkennend genickt. Dabei arbeiteten Alexanders Eltern gar nicht mehr. Sie hatten vor ein paar Jahren eine Internetfirma gegründet und wieder verkauft.

„Für mehrere Millionen!“, hatte Mara behauptet.

Und Yannick hatte erzählt: „Alexanders Eltern sind stinkreich! Sie lesen ihm jeden Wunsch von den Augen ab.“

Das stimmte: Ständig trug Alexander die teuersten Sneakers, und natürlich hatte er immer das neueste Smartphone.

Orkan hatte nicht so viel Geld. Dafür drei fast schon erwachsene Brüder.

Louis hätte auch gerne Geschwister gehabt. Und so viel Geld wie Alex. Aber er war allein. Allein mit einer Mutter, die auf dem Schrottplatz arbeitete und immer ein bisschen müde wirkte, selbst wenn sie gerade erst aufgestanden war.

Louis sah auf den Wecker. Zwanzig Minuten vor Mitternacht.

Zeit aufzustehen.

Ohne Licht zu machen, griff er nach seinen Klamotten, warf sich T-Shirt und Pullover über, schlüpfte in seine Jeans und schnallte den Gürtel zu.

Im Dunkeln tapste er ins Wohnzimmer, schnappte sich die grüne Wolldecke vom Sofa und nahm sie mit in sein Zimmer. Er rollte sie zu einer dicken Wurst und legte sie so ins Bett, dass es im Halbdunkel aussah, als würde ein Mensch darin liegen. Zufrieden zog Louis die Zimmertür zu.

Er tastete sich die Wand entlang zur Garderobe und schlüpfte in seine Regenjacke, die seit Tagen im Dauereinsatz war. Mit spitzen Fingern hob er Mamas Schlüsselbund vom Haken, nahm seine Gummistiefel in die Hand und verließ die Wohnung.

Damit die Tür nicht laut zuschnappte, steckte Louis den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vorsichtig herum. Anschließend verstaute er ihn in seiner Hosentasche und huschte das Treppenhaus hinunter.

Erst vor der Haustür zog er seine Gummi stiefel an. So leise wie möglich schlich er unter Mamas Schlafzimmerfenster vorbei zu den Fahrradständern. Er hob sein Fahrrad heraus und schob es zwei Straßen weiter, bis er ganz sicher außer Hörweite war.

Dann erst stieg er auf und radelte Richtung Schrottplatz, wo er mit Alex und Orkan verabredet war.

Wasser-Parcours

Um diese Uhrzeit, mitten unter der Woche, bei so einem Wetter, war zum Glück kein einziger Mensch unterwegs. So konnte sich niemand über Louis wundern, der im Slalom um die tiefen Pfützen herumkurvte, die die Gehwege und Straßen bedeckten. Konnte er einmal nicht rechtzeitig ausweichen, hob Louis die Beine, damit das Wasser nicht in seine Stiefel spritzte.

Obwohl es gerade nicht regnete, war es ziemlich windig. Mal drückte der Wind von der Seite, mal kam er direkt von vorn. Er zerrte und rüttelte an Louis, als wolle er ihn vom Fahrrad werfen.

Louis duckte sich tief über den Lenker, um dem Wind so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Erst als er die Brücke hochfuhr, stellte er sich auf, um im Stehen mehr Kraft zu haben. Mit seinem ganzen Körpergewicht warf er sich in die Pedale. Keuchend stemmte er sich gegen den Sturm.

Am höchsten Punkt angekommen, klammerte er sich am Brückengeländer fest und verschnaufte kurz. In der Ferne konnte er schon die Umrisse des Schrottplatzes erkennen. Die roten Lichter der Verbrennungs anlage leuchteten wie die Augen eines Ungeheuers durch die Nacht.

Louis beugte sich über das Geländer und sah nach unten.

Wie das Wasser unter ihm durchrauschte!

So nah …

Der Fluss, der sonst eher gemächlich durch die Stadt floss, gurgelte und sprudelte jetzt wie ein reißender Gebirgsbach.

Fast wie Alexander, dachte Louis. Der war bis vor wenigen Wochen auch noch eher ruhig und nett gewesen, aber dann hatte er sich von einem Tag auf den anderen völlig verändert.

Alex war plötzlich richtig fies und aggressiv geworden. Und Herr Rübel hatte nichts dagegen unternommen.

Im Gegenteil.

Je gemeiner Alexander geworden war, umso netter behandelte ihn der Lehrer.

„Wie geht’s dir, Alexander?“

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