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Little Secrets - Lügen unter Freunden

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Es klingt wie die Erfüllung eines Traums: Vier Mädchen und zwei Jungs ziehen in ein Haus am Venice Beach. Die Vormundschaft ihrer Eltern sind sie los. Jetzt liegt die große Freiheit vor ihnen. Und so wird die WG zu ihrer neuen Familie. Aber alle sechs haben ein dunkles Geheimnis - das Starlet, die Hackerin und der Sportstar genauso wie die Musikerin, das brave Mädchen und der Außenseiter. Als eine brisante Lüge auffliegt, beginnt ein gefährliches Spiel, bei dem bald jeder seine eigene Haut retten will …


  • Erscheinungstag: 10.10.2016
  • Seitenanzahl: 304
  • Format: Klappenbroschur
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959670654

Leseprobe

GRACE

San Antonio – Samstag, 1. November

Alles fing damit an, dass Candace von zu Hause wegwollte und Grace eine Lösung parat hatte.

Die beiden Stiefschwestern hatten genug von den ständigen Streitereien ihrer Eltern und den Drohungen von Graces Mutter, sich scheiden zu lassen. Nach ihrem siebzehnten Geburtstag hatte Candace sich Grace anvertraut, voller Angst, sie selbst könnte der Grund für die Unzufriedenheit ihrer Eltern sein.

Die beiden Mädchen lagen nebeneinander auf dem Rasen, die langen hellen Haare auf dem Gras ausgebreitet, und streckten die gebräunten Beine in die Sonne. Grace hielt sich die Hand vor die Augen und blinzelte durch die Finger zu Candace hinüber. Mit sechzehn war Grace die Jüngere von ihnen beiden, aber sie fühlte sich oft wie die Ältere. Candace verbrachte einen Großteil ihres Lebens mit Gesangs- und Schauspielunterricht, Tanztraining, Reitstunden und Fechten, sodass ihr wenig Zeit blieb, einfach mal zu lesen, Musik zu hören oder ihren Gedanken nachzuhängen.

Oder lag es an ihrer Vergangenheit, dass Grace früher erwachsen geworden war?

„Es liegt bestimmt nicht an dir, Candace. Aber es ist doch typisch.“ Grace drehte sich auf die Seite. „Das ist immer das Erste, das Therapeuten sagen, wenn sie mit Jugendlichen aus ‚zerrütteten Familien‘ arbeiten.“

„Na toll, ich bin also ein wandelndes Klischee?“, murmelte Candace.

„Bist du, aber wen stört’s?“

Grace grinste, als Candace ihr zum Spaß gegen das Schienbein trat.

Insgeheim befürchtete Grace, dass die Sorge ihrer Stiefschwester berechtigt und sie tatsächlich der Grund für die Streitigkeiten war, und zwar zu hundert Prozent. Ohne, dass sie sich jemals in ihrem Leben danebenbenommen hätte, brachte Candace die Ehe ihrer Eltern in Gefahr. Wie man an den lautstarken Zankereien hören konnte, die aus dem Haus zu ihnen herüberschallten.

„Ich schaue bestimmt nicht tatenlos zu, wie unsere Tochter ihre Karriere aufgibt, bloß weil du nicht umziehen willst!“, schrie Graces Mutter.

„Tina, Schatz, was soll ich denn in Los Angeles?“, fragte Candaces Vater zurück.

„Na schön, dann bleib doch hier. Aber lass mich mit Candy nach Hollywood gehen!“

Grace hörte die Pause, in der Candaces Vater versuchte, den Spitznamen zu überhören, was ihm aber nicht gelang.

„Nenn sie nicht so!“, erwiderte der Vater gereizt.

„Dann eben Candace, von mir aus.“ Tina schien sich nur mit Mühe zu beherrschen. „Ich habe in einem Monat schon ein Casting beim Fernsehen für sie arrangiert. Es ist wichtig, dass sie dort wohnt, verdammt. Das sagen alle, die sich in der Branche auskennen: Zieht nach L. A.!“

„Schön und gut, Tina, aber du – wir – haben noch vier weitere Kinder, um die wir uns kümmern müssen.“

Das „Wir“ war eine nette Umschreibung. Alle vier waren biologisch gesehen Tinas Kinder, nicht seine. Doch bei Tina drehte sich alles nur um das Kind, das er mit in die Familie gebracht hatte. Natürlich traute sich niemand, ihr das zu sagen. Und jetzt wollte sie Grace, ihren Vater und ihre drei jüngeren Brüder allen Ernstes in San Antonio zurücklassen, um ihrem verrückten Traum von einer Karriere in Hollywood nachzulaufen!

Candaces Miene verdüsterte sich von Minute zu Minute. Verstohlen schielte sie über die Schulter zum Haus hinüber. Mittlerweile stritten sich ihre Eltern in der Küche, wo man sie nicht mehr so gut hören konnte.

Die frisch gemähten Grashalme pikten Grace in die nackten Oberschenkel. Als Candace endlich den Blick hob und ihre Schwester verzagt anlächelte, lächelte Grace zurück. Die Streitereien ihrer Eltern waren inzwischen nur noch öde. Öde und vorhersehbar.

„Oh Mann, Tina scheint echt zu glauben, dass er seine Meinung ändert, wenn sie nur lange genug rumheult“, seufzte Candace.

„Sie tut das für dich“, erwiderte Grace vorsichtig.

„Ich liebe deine Mom, Grace. Aber wir wissen beide, dass sie es nicht für mich tut. Erinnerst du dich noch, wie sie auf den Jeans-Werbespot reagiert hat? Ich, dieser Streit – sie setzt doch nur alles daran, sich mit meiner Hilfe selbst ihren Traum von Hollywood zu erfüllen.“

Grace nickte. „Ich weiß.“

Mütter von Kinderstars waren schon eine komische Spezies. Auf den ersten Blick schienen sie völlig selbstlos zu handeln, aber dieser Eindruck löste sich bei genauerem Hinsehen schnell in Luft auf.

„Ich wüsste eine Alternative“, sagte Grace vorsichtig.

„Ja, ich habe ihr schon gesagt, dass ich es okay fände, erst die Highschool abzuschließen.“

„Das meine ich nicht“, antwortete sie. „Und du weißt so gut wie ich, dass das nicht geht. Du musst deine Chance ergreifen, Candace, und zwar jetzt!“

Eine Weile schwiegen beide. Genau das war der Knackpunkt und der Grund für den Zoff in der Familie: Candace entwickelte sich gerade von einer zarten Knospe zu einer wunderschönen Blüte. Ihr glänzendes Haar floss wie goldbrauner Honig über ihre Schultern. Die Haut war von Natur aus so glatt und seidig wie die eines Pfirsichs. Sie hatte hellbraune Augen, volle, sanfte Lippen in einem perfekten Himbeerrot und bewegte sich zu allem Überfluss auch noch so grazil wie eine Ballerina.

Grace hatte Candace schon ein paarmal dabei beobachtet, wie sie überrascht innehielt, wenn sie sich irgendwo im Spiegel erblickte: nicht, um sich zu bewundern, sondern um sich zu überzeugen, dass es tatsächlich ihr Spiegelbild war, das sie sah. Das schlaksige Mädchen, mit dem Grace sich in den letzten Jahren ein Zimmer geteilt und zu dem sie eine enge schwesterliche Bindung aufgebaut hatte, verschwand langsam, aber sicher – und zum Vorschein kam eine sinnliche, anmutige junge Frau. Nur wenn sie irgendwo herumlümmelte, so wie jetzt, die Lippen geschürzt, sah sie wieder aus wie ein schmollender Teenager. Für diese krasse Veränderung schien Candace lediglich einen Schalter in ihrem Kopf umlegen, eine geringfügige Korrektur vornehmen zu müssen, und schon verwandelte sie sich in das, was ihr Gegenüber in ihr sehen wollte.

Warum musste ausgerechnet der Mensch, den sie jeden Morgen nach dem Aufwachen als Erstes erblickte, das Gesicht und den Körper einer jungen Göttin haben?

Es war unfair, aber nicht zu ändern.

„Wenn du in San Antonio bleibst, vergeudest du deine besten Jahre“, sagte Grace.

„Zumindest hätte ich dann einen Schulabschluss.“

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass es angeblich inzwischen sogar in L. A. Schulen geben soll.“

„Das wurde aber auch Zeit.“

Grace grinste. „Na echt, diese Vollpfosten. Verdienen ihr Geld mit immerwährender Schönheit – wie fies!“

„Verzogene Heulsusen, alle miteinander.“

„Hey, ihr coolen Typen von Beverly Hills 90210 − macht endlich die Schule fertig!“

Die beiden Mädchen prusteten los, doch Candace wurde schnell wieder ernst. „Ich kann hier nicht weg. Und du weißt am besten, wieso.“

„Weil du ohne mich kläglich eingehen würdest“, antwortete Grace todernst. „Und wenn ich mitkomme?“

„Kannst. Du. Vergessen. Tina wird sich garantiert nicht gegen Dad durchsetzen, und er will unbedingt, dass ich aufs College gehe. Dann ist es sowieso aus mit der Schauspielerei.“

„Du könntest immer noch zu deiner Mutter ziehen.“

Candace verzog das Gesicht. „Zur bösen Hexe von Malibu? Sie schafft es ja nicht mal, mich besuchen zu kommen.“

„Aber sie hat doch Kohle, oder?“

„Genau genommen gehört das Geld dem Drogenkönig.“

„Du sprichst aber nicht besonders respektvoll über deinen Stiefvater.“

„Hör bloß auf. Nur schade, dass ich nichts mit Kunst am Hut habe. Dann wäre der Drogenkönig mit seinen Kontakten in die Kunstszene wenigstens zu etwas nutze.“

„Wenn du deinen offiziellen Wohnsitz wieder bei deiner Mutter anmelden würdest, gäbe es noch eine zweite Möglichkeit.“

„Grace, jetzt mal ernsthaft. Ich will nicht bei denen wohnen.“

„Was, wenn du es − theoretisch − gar nicht müsstest?“

„Okay“, seufzte Candace, „jetzt komme ich nicht mehr mit. Wie soll das gehen, dass ich bei meiner Mom gemeldet bin, aber nicht dort wohne?“

Grace lächelte verschwörerisch. „Da reicht ein Wort, du Miesmacherin: Mündigkeit.“

„Hä?“

„Wenn du in Kalifornien gemeldet bist, kannst du ab deinem vierzehnten Lebensjahr einen Antrag vor Gericht stellen und vorzeitig aus der Obhut deiner Eltern entlassen werden. Du darfst alles Geld behalten, das du verdienst, und du kannst eine eigene Wohnung mieten. Da deine Mutter in Kalifornien wohnt, bist du also auch Kalifornierin.“

„Und Tina dürfte mein Geld nicht anrühren?“, fragte Candace ungläubig. „Wow, das wäre echt stark. Oder willst du mich nur loswerden, damit du dein Zimmer wieder für dich alleine hast?“

Grace grinste breit. „Nicht so voreilig, Schwesterherz. In Texas muss man sechzehn sein, um für mündig erklärt zu werden, und ich bin sechzehn!“

„Sag bloß, wir könnten das beide durchziehen? Du und ich, mündige Minderjährige?“

Grace nickte. „Scheiße, genau das.“

PAOLO

Tennisclub Malibu Lawn – Mittwoch, 5. November

Paolo fragte sich wieder einmal, warum er sich das eigentlich antat. Niemand aus dem Tennisclub konnte ihm auf dem Platz das Wasser reichen. Klar, er trainierte ein paar dieser reichen Mädchen, die sich weigerten, von jemand anderem unterrichtet zu werden, aber die Bezahlung war, gelinde gesagt, unter aller Kanone. Bei seinem letzten Turnier hatte er mehr Preisgeld eingestrichen, als er hier in der ganzen Zeit als Tennislehrer verdient hatte.

Wenn nur die Studiengebühren nicht wären, dieses Fass ohne Boden. Solange er kein Stipendium für Stanford oder eine andere Eliteuni an Land ziehen konnte − was nicht besonders wahrscheinlich war −, summierten sich die Studiengebühren für die juristische Fakultät allein bis zum ersten Staatsexamen auf einen horrenden Betrag.

Die Trainingseinheit hatte ihn ziemlich geschlaucht, deshalb schrubbte er sich unter der Dusche schnell den Schweiß vom Körper und wusch sich die Haare, bevor er in ein paar frisch gebügelte Tennisshorts und ein sauberes T-Shirt schlüpfte. Seine Schülerin musste jeden Augenblick hier sein. Er warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Die nass zurückgekämmten Haare standen ihm nicht besonders, was ihm in diesem Fall entgegenkam, denn ihm gingen langsam die Ideen aus, wie er diese spezielle Schülerin noch loswerden konnte.

Livia Judge wartete schon auf dem Platz auf ihn.

„Hallo, Süßer“, hatte sie ihm vorhin zugerufen. Schrecklich, wie sie das „Hallo-ho“ betont in die Länge gezogen hatte. Sie hielt das für verführerisch, und vor ein paar Monaten wäre Paolo vielleicht darauf angesprungen. Er hatte mit einigen der „Halloho-Frauen“ im Club geschlafen, aber wirklich umgehauen hatte ihn keine davon. Es gehörte mehr dazu, ihn richtig zu verführen. Zwar wusste er nicht genau, worin das bestand, aber diese verwöhnten Prinzessinnen brachten es definitiv nicht. Einmal wollte Paolo von einem Mädchen so richtig umgehauen werden, sodass sein Herz in tausend Stücke zersprang. Die Leute behaupteten immer, Liebe tue weh, doch er hatte sie bisher nur als endlose Aneinanderreihung von hübschen, aber langweiligen Gesichtern erlebt. Wunderschöne Gesichter, beste Chirurgenarbeit. Trotzdem irgendwie schal und leer.

Andererseits, Sex blieb Sex. Er lächelte sich im Spiegel an, und ein hübscher kleiner Junge grinste zurück. Paolo fand, er sah aus wie zwölf. Was gefiel Frauen über zwanzig eigentlich an ihm? Egal, einfach mitnehmen, was zu kriegen war.

Nach der Tennisstunde fragte Livia, ob er auf paar „Cocktails“ mit zu ihr kommen wolle.

„Ich trinke nicht“, erinnerte er sie höflich. „Ich stecke mitten in der Wettkampfvorbereitung.“

„Dann eben eine Tasse Kamillentee.“ Sie strahlte ihn an. Gesicht und Dekolleté glänzten vor Schweiß, was durchaus reizvoll aussah. Er stellte sie sich nackt im Bett vor, doch nicht einmal das half.

„Ich muss los“, sagte er. „Meine Mutter kocht heute mein Lieblingsessen.“

„Ach, bist du etwa der Lieblingssohn?“

Er nickte. „Schätze schon.“

„Sie hat echt Glück, die liebe Caroline. Ich hätte auch gerne einen Sohn wie dich.“

Paolo biss sich auf die Zunge. Das wette ich, dachte er im Stillen.

Livia strich ihm über den Arm. „Sehen wir uns nächste Woche?“

„Mhm.“

„Vielleicht hältst du dir dann den Nachmittag frei?“

Paolo schluckte und brachte nur mit Mühe ein „Vielleicht“ heraus.

Was war mit diesen Frauen nur los? Livia Judge war die Tochter eines großen Filmproduzenten. Bei ihr gingen Film- und Fernsehstars ein und aus. Warum ließ sie ihn nicht einfach in Ruhe seinen Job machen? Aber nein, in jeder Stunde musste er sich Kommentare über seine muskulösen Oberschenkel, seinen Waschbrettbauch oder sonst einen Körperteil anhören, der ihr gerade besonders ins Auge fiel.

Missmutig stapfte Paolo hinaus zu seinem Chevrolet Malibu und fuhr nach Hause. Die Autos seiner Eltern und seiner Schwester standen in der Auffahrt, also parkte er am Straßenrand. Der Geruch nach Grillkohle und Fisch stieg ihm in die Nase, als er um das Haus herum in den Garten ging, wo die anderen bei Weißwein zusammensaßen. Seine Mutter Caroline lächelte ihm zur Begrüßung zu und schenkte ihm ein Glas Eistee ein. Paolo entging nicht, dass sie heimliche Blicke mit seinem Vater tauschte. Beide wirkten irgendwie angespannt.

„Ich hoffe, du hast ordentlich Hunger“, sagte seine Mutter.

„Logo, Mom. Wie immer.“

„Dann legen wir los, würde ich sagen!“ Das Lachen seines Vaters klang etwas zu laut. Er tätschelte Paolo die Schulter. „Alles okay bei dir, mein Sohn?“

„Alles gut.“

„Und im Club?“, hakte er nach.

„Alles okay.“

Sein Vater legte sich ein Riesenstück Fisch auf den Teller und stach mit der Gabel hinein. „Hol dir was von dem Lachs, den deine Mutter gemacht hat. Echt lecker! Und der Krautsalat auch, Spezialrezept von mir.“

„Ja, ich weiß. Mit Tabascosoße als Geheimzutat.“

So wie immer.

Paolo lud sich den Teller voll und schaufelte das Essen hungrig in sich hinein. Dabei ließ er seine Eltern nicht aus den Augen. Irgendetwas stimmte nicht, sie verhielten sich seltsam. Ob es mit ihm zu tun hatte? Er spielte die Möglichkeiten im Kopf durch: Zeugnisse? Standen gerade keine an. Seine Schwester? Studierte in San Francisco Biochemie und war heute zu Besuch, mit ihr hatte es sicher nichts zu tun. Unauffällig schielte er auf den Bauch seiner Mutter. War sie wieder schwanger? Unmöglich mit siebenundvierzig … oder?

Irgendetwas wollten sie ihm sagen, das war klar. Die Anspannung wurde mit jeder Sekunde greifbarer, das Lächeln seiner Eltern gequälter. Als er den Teller leer gegessen hatte, gesellte er sich zu den anderen an den Grill, auf dem immer noch einige Lachsstücke brutzelten.

Seine Mutter machte schließlich den Anfang. „Paolo, Schatz, wir müssen dir etwas sagen.“

Er nickte stumm.

„Dein Vater hat ein tolles Jobangebot bekommen. Eine Riesenchance!“

„Cool! Wo ist der Haken?“

Caroline wurde schlagartig ernst. „Warum Haken, wie kommst du darauf?“

Paolos Vater schüttelte lachend den Kopf. „Weil deine Söhne keine Dummköpfe sind, Caroline.“ Er wandte sich an Paolo. „Du hast recht, es gibt einen Haken. Der Job ist in Sonora, Mexiko.“

„Sonora? Da ist doch diese Kupfermine, zu der du immer fährst.“

„Genau. Die brauchen mich da Vollzeit vor Ort. Ist nur für zwei Jahre.“

„Aber das ist am Arsch der Welt!“

„Das ist ja das Problem“, sagte sein Vater nickend.

„Kannst du nicht einfach …“ Paolo brach ab. Er kannte sich mit der Arbeit seines Vaters nicht gut genug aus, um eine Diskussion zu beginnen. Noch vor ein paar Jahren hätte er es trotzdem getan, aber mittlerweile wusste er, dass es zu nichts führte. Beschwörend sah er seinen Vater an. „Bitte, Dad, kannst du nicht Nein sagen?“

„Das geht nicht. Wir sprechen hier von meinem größten Kunden. Wenn die abspringen, verliere ich Aufträge in Höhe von 80.000 Dollar. Die muss ich erst mal wieder reinkriegen. Und sie zahlen mir die doppelte Summe, wenn ich für zwei Jahre dort hinziehe. Plus Umzugskosten.“

„Aber die Schule. Und das Tennis!“

Seine Mutter strich ihm aufmunternd über den Arm. „Es wird schon werden, Paolo. Wir finden einen Weg.“

„Ach, ja? Wollt ihr mich da unten auf eine Internationale Schule schicken und mir gelegentlich eine Tennisstunde spendieren? Vergesst es!“, zischte er wütend.

Caroline schüttelte den Kopf. „Nein. Du kannst hierbleiben, in Kalifornien.“

„Bei Tante Janet? Das ist ein Witz, oder?“

Sein Vater räusperte sich. „Wir sind uns alle einig, dass Tante Janet keine gute Lösung ist.“

Paolo starrte ihn mit offenem Mund an. „Was dann? Bleibe ich alleine hier? Ich komme schon klar.“

Dad schüttelte den Kopf. „Rechtlich gesehen wären wir für dich und das, was du hier treibst, weiterhin verantwortlich. Das bereitet uns Bauchschmerzen, solange wir uns nicht wenigstens im selben Staat aufhalten. Wir wissen ja, wie Teenager so sind – die Aktionen deiner Schwester haben wir nur knapp überlebt. Aber es gibt eine Möglichkeit, bei der du alles, was du mit den Tennisstunden und Wettkämpfen verdienst, behalten kannst. Natürlich wäre es uns lieber, wenn du das Geld anlegst  – du musst schließlich fürs College sparen.“

„Spar dir den Quatsch“, erwiderte Paolo grinsend. „Du kannst es einfach kaum erwarten, mich endlich loszuwerden!“

„Tja, mein Lieber, so direkt wollte ich es nicht sagen“, antwortete sein Vater und tätschelte ihm liebevoll die Schulter.

Seine Schwester Diana, die das Gespräch bis dahin mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen verfolgt hatte, platzte dazwischen. „Keine Sorge, es ist noch besser, als alleine hierzubleiben, Bruderherz. Viel besser!“

Paolo sah sie fragend an. „Jetzt sag es endlich!“

Diana grinste schamlos. „Du hast den Hauptgewinn gezogen, kleiner Bruder. Sie werden dich für mündig erklären!“

ARIANA telefoniert mit CHARLIE

Mittwoch, 5. November

„Er wirkte überhaupt nicht ängstlich. Das weiß ich noch genau. Er hat nicht geschrien. Keinen Mucks hat er von sich gegeben!“

Charlies Stimme klang zögerlich, beinahe verschreckt. Wie die Stimme einer Jugendlichen, die gleich ein schreckliches Geheimnis gesteht. Ihr dieses Geständnis zu entlocken war ein schwieriges Unterfangen, aber aufzugeben kam für Ariana Debret nicht infrage. Sie musste ganz behutsam vorgehen, so wie wenn man eine Auster lebendig und unversehrt aus der Schale lösen möchte.

Und es funktionierte. Irgendwann strömten die Worte hervor, ohne dass sie mehr tun musste, als Charlie weiterhin zu ermutigen.

„Diese Erinnerung quält dich bestimmt schrecklich“, sagte sie mitfühlend.

„Es ist eher wie ein Traum“, antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung nachdenklich.

„Meine Therapeutin meint, häufig wiederkehrende Träume können sich manchmal wie Erinnerungen anfühlen“, erklärte Ariana. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie über nichts anderes sprachen als die gemeinsame Therapie. Ariana hatte sich immer königlich über Charlies bissige Kommentare zu den Therapiesitzungen amüsiert. Ihre Freundin war ein ganzes Stück jünger als sie und hatte gerade erst mit der Highschool begonnen, als sie sich kennenlernten, aber in den zwei Jahren, die sie sich inzwischen kannten, war sie richtig erwachsen geworden.

„Du gehst noch zu einer Therapeutin?“ Charlie schnaubte. „Ich hab meine abserviert, als ich aus der Gruppe ausgestiegen bin.“

Ariana schwieg. Wie dumm von ihr, die Therapie zu erwähnen. Am Ende engagierte das Mädchen noch irgend so einen nichtsnutzigen Kinderpsychologen und plauderte alles aus.

„Erzähl mir von deinem Traum“, sagte sie so sanft wie möglich.

Ein Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Na gut: Es ist Nacht. Ich bin auf dieser Party, aber alle anderen sind schon nach Hause gegangen. Von draußen, vom Pool, höre ich Stimmen, also schaue ich durchs Fenster. Da sehe ich ihn. Sein Gesicht ist dank der Beckenbeleuchtung gut zu erkennen. Er trägt einen schönen Anzug, einen teuren, verstehst du? Als er nach vorne kippt, reißt er die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen. Er sieht nicht ängstlich aus. Kein Schrei, nichts, nur das Platschen, als er ins Wasser fällt. Hinter ihm dunkle Schatten, Palmen. Und in den Schatten steht jemand. Die Gestalt tritt hervor und kniet sich an den Beckenrand. Ich erinnere mich an weiße Knie. Dann packt sie ihn mit der Hand am Hinterkopf. Drückt ihn unter Wasser. Ich will gar nicht an diese Hand denken. Ich darf nicht daran denken!“

Charlie zögerte, bevor sie weitersprach. „Der Typ im Wasser wehrt sich kaum. Ich will losrennen, kann mich aber nicht bewegen. Ich stehe auf der Treppe zum ersten Stock und schaue aus dem Fenster. Wenn die Gestalt hochschauen würde, könnte sie mich sehen. Es ist dumm, da stehen zu bleiben, aber ich kann nicht anders. Meine Füße sind wie festgewachsen!“

„Das hab ich auch manchmal, wenn ich träume“, unterbrach sie Ariana. „Das kennt jeder. Dieses Gefühl, dass man mit dem Boden verwachsen ist.“

Charlie fuhr fort. „Dann ruft jemand nach mir. Es ist eigentlich nur ein Flüstern, aber ich höre es bis hier hoch. ‚Charlie … hey, Charlie.‘ Ich bringe kein Wort heraus, also hebe ich ganz leicht die Hand und winke. Und dann, ganz allmählich, spüre ich meine Füße wieder. Ich drehe mich zitternd um …“

„Weil du nicht weißt, was du gerade beobachtet hast?“

„Genau, ich verstehe nicht, was ich gesehen habe. Da nimmt jemand ganz vorsichtig meine Hand und sagt: Du schlafwandelst, Liebling. Deine Träume nehmen dich völlig gefangen. Genau diese Worte. Und: Es ist Zeit, wieder ins Bett zu gehen, Charlie.

„Sie nennt dich Charlie?“, hakte Ariana nach. „So wie die Figur, die du in der Fernsehserie gespielt hast?“

„Damals haben mich alle so genannt. Das hat mich nicht gestört. Ich war gerne Charlie und ziemlich traurig, als ich aufhören musste.“

„Und jetzt?“, fragte Ariana. „Möchtest du immer noch Charlie sein?“

„Ich … Ehrlich gesagt wünsche ich mir, ich wäre nie Charlie gewesen. Denn sie hat jemanden ertrinken gesehen.“

„Wie jetzt? Du hast doch gesagt, es war ein Traum!“, entgegnete Ariana. „Ein Traum, der sich mit dem vermischt hat, was du später gehört hast. Über Tyson Drew.“

„Wenn es nur ein Traum war, warum träume ich ihn nach so vielen Jahren immer noch?“

„Keine Ahnung, Süße. Das kann viele Gründe haben.“

Die Stimme am anderen Ende der Leitung senkte sich zu einem kaum hörbaren Flüstern. „Meinst du, es hat was damit zu tun, dass ich … du weißt schon …“

„Was?“

„Dass ich so neben der Spur bin?“

Ariana runzelte die Stirn. „Du denkst, du bist neben der Spur?“

„Alle anderen glauben es zumindest. Warum sollten sie mich sonst zu Hause rausschmeißen?“

„Du ziehst von zu Hause aus?“

„Sieht so aus.“

„Aber du bist noch ein Teenager! Wo wirst du wohnen?“, rief Ariana empört.

„Ich ziehe nach Los Angeles. Vorzeitige Mündigkeit und so.“

„L. A.? Verdammt! Aber wieso?“

Die Antwort bestand aus einem bitteren Lachen. „Es muss daran liegen, dass ich mich danebenbenehme. Wir werden bestimmt nicht für deine pubertären Fehltritte geradestehen. Originalzitat meiner Mutter.“

Ariana verdrehte die Augen. „Willst du damit sagen, deine Familie lässt dich tatsächlich für mündig erklären? Mit allem Drum und Dran: alleine wohnen, Verträge abschließen, arbeiten – meinst du das?“

„Genau das. Keine Eltern. Keine Unterstützung. Kein Netz mit doppeltem Boden.“

„Ich wohne auch alleine, verdammt. Meine Eltern unterstützen mich schon nicht mehr, seit ich siebzehn bin.“

„Aber du bist achtzehn, Ariana. Du hast die Schule fertig, hast einen Job! Das mit der vorzeitigen Mündigkeit ist etwas anderes. Das Gericht ordnet sie an. Ich bin dann für meine Angelegenheiten selbst verantwortlich.“

„Klar, Schätzchen, weiß ich alles. Ich arbeite schließlich in einer Anwaltspraxis. Wir hatten schon ein paar dieser Fälle auf dem Tisch. Deine Eltern müssen vor Gericht nachweisen, dass du deinen Lebensunterhalt von deinem eigenen Geld bestreiten kannst.“

„Stimmt. Sie wollen mir monatlich etwas zuschießen, damit ich mir ein Zimmer mieten und das Essen zahlen kann, vielleicht noch die Busfahrkarte.“

Ariana nickte gedankenverloren. Bei genauerer Betrachtung ergab diese Mündigkeitsgeschichte bei Charlie durchaus Sinn. „Das Gute ist, du kannst bestimmen, auf welche Schule du gehst.“

„Von wegen“, seufzte Charlie. „Da lassen meine Eltern leider nicht locker. Ob hier oder in L. A. – wenn’s um die Schule geht, haben sie das letzte Wort.“

JOHN-MICHAEL

Carlsbad – Montag, 1. Dezember

„Jetzt wird alles gut, Dad.“

John-Michaels Vater lag mit dem Gesicht zum Fenster im Bett. Er sah beinahe friedlich aus, wäre da nicht die zur Faust geballte Hand, auf der die Adern vor lauter Anspannung blau hervortraten. Der Anblick machte es John-Michael verdammt schwer, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren.

Er griff nach der Hand seines Vaters, bog die Finger sanft auseinander und legte die Decke darüber. Dann atmete er tief durch.

„Um mich musst du dir keine Sorgen mehr machen“, flüsterte er.

Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 22.35 Uhr. Klobige weiße Ziffern, gut zwei Zentimeter hoch, auf schwarzem Grund. Sein Vater hatte diesen Wecker gekauft, weil er schlecht sah, und genau deswegen hasste John-Michael das Teil, so wie er alle Anzeichen hasste, die darauf hinwiesen, dass sein Vater älter wurde und bald sterben würde. Es war hart genug für ihn gewesen, einen verbitterten Witwer zum Vater zu haben, auch ohne die ersten Alterserscheinungen.

John-Michael umrundete das Bett. Im Nachttisch bewahrte der Alte seinen größten Schatz auf: Erinnerungsstücke an John-Michaels Mutter. Als er klein war, hatte sein Vater die Gegenstände oft auf dem Bett ausgebreitet, damit John-Michael sie anfassen und eine Weile in der Hand halten konnte. Manchmal hatte er ihm dabei eine Geschichte von ihr erzählt, aber das war lange her.

John-Michael zog die Nachttischschublade heraus und leerte den Inhalt auf dem Bett aus. Gedankenverloren betrachtete er die Ansammlung handbeschrifteter Umschläge, die Perlenkette aus China, die mit schwarzem Samt bezogene Schachtel mit den Diamant- und Goldringen der Verlobung und der Hochzeit, die Blechdose mit den Fotos. „Es ist mir so schwergefallen zu entscheiden, was ich aufheben soll“, hatte sein Vater oft gesagt.

Anfangs war John-Michael einfach nur dankbar gewesen, egal, wie klein und unwichtig das Erinnerungsstück war. Erst später hat er sich darüber geärgert. Sein Vater hätte mehr aufheben sollen, viel mehr! Es gab weder Tonbandaufzeichnungen noch Videoaufnahmen von ihr. Sie lebten im 21. Jahrhundert, und John-Michael blieb nicht eine einzige digitale Aufnahme seiner Mutter! Und die wenigen eigenen Erinnerungen, die er an sie hatte, waren mit der Zeit so verblasst, dass er nicht mehr wusste, ob sie überhaupt real waren oder nur Erinnerungen an Träume.

Er betrachtete die Gestalt seines Vaters unter der Bettdecke und rief sich widerstrebend die Geschehnisse der letzten Stunde in Erinnerung. Es tat weh, daran zu denken. Was sein Vater ihm heute gesagt hatte, übertraf alles bisher Gehörte. Und keines dieser Worte würde er je wieder zurücknehmen können.

John-Michael kramte eine Schuhschachtel unter dem Bett hervor, nahm die Slipper seines Vaters heraus und legte die Sachen seiner Mutter hinein. Dann schloss er den Deckel und verstaute alles in seinem Rucksack.

Er beeilte sich, die Papiere zusammenzusuchen, derentwegen er gekommen war. Sein Vater hatte ihm verraten, wo er das Geld versteckt hatte; zwar nicht buchstäblich unter der Matratze, aber nicht sonderlich weit davon entfernt. Er bewahrte seine Ersparnisse in Form von Krügerrand-Münzen und Hundert-Dollar-Scheinen auf, fünftausend davon hatte er immer mindestens im Haus, während er das Gold und das restliche Bargeld in einem Schließfach aufbewahrte.

Alles andere ließ John-Michael dort, damit niemand Verdacht schöpfte. Alles musste so normal wie möglich aussehen. „Geh lieber zur Hintertür raus“, hatte sein Vater ihm mit einem verbitterten Lachen geraten. „Wenn dich irgendjemand auf meiner Veranda sieht, könnte er misstrauisch werden und sich fragen, warum die undankbare kleine Schwuchtel plötzlich ihren Vater besucht.“

Seine Worte hatten John-Michael einen Stich versetzt. Es schmerzte ihn noch genauso wie früher, von seinem Vater beschimpft zu werden. Aber entschuldigen konnte er sich nicht bei ihm, denn es gab nichts zu entschuldigen. John-Michael bereute nichts, gar nichts. Er hatte genug gelitten in den einsamen Nächten, in denen er in Telefonzellen oder Hauseingängen geschlafen hatte, egal wo, Hauptsache nicht in Reichweite seines Vaters.

Irgendwann war es ihm gelungen, sich aus dem Morast von Zorn und Enttäuschung, in dem Chuck Weller sich suhlte, zu befreien. Nicht heute Nacht, sondern schon im Laufe des vergangenen Jahres. Der heutige Abend war nur Ausdruck dieses Gefühls, das er sich schon vor Längerem zu eigen gemacht hatte.

Und trotzdem: Bei der Erinnerung an die Worte seines Vaters zitterten ihm die Hände.

Du ähnelst mir mehr, als du glaubst. Deine Mutter hätte so etwas nie über sich gebracht!

Er verließ das Haus durch die Hintertür, so wie sein Vater es ihm gesagt hatte, benutzte Handschuhe zum Absperren und legte den Schlüssel wieder in den Topf mit den Geranien. Entschlossen überquerte er den Hof, sprang mit einem Satz über den Zaun und lief quer über das angrenzende Feld. Diesen Fluchtweg hatte er, seit er zwölf war, tausende Male benutzt.

Ein beklemmender Gedanke, dass er diesen Weg von nun an nie mehr benutzen würde.

Er warf einen letzten Blick zurück über die Schulter. Im Licht der Straßenlaterne warf das Haus einen langen Schatten, der nach John-Michael zu greifen schien. Nur ein Schritt näher, und der Schatten würde ihn verschlucken. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Das Blut rauschte in seinen Ohren.

„Lebe wohl, Dad“, flüsterte er.

Es war ihm nicht geheuer, mit mehreren tausend Dollar in der Tasche durch die Stadt zu laufen, aber das Auto seines Vaters gleich mitzunehmen kam nicht infrage. Der Alte hatte klare Anweisungen gegeben: Bleib ruhig und warte ab.

Bald würde er in Sicherheit sein, denn von dem Geld konnte er sich locker ein Zimmer mit einem bequemen Bett leisten – ohne dafür jemanden flachzulegen. Klar, manche von den Männern, die ihn abgeschleppt hatten, waren durchaus attraktiv gewesen. Manche wollten ihn sogar wiedersehen, aber John-Michael würde ganz sicher für niemanden den Lustknaben spielen. Er wollte mit einem Jungen seines Alters zusammen sein, jemandem aus der Highschool oder noch jünger. Wenn er keine Beziehung auf Augenhöhe führen konnte, dann wollte er zumindest der Ranghöhere sein.

In seinem bisherigen Leben hatte er immer auf der Verliererseite gestanden. Damit war es jetzt vorbei! Wie hatte sein Vater so treffend gesagt? „Du bist ein Versager, mein Sohn. Jetzt kannst du zeigen, was du draufhast. Beweise mir, dass du Mumm in den Knochen hast!“

Endlich war die Gelegenheit gekommen. Endlich war er frei, auch wenn er einen hohen Preis dafür bezahlt hatte.

Aber was gab es im Leben schon umsonst?

CANDACE

Culver Fernsehstudio – Freitag, 5. Dezember

„Haben sie nicht ausdrücklich eine Blondine verlangt?“

Diesen Moment hasste Candace bei Castings am meisten: wenn sie sich im Wartebereich mit einer schnatternden Horde identisch aussehender Mädchen konfrontiert sah. Gleiches Alter, gleiche schmale Figur, lange blonde Haare … In diesen Momenten kam sie sich langweilig und austauschbar vor.

Überraschenderweise waren die Mädchen, die heute hier warteten, völlig unterschiedliche Typen: manche blond, andere braunhaarig, Hell- und Dunkelhäutige, ein paar Asiatinnen.

Candace setzte sich neben Grace, die sie aufmunternd anlächelte. Sie waren erst seit vier Tagen in Kalifornien, weil es über einen Monat gedauert hatte, alles zu packen und den Papierkram zu erledigen. Vor zwei Tagen hatte das Gericht Candace endlich für mündig erklärt. Graces Antrag war noch vor der Abreise in Texas positiv beschieden worden. Jetzt durften sie beide ganz offiziell alleine wohnen, Verträge abschließen, sich ihre Schule selbst aussuchen und — für Grace das Wichtigste — alles Geld behalten, das sie verdienten.

Candace wandte sich an ein bildhübsches asiatisches Mädchen, das gerade das Skript durchblätterte. „Sind wir hier richtig zum Casting für die Rolle der ‚Gina‘ in Downtowners?“

Das Mädchen nickte freundlich. „Mein Agent hat sie mir so beschrieben: ‚Zwischen siebzehn und dreiundzwanzig, unverbrauchter Look, sportliche Figur, Kampfsporterfahrung auf der Bühne zwingend erforderlich, möglichst mit Schauspielerfahrung vor der Kamera. Und: Bitte Sportklamotten mitbringen.‘“

„Die suchen also keine Blondine?“

„Soweit ich weiß, hat die Frau einen kahlrasierten Kopf, von daher ist das ziemlich egal.“

„Sie hat eine Glatze?“, platzte Grace heraus, doch Candace brachte sie mit einem schnellen Blick zum Schweigen.

Katelyn, Candaces Mutter, schwebte in einer blumig duftenden Wolke des extra für sie von Guerlain zusammengestellten Parfums herein. Sie ließ den Blick abschätzig durch den Raum schweifen, setzte sich neben Candace auf einen freien Stuhl und bettete die Chanel-Handtasche sorgsam in ihren Schoß.

„Liebling, bist du im falschen Casting?“, fragte sie mit einem skeptischen Blick auf die anderen Bewerberinnen.

Candace antwortete nicht, sondern verdrehte heimlich die Augen. Grace musste schmunzeln.

Die beiden Stiefschwestern hatten sich von Anfang an gut verstanden, seitdem sie einander vor sechs Jahren vorgestellt worden waren. Beide hatten einen ähnlich skurrilen Sinn für Humor und fanden es damals ziemlich abgefahren, dass ihre Eltern miteinander ausgingen.

Candice starrte nervös auf das Skript. Ihre Rolle umfasste nur zwei Zeilen Text, aber es half ihr, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als die schlauen Ratschläge ihrer Mutter.

Sie wäre lieber mit Grace alleine hergekommen, aber Katelyn wollte mit den beiden danach beim Haus in Venice Beach vorbeifahren und anschließend das Auto abholen, das sie für die beiden geleast hatte – einen Toyota Prius. Von diesem Modell hatte sie sich nicht abbringen lassen: „Entweder dieses Auto oder du fährst mit dem Fahrrad. Die CO2-Bilanz unserer Familie ist eh schon dadurch belastet, dass ihr nicht bei mir wohnt. Aber ihr wisst ja, wie das bei Jarvis ist. Sein Job verlangt ein hohes Maß an Verschwiegenheit.“

Seit sie San Antonio recht überstürzt verlassen hatten, wohnten die Stiefschwestern vorübergehend bei Jarvis, dem Drogenbaron, und Katelyn in Malibu. Grace konnte es kaum erwarten, endlich ihre eigenen vier Wände zu haben, aber bei Katelyn musste alles korrekt zugehen. „Wenn du in meinem Haus in Venice wohnst, dann als Mieterin, nicht als Tochter. Vergiss das nicht!“

Die Stimmung bei Katelyn und Jarvis schlug Grace langsam aufs Gemüt, und Candace wusste genau, warum. Katelyn konnte Graces Mutter Tina nicht ausstehen, weil sie ihr die Schuld für das Scheitern ihrer Ehe gab. Dabei hatte Katelyn ihren Mann verlassen, nicht umgekehrt. Außerdem nahm sie Tina übel, dass sie sich für Candaces Karriere engagierte, während sie selbst daran kein wirkliches Interesse zeigte. Das alles nagte wahrscheinlich an ihrem mütterlichen Stolz.

Aber zum Glück würde mit den ständigen Reibereien bald Schluss sein, und Katelyns Großzügigkeit machte ihre hochnäsige Art doppelt wett. Sie hatte ihnen von sich aus angeboten, in ihrem Haus in Venice Beach zu wohnen, und sogar den ersten von vier Mitbewohnern angeschleppt, die dort einziehen sollten. Ein Typ namens Paolo King, ein Zehntklässler, der in Katelyns Countryclub Tennisunterricht gab.

Candace und Grace hatten ihn gegoogelt und fanden ihn ziemlich scharf. Katelyn behauptete, er ginge mit einem dieser reichen Mädchen aus dem Tennisclub, einer Collegestudentin.

„Also kein potenzieller Kandidat für dich“, hatte Grace gewitzelt.

„Spinnst du? Ich steh nicht auf jüngere Kerle“, lautete Candaces Antwort. „Nicht mal, wenn sie mit Studentinnen ausgehen. Da kann er noch so süß sein!“

Ein Stück weiter den Flur hinunter probten zwei Mitbewerberinnen eine Kampfszene. Die beiden waren braun gebrannt, schlank und trugen genau wie Candace Cargohosen, Turnschuhe und eng anliegende Tops. Candace sah ihnen eine Weile zu, dann flüsterte sie: „Ich hätte das Kämpfen vielleicht mit dir üben sollen.“

Grace zog eine Augenbraue hoch. „Ein Wort von dir und es geht los. Für meine Schwester mache ich mich doch gerne zum Affen!“

„Seid nicht albern“, zischte Katelyn. Sie zupfte ihre Leinenhose zurecht, schlug kokett die Beine übereinander und präsentierte dabei ihre schwarz-weißen Jimmy-Choo-Pumps. „Schaut euch nur an, wie verschwitzt die aussehen.“

„Diese Gina in der Serie ist eine ziemlich krasse Randalebraut“, flüsterte Candace zurück. „In der ersten Folge tötet sie einen Mann mit bloßen Händen. ‚Verschwitzt‘ ist der passende Look für sie.“

„Und so eine Rolle willst du spielen, Schatz? Du bist so ein bildhübsches Mädchen. Eher der grazile Typ. Eine Tänzerin oder Sängerin – so was solltest du spielen.“

„Dafür gibt es echte Tänzerinnen und Sängerinnen, Mom. Ich bin eine Schauspielerin! Ich kann alles spielen. Es ist immerhin eine Fernsehserie, und sie verlangt ein gewisses Maß an schauspielerischem Können. Das reicht mir fürs Erste.“

„Aber es ist so eine winzige Rolle“, entgegnete Katelyn. „Solange der Vertrag läuft, wirst du neben der Schule weder Zeit noch Energie für andere Castings haben.“

Candace und Grace tauschten einen vielsagenden Blick. „Mom, das ist doch Blödsinn!“

„Selbst wenn. Ich erlaube es nicht, dass du mehrere Rollen annimmst. Nicht, solange du noch in die Schule gehst!“

„Das meinst du doch nicht ernst?! Oh Mann, warum ist Tina nicht hier, die würde so was nie sagen! Ihr wäre jede Fernsehrolle recht!“

„Nun, das ist einer der vielen Unterschiede zwischen dieser Frau und mir“, antwortet Katelyn pikiert. „Sie will, dass du berühmt wirst, damit sie was von dem Ruhm abbekommt. Aber ich bin deine Mutter, und weil ich dich liebe, ist es mir wichtig, dass sich dein Leben nicht nur um die Schauspielerei dreht. Schließlich kenne ich die Kehrseiten des Künstlerlebens aus eigener Erfahrung und weiß, was es denen abverlangt, die dich lieben.“

Grace schwieg, aber ihrer Miene war deutlich abzulesen, welche Mühe es sie kostete, wegen der Kritik an ihrer Mutter nicht auszuflippen.

„Könntest du dir dein Selbstmitleid als Künstlerehefrau bitte sparen, Mom?“, presste Candace zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Flehentlich blickte sie ihre Mutter an. „Ich brauche deine Unterstützung! Du hast ja keine Ahnung, wie sehr Tina sich für mich einsetzt. Sie ermutigt mich, und das ist toll! Ehrlich gesagt würde ich jede noch so kleine Fernsehrolle mit Kusshand nehmen. Das wäre der Hammer! Selbst wenn ich eine Boxerin mit Glatze spielen muss — Hauptsache, ich bin im Fernsehen!“

Hinten im Flur rief eine Frauenstimme „Candace Deering?“.

Candace stand auf, umarmte Grace kurz und folgte der Frau mit dem Notizblock in den angrenzenden Raum. Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag, und das Kribbeln im Bauch ließ nach. Das war jedes Mal so, wenn sie ein Vorsprechen hatte: Die Nervosität ließ nach, und sie fühlte sich nur noch ein wenig schläfrig und taub.

PAOLO

Van-Buren-Highschool – Montag, 15. Dezember

„Du suchst einen schwulen Mitbewohner? Frag doch den komischen Neuen. Angeblich schläft er nachts im Auto seines Vaters.“

Erst vor einer Woche hatte das Gericht Paolo vorzeitig für mündig erklärt, und schon hatte er eine tolle Wohnmöglichkeit aufgetan. Eine seine Tennisschülerinnen hatte ihn einer Frau empfohlen, die Mitbewohner für ihre Tochter suchte.

Anscheinend sollte die WG eine Art Familienersatz werden. Paolo hatte im Gespräch mit der Frau seinen ganzen Charme spielen lassen, offenbar mit Erfolg. Sie hatte ihm zugesagt und ihn gebeten, einen zweiten Mann als Mitbewohner zu suchen.

„Kennst du vielleicht einen netten schwulen Jungen?“, lauteten ihre Worte. „Jemanden, der Wert auf Sauberkeit und Ordnung legt?“

Paolo verriet ihr nicht, dass er keine schwulen Freunde hatte. Und was für ein albernes Klischee! Als ob alle Schwulen ordentlich sein müssten. Er war selber ziemlich ordentlich und gepflegt – und nicht schwul. Er kannte nur einen schwulen Jungen an der Schule, doch der hatte auf seine Frage nur gelacht und ihm den Tipp mit John-Michael gegeben.

Sollte er ihn wirklich ansprechen? John-Michael Weller ging zwar seit einer Woche in Paolos Klasse, aber sie hatten bisher kaum ein Wort gewechselt. Vielleicht lag es daran, dass sie sich in unterschiedlichen sozialen Gruppen bewegten: Paolo gehörte zu den umschwärmten Sportlern und John-Michael eher zu den Sonderlingen. Wobei Paolo sich gern damit brüstete, dass er überall dazugehören konnte, wenn er wollte.

Gut möglich, dass John-Michael ihn einfach nicht leiden konnte. Trotz seiner angeblichen Beliebtheit gab es genügend Leute, die ihn gerade wegen seiner schönen Zähne und glatten Haut nicht ausstehen konnten. Dann auch noch das Tennis – für viele war er ein Hassobjekt!

Insgeheim vermutete Paolo, dass John-Michael ziemlich cool war. In den ersten Tagen saß er wie ein Geist hinten im Klassenzimmer und verfolgte stumm das Geschehen um ihn herum. Kein Wort über sich oder warum er noch vor den Weihnachtsferien auf die Van Buren gewechselt war. Und dann, als sie im Musikunterricht gerade Rap mit moderner urbaner Lyrik verglichen und dessen Bedeutung für die Popmusik analysierten, zitierte er aus dem Stand den gesamten Liedtext einer obskuren britischen Indie-Rockband auswendig.

Die Klasse hatte sich gesammelt umgedreht und ihn angestarrt; anfangs fanden es alle peinlich, aber auch ziemlich beeindruckend. Nachdem er den Text zum Besten gegeben hatte, zog sich John-Michael übergangslos wieder in sein Schweigen zurück.

Mit seiner blassen Haut, den kantigen Gesichtszügen und dem dunklen Eyeliner zu kohlschwarzen Haaren war es kein Wunder, dass die Mädels ihn als Vampirverschnitt verspotteten. John-Michael zeigte seinerseits keinerlei Interesse an den Mädchen, er beachtete sie überhaupt nicht. Geoutet oder nicht, Paolo war sich ziemlich sicher, dass er schwul war.

Und genau das machte ihn dummerweise nervös. Einen anderen Mann zu fragen, ob er bei dir einziehen will, konnte schnell zu Missverständnissen führen. Vor allem, wenn derjenige scharf auf dich war, und John-Michael hatte ihm schon des Öfteren interessierte Blicke zugeworfen. Paolo störte das nicht, er war es sogar gewohnt. Aber wie sollte er das mit der Wohnung vorschlagen, ohne es wie eine Anmache klingen zu lassen?

Er wartete vor der Mensa, bis John-Michael mit seinem Tablett draußen im Hof an einem freien Tisch Platz genommen hatte. Dann setzte er sich zu ihm.

„Hey!“ Vorsichtshalber verkniff sich Paolo ein allzu einnehmendes Lächeln.

John-Michael nickte ihm zu und biss in sein Panini.

„Sieht gut aus.“

„Schmeckt auch gut“, antwortete John-Michael kauend. „Hol dir doch auch eins.“

Paolo zuckte die Achseln. „Ich muss auf meine Ernährung achten, wegen der Tennissaison. Paninis stehen nicht auf dem Speiseplan.“

„Wie ärgerlich“, erwiderte John-Michael zurückhaltend. Er schien sich zu fragen, was Paolo wollte.

„Wir haben uns noch nie wirklich unterhalten.“ Paolo geriet ins Stocken, was ihm einen verwunderten Blick von John-Michael einbrachte, der sich einen Kommentar zu verkneifen schien.

Jetzt mach schon, dachte Paolo im Stillen. Bring’s hinter dich, du Idiot.

„Ich, ähm, ich bin auf der Suche nach einem Mitbewohner. Und ich hab gehört, dass du …“

„Auf der Straße lebst?“, sagte John-Michael rundheraus. Es schien ihm gar nicht peinlich zu sein, aber vielleicht wollte er Paolo nur aus der Reserve locken.

Ihm stieg die Schamesröte ins Gesicht. „Ja, ehrlich gesagt habe ich genau das gehört.“

„Es trifft aber im Moment nicht zu“, antwortete John-Michael, „weil ich diese Woche beim Freund eines Freundes eines Freundes wohne.“

„Aber sonst schon?“, hakte Paolo nach.

„Ja.“ Eine Spur von Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit. „Ich muss am kommenden Wochenende wieder ausziehen.“

„Und wie kommst du klar?“

John-Michael legte das angebissene Panini auf den Teller. „Du meinst wegen der Kohle? Das ist mein geringstes Problem. Ich habe Geld. Mein Problem sind die Vermieter. Die meisten wollen einen Studenten und keinen Schüler aus der Highschool.“

„Heißt das, du hast Interesse?“

„Suchen deine Eltern einen Untermieter?“

Ein Lächeln stahl sich auf Paolos Gesicht. „Nicht ganz.“

„Nur du und ich?“, fragte John-Michael verdutzt.

„Du, ich und ein paar Mädels … so ist zumindest der Plan. Wenn du damit ein Problem hast, können wir uns einen dritten Mann suchen. Aber ehrlich gesagt wären mir Mädchen lieber.“

„Versteh schon. Du hast keinen Bock auf Konkurrenz. Und ich bin keine Gefahr für dich, stimmt’s?“

Paolo sah John-Michael überrascht an. Er wusste also, dass er es wusste.

„Nein, darum geht es nicht. Aber aktuell sind schon zwei Mädchen fest mit dabei. Macht mit uns vier von sechs. Sechs Leute verteilt auf drei Zimmer. Die Mädels wollen nette Jungs im Haus, ordentlich und so, du weißt schon.“

„Ordentlich, ach so.“ John-Michael runzelte die Stirn. „Und das bin ich, weil ich schwul bin?“

Paolo fiel keine passende Antwort ein.

„Meinst du, schwule Männer haben alle von Haus aus einen Ordnungsfimmel und eine Vorliebe für hübsche Dekoelemente?“

„Mir doch egal, Mann, du kommst mir halt vertrauenswürdig vor“, seufzte Paolo. „Hör zu … kannst du nicht so tun, als wärst du brav und ordentlich? Nur bis die Mädels Ja gesagt haben?“

„Und wo sollen wir wohnen? Ist das eine Dreizimmerwohnung, ein Appartement? Ein Haus?“

„Ziemlich coole Hütte. Halt dich fest  – mitten in Venice Beach!“

John-Michael lachte. „Du kennst mich doch kaum.“

„Du und ich“, wiederholte Paolo entschlossen. „Vorausgesetzt, du kannst die anderen überzeugen. Das Haus gehört wohl der Mutter der beiden Schwestern, Zweitwohnsitz oder so. Wenn du bis zum Ende der Woche deinen Teil der Kaution lockermachst, können wir schon am Wochenende einziehen.“

John-Michael nahm einen Schluck von seinem Orangensaft und setzte eine betont lässige Miene auf. Diesen Gesichtsausdruck kannte Paolo von den Frauen, mit denen er zusammen gewesen war – innerlich sind sie völlig aus dem Häuschen, aber nach außen tun sie supercool.

ARIANA telefoniert mit CHARLIE

Samstag, 20. Dezember

„Weißt du noch, wie ich dir von meinem Traum erzählt habe?“, fragte Charlie.

Ariana Debret nickte. „Ja, weiß ich noch.“ Obwohl es über einen Monat her war, hatte Ariana irgendwie geahnt, dass das Thema noch nicht erledigt war.

„Und wenn ich dir sage, dass ich es nicht mehr für einen Traum halte?“

„Wem hast du diese Vermutung noch erzählt?“

„An wen denkst du?“

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