×

Ihre Vorbestellung zum Buch »Geheimkommando Zenica«

Wir benachrichtigen Sie, sobald »Geheimkommando Zenica« erhältlich ist. Hinterlegen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse. Ihren Kauf können Sie mit Erhalt der E-Mail am Erscheinungstag des Buches abschließen.

Geheimkommando Zenica

Die Kanonen von Navarone sind kaum verstummt, doch schon müssen sich Captain Keith Mallory und seine Männer auf die nächste Mission begeben. Ihr Einsatzgebiet: die Zenica-Schlucht in den rauen Bergen Bosniens. Offiziell sollen sie den dortigen Partisanen gegen die vorrückenden Besatzer zur Hilfe kommen. Doch im Geheimen verfolgen sie einen Auftrag, der so brisant ist, dass sie nicht einmal ihre Verbündeten einweihen können. Ein mörderisches Unternehmen beginnt …


  • Erscheinungstag: 02.07.2018
  • Seitenanzahl: 304
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959677639
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für Lewis und Caroline

1. KAPITEL
Vorspiel
Donnerstag, 00.00 bis 06.00

Commander Vincent Ryan, Angehöriger der Royal Navy, Captain und kommandierender Offizier des neuesten Zerstörers der S-Klasse Seiner Majestät des Königs, stützte seine Ellenbogen bequem auf dem Geländer der Kommandobrücke auf, hob sein Nachtfernglas an die Augen und starrte nachdenklich über das ruhige und mondlichtübergossene Wasser der Ägäis.

Zuerst schaute er nach Norden über die riesige, schaumige und weißlich phosphoreszierende Welle, die der messerscharfe Bug seines schnellen Zerstörers aufwarf: In vier Meilen Entfernung, unter einem indigoblauen Himmel und glitzernden Sterndiamanten, lag die drohende Masse einer von zerklüfteten Felsen umgebenen Insel: Kheros, entlegener und monatelang belagerter Außenposten von zweitausend britischen Truppen, die erwartet hatten, in jener Nacht zu sterben, und die nun am Leben bleiben würden.

Ryan schwenkte sein Fernglas um 180 Grad nach Süden und nickte wohlwollend. So sollte es sein: Die vier Zerstörer lagen achteraus in einer so geraden Linie, dass das Leitschiff die Rümpfe der drei anderen Schiffe völlig verbarg. Ryan richtete sein Fernglas nach Osten. Es ist seltsam, dachte er, wie wenig eindrucksvoll, ja sogar enttäuschend, die Nachwirkungen einer natürlichen oder von Menschen verursachten Katastrophe sein können. Wären nicht der Feuerschein und die Rauchfetzen gewesen, die aus dem oberen Teil der Klippen hervorquollen und der Szene eine fast danteske Aura von uranfänglicher Bedrohung und Vorbedeutung gaben, so hätte die steil abfallende Hafenmauer in der Ferne ausgesehen, wie sie zu Zeiten Homers ausgesehen haben mag. Das große Felsenriff, das auf Entfernung so zerklüftet aussah, hätte von Wind und Wetter von Millionen Jahren geformt sein können, genauso gut aber hätte es auch vor fünf Jahrtausenden von den alten Griechen bearbeitet worden sein können, die auf der Suche nach Marmor für ihre ionischen Tempel waren: Was fast unfassbar war, was beinahe menschliches Begreifen überstieg, war die Tatsache, dass das Felsenriff vor zehn Minuten noch gar nicht existiert hatte, dass an seiner Stelle zehntausend Tonnen Gestein gewesen waren, die uneinnehmbarste Festung der Deutschen in der Ägäis, und vor allem die zwei riesigen Kanonen von Navarone, dass das alles nun hundert Meter unter dem Meer begraben lag. Mit einem bedächtigen Kopfschütteln senkte Commander Ryan das Fernglas und sah zu den Männern hinüber, die dafür verantwortlich waren, dass Menschen in fünf Minuten mehr erreicht hatten, als die Natur in fünf Millionen Jahren hätte erreichen können.

Captain Mallory und Corporal Miller. Das war alles, was er von ihnen wusste, das und die Tatsache, dass sie von einem seiner alten Freunde diesen Auftrag bekommen hatten, einem Marine-Captain namens Jensen, der, wie er erst vor vierundzwanzig Stunden zu seiner großen Überraschung erfahren hatte, der Leiter des Alliierten Nachrichtendienstes im Mittelmeerraum war. Aber das war auch alles, was er über sie erfahren hatte, und vielleicht stimmte nicht einmal das. Vielleicht hießen sie gar nicht Mallory und Miller. Vielleicht waren sie nicht einmal Captain und Corporal. Sie sahen nicht im Entferntesten wie die Captains oder Corporals aus, die er bisher gesehen hatte. Genau genommen sahen sie überhaupt nicht aus wie die Soldaten, die er im Laufe seines Lebens kennengelernt hatte. In ihren salzwassergetränkten und blutbedeckten Uniformen, verkommen, unrasiert, ruhig, wachsam und gelassen, machten sie es Ryan unmöglich, sie in irgendeine Kategorie von Männern einzuordnen. Das Einzige, was er wirklich sicher wusste, als er die trüben blutunterlaufenen Augen und die hageren, zerfurchten, mit Bartstoppeln bedeckten Gesichter der zwei Männer betrachtete, die ihre Jugend hinter sich gelassen hatten, war, dass er niemals zuvor Menschen gesehen hatte, die so erschöpft waren.

»Na, das wär’s dann wohl«, sagte Ryan. »Die Truppen auf Kheros warten auf ihren Abmarsch, unsere Flotte ist auf dem Weg nach Norden, um sie abzuholen, und die Kanonen von Navarone haben keine Möglichkeit mehr, sie aufzuhalten. Zufrieden, Captain Mallory?«

»Das war ja auch der Zweck der Übung«, erinnerte ihn Mallory.

Ryan hob wieder das Glas an die Augen. Diesmal stellte er es auf ein Gummiboot ein, das gerade noch im Bereich seines Glases vor der felsigen Küste westlich vom Navarone-Hafen auf den Wellen schaukelte. Die beiden Gestalten in dem Boot waren nur Schemen, nicht mehr. Ryan senkte das Fernglas und sagte nachdenklich: »Ihr großer Freund und die Dame, die bei ihm ist, halten wohl nicht viel vom Herumsitzen. Sie haben mich – äh – ihnen nicht vorgestellt, Captain Mallory.«

»Ich hatte keine Möglichkeit dazu. Maria und Andrea. Andrea ist Colonel in der griechischen Armee: 19. Motorisierte Division.«

»Andrea war ein Colonel in der griechischen Armee«, berichtigte Miller. »Ich glaube, er hat sich eben zurückgezogen.«

»Ich bin ziemlich sicher, dass er das getan hat. Sie mussten sich beeilen, Commander, denn sie sind beide patriotische Griechen, sie sind beide von der Insel, und für sie gibt es viel zu tun in Navarone. Außerdem, glaube ich, haben sie einige dringende persönliche Dinge zu erledigen.«

»Aha.« Ryan fragte nicht weiter, sondern schaute wieder hinüber zu den rauchenden Überresten der zerstörten Festung. »Na, das wär’s dann wohl. Fertig für heute Abend, Gentlemen?«

Mallory lächelte schwach: »Ich glaube schon.«

»Dann würde ich vorschlagen, Sie beide schlafen ein bisschen.«

»Was für ein wunderbarer Vorschlag.« Miller stieß sich mühsam von dem Geländer ab und stand leicht schwankend da, während er einen Arm hob und ihn über die schmerzenden Augen legte. »Wecken Sie mich in Alexandrien.«

»Alexandrien?« Ryan schaute ihn amüsiert an. »Das sind mindestens noch dreißig Stunden Fahrt.«

»Eben!«

Aber Miller bekam seine dreißig Stunden nicht. Er hatte gerade etwas länger als dreißig Minuten geschlafen, als ihn die allmähliche Erkenntnis weckte, dass ihm etwas in die Augen stach: Nachdem er gestöhnt und schwach protestiert hatte, brachte er es nach einiger Zeit fertig, ein Auge zu öffnen, und sah, dass das Etwas ein helles Deckenlicht in der Kabine war, die er mit Mallory teilte. Miller stützte sich auf einen wackligen Ellenbogen, konzentrierte sich darauf, sein zweites Auge zu justieren, und schaute böse zu den beiden Männern hinüber, die für die Unterbrechung seines Schlafes verantwortlich waren: Mallory saß am Tisch und schrieb irgendetwas, während Commander Ryan in der offenen Tür stand.

»Das ist eine Sauerei«, sagte Miller verbittert. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«

»Sie haben fünfunddreißig Minuten fest geschlafen«, korrigierte Ryan. »Tut mir leid. Aber Kairo sagte, diese Botschaft für Captain Mallory sei von größter Dringlichkeit.«

»Ach nein, tatsächlich«, knurrte Miller misstrauisch. Sein Gesicht hellte sich auf. »Wahrscheinlich geht es um Beförderungen und Orden und Abreise und so weiter.« Er schaute Mallory hoffnungsvoll an, der die Nachricht entschlüsselt hatte. »Habe ich recht?«

»Nicht direkt. Es geht ganz vielversprechend los, wärmste Glückwünsche, und was du sonst noch willst, aber danach wird der Ton leider ein wenig dienstlicher.«

Mallory las die Nachricht vor:

SIGNAL EMPFANGEN HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE GROSSARTIGE LEISTUNG IHR VERDAMMTEN NARREN WARUM HABT IHR ANDREA GEHEN LASSEN? SOFORTIGER KONTAKT MIT IHM ABSOLUT ERFORDERLICH WERDEN EVAKUIERUNG VOR SONNENUNTERGANG VORNEHMEN UNTER ABLENKUNGSANGRIFF EINER DIVISION AUF BEHELFSFLUGPLATZ EINE MEILE SÜDÖSTLICH MANDRAKOS. SENDET CE VIA SIRDAR! DRINGEND 3 WIEDERHOLE DRINGEND 3. VIEL GLÜCK! JENSEN.

Miller nahm die Nachricht aus Mallorys ausgestreckter Hand und rückte das Stück Papier so lange hin und her, bis er seine verschleierten Augen so weit hatte, dass er etwas sehen konnte, las die Botschaft in unheilvollem Schweigen, gab sie an Mallory zurück und streckte sich lang auf seiner Pritsche aus. »Oh, mein Gott«, stöhnte er und lag reglos da, als befände er sich in einem schweren Schockzustand.

»Treffend kommentiert«, sagte Mallory trocken. Er schüttelte müde den Kopf und wandte sich an Ryan. »Es tut mir leid, Sir, aber wir müssen Sie um drei Dinge bitten: ein Gummiboot, ein tragbares Funkgerät und umgehende Rückkehr nach Navarone. Bitte stellen Sie Ihr Funkgerät auf eine Sonderfrequenz ein, damit es ständig von Ihrem Funkraum aus überwacht werden kann. Wenn Sie ein CE-Signal empfangen, funken Sie es nach Kairo.«

»CE?«, fragte Ryan.

»Mm. Genau.«

»Und das ist alles?«

»Wir könnten eine Flasche Brandy gebrauchen«, meldete sich Miller. »Etwas – irgendetwas, womit wir die Unbilden der langen Nacht, die uns bevorsteht, überstehen.«

Ryan zog eine Augenbraue hoch. »Eine Flasche ›Fünf Sterne‹, Corporal?«

»Würden Sie«, fragte Miller mürrisch, »einem Mann, der seinem Tod entgegengeht, etwa eine Flasche ›Drei Sterne‹ andrehen?«

Wie sich herausstellte, waren Millers düstere Erwartungen eines verfrühten Dahinscheidens grundlos – zumindest in jener Nacht, und die erwarteten schrecklichen Unbilden der langen Nacht, die vor ihnen lag, beschränkten sich auf körperliche Unbehaglichkeit.

Zu der Zeit, als die Sirdar sie zurück nach Navarone und so nah wie irgend möglich ans Ufer gebracht hatte, war der Himmel wolkenbedeckt, es regnete, und ein heftiger Südwestwind kam auf, und weder Mallory noch Miller wunderte es, dass sie sich, als sie mit ihrem Boot in Ufernähe waren, in einer ausgesprochen feuchten und miserablen Verfassung befanden. Und es war sogar noch weniger verwunderlich, dass sie, als sie den felsbrockenübersäten Strand endlich erreicht hatten, nass bis auf die Haut waren, denn ein Brecher hatte ihr Boot gegen einen ebenso schön geformten wie harten Felsen geschleudert, wobei es umkippte und sie beide ins Meer stürzten. Aber das war kaum von Bedeutung: Ihre Schmeisser-Maschinenpistolen, ihr Funkgerät und ihre Taschenlampen waren sicher in wasserdichten Beuteln verpackt, und es war die Hauptsache, dass sie diese unbeschädigt bergen konnten. Alles in allem war es eine perfekte Landung, überlegte Mallory, verglichen mit dem letzten Mal, als sie mit einem Boot nach Navarone gekommen waren: Damals waren ihre griechischen Nussschalen in die Fänge eines Sturms geraten und an dem senkrechten und allem Anschein nach nicht zu erkletternden Südkliff von Navarone zerschmettert worden.

Schlitternd, stolpernd und mit ätzenden Kommentaren, kämpften sie sich über den nassen Kiesstrand und die riesigen runden Felsbrocken vorwärts, bis sie plötzlich vor einem jäh in die Nacht ansteigenden Felsen ankamen. Mallory holte eine bleistiftdünne Taschenlampe heraus und begann, Stückchen für Stückchen des Abhangs mit ihrem schmalen konzentrierten Strahl abzuleuchten. Miller berührte seinen Arm. »Wollen wir es versuchen? Das Ding da raufzuklettern, meine ich.«

»Auf keinen Fall«, sagte Mallory. »Heute Abend ist bestimmt an der ganzen Küste kein einziger Soldat auf Wachtposten. Sie werden alle in der Stadt sein, um das Feuer einzudämmen. Außerdem gibt es für sie doch keinen ersichtlichen Grund mehr, Wache zu halten. Wir sind die Vögel, und die Vögel sind nach getaner Arbeit abgeflogen. Nur ein Irrer würde auf diese Insel zurückkommen.«

»Ich weiß, was wir sind«, sagte Miller gefühlvoll, »das brauchst du mir nicht zu sagen.«

Mallory lächelte in der Dunkelheit und fuhr mit der Untersuchung fort. Innerhalb einer Minute hatte er entdeckt, was er zu finden gehofft hatte – eine Rinne im Gestein. Er und Miller kletterten, so schnell es der trügerische Halt und ihr Gepäck erlaubten, zu der mit Tonschiefer und Felsbrocken übersäten Rinne hinauf: Nach fünfzehn Minuten hatten sie das Plateau darüber erreicht und hielten an, um Luft zu holen. Miller griff verstohlen in seinen Anorak. Gleich darauf hörte man ein leises Glucksen.

»Was machst du denn da?«, fragte Mallory.

»Ich dachte, ich hätte meine Zähne klappern gehört. Was soll eigentlich dieses blöde ›dringend 3 wiederhole dringend 3‹ in der Nachricht heißen?«

»Ich habe es noch nie gesehen. Aber ich weiß, was es bedeutet. Irgendjemand ist irgendwo in Lebensgefahr.«

»Ich kann dir gleich zwei davon nennen. Und was ist, wenn Andrea nicht kommen will? Er ist schließlich kein Angehöriger der Armee. Er muss nicht kommen. Und außerdem hatte er gesagt, er werde sofort heiraten.«

Mallory sagte mit Bestimmtheit: »Er wird kommen.«

»Warum bist du dessen so sicher?«

»Andrea ist der verantwortungsbewussteste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. Er hat ein großes Verantwortungsgefühl – erstens für andere, zweitens für sich selbst. Deshalb kam er zurück nach Navarone – weil er wusste, dass die Leute ihn brauchten. Und deshalb wird er Navarone verlassen, wenn er das ›dringend 3‹-Signal sieht, weil er dann weiß, dass ihn irgendwo anders irgendjemand noch nötiger braucht.«

Miller bekam die Brandyflasche von Mallory zurück und versenkte sie wieder in seinem Anorak. »So viel kann ich dir versprechen: Die zukünftige Mrs. Stavros wird bestimmt nicht besonders glücklich darüber sein.«

»Andrea Stavros auch nicht, und ich freue mich ganz und gar nicht darauf, ihm die Sache zu erzählen«, gestand Mallory. Er warf seinen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr und sprang auf die Füße. »Bis Mandrakos haben wir noch eine halbe Stunde.«

Genau dreißig Minuten später huschten Mallory und Miller, die Schmeisser-Maschinenpistolen schussbereit in der Hand, lautlos von Schatten zu Schatten durch die Johannisbrotbaumplantagen am Rande des Dorfes Mandrakos. Plötzlich hörten sie genau vor sich das Klirren von Gläsern und Flaschenhälsen. Für die beiden Männer war eine möglicherweise gefährliche Situation wie diese so alltäglich, dass sie einander nicht einmal anschauten. Schweigend ließen sie sich auf Knie und Hände nieder und krochen vorwärts, während Miller mit jedem Meter, den sie weiter vordrangen, die Luft genießerischer einzog: Der griechische harzige Schnaps Ouzo hat eine außerordentliche Fähigkeit, die Atmosphäre in einem beachtlichen Umkreis mit seinem Duft zu tränken. Mallory und Miller kamen bei einer Buschgruppe an, ließen sich flach auf den Boden fallen und spähten geradeaus.

Nach den reich verzierten Westen, Kummerbünden und den prunkvollen Kopfbedeckungen zu urteilen, waren die beiden Gestalten, die an den Stamm eines Baumes gelehnt auf der Lichtung saßen, offensichtlich Einheimische: Die Gewehre auf ihren Knien ließen darauf schließen, dass sie als Wachen fungierten; aus der Art zu schließen, wie sie die Ouzo-Flasche fast auf den Kopf stellen mussten, um das bisschen, das noch darin war, herauszubekommen, nahmen sie ihre Pflichten nicht allzu ernst und hatten dies auch seit geraumer Zeit nicht getan. Mallory und Miller zogen sich etwas weniger vorsichtig zurück, als sie sich angeschlichen hatten, standen auf und schauten einander an. Ein Kommentar erübrigte sich. Mallory zuckte mit den Schultern, wandte sich nach rechts und ging weiter. Auf ihrem Weg ins Zentrum von Mandrakos, während sie durch die Johannisbrotwäldchen von einem Baum zum anderen huschten, stießen sie auf einige Posten, die sie aber leicht umgehen konnten, da sie damit beschäftigt waren, ihren Wachdienst angenehm zu gestalten. Miller zog Mallory in einen Hauseingang.

»Unsere Freunde da hinten«, sagte er, »was feiern die bloß?«

»Würdest du vielleicht nicht feiern? Navarone ist jetzt für die Deutschen nutzlos geworden. In einer Woche werden sie alle verschwunden sein.«

»Gut. Aber warum halten sie dann Wache?« Miller machte eine Kopfbewegung in Richtung auf eine kleine, weiß getünchte griechisch-orthodoxe Kirche, die in der Mitte des Dorfplatzes stand. Aus ihrem Inneren kam lautes Gemurmel. Außerdem drang durch die nur notdürftig verhängten Fenster ein heller Lichtschein. »Könnte es vielleicht etwas mit den Vorgängen da drin zu tun haben?«

»Es gibt einen Weg, das herauszufinden«, sagte Mallory.

Leise bewegten sie sich vorwärts, indem sie jede Deckungsmöglichkeit ausnutzten, bis sie endlich in den Schutz der zwei Strebepfeiler gelangten, die die Mauer der alten Kirche stützten. Zwischen den Pfeilern befand sich eins der sorgfältiger verhängten Fenster, durch das nur am unteren Rand ein schwacher Schimmer nach außen drang. Die beiden Männer blieben stehen und spähten durch die kleine Öffnung.

Das Innere der Kirche sah noch älter aus als die Außenmauer. Die hohen ungestrichenen Holzbänke waren aus dem Eichenholz längst vergangener Jahrhunderte zurechtgezimmert worden. Ungezählte Generationen von Kirchgängern hatten sie abgeschabt. Das Holz glänzte dunkel. Die getünchten Wände sahen aus, als brauchten sie innen ebenso dringend Stützpfeiler wie außen, sie waren so bröckelig, dass sie ihren Zweck wohl nicht mehr lang erfüllen würden, und das Dach machte den Eindruck, als ob es jeden Moment einstürzen könnte.

Das jetzt noch lautere Summen kam von Inselbewohnern fast jeden Alters und beiderlei Geschlechts, viele in feierlicher Kleidung, die nahezu alle Bänke in der Kirche besetzten. Das Licht kam von Hunderten von flackernden Kerzen, von denen viele alt und verbogen und verziert waren und die offensichtlich für diese besondere Gelegenheit angezündet worden waren. Sie standen auf dem Altar, entlang der Wände und im Mittelschiff. Vor dem Altar stand ein Priester, der geduldig auf irgendetwas wartete. Mallory und Miller schauten einander fragend an und wollten sich gerade aufrichten, als eine sehr tiefe und sehr ruhige Stimme hinter ihnen ertönte.

»Hände hinter den Kopf«, sagte sie liebenswürdig. »Und sehr langsam aufrichten. Ich habe eine Schmeisser-Maschinenpistole in der Hand.«

Langsam und vorsichtig, wie es die Stimme verlangt hatte, taten Mallory und Miller wie befohlen.

»Umdrehen. Vorsichtig.«

Sie drehten sich um – vorsichtig. Miller schaute die mächtige dunkle Gestalt an, die tatsächlich eine Maschinenpistole in der Hand hatte, und sagte irritiert: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit dem verdammten Ding woanders hinzuzielen?«

Die dunkle Gestalt stieß einen erschreckten Laut aus, senkte die Waffe und beugte sich vor. Das dunkle zerfurchte Gesicht drückte lediglich einen Moment lang so etwas wie leichte Überraschung aus. Andrea Stavros hielt nicht viel von unnötigen Gefühlsausbrüchen, und sein Gesicht wurde sofort wieder ausdruckslos. »Die deutschen Uniformen«, erklärte er entschuldigend. »Sie haben mich zum Narren gehalten.«

»Du hättest mich auch zum Narren halten können«, sagte Miller. Er schaute ungläubig auf Andreas Kleidung, die lächerlich bauschige schwarzen Hose, die schwarzen Wasserstiefel, die kunstvoll bestickte Weste und den grellroten Kummerbund, schauderte und schloss angewidert die Augen: »Hast du dem Leihhaus von Mandrakos einen Besuch abgestattet?«

»Das ist die Tracht meiner Vorfahren«, sagte Andrea nachsichtig lächelnd. »Seid ihr über Bord gefallen?«

»Nicht absichtlich«, sagte Mallory. »Wir sind zurückgekommen, um dich zu sehen.«

»Ihr hättet euch auch einen besseren Zeitpunkt dafür aussuchen können.« Er zögerte, blickte zu einem kleinen erleuchteten Gebäude auf der anderen Straßenseite hinüber und nahm sie an den Armen. »Hier können wir reden.«

Er schob sie hinein und schloss die Tür hinter sich. Nach den Bänken und der spartanischen Einrichtung zu urteilen, war der Raum offensichtlich eine Art Versammlungsort: Beleuchtet wurde er von drei stark rauchenden Öllampen, deren Licht freundlich von Dutzenden von Schnaps-, Wein- und Bierflaschen und Gläsern reflektiert wurde, die fast jeden Zentimeter der Fläche von zwei langen, auf Böcken liegenden Tischplatten bedeckten. Die willkürliche und lieblose Anordnung der Erfrischungen sprach dafür, dass hier eine sehr überstürzte und hastig improvisierte Feier vorbereitet worden war. Die langen Reihen von Flaschen legten beredtes Zeugnis davon ab, dass die nicht vorhandene Qualität durch Quantität ausgeglichen werden sollte.

Andrea ging zu einem Tisch hinüber, nahm drei Gläser und eine Flasche Ouzo in die Hand und goss ein. Miller fischte seinen Brandy heraus und bot ihn an, aber Andrea war zu beschäftigt, um es zu bemerken. Er gab ihnen die Gläser. »Auf euer Wohl.« Andrea leerte sein Glas in einem Zug und fuhr nachdenklich fort: »Ihr seid bestimmt nicht ohne einen guten Grund zurückgekommen, mein lieber Keith.«

Schweigend nahm Mallory die Nachricht aus Kairo aus seiner wasserdichten Brieftasche und reichte sie Andrea, der sie halb widerwillig entgegennahm und las. Sein Gesicht verfinsterte sich.

Er fragte: »Heißt ›dringend‹ das, was ich glaube?«

Wieder schwieg Mallory. Er nickte nur und schaute Andrea unverwandt an.

»Das kommt mir sehr ungelegen.« Sein Ausdruck wurde noch finsterer. »Ausgesprochen ungelegen. Es gibt viel für mich zu tun in Navarone. Die Leute werden mich vermissen.«

»Mir kommt es auch ungelegen«, warf Miller ein. »Es gibt auch Dinge, die ich im West End von London tun könnte. Sie vermissen mich auch. Fragt die Barmädchen. Aber darauf kommt es wohl kaum an.«

Andrea betrachtete ihn einen Moment lang ruhig und wandte sich dann an Mallory. »Und du sagst gar nichts?«

»Ich habe nichts zu sagen.«

Langsam erhellte sich Andreas Gesicht, obwohl das Stirnrunzeln blieb. Er zögerte und griff dann wieder nach der Flasche Ouzo. Miller schauderte zimperlich.

»Bitte.« Er hielt ihm die Flasche Brandy hin.

Andrea lächelte, kurz und zum ersten Mal, goss etwas von Millers Five-Star in ihre Gläser, las die Nachricht noch einmal und gab sie an Mallory zurück. »Ich muss darüber nachdenken. Vorher muss ich auf jeden Fall noch etwas erledigen.«

Mallory schaute ihn forschend an: »Etwas erledigen?«

»Ich muss zu einer Hochzeit.«

»Zu einer Hochzeit?«, fragte Miller höflich interessiert.

»Müsst ihr beide alles wiederholen, was ich sage? Ja, zu einer Hochzeit.«

»Aber wen kennst du denn schon?«, fragte Miller. »Und noch dazu mitten in der Nacht.«

»Für manche Leute in Navarone ist die Nacht die einzig sichere Zeit«, entgegnete Andrea trocken. Er wandte sich ab, ging zur Tür, öffnete sie und zögerte.

Mallory fragte neugierig: »Wer heiratet denn?«

Andrea antwortete nicht. Stattdessen trat er an den Tisch, der ihm am nächsten stand, goss sich einen Becher voll Brandy und stürzte ihn in einem Zug hinunter. Er fuhr sich mit einer Hand durch das dicke dunkle Haar, rückte seinen Kummerbund zurecht, richtete sich gerade auf und ging entschlossen auf die Tür zu, die hinter ihm zugefallen war; dann starrten sie einander an.

Fünfzehn Minuten später starrten sie einander immer noch an, diesmal mit einem Ausdruck, der zwischen höchster Verwirrung und leichter Verblüffung wechselte. Sie saßen ganz hinten in der griechisch-orthodoxen Kirche auf einer Bank – der einzigen Sitzgelegenheit in der ganzen Kirche, die die Inselbewohner nicht okkupierten. Der Altar war mindestens achtzehn Meter von ihnen entfernt, aber da sie beide große Männer waren und nahe am Mittelschiff saßen, konnten sie recht gut sehen, was da vorn vor sich ging.

Um genau zu sein, es ging dort vorn gar nichts mehr vor. Die Zeremonie war vorüber. Gewichtig sprach der Priester den Segen, und Andrea und Maria, das Mädchen, das ihnen den Weg in die Festung von Navarone gezeigt hatte, drehten sich mit angemessener Würde um und schritten das Kirchenschiff entlang. Andrea beugte sich zu Maria hinunter, sein Gesichtsausdruck und sein Benehmen waren sanft und fürsorglich, und flüsterte ihr etwas ins Ohr, aber offensichtlich hatten die Worte wenig mit seinem Benehmen gemeinsam, denn in der Mitte des Kirchenschiffs kam es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den frisch getrauten Eheleuten. »Zwischen« ist vielleicht nicht das richtige Wort: Es war weniger ein Wortwechsel als vielmehr ein Monolog.

Maria, mit gerötetem Gesicht und blitzenden dunklen Augen, gestikulierte wie wild herum und beschimpfte Andrea in keineswegs verhülltem Zorn in der heftigsten Weise. Was Andrea betraf, so versuchte er, sie mit Tadeln und gutem Zureden zu besänftigen, aber er hatte dabei genauso viel Erfolg wie Canute, als er die Flut aufhalten wollte, und ängstlich schaute er sich um. Die Reaktionsskala der Gäste reichte von Unglauben über fassungsloses Staunen bis zu schlichtem Entsetzen. Offensichtlich war jedenfalls, dass alle das Schauspiel als eine höchst ungewöhnliche Nachwirkung einer Trauung betrachteten.

Als das Paar auf der Höhe der Bank angelangt war, auf der Mallory und Miller saßen, war der Streit – wenn man das, was sich da tat, als solchen bezeichnen konnte – auf seinem Höhepunkt angelangt. Als sie an der letzten Bank vorbeikamen, lehnte sich Andrea mit vorgehaltener Hand zu Mallory herüber.

»Dies«, sagte er sotto voce, »ist unser erster Ehekrach.«

Er hatte keine Zeit, noch etwas hinzuzufügen. Eine befehlende Hand ergriff seinen Arm und zerrte ihn buchstäblich aus der Kirche. Sogar nachdem sie die Kirche schon verlassen hatten, konnte man Marias Stimme noch laut und deutlich hören. Miller riss seinen Blick von der verlassenen Kirchentür los und schaute Mallory nachdenklich an.

»Ausgesprochen guter Laune, das Mädchen, was? Ich wünschte, ich könnte Griechisch. Was sie wohl gesagt hat?«

Mallorys Gesicht ließ keine Regung erkennen. »Vielleicht: Was ist mit meinen Flitterwochen?«, schlug er vor.

»Ah!« Millers Gesicht war ebenfalls ausdruckslos. »Sollten wir ihnen nicht besser nachgehen?«

»Warum?«

»Andrea wird mit den meisten Leuten fertig.« Das war eine von Millers üblichen Untertreibungen. »Aber diesmal hat er sich zu viel zugemutet.«

Mallory stand lächelnd auf und ging zur Tür, gefolgt von Miller, dem wiederum eine ungeduldig drängende Menge folgte, die verständlicherweise Wert darauf legte, sich den zweiten Akt dieser unvorhergesehenen Unterhaltung nicht entgehen zu lassen. Aber der Dorfplatz war menschenleer.

Mallory zögerte keinen Augenblick. Mit dem Instinkt, den er im Laufe seiner langen Bekanntschaft mit Andrea entwickelt hatte, ging er geradewegs über den Platz auf die Versammlungshalle zu, in der Andrea die erste seiner beiden dramatischen Feststellungen getroffen hatte. Sein Instinkt hatte ihn nicht betrogen. Andrea stand mit einem großen Glas Brandy in der Hand in der Mitte des Raumes und fingerte verärgert an einem sich allmählich ausbreitenden roten Fleck auf seiner Wange herum. Er hob den Kopf, als Mallory und Miller eintraten.

Mürrisch sagte er: »Sie ist zu ihrer Mutter zurückgegangen.«

Miller warf einen Blick auf seine Uhr: »Eine Minute und fünfundzwanzig Sekunden«, sagte er bewundernd. »Ein absoluter Weltrekord.«

Andrea warf ihm einen drohenden Blick zu, und Mallory fuhr hastig dazwischen.

»Du kommst also mit.«

»Natürlich komme ich mit«, sagte Andrea irritiert. Ohne Begeisterung warf er einen Blick auf die Gäste, die jetzt hereinschwärmten und ganz unfeierlich an ihnen vorbeidrängten, als sie sich, wie Kamele auf eine Oase, auf die flaschenbeladenen Tische stürzten. »Einer muss doch auf euch beide aufpassen.«

Mallory schaute auf die Uhr. »Noch dreieinhalb Stunden, bis das Flugzeug kommt. Wir schlafen schon im Stehen, Andrea. Wo können wir uns hinhauen – möglichst an einem sicheren Platz. Eure Wachen sind stockbesoffen.«

»Das sind sie schon, seit die Festung in die Luft geflogen ist«, sagte Andrea ungerührt. »Kommt mit.«

Miller warf einen Blick auf die Inselbewohner, die unter fröhlichem Durcheinandergerede und Gelächter mit Flaschen und Gläsern beschäftigt waren. »Und was ist mit deinen Gästen?«

»Was soll mit ihnen sein?« Andrea schaute seine Begleiter schlecht gelaunt an. »Schaut euch den Haufen doch an. Habt ihr schon mal eine Hochzeitsgesellschaft erlebt, die sich um das Brautpaar gekümmert hat? Kommt jetzt.«

Sie machten sich auf den Weg, und Andrea führte sie durch das Dorf und am Südende in das offene Land hinaus. Zweimal wurden sie von Wachen angesprochen, zweimal runzelte Andrea die Stirn und brummte irgendetwas, und daraufhin beeilten sie sich, zu ihren Ouzo-Flaschen zurückzukommen. Es goss immer noch in Strömen, aber Mallorys und Millers Kleider waren bereits so aufgeweicht, dass ein bisschen mehr Regen kaum noch eine bedeutende Verschlechterung in ihrer Verfassung herbeiführen konnte, während Andrea überhaupt keine Notiz von dem Unwetter nahm. Er machte ein Gesicht wie ein Mann, der wichtigere Dinge im Kopf hat.

Nach fünfzehn Minuten blieb Andrea vor den Schwingtüren einer halb verfallenen, offensichtlich unbenutzten Scheune am Straßenrand stehen.

»In der Scheune ist Heu«, sagte er. »Hier seid ihr sicher.«

»Fein«, sagte Mallory. »Jetzt noch eine Botschaft an die Sirdar, damit sie ihr CE nach Kairo funken können und …«

»CE?«, fragte Andrea. »Was ist das?«

»Um Kairo wissen zu lassen, dass wir mit dir Kontakt aufgenommen haben und bereit sind, abgeholt zu werden … Und danach drei herrliche Stunden Schlaf.«

Andrea nickte. »Drei Stunden höchstens.«

»Drei lange Stunden«, sagte Mallory träumerisch. Ein flüchtiges Lächeln erhellte Andreas zerfurchtes Gesicht, als er Mallory auf die Schulter schlug.

»In drei langen Stunden«, sagte er, »kann ein Mann wie ich eine ganze Menge fertigbringen.«

Er drehte sich um und verschwand eilig in der regenverschleierten Nacht. Mallory und Miller schauten mit ausdruckslosen Gesichtern hinter ihm her, wandten sich dann einander zu und stießen die Schwingtüren des Schuppens auf.

Der Flugplatz von Mandrakos hätte von keiner zivilen Luftfahrtbehörde der Welt eine Lizenz bekommen. Die Rollbahn war nur etwas über eine halbe Meile lang, und an beiden Enden dieses angeblichen Flugfeldes erhoben sich steile Hügel. Es war nicht breiter als sechsunddreißig Meter und mit Löchern übersät, die die Garantie dafür lieferten, dass das Fahrgestell jedes wie auch immer gearteten Flugzeugs ruiniert wurde. Aber die RAF hatte den Flughafen schon vorher benutzt, und so lag es im Bereich des Möglichen, dass er wenigstens dieses eine Mal noch seinen Zweck erfüllen würde.

Auf der Südseite war der Behelfsflugplatz von Johannisbrotbaumwäldchen begrenzt. Im kärglichen Schutz eines dieser Bäumchen saßen Mallory, Miller und Andrea und warteten. Wenigstens Mallory und Miller saßen, zusammengesunken und in ihren durchweichten Kleidern am ganzen Körper zitternd. Andrea jedoch hatte sich genießerisch ausgestreckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und schien die schweren Regentropfen nicht zu bemerken, die auf sein ungeschütztes Gesicht fielen. Er strahlte Zufriedenheit aus, ja fast sogar Behaglichkeit, wie er da lag und in die beginnende Morgendämmerung schaute, die die schwarzen Wolken über dem drohenden Massiv der türkischen Küste im Osten erhellte. »Sie kommen«, sagte er.

Mallory und Miller lauschten einige Sekunden lang angestrengt, dann hörten sie es auch – das entfernte Brummen näher kommender schwerer Flugzeuge. Die drei Männer standen auf und entfernten sich eilig vom Flugfeld. Eine Minute später überflog eine Schwadron von achtzehn Wellingtons, die man ebenso gut hörte, wie man sie in dem noch schwachen Tageslicht sah, nach ihrem Flug über die Berge rasch tiefer gehend, in einer Höhe von weniger als dreihundert Metern den Flugplatz und verschwand in Richtung Navarone. Zwei Minuten später hörten die drei Männer die Detonation und sahen den herrlichen orangefarbenen Pilz, der über der zerstörten Festung im Norden aufstieg, nachdem die Wellingtons ihre Bomben abgeworfen hatten. Vereinzelte leuchtende Blitze zeigten, wie schwach und wirkungslos die Bodenverteidigung sich wehrte. Sie war offensichtlich nur im Besitz von Handfeuerwaffen. Als die Festung in die Luft geflogen war, waren alle Abwehrwaffen gegen Luftangriffe mit zerstört worden. Der Angriff war kurz und heftig: Weniger als zwei Minuten, nachdem das Bombardement begonnen hatte, hörte es so unvermittelt auf, wie es angefangen hatte; dann hing nur noch das schwächer werdende und schließlich ganz ersterbende Geräusch der verschieden lauten Motoren in der Luft, als die Wellingtons sich immer weiter in Richtung Norden entfernten, nach Westen abdrehten und über dem dunklen Wasser der unbewegten Ägäis verschwanden.

Etwa eine Minute lang standen die drei Beobachter schweigend und regungslos am Rande des Flugplatzes. Schließlich fragte Miller verwundert: »Was macht uns bloß so wichtig?«

»Ich weiß es nicht«, meinte Mallory nachdenklich, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir viel Freude machen wird, es herauszufinden.«

»Und das wird bald der Fall sein«, versetzte Andrea. Er wandte sich um und schaute nach Süden zu den Bergen hinüber. »Hört ihr das?«

Sie hörten zwar nicht das Geringste, aber sie zweifelten keinen Augenblick daran, dass es tatsächlich etwas zu hören gab. Andreas Gehör war ebenso sensationell wie seine Sehschärfe. Und dann hörten sie es plötzlich auch. Ein einzelner Bomber – ebenfalls eine Wellington – kam von Süden heran, kreiste ein paarmal über dem Flugplatz, als Mallory mit seiner Taschenlampe Blinkzeichen gab, schwebte ein, setzte schwer auf und holperte krachend über die mit Löchern übersäte Rollbahn auf sie zu. Weniger als dreißig Meter von ihnen entfernt kam er zum Stehen, und ein Licht begann auf der Kanzel aufzublinken.

Andrea sagte: »Also vergesst nicht: Ich habe versprochen, in einer Woche zurück zu sein.«

»Man sollte nie Versprechungen machen«, rügte ihn Miller streng. »Was ist, wenn wir nicht in einer Woche zurück sind? Was ist, wenn sie uns in den Pazifik schicken?«

»Dann lasse ich euch bei meiner Heimkehr den Vortritt, und ihr dürft die Erklärungen abgeben.«

Miller schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, die Idee will mir nicht so recht gefallen.«

»Deine Feigheit können wir später diskutieren«, sagte Mallory. »Kommt schon. Los.«

Die drei Männer rannten auf die wartende Wellington zu.

Die Wellington war seit einer halben Stunde unterwegs zu ihrem Bestimmungsort, wo immer dieser auch sein mochte, und Andrea und Miller versuchten erfolglos, auf den ungleichmäßig gefüllten Strohsäcken, die im Rumpf des Flugzeugs auf dem Boden lagen, eine bequeme Stellung zu finden und den Kaffee in dem Becher, den sie in der Hand hielten, nicht zu verschütten, als Mallory aus der Kanzel zurückkam. Miller schaute ihn mit müder Resignation an, auf seinem Gesicht lag keine Spur von Begeisterung oder Abenteuergeist.

»Was hast du rausgekriegt?« Sein Tonfall ließ erkennen, dass er auf das Allerschlimmste gefasst war. »Wohin jetzt? Rhodos? Beirut? Zu den Fleischtöpfen von Kairo?«

»Termoli, sagte der Mann.«

»Termoli also. Wollte ich schon immer mal kennenlernen.« Miller machte eine Pause. »Wo, zum Teufel, liegt Termoli?«

»In Italien, glaube ich. Irgendwo an der südadriatischen Küste.«

»Oh, nein!« Miller rollte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf. »Ich hasse Spaghetti.«

2. KAPITEL
Donnerstag, 14.00 bis 23.00

Die Landung auf dem Flugplatz von Termoli war genauso holprig wie vorher der quälende Start über die Rollbahn des Behelfsflugplatzes von Mandrakos. Der Militärflughafen von Termoli wurde offiziell und optimistisch als neu bezeichnet, aber in Wirklichkeit war er erst halb fertig, und das merkte man deutlich bei der schmerzhaften Landung und dem wilden Hasengehoppel bis zu dem aus Fertigteilen hergestellten Kontrollturm am Ostende des Feldes. Als Mallory und Andrea sich aus dem Flugzeug schwangen und endlich wieder feste Erde unter den Füßen hatten, machten beide nicht gerade glückliche Gesichter. Miller, der ziemlich unsicher hinter ihnen herstolperte und dafür bekannt war, einen beinahe schon pathologischen Widerwillen und Abscheu gegen alle Arten von Transportmitteln zu haben, sah sterbenskrank aus.

Aber es wurde ihm keine Zeit gegeben, Mitleid zu heischen oder zu finden. Ein mit Tarnfarbe angestrichener Armee-Jeep hielt neben dem Flugzeug, und der Sergeant hinter dem Steuer bedeutete ihnen schweigend, nachdem er sie flüchtig angesehen hatte, einzusteigen. Und dieses Schweigen behielt er stur bei, während sie durch das Trümmerfeld der kriegszerrissenen Straßen von Termoli fuhren. Mallory ließ sich von der Unfreundlichkeit nicht stören. Offensichtlich hatte der Fahrer strikte Anweisungen, nicht mit ihnen zu sprechen; eine Situation, die Mallory in der Vergangenheit schon oft genug erlebt hatte. Es gab nicht viele Gruppen von Unantastbaren, überlegte Mallory, aber seine Gruppe war eine: Niemand, mit vielleicht zwei oder drei Ausnahmen, hatte jemals die Erlaubnis gehabt, mit ihnen zu sprechen. Diese Maßnahme, das wusste Mallory, war völlig verständlich und berechtigt, aber es war auch eine Maßnahme, die mit den Jahren immer ermüdender wurde. Sie hatte zur Folge, dass man den Kontakt zu seinen Kameraden allmählich verlor.

Nach zwanzig Minuten hielt der Jeep außerhalb der Stadt am Fuße einer Freitreppe, die zu einem Haus hinaufführte. Der Jeepfahrer hob kurz die Hand, und ein bewaffneter Posten, der oben an der Treppe stand, erwiderte den Gruß mit einer ähnlich gleichgültigen Geste. Mallory nahm dies als Zeichen, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, und stieg, da er dem Befehl des jungen Sergeant, absolutes Schweigen zu bewahren, nicht zuwiderhandeln wollte, ohne Aufforderung aus. Die anderen folgten ihm, und der Jeep setzte sich augenblicklich in Bewegung.

Das Haus – es sah eher aus wie ein bescheidener Palast – war ein prächtiges Beispiel für die Architektur der Renaissance – überall Säulengänge und Säulen und überall von Adern durchzogener Marmor –, aber Mallory interessierte sich mehr dafür, was sie im Haus erwartete, als für die Außenansicht. Auf der obersten Treppenstufe verstellte ihnen der junge Corporal, bewaffnet mit einer Lee-Enfield 303, den Weg. Er sah aus, als sei er aus der Highschool ausgerissen.

»Name bitte.«

»Captain Mallory.«

»Personalpapiere? Soldbücher?«

»Oh, mein Gott«, stöhnte Miller, »und mir geht es sowieso schon so mies.«

»Wir haben keine«, sagte Mallory sanft. »Führen Sie uns hinein, bitte.«

»Ich habe Anweisung …«

»Ich weiß, ich weiß«, fiel ihm Andrea ins Wort. Er beugte sich hinüber, nahm dem Corporal mühelos das Gewehr aus den verzweifelt verkrampften Händen, entfernte das Magazin, steckte es in die Tasche und gab das Gewehr zurück. »Bitte.«

Das Gesicht des Jungen wurde dunkelrot vor Wut, er zögerte einen Moment, sah die drei Männer etwas vorsichtig an, wandte sich um, öffnete die Tür und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.

Vor ihnen lag ein langer, mit Marmor ausgelegter Korridor mit hohen, spitz zulaufenden Fenstern auf der einen und Ölschinken zwischen ledergepolsterten Doppeltüren auf der anderen Seite. Als sie die Hälfte des Ganges hinter sich gebracht hatten, tippte Andrea dem Corporal auf die Schulter und gab ihm ohne ein Wort das Magazin zurück. Der Corporal nahm es mit einem unsicheren Lächeln und schob es in das Gewehr. Nach weiteren zwanzig Schritten blieb er vor der letzten Doppeltür stehen, klopfte, hörte eine gedämpfte Antwort und stieß die Flügel der Tür auf, während er zur Seite trat, um die drei Männer vorbeizulassen. Dann trat er wieder auf den Gang hinaus und zog die Tür hinter sich zu.

Es war offensichtlich das Hauptarbeitszimmer des Hauses beziehungsweise Palastes, und es war in mittelalterlicher Pracht eingerichtet, alles in dunkler Eiche gehalten, brokatbestickte Seidenvorhänge, Lederpolsterung, in den Regalen, die die Wände bedeckten, ledergebundene Bücher, die zweifellos von alten Meistern stammten. Ein flauschiger Teppich, in einem matten Bronzeton schimmernd, reichte von einer Wand bis zur anderen. Alles in allem hätte sogar ein Mitglied des italienischen Vorkriegsadels hier nicht die Nase gerümpft.

Den Raum erfüllte ein angenehmer Duft, dessen Ursprung nicht schwer zu finden war: Man hätte einen kapitalen Ochsen in dem riesigen knisternden Kamin am anderen Ende des Raumes rösten können. Dicht beim Feuer standen drei junge Männer, die aber nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem ziemlich unbrauchbaren Jungen hatten, der ihnen vorhin den Eintritt verwehren wollte. Vor allem waren sie wesentlich älter, wenn auch nicht gerade alte Männer. Sie waren grobknochig, breitschultrig und strahlten zähes und verbissenes Pflichtgefühl aus. Sie trugen die Uniformen einer Elitetruppe, der Marine Commandos, und sie passten ausgezeichnet in diese Uniformen. Aber was die Aufmerksamkeit Mallorys und seiner beiden Begleiter fesselte, war weder die abgenutzte Pracht des Raumes und seines Mobiliars noch die völlig unerwartete Gegenwart der drei Commandos, sondern der vierte Mann, groß und respektgebietend, der lässig an einem Tisch in der Mitte des Zimmers lehnte. Das von tiefen Furchen durchzogene Gesicht, der autoritäre Ausdruck, der wundervolle graue Bart und die durchdringenden blauen Augen machten diesen Mann zum Prototyp eines klassischen englischen Kapitäns, der er, wie die untadelige Uniform, die er trug, bewies, auch war. Den drei Männern rutschte das Herz in die Hosen, und Mallory, Andrea und Miller starrten ohne die geringste Begeisterung zu der eindrucksvollen Piratengestalt von Captain Jensen hinüber. Er war Angehöriger der Royal Navy, Chef des Nachrichtendienstes der Alliierten im Mittelmeerraum und außerdem der Mann, der sie erst vor so kurzer Zeit mit dem selbstmörderischen Auftrag nach Navarone geschickt hatte, von dessen Erledigung sie gerade zurückgekehrt waren. Die drei Männer schauten einander an und schüttelten in stiller Verzweiflung die Köpfe.

Captain Jensen richtete sich auf, lächelte strahlend und kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu, um sie zu begrüßen.

»Mallory! Andrea! Miller!« Zwischen den Worten machte er eine dramatische Fünf-Sekunden-Pause. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Eine großartige Leistung, eine großartige …« Er brach ab und musterte sie nachdenklich. »Sie scheinen gar nicht überrascht zu sein, mich zu sehen, Captain Mallory?«

»Das bin ich auch nicht. Mit allem Respekt, Sir, wann immer und wo immer es nach schmutziger Arbeit riecht, kann man sicher sein …«

»Ja, ja, ja. Richtig, richtig. Und wie geht es Ihnen allen?«

»Müde«, sagte Miller energisch. »Schrecklich müde. Wir brauchen ein bisschen Ruhe. Ich jedenfalls.«

Jensen sagte ernst: »Und das ist genau das, was Sie bekommen werden, mein Junge. Ruhe. Und zwar lange, sehr lange.«

»Sehr lange?« Miller schaute ihn ungläubig an.

»Sie haben mein Wort.« Jensen strich sich in momentaner Unsicherheit den Bart. »Jedenfalls, sobald Sie aus Jugoslawien zurück sind.«

»Jugoslawien?« Miller starrte ihn an.

»Heute Nacht.«

»Heute Nacht!«

»Mit dem Fallschirm.«

»Mit dem Fallschirm

Jensen sagte beherrscht: »Ich bin mir durchaus bewusst, dass Sie eine höhere Schulbildung haben und außerdem gerade von den griechischen Inseln zurückgekommen sind. Aber wir kommen auch ohne diesen griechischen Chor aus, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

Miller schaute Andrea überaus schlecht gelaunt an: »Adieu Flitterwochen.«

»Was war das?«, fragte Jensen scharf.

»Nur ein kleiner Scherz unter Freunden, Sir.«

Mallory wagte einen schüchternen Protest: »Sie vergessen, Sir, dass keiner von uns jemals mit einem Fallschirm abgesprungen ist.«

»Ich vergesse gar nichts. Man muss mit allem einmal anfangen. Was wissen Sie drei über den Krieg in Jugoslawien?«

»Über welchen Krieg?«, fragte Andrea vorsichtig.

»Genau!« In Jensens Stimme lag Befriedigung.

»Ich habe davon gehört«, ließ sich Miller vernehmen. »Da ist eine Gruppe von Wie-heißen-sie-doch-gleich – ach ja, Partisanen –, wenn ich nicht irre, die den deutschen Besatzungstruppen einen Untergrund-Widerstand entgegensetzt.«

»Es ist Ihr Glück, dass die Partisanen Sie nicht hören können«, sagte Jensen streng, »es ist ein ganz beträchtlicher ›Übergrund‹-Widerstand. Nach der letzten Zählung waren es 350 000, die achtundzwanzig deutsche und bulgarische Divisionen in Jugoslawien in Schach halten.« Er machte eine kurze Pause. »Das sind mehr, als die zusammengeschlossenen Armeen der Alliierten hier in Italien im Griff haben.«

»Das hätte mir doch jemand erzählen müssen«, beschwerte sich Miller. Dann erhellte sich seine Miene: »Wenn dort 350 000 von denen herumwimmeln, wozu sollten sie ausgerechnet uns noch brauchen?«

Jensen sagte ätzend: »Sie müssen lernen, Ihre Begeisterung zu zügeln, Corporal. Das Kämpfen dürfen Sie den Partisanen überlassen – und sie führen den grausamsten, härtesten und brutalsten Krieg, der augenblicklich in Europa geführt wird. Einen erbarmungslosen und gemeinen Krieg, in dem keine der beiden Seiten auch nur um ein Jota nachgibt und eine Kapitulation nicht zur Debatte steht. Waffen, Munition, Nahrungsmittel, Kleidung brauchen die Partisanen dringend. Aber sie haben diese achtundzwanzig Divisionen festgenagelt.«

»Ich will nichts damit zu tun haben«, murmelte Miller.

»Was sollen wir tun, Sir?«, fragte Mallory hastig.

»Dies.« Jensen löste seinen eiskalten Blick von Miller. »Niemand weiß das bis jetzt zu schätzen, aber die Jugoslawen sind unsere wichtigsten Verbündeten in Südeuropa. Ihr Krieg ist unser Krieg. Und sie führen einen Krieg, in dem sie nicht die geringste Aussicht haben zu gewinnen. Wenn nicht …«

Mallory nickte: »Die Werkzeuge, um den Auftrag zu Ende zu bringen.«

»Nicht sehr originell, aber wahr. Die Werkzeuge, um den Auftrag zu Ende zu bringen. Wir sind die einzigen Leute, die hier sind, um sie mit Gewehren, Maschinengewehren, Munition, Kleidung und Medikamenten zu versorgen. Die anderen kommen nicht durch.« Er brach ab, nahm einen Stock in die Hand, ging mit fast zornigen Schritten zu der großen Wandkarte hinüber, die zwischen einigen der alten Meister hing, und schlug mit der Spitze des Bambusstocks dagegen. »Bosnien-Herzegowina, meine Herren. West-Mittel-Jugoslawien. Wir haben in den letzten zwei Monaten vier britische Militärmissionen abgeschickt, die mit den Jugoslawen Verbindung aufnehmen sollten – mit den jugoslawischen Partisanen. Die Leiter aller vier Missionen verschwanden spurlos. Neunzig Prozent unseres via Luftbrücke abgeschickten Nachschubs sind in die Hände der Deutschen gefallen. Sie haben alle unsere Funkcodes entschlüsselt und hier in Süditalien ein Netz von Agenten eingerichtet, mit denen sie offensichtlich Verbindung aufnehmen können, wann sie wollen. Verblüffende Fragen, meine Herren. Lebenswichtige Fragen. Ich will die Antworten haben. Kolonne 10 wird mir die Antworten beschaffen.«

»Kolonne 10?«, fragte Mallory mit höflichem Interesse.

»Das ist die Codebezeichnung für Ihre Operation.«

»Warum gerade dieser Name?«, fragte Andrea.

»Warum nicht? Haben Sie jemals eine Codebezeichnung gehört, die irgendeinen Bezug zu der Operation hatte, die sie bezeichnete? Das ist schließlich der Sinn der Sache, Mann.«

»Es könnte nicht vielleicht«, sagte Mallory hölzern, »etwas zu tun haben mit dem Frontalangriff auf irgendetwas, dem Sturm auf einen lebenswichtigen Ort?« Er beobachtete die nicht erfolgende Reaktion Jensens und fuhr im gleichen Ton fort: »Auf der Beaufort-Skala heißt Kolonne 10 ›Sturmangriff‹.«

»Sturmangriff!« Es ist schwierig, einen Ausruf und ein angstvolles Stöhnen in einem einzigen Wort zu vereinen, aber Miller schaffte es ohne Schwierigkeiten. »Oh, mein Gott, und alles, was ich will, ist eine sichere Ruhestätte, für immer.«

»Meine Geduld hat Grenzen, Corporal Miller«, sagte Jensen. »Ich könnte – ich sagte, ich könnte – mir meine Befürwortung, die ich in Bezug auf Ihre Person heute Morgen aussprach, noch einmal überlegen.«

»Auf meine Person?«, fragte Miller wachsam.

»Ich habe Sie für die ›Distinguished Conduct Medal‹ vorgeschlagen.«

»Sie wird großartig auf dem Deckel meines Sarges aussehen«, murmelte Miller.

»Was haben Sie gesagt?«

»Corporal Miller hat nur versucht, seiner Freude Ausdruck zu verleihen.« Mallory trat näher an die Wandkarte heran und studierte sie kurz. »Bosnien-Herzegowina – ein ganz schön großes Gebiet, Sir.«

Autor