Drei Fragen an Claudia Neumann
Von der ersten Begeisterung in jungen Jahren bis hin zur Live-Berichterstattung von Weltklasse-Spielen: Der Fußball spielt in Ihrem Leben eine wichtige Rolle. Was begeistert Sie an diesem Sport am meisten?
Als Kind war´s sicher erstmal der rollende Ball innerhalb des kleinkindlichen Bewegungsdrangs. Ich mag einfach dieses im Grunde einfache, und doch so komplex zu gestaltende Spiel. Technische Fertigkeiten der besten Spieler faszinieren mich ebenso wie kollektiv-taktische Strategien. Wenn einen dieser Virus – oder sollte man in diesen Zeiten eher von Bazillus sprechen – einmal komplett erfasst hat, lässt es einen nicht mehr los. Früher bedingungsloser Fan des 1.FC Köln, bin ich heute eher eine Art Fußball-Ästhetin, bei der Faktoren wie Tempo, Dramatik und Finesse immer wieder Gänsehaut verursachen. Allerdings, das gehört auch zur Wahrheit, ich sehe auch viele durchschnittliche bis schlechte Spiele. Das macht dann deutlich weniger Spaß.
Frauen und Fußball: Wieso scheint das für viele noch immer nicht zusammenzupassen?
Es gibt eben doch noch Menschen, denen es schwerfällt, sich vom Schubladendenken zu verabschieden. Einige suchen auch immer einen Grund, um zu meckern, andere kaschieren möglicherweise eigene Ängste. Aber so genau habe ich das auch nicht untersucht. Bin ja keine Soziologin.
In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie Sie mit der Ablehnung umgehen, die Ihnen als Frau in einer Männerdomäne entgegenschlägt und zur Fußball-WM 2018 einen Zenit erreichte. Was muss geschehen, damit Vielfalt im Fußball keine Shitstorms mehr auslöst?
Ein Umdenken auf allen Ebenen. Menschen sollten mal schonungslos eigene Verhaltensweisen hinterfragen, die Werte einer Demokratie schätzen lernen und vor allem aktiv leben. Toleranz ist darin eine zentrale Voraussetzung. Und nein, niemand wird in seiner eigenen Meinung beschnitten, aber er muss akzeptieren, dass es auch andere, entgegengesetzte Haltungen gibt. Diese gilt es im Diskurs auch immer zu respektieren. Was die Rolle der Frau betrifft, müssen wir alle lernen diese Gleichberechtigung endlich auch zu leben, nicht nur davon reden. Im Bereich Fußball hat sich zudem fast schon ein Selbstverständnis eingeschlichen, solche Aggressionen auch ausleben zu dürfen. Für mich ist das eine gefährliche und rückständige Bewegung. Auch in diesem Geschäft darf man sich benehmen. Es muss endlich cool und hip werden, respektvoll miteinander umzugehen, und der Jugend so ein Vorbild zu sein.