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Meine Abenteuer als Schul-Ninja, Band 05

hier erhältlich:

Als Anführer des geheimen Ninja-Clans an seiner Schule hat Chris sowieso schon alle Hände voll zu tun, und jetzt gerät auch noch das Schulfest mit dem großen Talentwettbewerb in Gefahr! Jemand demoliert während der Proben die Bühne und ein Pinguin entwischt aus der Aula. Klar, dass Chris und seine Freunde den Täter finden müssen!


  • Erscheinungstag: 03.08.2017
  • Seitenanzahl: 256
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505140235

Leseprobe

 

Für Elijah . . .

 

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Aus dem Amerikanischen von Juna Hanshaw

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Montag, 7.46 Uhr, Cafeteria

Als Falk und ich die Cafeteria betraten, fiel mein Blick als Erstes auf die Vorbühne, die Zoe hatte aufbauen lassen. Es handelte sich nicht um eine richtige Bühne, sondern nur um eine Verlängerung der Bühne, die schon dort stand. Diese Verlängerung ragte ungefähr zweieinhalb Meter in den Raum hinein – und eine Seite davon war abgesackt. Das musste die Stelle sein, wo die Bühne demoliert worden war.

Auf dem glatten Fußboden war eine Reifenspur von dem Roller zu sehen, mit dem der Masken-Typ abgehauen war. Ich folgte der Spur zurück bis zu einer langen Bank, die vor einer Wand stand.

Auf der Bank saßen einige Schüler, von denen ich annahm, dass sie bei dem Talentwettbewerb auftreten sollten. Dort hatten sie heute früh wohl auch auf ihren Probeauftritt gewartet. Die Bank mitsamt den Schülern befand sich unter einem großen Metallgerüst – Maler hatten es hier aufgestellt, um die Decke zu streichen. Das Holzbrett mit den Farbeimern darauf schien etwas wackelig. Zum Glück war die Farbe nicht verschüttet worden, das hätte eine Schweinerei gegeben.

Neben der Bank auf dem Boden saß meine Cousine, die Arme um die Knie geschlungen. Sie hatte ein ganz rot geweintes Gesicht. Immer wieder wischte sie sich an den Ärmeln ihres Shirts die Tränen ab. Fine und ein paar andere Mädchen waren bei ihr und versuchten, sie zu trösten.

Nicht weit entfernt entdeckte ich den Metallkäfig, in dem der Pinguin gewesen sein musste. Die Schülerin, der der Pinguin offenbar gehörte, saß auf einem Stuhl und starrte ungläubig auf den leeren Käfig. Ich erkannte sie sofort. Sie hieß Sophia und war eine der besten Cellospielerinnen der Buchenschule. Sie zog sich total trendy an, als wäre sie direkt einem Teenager-Magazin für hippe Jugendliche entsprungen.

»Wer in aller Welt hat denn einen Pinguin als Haustier?«, fragte ich Falk.

Falk zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, aber es gibt ja auch Leute, die sich einen Affen halten.«

Grinsend schüttelte ich den Kopf. »Echt … Das wäre cool, oder? Ein Affe. Ich würde ihn sofort in der Kunst des Ninjutsu unterrichten. Kannst du dir das vorstellen? Beim ersten Zeichen von Ärger ein schneller Affen-Ninja-Sidekick, der voll reinhaut?«

Falk sah mich einen Moment lang zweifelnd an. »Das ist das Dämlichste, was ich je gehört hab.«

Leicht verlegen scharrte ich mit dem Fuß und presste die Lippen aufeinander.

Da zerschnitt Zoes Stimme die Luft wie ein Katana-Schwert: »Das ist alles deine Schuld!«

Überrascht fuhr ich herum. Hatte sie mit diesem Aufschrei etwa mich gemeint? »Äh, wie?«, fragte ich unbeholfen.

Zoe sprang auf und stürmte auf mich zu, ihren Finger auf mich gerichtet. »Wenn du am Wochenende hier gewesen wärst und mitgeholfen hättest, wär das alles nicht passiert!«

»Was?«, rief ich abwehrend.

Der Finger meiner Cousine schnellte herum und zeigte auf die Bühne. »Der einzige Grund, weshalb das Ding noch nicht fertig ist, ist der, dass wir nicht genügend Helfer hatten. Wärst du hier gewesen, wären wir fertig, und das alles wäre nicht passiert!«

Falk stellte den Fuß auf einen Stuhl und lehnte sich mit dem Ellbogen auf sein Knie. »Da hat sie recht. Dass es nicht gehalten hat, lag nur daran, dass keine der Ecken nicht richtig eingerastet war. Ich hätte noch ein paar Hände gebraucht, deshalb musste das Ganze bis diese Woche warten.«

Betroffen starrte ich auf die Bühne. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Aber jetzt bin ich ja hier. Können wir sie nun nicht gemeinsam reparieren?«

Falk begutachtete die abgesackte Seite. »Nein«, sagte er überzeugt. »Wir müssen dafür ein neues Teil bestellen. Das hier ist nicht mehr zu gebrauchen.«

Meine Cousine wandte sich wieder mir zu und hämmerte mit ihrem Finger gegen meine Brust. »Das heißt, die Bühne bleibt die nächsten Tage unvollendet! Und du weißt, was das bedeutet …«

Ich starrte in Zoes zornig funkelnde Augen. Sie neigte schon immer zu Perfektionismus, so eine Art Tick von ihr. Zoe hatte ihre Hausaufgaben schon Tage vor dem eigentlichen Abgabetermin fertig. Sie führte für jedes ihrer Projekte Hunderte Listen, und für einen stinknormalen Familienausflug erstellte sie einen Zeitplan. Alles musste perfekt, pünktlich und fehlerfrei sein. Ganz schön anstrengend, wenn du mich fragst …

Die abgesackte Bühne war für Zoe wie ein fehlendes Teil in einem Puzzle. Deswegen würde sie sich nun die ganze Woche die Haare raufen. Es war gar nicht mal unwahrscheinlich, dass sie bis Freitag aussehen würde wie ein gerupftes Huhn.

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»Tut mir leid«, murmelte ich. Und dann fiel mir wieder ein, was Falk und ich auf dem Flur besprochen hatten: »Aber Falk und ich glauben, wir wissen, wer den Pinguin freigelassen und die Bühne demoliert hat.«

»Ach, echt?«, sagte eine hohe Stimme hinter mir. »Und wer, meint ihr, ist der Schuldige?«

Ich zuckte zusammen. Es war Paul, der Anführer der Roten Ninjas und Chef der Aufsichtsschüler.

»Paul«, stellte ich zähneknirschend fest. Mein Kiefer stand unter Hochspannung.

»Was geht?«, erwiderte Paul, auf einem rosaroten Kaugummi kauend, und nickte mit dem Kinn in meine Richtung.

»Ich weiß nicht, wie du so schnell wieder hierher zurückgekommen bist«, sagte ich, »aber ich weiß, dass du es warst, der die Bühne demoliert hat.«

Paul schob den riesigen Klumpen rosaroten Kaugummis in die Backentasche, sodass es aussah, als hätte er einen Golfball im Mund. Er lachte laut. »Ich war die ganze Zeit hier!«

Zoe verschränkte ihre Arme. »Das stimmt«, bestätigte sie. »Er war an einem der Tische dort drüben mit seinem Cousin Leon. Sie machen beim Talentwettbewerb mit.«

»Har!«, brüllte Leon, der plötzlich von der Seite hinzugesprungen kam.

Leon war eine ziemliche Nervensäge, als ich noch neu war an der Buchenschule. Er verhält sich wie ein »Pirat« – und zwar auf jede erdenkliche Art und Weise. Hätte ich es damals nicht verhindert, hätte unsere Schule ein Logo mit dem Titel »Buchenschule-Piraten« erhalten, würg!

»Mir scheint, deine Theorie ist sehr weit hergeholt, was, Kamerad?«, spottete Leon und zwinkerte mir zu.

Ich knirschte mit den Zähnen, Leons Gesabbel ging mir gehörig auf die Nerven. »Es scheint so«, sagte ich.

Falks Gesicht zuckte. Er schien frustriert, weil wir mit unseren Verdächtigungen voll danebengelegen hatten.

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Leon trat vor und legte die Hand auf Pauls Schulter. »Ich setze noch einen drauf, Kamerad. Paul und ich haben sogar versucht, das schwarzweiße Federvieh zu fangen, als es entfloh.«

»Das stimmt«, sagte Fine, die neben Zoe stand. »Paul war eigentlich sogar der Erste, der dem Pinguin hinterhergesprungen ist.«

»Ach, echt?«, bemerkte Falk düster. »Das hört sich so gar nicht nach dir an.«

Paul legte den Kopf schief und grinste. »Ich weiß nicht, ob du’s schon gehört hast, aber ich bin jetzt Chef der Aufsichtsschüler. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«

Ich beobachtete, wie Falks Kiefer zuckte, aber er sagte nichts. Paul hatte ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen.

Es war Zoe, die schließlich die peinliche Stille unterbrach. »Wie auch immer. Was passiert ist, ist passiert. Das Einzige, was wir machen können, ist aufräumen und versuchen, bis Freitag alles zu reparieren. Das Gute ist, dass uns dafür immerhin noch eine Woche bleibt.«

Lachend verließen Paul und Leon die Cafeteria. Als Chef der Aufsichtsschüler war es für Paul vermutlich kein Problem, einfach so Unterrichtsstunden zu verpassen.

Zoe, Fine und ihre Freundinnen gingen zurück zur Bühne. Sie wollten extragroße Poster für den Talentwettbewerb gestalten. Auf dem Boden ausgebreitet lagen große Papierbögen. Zoe hatte für alle Poster ein Hellorange ausgesucht. In Kunstsachen war sie schon immer gut gewesen.

Sophia sprach gerade mit Herrn Dierks. Vermutlich ging es darum, wann sie ihren Pinguin zuletzt gesehen hatte und in welche Richtung er abgehauen war. Das hatte der Buchenschule gerade noch gefehlt – ein ausgebüxter Pinguin, der alles vollkackte.

»Dann lagen wir also falsch«, sprach Falk mich an.

Es fiel mir schwer, das zuzugeben, aber es war nun mal die Wahrheit. »Jap«, sagte ich.

»Tja, Herr Dierks hat ja gesagt, dass er sich drum kümmern und den Schuldigen zur Rede stellen will«, meinte Falk.

»Ja, stimmt«, entgegnete ich.

»Aber das heißt ja nicht, dass wir ihm nicht behilflich sein können«, fuhr Falk fort. »Vielleicht war es nicht Paul, aber irgendjemand hat das getan.« Er zeigte auf die eingebrochene Vorbühne.

»Ganz offensichtlich«, sagte ich. »Wir sind ja schließlich nicht einem Geist hinterhergejagt …« Bildete ich’s mir ein, oder rauschte tatsächlich gerade ein unheimlich heulender Wind durch die Gänge?

»Ich würde sagen, wir versuchen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen«, schlug Falk vor und zeigte dabei auf sich selbst und mich. »Zoe wird darüber allerdings nicht sehr erfreut sein.«

»Wieso sollte Zoe interessieren, was du so machst?«, fragte ich, aber noch während ich sprach, fiel mir die Antwort selber ein.

Falk blickte mich an. »Weil wir jetzt zusammen sind, du Trottel.«

Uah. Ich weiß nicht, warum mir jedes Mal schlecht wurde, wenn es auf dieses Thema hinauslief, aber ich konnte nichts dagegen tun. Vielleicht lag es daran, dass sie meine Cousine war und ich das Gefühl hatte, ich müsste sie beschützen. Obwohl – Falk war ein netter Kerl, es war ja nicht so, als ginge sie mit Paul aus.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. Dann wechselte ich schnell das Thema: »Ich weiß bloß nicht, was wir tun können, um bei der Suche nach dem Masken-Typ zu helfen.«

»Wir könnten uns umhören«, meinte Falk und holte tief Luft. »An diesem Ort ist die Tat begangen worden. Wir suchen nach Hinweisen und sprechen mit Schülern, denen vielleicht irgendwas aufgefallen ist.«

»Okay«, sagte ich. »Wo fangen wir an?«

Falk sah hinüber zu dem leeren Pinguinkäfig. »Da es Sophias Pinguin ist, sollten wir mit ihr anfangen.«

Ich hielt nach dem Mädchen mit den hippen Klamotten Ausschau, aber sie war nicht mehr da. »Na toll«, sagte ich. »Wo ist sie denn jetzt hin?«

Falk hob die Augenbrauen. »Sie ist wahrscheinlich im Büro von Herrn Dierks. Bestimmt sind ihre Eltern schon auf dem Weg hierher. Wir müssen sie beim Mittagessen abpassen.«

»Das klingt gut«, erwiderte ich. »Hoffen wir mal, dass sie bis dahin ihren Pinguin wiederhat. Treffen wir uns vor dem Mittagessen in der Eingangshalle?«

»Jap.« Falk nickte und wandte sich zum Gehen. »Bis nachher dann.«

Ich schob die Daumen unter die Gurte meines Rucksacks und verließ die Cafeteria. Die erste Stunde war fast vorbei, die zweite stand also an. Bis die Schulklingel bimmelte, hatte ich noch ein paar Minuten Zeit. Ich setzte mich auf eine Bank in der Eingangshalle und grübelte vor mich hin.

Es machte mich fertig, dass ich Zoe hatte hängen lassen. Wenn ich am Wochenende vorbeigekommen wäre und ausgeholfen hätte, wäre das mit der Bühne vielleicht gar nicht passiert.

Das war der eigentliche Grund, warum ich den Masken-Typ finden wollte. Nicht weil ich ihn persönlich an den Schulleiter ausliefern wollte, sondern weil ich das Gefühl hatte, ich schuldete es meiner Cousine. Ich kannte niemanden, der so hart arbeitete wie sie, und sie hatte diesen Mist überhaupt nicht verdient. Sie war nett zu jedermann, sogar zu den blöderen Typen.

Bei den letzten Vorfällen an der Buchenschule hatte ich auch immer im Mittelpunkt gestanden. Daher war ich fast daran gewöhnt, mal eine Schlappe hinzunehmen und danach wieder auf die Füße zu kommen. Aber diesmal war es anders. Diesmal ging es schließlich um meine Familie!

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Montag, 10.46 Uhr, Sport

Zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich auf die Sportstunde. Die Ereignisse vom Morgen fegten immer noch wie ein Tornado durch meine Birne. Deswegen dachte ich, ein wenig körperliche Anstrengung könnte mir helfen, wieder klarer zu denken. Zumal Herr Mayer, der Sportlehrer, uns beim Sport meistens uns selbst überließ.

Ich hatte echt gehofft, Zoe in Kunst wiederzutreffen, aber sie war zur Vorbereitung des Talentwettbewerbs freigestellt worden. Vielleicht war es auch besser, dass wir uns dort nicht sahen – ich war nämlich drauf und dran, ihr zu erzählen, dass Falk und ich die Angelegenheit selbst regeln wollten. Doch nachdem ich darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, das könnte sie doch noch eine Spur wütender machen.

In der Sporthalle lehnte ich mich nun gegen die Wand und sah zu, wie meine Mitschüler nach und nach die Umkleiden verließen. War vielleicht der Typ mit der Hockeymaske unter ihnen? Beobachtete er mich gerade und lachte sich ins Fäustchen, weil er davongekommen war?

»Hey, Mann«, sprach mich da jemand von der Seite an und riss mich so aus meinen Grübeleien. Es war Lukas, mein bester Freund.

Hier ein paar interessante Fakten über Lukas: Er ist selbst ernannter Werwolfjäger, auch wenn er noch nie einen leibhaftigen Werwolf gesehen hat. Nicht, dass er es nicht versucht hätte: Sein Keller ist voller Landkarten, gespickt mit roten Heftzwecken für Orte, an denen angeblich mal Werwölfe gesichtet wurden. Die Wände sind zugekleistert mit Zeitungsausschnitten und Kopien aus Büchern – quasi eine Tapete aus Werwolf-Infos. Wenn irgendjemand eines Tages so ein Monster findet, dann er.

»Hey, Lukas«, sagte ich. »Was geht?«

Lukas wand sich irgendwie. Ich konnte sehen, dass er sich nicht wohlfühlte.

»Stimmt was nicht?«, fragte ich.

»Ich weiß nicht, Mann«, erwiderte Lukas. »Das mit dem Pinguin, der frei in der Schule herumläuft … Ich find das echt beunruhigend.«

Ich lachte. »Das macht dich fertig? Ich wette, die haben das Tier bis heute Nachmittag gefunden.«

»Aber was, wenn nicht?«, meinte Lukas mit vor Schreck geweiteten Augen.

Ich stutzte, leicht irritiert darüber, dass mein bester Freund, der Werwolfjäger, offenbar Angst vor einem niedlichen, kleinen Pinguin hatte. »Hast du etwa Schiss vor dem Tier?«

Lukas schluckte und starrte geradeaus. Verunsichert sagte er schließlich: »Pinguine sind mir halt unheimlich. Das ist alles. Ich find das überhaupt nicht merkwürdig.«

»Es ist wohl merkwürdig«, widersprach ich grinsend. »Pinguine sind bloß Vögel, die nicht fliegen können.«

»Ich weiß, Mann«, sagte Lukas. »Aber das ist es ja, was ich so unheimlich finde: Was für ein Vogel kann nicht fliegen?«

»Ein besonders dicker Vogel?«, scherzte ich.

»Ich finde, die haben so etwas Hinterhältiges an sich …« Lukas’ Stimme wurde ein bisschen heiser. »Die Viecher sind schlauer, als man denkt.«

»Ja, genau«, stimmte ich meinem besten Freund zu. »Die Pinguine planen, die Weltherrschaft an sich zu reißen – und zwar indem sie alle so tun, als ob sie nicht fliegen könnten, echt genial! Eines Tages werden wir zum Himmel aufsehen, und der wird ganz und gar schwarz sein von all den umherfliegenden Pinguinen, die den Menschen den Krieg erklären …«

Eines der Mädchen, die in unserer Nähe standen, starrte mich mit offenem Mund an. »Sag mal, bist du total übergeschnappt?«

»Nur fantasiebegabt«, erwiderte ich.

»Sogar seeehr«, ergänzte Lukas.

Schließlich ertönte die Klingel. Neben mir an der Wand lehnten inzwischen auch die anderen Leute aus meiner Klasse.

Weil wir die ganzen letzten Monate so oft an der Wand herumgestanden hatten, hatte mittlerweile jeder seinen festen Platz. Herr Mayer hatte es normalerweise nicht eilig, sein Büro zu verlassen und die Anwesenheit der Schüler zu kontrollieren. Manchmal dauerte es sogar so lange, dass einige Schüler die Anwesenheitskontrolle gar nicht mehr abwarteten und stattdessen anfingen, Basketball zu spielen.

»Hey, Chris!«, sagte ein Junge links von mir.

Es war Janick, der von seinem »Wolfsrudel« begleitet wurde. Janick war einer der beliebteren Typen aus der Fußballmannschaft: groß, gut aussehend, mit perfekt zerzaustem Haar und einer Cheerleaderin als Freundin. Seine Sportkumpel hielten sich dicht hinter ihm – wie so oft folgten die »Wölfe« ihrem »Leitwolf« auf dem Fuße. Daher der Name »Wolfsrudel«.

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»Hi, Janick«, sagte ich.

Lukas kräuselte die Nase, sagte aber nichts.

»Hi, Chris! Oder sollte ich dich ›Elch-Mann‹ nennen?« Seine Wölfe lachten und knufften sich gegenseitig in die Oberarme. »Das mit dem Schulmaskottchen hast du echt voll versemmelt.«

Lass mich das kurz erklären: Du erinnerst dich doch noch, wie ich verhindern konnte, dass die Buchenschule ein Piraten-Maskottchen erhielt, oder? Tja, und genau deswegen fiel mir die ehrenvolle Aufgabe zu, dafür einen Ersatz zu finden. Ich sollte mir ein passendes Schulmaskottchen ausdenken, das zukünftig unsere Schule repräsentierte. Aber so wie ich eben bin, hab ich viel zu viel darüber nachgedacht und traf die schwache Entscheidung, die Buchenschule durch einen Elch vertreten zu lassen! Natürlich sehe ich jetzt ein, dass das ein Riesenfehler war. Aber damals war ich total begeistert von der Idee!

»Ist jetzt eben so«, sagte ich leise und versuchte irgendwie, meine Unsicherheit zu überspielen. »Wenn ich noch mal die Wahl hätte, würde ich etwas Cooleres aussuchen.«

Lukas schwieg weiterhin.

»Hast du aber nicht«, sagte Janick. »Oder?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, hauchte ich.

»Da hätte man genauso gut irgendeinen Nerd fragen können, um so ein dämliches Tier auszuwählen«, stellte Janick fest. »Aber du bist ja noch nicht mal ein Nerd. Du bist weniger als ein Nerd, du bist ein Nerdlein, das hofft, aus dem Nerd-Nest zu klettern, um seine Nerd-Flügel auszubreiten und eines Tages nach Nerd-topia zu fliegen.«

Eines musste man Janick lassen: Er konnte echt gut mit Worten umgehen. Ich hätte gern schlagfertig gekontert, aber wie immer fiel mir auf Anhieb nichts Cleveres ein. Stattdessen sagte ich: »Ach ja? Übrigens, deine Mutter hat neulich angerufen und, äh … sie hat gemeint, aus dir würde bestimmt mal ein Supertyp werden.«

Janick glotzte mich an wie ein U-Boot.

Lukas lehnte sich zu mir rüber und flüsterte: »Die Antwort war jetzt nicht so der Hammer. Das war eher ein Kompliment

»Ich weiß!«, zischte ich zurück.

»Wenn das hier ein Videospiel wäre, dann hättest du Janick gerade sogar einen Heilungszauber geschickt«, fügte Lukas hinzu.

Ich verdrehte die Augen.

Da kam Herr Mayer mit seinem Klemmbrett. Er sah sich in der Halle um, die voll war mit Schülern, und hakte Namen auf seiner Liste ab, so wie er es immer tat.

Janick und sein Wolfsrudel verzogen sich, als Herr Mayer sich in die Mitte der Halle begab.

»Hört mal alle her«, brüllte er laut. »Wir machen’s diese Woche etwas anders.«

Ich stieß mich von der Wand ab und stand kerzengerade da. Wovon redete er? Anders? Eine Veränderung? Nein! Veränderungen sind schlecht! Veränderungen mag ich nicht, genauso wenig wie Spinnen. Und Clowns, die gerade Mittagspause machen. Was? Hast du noch nie einen Clown gesehen, der einen Hähnchenflügel verspeist? Nein? Das hätte ich jetzt auch nicht erwartet.

»Herr Dierks möchte, dass wir ein bisschen mehr Mannschaftssport betreiben«, erklärte Herr Mayer. »Das heißt, diese Woche spielt ihr alle Fußball.«

Mir wurde schlecht. Das Einzige, was ich über Fußball wusste, war, dass mein Mittelstürmer den Ball aufs Tor schoss, wenn ich an meinem Controller einen bestimmten Knopf drückte.

Der Sportlehrer zeigte auf Janick und deutete an, er solle sich neben ihn stellen. Mit derselben Geste winkte er Lukas zu sich. Lukas warf mir einen fragenden Blick zu, als er sich zur Hallenmitte aufmachte.

»Die zwei sind eure Teamkapitäne«, sagte Herr Mayer zur Klasse. Dann wandte er sich an Lukas und Janick: »Wenn ihr beide eure Mannschaften gewählt habt, geht nach draußen auf den Platz und fangt an zu spielen.«

Normalerweise hätte ich mir Sorgen gemacht, dass ich als Letzter gewählt würde. Aber da Lukas Teamkapitän war, blieb ich ganz locker. Ich atmete erleichtert aus und lehnte mich wieder an die Wand.

»Tim«, sagte Janick und zeigte auf einen Jungen aus seinem Wolfsrudel.

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