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Survivors - Die Flucht beginnt

hier erhältlich:

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Actiongeladenes Tiefsee-Abenteuer von Bestsellerautor Boris Pfeiffer

Als Zacky wie immer in seiner Felsspalte erwacht, weiß er sofort, dass etwas nicht stimmt: Es ist warm und gleichzeitig dunkel. Auch die anderen Gesetze am Riff scheinen außer Kraft, denn mit der Hitze kommt der Hunger, und mit dem Hunger die gefährliche Fressstille. Nicht nur Heuler, der Hai, ist völlig außer Sinnen und jagt jeden, der ihm ins Visier kommt. Alle suchen vergeblich in den Liedern ihrer Vorfahren nach Rat, doch keines der Lieder berichtet vom Ausbleichen der Korallen oder von den gefährlichen Squids, die der Hunger aus der Tiefe nach oben treibt. Nur wenn die Riffbewohner zusammenhalten, gibt es eine Rettung ...

Erzählt vom Sterben der Korallenriffe und der Vernichtung des Meeres als Lebensraum

Boris Pfeiffer hat über 70 drei ??? Kids-Bände geschrieben und eine Gesamtauflage von mehreren Millionen Büchern verkauft

Mit vielen coolen s/w-Vignetten


»[…] eine atemberaubende, spannende Geschichte über Umwelt, diesfalls unter der Meeresoberfläche.« Heinz Wagner, Buchkultur, 12.2021


  • Erscheinungstag: 21.09.2021
  • Aus der Serie: Survivors
  • Bandnummer: 1
  • Seitenanzahl: 128
  • Altersempfehlung: 10
  • Altersempfehlung: 9
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505144509

Leseprobe

FLÜCHTLINGE …

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Der seltsame Schwarm aus den letzten Überlebenden des Riffs glitt quälend langsam durch den warmen Ozean. Wie ein einziger großer Fisch bewegten sich die vielen Körper. Das Wasser schmeckte nach Erschöpfung und Hunger. Heuler, der Hai mit den leuchtend blauen Augen, schwamm direkt neben Zacky.

»In dieser stinkenden Flut bräuchte man drei Herzen«, jammerte er. »So wie diese Blinkkalmare. Kein Wunder, dass die noch Kraft für die Jagd haben. Stell dir mal vor, die fressen mich, Zacky. Stell dir vor, ein Squid frisst einen Hai!«

»Noch sind sie nicht da«, antwortete Zacky.

Noch haben sie uns nicht!

Er schwang herum und passte sich der nächsten Wolkenform an, die der Schwarm annahm. Der Schwarm war der einzige Schutz, der ihnen blieb. Nur wenn es ihnen gelang, die Formation zu halten, würden die Jäger sie womöglich verschonen. Aber fast keiner von ihnen war ein Schwarmfisch. Nahezu jeder von ihnen war es gewohnt gewesen, alleine zu leben, zu schlafen, aufzuwachen, zu jagen. Nur alleine sterben wollte niemand.

Zacky versuchte vergeblich, seine Freundin Scir inmitten der Fische auszumachen. Was war los? Bis eben war sie noch direkt hinter Heuler geschwommen.

»Scir? Scir, bist du in Ordnung?« Er lauschte. Scir musste leben. Sie trug die letzte Hoffnung bei sich. Das Einzige, was außer ihnen selbst von ihrem Riff übrig war und auf dem sich vielleicht eine Zukunft gründen ließ. Ohne Scir würde es keiner von ihnen schaffen.

»Scir wird sowieso abnippeln«, verkündete Heuler. »Und dann wäre es doch besser, ich würde sie einfach verschlingen, kurz und schmerzlos …«

»Denk nicht mal dran!« Zacky drehte sich in die nächste Welle des Schwarms. Er spürte, dass sie immer langsamer wurden. Die Bewohner des erloschenen Riffs waren kraftlos und erschöpft.

Er wandte seine farbige Seite zur Meeresoberfläche. Das letzte Sonnenlicht fiel aufs Wasser und verteilte darunter bunte Sprengsel über die Schuppen der Fische, die neben ihm schwammen.

»Niemand wird sterben«, sagte Zacky energisch. »Und du hörst jetzt auf mit der Heulerei, Heuler!«

»Jaja, erklär du mir nur, was ich machen muss«, jammerte der Hai. »Meine Familie ist seit neun Millionen Jahren auf der Flucht und du zum allerersten Mal.«

Da kam ein Ruf: »Zacky! Heuler! Es ist alles okay.«

Endlich!

»Scir! Warum bist du nicht hinter Heuler geblieben?«

»DonDon hat mich zu sich nach hinten gerufen. Er will, dass ich bei ihm und den Giftschnecken schwimme. Damit sie mich bei einem Angriff verteidigen können.«

DonDon sorgt sich genauso um die Zukunft, die Scir mit sich trägt.

»Das ist ein kluger Gedanke. Aber Heuler beschützt dich auch. Wenn du das nächste Mal die Beschützer wechselst, sag Bescheid. Wir müssen wissen, wo du bist, Scir!«

»Ja, Zacky.« Scir klang wie immer brummig. Aber in ihren Gedanken schwang Wärme mit. Sie hatte ihn verstanden. Wahrscheinlich war sie auch nach hinten zu DonDon geschwommen, weil das Wasser dort weniger verbraucht war als inmitten der Fische.

Während der Schwarm weiterrollte, konzentrierte sich Zacky auf seine Sinne. Anders als die Gedanken, in denen die Meeresbewohner miteinander sprachen, waren sie ganz nach außen gerichtet. Hunger, Angreifer, Fressmäuler – das alles konnte jederzeit aus den Tiefen des Ozeans kommen.

Aber er spürte nichts. Auch kein leises Sirren von vielen Körpern und geschmeidigen Tentakeln.

Drei Herzen, hatte Heuler gesagt. Drei Herzen hatten die Squids. Und riesige Kiemen, wie DonDon es ihnen erzählt hatte, die zerklüftet waren wie ein ganzes Riff, sodass sie aus einem Tropfen Wasser mehr Sauerstoff saugen konnten als jedes der Tiere im Schwarm.

Zacky rollte sich weiter und achtete darauf, den nötigen gleichmäßigen Abstand zu den Flossen vor ihm zu wahren. Das Wasser in seinem Maul schmeckte nach Urin.

Sie waren alle am Ende ihrer Kräfte.

Wenn DonDon recht hatte, trotzten die Jäger aus der Tiefe der unnatürlichen Wärme des Wassers besser als die Überlebenden des Riffs. Sie waren schneller und ausdauernder als sie alle, abgesehen vielleicht von den gestreiften Korallenwelsen, die den Schwarm anführten.

Zacky schaute zur Meeresoberfläche. Der einzige weitere Schutz für die Flüchtenden, über die dicht gedrängte Gruppe hinaus, war die Sonne. Die Squids scheuten das Licht. Aber es wurde bereits dunkel. Und in der Dunkelheit stiegen die Jäger aus der Tiefe empor.

»Wir haben nicht mehr lange!«, keuchte Heuler. »Wir haben überhaupt nicht mehr lange. Es wird gleich Nacht. Und die sind bestimmt schon hinter uns her.«

»Wir sind vorbereitet«, rief Scir von hinten. Sie klang dabei so ruhig wie immer.

Zacky sah sich nach ihr um. Seine Freundin schwamm halb versteckt und gelassen hinter dem langen Körper von DonDon, in dessen rotem Kamm die beiden Giftschnecken hingen.

»Neun Millionen Jahre!«, brüllte Heuler. »Neun Millionen Jahre hat meine Familie überlebt. Und das soll es jetzt gewesen sein?!«

Das fragte Zacky sich auch. Er wusste nicht, ob es noch einen Ausweg gab. Aber er wusste, dass er ihn suchen würde, bis zuletzt. Denn er hatte die Strophe, die er dem großen Lied seiner Vorfahren beifügen wollte, noch nicht gefunden. Die Strophe vom Überleben der letzten Riffbewohner.

1.

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BÖSES ERWACHEN

Als Zacky am Morgen erwachte, war es dunkler als sonst. Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise leuchteten die Korallen vor seiner schrägen Riff-Spalte hell im Sonnenlicht, wenn er den Tag begann.

Zacky spürte in seinen Körper. Kein Biss, keine Wunde, kein Gift. Er lag noch genauso festgekeilt zwischen den Korallenfelsen wie beim Einschlafen.

Das war gut.

Und doch stimmte etwas nicht.

Zacky beendete seine Körperkontrolle und dachte nach. Vor ihrem Tod hatte ihm seine Mutter die Strophe von der Wandlung vorgesungen, die jedem Fischmännchen irgendwann bevorstand.

»Du wirst wütend werden, Zacky. Du wirst kämpfen wollen. Und du wirst dein Zuhause gegen jeden verteidigen, der ihm zu nahe kommt.«

Zacky schüttelte den Kopf. So fühlte es sich nicht an. Er war nicht wütend, er wollte nur wissen, was los war.

Es war zu dunkel, und das war unheimlich.

Zacky löste sich aus seiner Schlafposition. Er kippte die harten Strahlen seiner Rückenflosse aus ihrer starren Haltung und ließ sie mit einer schnellen Bewegung in die kleine Kerbe in seinem Rücken klappen. Mithilfe der aufgestellten Rückenflosse verankerte er sich nachts zwischen den Wänden, damit er nicht im Schlaf davongetrieben wurde.

Kaum hatte er sich gelöst, erfasste ihn ein Strudel. Der Ozean begrüßte ihn wie immer. Zacky schnellte in die Höhe. Er stellte sich senkrecht, drehte sich einmal um sich selbst und spürte die Strömung, die seine breite, bunte Seite traf. Er drehte sich um, und sie umspülte seine andere Seite.

Es war wie immer ein gigantisches Gefühl, das Meer zu erleben. Die Bewegung kam aus weiter Ferne, umfasste jede Koralle, jede Anemone, jeden Polypen, jede Nessel, jeden Fisch. Die Wellen wanderten durch das Wasser und Zackys Körper.

Zacky hielt inne.

Plötzlich wurde es ihm klar. Es war nicht nur zu dunkel. Es war auch viel zu warm für die Dunkelheit. Wärme bedeutete Sonnenlicht. Aber es war dunkel und warm im selben Moment. Das gab es nicht! Durfte es nicht geben!

Zacky öffnete das Maul, schnappte den nächsten Schwall und fühlte, wie das salzige Wasser durch seine Kiemen zog. Er stellte sich mit dem Bauch nach unten und schob seine Schnauze so weit aus der schiefen Spalte, dass er zu beiden Seiten über den Riffhang sehen konnte.

Angespannt spähte er nach links und rechts.

Lang wie eine sehr große Schule Wale breitete sich das Korallenriff. In der Dunkelheit schmolz es zu einer riesigen grauen Schattenwand zusammen.

Zacky hätte sich am liebsten sofort wieder in seine sichere Spalte zurückgezogen. Aber obwohl es so dunkel war, stieg aus der Tiefe überhaupt kein Plankton in die Höhe. Das taten die kleinen Tierchen und Krebse sonst jede Nacht, um weiter oben Algen zu fressen. Es gab keine Nacht ohne Plankton am Riff. Und es gab keine Wärme ohne Sonnenlicht.

Und doch war es so.

In Zackys Magengrube breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Er war ein Riffbewohner, der das Licht liebte. Diese seltsame Dunkelheit machte ihm Angst.

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Dann aber besann er sich. Er war noch nie ein Angstfisch gewesen, und dies war noch immer seine Welt. Hier war er geboren worden. Hier hatten alle seine Vorfahren gelebt. Und wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte, dann musste er herausfinden, was los war.

Vorsichtig schwamm er aus seiner schiefen Spalte hinaus und sah sich im trüben Wasser um. Trotz der Dunkelheit bewegten sich Fische, Seesterne, größere Krebse, Würmer und Schnecken am Riff. Sie alle begannen jeden Tag mit ihm zusammen. Doch während ihn sonst ein Knurren, Sirren und Summen begrüßte, war es heute still. Die Riffbewohner bewegten sich leise und träge.

Bestimmt ging es ihnen wie ihm. Bestimmt waren sie erwacht und wussten die Dunkelheit und die seltsame Wärme nicht einzuordnen. Wie Geister schwammen und krochen sie durch das aufgeheizte Dämmerlicht.

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Zacky musterte die Korallen. Wo sonst ihre Felder schillerten, in Blau und Türkis, Grün und Purpur, Rosa, strahlendem Rot, Violett und Orange war jetzt keine Farbe zu sehen. In solch einer Eintönigkeit war Zacky noch nie aufgewacht. Er spürte deutlich, wie auch er in der Wärme träge wurde. Und dazu fiel es ihm schwer zu atmen.

Denk nach, befahl er sich. Was ist los?

Plötzlich erinnerte Zacky sich an etwas, das seine Freundin Scir vor einigen Tagen zu ihm gesagt hatte.

»Übersonnenwarm. Ich fürchte, es wird übersonnenwarm.«

»Was meinst du denn damit?«, hatte Zacky sie gefragt.

»Ich meine das nicht. Ich merke es, wenn ich mich am Grund in den Sand grabe und dort liege. Das Wasser ist wärmer, als die Sonne es sonst macht.«

»Aber wovon denn?«, hatte Zacky wissen wollen.

»Das weiß ich nicht«, hatte Scir mit ihrer knarrenden Stimme gebrummt. »Deswegen sage ich ja, dass ich fürchte, dass es so ist. Wenn es mir vollkommen klar wäre, wäre es vielleicht nicht unbedingt besser. Aber ich wüsste zumindest, warum es so ist. Und das wäre wenigstens weniger unheimlich, und ich würde mich womöglich auch weniger fürchten.«

»Hm«, hatte Zacky damals geantwortet und dann hinzugefügt: »Also, ich merke nichts.«

Autor