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Am schönsten Tag

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Sie liebt Hochzeiten, nur nicht ihre eigene

Faith Ferguson ist New Yorks begehrteste Hochzeitsplanerin. So sehr Faith ihre Arbeit genießt, hat sie selbst nach zwei gescheiterten Verlobungen nicht mehr den Wunsch zu heiraten. Erfüllung findet sie in der engen Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Hope und in ihrer Karriere. Statt einer reibungslosen Hochzeitssaison muss Faith sich in diesem Jahr jedoch gleich mehreren ungeahnten Krisen ihrer Kunden stellen. Neben alldem kann sie die aufkeimenden Gefühle für den gutaussehenden Bruder einer ihrer Bräutigame gar nicht gebrauchen.

Danielle Steel, die internationale Bestsellerautorin mit mehr als einer Milliarde verkauften Exemplaren weltweit nun endlich mit ihrem neuen Roman auf Deutsch!


  • Erscheinungstag: 27.05.2025
  • Seitenanzahl: 304
  • ISBN/Artikelnummer: 9783749907748
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Zum Buch

Faith Ferguson ist New Yorks begehrteste Hochzeitsplanerin. So sehr Faith ihre Arbeit genießt, hat sie selbst nach zwei gescheiterten Verlobungen nicht mehr den Wunsch zu heiraten. Erfüllung findet sie in der engen Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Hope und in ihrer Karriere. Statt einer reibungslosen Hochzeitssaison muss Faith sich in diesem Jahr jedoch gleich mehreren ungeahnten Krisen ihrer Kunden stellen. Neben alldem kann sie die aufkeimenden Gefühle für den gutaussehenden Bruder einer ihrer Bräutigame gar nicht gebrauchen.

Zur Autorin

Danielle Steel ist mit einer Milliarde verkaufter Exemplare ihrer Romane eine der beliebtesten Autorinnen der Welt. Zu ihren jüngsten internationalen Bestsellern gehören »The Ball at Versailles«, »Second Act« und »Happiness«. Ebenso schrieb sie »His Bright Light«, die Geschichte über das Leben und den Tod ihres Sohnes Nick Traina, und »A Gift of Hope«, eine Erinnerung an ihre Arbeit mit Obdachlosen. Danielle Steel teilt ihre Zeit zwischen Paris und ihrem Haus in Nordkalifornien auf.

Danielle Steel

Am schönsten Tag

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch von
Christian Trautmann

HarperCollins

Für meine ganz besonderen und geliebten Kinder, Beatie, Trevor, Todd, Nick, Samantha, Victoria, Vanessa, Maxx und Zara,

»Leben ist das, was passiert, während man fleißig dabei ist, andere Pläne zu schmieden …
Das Leben ist eine Überraschung«, das fasst es ganz gut zusammen.

Möget ihr gute Überraschungen erleben und euer Leben gesegnet sein, fruchtbar, glücklich, sicher und friedvoll.

Möge euer Leben erfüllt sein von Liebe und Freude!

Von ganzem Herzen und in Liebe,

Mom/D.S.

Niemandem wird es gestattet sein, den Zug zu verpassen.

1. Kapitel

Der Wecker klingelte um halb sechs, wie jeden Morgen. Faith Ferguson öffnete ein Auge, warf einen Blick auf den Wecker, schaltete ihn aus, und eine Minute später stand sie auf, um ihre Morgenroutine zu beginnen. Sie war eine äußerst disziplinierte Person. Mit zweiundvierzig hatte sie den Körper einer Zwanzigjährigen. Ballettübungen am Morgen, an sechs Tagen in der Woche, hielten sie in Form.

Sie putzte sich die Zähne, bürstete ihre schulterlangen blonden Haare und band sie zu einem festen Knoten zusammen. Sie sah aus wie eine Ballerina, nachdem sie ihre schwarze Gymnastikhose und die pinkfarbenen Ballettschuhe angezogen hatte. Als sie per Videocall ihre Ballettlehrerin anrief, war sie hellwach. Sie wünschten sich lächelnd einen guten Morgen und begannen die täglichen Übungen. Faith führte ein straff durchorganisiertes Leben. Schülerin und Lehrerin redeten während des vertrauten Trainings nicht miteinander.

Um Punkt sieben beendeten sie ihre gemeinsame Arbeit, wünschten sich einen schönen Tag, und Faith ging unter die Dusche. Es war ein dunkler stürmischer Januarmorgen, und vor ihr lag ein arbeitsreicher Tag. Der Januar gehörte zur betriebsamsten Zeit des Jahres. Sie war eine der gefragtesten Hochzeitsplanerinnen New Yorks. Die Leute kamen oft nach den Weihnachtsfeiertagen zu ihr, um ihre Hochzeit zu planen.

In dieser Woche hatte sie Termine mit drei neuen Kunden, denen sie von früheren zufriedenen Kunden empfohlen worden war. Manche Kunden hatten Interviews mit ihr gesehen oder ihre Bücher gelesen. Sie hatte drei erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Die waren wie Bibeln für jeden, der heiraten wollte. Das erste war ein Bildband, voller Fotos der schönsten von ihr organisierten Hochzeiten und nützlicher Tipps, wie die auf den Fotos zu sehenden Effekte zu erzielen waren. Nur dass das natürlich nicht möglich war, ohne ihre Hilfe und ihr Fachwissen. Das zweite Buch war ein Hochzeitsplaner, der ausführlich beschrieb, wie man in den Monaten vor der Hochzeit alles in die richtigen Wege leitet. Es war das Geschenk für frisch verlobte Frauen. Das dritte Buch handelte von der Geschichte der verschiedenen Hochzeitstraditionen, der Etikette und den Dingen, die man wissen musste, um eine Hochzeit zu planen, von der Sitzordnung bis zu formellen Titeln oder was angemessen war und was nicht. Ihr Buch konkurrierte mit Amy Vanderbilts und Emily Posts Werken zum selben Thema. Sie hatte einen klaren und lesbaren Stil, war jedoch sehr eindeutig in ihren Ansichten, was der Etikette entsprach und was nicht. Ein weiteres Must-have für jede Braut.

Faith selbst war nie verheiratet, zweimal allerdings kurz davor. Beim ersten Mal war sie jung, und es war eine niederschmetternde Erfahrung. Sie war Redakteurin bei der Vogue, mit breit gefächerten Aufgaben von Schönheit bis zu Partys, über die das Magazin berichtete. Da sie aus einem vornehmen aristokratischen Elternhaus in New York stammte, war sie bestens geeignet für die Berichterstattung über Prominentenpartys und erlesene Veranstaltungen, gelegentlich sogar über Hochzeiten. Ihre Großeltern väter- sowie mütterlicherseits waren ähnlich edler, blaublütiger Abstammung.

Auf einer dieser Veranstaltungen, die sie besucht hatte, um eine gesellschaftlich bedeutende junge Braut zu fotografieren, lernte sie Patrick Brock kennen, einen gut aussehenden jungen Fotografen. Sie war fünfundzwanzig, Patrick ein Jahr älter, und sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Sie waren fast ein Jahr zusammen, als er ihr einen Antrag machte. Ihre Verlobungszeit war wie im Flug vergangen. Faith, ihre Zwillingsschwester Hope und ihre Mutter Marianne planten die Hochzeit. Sie kauften ein wunderschönes filigran besticktes Spitzenkleid in der Brautmodenabteilung bei Bergdorf. Darin fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin, und noch mehr, als sie den Schleier anprobierte, der aus zartem französischen Tüll gefertigt war, der ihr Gesicht wie ein feiner Nebel verhüllte. Alles war für die Hochzeit im Metropolitan Club vorbereitet.

Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, da war sie zehn, und ihr Vater wollte mit seiner deutschen Frau aus Europa anreisen, einer Baronin. Ihre Eltern waren einander freundschaftlich verbunden geblieben. Faiths Schwester sollte Trauzeugin sein, und sechs Freundinnen vom College in Georgetown, Washington D.C., sollten als Brautjungfern fungieren. Hope war damals ein sehr erfolgreiches Model und hatte Fotoshootings mit Patrick gehabt. Sie hatte ihn gemocht. Faiths Eltern und Großeltern befürworteten die Eheschließung. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Boston und hatte Talent sowie gute Manieren. Faith war verrückt nach ihm.

Alles war planmäßig verlaufen, bis ihr Verlobter eine Woche vor der Hochzeit in dem Apartment auftauchte, das sie sich mit ihrer Zwillingsschwester teilte. Kaum war er durch die Tür, als er in ihren Armen auch schon in Tränen ausbrach. Er brauchte eine Stunde, um ihr zu erklären, er habe vor ihrer gemeinsamen Zeit einige »Abstecher« gemacht, die für ihn zunächst nur ein Experiment gewesen seien, die aber, wie er sich inzwischen eingestanden habe, viel mehr gewesen seien als das. Er gestand, er habe gemerkt, dass er schwul sei und sich in einen russischen Balletttänzer verliebt habe. Bis dahin hatte es für sie keinerlei Zweifel an Patricks sexueller Orientierung gegeben. Er sagte, er könne sie nicht heiraten. Er liebe sie als Freundin, habe jedoch zunehmend das Gefühl, ihren Erwartungen an eine Ehe nicht gerecht werden zu können. Er müsse frei sein, um eine Beziehung mit dem russischen Tänzer auszuprobieren, für den er tiefe Liebe empfinde. Seine Familie war ebenso schockiert wie Faiths, als er es allen sagte.

Es folgte ein Mix aus Tränen, Verzweiflung und Demütigung. Hastig wurden schriftliche Absagen der Hochzeit gedruckt. Faith hatte sich zwei Wochen von der Arbeit freigenommen, um sich zu verkriechen, und als sie zurückkehrte, war sie immer noch völlig durcheinander. Ihre Schwester hatte sich um sie gekümmert, wie nach einem Unfall oder einer Krankheit. Faith war am Boden zerstört.

Sie sah Patrick nie wieder. Er verließ New York und zog mit dem Tänzer nach London. Ihr kam zu Ohren, die Beziehung der beiden sei leidenschaftlich, aber nicht von Dauer gewesen. Immerhin hatte er nun Gewissheit über seine Sexualität. Irgendwann kehrte er nach New York zurück, doch dankenswerterweise kreuzten sich ihre Wege nie mehr.

Eine Laune des Schicksals sorgte dafür, dass sie sechs Monate nach der abgesagten Hochzeit damit beauftragt wurde, exklusiv für die Vogue über Hochzeiten zu berichten, weil sie das so gut konnte. Sie war zu dem Zeitpunkt immer noch nicht über den Schock hinweggekommen, kurz vor dem Altar den Laufpass bekommen zu haben. Ihr Vater verstand nicht, weshalb sie so niedergeschlagen war. Er meinte, es sei doch ein Segen, dass sie es vor der Hochzeit erfahren habe, statt erst Jahre später. Ihre Mutter und ihre Schwester hingegen konnten nachvollziehen, wie traumatisiert sie war und dass für Vogue über Hochzeiten zu berichten eine Art Konfrontationstherapie oder Immunisierung für sie darstellte. Etwas verhärtete sich in ihr, während sie von Hochzeit zu Hochzeit zog und schwärmerisch darüber schrieb, nachdem sie vom Fotografen alle gewünschten Bilder für das Magazin bekommen hatte. Ein Jahr lang fühlte sie sich wie betäubt. Ihre Mutter hatte das Brautkleid an sich genommen und irgendwo verstaut. Die ganze Erfahrung war lange Zeit ein sensibles Thema.

Fast zehn Jahre später zog sie in Erwägung, es noch einmal zu probieren. William Tyler war ein starker, interessanter Mann und Architekt. Sie bewunderte seine Arbeit. Zu dem Zeitpunkt hatte sie das Magazin verlassen und sich als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht. Nachdem sie über Hunderte Hochzeiten für Vogue berichtet hatte, kannte sie sich damit schließlich am besten aus. Und sie hatte ihre Lektionen gelernt.

Anfangs schien William der perfekte Partner zu sein. Er war in seiner Arbeit ebenso diszipliniert und präzise wie sie in ihrer. Doch dann zogen dunkle Wolken auf, als er anfing, ihr vorzuschreiben, was sie tun und anziehen sollte, was sie sagen durfte und worüber sie nicht sprechen sollte. Er wohnte in einem Apartment in Chelsea, das er entworfen hatte. Faith und Hope hatten jede ihre eigene Wohnung. Faith lebte in SoHo, während Hope in einen Vorort gezogen war. William mochte ihre Freunde nicht und hatte selbst keine. Er erklärte ihr ganz genau, wie er sich ihre Hochzeit vorstellte und wo sie stattfinden sollte. Er hatte ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden, und die einzige Meinung, die er akzeptierte, war seine eigene.

Nachdem sie zwei Monate verlobt waren, glaubte Faith zu ersticken. Sie hatte das Gefühl, er beraubte sie ihrer Identität und versuchte sie nach seinen Vorstellungen umzugestalten, wie ein Gebäude, das er gekauft hatte, um es zu renovieren. Sie war bitter enttäuscht. Ständig machte er sie runter. Sie gab ihm den Ring zurück und ergriff die Flucht. Sie war älter und klüger als beim ersten Mal und fragte sich, wie sie erneut einen solch schweren Fehler hatte begehen können. Sobald sie sich von ihm getrennt hatte, fühlte sie sich frei und erleichtert.

Diesmal bedauerte sie die gelöste Verlobung nicht. Er verstand nie, was schiefgelaufen war. Er hatte sie auf Schritt und Tritt kontrolliert und wollte sogar ihre Gedanken lenken. Nach dem zweiten Mal erholte sie sich schneller, da sie diejenige war, die Schluss gemacht hatte. Als Vermächtnis hinterließ William in ihr die Erkenntnis, dass die Ehe wohl nichts für sie war. Hochzeiten waren ihr Job, ermöglichten ihr sogar eine Karriere, aber eine eigene war nicht länger ihr Traum. Sie konnte für jeden, der sie darum bat, eine außergewöhnliche Hochzeit organisieren, aber die Vorstellung, selbst zu heiraten, erfüllte sie mit Furcht. William hatte sie für immer von dem Wunsch kuriert, jemals eine Braut sein zu wollen.

Sechs Monate später verkündete ihre Zwillingsschwester Hope, dass sie heiraten werde, und alles, was Faith empfand, war Mitleid. Hope hatte ein spannendes freies Leben als Model gehabt und war nun der Überzeugung, in Angus Stewart ihren Seelenverwandten gefunden zu haben.

Hope und Faith waren zwar Zwillingsschwestern, sahen sich aber nicht ähnlich und waren charakterlich auch völlig verschieden. Faith war kleiner und zierlicher, blond und hatte grüne Augen. Hope dagegen war fast so groß wie ihr Vater, hatte dunkles Haar und braune Augen. Zwölf Jahre lang hatte sie ihren Spaß als Model in New York gehabt. Sie hatte faszinierende Leute kennengelernt, war durch die Welt gereist und bereit, das alles für einen Mann aufzugeben, dessen liebste Freizeitbeschäftigungen Wandern und Angeln, Skifahren und Bergsteigen waren. Angus zog mit ihrer Schwester nach Connecticut. Er war Schriftsteller, und sie bekamen drei Kinder in sieben Jahren. Hope behauptete, glücklich zu sein, was Faith sich kaum vorstellen konnte in einem ländlichen Vorort, umgeben von Lärm und Chaos. Die Kinder waren süß, aber lebhaft und unkontrollierbar, was Hope jedoch zu genießen schien. Sie benahmen sich nur, wenn die Nanny zugegen war. Hope schien sie nicht einmal dazu bringen zu können, für einen Moment stillzusitzen, was sie allerdings überhaupt nicht störte. Angus und sie hatten drei ungestüme Jungen: Seamus, sechs, Henry, drei und das Baby Oliver, inzwischen auch schon ein Jahr alt.

Faith und Hope hatten es als Kinder geliebt, Zwillinge zu sein, besonders da sie unterschiedlich aussahen und waren. Hope war lässiger und entspannter. Faith war stets nervöser und strebte nach Perfektion in allen Dingen. Es passte zu ihr, allein zu leben. Das Haus, das sie in der Stadt gekauft hatte und von dem aus sie ihr Unternehmen führte, war makellos schick und ordentlich wie Faith selbst und die Hochzeiten, die sie plante. Nichts war jemals unordentlich. Sie achtete auf jedes Detail. Eine Faith-Ferguson-Hochzeit war perfekt, genau wie Faith und das Zuhause, in dem sie wohnte. Hope war chaotischer. In ihrem Haus herrschte ständig ein Durcheinander, in dem Schuhe, Zeitschriften, Bücher und Sportsachen überall herumlagen. Faith liebte es, sie zu besuchen, aber sie war auch jedes Mal wieder froh, in ihr aufgeräumtes und friedliches Zuhause zurückzukehren, wo alles an seinem Platz war. Drei Jungen (großzuziehen) hätte Faith nicht geschafft. Sie liebte ihre Neffen, aber ihre Zwillingsschwester liebte sie noch mehr, mehr als irgendwen auf der Welt. Sie bereute es nicht, keine Kinder bekommen zu haben. Das gehörte alles zu dem Paket, gegen das sie sich entschieden hatte. Sie verhalf anderen dazu, aber nicht sich selbst.

Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, bereitete sie sich einen Becher grünen Tee zu und setzte sich, um ihre Schwester anzurufen, wie jeden Morgen, ehe sie ihren Tag begann. Es war ihr liebstes Ritual. Sie rief sie um acht Uhr an, wenn ihr Schwager Angus, schottischer Abstammung, gerade die beiden älteren Jungen zur Schule brachte und die Nanny gekommen war, um das Baby anzuziehen. Faith und Hope konnten in Ruhe darüber plaudern, was ihnen in den Sinn kam oder was sie machten, oder sie konnten über interessanten Klatsch reden, den sie über alte Freunde gehört hatten. Genau wie Faith sah Hope jünger aus, als sie war. Sie besaß eine außerordentliche natürliche Schönheit. Ihre langen Haare sahen stets aus, als hätte sie vergessen, sie zu bürsten. Nur selten schminkte sie sich, und sie strahlte eine unbewusste Sinnlichkeit aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen. Für gewöhnlich trug sie Jeans, dazu Reitstiefel oder Gummistiefel. Sie ritt beinahe jeden Tag in einem Gestüt in der Nähe. Sie bevorzugte Seemannspullover und trug häufig die Parkas und Jacken ihres Mannes, was ihr sehr gut stand.

»Was hast du vor in dieser Woche?«, erkundigte Hope sich, einen Latte Macchiato trinkend. Es war der zweite Versuch. Den ersten hatte ihr Sohn Seamus am Frühstückstisch verschüttet.

»Ich treffe drei neue, potenzielle Kunden«, berichtete Faith. Hope freute sich immer über ihren Erfolg. Nach zwölf Jahren des Modelns blieb sie gern zu Hause, vor allem da Angus in seinem gemütlichen Arbeitszimmer schrieb, das er sich über der Garage eingerichtet hatte. Es war angenehm, ihn in der Nähe zu wissen. Die Stadt fehlte ihr überhaupt nicht, und Faith musste sie jedes Mal anflehen, sie in der Stadt zu besuchen, zum Shoppen und einem gemeinsamen Lunch.

Hope hasste es zu shoppen, denn sie meinte, sie habe in ihrem Leben genug Kleidungsstücke anprobiert. Diese Einstellung hatte sie auch schon als Model gehabt, obwohl sie immer toll aussah auf dem Laufsteg bei Modeschauen. Einen Großteil ihrer Karriere hatte sie zu den gefragtesten Models der Branche gehört, und jetzt wollte sie nur noch zu Hause sein, als Ehefrau und Mutter. Ein solches Leben hätte Faith gelangweilt, doch Hope war glücklich und zufrieden damit. Angus war ein großartiger Mann, und er freute sich immer, Faith zu sehen, und ermutigte sie, ruhig öfter zu Besuch zu kommen. Aber Faith war sehr beschäftigt in New York. Die Zwillinge sprachen oft zwei- oder sogar dreimal am Tag miteinander, um zu hören, wie es der anderen ging oder um etwas zu erzählen, was sie getan oder erlebt hatten. »Alle drei werden gute Referenzen sein für mich«, berichtete Faith weiter über ihre neuen Kunden. »Um diese Jahreszeit ist immer viel los.« Hope wusste das und bewunderte ihre Schwester für ihr Talent und die erfolgreiche Karriere, die sie sich aufgebaut hatte. Die Hochzeiten, die sie organisierte, waren fantastisch. Faith hatte sich auch um Hopes Hochzeit gekümmert, und sämtliche Männer hatten Kilts mit den Karomustern ihrer Familien getragen.

Die Zwillinge wussten alles voneinander und vertrauten sich die geheimsten Gedanken an, wie sie es schon immer getan hatten. Sie standen auch ihrer Mutter nahe, sich gegenseitig aber noch näher. In der Kindheit waren sie beste Freundinnen, was die meiste Zeit bedeutete, dass andere Freunde ausgeschlossen waren. Sie verband eine sehr tiefe und besondere Beziehung. Als andere Mädchen in ihrem Alter, als Teenager, ständig mit ihren Schwestern zankten, waren sie einander in Liebe zugetan. Als Kinder stritten sie selten, und nie seit sie erwachsen waren. Ihre Mutter war eine freundliche, einfühlsame, intelligente Frau, die akzeptierte, dass die Beziehung der Zwillinge wenig Raum für andere ließ, selbst für sie nicht.

»Hast du in letzter Zeit mit Mom gesprochen?«, erkundigte sich Hope, und Faith empfand die Frage als milden Tadel.

»Nein, warum? Stimmt etwas nicht? Ich habe vor einer Woche mit ihr gesprochen. Hat sie sich beklagt oder gesagt, ich hätte mich nicht gemeldet?«

»Nein, sie weiß, dass du viel zu tun hast. Sie will dich nicht behelligen. Ich glaube, sie fühlt sich manchmal einsam.« Ihre Mutter hatte dreimal geheiratet, das erste Mal Faiths und Hopes Vater, Arthur Ferguson. Diese Ehe hatte zwölf Jahre gehalten. Die Mädchen waren schockiert, als sie sich scheiden ließen. Sie schienen sich immer gut verstanden zu haben und waren sehr höflich miteinander umgegangen. Die Zwillinge waren bei der Scheidung zehn. Ihr Vater war stets viel gereist und hatte sich weder für seine Frau noch für seine Kinder sonderlich interessiert.

Beata wurde seine zweite Frau, schon kurz nach der Scheidung. Marianne brauchte länger, um der Liebe ihres Lebens zu begegnen, in Gestalt eines brillanten, sehr bekannten Dramatikers, der als Genie galt, leider aber auch depressiv und Alkoholiker war. Ihre Ehe dauerte fünf steinige Jahre. Als die beiden heirateten, besuchten die Schwestern schon das College und machten einen großen Bogen um ihren unberechenbaren, launenhaften Stiefvater, während sie ihre Mutter bedauerten, weil sie mit ihm verheiratet war. Er war kein bösartiger Mensch, aber es war unmöglich, mit ihm auszukommen. Die Schwestern waren nicht überrascht, dass die Ehe (schon bald) mit der Scheidung endete. Beim dritten Mal heiratete sie einen italienischen Grafen, der den Zwillingen bedeutungslos erschien. Sie wohnten damals zusammen in ihrer eigenen Wohnung und kannten ihn kaum. Und er bemühte sich seinerseits auch nicht darum, sie kennenzulernen. Nach zwei Jahren verließ er Marianne wegen einer anderen Frau. Marianne war enttäuscht, aber nicht überrascht.

Sie lebte von dem, was sie von ihrer Familie geerbt hatte, und musste nie arbeiten. Sie besaß keine riesige Summe Geld, aber genug, um davon angenehm leben zu können. Ein paarmal pro Jahr verreiste sie, um Freunde zu besuchen, hauptsächlich in Palm Beach oder Newport im Sommer. Sie verfügte über ein Treuhandvermögen, welches es ihr ermöglichte, die Mädchen auf Privatschulen in Manhattan zu schicken, als Faith und Hope noch jünger gewesen waren. Im Sommer mietete sie ein Haus in den Hamptons. Sie hatten alles, was sie brauchten, ohne im Luxus zu schwelgen. Marianne war finanziell abgesichert und konnte ein sorgenfreies Leben führen. Sie hatte gerade genug Geld, um Männer anzuziehen, die es darauf abgesehen hatten, wie der italienische Graf.

Marianne war stolz darauf, wie erfolgreich Faiths Unternehmen lief, und auf Hopes Model-Karriere. Als Kinder hatten sie ein unbeschwertes, glückliches Leben gehabt, mit einer fürsorglichen Mutter und einem kaum anwesenden Vater. Er hatte bei einer Bank gearbeitet, während er mit Marianne verheiratet war, und der Job hatte es mit sich gebracht, dass er viel reisen musste. Er aber wollte eine Frau, die nicht von ihm erwartete, dass er arbeitete, und die ihn unterstützte. Die hatte er schließlich in Beata gefunden.

Marianne blieb in der Wohnung in der Park Avenue wohnen, wo die Zwillinge aufgewachsen waren; sie war dort geblieben, nachdem der Vater der Mädchen ausgezogen war. Jetzt war Marianne siebenundsechzig und ging sorgsam mit ihrem Geld um. Es war tröstlich zu wissen, dass sie weiterhin gut über die Runden kommen würde und unabhängig war. Allerdings würde am Ende ihres Lebens auf die Zwillinge keine große Erbschaft warten. Damit rechneten sie auch nicht, außerdem hatten sie es allein zu etwas gebracht und ihr Geld gut und klug investiert. Angus war erfolgreich als Schriftsteller und hatte geerbt. Manchmal schmerzte es Hope, zu wissen, dass ihre Mutter allein war. Faith sagte immer, das sei besser, als mit dem falschen Mann verheiratet zu sein, der ihr Geld ausgab oder sich in ihr Leben einmischte. Das galt auch für sie. Hope erinnerte sie dann gern daran, dass nicht jeder so genügsam war wie sie oder es vorzog, allein zu leben. Ihre Mutter hatte lieber Gesellschaft, aber auch nach drei Versuchen nicht den richtigen Mann gefunden.

»Warum sollte Mom jetzt heiraten wollen? Sie hat alles, was sie braucht. Ein Mann würde nur wieder für Chaos sorgen. So wie jetzt ist es am besten«, sagte Faith nüchtern. In diesem Punkt waren sie uneinig. Hope vermutete stets, dass ihre Mutter lieber einen Mann in ihrem Leben hätte, statt allein zu sein, aber sie hatte lange niemanden an ihrer Seite gehabt. Als ihre Töchter klein waren, hatte sie sich ganz ihnen gewidmet. Sie war sehr bemüht, auszugleichen, dass ihr Vater, der nur ein- oder zweimal pro Jahr mit Beata nach New York kam, um Freunde zu sehen, sich kaum um sie kümmerte. Den Mädchen hatte es nie gefallen, ihn im Sommer in Deutschland zu besuchen. Sie fühlten sich unwillkommen und fehl am Platz. Beata verhielt sich ihnen gegenüber höflich, aber sie war kein warmherziger Mensch und hatte selbst keine Kinder. Die Mädchen hatten immer den Eindruck gehabt, ihr Vater hätte Beata vor allem wegen ihres luxuriösen Lebensstils geheiratet. Verrückt vor Liebe nach ihr schien er jedenfalls nicht zu sein. Er spielte seine Rolle als liebender Ehemann gut, und inzwischen waren sie seit fast dreißig Jahren verheiratet. Es war ein Arrangement, das für sie beide zu funktionieren schien. Er war Beata ein gut aussehender, distinguierter Ehemann, der viel allein auf Reisen war. Seit er Beata geheiratet hatte, hatte er nicht mehr gearbeitet. Er stammte aus einer alten angesehenen New Yorker Familie. Er war ein gutes Beispiel für das, was keine der Zwillingsschwestern wollte. Hope hatte Angus aus Liebe geheiratet und war glücklich. Faith hingegen war unverheiratet vollkommen glücklich und gönnte sich gelegentlich ein wenig Gesellschaft, aber nie für lange. Sie wollte keinen Ehemann, der ihr Vorschriften machte, ihr Geld verschwendete oder ihr Leben lenkte.

Die Zwillinge plauderten eine halbe Stunde, dann machte Faith sich auf den Weg ins Büro, das sich im Obergeschoss ihres Hauses befand. Ihr Schreibtisch war tadellos aufgeräumt, genau wie sie ihn abends verlassen hatte. Vor den Weihnachtsfeiertagen hatte sie noch zwei große Hochzeiten organisiert, seitdem herrschte Flaute, abgesehen von einer Hochzeit am Silvestertag. Niemand schien im Januar zu heiraten. Aber die Leute planten gleich nach Weihnachten ihre Sommerhochzeiten, daher wusste sie, dass sie schon bald wieder viel zu tun haben würde, vor allem, wenn sie mit den drei potenziellen Kunden ins Geschäft kam, mit denen sie sich in dieser Woche treffen wollte. Faith konnte es sich aussuchen, welche Aufträge sie annahm. Sie war die beste Hochzeitsplanerin der Stadt. Fand sie etwas zu schrill und zu vulgär oder zeugte etwas von ernsthaft schlechtem Geschmack, lehnte sie stets höflich ab. Sie erklärte den Interessierten dann, sie habe derzeit zu viel zu tun, um ihnen gerecht werden zu können. Sie hatte das Gefühl, dass der erste Kunde, den sie treffen würde, eine große Feier im Sinn hatte. Der Kunde, von dem die Empfehlung stammte, hatte im vergangenen Jahr fast zwei Millionen für die Hochzeit seiner Tochter in seinem Anwesen auf Long Island ausgegeben. Es war eine spektakuläre Feier, mit sechshundert Gästen und einem beachtlichen Honorar für Faith. Solche Hochzeiten brachten immer neue Kunden, die ähnlich exklusive Feiern im Sinn hatten.

Eine Sache, die sie hasste, waren Urlaubshochzeiten. Die waren schwer zu organisieren und durchzuführen, da sie sich auf Lieferanten vor Ort verlassen musste, die sie nicht kannte, je nach Location. Sie vermied Urlaubshochzeiten, wann immer sie konnte. Dagegen liebte sie Hochzeiten in den Privathäusern der Leute, sofern die Häuser groß genug waren. Sie hatte viele Hochzeiten in prächtigen Anwesen auf die Beine gestellt. Sie kümmerte sich auch um kleinere Veranstaltungen, wenn sie die Leute sympathisch fand und sie mit dem Budget arbeiten konnte. Sie fand Erfüllung darin, die Träume der Menschen Wirklichkeit werden zu lassen. Bei Hochzeiten drehte sich alles um Fantasie und darum, zu verstehen, was die Leute wollten, um dann den Zauber wahr werden zu lassen.

Faith genoss es stets aufs Neue, den Ausdruck auf dem Gesicht des Bräutigams zu sehen, sobald er die Braut zum ersten Mal erblickte, oft mit Tränen in den Augen. Es war, als würde sie dabei zusehen, wie der Zukunft des Paares ein Teppich ausgerollt wurde, auf dem alle ihre Hoffnungen sich erfüllten. Es war eben ein ganz besonderer Tag, und sie empfand es als wunderschön, ein Teil davon zu sein. Für ihr eigenes Leben hatte sie diesen Traum aufgegeben, aber es machte sie glücklich, diesen Traum für andere in Erfüllung gehen zu lassen, die noch daran glaubten. Es war ihre Entscheidung, sich von diesem Traum zu verabschieden, daher verspürte sie keine Bitterkeit. Eine Hochzeit erfolgreich zu organisieren, war eine Frage der Vorstellungskraft und der Logistik. Und der guten Zusammenarbeit mit Lieferanten, die sie nie im Stich ließen.

Sie hörte Violet, ihre Assistentin, hereinkommen, während sie sich einen Becher Tee einschenkte. Faith hatte bewusst nicht viele Angestellte. Ihr genügte eine Haushälterin, die täglich bei ihr für Ordnung und einen gefüllten Kühlschrank sorgte, und fürs Büro eine Assistentin. Den Rest erledigte sie selbst. Als Violett den Raum betrat, saß Faith an ihrem Schreibtisch. Violet war eine aufgeweckte, freundliche junge Frau, die ihren Job liebte und in gewisser Hinsicht jeden von Faiths Tagen besser machte. Sie war neunundzwanzig und arbeitete seit drei Jahren für Faith. Ihre Zusammenarbeit funktionierte reibungslos, und Violet kümmerte sich sehr gut um die Bräute, während sie den Müttern Verständnis und Geduld entgegenbrachte, sobald die Situation angespannt wurde, was zwischen Müttern und Töchtern, die den großen Tag gemeinsam planten, nicht selten der Fall war. Den Vätern waren die Details meistens egal, nicht aber die Rechnung. Und Faith mit der Organisation einer Hochzeit zu beauftragen, war nicht billig. Die Leute kannten ihren Ruf, bevor sie sich an sie wandten. Sie würden eine unvergessliche Hochzeit bekommen, mussten dafür aber einen entsprechenden Preis zahlen.

Faith trug einen schlichten schwarzen Hosenanzug zu dem Meeting, dazu High Heels. Sie zog sich stets dezent für ihre Treffen mit potenziellen Kunden an. Es spielte keine Rolle, wer sie waren. Violet trug einen schwarzen Rock zu einem schlichten weißen Kaschmirpullover und ebenfalls High Heels. Sie konnte Jeans tragen, wenn sie am Veranstaltungsort arbeitete, aber niemals im Büro. Sie enttäuschte Faith nie.

»Was wissen wir über die Alberts?«, fragte sie Faith, während sie deren leeren Teebecher wegräumte, und Faith lächelte.

»Nicht viel. Er ist ein großer Bauunternehmer. Wir wurden ihnen von den Ferdinands empfohlen, daher glaube ich, dass es eine große Veranstaltung wird. In ein paar Minuten werden wir es erfahren.« Sie sollten in fünf Minuten da sein, und Faith erwartete von ihren Kunden Pünktlichkeit.

Eine halbe Stunde später warteten sie immer noch auf die Alberts. Die hatten nicht angerufen, um mitzuteilen, dass sie sich verspäten würden. Faith schaute erneut auf ihre Uhr. Vierzig Minuten nach der verabredeten Zeit klingelte es an der Tür, und Violet ließ sie herein.

Sie führte sie ins Wohnzimmer im Erdgeschoss, in dem Faith während der Arbeitszeiten Kunden empfing. Faith nahm mehrere Ordner mit sowie einen Block in einer Ledermappe, um sich während des Meetings Notizen zu machen. Sie betrat den Raum, als die Gäste sich gerade setzten, und Violet ging, um die Mäntel aufzuhängen. Der von Mrs. Alberts war ein pinkfarbener Nerz.

Sobald Faith die Familie sah, konnte sie schon die Größe der Hochzeit einschätzen. Jack Albert, der Vater der Braut, war korpulent und trug einen teuren Anzug, dazu eine dicke goldene Uhr am Handgelenk. Seine Frau trug ein rotes Chanelkostüm, einen großen Diamantring und überhaupt zu viel Schmuck und Parfüm für diese frühe Tageszeit. Im Gegensatz dazu war die Tochter und vermutliche Braut in Leggings, Kampfstiefel und einen alten löchrigen grauen Pullover gekleidet. Am rechten Handgelenk trug sie ein auffallendes Tattoo einer Rose. Die blonden Haare wurden nachlässig von einer Klammer zusammengehalten. Ihr Aussehen interessierte sie offenbar wenig, außerdem schien sie sich unbehaglich zu fühlen. Sie war eine attraktive junge Frau, die nicht allzu glücklich darüber wirkte, mit ihren Eltern hier zu sein. Faith schätzte sie auf Ende zwanzig, höchstens dreißig, etwa im Alter ihrer Assistentin. Jack legte Wert auf die Feststellung, dass Annabelle nicht arbeitete. Sie habe das College besucht, aber nie einen Job gehabt. Er meinte, sie brauche keinen. Und Jeremy, der Bräutigam, arbeite manchmal im Unternehmen seines Vaters, wenn ihm danach sei. Jack war großzügig mit diesen Informationen.

Faith gab jedem von ihnen einen Ordner mit Beispielfotos, Ideen und ihren Basismaterialien, die sie sich zu Hause in Ruhe ansehen und sich einen Eindruck davon machen konnten, welche Art von Hochzeiten Faith organisierte. Die Fotos zeigten eine große Auswahl, sowohl von Hochzeiten in der Stadt als auch auf dem Land, außerdem einige, die sie für Prominente ausgerichtet hatte. Die Alberts machten auf sie den Eindruck, als wollten sie eine Hochzeit innerhalb der Grenzen des guten Geschmacks. Zu gewährleisten, dass die Festivitäten eine gewisse Klasse hatten, gehörte zu Faiths Aufgaben genauso wie als Vermittlerin zwischen der Braut und deren Eltern zu fungieren, falls die Vorstellungen auseinandergingen. Sie fragte sich, wessen Idee es gewesen war, sich an sie zu wenden. In diesem Fall vermutlich die der Eltern, nicht der Braut. Sie wusste, dass sie richtiglag, als Albert erzählte, ihre ältere Tochter Eloise sei vor fünf Jahren durchgebrannt. Er meinte, ein weiteres Mal würden sie sich nicht um eine Hochzeit bringen lassen. Es war offenkundig, dass sie kompensieren wollten, was ihnen damals entgangen war.

»Innerhalb eines Jahres war sie wieder geschieden«, sagte er missbilligend, worauf Annabelle, die künftige Braut, nur die Augen verdrehte. Faith kannte solche Geschichten bereits. Damit wollte er sagen, dass das Scheitern der Ehe von vornherein klar gewesen sei, da ihre Schwester keine große Hochzeit gewollt habe, um die Zustimmung der Eltern zu demonstrieren. Er machte auch eine komische Bemerkung über Annabelles Verlobten, der erst davon hatte überzeugt werden müssen, »sich der Herausforderung zu stellen«. Faith fragte sich, was das bedeutete. Geld, ein Ferrari, Jacks Verbindungen für einen besseren Job oder Gefahren. Faith überlegte, ob der Bräutigam es aufs Geld abgesehen haben könnte oder einfach noch nicht bereit für die Ehe war. Auf jeden Fall hatten sie ihn offenbar herumgekriegt, sonst wären sie nicht hier.

Faith ahnte bereits, dass die Familie eine große Hochzeit wollte, um Freunde zu beeindrucken und möglicherweise auch Geschäftspartner. Jack Albert war ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer, der mehrere Wolkenkratzer in der City gebaut hatte. Die Hochzeit sollte in ihrem Anwesen in East Hampton stattfinden.

»Die wollen siebenhundert Gäste«, sagte Annabelle mit wütender Miene, und Faith lächelte alle drei an, während Miriam Albert die Kunst an den Wänden studierte. Faiths Zuhause war schlicht, modern und wunderschön eingerichtet. Das hatte sie alles selbst gemacht, und die Kunstwerke stammten von bekannten Künstlern.

»Vielleicht können wir uns auf drei- oder vierhundert einigen. Wie klingt das für Sie?«, wandte sich Faith an die Braut, als wären sie allein im Raum, und zum ersten Mal lächelte Annabelle.

»Schon besser. Ich wollte eine kleine Hochzeit. Deshalb ist meine Schwester abgehauen und hat heimlich geheiratet. Sie wollte keinen Zirkus, und ich will auch keinen.«

»Die Hochzeit findet am vierten Juli statt.« Miriam Albert sprach zum ersten Mal. »Und wir wollen ein Feuerwerk.« Sie bat ihre Tochter gar nicht erst um ihre Zustimmung. Es war ihre Entscheidung. Annabelle sagte nichts, verdrehte jedoch erneut die Augen.

»Alles ist möglich.« Faith lächelte freundlich. »Allerdings wollen wir die Aufmerksamkeit nicht von dem glücklichen Paar durch zu viele Attraktionen ablenken«, gab sie zu bedenken und sah, wie Annabelle sich allmählich entspannte. Bis zum Beginn der konkreten Hochzeitsplanung musste Faith ihr Vertrauen gewonnen haben. Sie war kompetent und ruhig und ließ sich von Annabelles Eltern nicht aus dem Konzept bringen, und das brachte ihr das Vertrauen der Braut ein.

»Außerdem wollen wir ein Spiegelzelt mit Kronleuchtern«, fuhr die Mutter der Braut fort. »Und zwei Bands.«

»Ich würde mir zuerst gern den Veranstaltungsort ansehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Dann kann ich Vorschläge machen. Das ist schwierig, bevor ich nicht gesehen habe, wo die Hochzeit stattfinden soll.« Jack nickte dazu, und Annabelle tat es ihm gleich. Es war ein sinnvoller Vorschlag. Faith war nicht nur erfahren, sondern auch pragmatisch. Auch dafür war sie bekannt.

Faith machte sich ein paar Notizen zu dem, was die Alberts über Feuerwerk, das Zelt und die Kronleuchter gesagt hatten. Sie verwendete eine Stunde darauf, ein Gefühl dafür zu bekommen, was jeder von ihnen wollte. Jack und Miriam wollten eine Show. Annabelle wollte etwas Bedeutungsvolleres und weniger Überwältigendes als das, was ihre Eltern im Sinn hatten. Es war Faiths Aufgabe, die beiden Seiten zusammenzubringen und eine Hochzeit zu kreieren, von der Annabelle begeistert sein würde und die den Eltern den Eindruck vermittelte, dass sie etwas für ihr Geld bekommen hatten.

»Wenn wir ganz zum Schluss ein Feuerwerk machen, wird es die Aufmerksamkeit nicht von der Hochzeit ablenken, sondern ein aufregender Abschiedsgruß für den Start des Paares in ihr neues Leben sein«, schlug sie vor. Ihr war klar, dass die Alberts sich dieses Feuerwerk in den Kopf gesetzt hatten, und nun musste sie es Annabelle irgendwie schmackhaft machen. »Haben Sie schon nach einem Kleid geschaut?« Annabelle schüttelte den Kopf.

»Wir hatten an Dior gedacht«, meldete sich Miriam wieder zu Wort; Annabelle sagte dazu nichts. Offenbar hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, was sie wollte. Sie wusste nur, was sie nicht wollte; leider standen genau von diesen Dingen etliche ganz oben auf der Wunschliste ihrer Eltern. »Mit einer langen Schleppe und einem bestickten Schleier«, fügte Miriam hinzu. »Wir reisen in drei Wochen nach Paris, um uns die Couture-Shows anzusehen.«

»Und einige andere Designer«, sagte Annabelle, während Faith sich fragte, wie viele weitere Tattoos sie hatte. Sie hatte das Gefühl, dass es noch mehr gab, was den Stil des Hochzeitskleides bestimmen würde. Es sei denn, sie wollte die Tätowierungen zeigen, was für manche junge Frauen galt.

»Wir haben viel Arbeit vor uns«, erklärte Faith lächelnd. Zum Abschied überreichte sie allen je eine Ausgabe ihrer drei Bücher. Sie hatten einen Termin vereinbart für einen Besuch Faiths in ihrem Anwesen in Long Island, und Faith bot an, sich jederzeit telefonisch melden zu können, falls irgendwelche Fragen auftauchten. Sie war sich ziemlich sicher, dass die Alberts anrufen würden. Jack deutete an, dass Geld keine Rolle spielte, was für gewöhnlich ein Zeichen für sehr schlechten Geschmack war. Aber Faith war darauf vorbereitet und würde alles in die richtigen Bahnen lenken, damit die Hochzeit geschmackvoll wurde und zugleich aufwendig, worauf sie sich am besten verstand. Ihre Veranstaltungen waren niemals vulgär. Sie würde keine Übertreibung dulden.

Als sie gingen, begann es gerade zu schneien, und als Faith die Alberts hinausbegleitete, bemerkte sie den wartenden Chauffeur in einem Mercedes Maybach. Etwas in der Art hatte sie erwartet. Oder einen Rolls-Royce.

Nachdem sie fort waren, hing Miriams Parfüm noch in der Luft.

»Wie war es?«, erkundigte sich Violet, als Faith ins Büro zurückkam.

Sie seufzte lächelnd. »Interessant. Die wollen jede Menge Tamtam, siebenhundert Gäste und Feuerwerk, am vierten Juli. Die Braut wünscht sich etwas Kleineres. Sie wird sich nicht durchsetzen, aber wir können zumindest versuchen, es ein wenig zu dämpfen. Nächste Woche besuche ich ihr Anwesen. Denen schwebt Caesars Palace vor, mir Versailles«, erklärte sie, und Violet lachte. Sie nahm Faiths in Leder gebundenen Notizblock, und prompt entdeckte Faith ein Funkeln an Violets linker Hand.

»Was ist das? Gibt es Neuigkeiten?« Faith machte ein verblüfftes Gesicht, und Violet errötete.

»Es ist einfach passiert. Jordan hat mir Silvester einen Antrag gemacht. Aber keine Sorge, wir können uns keine Flitterwochen leisten, also werde ich mir nur eine Woche freinehmen.« Sofort blickte sie besorgt drein, denn sie wollte Faith auf keinen Fall verärgern.

»Und wann soll das Ganze stattfinden?«, fragte Faith. »Hoffentlich nicht mitten in der Saison im Juni, Juli oder August.«

»Wir hatten an Mai gedacht. Ich weiß, wie viel im Juni los ist. Ich wollte dich irgendwann im Lauf des Tages heute fragen.«

»Das ist perfekt«, sagte Faith lächelnd, denn sie freute sich wirklich für sie. Nur war es im Mai für die meisten Hochzeiten oft noch zu kühl in New York. »Weißt du schon, wo die Hochzeit stattfinden soll?«

»In der Nähe meiner Eltern gibt es ein italienisches Restaurant; mein Dad meint, das sei okay.«

»Lass uns mal sehen, ob uns nicht noch etwas anderes einfällt, was ihm gefallen könnte und das eher deinem Stil entspricht. Ich werde darüber nachdenken.« Faith liebte Herausforderungen, und Violet lächelte. Eine Faith-Ferguson-Hochzeit konnte sie sich nicht leisten, aber vielleicht würde Faith ein paar Vorschläge haben, die zu ihrem Budget passten. Sie arbeitete gern für Faith und wusste, dass sie sich auf sie verlassen konnte. Abgesehen davon machte der Job Spaß und war aufregend. Sie hatte viel von Faith gelernt. »Alles Gute, Violet«, sagte Faith jetzt, da es unpassend war, der Braut zu gratulieren, was auch in ihrem Buch stand. »Ich hoffe, ihr beide werdet sehr glücklich.« Sie kannte den Bräutigam bereits, und er schien ein netter junger Mann zu sein. Er war Buchhalter und arbeitete für ein Start-up. Man konnte heutzutage nie wissen, wer einmal erfolgreich sein würde. Einige große Erfolgsstorys hatten klein angefangen.

Violet und ihr Verlobter waren seit einem Jahr zusammen, und Faith nahm sich vor, für die beiden nach einem Veranstaltungsort für die Feier Ausschau zu halten. Sie wusste, dass die beiden nicht viel Geld für eine Hochzeit erübrigen konnten, und vielleicht konnte sie helfen. Möglicherweise bekam sie Preisnachlässe für Violet, wenigstens für das Kleid.

Sie setzte sich an den Schreibtisch und machte sich Notizen zur Hochzeit der Alberts am vierten Juli. Da gab es vieles zu berücksichtigen, und der Auftrag würde Faith ein gutes Honorar einbringen. Aber es war Violets bevorstehende Hochzeit, die sie zum Lächeln brachte und ihr das Herz wärmte. Faith war nicht annähernd so hart und zynisch, wie manche Leute glaubten. Violets Hochzeit würde so werden, wie Hochzeiten bestenfalls sein sollten. Zwei Liebende an ihrem besonderen Tag, deren Zukunft strahlend vor ihnen lag. Und Faith würde dafür sorgen, dass Violet eine Hochzeit bekam, die ihr zur kostbaren Erinnerung wurde. Ob es nun eine millionenteure Hochzeit war oder eine bescheidene, wie für ihre Assistentin, Faith liebte ihren Job und liebte es, ihren Bräuten einen unvergesslichen Tag zu bereiten. Solange sie selbst keine werden musste.

2. Kapitel

Faith traf sich mit dem zweiten Paar nach dem Lunch. Der Bräutigam hatte den Termin vereinbart. Die zwei waren ein attraktives Paar. Douglas Kirk war Anfang vierzig, groß und athletisch, mit einer entschiedenen Art und einem gewinnenden Lächeln. Er hatte dunkle Haare, blaue Augen und wie gemeißelte Gesichtszüge. Und Phoebe Smith, die zukünftige Braut, war eine sehr hübsche Blondine mit einer tollen Figur. Sie war zweiunddreißig. Er war ein sehr erfolgreicher plastischer Chirurg mit eigener Klinik, und Phoebe arbeitete für ihn als OP-Schwester. Sie hatte eine sanfte Art und überließ Doug das Reden, nachdem sie sich gesetzt hatten. Er erwähnte ausdrücklich, dass er derjenige sei, der die Hochzeit bezahlen würde, was nichts anderes hieß, als dass er das Sagen haben wollte.

Er wollte die Hochzeit in dem Club feiern, in dem er Mitglied war, was die Kosten etwas reduzieren würde, wie Faith wusste, und ihm schwebten hundertfünfzig bis zweihundert Gäste vor, eine ziemlich große Feier also. Er war in Grosse Pointe, Michigan, aufgewachsen und hatte die Harvard Medical School besucht.

»Und woher kommen Sie, Phoebe?«, fragte Faith, damit die Braut die Chance bekam, ein wenig von sich zu erzählen, da Douglas sie seit zwanzig Minuten nicht mehr hatte zu Wort kommen lassen. 

»San Diego«, antwortete sie lächelnd. Es schien ihr nichts auszumachen, dass Douglas im Mittelpunkt stehen wollte. Als seine Angestellte, besonders im Operationssaal, war sie es gewohnt, sich seinen Wünschen zu beugen. Er lächelte ihr gelegentlich zu und tätschelte ihr die Hand. »Doug hat konkrete Ideen für die Hochzeit«, erklärte sie. »Ich bin erst seit einem Jahr in New York, daher kenne ich noch nicht viele Leute hier. Wir sind kurz nach meiner Ankunft in der Stadt zusammengekommen.«

»Endlich habe ich die Liebe meines Lebens gefunden, die Frau meiner Träume«, warf er ein.

Eine, die ihm das Reden überlässt, dachte Faith. Sie fand Doug irgendwie unangenehm, während Phoebe ihr so sympathisch war, dass sie ihr unbedingt dabei helfen wollte, ihre Vorstellungen hinsichtlich der Hochzeit zu benennen, damit nicht nur Dougs Ideen am Ende verwirklicht wurden. Als Faith sich erkundigte, wie viele Hochzeitsbegleiter sie sich vorstellten, sagte Phoebe, sie wolle ihre Schwester als Brautjungfer, wisse aber nicht, ob sie kommen könne. Es falle ihr schwer, ihre Mutter zu verlassen, die an Multipler Sklerose litt und ans Bett gefesselt war. Ihre Mutter konnte also nicht kommen, und ihr Vater war gestorben, als sie das College besuchte. Ihre Schwester lebte bei ihrer Mutter in San Diego, aber die beiden hatten Phoebe ermutigt, nach New York zu gehen, und sich für sie gefreut, als sie den Job bei Doug bekam. Sie trug einen schlichten, aber sehr hübschen Verlobungsring, und sie machte ganz offenkundig durch die Ehe mit Doug einen großen Schritt in ein besseres Leben. Doug gab an, dass sein Partner in der Praxis sein Trauzeuge werden sollte.

Er hatte einige Seiten aus der Zeitschrift Town & Country dabei, um Faith zu zeigen, welche Atmosphäre ihm vorschwebte. Sie wollten im Juni heiraten und hatten bereits den Club für einen bestimmten Tag gebucht. Er war sachlich und gut vorbereitet, und die Hochzeit, die er wollte, war nicht kompliziert. Er nannte seinen bevorzugten Floristen, der zu den besten New Yorks gehörte. Faith hatte mit dem Unternehmen schon oft bei Hochzeiten in der Stadt zusammengearbeitet. Sie waren nicht billig, aber sie leisteten wundervolle Arbeit. Doug wollte weiße Orchideen, und Phoebe fand, das klinge sehr schön.

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