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Amore inklusive

Die Amalfiküste wartet! Maya freut sich auf ihre Flitterwochen - dass ihr Verlobter sie vorm Altar stehen gelassen hat, ändert daran gar nichts. Na gut, seine Begründung, dass der Sex mit ihr zu langweilig war, hat vielleicht ein bisschen wehgetan. Doch in dem herrlichen Hotel in Italien findet sie Ruhe - und den unglaublich attraktiven Hotelbesitzer Charlie! Lange kann Maya nicht die Finger von ihm lassen, und der Sex mit ihm weckt ihre wilde Seite. Aber ist das zwischen ihnen nur eine heiße Affäre oder doch Amore für immer?


  • Erscheinungstag: 07.08.2020
  • Aus der Serie: Club
  • Bandnummer: 41
  • Seitenanzahl: 208
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745752281
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Alle hatten ihr dringend davon abgeraten, allein nach Italien zu fliegen.

Es wäre eine voreilige Entscheidung, die sie bitter bereuen würde, hatten sie gesagt.

„Es wird wie eine Beerdigung sein“, hatte Melinda, Maya Martins ältere Schwester, ihr versichert, vor Zorn am ganzen Körper zitternd, weil ihrer Schwester so übel mitgespielt worden war. Maya konnte es nachempfinden. Sie befand sich selbst in einem Zustand ständiger Empörung – vielleicht war es auch Wut, die stärker war als ihr Kummer –, seit Ethan sein fürchterliches Geständnis abgelegt und damit alle ihre Pläne ruiniert hatte. Sowohl was ihre Heirat als auch ihr Leben anging. „Du kannst doch deine Hochzeitsreise nicht allein machen. Du würdest dich die ganze Zeit nur richtig mies fühlen.“

„Noch mieser als in dem Moment, in dem er mich am Altar hat sitzen lassen? Im wahrsten Sinne des Wortes?“, hatte Maya erwidert, noch immer herausgeputzt für die große Zeremonie, mit perfektem Make-up und ebensolcher Frisur. Nachdem allen klar geworden war, dass man mit Ethan kein vernünftiges Wort mehr reden konnte, hatte ihr Vater die Hochzeit abgesagt. „Das ist ja wohl kaum vorstellbar.“

Melinda verzog das Gesicht. Die Tatsachen waren nun mal so, wie sie waren. Ändern konnte man sie nicht mehr.

Ethan, den Maya an diesem Tag hätte heiraten sollen, liebte seine Braut einfach nicht.

Besser gesagt: Er liebte Maya nicht.

„Wir waren immer beste Freunde, ehe mehr aus unserer Beziehung geworden ist“, hatte er verkündet, verbindlich wie immer, und sie dabei mit treuherzigem Blick aus seinen braunen Augen angeschaut. „Oder etwa nicht?“

Maya hatte ihren pinkfarbenen Morgenmantel übergestreift, den sie eigens zu diesem Zweck gekauft hatte: um sich am Hochzeitsmorgen auf die Trauung vorzubereiten. Perfekt frisiert, tipptopp geschminkt – und bereit, in ihr bezauberndes weißes Hochzeitskleid zu schlüpfen. In diesem Moment drückte Ethan sich an ihrer Mutter und ihrer Schwester vorbei, obwohl jeder wusste, dass es Unglück bedeutete, wenn der Bräutigam die Braut vor der Zeremonie zu Gesicht bekam. Sämtliche Mitglieder der Familie Martin waren in dieser Hinsicht äußerst pingelig.

Und hatten sie nicht recht? Das Unglück hätte in der Tat nicht größer sein können.

„Natürlich sind wir beste Freunde“, hatte Maya erwidert. Ihr Herz war weit, sie war überglücklich und rundum zufrieden gewesen.

Und jetzt war ihr übel.

Mit so etwas hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Stattdessen waren ihre Gedanken zurückgeschweift zu ihren Anfängen bei der Anwaltskanzlei Seven Sisters in Toronto, wo sie und Ethan zur gleichen Zeit ihr Referendariat begonnen und gemeinsam an einigen Fällen gearbeitet hatten. Dabei waren sie sich immer näher gekommen. Irgendwann hatten die durchgearbeiteten Nächte und Wochenenden zu mehr geführt. Ein Jahr später waren sie in eine elegante Eigentumswohnung im trendigen Stadtteil Yorkville gezogen. Sechs Monate später hatte Ethan ihr einen Heiratsantrag gemacht. Es schien der nächste logische Schritt zu sein auf ihrem gemeinsamen Weg in eine rosige Zukunft.

Maya hatte ihr Leben von Anfang nach einem fest gefügten Plan geführt, wie man es von einer echten Martin erwarten konnte. Ihre Jugend verbrachte sie in Lawrence Park, einem vornehmen Stadtteil von Toronto. Es folgte ein Jurastudium an der Universität von Toronto, ein erfolgreiches Referendariat bei einem der einflussreichen Freunde ihres Vaters und von dort aus sofort eine Anstellung als Senior Associate in einer der besten Kanzleien von ganz Kanada.

Auch Ethan passte da genau hinein. Er war erfolgreich, ehrgeizig und attraktiv. Sie teilten gemeinsame Interessen sowohl bei der Arbeit als auch in ihrer Freizeit – der wenigen, die ihnen blieb –, und sie hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: eine perfekte Zukunft.

Maya und Ethan waren füreinander geschaffen. So einfach war das.

„Ich weiß, dass ich dir das sagen kann, obwohl es kein gutes Timing ist“, hatte Ethan an jenem Morgen begonnen. Er hatte sich in ihrer Suite im Four Seasons in Yorkville, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hatte, neben sie aufs Sofa gesetzt, war mit seinem Daumen über den kissengeschliffenen Diamanten gefahren, den er bei Birks gekauft und ihr eigenhändig an den Finger gesteckt hatte, nachdem er ihr in einem ihrer Lieblingsrestaurants den Antrag gemacht hatte. „Maya, ich habe mich verliebt.“

Sie hatte immer noch nichts kapiert. Sie war zu sehr mit ihren Zukunftsplänen beschäftigt. Pläne, die sie bei gemeinsamen Essen und Joggingtouren geschmiedet hatten. Zuerst würden sie Teilhaber in ihrer Top-Kanzlei werden. Anschließend wollten sie in einen angesagten Vorort ziehen, Rosedale etwa oder Lawrence Park, eine Familie gründen und die erfolgreiche Familiengeschichte der Martins fortführen. Die Martins waren Rechtsanwälte wie Maya, Ärzte wie Melinda, Professoren wie ihre Cousins oder Geschäftsführer wie ihr Vater. Sie führten ein Leben in Glanz und Gloria, denn sie arbeiteten viel, und was auch immer sie anpackten – es wurde zu Gold.

Also hatte Maya nur wie betäubt dagesessen und den Mann verständnislos angelächelt, den sie heiraten, mit dem sie zusammenarbeiten, mit dem sie Babys haben und ein glanzvolles Leben führen wollte. Keiner der Martins hatte jemals vor den Augen der Öffentlichkeit eine Blamage erlitten. Die Martins machten keine Fehler.

„Wir beide wollten nicht, dass so etwas passiert“, sagte Ethan gerade in seiner verbindlichen Art, die ihm verlässlich dabei half, seine Fälle zu gewinnen. „Sowohl Lorraine als auch ich finden es schrecklich, wie sehr es dich verletzen wird, aber wir waren machtlos. Menschen verlieben sich nun mal, auch wenn es manchmal absolut unpassend ist.“

Als er den Namen von Mayas ältester und bester Freundin erwähnte, hörte sie schließlich auf zu lächeln. „Was? Lorraine?

„Irgendwann, da sind wir fest von überzeugt“, fuhr Ethan mit seiner einschmeichelnden Stimme fort, die mit ein Grund dafür gewesen war, dass Maya sich in ihn verliebt hatte, „wirst du mit uns einer Meinung sein, dass es für alle das Beste ist.“

Was danach geschah, versank in einem gnädigen Nebel.

Den Gästen – Familienmitgliedern und Freunden aus ganz Kanada und dem Ausland – hatte Mayas Vater in seiner kategorischen Art, die weder Fragen noch Widerspruch duldete, die Situation erklärt.

Das Kleid hatte Maya gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern ausgesucht. Es war genauso prachtvoll, wie es alle Martin-Frauen zu tragen verdienten. Als Maya es anprobiert hatte, hatte ihre Mutter ausnahmsweise einmal stolz ausgesehen, und Melinda hatte sich lächelnd an ihre eigene fantastische Hochzeit erinnert. Maya setzte die Tradition der Familie fort: eine standesgemäße Heirat, ein besseres Leben – und das märchenhafte Hochzeitskleid war sozusagen das Sahnehäubchen auf der Torte.

Sie hatte das Kleid geliebt. Nicht, weil es „dem Anlass angemessen war“, wie ihre Mutter kühl konstatiert hatte. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie darin zum Altar schreiten und während der Hochzeitsparty den ganzen Abend darin tanzen würde, in die weiße Seide eingehüllt wie in einen Traum.

Jetzt hätte sie es am liebsten verbrannt.

Was passiert war, nachdem Ethan klargestellt hatte, dass es ihm wirklich ernst war und er sich nicht von seinen Plänen abbringen lassen würde, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Alles schien in ihrem Kopf zu verschwimmen.

Er sagte tatsächlich seine eigene Hochzeit ab – nur ein paar Stunden vor der Trauung.

An was Maya sich aber doch noch erinnerte, waren die Dinge, die Ethan zu ihr gesagt hatte, nachdem er nicht länger so tat, als würden ihn ihre Gefühle kümmern. Als er ihr endlich mitgeteilt hatte, dass er sich schon ziemlich lange keine Gedanken mehr um ihre Gemütsverfassung gemacht hatte – wenn er das dann überhaupt jemals getan hatte.

„Ich bitte dich, Maya“, hatte er in barschem Tonfall zu ihr gesagt, wobei sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen kräuselten, sodass sie glaubte, einen vollkommen Fremden vor sich zu haben. Einen Fremden, der mit der besten Freundin seiner Verlobten schlief und seine eigene Hochzeit absagte. „Du magst Blümchensex, und das ist ja auch okay. Das ist dein gutes Recht. Aber letztlich will ich mich nicht an jemanden fesseln, der meine Bedürfnisse nicht befriedigen kann.“

„Deine Bedürfnisse?“ Maya war aufgesprungen. Sie hatten stundenlang darüber geredet, obwohl das Kind längst in den Brunnen gefallen war. Sie hatte ihm den Ring an den Kopf geworden – und sich damit so klischeehaft benommen, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte.

Ihr Vater hatte in diesem Augenblick gerade die Nachricht in der Kirche verkündet, in der die Freunde, Familienmitglieder und – was besonders peinlich war – ihre Anwaltskollegen bereits Platz genommen hatten.

„Was soll das heißen, Ethan? Lorraine hat dir erzählt, sie würde es gern anal treiben? Sie steht auch auf deinen Fußfetisch, von dem sie bisher gar nichts wusste? Nein, lass mich raten – sie verkleidet sich als kleines Mädchen und nennt dich Daddy. Ist es das, was dich antörnt? Mir hast du doch erzählt, dass du auf erwachsene Frauen stehst und nicht auf ein alt gewordenes Kind, dessen Leben immer schon ein selbstgemachtes Desaster war und immer sein wird.“

„Ich verstehe dein infantiles Bedürfnis, es mir heimzuzahlen“, konterte Ethan so würdevoll, als säße er auf dem höchsten moralischen Ross. „Vermutlich verdiene ich es sogar. Aber ich verbiete dir, so über Lorraine zu reden.“

Es hatte nichts genutzt.

Doch erst als Ethan sich aus dem Staub gemacht hatte, nachdem Mayas normalerweise eiskalte Mutter ihm gedroht hatte, wurde ihr wirklich klar, welche Rolle Lorraine in diesem miesen Spiel übernommen hatte.

Lorraine und Maya hatten sich während des Studiums an der McGill-Universität ein Zimmer geteilt. Maya war in jener Zeit der Kummerkasten ihrer Freundin gewesen und hatte ihr bei ihren ständigen emotionalen Achterbahnfahrten den Rücken gestärkt – sowohl was die Kündigungen ihrer Jobs als auch ihre Beziehungen anging, die sie regelmäßig in den Sand setzte. Später hatte Maya Lorraine immer ein Dach über dem Kopf geboten, wenn sie wieder einmal hinausgeworfen worden war; sie hatte sie unterstützt, wenn sie knapp bei Kasse war, und sich ihretwegen unzählige Male mit Ethan gestritten, der Lorraine immer als eine ‚unverbesserliche Schmarotzerin‘ bezeichnet hatte. Maya hatte Lorraine sogar ihrer Schwester als Brautjungfer vorgezogen, weil sie befürchtete, dass ihre dünnhäutige und zerbrechliche Freundin sonst einen Nervenzusammenbruch erleiden würde.

„Sie soll sich nicht ausgeschlossen fühlen“, hatte Maya ihrer vier Jahre älteren Schwester Melinda erklärt, die zahlreiche von Lorraines Lebenskrisen der vergangenen Jahre miterlebt hatte. „Du weißt, wie selbstzerstörerisch sie sein kann.“

In Wahrheit hatte selbst Maya sich nicht vorstellen können, dass Lorraine so zerstörerisch war.

Das Schlimme war: Melinda hatte Verständnis für die Entscheidung gehabt, obwohl Maya ihre Brautjungfer gewesen war, als sie Edward vor Jahren geheiratet hatte. Eine Entscheidung, die Maya nun mit blankem Entsetzen füllte – genau wie alle anderen, die sie in Bezug auf Lorraine getroffen hatte.

Sie wusste wirklich nicht, was ihr in dieser ganzen Katastrophe mehr zu schaffen machte. Ethan? Lorraine? Oder ihre vollkommene Blindheit?

„Ich glaube, das Schlimmste, was du jetzt machen kannst, ist, ganz alleine irgendwohin zu flüchten“, hatte ihre Mutter später an diesem entsetzlichen Tag gesagt, als Maya die Italienreise als Rettungsring ins Spiel brachte – was sie ja auch tatsächlich war. Mutter hatte zu ihrer üblichen kühlen und unnahbaren Haltung zurückgefunden, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen – oder nichts, was sie am Ende nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit hätte regeln können. „Du musst jetzt nach Hause kommen. Du kannst so lange bei deinem Vater und mir wohnen, bis wir entschieden haben, wie wir am besten damit umgehen sollen.“

Maya trug immer noch die Frisur, die sie eigens für die Hochzeit hatte richten lassen. Nur ein Tornado hätte das sorgfältig frisierte Haar durcheinanderbringen können. Sie hatte Jeans und T-Shirt über ihre verführerischen Hochzeitsdessous gezogen, bevor sie alles abgesagt und mit den Gästen gesprochen hatte, die von weither angereist waren, um einer Hochzeit beizuwohnen, die nicht stattfinden würde.

Sie fühlte sich gedemütigt. War wütend. Und beide Gefühle waren so übermächtig, dass sie nicht wusste, wie sie damit zurechtkommen sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, irgendwann nicht mehr vor Empörung und Entsetzen am ganzen Körper zu zittern.

Eines war sie jedoch nicht, und dieses Gefühl machte sich erst spät und nach und nach an diesem Novembertag breit, den sie am liebsten sofort aus ihrer Erinnerung gestrichen hätte: Sie war gar nicht so todunglücklich, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Und das verursachte eine seltsame Empfindung in ihrer Magengegend.

Vielleicht fiel es ihr deshalb ein wenig zu leicht, in ihre übliche Rolle als einer der vielversprechenden Stars in ihrer Kanzlei zurückzufinden.

Als Anwältin war sie präzise. Korrekt. Und niemals emotional.

Eben eine Martin. Genau das, was die Eltern von ihrer Tochter erwarteten.

„Ich werde nicht aus meiner Eigentumswohnung ausziehen oder bei meinen Eltern unterkriechen.“ Die Entscheidung kam wie eine Eingebung über sie. Eine Eingebung, die Ethan gewiss gegen den Strich gehen würde, was sie sogar noch besser machte. Sie stand in einer Ecke ihrer Hotelsuite – der Hochzeitssuite, um gehörig Salz in ihre Wunde zu streuen – und starrte hinaus auf Toronto, das ihr zu Füßen lag, fast so, als ob sich die Stadt über sie lustig machte. „Wenn Ethan mit Lorraine zusammen sein möchte, kann er das gern tun. Das heißt, er muss ausziehen, nicht ich. Und das sollte er besser tun, wenn ich nicht da bin.“

„Wenn es das ist, was du willst …“ Ihre Mutter sprach mit einer geradezu provozierenden Geduld, als ob es Maya war, die sich unvernünftig verhielt. Es reizte sie bis aufs Blut, aber Maya hatte an diesem Tag mehr geschrien als in all den Jahren zuvor. Und obwohl der Drang, es weiter zu tun, geradezu unbezähmbar war, ließ sie es sein, denn ihre Kehle schmerzte auch so schon genug. „Aber ich weiß nicht, was gut daran sein soll, wenn du jetzt in ein fremdes Land fährst …“

„Wir haben vier Wochen an der Amalfi-Küste gebucht“, konterte Maya mit stoischem Gleichmut, der wohl eine Folge ihrer Wut und ihrer Empörung war, wie sie glaubte. „Das ist mein erster Urlaub seit dem Studium. Ja, es sollten unsere Flitterwochen sein. Aber ich werde nicht darauf verzichten, nur weil Ethan ein Arschloch geworden ist.“

Keiner hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt. Melinda hatte sie davon abzubringen versucht. Dazu hatte sie sich ihren Mann, einen Ingenieur, zur Verstärkung geholt. Auch ihre Eltern waren entschieden dagegen – sie reagierten geradezu mit eisiger Ablehnung auf Mayas Plan. Alle hatten auf sie eingeredet, ohne jedoch das Offensichtliche zu benennen – nämlich dass sie ihre Entscheidung für einen fatalen Fehler hielten.

Doch Maya hatte sich nicht beirren lassen. Sie musste unbedingt wegfahren. Sie musste so viel Distanz wie möglich schaffen zwischen diesem Debakel und dem, was sie danach erwartete. Sie musste einen neuen Weg finden, einen neuen Plan schmieden, und das konnte sie unmöglich in dem Scherbenhaufen tun, in den ihre alten Pläne sich verwandelt hatten.

Sie hatte sich beharrlich geweigert, Lorraine zu sehen. Sie hatte darauf verzichtet, weiter mit Ethan zu diskutieren, als er ihr draußen vor der Hotelsuite noch einmal begegnet war. Sie bat ihren Vater, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass sie die Flugtickets nehmen und in dem Hotel absteigen würde, das sie gemeinsam gebucht hatten – einem reizenden Boutique-Hotel in der exklusiven San-Giorgio-Region an der Amalfi-Küste –, und dass er gefälligst die Gelegenheit nutzen sollte, sich zu verkrümeln und sämtliche Hinweise auf seine Existenz aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu entfernen.

Ihr Vater hatte ihr mitgeteilt, dass Ethan über diese Aufforderung nicht gerade erfreut war. Genau darauf hatte Maya gehofft. Ein feines Lächeln hatte dabei seine Lippen umspielt, was Mayas Wissen nach das Äußerste an Gefühlsaufwallung war, zu der ihr strenger, würdevoller Vater in der Lage war.

Das eigentlich Bemerkenswerte an der ganzen Diskussion um ihre Entscheidung, Toronto zu verlassen, war allerdings die Tatsache, dass niemand sie gefragt hatte, wie sie sich fühlte. Dieser Gedanke schoss ihr durch den Kopf, als ihre Maschine am nächsten Abend die Reiseflughöhe über dem Atlantik erreicht hatte. Auf dem Platz neben ihr saß niemand, der sie hätte anschauen und mit dem sie hätte reden können. Keiner schien sich dafür zu interessieren, ob sie irgendetwas fühlte. Sie war bloß eine Frau in einem Flugzeug, glücklicherweise vollkommen unbekannt, und es bestand überhaupt kein Grund, sich über das Demütigende ihrer Situation Gedanken zu machen.

Am Montagmorgen landete sie in Frankfurt, wo sie ihren Anschlussflug nach Neapel nahm. Als das Taxi sie in dem kleinen Ort an der Amalfi-Küste absetzte, die einen atemberaubenden Blick auf das Tyrrhenische Meer bot und an der sie die nächsten vier Wochen verbringen würde, war sie vollkommen erschöpft.

Ihre Umgebung nahm sie kaum wahr. Die strahlend weißen Wände in der Lobby und den farbenprächtigen Sonnenuntergang vor dem Hotel erlebte sie nur wie in Trance, und sie musste all ihre Energie aufbieten, um sich auf die elegante Frau zu konzentrieren, die lächelnd hinter der Rezeption stand.

„Sie haben die Hochzeitssuite gebucht, Signora“, begrüßte die Angestellte sie mit einem sehr italienisch gefärbten Englisch. „Aber Sie scheinen allein zu reisen …?“

Maya starrte sie nur an. Sie war fast vierundzwanzig Stunden unterwegs gewesen. Sie hatte die größte Demütigung ihres Lebens gerade hinter sich, und sie war sich noch nicht sicher, ob sie deren Tragweite überhaupt schon begriffen hatte. Sie hatte zur gleichen Zeit ihre engste Freundin und ihren Verlobten verloren – und das wirklich Tragische daran war, dass sie nicht bei einem verrückten Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. Sie konnte nicht um sie trauern, denn sie hatten sie hintergangen.

Sie waren beide quicklebendig, offenbar rundum glücklich, und hatten einander, um sich gegenseitig zu stützen.

Nur Maya musste allein mit dem Chaos klarkommen, das sie angerichtet hatten.

All das und die venezianische Spiegelwand hinter der Rezeption erinnerten sie daran, dass sie noch immer ihre elegante Hochzeitsfrisur trug, der vierundzwanzig Stunden an Flughäfen und in Flugzeugen nichts hatten anhaben können.

Sie wandte den Blick von ihrer Haarpracht ab – ein unübersehbares Symbol ihrer Erniedrigung, dessen sie sich so bald wie möglich annehmen musste – und konzentrierte sich auf die arme Frau, die geduldig hinter dem Empfangstisch stand und auf ihre Antwort wartete.

„Ich bin allein“, antwortete sie, ohne eine weitere Erklärung abzugeben.

Nach einem kurzen Moment nickte die Frau. „Natürlich, Signora.“

Maya folgte dem Gepäckträger mehrere Treppenabsätze nach oben, was sie wie ein neuerliches Attentat auf ihre ohnehin schon erschöpften Kräfte empfand, und anschließend über einen stilvoll gestalteten menschenleeren Korridor. An dessen Ende öffnete der Hotelboy eine Tür und ließ ihr den Vortritt in eine beeindruckende Suite. Die luxuriöse Einrichtung war weiß mit blauen Akzenten, und die großen Fenster boten einen atemberaubenden Blick auf den Sonnenuntergang.

Vor Maya erstreckten sich das Meer und der allmählich dunkler werdende Himmel. Es war überwältigend schön, aber sie hatte in diesem Moment nicht wirklich ein Auge dafür. Als sich die Türen endlich hinter ihr schlossen, warf sie sich vollkommen angezogen auf das Himmelbett im Schlafzimmer und schlief sofort ein.

Und als sie am nächsten Morgen aufwachte, fand sie sich in Italien wieder, eine halbe Welt von Toronto entfernt.

Das war die gute Neuigkeit.

Die schlechte war, dass das Debakel ihres Hochzeitstages immer noch über ihr schwebte. An ihrem Finger steckte kein Ring mehr. Stirnrunzelnd betrachtete sie die Stelle, an der er gesessen hatte und an der noch immer eine kleine Delle in der Haut zu sehen war. Sie ging ins Badezimmer, musterte wütend ihr Spiegelbild und nahm eine lange, belebende Dusche, wobei sie ihre Frisur in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzte. Als ihre schwarzen Haare wieder in langen üppigen Locken auf ihre Schultern fielen und bei jeder Bewegung hüpften, ging sie ins Wohnzimmer zurück, öffnete die Terrassentür und trat hinaus auf den riesigen Balkon.

Erst jetzt, als sie das imposante unendliche Blau betrachtete, das der Golf von Salerno war, der sich an diesem frischen Novembermorgen und auf alle Ewigkeit mit dem Tyrrhenischen Meer vereinte, holte sie tief Luft.

Und dann noch einmal. Und noch einmal. So lange, bis sie etwas zu fühlen begann – nicht sich selbst, sondern den Horror und die Schmach, die sie seit Samstag wie ein Schatten begleiteten.

Ethan war schon immer von Sehenswürdigkeiten begeistert gewesen. Und nachdem Maya drei aufmunternde Espresso getrunken hatte, machte sie sich in das antike Städtchen auf, das in die steil abfallenden Felswände hineingebaut war. Ziellos lief sie durch die schmalen Gassen über unebenes Pflaster, kletterte über Treppen, die in den Berg gehauen waren, bis sie das felsige Ufer erreichte. Dann lief sie wieder zurück und schlenderte vorbei an Geschäften und Restaurants. Einige waren in der Nebensaison geschlossen, aber sie fand rasch einen Platz, wo sie sitzen und einen weiteren Espresso trinken konnte. Dazu aß sie ein Stück Kuchen, den sie nie zuvor gekostet hatte und der himmlisch schmeckte. Den ganzen Vormittag genoss sie die Sonne Italiens, ohne auch nur einen Gedanken an die zehn wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu verschwenden, die Ethan stets auf eine Liste zu notieren und im Eiltempo abzuhaken pflegte, getrieben von der Angst, möglicherweise eine davon zu verpassen.

Auf einer Terrasse, von der aus sie das Dorf, das Meer, die am blauen Himmel vorbeiziehenden weißen Wolken und andere Bergdörfer in der Ferne betrachten konnte, nahm sie in aller Ruhe ihr Mittagessen ein. Dabei dachte sie darüber nach, was von ihrem Leben übrig geblieben war.

Ihr Vater hatte Ethan eine Woche Zeit gelassen, um aus der Wohnung zu verschwinden, die sie gemeinsam ausgesucht hatten. Nach ihrer Rückkehr nach Toronto wollte Maya allein dort leben. Sie würde die Schlösser auswechseln lassen und jede Spur von ihm tilgen, um nicht länger daran erinnert zu werden, welch riesigen Irrtum sie begangen hatte. Ein besserer Mensch würde irgendwann mit ihm reden wollen, überlegte sie, während sie die anrollenden tiefblauen Wellen betrachtete. Eine mitfühlende Person würde gewiss ein wenig Sympathie für zwei Menschen empfinden, die sie jahrelang geliebt hatte.

Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann einmal.

Maya glaubte nicht, dass derartige Gefühle in ihr schlummerten. Sie hatte noch ein paar bittere Tränen der Wut vergießen müssen, als sie mit Ethan gestritten hatte. Als sie noch daran geglaubt hatte, ihn überreden zu können, mit ihr zum Altar zu gehen. Aber sie hatte nicht wirklich geweint, und das musste ihm wie ein Beweis dafür erscheinen, dass er richtig gehandelt hatte, als er sie verließ. Würde ein normaler Mensch in einer solchen Situation nicht in Tränen ausbrechen? Sollte sie sich nicht in einen dunklen Raum verziehen und vor lauter Verzweiflung wie eine Gekreuzigte auf dem Bett liegen? Und zwar wochenlang?

Trug sie ganz allein die Schuld an allem?

Mit dem Gedanken konnte sie sich nicht abfinden. Doch was ihr noch mehr zu schaffen machte und was ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte, war die Tatsache, dass er sie eine Langweilerin im Bett genannt hatte. Und das nicht nur einmal. Er hatte sich darüber lustig gemacht, dass sie ihren Vibrator einem Mann aus Fleisch und Blut vorzog. Und er hatte noch eins draufgesetzt, indem er ihr vorgeworfen hatte, Blümchensex zu mögen, obwohl er es doch immer gewesen war, der die Regeln bestimmt hatte. Dass sie vor und nach dem Sex duschen musste, die Verabredungen zum Sex, die Stellen, die sie berühren sollte, und jene, die sie nicht berühren durfte …

Wahrscheinlich würden sich die Emotionen, die sich gerade in ihr anstauten, früher oder später Bahn brechen – und zwar gewaltig.

Aber Maya war immer eine Frau der Tat gewesen, nicht eine Frau der Gefühle. An der Demütigung, die sie erlitten hatte, konnte sie nichts ändern. Ebenso wenig an dem, was sie erwartete, wenn sie Weihnachten nach Toronto zurückkehrte. Sie konnte nicht in Ordnung bringen, was Ethan und Lorraine zerstört hatten.

Eines konnte sie jedoch durchaus tun: Sie konnte den Vorwurf, im Bett langweilig zu sein, entkräften – und zwar zu ihrer eigenen Befriedigung. Sie hatte immer geglaubt, der Sex mit Ethan habe Spaß gemacht, auch wenn er nicht so häufig stattfand, wie sie beide es sich gewünscht hätten – oder zumindest wie sie es vorgaben. Ehe sie Ethan kennengelernt hatte, hatte sie wie alle anderen Spaß am Sex gehabt. Er war niemals so großartig und überwältigend und laut und zügellos gewesen, wie man es in Büchern las und in Filmen sah. Es war nie der Sex gewesen, von dem Lorraine stets behauptete, genau so müsse er sein. Aber so war es im wirklichen Leben nun mal nicht, oder? Stattdessen war er in der Praxis immer ein bisschen langweiliger als in der Fantasie.

Aber sie hatte nicht vor, der verpassten Gelegenheit immer noch nachzutrauern, wenn sie irgendwann einmal alt war. Denn dann hätte Ethan gewonnen, und das wollte sie auf keinen Fall zulassen. Sie würde sich selbst beweisen, dass nicht sie es war, die im Bett für Langeweile gesorgt hatte.

In diesem Moment beschloss Maya, all die Varianten von Sex auszuprobieren, die der anspruchsvolle Ethan, den sie zu kennen geglaubt hatte, abstoßend gefunden hätte.

Ihr Leben war ohnehin schon ruiniert. Aber wer weiß – vielleicht stellte sie ja fest, dass das Betteln um Erlösung mehr Spaß machte, als es den Anschein hatte.

Auf jeden Fall würde es nicht langweilig werden.

Mit neu gewonnenem Elan trat sie den Rückweg über die steilen Klippen an. Unermüdlich stieg sie die mittelalterlichen Treppen hinauf, bis sie ganz außer Atem endlich oben ankam. Beschwingten Schrittes näherte sie sich ihrem Hotel. Das beeindruckende terrakottafarbene Gebäude zeichnete sich wie ein Scherenschnitt gegen den Horizont ab. Der Garten erstreckte sich über verschiedene Ebenen. Bougainvilleen und andere farbenfrohe Blumen, deren Namen sie nicht kannte, gediehen hier prächtig.

Während sie noch ihren Blick bewundernd über die Blütenpracht schweifen ließ, bemerkte sie den Mann, der im unteren Teil des Gartens einen Zaun reparierte.

Er gehörte eigentlich nicht zu der Sorte von Männern, die Maya normalerweise attraktiv fand. Aber vielleicht hatte sie zu viel Zeit damit verschwendet, Dinge zu mögen, von denen sie glaubte, dass sie ihr gefallen müssten, und nicht, weil sie ihr tatsächlich gefielen.

Der Arbeiter war wie der felsige Strand – hart und rau und ein bisschen gefährlich. Obwohl es nicht unbedingt warm war, arbeitete er mit nacktem Oberkörper, dessen Muskeln wie bei einer wohlproportionierten Marmorstatue deutlich definiert waren. Mayas Mund wurde trocken, als sie die Tätowierungen entdeckte, die sich um seinen Bizeps wanden, bis zur Schulter reichten und seinen breiten, stämmigen Rücken zu einem Kunstwerk machten.

Die Jeans saß tief auf seinen Hüften, und ein wenig länger als nötig betrachtete sie seinen knackigen Hintern, über dem sich der enge Stoff spannte, und die kräftigen Schenkel.

Ihr wurde ganz heiß: Zum ersten Mal, seit Ethan ihr gestanden hatte, dass er Lorraine liebte, begann der Eispanzer, den sie um sich errichtet hatte, zu schmelzen.

Maya genoss dieses Gefühl. Sie genoss es sehr.

Der Mann schwitzte unter der heißen Sonne Italiens. Er hatte einen rötlichbraunen Bart, und sein struppiges, kurzgeschnittenes blondes Haar glänzte wie Gold. Seine Handschuhe waren ziemlich abgenutzt, ebenso wie seine Stiefel. Als er sich zu ihr umdrehte, als hätte er gespürt, dass sie ihn beobachtete, lief ihr ein Schauer über den Rücken.

Denn seine Augen waren so blau wie der italienische Himmel über ihnen und das Meer zu ihren Füßen.

Und sehr viel gefährlicher.

Für Maya galten seit jeher bestimmte Maßstäbe. Ihre Familie erwartete viel von ihr, und sie hatte sich immer bemüht, diese Erwartungen noch zu übertreffen. Die Martins waren die Besten, zogen die Besten an und taten auch immer das Beste. Selbst Ethan hatte ihre Ansprüche erfüllt. Er war genauso ambitioniert wie sie und gleichermaßen erfolgreich. Er hatte alles, was Maya von einem Mann erwartete – eine Karriere und den durchtrainierten Körper eines Joggers.

Der Mann vor ihr sah nicht aus wie ein Marathonläufer. Sondern eher wie jemand, für den die Begriffe rau und wild eigens geprägt worden waren.

„Schieß ein Foto, Babe“, forderte er sie mit amerikanischem Akzent auf. Seine Stimme hatte eine geradezu verheerende Wirkung auf sie …

Sie fühlte sich wie … Sirup. Wie schmelzende Butter. Ihr wurde siedend heiß. Dass sie es hasste, Babe genannt zu werden – dazu noch von einem völlig Fremden –, kam ihr in diesem Moment gar nicht in den Sinn. Im Gegenteil; es fühlte sich sogar gut an und ganz und gar nicht herablassend.

Ich bin nicht mehr die alte Maya, sagte sie sich. Die Maya, die öffentlich gedemütigt worden war, existierte nicht mehr. Die war in dem Moment gestorben, als sie ihre eigene Hochzeit hatte absagen müssen.

Die neue Maya musste sich keine Gedanken darüber machen, was gut für sie war. Sie musste sich keine Sorgen um ihren Ruf machen – oder darum, was ihre Eltern über sie dachten. Es konnte ihr egal sein, ob sich jemand ein Urteil über sie erlaubte, was der Mann, den sie sich aussuchte, über sie verriet, oder dass die Leute, die sie andauernd beobachteten, hinter ihrem Rücken über sie herzogen und begierig nach einem Riss in der Rüstung suchten oder ihr Knüppel zwischen die Beine warfen.

Hier hatte sie keine Rüstung. Und das Beste: Sie war der einzige Mensch in Italien, der wusste, wer sie war und was sie hinter sich hatte. Niemand ahnte, dass sie eigentlich am Boden zerstört sein musste.

Scheiß drauf!

Und scheiß auf Ethan und Lorraine.

„Na gut“, entgegnete sie. Sie kam sich vor wie jemand, der zufällig hierher geraten war – ohne Vergangenheit und ohne Verpflichtungen. Sie fischte ihr Handy aus der Tasche und hielt es hoch. Lächelnd machte sie ein Foto von ihm. „Bitte. Bild ist im Kasten. Und jetzt?“

So hatte sie noch nie geklungen. Sexy. Zweideutig.

Wie eine Schlampe, flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren, die von Ethan oder ihrer Mutter hätte stammen können.

Aber Maya war nie eine Schlampe gewesen. Sie schaute in die hellblauen Augen dieses fantastischen Mannes, der überhaupt nicht zu der alten Maya gepasst hätte, was er allerdings nicht wusste – und auch sonst nichts von ihr. Verdammt schade, dachte sie mit Bedauern.

Obwohl sie eigentlich gar nichts bedauerte. Überhaupt nichts.

„Kommt drauf an“, antwortete der Mann sichtlich amüsiert. Der Klang seiner sonoren Stimme war fast zu viel für sie. Sein schleppender Südstaaten-Akzent hatte beinahe etwas Verruchtes. Böser Junge! Ihr ganzer Körper kribbelte. „Worauf hast du denn Lust?“

Maya hatte noch nie etwas Unüberlegtes gemacht. Höchste Zeit, endlich damit anzufangen, dachte sie. Hier und jetzt – und zwar mit jener Unverfrorenheit, die für sie vor ein paar Tagen noch unvorstellbar gewesen wäre.

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