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Bille und Zottel Bd. 17 - Reitclub Wedenbruck

In Wedenbruck wird ein neuer Reitstall eröffnet, in unmittelbarer Nachbarschaft des Gestüts Groß-Willmsdorf. Aber Bille und ihre Freunde sind empört: Die Pferde sind schlecht versorgt, im Schulbetrieb überfordert, auf die Koppel kommen sie überhaupt nicht. Bille ist fest entschlossen, den Pferden zu helfen, und bald hat sie alle Hände voll zu tun. Ein Glück, dass ihr lustiges Pony Zottel unverdrossen für Überraschungen und verbküffende Streiche sorgt - denn Zottel ist immer dabei!


  • Erscheinungstag: 03.04.2014
  • Seitenanzahl: 128
  • Altersempfehlung: 10
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505134586

Leseprobe

TINA CASPARI

Schriftzug.tif

Reitclub Wedenbruck

Ein Kavalier begrüßt seine Dame

„Rühreier mit frischem Schnittlauch, ganz, ganz dunkles Vollkornbrot, Hefezopf, frisch aus dem Ofen, und Mutschs selbst gemachte Marmeladen dazu, ah!“ Bille seufzte wohlig und reckte sich. Es war Sonntag. Und sie war wieder zu Hause, zurückgekehrt von der ersten großen Ferienreise ihres Lebens. Ungarn – das war wie die Erinnerung an ein Märchen; doch jetzt, jetzt war sie hier in Wedenbruck, heimgekehrt zu ihren Pferden. Bille öffnete vorsichtig ein Auge und blinzelte. Und die Sonne schien auch!

Mit einem heftigen Schwung stieß sie die Bettdecke zurück und sprang auf, keinen Augenblick wollte sie von diesem sonnigen Maisonntag verschenken, einen langen Ausritt machen und Wiedersehen mit all ihren zwei- und vierbeinigen Freunden feiern.

Unter der Dusche sang sie laut, es war ein Lied, das sie am letzten Tag in Ungarn gelernt hatte. Sie hatte nur wenig vom Text behalten, die Lücken füllte sie mit Pfeifen und Summen aus, was machte das schon. Zwanzig Minuten später erschien sie – mit tropfenden Haaren – am Frühstückstisch. Die Mutter sparte sich für dieses Mal die kritische Bemerkung, Billes strahlende Laune steckte an, außerdem war Mutsch viel zu glücklich, ihre Jüngste wohlbehalten wieder zu Hause zu haben. Onkel Paul legte die Sonntagszeitung zur Seite und streckte seiner Stieftochter die wohlrasierte Wange zum Kuss entgegen.

„Na, meine Lütte? Gut geschlafen, die erste Nacht wieder bei uns?“

„Super! Und einen Hunger habe ich jetzt!“ Bille griff nach dem Brotkorb. „Es geht doch nichts über so ein Sonntagsfrühstück mit euch beiden!“

Mutsch lächelte. Seit Bille mit Simon Henrich befreundet war, war sie sich ständig der Kostbarkeit solcher Augenblicke bewusst. Bald, vielleicht in ein, zwei Jahren schon, würde Bille darauf bestehen, mit ihrem Freund zusammenzuwohnen, ja möglicherweise schon heiraten zu wollen. Die Mutter konnte es ihrer Tochter nicht einmal verübeln, die beiden jungen Reiter schienen wie füreinander geschaffen, und dass Bille und Simon gemeinsame berufliche Pläne hatten, war eine gute Grundlage für eine Partnerschaft. Mutsch seufzte. Nun, noch lebte Bille zu Hause und spielte gern die Rolle des Kindes, das sich verwöhnen lässt.

„He! Was ist los, Mutsch, was machst du für ein Gesicht?“

„Deiner Mutter ist sicher urplötzlich eingefallen, dass sie ab heute fasten wollte, sie hat in den Ferien ein paar Pfund zugelegt!“ Onkel Paul lachte dröhnend. „Dabei ist ihr der Urlaub so gut bekommen. Findest du nicht, dass sie zehn Jahre jünger aussieht?“

„Und ob!“, bestätigte Bille. „Ich habe Mutsch noch nie so blühend und ausgeruht gesehen. Ich bin riesig stolz auf meine hübsche Mutter.“

„Ihr zwei!“ Die Mutter war rot geworden. „Was ihr auch immer so redet. Also gut, mit meiner Kur kann ich auch morgen anfangen. Reich mir mal die Butter rüber, Bille.“

„Ein weiser Entschluss. In Gesellschaft essen macht viel mehr Spaß. Außerdem musst du unbedingt die ungarische Salami probieren, die ich euch mitgebracht habe.“ Bille häufte sich eine doppelte Portion Rührei auf den Teller. „Nun erzählt doch mal, was gibt es Neues bei euch?“

„Schön war’s. Wunderwunderschön!“, beteuerte Mutsch. „Nächstes Jahr fahren wir wieder hin.“

„Oder woanders hin“, fügte Onkel Paul hinzu. „Nachdem das Eis bei deiner Mutter einmal gebrochen ist und sie gemerkt hat, dass während unserer Abwesenheit nicht der ganze Laden zusammengebrochen ist, das Haus nicht ausgeräumt oder abgebrannt und der Umsatz im Sparmarkt nicht zurückgegangen …“

„Sehr vernünftig!“, lobte Bille und türmte sich einen Berg Würfelschinken aufs Brot.

„Hat es in Ungarn nichts zu essen gegeben?“, erkundigte sich Onkel Paul in gespielter Besorgnis.

„Hin und wieder eine Kleinigkeit“, erklärte Bille beiläufig. „Ich habe drei Kilo zugenommen. Obgleich ich den ganzen Tag nicht aus dem Sattel gekommen bin. Aber erzählt weiter, ich will alles wissen!“

Onkel Paul sah fragend zu Mutsch hinüber. „Nachdem der Kurarzt dort deiner Mutter ernsthaft ins Gewissen geredet hat … also, mir hat sie das ja nie glauben wollen, dass sie sich seit Jahren zu viel zugemutet hat! Da haben wir den Entschluss gefasst, dass Olga, dass deine Mutter in Zukunft nur noch halbtags arbeiten soll.“

Bille verschluckte sich fast vor Überraschung. Das gab es doch gar nicht! Mutsch, die nicht ohne ihren Beruf leben konnte!

„Du hast dich freiwillig dazu entschlossen? Das hat dieser Arzt geschafft? Phänomenal! Den Mann muss ich kennenlernen.“

„Na ja, probeweise erst einmal“, antwortete die Mutter ausweichend.

„Immerhin hast du die erste Woche ganz gut überstanden“, erklärte Onkel Paul vergnügt.

„Es gab eine Menge im Haus zu tun, nach der Reise“, wehrte Mutsch ab. „Und dann die viele Arbeit im Garten. Dem wird es sehr zugute kommen, dass ich jetzt mehr Zeit habe.“

„Und dir die Arbeit an der frischen Luft!“, beteuerte Onkel Paul. „Was glaubst du, was du mit der Zeit jetzt alles anfangen kannst!“

„Am Ende beginnst du wieder zu reiten.“ Bille schnitt sich ein dickes Stück Hefezopf ab und zog die Heidelbeermarmelade zu sich heran. „Wäre das nicht toll?“

„Nach der langen Pause? Sicher nicht. Ich und wieder im Sattel, das kann ich mir gar nicht vorstellen.“

„Du könntest Zottel reiten. Und dein Enkel reitet auf Moischele neben dir her.“

Mutsch lachte nur, aber Bille war das Aufleuchten in ihren Augen bei diesem Gedanken nicht entgangen. Der kleine Sohn ihrer Schwester Inge versprach genauso ein Pferdenarr zu werden, wie es Bille, und in früheren Zeiten ihre Mutter, gewesen war. Um Zottel und das winzige Shetlandpony Moischele konnte sich Bille neben ihren Turnierpferden nur noch selten kümmern. Wäre es da nicht eine großartige Lösung, wenn die Mutter die Ausbildung des kleinen Krischan übernahm?

„Da würde sich der Zottel-Fanclub aber herzlich bedanken!“, wandte Mutsch lächelnd ein. „Die lassen deinen Liebling doch ohnehin kaum noch aus den Fingern. Ein Wunder, dass sie ihn und Moischele gestern aus dem Schulstall wieder hierher überführt haben. Am liebsten hätten sie die beiden dort drüben behalten. Nur der Gedanke an deinen Protest hat sie schließlich dazu bewogen.“

„Und das ist auch gut so. Aber ich freue mich, dass Mini die beiden so gut versorgt hat. Ich habe ihr auch etwas Hübsches aus Ungarn mitgebracht, ein Leinenhemd, wie es zur alten Tracht der Hirten getragen wird. Was habt ihr sonst aus Groß-Willmsdorf gehört? Sind alle gesund? Hat es weitere Fohlengeburten gegeben?“

„Im Stutenstall hat es mehrfach Nachwuchs gegeben, das hat mir Petersen gestern erzählt. Dein Black Arrow hat ein ziemlich faules Leben gehabt, viel Koppelgang, wenig Training, sie haben es einfach nicht geschafft mit der vielen Arbeit ohne euch“, berichtete Onkel Paul.

Bille lachte vergnügt. „Wir sind eben absolut unentbehrlich. Ach, ich freue mich auf die Arbeit! Aber erzählt weiter.“

„Kaufinteressenten für ein paar von den Jungpferden sollen auch da gewesen sein. Sind aber noch alle auf dem Hof, du wirst keinen deiner Lieblinge vermissen.“

Bille wurde ernst. Es war schwer, sich von den älteren Fohlen zu trennen, deren Geburt und Kinderstube sie so intensiv miterlebt hatte, aber Pferde aufzuziehen und gut zu verkaufen, davon existierte das Gestüt Groß-Willmsdorf. Auch wenn einem die Trennung noch so schwer wurde: Sie war ein Teil des Lebens mit den Pferden. Und wenn man sich an den kraftvollen Bewegungen, dem guten Charakter und dem lebhaften Temperament eines der Jungpferde freute, so schwang auch immer ein wenig die Freude über den guten Preis, den es einmal erzielen würde, mit.

Natürlich hoffte und wünschte Bille bei jedem Einzelnen inständig, er möge in gute Hände kommen und ein angenehmes Leben führen können. Und sie war erleichtert, wenn sie sah, dass der Käufer eine gute Hand und ein ruhiges, freundliches Wesen im Umgang mit Pferden zeigte. Eine Garantie allerdings gab es dafür nicht, denn oft wurden die Jungpferde im Auftrag eines anderen gekauft oder gingen zur weiteren Ausbildung in große Verkaufsställe, um später ihren zukünftigen Besitzer zu finden. Dann musste sich Bille damit trösten, dass Hans Tiedjen, der bekannte Springreiter und Besitzer von Groß-Willmsdorf, den sie Daddy nannte, weil er für sie fast wie ein Adoptivvater war, sich die Käufer seiner Pferde sehr genau ansah und sie nur dorthin gab, wo er sicher sein konnte, dass man sie nicht als Ware oder Sportgerät behandeln würde.

„Für Santorin, den Zweijährigen, soll jemand fünzigtausend Euro geboten haben, hat mir Petersen im Vertrauen gesagt“, erzählte Onkel Paul weiter.

„Nicht schlecht!“, stellte Bille zufrieden fest. „Aber er hat auch hervorragende Anlagen, aus dem wird noch mal ein Nachfolger von Lohengrin. Der Kerl hat im vergangenen Winter Muskeln entwickelt, das glaubt ihr nicht! Und in seinen Bewegungen steckt Dynamit. Der Kaufinteressent muss eine gute Nase haben. Ist der Handel perfekt?“

„Ich denke schon. Genau wusste es Petersen natürlich nicht.“

„Eigentlich schade, ich hatte gehofft, dass wir Santorin eines Tages selber ausbilden würden. Aber nun erzählt noch schnell, was die liebe Familie macht, wie geht’s drüben bei Inge und Thorsten?“

„Oh, dein Schwager hat einen hervorragenden Auftrag an Land ziehen können“, mischte sich jetzt die Mutter wieder ins Gespräch. „Er soll die Freizeitanlagen in der neuen Feriensiedlung drüben mit ein paar Skulpturen ausschmücken.“

„Das Feriendorf!“ Bille genehmigte sich ein weiteres Stück Hefezopf und stellte gleich darauf fest, dass es sie vermutlich jeden Augenblick in Stücke reißen würde, so vollgestopft fühlte sie sich. „Ehrlich gesagt, das habe ich total vergessen. Ist das denn schon fertig?“

„In einem Monat soll Eröffnung sein, dann sind die ersten Häuser bezugsfertig. Begeistert sind wir ja alle nicht“, brummte Onkel Paul. „Aber was will man machen, das ist wohl heutzutage so. Eine riesige Disco haben sie gebaut, eine Ladenstraße mit Boutiquen, Sauna, Fitness-Studio, Friseur, sogar einen Swimmingpool. Als ob die Ostsee nicht reicht! Und nun wollen sie noch …“

„Möchtest du noch eine Tasse Tee?“, unterbrach Mutsch Onkel Paul schnell und warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Nein, danke“, antwortete Bille und wandte sich ihrem Stiefvater zu. „Was wollen sie noch?“

„Ach, nichts. Ist sicher nur Gerede.“

Die Mutter bemühte sich, das Thema zu wechseln. „Kind, hast du schon mal einen Blick in den Garten geworfen? Auf mein Tulpenbeet? Ich bin ganz stolz! Diese neue Sorte, diese späten, großen, hellrosa und weiß, das ist eine Papageientulpe, eine Pracht, sage ich dir! Die sehen eigentlich gar nicht mehr wie Tulpen aus, das sind schon halbe Dahlien!“

„Die muss ich mir gleich ansehen!“ Bille stand auf und ging zum Fenster. „Gestern Abend war es zu dunkel, um etwas zu erkennen, und ich war auch so todmüde. Rosa-weiß, sagst du? Wo sollen sie stehen?“

„Na, hör mal!“ Mutsch schüttelte unwillig den Kopf. „Genau dort, wo du hinsiehst. Im Tulpenbeet vor dem Rasen!“

„Sie sind nicht vielleicht eher als grün zu bezeichnen?“

„Willst du mich verkohlen?“ Mutsch sprang auf und lief ebenfalls zum Fenster. Gleich darauf stieß sie einen schrillen Schrei der Empörung aus.

„Nein! Das gibt’s nicht! Solche Barbaren! Banausen! Kulturschänder! Wie kann man sich aus purer Lust an der Zerstörung an so etwas Schönem vergreifen! Keine Einzige ist mehr da, das ist doch einfach unglaublich!“

Während Mutschs Ausbruch hatten sich Bille und Onkel Paul einen beunruhigten Blick zugeworfen. Wieso war Mutsch sich so sicher, dass es sich bei dem Räuber um einen zweibeinigen Blumendieb handelte?

„Tut mir wirklich leid für dich“, sagte Bille und legte ihrer Mutter mitfühlend den Arm um die Schultern. „Nächstes Jahr blühen sie ja wieder, und sicher viel schöner als dieses Mal! Du, ich mache mich jetzt auf den Weg. Zottel wartet sicher schon ganz sehnsüchtig auf mich.“

Bille half ihrer Mutter, den Tisch abzuräumen, und ging hinaus. Im Flur schlüpfte sie in die alten, ausgeleierten Reitstiefel, die sie zur täglichen Arbeit trug, und griff ihre Jacke vom Haken.

„Tschüss, ihr beiden! Wir sehen uns heute Abend, vielleicht bringe ich Simon zum Essen mit.“

Damit verließ sie das Haus. Auf der obersten Treppenstufe blieb sie wie erstarrt stehen. Vor ihr stand ihr Pony Zottel und begrüßte sie mit fröhlichem Brummen. Aber nicht nur das. In seinen Maulwinkeln baumelten rosa-weiße Blüten, groß wie Dahlien. Zottel trat auf Bille zu, nickte freudig mit dem Kopf und drückte seine Stirn fest gegen ihre Brust, als wolle er sagen: Nun nimm sie schon, ich hab hier die ganze Zeit auf dich gewartet!

Bille nahm die zu Brei zerkauten Stängel vorsichtig aus seinem Maul. Wenn sie die Blüten abschnitt und in eine flache Schale mit Wasser legte, würden sie sich sicher noch eine Weile halten. Lachend fuhr sie dem Pony mit der freien Hand durch die Mähne.

„Mein Zottelchen! Du bist eben doch ein vollendeter Kavalier. Hast mich zum Willkommen mit Blumen erwartet, wie lieb von dir! Warte, ich tue sie gleich in eine Vase. Bleib schön da, ich bin sofort zurück!“

Bille kehrte in die Küche zurück und hielt Mutsch Zottels Geschenk vor die Nase.

„Da! Hab ich von einem Verehrer bekommen! Du hast nicht heute früh beim Füttern zufällig seine Boxentür aufgelassen?“

Mutsch erschrak. „Ich wollte noch einmal zu ihm hineingehen und die Tränke ausputzen. Da fiel mir ein, dass der Hefezopf längst aus dem Ofen musste, und ich bin in die Küche gerannt und nicht mehr in den Stall zurückgekommen. Du lieber Himmel, der arme Kleine! Er wird sich doch nicht daran vergiften?“

„Es sieht nicht so aus, als hätte er die anderen gefressen“, beruhigte Bille ihre Mutter. „Er hat nur sehr lange gesucht, bis er die schönsten für mich gefunden hat. Die anderen hat er … nun ja, zu einer Art Müsli verarbeitet. Sie liegen noch im Beet. Mein Zottelchen!“

Schreck in der Abendstunde

Bille hatte allen Grund, dem Zottel-Fanclub dankbar zu sein. Die kleine Mini und ihre Freunde hatten die Ausrüstung der beiden Ponys in tadellos gepflegtem Zustand zurückgebracht, Zottels Sattel und Trense glänzten und blitzten, als kämen sie frisch aus dem Laden, und die Putzkiste war so ordentlich eingeräumt, als hätte jemand mit dem Zentimetermaß den genauen Abstand der Bürsten, Striegel, Kardätschen und Schwämme, des Mähnenkamms und Hufkratzers ausgemessen. Die Lappen waren so frisch gewaschen wie die Bandagen und die Satteldecke, und auch den Stall hatten sie bis in den letzten Winkel geputzt.

Da haben sie sich eine besondere Belohnung verdient, dachte Bille, ich werde eine große Kuchenschlacht im Stall veranstalten. Oder ein ungarisches Fest. Aber wahrscheinlich wird ihnen Kuchen lieber sein.

Bille hatte Zottel aufgetrenst und befestigte die Satteltaschen am Sattel; in ihnen verstaute sie die mitgebrachten Geschenke. Ihr ganzes restliches Reisegeld hatte sie in Mitbringsel investiert und sich am Ende noch etwas von Simon leihen müssen; doch schließlich sollte keiner der Helfer, die sich während ihrer Abwesenheit um ihre Pferde gekümmert hatten, leer ausgehen.

Als Bille in den Sattel stieg und aus dem Hof auf die Straße hinaustrabte, schien das Dorf noch in sonntäglicher Ruhe zu liegen. Nur ein paar Kirchenbesucher nickten ihr freundlich zu und riefen einen Gruß herüber. „Na, Bille? Auch wieder da?“

Komisch, dass alle einen nach einer Reise fragen, ob man wieder da sei, das sehen sie doch!, dachte Bille amüsiert und grüßte fröhlich zurück.

Sie entschloss sich, einen kleinen Umweg zu machen, und bog in einen Feldweg ein, der außen um das Gut Groß-Willmsdorf herum direkt zum Schulstall führte. Den Stallpfleger Frieder und seinen Chef, Johnny den Indianer, wollte sie zuerst begrüßen und ihre Geschenke überreichen. Vielleicht traf sie bei der Gelegenheit auch gleich Mini und die übrigen Mitglieder des Zottel-Fanclubs.

Frieder kam gerade mit einer hoch beladenen Fuhre Mist aus dem Stall, und Zottel, dessen Aufmerksamkeit ganz auf seinen Freund Gunnar, das Fjordpferd der kleinen Inger, gerichtet war, der jetzt zu ihm herüberwieherte, musste eine Vollbremsung machen, wenn er nicht das unerwartete Hindernis überspringen wollte. Und Springen war wirklich das absolut Letzte in Zottels Augen.

Bille nutzte die heftige Schleuderbewegung, um sich aus dem Sattel zu schwingen.

„Hallo, Frieder! Melde mich zum Dienst zurück!“, rief sie übermütig und streckte dem Pferdepfleger die Hand hin. „Und außerdem möchte ich mich bedanken für die tolle Pflege, die du Zottel und Moischele hast zukommen lassen.“

Frieder wischte sich verlegen die Hand am Hosenboden ab, ehe er einschlug.

„Och, da nich für, hab ja nich viel tun brauchen. Mini hat mich kaum in die Nähe deiner Ponys gelassen, sie hat alles selber gemacht.“

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