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Blutige Juwelen

Drei Diebe, ein Plan: Der perfekte Diamantenraub. Monatelang haben sie einen Juwelier observiert und sind nun bereit, zuzuschlagen. Doch nicht nur sie sind hinter den Edelsteinen her, eine konkurrierende Bande versucht, ihnen die Beute streitig zu machen! Jetzt werden sie nicht nur von der Polizei gejagt - und es steht weit mehr auf dem Spiel als die Diamanten …


  • Erscheinungstag: 02.11.2017
  • Aus der Serie: James Patterson Bookshots
  • Bandnummer: 16
  • Seitenanzahl: 120
  • ISBN/Artikelnummer: 9783959677127
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Hektisch trommelte der Dieb mit seinen behandschuhten Fingern auf das Steuerrad. Dabei huschte der Blick des jungen Mannes nervös hin und her.

„Du tust es schon wieder“, beklagte sich die Frau neben ihm und fuhr sich gereizt mit der Hand durchs Gesicht.

Der Dieb drehte sich in seinem Sitz um und funkelte sie wütend an.

Er wusste, dass sie seinem Blick ausweichen würde. Das tat sie immer, obwohl sie fünf Jahre älter war als er und ihn ständig herumzukommandieren versuchte, als hätte sie irgendein Recht dazu.

„Was tue ich?“ Obwohl er zu lächeln versuchte, hatte er einen feindseligen Ausdruck in seinem hübschen Gesicht.

Die Frau blieb die Antwort schuldig. Stattdessen rieb sie sich erneut die müden Augen. Sie hieß Charlotte Taylor, und vor lauter Anspannung hatte sie in der Nacht zuvor kein Auge zugetan. Stattdessen hatte sie hellwach im Bett gelegen und an diesen besonderen Tag gedacht. Und darüber nachgegrübelt, wie sehr der Mann, den sie liebte, zu leiden hätte, wenn ihr Plan schiefging.

Nun versuchte Charlotte doch, den Blick des Mannes neben ihr zu erheischen. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, ihm direkt in die Augen zu sehen. Denn in ihnen erblickte sie die Vergangenheit.

Und was sah er, wenn er sie betrachtete? Ein ehemals hübsches Mädchen, das gezeichnet war von Stress und Sorge? Dass sie, die dreißig Jahre alt war, die Schultern hängen ließ wie eine Frau von sechzig? Charlotte wollte diesen kritischen Blick nicht auf sich spüren. Nicht dieses unerträgliche Mitleid spüren von ihrer Familie und ihren Freunden, das sie seit neun Jahren so sehr belastete.

„Es ist okay, wenn du Schiss hast“, provozierte sie den Dieb. Seine Aggressivität würde sie von ihren quälenden Gedanken ablenken.

„Schiss? Ich bin bloß aufgeregt“, verteidigte sich der junge Mann.

Und das war er wirklich.

Heute war der Tag der Tage. Heute war der Tag, an dem sich das jahrelange Diskutieren, die monatelangen Planungen und das wochenlange Training endlich auszahlen würden.

Das Leben würde sich grundlegend ändern – und zwar hier und jetzt.

„Ich bin aufgeregt“, wiederholte der Dieb – dieses Mal mit einem Grinsen.

Er hieß Alex Scowcroft, war arbeitslos, fünfundzwanzig Jahre alt und kam von der Küste im verarmten Nordwesten Englands. An diesem Tag war er allerdings ganz weit von seinem Heimatort entfernt. Den gemieteten weißen Van hatte er unter einem strahlend blauen Oktoberhimmel in Hatton Garden geparkt, der Straße, in der das Herz des Londoner Diamantenhandels schlug.

Charlotte war nicht aufgeregt. Vielmehr war ihr speiübel. Sie hatte noch nie das Gesetz übertreten – jedenfalls nicht nennenswert –, und beim Gedanken daran, festgenommen und verurteilt zu werden, drehte sich ihr der Magen um. Andererseits war die Vorstellung, dass es nicht klappen könnte, um vieles schlimmer.

Wie immer, wenn sie Trost suchte, zog Charlotte einen blauen Umschlag aus der Innentasche ihrer abgewetzten Lederjacke. Der Brief war übersät mit fettigen Fingerabdrücken, und Tränen hatten die Tinte verschmiert. Das blaue Papier stammte aus Armeebeständen; es wurde an Soldaten verteilt, damit sie an ihre Liebsten schreiben konnten.

Wie immer, wenn sie die verblassten Buchstaben ansah, hoffte sie, Kraft aus den Worten schöpfen zu können.

Als Scowcroft den „Blauen“ sah, wurde er auf einmal ganz still. „Ist das …?“

„Sein letzter.“

„Mir hat er nie einen Brief geschrieben“, sagte Scowcroft wehmütig lächelnd. „Er wusste, dass ich ihm nicht antworten konnte.“

Charlotte faltete den Brief zusammen und steckte ihn zurück in die Tasche, die ihrem Herzen am nächsten war.

„Du bist sein Bruder, Alex. Ihr beide braucht euch keine Briefe zu schreiben, um zu wissen, was ihr füreinander empfindet.“

Die Aufrichtigkeit ihrer Bemerkung verursachte ihm Unbehagen. Deshalb nickte Scowcroft nur heftig, ehe er wieder aus dem Fenster schaute. Erleichtert atmete er auf, als er den Mann näher kommen sah.

„Baz ist zurück.“

Matthew Barrett, ausgemergeltes Gesicht, knochiger Schädel und klapperdürr, kletterte durch die Seitentür in den Van und zwängte sein dünnes Gestell in die Lücke zwischen Charlotte und Scowcroft.

„Alles genauso wie an den anderen Tagen“, verkündete er den beiden mit einer Stimme, die vom Rauchen billigster Zigaretten ganz heiser war. „Die Läden öffnen gerade. Kein Anzeichen von mehr Sicherheitsleuten. Wenn er sich auch heute an seine Routine hält, sollte unser Mann in zehn Minuten auftauchen.“

Erwartungsvoll ließ Scowcroft die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Zieh deine Klamotten an.“

Barrett rutschte nach hinten und tauschte seine Alltagskluft, die er zum Ausspionieren angelegt hatte, gegen Springerstiefel und Motorradjacke – die gleichen Sachen, die seine Komplizen trugen. Zum Schluss drückte er sich eine Baseballkappe auf den Kopf und zog sich die schwarze Maske übers Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Mit einem Blick in den Rückspiegel sprach er seine Gedanken laut aus: „Die wissen Bescheid, sobald wir auf der Bildfläche erscheinen. Wir versuchen es gar nicht erst mit Zurückhaltung. Maximale Gewalt. Wir greifen an. Wir versetzen sie in Angst und Schrecken. Und dann verschwinden wir.“

„Ich kenne den Plan“, knurrte Scowcroft.

„Ich weiß, dass du ihn kennst, Kumpel“, entgegnete Barrett mit der Geduld eines Lehrers. „Aber es ist wichtig, ihn immer und immer wieder durchzugehen. Fünf Minuten“, schloss er mit einem Blick auf die Uhr am Armaturenbrett.

Scowcroft startete den Motor, und vier Minuten vergingen, in denen nur die Geräusche des Dieselmotors zu hören war. Schließlich unterbrach Charlotte das Schweigen.

„Wenn sie mich erwischen, aber ihr zwei das durchziehen könnt, möchte ich nicht, dass Tony mich im Gefängnis besucht. Ich will nicht, dass er mich so sieht.“

Barrett legte ihr eine behandschuhte Hand auf die Schulter. „Seit wann sagt irgendwer Tony, was er zu tun hat? Er liebt dich, Charlotte, und wenn er demnächst wieder auf dem Damm ist, würde er dir auf den Mars nachreisen, wenn es sein müsste.“

Seine Worte beruhigten Charlotte ein wenig, und sie rollte sich die Wollmütze übers Gesicht. Entschlossen blitzten ihre Augen durch die Sehschlitze.

„Also dann – auf Tony!“

„Auf Tony“, echoten die beiden Männer. Ihre Stimmen bebten vor Entschlossenheit und Zuneigung.

Erneut schaute Barrett auf das Armaturenbrett. „Die fünf Minuten sind vorbei.“

Auf dem Fahrersitz begann Scowcroft erneut, mit den Fingern auf das Lenkrad zu trommeln.

„Er ist hier“, verkündete er, legte den Gang ein und fädelte sich in den träge dahinfließenden Verkehr an diesem späten Freitagvormittag ein.

Ein paar Fußgänger, die zum größten Teil nur die Auslagen in den Schaufenstern betrachteten, schlenderten über das Pflaster, aber Scowcrofts Blick ruhte ausschließlich auf einem bulligen Skinhead, der aussah, als hätte man ihn aus einer Gefängniszelle geholt und in Klamotten von Armani gesteckt. Doch Scowcroft konzentrierte sich auf den Gegenstand, den der Mann in der Hand hielt – eine Reisetasche aus Leder. Eine lederne Reisetasche, die das Leben der drei vollkommen verändern würde.

Der Hüne schritt gemächlich, aber zielstrebig vorwärts. Scowcroft verlangsamte die Geschwindigkeit des Lieferwagens auf Schritttempo und rollte nahe an die Bordsteinkante heran.

Der Moment war gekommen.

„Los!“, schrie er. Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.

Und dann rammte Charlotte, wie sie es Dutzende Male geübt hatten, die schwere Beifahrertür in den Rücken des großen Mannes. Die Ledertasche segelte durch die Luft, als der Hüne auf das Pflaster stürzte.

„Er hat sie losgelassen, Baz. Mach schon!“, brüllte Scowcroft, während er das Bremspedal durchtrat. Barrett hechtete aus der Schiebetür und suchte hektisch nach der Tasche, die unter einem geparkten Wagen gelandet war.

„Ich habe sie!“, verkündete Barrett von der Straße, aber Scowcroft hatte den Blick auf etwas anderes gerichtet. Alarmiert riss er die Augen auf.

„Scheiße!“, fluchte er.

Er hatte damit gerechnet, dass die Passanten in alle Richtungen fliehen würden. Er hatte auch damit gerechnet, dass irgendein mutiger Mensch versuchen würde, in das Geschehen einzugreifen. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, waren die beiden Motorräder, die sich ihnen auf dem Bürgersteig näherten. Die Gesichter der Biker waren hinter unheilverheißenden schwarzen Visieren versteckt. Instinktiv wusste Scowcroft sofort, dass die Motorradfahrer es ebenfalls auf den Inhalt der Tasche abgesehen hatten.

„Scheiße!“, wiederholte er und spuckte aus, denn die jahrelangen Diskussionen, die monatelangen Planungen und das wochenlange Training drohten gerade, vergeblich gewesen zu sein.

Also fasste Alex Scowcroft einen neuen Plan. Und zwar einen, der typisch war für einen Scowcroft.

Er griff unter den Sitz und zog den Armeedolch seines älteren Bruders aus der Schatulle. Charlotte erblickte die Klinge, kurz bevor sie die Motorradfahrer entdeckte, und verstand sofort, was das zu bedeuten hatte. Sie schaute Scowcroft an. Er sollte die Entscheidung treffen.

„Würdest du für meinen Bruder sterben?“, fragte er sie.

Sie nickte und schluckte gegen die aufsteigende Angst in ihrer Kehle an.

„Würdest du auch für ihn töten?“

Der Blick aus ihren Augen verriet ihm, dass sie es tun würde.

„Dann steig aus und kämpfe.“

2. KAPITEL

Wie von Furien gehetzt stürzten Scowcroft und Charlotte aus dem Van. Adrenalin pumpte durch ihre Adern.

„Baz!“, schrie Scowcroft. „Vergiss die Tasche und komm her. Wir haben ein Problem.“

„Vergiss die Tasche?“, echote Charlotte entsetzt. Mit zitternden Fingern hielt sie einen Hammer umklammert.

„Sie werden sie sich schnappen und abhauen. Wir müssen warten, bis sie von ihren Motorrädern steigen.

Die Motorradfahrer, die vergeblich nach der Ledertasche Ausschau hielten, verlangsamten ihr Tempo. Scowcroft spürte, wie sie hinter ihren verdunkelten Helmen ihn und seine beiden Komplizen ins Visier nahmen.

Barrett rannte zu den beiden anderen hinüber.

„Die Tasche liegt vorne links unter der Radkappe. Ich könnte sie kriegen – aber was ist mit denen?“, fragte er, noch ehe er den Armeedolch in Scowcrofts Hand bemerkte. Einen Moment lang dachte Scowcroft, Barrett würde ihm befehlen, die Waffe wegzulegen. Stattdessen zog er eine gleich aussehende Klinge aus einem Futteral an seiner Wade.

„Denk dran: mit der Klinge zustechen, nicht schneiden“, erinnerte Barrett den jüngeren Mann, während er seinen Dolch drohend durch die Luft schwang. Vielleicht schaffte er es ja, die Motorradfahrer zu vertreiben und ein Blutbad zu verhindern.

Doch es funktionierte nicht.

Die Biker hatten ihre eigenen Waffen – fünfhundert Pfund Metall. Mit diesem Metall konnten sie eine Geschwindigkeit von sechzig Meilen pro Stunde erreichen innerhalb der wenigen Sekunden, die nötig waren, um die Distanz zwischen Scowcroft und seinen Komplizen zu überbrücken.

Die Motorräder heulten auf; die Reifen hinterließen Gummiabdrücke auf dem Asphalt. Seite an Seite kamen sie näher – eine Kavallerieattacke aus Stahl.

Barrett und Charlotte machten einen Satz nach links und suchten Schutz auf der schmalen Schwelle einer Haustür. Scowcroft duckte sich, um nach der Ledertasche unter der Radkappe zu greifen. Dabei bot sein ungeschützter Körper den Motorradfahrern ein leichtes Ziel. Sie erkannten ihre Chance, den Mann zum Krüppel zu machen, während er nach seiner Trophäe fischte. Laut heulten die Motoren auf, als sie Vollgas gaben.

Während seine Komplizen jeden Augenblick mit dem schrecklichen Aufprall rechneten, presste Scowcroft seinen Körper dicht auf den Asphalt und robbte unter den Wagen. Und dann schleuderte er die Ledertasche in das Gesicht des Fahrers, der ihm schon ganz nahe gekommen war.

Die Biker hatten nach dem Köder geschnappt, und nun mussten sie den Preis dafür bezahlen. Die sechzig Meilen pro Stunden sorgten dafür, dass der Motorradfahrer von der weichen Ledertasche wie von einem Baseballschläger getroffen wurde. Sein Kopf schoss nach hinten, und der Fahrer schlitterte mit seiner Maschine über das Pflaster. Mit äußerster Geschicklichkeit gelang es seinem Partner, einen Zusammenprall zu vermeiden. Im letzten Moment brachte er sein Fahrzeug zum Stehen.

„Auf ihn!“, schrie Scowcroft und rannte los, um sich die Ledertasche zurückzuholen.

Charlotte und Barrett verließen den Schutz der Haustürschwelle und stürzten sich auf den zweiten Motorradfahrer. Der versuchte, sich auf seinem Sitz zu drehen und nach einem Messer zu greifen, das er in seinem Stiefel versteckt hatte, aber Barrett war schneller und brachte den Biker mit einem Hieb zu Boden. Der Aufprall sorgte dafür, dass er seinen eigenen Dolch losließ, der durch die Luft flog. Die beiden Männer stürzten mit ihren Maschinen zu Boden. Barrett stieß einen gellenden Schrei aus, als sein Bein unter dem heißen Metall des Motorrads eingequetscht wurde, und er stöhnte noch einmal vor Schmerz, als ihm der Fahrer seinen Helm gegen den Kopf rammte. Blut sickerte in Barretts Wollmütze, sodass er gezwungen war, seine Maske abzuziehen.

„Charlotte“, keuchte er, „mein Messer!“

Verzweifelt sah Charlotte sich nach der Klinge um. Als sie sie endlich entdeckte, erstarrte sie in Panik.

Die Klinge befand sich in der Hand des Kuriers, der die Tasche abliefern sollte. Der Hüne hatte sich inzwischen von dem ersten Angriff erholt und war wieder auf die Knie gekommen. Wütend stach er auf die Reifen des Vans ein und machte sie zu einem Haufen nutzlosen Gummis.

Ohne einen Gedanken an ihre eigene Sicherheit zu verschwenden, wollte Charlotte sich auf ihn stürzen, aber Scowcroft kam ihr zuvor und bohrte dem Mann seinen Armeedolch in die Schulter. Der Riese heulte vor Schmerz auf und versuchte, seinen erbeuteten Dolch gegen Scowcroft einzusetzen, aber der Stich hatte wichtige Muskelstränge durchtrennt, und sein Arm baumelte kraftlos an der Seite. Scowcroft trat dem Mann die Klinge aus der Hand und trat ihm mit der Stahlkappe seines Stiefels ins Gesicht. Wie betäubt taumelte der Riese mit dem Rücken gegen den Van. Während er langsam zu Boden rutschte, hinterließ er eine Blutspur auf dem weißen Lack.

Unterdessen setzten Barrett und der Motorradfahrer, die beide noch immer unter der Maschine eingeklemmt waren, ihren eigenen Kampf fort, und erneut krachte der Helm gegen Barretts gebrochenes Nasenbein.

Scowcroft und Charlotte eilten zu ihm und wuchteten das Motorrad hoch. Schwerfällig kroch Barrett beiseite, während Charlotte sich den Fahrer vornahm, aber sein Helm und seine gepolsterte Bikerjacke schützten ihn vor ihren wütenden Fausthieben.

„Lass ihn!“, schrie Scowcroft. Barrett biss die Zähne zusammen, packte Charlotte bei den Schultern und überließ es Scowcroft, den auf dem Boden liegenden Biker erneut unter seiner Maschine zu begraben.

„Ich habe die Tasche“, ächzte er. „Aber der Van ist im Arsch.“

Barrett schaute über die Schulter. Blut floss ihm aus der zerschmetterten Nase. Ein paar Neugierige hatten die Köpfe aus den Fenstern gesteckt, doch die Mehrzahl der Diamantenhändler in Hatton Garden hatten bei den ersten Anzeichen von Ärger ihre Türen verbarrikadiert.

„Holt die Rucksäcke aus dem Wagen“, befahl Scowcroft ihnen. „Und dann nichts wie weg von hier.“

„Man hört gar keine Sirenen“, stellte Barrett fest, als Charlotte die kleinen Rucksäcke aus dem Wagen holte, die alle unterschiedliche Farben und Muster hatten. „Wo zum Teufel bleiben die Bullen?“

„Scheiß drauf“, meinte Scowcroft. „Wir haben, was wir wollen. Machen wir, dass wir wegkommen.“

Ohne auf ihre Zustimmung zu warten, bog Scowcroft in die nächstliegende Gasse ein. Charlotte und Barrett folgten ihm. Hinter ihnen blieben drei stöhnende Körper auf dem Pflaster zurück.

Keiner von ihnen hatte den Gentleman im Nadelstreifenanzug bemerkt, der am Fenster von „Swiss Excellence“ stand und auf besondere Geschäfte spezialisiert war. Hätten sie den Diamantenhändler gesehen, wäre ihnen möglicherweise nicht entgangen, dass die sorgfältig gepflegte Hand des Mannes zitterte, als er den Hörer von der Gabel nahm. Und vielleicht hätten sie vermutet, dass der Herr im Nadelstreifenanzug endlich die Polizei verständigte.

Doch sie hätten sich geirrt.

„Guten Tag, Sir“, begann der Juwelier mit einer Stimme, die unterwürfig vor Angst klang. „Ich fürchte …“ Er schluckte. „Ich fürchte, jemand hat Ihre Diamanten gestohlen.

Am anderen Ende der Leitung wurde sofort aufgelegt.

3. KAPITEL

Detective Inspector Andrew Hill saß hinter seinem Schreibtisch in Scotland Yard.

„Nun ja, eigentlich chatte ich mit dir von meinem Büro aus“, gestand er der Frau, mit der er seit drei Wochen verheiratet war. „Es ist die reinste Hölle, Deb. Ich habe keinen einzigen Fall. Mein ganzer Papierkram ist erledigt. Ich komme mir vor wie der Geist eines Mädchens, das in einem viktorianischen Herrenhaus ermordet wurde. Meine Seele kann keine Ruhe finden, und das Einzige, worauf ich mich freue, ist, im Badezimmer aufzutauchen, wenn du es gerade benutzt.“

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich erdolchen würde, wenn du das noch einmal machst“, erwiderte Debbie lachend auf dem Display des Telefons. „Und jetzt hör endlich auf mit deinem Selbstmitleid und such dir Arbeit. Kümmer dich doch einfach um dein Geschäft.“

„Ich darf keine Nebentätigkeiten ausüben, solange ich noch in diesem Job bin“, brummte Hill.

„Darfst du wohl.“

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