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Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Könnte es einen besseren Ort zum Lernen und Leben geben als eine Raubritterburg? Nein, finden die Schüler und Lehrer der Jungenschule in Neustadt und ziehen kurzerhand in die geheimnisumwitterte Burg Schreckenstein. In dem uralten Gemäuer mit Folterkammer und Burgfried wird selbst der Unterricht zum Abenteuer! Außerdem befindet sich zur Freude der Jungs ganz in der Nähe das Mädcheninternat Schloss Rosenfels, dessen Schülerinnen willkommene Opfer für eine Menge lustiger Streiche sind. Und egal, was passiert, eins steht fest: Die jungen Ritter halten zusammen wie Pech und Schwefel!


  • Erscheinungstag: 17.10.2013
  • Aus der Serie: Burg Schreckenstein
  • Bandnummer: 05
  • Seitenanzahl: 160
  • Altersempfehlung: 10
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505132278

Leseprobe

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Spielt da einer Schlossgespenst?

„Hat jemand meinen roten Pullover gesehen?“, fragte Ottokar, der älteste Schüler auf der Burg. Seine Zimmergenossen Stephan, Walter und Fritz schüttelten die Köpfe. Damit war die Sache erledigt. Ottokar fragte nicht weiter; sein Pullover würde sich schon wiederfinden.

„Sagt mal, wer von euch weiß, wo mein Fresspaket ist?“, fragte Dampfwalze, der Stärkste, der gleich um die Ecke im Westflügel wohnte. Andi, Klaus und Dieter, die mit ihm das Zimmer teilten, hatten keine Ahnung. Heute Morgen war es mit der Post gekommen und nach dem Mittagessen plötzlich nicht mehr da.

Auf Schreckenstein wurde nie etwas gestohlen. Als ritterliche „Nachfahren“ der ehemaligen Burgbewohner hatten die Jungen für ihr Internat eine eigene Ordnung entwickelt. Sie nannten sich Ritter und fanden, dass Ehrlichkeit das Zusammenleben sehr erleichtert: untereinander – wie auch gegenüber den Lehrern. Diese ritterliche Einstellung hatte sich bis jetzt prima bewährt. Deswegen nahm Klaus, der Witzbold, die Sache auch nicht ernst.

„Da macht wohl einer seinen ersten Streich. Sehr komisch!“, sagte er. Aber niemand lachte.

Um die nächste Ecke im Nordflügel wohnte Pummel wie immer zusammen mit Eugen. Am Abend, als er sein Bett herunterklappte, drehte er sich plötzlich um und fragte: „Wo ist denn meine Decke, meine grüne Decke?“

„Weiß ich doch nicht“, antwortete Strehlau, der als bester Schüler neuerdings auch Computer genannt wurde.

„Wahrscheinlich hast du dein neues Modellflugzeug damit zugedeckt, damit der Spannlack nicht friert!“, frotzelte Mücke, der Vierte im Zimmer.

Pummel blieb ihm die Antwort schuldig. Sich mit Mücke anzulegen hatte keinen Zweck. Als Chefredakteur der Schulzeitung „Wappenschild“ war er sozusagen berufsmäßig schlagfertig. Pummel ging auf den Flur, holte den Schlafsack aus seinem Schrank, warf ihn aufs Bett, kroch hinein und legte seinen Bademantel darüber.

Eugen stand neben der Tür am Schalter und schüttelte den Kopf. „Merkwürdig“, sagte er und löschte das Licht.

Dass tatsächlich Merkwürdiges geschah, wurde am nächsten Tag beim Mittagessen offenbar. Wie immer ging Ottokar als Schulkapitän während des Nachtischs ans Schwarze Brett und läutete mit der Glocke, um die Einteilung des Nachmittags und besondere Vorkommnisse anzusagen. „Die siebente Klasse walzt um vierzehn Uhr den Sportplatz; die neunte Klasse macht Landarbeit“, gab Ottokar bekannt. Er endete mit einer Verlustanzeige: „Doktor Waldmann vermisst seinen Elektrowecker. Hat ihn jemand weggenommen, gesehen oder weiß jemand etwas davon?“

Doktor Waldmann sah sich um, denn gewöhnlich hob sich bei solchen Fragen sofort eine Hand. Heute aber rührte sich keiner.

Ottokar wiederholte die Frage. Wieder nichts! Merkwürdig war das, sehr merkwürdig. Beim Hinausgehen nach dem Essen sagte der kleine Eberhard zu Andi: „Und mir fehlt mein Elektrokocher samt Topf.“ Ottokars Pullover, Dampfwalzes Fresspaket, Pummels Decke, Doktor Waldmanns Wecker und Eberhards Kochzeug ein ganz schön dicker Hund, fanden alle.

„Spielt da einer Schlossgespenst?“, alberte Dieter.

„Wahrscheinlich einer von den Kleinen“, brummte Dampfwalze.

„Du sollst nicht verdächtigen!“, schimpfte Mücke. „Schlimm genug, dass hier überhaupt was wegkommt.“

Die merkwürdigen Vorkommnisse beschäftigten die Ritter an diesem Tag mehr, als sie wahrhaben wollten. Beim Walzen des Sportplatzes wurde ebenso darüber geredet wie bei der Feldarbeit auf dem langen Hang hinunter zum Kappellsee.

„Ich glaube ja, die Rosenfelser waren’s.“ Dass Strehlau die Mädchen des Internats auf der anderen Seeseite im Verdacht hatte, lag nahe: Sie hatten schon manchen Streich gegen die Burg gemacht.

Aber Stephan winkte ab. „Von denen haben wir doch ewig nichts gehört.“

„Genau“, brummte Dampfwalze. „Wenn Mädchen nichts mehr hören lassen, ist das immer verdächtig.“

„Schlechte Erfahrungen gemacht?“, frotzelte Mücke in Anspielung auf seine Schwester Ingrid. Aber Dampfwalze ging ausnahmsweise nicht hoch.

Vom Burgfried schlug die Turmuhr neueste Anschaffung des Hausherrn Bodo Graf von Schreckenstein, genannt Mauersäge, der in wallendem Mantel auf dem Uferweg daherstakste, voraus sein Schäferhund. „Harro ks Harro, Platz!“, rief er in seiner typischen Art mit dem komischen Laut dazwischen. „Willst du wohl ks!“

„Heute ‚schaltet er wieder besonders fleißig“, meinte Andi.

„Ist eben ein sehr hochtouriger alter Herr, luftgekühlt!“, antwortete Eugen sachverständig.

Doch so fleißig Mauersäge auch „schaltete“, Harro gehorchte überhaupt nicht. Schnuppernd kam er den Hang herauf und schnüffelte durch das Gitter, das den Erdbuckel neben dem Acker abschloss. Im Innern musste sich eine alte Wasserpumpe befinden genauer hatten sich die Ritter nie dafür interessiert. So rasch ihn seine dünnen Beine trugen, stürmte Mauersäge hinterher und fuchtelte wild mit dem Spazierstock. „Harro ks Komm sofort hierher! Das ist ks ks pfui!“

Stephan, der in der Nähe des unfolgsamen Vierbeiners arbeitete, ging hin und nahm ihn am Halsband. „Nun geh schon, Harro! Da gibt’s kein Wasser. Die Pumpe da drin ist längst verrostet.“

Mauersäge war fast herangekommen, blieb stehen und lachte laut. „Pumpe ks Hahaha trefflicher Witz! Das ist ein ks ein Fluchtgang, mein Junge. 1697 hat er meinem ks meinem Vorfahren Emmeran von Schreck ks das ks Leben gerettet! Damals war der Ausgang durch einen ks einen Busch verdeckt. Das Gitter habe ich erst machen lassen.“

Auch Stephan „schaltete“ sofort: „Und wo mündet der Gang in der Burg?“

Wieder lachte Mauersäge schallend. „Das ks das habt ihr noch nicht entdeckt? Na, dann sucht mal schön!“ Kichernd vor Vergnügen nahm er Harro am Halsband und stapfte den Hang hinunter. Stephan sah Mücke an. „Ein Fluchtstollen von der Burg und wir haben nichts davon gewusst! Das ist uns aber sehr peinlich.“

„Nicht mehr lange!“

Dampfwalze war herübergekommen. Er zog einen Dietrich aus der Tasche, steckte ihn in das Schlüsselloch der Gittertür und sagte: „Passt.“ Aber drehen ließ sich der Dietrich nicht.

Strengste Geheimhaltung

Wie ernst die Ritter das klauende Schlossgespenst nahmen, das wurde erst bei Dunkelheit deutlich.

In dieser Nacht lauerte überall jemand. Einer versteckte sich vor dem andern. Jeder beobachtete jeden. Ging einer über den dunklen Gang, immer schlich jemand nach, um festzustellen, wohin der Unbekannte ging und ob er etwa „Diebesgut“ bei sich trug. Und hinter dem Nachschleichenden schlich schon der Nächste Die ganze Schule schien auf den Beinen zu sein. Jeder wollte den ausfindig machen, der das Besondere an Schreckenstein zu zerstören drohte: die absolute Ehrlichkeit und das gute Einvernehmen zwischen Jungen und Lehrern.

Außenstehende wollten nie recht glauben, dass es das überhaupt geben könne. Sie schüttelten zumeist verständnislos die Köpfe. Aber es stimmte, und die Schreckensteiner waren stolz darauf.

Unhörbar kam Ottokar ins Zimmer zurück. „Mordsbetrieb draußen“, stellte er fest. „Ein Sherlock Holmes stolpert über den andern.“

„Dann tun wir am besten das, was der, den wir suchen, vermutlich auch tut“, sagte Stephan.

„Genau!“ Fritz gähnte. „Gehen wir schlafen.“

Es wurde viel und ausgiebig gegähnt am nächsten Tag. Beim Frühstück und vor allem im Unterricht. Nicht nur die Ritter waren übernächtigt. Auch Lehrer wie Rolle und Gießkanne bekamen bei ihren pädagogischen Ausführungen plötzlich schmale Augen und taten hinter vorgehaltener Hand so, als würden sie tief durchatmen.

„Was gibt’s denn heute Mittag?“, fragte Mücke in einer Pause quer über den Flur.

„Gehackten Missionar!“, rief der kleine Kuno herüber. Er war für die frischen Handtücher in der Küche zuständig und wusste daher immer über den Küchenzettel Bescheid.

„Schweinerei“, schimpfte Andi. „Und wir haben Augias.“ Dieses Wort, aus der berühmten Sage von dem völlig vergammelten Stall des Augias übernommen, bezeichnete neuerdings die Inspektion der Kleiderschränke während des Mittagessens. In unregelmäßigem Turnus wurden zwei Ritter von Ottokar dafür eingeteilt.

Heute waren Mücke und Andi an der Reihe. Wer in seinem Schrank eine das Maß Schreckensteiner Großzügigkeit überschreitende Unordnung hatte, wurde aufgeschrieben. Seinen Namen verlas Ottokar noch während des Essens. Darauf musste der Genannte sofort den Esssaal verlassen und aufräumen. Mildere Methoden hatten sich leider nicht bewährt.

Die beiden „Inspektoren“ selbst aßen später. Das war der Menge und Temperatur des Übriggelassenen wegen nicht beliebt.

„Vorsicht, Lawinengefahr!“, warnte Andi, als habe er dem Schrank des kleinen Eberhard schon von außen angesehen, was sich beim Öffnen der Tür ereignen würde.

„Mensch, da!“, rief Mücke plötzlich und deutete in den Hof hinunter. „Da sind sie!“

„Mädchen?“, fragte Andi.

„Quatsch, die Diebe! Grad sind sie um die Ecke.“

„Wo?“

„Drüben, unterm Wehrgang. Die könnten in die Folterkammer gegangen sein. Geh du rauf und sag Bescheid: Ich schleiche ihnen nach.“

Und weg war er.

Andi raste die Treppe hinauf, verständigte Ottokar und gab ihm den Zettel. Ottokar verlas die Namen der Aufgefallenen, nannte dabei schlauerweise auch Stephan und Dampfwalze, damit sie sich unauffällig entfernen konnten. Draußen berichtete Andi, was geschehen war. Darauf teilten sie sich und schlichen von vier Seiten, jede Deckung ausnutzend, zum Versammlungsplatz der führenden Ritter.

Von einer fünften Seite kam noch einer nach. Der kleine Eberhard hatte auf dem Weg vom Esssaal zu seinem Schrank von der Sache einiges mitbekommen und zog die aufregende Verfolgung dem langweiligen Aufräumen zeitlich vor.

Es war still im großen Burghof. Plötzlich ein Knarren auf dem Wehrgang; hinter einem dicken Pfosten schaute ein Bein hervor. Ottokar, der sich an der Westmauer des Burgfrieds entlangschob, konnte es genau sehen. Da sprang jemand zum nächsten Pfosten! Andi!

Und so was will mal Indianerspezialist gewesen sein!, dachte Ottokar und schlich weiter zur Turmecke. Dort wartete er und horchte.

Nichts! Langsam schob er die Nase vor. Da bekam er einen Schlag gegen die Stirn, dass er zurücktaumelte.

„Idiot!“, sagte eine Stimme.

Ottokar lehnte an der Mauer und hielt sich die schmerzende Stelle über dem Auge. „Mensch, Dampfwalze, kannst du nicht aufpassen!“, schimpfte er. „Kommt da mit einem Zahn um die Ecke. Mit einem Auto hätten wir jetzt beide Totalschaden.“

„Ich nicht“, antwortete Dampfwalze.

Ottokar wischte sich mit dem Handrücken über das tränende Auge und grinste. „Du hast ja auch ’n Kopf wie ’ne Stoßstange. Aber komm jetzt.“

Sie schlichen zu dem Gewölbe, von wo die steile Treppe in die Folterkammer führte. Vorsichtig gingen sie hinunter und horchten an der dicken Tür. Nichts! Ottokar drückte auf die Klinke und stieß sie unvermittelt auf.

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