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Der Stein des Schicksals

hier erhältlich:

Welches Geheimnis rankt sich um Gemmas Herkunft – und was hat der unermesslich wertvolle schwarze Opal, den sie im Nachlass ihres Vaters entdeckt hat, damit zu tun?


  • Erscheinungstag: 28.07.2023
  • Seitenanzahl: 140
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745753295
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Sie weinte nicht. Keiner weinte auf der Beerdigung ihres Vaters.

Es waren auch nicht viele, die sich an diesem heißen Morgen im Februar auf dem Friedhof von Lightning Ridge eingefunden hatten. Nur der Geistliche, Mr Gunther, Ma und Gemma selbst. Der Leichenbestatter hatte sich verabschiedet, sobald er den Sarg mit dem Verstorbenen abgeliefert hatte. Wenn man den Totengräber dazuzählte, waren es also fünf.

Sicher, es herrschten vierzig Grad im Schatten. Kein vernünftiger Mensch hätte an so einem Tag freiwillig mehr als fünf Minuten in der glühenden Sonne ausgeharrt, es sei denn aus Pflicht. Gemma sah zu, wie der Sarg in das offene Grab hinuntergelassen wurde, und konnte immer noch nicht weinen.

Der Geistliche hielt sich nicht länger als nötig auf, Mr Gunther tat es ihm nach. Gemma registrierte ihr Verschwinden am Rande, während sie auf das dumpfe Geräusch lauschte, als der Totengräber die Erde auf den Sarg schaufelte. Warum kann ich nicht weinen? fragte sie sich zum wiederholten Mal.

Sie zuckte zusammen, als Ma ihre Schulter berührte. „Komm, Liebes. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.“

Nach Hause … Hatte sie die grässliche Erdhöhle mit dem Lehmboden und den primitiven sanitären Einrichtungen je als „Zuhause“ betrachtet? Und doch war sie genau das gewesen, seit Gemma denken konnte.

„Soll ich fahren?“, fragte Ma, als sie vor dem rostigen Kleinlaster ankamen, der Jon Smith gehört hatte und nun das Eigentum seines einzigen Kindes war.

Ein kleines Lächeln huschte über Gemmas Gesicht. Mas Fahrkünste waren berüchtigt. Sie hieß eigentlich Mrs Madge Walton, aber jeder in der Gegend nannte sie nur „Ma“. Sie und ihr Mann waren vor über dreißig Jahren nach Lightning Ridge gekommen, um auf den Opalfeldern ihr Glück zu suchen. Nach Bill Waltons Tod war Ma geblieben. Sie lebte immer noch in ihrem alten Campingwagen und besserte ihre Witwenrente auf, indem sie bescheidene Opalfunde an Touristen verkaufte.

Ma war Gemmas Nachbarin. Bei ihr hatte Gemma oft Zuflucht gefunden, wenn ihr Vater wieder angetrunken und in reizbarer Stimmung gewesen war. Ma war eine Art Ersatzmutter für Gemma, deren richtige Mutter bei ihrer Geburt gestorben war.

„Nein, Ma.“ Gemma schüttelte den Kopf. „Ich fahre.“

Trotz der heruntergekurbelten Fenster war es im Innern des Kleinlasters drückend heiß. Scharen von Buschfliegen krabbelten über die Windschutzscheibe.

„Was hast du jetzt vor, Liebes?“, fragte Ma, als sie losfuhren. „Ich nehme an, du willst nicht in Lightning Ridge bleiben. Du hast immer von einem Leben in der Stadt geträumt, nicht wahr?“

Es hatte keinen Sinn zu schwindeln. Ma kannte sie besser als irgendein anderer. „Vielleicht gehe ich nach Sydney.“

„Ich stamme ursprünglich aus Sydney. Ein grässlicher Ort.“

„Wieso?“

„Zu groß und zu laut.“

„Nach all den Jahren hier draußen hätte ich nichts gegen etwas Lärm“, erwiderte Gemma.

„Was machst du mit Blue?“

Blue war ein riesiger Hirtenhund, Gemmas Hund. Ihr Vater hatte ihn vor einigen Jahren ausgewachsen gekauft, weil er ein scharfer Wachhund war. Jon Smith hatte ihn vor dem Eingang der Erdhöhle angebunden, und gnade Gott jedem, der sich in die Nähe wagte.

Gemma hatte es als eine Herausforderung betrachtet, sich mit dem scheinbar bösartigen Hund anzufreunden, und zur Überraschung aller war es ihr gelungen, das Vertrauen des Tiers zu gewinnen. Seitdem waren die beiden unzertrennlich, deshalb brauchte Gemma über Mas Frage nicht lange nachzudenken.

„Ich nehme ihn natürlich mit.“

„Es wird ihm in der Stadt nicht gefallen, Liebes.“

„Blue gefällt es überall, wo ich bin“, widersprach Gemma.

„Da hast du wahrscheinlich Recht. Ich habe noch nie einen so anhänglichen Hund gesehen … was dich betrifft. Mir jagt er immer noch eine Heidenangst ein.“

„Wirklich, Ma, er ist sanft wie ein Lamm.“

„Nur bei dir, Liebes. Nur bei dir.“

Gemma lachte.

„Schon besser“, sagte Ma beifällig. „Es tut gut, dich wieder lachen zu hören.“

Gemma schwieg. Aber ich habe immer noch nicht geweint, dachte sie bekümmert. Eine Tochter sollte weinen, wenn der Vater stirbt.

In nachdenklichem Schweigen fuhren sie durch die Stadt und über die Three Mile Road wieder hinaus. Ma und Gemma lebten ein paar Meilen außerhalb von Lightning Ridge in der Nähe eines kleinen Ortes namens Frog Hollow, aber die Gegend um das Ridge sah überall ziemlich gleich aus. Opalminen zerstörten die Natur und hinterließen eine öde, felsige Mondlandschaft. Es war weder malerisch noch grün. Die vorherrschende Farbe war ein gräuliches Weiß.

Mas Campingwagen stand unter einem großen alten Eukalyptusbaum, der wegen der Trockenheit jedoch nur spärliches Laub trug. So bot er kaum Schutz vor der sengenden Sommersonne. In Gemmas Erdhöhle war es vergleichsweise kühl.

„Komm doch noch mit zu mir“, bot Gemma deshalb an. „Wir trinken ein kühles Bier zusammen.“

„Danke, Liebes. Das mache ich gern.“

Gemma fuhr also an Mas Campingwagen vorbei auf das Land ihres Vaters. Seltsamerweise kam Blue ihr nicht wie sonst entgegengestürmt. Von düsteren Vorahnungen ergriffen, blinzelte sie gegen die gleißende Sonne an und glaubte, vor dem Eingang der Erdhöhle einen großen dunklen Körper zu erspähen, der reglos im Staub lag.

„Oh nein!“, schrie sie auf, trat auf die Bremse und sprang aus dem Laster. „Blue!“ Sie rannte hin, sank auf die Knie und zog den leblosen Körper des Hundes auf ihren Schoß. Der schwere Kopf fiel zur Seite, Schaum klebte an seinen Lefzen.

„Er ist tot!“ Entsetzt blickte sie zu Ma auf, deren rundes, rotwangiges Gesicht aufrichtiges Mitgefühl verriet.

„Ja, Liebes. Sieht ganz so aus.“

„Aber wieso? Warum?“

„Vergiftet, würde ich sagen.“

„Vergiftet! Wer hätte einen Grund, Blue zu vergiften?“

„Nun, er war in der Gegend nicht gerade beliebt“, erinnerte Ma sie sanft. „Na, na …“ Sie legte liebevoll eine Hand auf Gemmas bebende Schulter. „Vielleicht ist es besser so. Du hättest ihn wirklich nicht nach Sydney mitnehmen können … einen Hund, der außer auf dich auf jeden losging.“

„Aber er war mein Freund“, jammerte Gemma mit Tränen in den Augen. „Ich habe ihn geliebt!“

„Ja, ich weiß. Es tut mir so Leid, Liebes.“

Es war, als würde ein Damm brechen, ein Schutzwall, den Gemma um sich errichtet hatte, seit die Polizei zu ihr gekommen war und sie benachrichtigt hatte, dass ihr Vater betrunken in einen verlassenen Minenschacht gestürzt sei und sich das Genick gebrochen habe.

„Oh Blue“, schluchzte sie und barg das Gesicht in dem staubigen Fell des Hundes. „Bitte, verlass mich nicht. Dann bin ich ganz allein …“

„Wir sind alle allein, Gemma“, sagte Ma müde.

Gemma blickte hoch. Ihre tränenerfüllten braunen Augen verrieten eine emotionale Tiefe, die sie nicht von ihrem Vater geerbt haben konnte. „Sag das nicht, Ma. Das ist schrecklich! Nicht alle Menschen sind wie mein Vater. Die meisten brauchen andere Menschen. Mir geht es so und dir auch. Eines Tages werde ich einen netten Mann finden und ihn heiraten und ein halbes Dutzend Kinder haben. Ich werde ihnen beibringen, dass es das größte Glück der Welt ist, sich zu lieben und diese Liebe offen und frei zu zeigen mit Lachen, Küssen und Umarmungen. Denn ich bin es satt, dieses Leben voller Einsamkeit, Elend und Sinnlosigkeit. Ich habe die Nase voll von abscheulichen Menschen, die meinen Hund vergiften und … und …“

Schluchzend barg sie erneut das Gesicht im Fell des toten Hundes und weinte hemmungslos.

Ma hockte sich neben sie in den Staub und tätschelte ihr tröstend die Schulter. „Du hast Recht, Liebes. Wein dich erst einmal aus. Du hast es verdient, Kleines.“

Gemma weinte sich ihren ganzen Kummer von der Seele. Dann suchte sie eine Schaufel und grub ein Grab für Blue. Sie wickelte ihn in eine alte Decke, legte ihn in die Grube und schaufelte sie wieder zu. Ein Kapitel ihres Lebens war abgeschlossen, ein neues hatte begonnen. Sie würde nicht zurückschauen, sondern nur nach vorn. Mit dem Tod ihres Vaters und des Hundes waren die Fesseln der Vergangenheit endgültig von ihr abgefallen, einer Vergangenheit, die nicht glücklich gewesen war. Die Zukunft lag in ihrer Hand, und Gemma schwor sich, mehr daraus zu machen als ihr Vater aus den vergangenen achtzehn Jahren.

„So, Ma, das wäre erledigt“, sagte sie, als sie die kühle Erdhöhle betrat.

„Ja, Liebes.“

„Es ist Zeit, Pläne zu schmieden.“ Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich Ma gegenüber an das Holzbrett, das als Tisch diente.

„Pläne?“

„Ja, Pläne. Was hältst du davon, mir den Kleinlaster abzukaufen und hier zu wohnen, solange ich fort bin?“

„Nun … Wie lange wirst du denn fortbleiben?“

„Ich weiß es noch nicht. Eine ganze Weile. Vielleicht für immer. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.“

Ma seufzte. „Du wirst mir fehlen. Aber ich verstehe dich. Außerdem …“ Die alte Frau lächelte ihr zahnloses Lächeln. „Ich habe immer davon geträumt, hier zu wohnen, vor allem im Sommer.“

„Du könntest deinen Campingwagen hierher bringen lassen. Dann kannst du die Vorzüge von beidem genießen. Zwar habe ich nicht vor, Dads Land zu verkaufen, aber alles, was du während meiner Abwesenheit hier findest, gehört dir.“

„Klingt gut.“

„Schön, dann lass uns mit einem Bier auf den Handel anstoßen.“

„Das klingt sogar noch besser.“

In Mas Gegenwart zeigte Gemma sich selbstbewusst und entschlusskräftig. Sobald die alte Frau aber gegangen war, sank sie am Tisch in sich zusammen und barg das Gesicht in den Händen. Doch sie hatte keine Tränen mehr. Nicht lange, und ihre Gedanken begannen sich um die Frage zu drehen, wie viel Geld sie für ihr bevorstehendes Abenteuer würde zusammenkratzen können.

Obwohl auf dem Land aufgewachsen, war Gemma alles andere als dumm oder unwissend. Dank des Fernsehens in der Schule und Besuchen bei Klassenkameradinnen aus der Stadt hatte sie eine recht gute Vorstellung davon, wie die Welt außerhalb von Lightning Ridge aussah. Natürlich hatte das Leben im australischen Hinterland in der Gesellschaft von Außenseitern und hoffnungslosen Träumern sie geprägt, aber sie besaß einen scharfen Verstand und einen angeborenen Sinn fürs Praktische. Geld bedeutete Sicherheit. Sie würde so viel Geld wie möglich brauchen, wenn sie in Sydney bestehen wollte.

Auf der Bank hatte sie fast dreihundert Dollar, die sie sich von ihren Gelegenheitsjobs als Kellnerin zusammengespart hatte. Etwas anderes hatte sie in den drei Monaten seit dem Schulabschluss nicht finden können. Die Zeiten waren schlecht hier am Ridge, obwohl es hieß, dass einige Opalsucher in der Gegend um den Coocoran Lake auf reiche Funde gestoßen seien.

Ma wollte ihr fünfhundert Dollar für den Kleinlaster geben. Das machte zusammen fast achthundert. Aber Gemma musste nicht nur die Fahrt mit Bus und Bahn bezahlen, sondern auch Unterkunft und Essen in Sydney, bis sie Arbeit gefunden haben würde. Und sie brauchte neue Kleider. Achthundert Dollar waren nicht genug.

Unwillkürlich schaute Gemma hinüber zum Bett ihres Vaters an der gegenüberliegenden Wand. Seit langem wusste sie von der verbeulten alten Blechdose, die dort in einem Loch in der Lehmwand hinter dem Kopfende des Betts versteckt war. Sie hatte nie nachzusehen gewagt, vermutete aber, dass die Dose eine kleine Reserve an Opalen enthielt, die ihr Vater zu Geld gemacht hatte, wenn er zu einem seiner Saufgelage losgezogen war. Ihr Vater war tot. Wer oder was sollte sie jetzt noch davon abhalten, das Geheimnis seines Verstecks zu lüften?

Mit klopfendem Herzen ging Gemma zu dem Bett, holte die Blechdose aus der Wand und trug sie zum Tisch zurück. Dann setzte sie sich wieder auf den wackligen Stuhl und starrte die Büchse eine Weile reglos an. Die Vernunft sagte ihr, dass sich nichts von großem Wert darin befinden konnte, dennoch zitterten ihr die Hände, als sie schließlich den verbeulten Deckel öffnete.

Was sie erblickte, ließ ihr den Atem stocken. War es wirklich das, wonach es aussah? Andererseits, hätte ihr Vater einen wertlosen Felsbrocken so sorgsam versteckt?

Zögernd schlossen sich ihre Finger um den grauen ovalen Stein. Er füllte ihre ganze Hand aus, und seine Größe und sein Gewicht ließen ihr Herz noch schneller schlagen. Himmel, wenn es das war, wofür sie es hielt …

Sie spürte etwas Glattes auf der Unterseite, drehte den Stein in der Hand und betrachtete ihn erstaunt. Ein Teil der rauen Außenschale war weggeschnitten worden und gab den Blick auf den darunter befindlichen Opal frei. Gemma bewegte den Stein, um das Farbenspiel zu begutachten, und erkannte, dass sie ein Vermögen in der Hand hielt. Das waren wenigstens tausend Karat, dabei von einer höchst seltenen Struktur und Farbe.

Staunend betrachtete sie den schimmernden Opal in ihrer Hand, dessen Feuer von Rot über Blau, Violett und Grün wieder zu leuchtendem Rot changierte. Himmel, ich bin reich, schoss es ihr durch den Kopf.

Es erschien Gemma unbegreiflich. Ihr Vater hatte in all den Jahren hier draußen in Lightning Ridge nie einen nennenswerten Fund gemacht. Das jedenfalls hatte er ihr gegenüber immer behauptet. Dennoch musste er irgendwann auf diesen Schatz gestoßen sein. Heftiger Groll regte sich in Gemma. Ohne Grund, wie es aussah, hatten sie und ihr Vater in dieser Erdhöhle gehaust, waren nicht selten auf Wohlfahrt angewiesen gewesen und von den Leuten bemitleidet und verspottet worden!

Kopfschüttelnd legte Gemma den großen Opal auf den Tisch und überprüfte den weiteren Inhalt der Dose. Es waren nach ihrer Schätzung zwanzig oder dreißig kleine Steine, die etwa zehn oder höchstens zwanzig Dollar pro Stück wert sein mochten. Das Saufgeld ihres Vaters, wie Gemma es vermutet hatte.

Als sie die Steine in eine Ecke der Blechdose schüttete, um sie besser herausnehmen zu können, entdeckte sie das Foto, das darunter lag. Es war vergilbt und abgegriffen. Neugierig nahm Gemma es zur Hand und betrachtete den Mann und die Frau, die darauf abgelichtet waren. Auf den ersten Blick schienen beide ihr völlig fremd.

Sie sah sich den Mann genauer an, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Zwar hatte der gut aussehende blonde Hüne auf dem Foto kaum noch etwas gemein mit dem glatzköpfigen, schmutzigen, bierbäuchigen Mann, den sie heute beerdigt hatte. Seine Augen aber waren die von Jon Smith … ihres Vaters. Unvergessliche Augen von einem ungewöhnlich hellen Blau, ihr Blick eiskalt und hart. Gemma fröstelte es unwillkürlich, als sie diesen Blick jetzt wieder auf sich gerichtet fühlte.

Ihr Vater war ein harter, gefühlloser Mann gewesen. Sie hatte versucht, ihm eine gute Tochter zu sein, hatte für ihn gekocht und sauber gemacht, hatte ihn ins Bett gebracht, wenn er stockbetrunken nach Hause gekommen war, und sich geduldig seine Jammergeschichten über die Ungerechtigkeit dieser Welt angehört. Mit zunehmendem Alter war ihr jedoch immer häufiger der Gedanke gekommen, dass nicht Liebe sie an ihren Vater gebunden hatte, sondern eher Angst. Er hatte sie oft geschlagen und auf eine Weise angesehen, die ihr das Blut in den Ader gefrieren ließ. So noch vor wenigen Wochen, als sie den Wunsch geäußert hatte, nach Walgett zu gehen, um sich dort eine Arbeit zu suchen. Ihr Vater hatte es verboten, und sein eisiger Blick hatte es ihr geraten erscheinen lassen, sich schweigend zu fügen.

Seufzend versuchte Gemma diese beklemmenden Erinnerungen zu verdrängen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Frau, die ihr Vater auf dem kleinen Foto fest im Arm hielt. Wieder stockte ihr der Atem. Kein Zweifel, die junge Frau war schwanger, schätzungsweise im sechsten Monat. Mein Gott, dachte Gemma, das muss meine Mutter sein!

Mit klopfendem Herzen betrachtete sie die zierliche dunkelhaarige Frau, deren ganze Haltung ahnen ließ, dass sie sich im Arm des Mannes an ihrer Seite unbehaglich fühlte. Sie hatte die schlanken Arme schützend um ihren Babybauch gelegt, die krampfhaft gefalteten Hände verrieten ihre innere Anspannung.

Das also war die „Hure“, über die ihr Vater nie hatte sprechen wollen, die bei der Geburt ihrer Tochter gestorben war, aber in Gemmas Genen weiterlebte. Ja, Gemmas Vater hatte ihr einmal vorgehalten, sie würde ganz ihrer Mutter nachschlagen, aber abgesehen von dieser verächtlichen Bemerkung wusste sie nichts über die Frau, die sie geboren hatte. Gemma hatte gelernt, ihre Neugier zu unterdrücken, um ihren Vater nicht zu reizen. Jetzt aber kehrten all die unausgesprochenen Fragen mit Macht zurück.

Aufgeregt studierte Gemma das Foto, ob sie Ähnlichkeiten zwischen sich und ihrer Mutter entdecken könnte. Zu ihrer Enttäuschung schien es abgesehen von dem dunklen, welligen Haar keine auffälligen Gemeinsamkeiten zu geben. Allerdings trug die Frau auf dem Foto eine große Sonnenbrille, die einen genaueren Vergleich unmöglich machte. Ja, die Gesichtsform war vermutlich ähnlich, oval mit einem kleinen, zierlichen Kinn. Aber Gemma war größer und ihre Figur wesentlich üppiger. Wenn man von dem Babybauch absah, dann wirkte diese junge Frau fast knabenhaft schlank. Oder war es das weite, billige Blümchenkleid, das diesen Eindruck erweckte?

„Mary“, flüsterte Gemma. Seltsam. Der Name schien nicht zu ihr zu passen. Aber er stand auf Gemmas Geburtsurkunde: Mary Bell, geboren in Sydney.

In einer plötzlichen Eingebung drehte Gemma das Foto um. Links oben in der Ecke waren ein paar Worte geschrieben: „Stefan und Mary, Weihnachten 1973.“

Es war zunächst das Datum, das Gemma stutzen ließ. Wenn die Frau auf dem Foto ihre Mutter und damals mit ihr schwanger gewesen war, dann musste sie, Gemma, in den ersten Monaten des Jahres 1974 geboren sein und nicht erst im September 1975! In dem Fall wäre sie nicht achtzehn, sondern fast zwanzig …

Trotz aller Verblüffung zweifelte Gemma nicht eine Sekunde an der Richtigkeit dieser Erkenntnis. Denn das erklärte, warum sie von Anfang an ihre Klassenkameradinnen um einen Kopf überragt hatte, warum sie so früh ihre Tage bekommen hatte und in ihrer gesamten körperlichen Reife den anderen Mädchen so weit voraus gewesen war. Später, auf der Highschool, hatte sie stets das Gefühl gehabt, anders zu sein als ihre Schulfreundinnen. Die Erklärung war simpel: Sie war nicht anders, sondern älter gewesen!

Noch einmal las Gemma die Angaben auf dem Foto und stutzte erneut. Stefan. Das musste der richtige Name ihres Vaters sein, nicht Jon. Lügen, nichts als Lügen, dachte sie betroffen. Warum hatte ihr Vater sie belogen? Was steckte dahinter?

Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie immer geargwöhnt, dass Jon Smith nicht der wahre Name ihres Vaters sei. Seinem nordischen Aussehen und unüberhörbaren Akzent nach hatte ihr Vater die schwedische Herkunft nie verleugnen können. Die Opalfelder im australischen Hinterland waren seit jeher ein Sammelbecken für Aussteiger, nicht selten flüchtige Kriminelle oder auch nur verheiratete Männer, die ihre Familien im Stich gelassen hatten, um in der Anonymität und relativen Sicherheit dieser gottverlassenen Gegend unterzutauchen. In Lightning Ridge stellte man keine Fragen, nicht einmal als Tochter.

Umso mehr Fragen kamen Gemma jetzt in den Sinn. Welche anderen Lügen hatte ihr Vater ihr noch erzählt? Vielleicht war ihre Mutter gar nicht gestorben, sondern lebte noch irgendwo. Vielleicht hatte ihr Vater sie als Baby gestohlen und seinen Namen und ihr Alter geändert, um Nachforschungen zu erschweren? Vielleicht …

Die Fantasie ging mit ihr durch. Das Leben spielte sich selten wie in einer dieser Fernseh-Seifenopern ab, wo die verloren geglaubte Tochter nach zwanzig Jahren ihre Mutter wieder fand. Es gab eine Vielzahl denkbarer Gründe, warum ihr Vater sowohl seinen Namen wie auch ihr Alter geändert haben mochte. Er war immer ein verschlossener, herrschsüchtiger Mann gewesen. Möglicherweise hatte er seine Tochter einfach in dem Glauben lassen wollen, jünger zu sein, um sie länger unter der Knute haben zu können. Vielleicht hatte er aber auch wegen ihres Alters gelogen, um sich Scherereien zu ersparen, als man sich damals von amtlicher Seite bei ihm erkundigt hatte, warum Gemma noch nicht zur Schule gehe. Das erschien ihr sogar wahrscheinlicher.

Gemma erinnerte sich noch genau an die Dame von der Jugendfürsorge, die ihren Vater aufgesucht hatte, denn ihr hübsches Aussehen und der Duft, den sie ausströmte, hatten sie, das kleine schüchterne Mädchen, tief beeindruckt. Kurz nach dem Besuch der Sozialarbeiterin tauchte die angebliche „Geburtsurkunde“ auf, und Gemma wurde zur Schule geschickt.

Sonnenlicht schien durch den offenen Eingang herein und beleuchtete den primitiven Tisch, an dem Gemma tief in Gedanken versunken saß. Plötzlich verdunkelte sich der Raum. Eine große Silhouette füllte den Eingang aus. Gemma zuckte zusammen, legte das Foto und den großen Opal rasch in die Blechdose zurück und klappte den Deckel zu.

„Ist jemand zu Hause?“, fragte eine vertraute Stimme.

„Ach, du bist es, Ma.“ Gemma atmete erleichtert auf. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie gefürchtet, ihr unerwarteter Besuch sei jemand ganz anderes gewesen. Wie dumm von ihr! Die Sache lag jetzt sechs Jahre zurück, und seitdem hatte der Kerl sich nicht mehr in ihre Nähe gewagt, ja, sie nicht einmal angesprochen, wenn sie sich auf der Straße begegnet waren. Andererseits, ihr Vater war nun nicht mehr da, um ihn abzuschrecken. Und Blue auch nicht, dachte sie bestürzt. Oh nein, hatte dieser Kerl etwa ihren Hund vergiftet?

„Setz dich, Ma“, sagte sie äußerlich ruhig. „Du kommst genau recht.“

„Ach ja? Wieso?“ Ma ließ sich schnaufend auf einen Stuhl sinken, der unter ihrem Gewicht vernehmlich ächzte.

„Ich wollte dich fragen, ob ich heute Nacht vielleicht in deinem Campingwagen schlafen könnte. Ehrlich gesagt, ist mir der Gedanke etwas unbehaglich, hier allein zu sein.“ Was eine gewaltige Untertreibung war.

„Du wirst es nicht glauben, aber genau deswegen bin ich gekommen. Ich dachte mir, ein so hübsches Mädchen wie du, Gemma, sollte nicht ganz allein hier draußen sein. Es gibt in der Gegend ein paar Männer, die keine Skrupel haben.“

Gemma schauderte. Sie dachte an einen ganz bestimmten Mann, einen riesigen, grobschlächtigen Minenarbeiter, der immer nach Schweiß und billigem Whisky stank. „Na ja …“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich halte mich zwar nicht für Gottes Geschenk an die Männer und könnte auch noch das eine oder andere Pfund abnehmen, aber du hast vermutlich Recht: Manche Männer sind nicht sehr wählerisch.“

„Bist du noch bei Trost?“ Ma schnaubte verächtlich. „Wann hast du zuletzt in den Spiegel geschaut, Mädchen? Früher hattest du vielleicht noch etwas Babyspeck an dir, aber indessen hast du dich zu einer Frau mit Traumfigur gemausert. Dein Gesicht war immer wunderhübsch. Du solltest es allerdings mit Sonnenmilch schützen, damit die Sonne dir nicht deinen zarten Teint verbrennt.“

Mas unerwartete Komplimente machten Gemma verlegen. „Ach, hör auf“, protestierte sie lachend. „Du tust gerade so, als ob ich eine Schönheit oder so etwas wäre!“

„Oder so etwas, allerdings!“, brummelte Ma. „Du wirst in Sydney gut auf dich aufpassen müssen, Mädchen. Die Männer in der Stadt sind wie die Geier.“

„Ich bin im Moment nicht sehr an Männern interessiert“, sagte Gemma heftiger als beabsichtigt. Sie hatte geglaubt, über die Sache hinweg zu sein, aber das war ein Irrtum gewesen. Die ganze Zeit hatte die Erinnerung an jenen widerlichen Vorfall in ihrem Unterbewusstsein weitergelebt und nur darauf gewartet, wieder an die Oberfläche zu gelangen, so wie dieser Kerl vermutlich auf eine günstige Gelegenheit lauerte, ihr erneut zu nahe zu treten.

Ma tätschelte Gemmas Hand. „Denke nicht mehr an ihn, Liebes. Männer wie er sind es nicht wert, dass man auch nur einen Gedanken an sie verschwendet.“

Gemma brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Ma nicht von diesem Kerl sprach, sondern von ihrem Vater. „Männer wie er? Was meinst du damit?“

„Grausam. Selbstsüchtig. Knauserig.“

Knauserig? Hatte ihr Vater den Opal deshalb nicht verkauft? War er ein schäbiger Geizhals gewesen, dem es Befriedigung bereitet hatte, seinen Schatz ganz allein und heimlich zu bewundern?

Sie würde es nie erfahren. Jon Smith hatte keinem Menschen etwas von dem Opal verraten, nicht einmal ihr, seiner Tochter. Lieber hatte er sie in gebrauchten Kleidern herumlaufen und in Wohlfahrt-Suppenküchen essen lassen, als sich von seinem kostbaren Besitz zu trennen.

Gemma war plötzlich versucht, Ma den Opal zu zeigen und sie um Rat zu bitten. Aber die Leute in Lightning Ridge zeigten schon lange keine wertvollen Funde mehr herum. Neid und Gier konnten selbst die besten Freunde zu Feinden werden lassen. Deshalb besann Gemma sich anders und sagte nur: „Ja, er war knauserig, aber trotzdem mein Vater.“

„Du hast ein zu weiches Herz“, tadelte Ma sie. „Wie ist es finanziell um dich bestellt?“

Erneut widerstand Gemma der Versuchung, sich Ma ganz anzuvertrauen. „Da sind ein paar Opale, Dads eiserne Reserve, die ich verkaufen kann. Darüber hinaus besitze ich noch zwanzig Dollar Haushaltsgeld, dreihundert Dollar auf der Bank und das Geld, das du mir für den Laster geben willst.“

„Ich habe es dabei.“ Ma zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche ihres Kleids. „Verrat mich nicht ans Finanzamt, aber im letzten Jahr hatte ich einiges Glück bei meiner Schatzsuche.“

Gemma lachte. „Kein Sterbenswort, versprochen!“

„Schön, wann brichst du auf nach Sydney?“

Gemma schluckte nervös. Bislang war sie niemals weiter als bis Walgett gekommen, etwa vierzig Meilen von Lightning Ridge entfernt. Sydney war eine andere Welt, eine große, aufregende, beängstigende Welt! Aber nichts würde Gemma abhalten. Mehr denn je zog es sie nach Sydney, wo ihre Mutter geboren war. Möglich, dass es noch Verwandte dort gab, die sie aufspüren konnte.

„Sobald ich alles Nötige geregelt habe“, sagte sie deshalb entschlossen.

„Mr Whitmore müsste übermorgen wieder in der Stadt sein, wenn du die Opale verkaufen willst. Seine Preise sind fairer als die der meisten anderen. Gehe aber nicht gleich auf sein erstes Angebot ein, sondern handle ein wenig.“

Gemma überlegte. Ihr Vater hatte Mr Whitmore aus irgendeinem Grund nicht gemocht und sich stets geweigert, mit diesem „aalglatten Städter“, wie er ihn genannt hatte, Geschäfte zu machen. „Dad hat seine Opale immer an Mr Gunther verkauft“, sagte sie deshalb zögernd.

„An den alten Halsabschneider? Schau, Kindchen, ich weiß, dass er heute zu der Beerdigung gekommen ist, und dein Vater war auch vermutlich Manns genug, einen guten Preis aus ihm herauszuholen, aber dich würde er garantiert übers Ohr hauen. Hör auf meinen Rat, Liebes, und versuche dein Glück bei Byron Whitmore. Geh einfach irgendwann nächsten Freitag ins Ridge-Motel und frag nach seiner Zimmernummer.“

„In Ordnung, Ma, ich werde es tun.“

„Gut. Jetzt hol mir ein Bier. Es ist verdammt heiß heute.“

Bier war reichlich vorhanden, denn in diesem Punkt war Jon Smith nie knauserig gewesen. Gemma holte für ihren Gast eine Dose aus dem kleinen gasbetriebenen Kühlschrank und setzte sich wieder an den Tisch. „Erzähl mir, wie dieser Mr Whitmore ist“, bat sie und reichte Ma das gut gekühlte Bier.

Ma öffnete die Dose, trank ein paar große Schlucke und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Byron? Ein großer Mann, um die Fünfzig, sieht aber jünger aus. Dichtes schwarzes Haar, leicht ergraute Schläfen und wundervolle blaue Augen. Ein attraktiver Mann, aber zu alt für dich, Liebes. Überdies ist er verheiratet, was allerdings manche Männer nicht kümmert, wenn ihre Frauen nicht in der Nähe sind.“

Sie sah Gemma an und lachte. „Schau mich nicht mit solchen Unschuldsaugen an, Kindchen! Besser, du vergisst ein paar von deinen Illusionen, ehe du nach Sydney kommst. Die schnelllebigen Männer in der Stadt lassen kein Vergnügen aus, und sie haben einen unstillbaren Appetit nach hübschen jungen Dingern mit großen braunen Rehaugen und wohlgerundeten Körpern. Allerdings, bei Byron brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er ist ein Ehrenmann. Heutzutage eine Seltenheit!“

Wenn man Ma Glauben schenken wollte, dann war Sydney ein riesiger dunkler Wald voller böser Wölfe. So schlimm würde es schon nicht sein! Außerdem würde Gemma sich sowieso mit keinem Mann einlassen, der nicht gut und anständig und liebevoll war.

War sie überhaupt fähig, sich mit einem Mann einzulassen? Diese Frage bereitete ihr Sorge. Das abstoßende Ereignis vor Jahren hatte sie stärker geprägt, als sie es sich bislang eingestanden hatte. War es nur Misstrauen gegenüber dem anderen Geschlecht, oder war sie vielleicht gar nicht mehr fähig, normal und natürlich auf einen Mann zu reagieren? Hoffentlich nicht, denn wie sollte sie sonst ihren Traum vom eigenen Familienglück mit einem Mann und vielen Kindern verwirklichen?

„Glaubst du mir nicht, Liebes?“, fragte Ma. „Wegen Mr Whitmore, meine ich?“

„Wie? Ach so, doch, Ma, ich glaube dir. Entschuldige, Ma, aber ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“

„Es war ein anstrengender Tag. Weißt du was? Komm gegen sechs zu mir, ich mache uns etwas Feines zu essen. Und vergiss dein Nachthemd nicht.“

Gemma schluckte gerührt. „Du bist so gut zu mir.“

„Unsinn! Wozu hat man denn Nachbarn?“

Aber auch Mas Augen schimmerten feucht, als sie sich jetzt schwerfällig erhob. Gemma schwor sich, der guten alten Seele so oft wie möglich aus Sydney zu schreiben. Und sie würde auch zurückkommen, um Ma zu besuchen. Das war sie ihr schuldig. Wenn dieser schwarze Opal das wert war, was sie glaubte, dann würde sie sich sogar ein Flugzeug chartern können!

2. KAPITEL

Mr Whitmore, so erfuhr Gemma an der Rezeption, hatte das Zimmer Nummer dreiundzwanzig.

Das Ridge-Motel war das neueste Gästehaus in Lightning Ridge. Rezeption und Restaurant befanden sich in einem separaten Gebäude. Hinter einem nierenförmigen Swimmingpool erhob sich der eigentliche zweigeschossige Bau mit vierzig Zimmern, die über eine Außentreppe einzeln zugänglich waren. Zimmer dreiundzwanzig lag im zweiten Stock.

Mit zitternden Knien stieg Gemma die Treppe empor. Viele Leute, einschließlich Ma, hielten sie für ein erstaunlich selbstbewusstes Mädchen, aber Gemma wusste es besser. Ihre scheinbare Selbstsicherheit war im Grunde nichts als eine verzweifelte Waffe gegen das aufbrausende, gewalttätige Naturell ihres Vaters gewesen. Im Lauf der Jahre hatte sie festgestellt, dass er sie noch schlechter behandelt hatte, wenn sie zu fügsam und unterwürfig gewesen war. Deshalb hatte sie gelernt, sich in gewissem Rahmen zur Wehr zu setzen … und es manchmal bitter bereut.

Was keinesfalls bedeutete, dass sie die Gewandtheit besaß, einem Byron Whitmore, Opalhändler aus der großen Stadt, selbstbewusst gegenüberzutreten. Nein, sie hatte weiche Knie. Ihr einziger Trost war, dass sie heute nicht den großen Opal, sondern nur die kleineren verkaufen wollte.

Nach reiflicher Überlegung war Gemma zu dem Entschluss gelangt, das kostbare Stück in Sydney von verschiedenen Experten schätzen zu lassen, ehe sie es verkaufen würde. Auf der Fahrt zum Motel war ihr in den Sinn gekommen, dass es ihr vielleicht noch mehr Geld einbringen würde, wenn sie den Opal als Sammlerstück auf einer Auktion versteigern lassen würde. Sechsstellige Summen schwebten ihr vor Augen. Sie würde sich ein Haus und schöne Kleider kaufen können, einen Hund …

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