Widmung
Meinen Freunden aus der Kindheit und unseren perfekten unperfekten Tagen auf dem Land gewidmet
KG
Für alle mutigen und einzigartigen Kinder auf der ganzen Welt – ihr werdet dringend gebraucht!
BF
1: Walpurgiswald
1
Walpurgiswald
Gunda Burgunder war eine kleine Hexe. Eine kleine Hexe mit großen Ideen. Sie lebte im Walpurgiswald und erfand ständig neue, einzigartige Wege, etwas zu tun. Zum Beispiel Limonade in ihrem Hexenkessel zu brauen. Anstelle von ganz normalen Regenzaubersprüchen entschied sie sich lieber für Regenbogenzauber. Außerdem dachte sie sich beeindruckende Kleidungsstücke aus, deren Entwürfe sie dann der berühmten Modedesignerin Vera Fang schickte.
Erst kürzlich war sie bei einem Ausflug nach New Warz ganz unverhofft mitten in einer ihrer Modeschauen gelandet – auf dem Laufsteg.
Gerade entwarf Gunda jedoch etwas ganz anderes: den perfekten Tag.
Heute wollten nämlich ihre Freunde Malve, Robin und der Besen Staubi zu Besuch kommen. Sie lebten in New Warz und waren noch nie bei ihr auf dem Land gewesen. Also hatte Gunda bereits die ganze Woche gegrübelt, welche von ihren Lieblingsorten sie ihnen auf jeden Fall zeigen wollte.
Jetzt war es fast so weit. Gundas Mutter traf im Haus noch die letzten Vorbereitungen. Fegi, Gundas Reinmachbesen, sah mit seiner Schleife sehr festlich aus, er fegte gerade noch schnell den erdigen Weg, der ums Haus führte. Gunda wartete auf der Wiese, sie trug ihren Lieblingshut mit der zu ihrem Namen passenden burgunderroten Schleife und ihr gepunktetes Kleid mit den spinnenförmigen Knöpfen. Das Kleid, das bei der Modenschau im LaHex so viel Aufsehen erregt hatte.
Wusch! Gunda hörte, wie sich über ihr ein Besen näherte.
Aber es waren nicht die Freunde, sondern Oma Burgunder, die durch die Wolken auf sie zusauste.
»Oma, was machst du denn hier?«, rief Gunda.
Oma Burgunder landete vor dem Haus, ihr Besen neben ihr. In ihren Haaren steckte eine Karotte, und Zwiebelschalenreste klebten an ihrem Umhang. Sie roch nach Kochzauberspruch.
»Das hier ist für den großen Tag. Den habe ich mir schon vor Ewigkeiten im Kalender angestrichen«, sagte sie mit krächzendem Lachen. Sie zeigte auf einen riesigen Topf, der auf ihrem Besen neben ihr herschwebte. Er war wirklich riesengroß. Darin war Eintopf. »Kein Grund, nervös zu werden, wenn ihr alle bereit seid.«
»Das bin ich«, sagte Gunda. »Ich trage mein Lieblingskleid.«
»Kleid …?« Oma Burgunder sah sie verwirrt an. »Das habe ich eher nicht gemeint.«
Was sie gemeint hatte, konnte Gunda jedoch nicht mehr herausfinden, da ihre Mutter aus dem Haus geeilt kam. »Oh, ist der Eintopf für uns? Wie bezaubernd von dir, Oma Burgunder.«
Sie war genauso aufgeregt wie Gunda. Schließlich hatte auch sie Gäste: Malves und Robins Eltern. Den ganzen Vormittag über war sie damit beschäftigt gewesen, das Haus so unordentlich aussehen zu lassen wie nur möglich, sie hatte sogar zusätzliche Spinnweben aufgehängt. Im Gegensatz zu Gunda war sie eine überaus traditionsbewusste Hexe.
»Etwas zu essen zu zaubern, da hatte ich ja noch gar nicht dran gedacht«, fuhr sie fort. »Ich wusste doch, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe.«
Oma Burgunder sah besorgt aus. »Das Essen ist doch das Allerwichtigste. Nun, vergiss nicht …«, setzte sie an.
»Einen Abkühlspruch aufzusagen, natürlich nicht«, unterbrach Gundas Mutter sie und schickte mit einer leichten Bewegung ihres Zauberstabs den Topf ins Haus. Er war so groß, dass er sicher die gesamte Küche ausfüllte!
»Hoffentlich ist es genug Eintopf«, sagte Oma Burgunder, während sie wieder auf ihren Besen stieg.
Genug? Gunda traute ihren Ohren kaum. Es war viel zu viel. Was dachte Oma Burgunder wohl, welche Gästescharen sie erwarteten? Aber auch dieses Mal konnte sie nichts dazu sagen, da ihre Oma bereits abhob und …
»Vorsicht«, rief eine Stimme.