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Die Sekretärin und der Millionär

hier erhältlich:

Bis ans Ende der Welt würde der millionenschwere Geschäftsmann Cole Pierson der umwerfenden Liz folgen. Seit sich seine Assistentin von der grauen Maus in die pure Versuchung verwandelt hat, begehrt er nur noch sie.


  • Erscheinungstag: 28.07.2023
  • Seitenanzahl: 124
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745753387
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was du brauchst, ist ein Mann zum Heiraten, Liz“, meldete ihre Mutter sich zu Wort, während Liz’ Schwestern, die alle ihren Traummann gefunden hatten, sie mit Vorschlägen überhäuften. Dummerweise hatte Liz zugegeben, dass der Mann, für den sie sich entschieden hatte, sich nicht binden wollte. Deshalb musste sie sich jetzt von allen Seiten gut gemeinte Ratschläge anhören.

Brendan hatte ihr erklärt, die Beziehung enge ihn ein und er brauche mehr Freiraum. Jetzt war er in Nepal. Dort wollte er zu sich selbst finden, in einem buddhistischen Kloster meditieren oder irgendetwas anderes tun. Jedenfalls wollte er nicht mit einer Frau zusammenleben, die alles perfekt plante und nichts dem Zufall überlassen wollte.

Liz fand es beschämend und demütigend, Brendans Zurückweisung ihrer Familie gegenüber zugeben zu müssen. Doch ihr Vater feierte an diesem Tag seinen sechzigsten Geburtstag. Liz wäre lieber nicht zur Geburtstagsfeier gekommen, ihr war jedoch keine gute Ausrede eingefallen. Deshalb hatte sie Rede und Antwort stehen müssen, warum Brendan nicht mitgekommen war.

Sie räumte gerade nach dem Essen zusammen mit ihrer Mutter und ihren Schwestern in der Küche auf. Die männlichen Familienmitglieder hatten gekocht und saßen jetzt auf der Terrasse des Hauses von Liz’ Eltern und hüteten die Kinder, die im Garten spielten.

Liz war klar, dass sie sich mit der Situation abfinden und Brendan vergessen musste. Momentan war sie jedoch noch sehr deprimiert und fühlte sich seltsam leer. Immerhin war sie drei Jahre mit Brendan zusammen gewesen.

„Wie kann man denn im Voraus wissen, ob jemand ein Mann zum Heiraten ist oder nicht?“, wollte sie von ihrer Mutter wissen.

Diese Frage war ein Fehler, wie sich sogleich herausstellte. Ihre erfolgreichen Schwestern hatten natürlich die Antworten parat.

„Zuerst einmal musst du dir einen Mann mit einem guten Beruf und einem sicheren Arbeitsplatz suchen“, empfahl ihre älteste Schwester Jayne, während sie die Reste des Essens in den Kühlschrank packte. „Er muss eine Familie ernähren können.“

Jayne war vierunddreißig und hatte zwei Töchter. Sie war mit einem Wirtschaftsprüfer verheiratet, der seine Karriere konsequent verfolgte.

„Ja, und er muss aus einer intakten Familie kommen“, warf Sue ein. „Solche Männer wissen ein harmonisches Familienleben zu schätzen und wünschen es sich für sich selbst auch.“

Sue war zweiunddreißig und mit einem Rechtsanwalt verheiratet. Er stammte aus einer großen Familie und liebte seine Frau genauso abgöttisch wie seine Zwillingssöhne.

Insgeheim vergab Liz zwei Minuspunkte für Brendan. Er hatte nie einen sicheren Arbeitsplatz, sondern nur Gelegenheitsjobs in der Tourismusbranche gehabt. Außerdem kam er nicht aus einer intakten Familie, denn er war bei verschiedenen Pflegeeltern aufgewachsen.

Liz war überzeugt gewesen, sie verdiene genug für zwei. Auch für eine kleine Familie hätte es gereicht. Heutzutage war es keine Seltenheit mehr, dass Männer zu Hause blieben und die Frauen das Geld verdienten. Die traditionelle Rollenverteilung war nicht mehr die einzige Möglichkeit, eine Ehe zu führen. Aber Liz konnte sich diesen Hinweis sparen, denn Jayne und Sue waren nicht bereit, andere Meinungen gelten zu lassen. Sie fühlten sich sogar in ihrer eigenen Meinung bestätigt, nachdem Liz mit ihrem Versuch gescheitert war, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es für richtig hielt.

„Was ist eigentlich mit deinem Chef?“, fragte plötzlich ihre jüngere Schwester Diana.

„Was soll mit ihm sein?“, erwiderte Liz kurz angebunden.

Diana war achtundzwanzig und hatte ihren Chef, den Besitzer mehrerer Boutiquen, geheiratet. Sie arbeitete in seinem Unternehmen immer noch als Einkäuferin, weil sie beide momentan noch keine Kinder haben wollten.

„Es ist doch bekannt, dass Cole Pierson sehr reich ist. Vermutlich ist er Multimillionär. Wird er nicht bald geschieden? Er lebt schon lange von seiner Frau getrennt, und sie hat, wenn man den Klatschspalten der Hochglanzmagazine glauben kann, wechselnde Affären mit allen möglichen Männern. Ich halte Cole Pierson für einen sehr attraktiven Junggesellen“, stellte Diana fest. Dabei sah sie Liz so vorwurfsvoll an, als könnte sie nicht verstehen, dass ihre Schwester es nicht selbst schon bemerkt hatte.

„Das heißt aber nicht, dass er sich jemals für mich interessieren würde“, wandte Liz ein. Ihr war klar, dass Männer wie ihr Chef ganz andere Frauen bevorzugten.

„Weshalb sollte er das nicht tun?“ Diana warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Er ist sechsunddreißig, und du bist dreißig. Ihr würdet gut zusammenpassen. Du könntest ihn bestimmt haben, wenn du es nur versuchtest. Als seine persönliche Assistentin bist du immer in seiner Nähe, und er ist von dir abhängig.“

„Cole Pierson interessiert sich für mich als Frau überhaupt nicht“, entgegnete Liz. Eine Beziehung ohne Liebe oder Zuneigung kam für sie nicht in Frage. Außerdem hatte sie es längst aufgegeben, in ihrem Chef einen möglichen Partner zu sehen. Sie wollte nichts tun, um das gute, freundschaftliche und rein geschäftliche Verhältnis zu stören und vielleicht aufs Spiel zu setzen.

„Weshalb auch?“ Diana setzte sich an den Küchentisch und betrachtete prüfend ihre lackierten Fingernägel. „Du warst doch die ganze Zeit mit Brendan zusammen und hast Cole Pierson gegenüber den Eindruck erweckt, in festen Händen zu sein.“

„Er ist wirklich ein attraktiver Mann“, mischte Jayne sich ein. Der Gedanke, Liz mit diesem Finanzgenie zu verkuppeln, schien ihr zu gefallen. Ihr Mann hatte geschäftlich mit Cole Pierson zu tun. Während sie die leeren Salatschüsseln zum Abwaschen in die Spüle stellte, fügte sie hinzu: „Du fühlst dich doch sicher zu ihm hingezogen, Liz, oder?“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Insgeheim gestand Liz sich ein, dass es am Anfang anders gewesen war. Damals war er noch sehr umgänglich und glücklich verheiratet gewesen. Sie hatte ihn beunruhigend attraktiv gefunden. Doch da er eine schöne Frau gehabt hatte, war er für Liz sowieso unerreichbar gewesen. Hinzu kam, dass sie gerade Brendan kennengelernt hatte. Deshalb hatte sie sich nicht irgendwelchen Hoffnungen und Träumen hingeben wollen und alle Gefühle, die sie vielleicht für ihren Chef gehabt hatte, verdrängt.

„Wieso eigentlich nicht?“, wollte Sue wissen. Sie runzelte die Stirn. „Du erinnerst dich sicher, dass ich mich mit ihm unterhalten habe, wenn ich dich im Büro besuchte. Ich finde ihn nicht nur attraktiv, sondern auch ausgesprochen charmant. Vor allem seine wunderschönen blauen Augen sind sehr beeindruckend.“

Sein Blick wirkt kühl und gleichgültig, überlegte Liz. Nach dem tragischen Tod seines kleinen Sohnes vor achtzehn Monaten lebte Cole sehr zurückgezogen. Liz war nicht überrascht gewesen, dass er sich sechs Monate später von seiner Frau getrennt hatte. Die Ehe hatte nicht mehr funktioniert, und ihr Chef hatte offenbar auf private und gesellschaftliche Kontakte keinen Wert mehr gelegt.

Seinen Kunden und Geschäftspartnern gegenüber verhielt er sich so freundlich und charmant wie immer. Aber er strahlte keine Herzlichkeit und Wärme mehr aus. Er war hochintelligent und Experte auf dem Gebiet der Geld- und Kapitalmärkte, sodass er mit den Investitionen, die er im Auftrag seiner Kunden tätigte, immer großen Erfolg hatte. Zugleich schien er alles, was ihn persönlich betraf oder betreffen konnte, abzuwehren. Er ließ nichts mehr an sich heran und hatte eine Mauer um sich her errichtet. Ohne es aussprechen zu müssen, vermittelte er die Botschaft: „Lasst mich in Ruhe!“

„Es hat zwischen uns nicht gefunkt.“ Liz wollte die sinnlose Diskussion endlich beenden. „Cole hat kein Privatleben mehr. Er lebt nur noch für seine Arbeit.“ Deshalb weiß er auch mein Organisationstalent zu schätzen, dachte sie spöttisch. Anders als Brendan fühlte Cole sich durch ihre Tüchtigkeit und ihre Fähigkeiten nicht eingeengt. Sie freute sich immer, wenn sie ihn damit überraschen konnte, mehr erledigt oder erreicht zu haben, als er erwartet hatte.

„Du musst ihn aus seiner selbst gewählten Einsamkeit herausholen“, riet Diana ihr. Offenbar hielt sie die Idee, den Chef zu heiraten, für die beste Lösung.

„Man kann einen Menschen nicht ändern“, erwiderte Liz.

Diana ignorierte den Einwand. „Ich wette, er hält deine Anwesenheit und Hilfe für selbstverständlich“, fuhr sie fort und sah Liz durchdringend an. „Für ihn gehörst du mehr oder weniger schon zur Einrichtung des Büros, weil du nichts tust, um aufzufallen. Wann hast du das letzte Mal Geld für ein Outfit oder eine neue Frisur ausgegeben?“

Liz biss die Zähne zusammen. Diana hatte gut reden. Sie hatte einen reichen Mann, der alles bezahlte, was sie sich wünschte. Sie brauchte nicht den größten Teil ihres Einkommens für eine Stadtwohnung auszugeben. Liz hatte sich für eine Eigentumswohnung entschieden. Das gefiel ihr besser, als in einer Mietwohnung zu leben, außerdem war es eine gute Investition.

„Zur Arbeit trage ich immer klassische Kostüme oder Hosenanzüge“, wandte sie ein. Dass sie keinen Bedarf an extravaganter Kleidung hatte, erwähnte sie nicht. Sie und Brendan waren nie groß ausgegangen. Sie hatten sportliche und zweckmäßige Outfits bevorzugt und das Geld, das sie übrig gehabt hatten, für Reisen ausgegeben. Jeans, Blusen, T-Shirts und Jacken oder Blazer eigneten sich für beinah jede Gelegenheit.

„Meist trägst du Schwarz und auch noch schwarze Schuhe“, hielt Diana ihr vor. „Das wirkt ausgesprochen langweilig und traurig.“

„Ich war schon immer der Meinung, dass das lange Haar nicht zu dir passt“, stellte Jayne fest und setzte sich auch. „Dein schönes, schmales Gesicht kommt dadurch kaum noch zur Geltung. Und wenn du das Haar im Nacken zusammenbindest so wie jetzt, wirkt es gar nicht vorteilhaft. Du solltest dir einen modernen Haarschnitt zulegen, Liz.“

Sue nickte. „Ja, das finde ich auch. Außerdem solltest du dein Haar färben oder tönen lassen. Braunes Haar zu schwarzen Outfits wirkt ziemlich eintönig.“

„Ich wette, du gibst für deine Garderobe und für den Friseur so wenig Geld wie möglich aus“, erklärte Diana.

Das konnte Liz nicht abstreiten. Sie ging nur selten zum Friseur. Brendan hatte ihr langes Haar gefallen. Und die schwarzen Kostüme und Hosenanzüge konnte sie zu allen Gelegenheiten tragen, was sie für eine vernünftige Lösung hielt.

„Wieso ist das überhaupt wichtig?“, fragte sie und seufzte. Sie ärgerte sich über die Kritik ihrer Schwestern. „Ich komme gut zurecht, und im Büro hat niemand etwas an mir auszusetzen.“

„Ja, du bist Cole Piersons perfekte, aber unauffällige Assistentin“, spottete Diana. „Dazu hast du dich selbst gemacht. Dabei könntest du umwerfend gut aussehen, wenn du nur wolltest.“

„Ach, übertreib bitte nicht“, wehrte Liz ab. Langsam wurde sie ungeduldig. „Ich war immer die Unscheinbarste in der Familie.“

Jayne war sehr groß und schlank. Das gewellte dunkle Haar umrahmte ihr hübsches Gesicht. Sie hatte große braune Augen, ein klassisches Profil und sinnliche Lippen. Mit ihrer fantastischen Figur hätte sie Model werden können. Sie konnte anziehen, was sie wollte, sie wirkte immer perfekt.

Sue war beinah genauso groß, hatte jedoch üppigere Rundungen, strahlende bernsteinfarbene Augen und gelocktes goldblondes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Diana war eine schöne Blondine mit blauen Augen. Ihr glattes, langes Haar wirkte wie ein seidener Vorhang. Auch sie war groß und schlank und trug nur Designer-Outfits. Dass ihr Chef auf sie aufmerksam geworden war, war kein Wunder.

Neben ihren Schwestern kam Liz sich klein und unbedeutend vor. Sie war mittelgroß und zierlich, und ihr volles braunes Haar ließ sich kaum bändigen. Ihre haselnussbraunen Augen fand sie auch nicht besonders interessant. Nur mit ihren regelmäßigen weißen Zähnen war sie zufrieden. Jedenfalls behaupteten die Leute, sie hätte ein schönes Lächeln.

Momentan war ihr jedoch gar nicht zum Lächeln zu Mute, denn sie fühlte sich ziemlich elend. „Es ist lächerlich, mir einreden zu wollen, ich könnte umwerfend gut aussehen“, protestierte sie scharf. „Das Einzige, was für mich spricht, ist meine Intelligenz. Erfahrungsgemäß mögen jedoch die meisten Männer keine intelligenten Frauen, wenn es um eine persönliche Beziehung geht.“

„Intelligente Männer doch“, wandte ihre Mutter ruhig ein.

„Cole Pierson ist selbst auch hochintelligent“, erklärte Diana sogleich.

„Würdest du endlich meinen Chef aus dem Spiel lassen?“ Liz war frustriert und ärgerte sich. Eine Beziehung mit Cole Pierson kam für sie nicht in Frage.

„Okay, vergessen wir deinen Chef.“ Jayne blickte Liz mit ernster Miene an. „Aber ich bin wirklich der Meinung, du solltest mehr aus dir machen. Mit einigen hübschen, modischen Outfits und einer neuen Frisur …“

„Ein dunkles Rot würde gut zu dir passen, Liz“, fiel Sue Jayne ins Wort. „Zu deiner hellen Haut und den grünen Augen wäre es ein reizvoller Kontrast.“

„Meine Augen sind nicht grün“, rief Liz gereizt aus. „Sie sind …“

„Eher grün als bernsteinfarben oder haselnussbraun“, unterbrach Sue sie. „Ja, ein dunkles Rot wäre genau das Richtige. Ich melde dich beim Friseur an und begleite dich.“

„Und ich gehe mit dir einkaufen“, bot Diana an. „Wir finden bestimmt etwas für dich.“

„Du musst aber darauf achten, dass es nicht zu teuer wird, Diana“, erinnerte Jayne sie.

„Okay.“

„Zuerst muss Liz eine neue Frisur haben, dann könnt ihr einkaufen gehen“, beschloss Sue.

„Sie sollte auch zur Kosmetikerin gehen. Zu einer neuen Frisur gehört ein neues Make-up.“

„Neue Schuhe braucht sie auch.“

„Ja. Ihre schönen Beine müssen besser zur Geltung kommen.“

Alle drei lachten und schienen sich darauf zu freuen, Liz in eine Schönheit zu verwandeln. Während Jayne, Diana und Sue Pläne machten, war Liz den Tränen nahe. Ihr war klar, dass ihre Schwestern es gut meinten. Dennoch konnte sie es nicht mehr hören.

„Hört bitte auf damit“, stieß sie hervor und schlug mit der Hand auf den Tisch, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Ich bin, wie ich bin, okay? Ich bin keine Puppe, die ihr nach eurem Geschmack kleiden könnt. Ich lebe so, wie ich es will.“

Verblüfft schwiegen ihre Schwestern. Sie waren verletzt und konnten nicht verstehen, dass Liz nicht begeistert war von den guten Ideen. Aber sie hatten Liz noch nie verstanden, die so anders war als sie alle.

„Lasst mich bitte mit Liz allein“, bat ihre Mutter die drei.

Schweigend standen sie auf und gingen hinaus auf die Terrasse.

Liz drehte sich zu ihrer Mutter um, die das Abwaschtuch weglegte und sie traurig und verständnisvoll anblickte. Plötzlich konnte Liz sich nicht mehr beherrschen. Ihr liefen die Tränen über die Wangen. Ihre Mutter zögerte nicht lange, sie nahm ihre Tochter in die Arme, und Liz barg das Gesicht an ihrer Schulter.

„Wein dich aus, Liz. Das hast du schon viel zu lange nicht mehr getan.“

Der Schmerz darüber, dass Brendan sie zurückgewiesen hatte, schien sich in den Tränen zu lösen.

„Er war nicht der Richtige für dich“, versuchte ihre Mutter, sie zu trösten. „Ich weiß, dass du dich bemüht hast, eine gute Beziehung aufzubauen, aber es hätte nie funktioniert. Brendan braucht seine Freiheit und will ungebunden sein, während du eher bodenständig bist.“

„Ich bin gern mit ihm umhergereist, Mom“, wandte Liz ein.

„Sicher, aber in gewisser Weise wolltest du damit nur deine Unabhängigkeit beweisen. Vielleicht siehst du es anders. Doch während du mit Brendan zusammen warst, hast du deine Schwestern aus deinem Leben ausgeschlossen. Jetzt sind sie in dein Leben zurückgekommen. Sie wollen dir helfen, Liz, denn sie lieben dich.“

Liz hob den Kopf. „Ich bin nicht wie sie.“

„Nein, du bist eine eigenständige und ganz besondere Persönlichkeit.“ Ihre Mutter lächelte sie liebevoll an. „Und du bist meine intelligenteste Tochter.“

Liz verzog das Gesicht. „So intelligent bin ich gar nicht. Nur in meinem Beruf bin ich gut.“

Ihre Mutter nickte. „Dein Beruf ist auch nicht das Problem, stimmt’s? Du hast Minderwertigkeitsgefühle, schon seit längerer Zeit, Liz. Denk doch über die Vorschläge deiner Schwestern nach. Vielleicht würde es dir Spaß machen, dich neu einzukleiden und dir eine neue Frisur zuzulegen. Mach es einfach nur für dich. Du sollst gar nicht mit deinen Schwestern konkurrieren.“

„Rätst du mir wirklich dazu, mich von ihnen wie eine Puppe behandeln zu lassen?“

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Sie sind stolz auf dich und deine verantwortungsvolle Tätigkeit, Liz. Sie bewundern dich. Weshalb gestehst du ihnen nicht zu, dass sie auf ihren Gebieten Erfahrungen haben, die dir nützlich sein könnten?“

Insgeheim zuckte Liz zusammen, als ihre Mutter sie daran erinnerte, dass ihre Schwestern ihr einiges voraus hatten in Sachen Weiblichkeit. „Wahrscheinlich wissen sie, wovon sie reden“, gab sie zu.

„Oh ja, ganz bestimmt“, bekräftigte ihre Mutter.

„Na ja, es kann nicht schaden“, gab Liz nach und seufzte.

„Vielleicht bist du am Ende angenehm überrascht. Ich bin auch der Meinung, du solltest mehr aus dir machen. Du bist keineswegs unscheinbar, sondern nur anders als deine Schwestern.“ Ihre Mutter streichelte ihr ermutigend die Wange. „Geh jetzt, und sprich mit ihnen. Lass ihnen den Willen. Es könnte für euch alle eine interessante Erfahrung werden.“

„Gut. Aber wenn Diana glaubt, mein verändertes Aussehen würde Cole Pierson in irgendeiner Weise beeindrucken, irrt sie sich.“ Dieser Mann lebt in einer anderen Welt, fügte Liz insgeheim hinzu.

Auch rotes Haar würde das Eis in ihm nicht zum Schmelzen bringen. Er würde sie als Frau nicht plötzlich begehrenswert finden. Warum auch? Immerhin war er noch mit Tara Summerville, einem international bekannten Model, verheiratet. Sogar Diana konnte dieser Frau nicht das Wasser reichen.

Liz machte sich keine Illusionen.

2. KAPITEL

Cole hatte ein Problem: Seine Mutter war verwirrt und aufgewühlt. Und das gefiel ihm nicht. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis sie den Tod seines Vaters überwunden und sich ohne ihren Mann zurechtgefunden hatte. Während der letzten Jahre war sie sogar recht glücklich gewesen. Mit ihrer Bridgepartnerin Joyce Hancock hatte sie Überseereisen unternommen. Joyce war eine pensionierte Schulleiterin und konnte gut organisieren. Cole vertraute ihr und war sich sicher, dass sie sich gut um seine Mutter kümmerte. Leider war Joyce gestürzt und hatte sich die Hüfte gebrochen, sodass die Reise, die sie und seine Mutter geplant hatten, wohl abgesagt werden musste.

Er hatte seiner Mutter das ganze Wochenende Gesellschaft geleistet und versucht, sie abzulenken und aufzuheitern. Aber sie war niedergeschlagen gewesen, hatte immer wieder geseufzt und sehr verloren gewirkt. Nachdem sie Joyce im Krankenhaus in Mona Vale besucht hatte, fuhr er sie zurück in ihr Haus in Palm Beach. Unterwegs drückte Cole ihr die Hand, als er merkte, dass sie mit den Tränen kämpfte.

„Mach dir keine Sorgen um Joyce. Eine Hüftoperation ist heutzutage keine große Sache mehr“, versicherte er seiner Mutter. „Sie wird sich rasch davon erholen.“

„Sie regt sich darüber auf, dass ich die Reise nicht machen will. Aber ich kann doch nicht ohne sie fahren.“

Nein, das würde ich auch gar nicht zulassen, dachte Cole. Seine Mutter wurde leicht nervös, würde ihre Sachen im Hotel vergessen und zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Seit sie Witwe war und keine Aufgaben mehr hatte, war sie etwas vergesslich und unkonzentriert. Cole nahm ihr alles ab. Er sorgte für die Instandhaltung des Hauses, das seiner Meinung nach für eine Person viel zu groß war, und regelte ihre Finanzen. Ihr beizubringen, dass sie jetzt für sich ganz allein verantwortlich war, wäre zu schwierig gewesen.

„Du hast dich so entschieden, und das ist in Ordnung, Mom. Joyce fühlt sich vielleicht etwas schuldig, weil du enttäuscht bist“, antwortete er ruhig.

Sie schüttelte betrübt den Kopf. „Es ist ganz anders. Ich habe sie enttäuscht, nicht sie mich. Auf dieser Reise kümmert sich die Reiseleitung um alles. Sogar ein Arzt fliegt mit. Joyce hat mich gebeten mitzufahren, damit ich ihr nachher erzählen kann, wie es war. Sie hat behauptet, ich würde Leute kennenlernen, mit denen ich mich unterhalten und anfreunden könnte.“

„Deine Freundin hat gut reden“, stellte Cole spöttisch fest. Er wusste, dass Joyce kein Problem damit hatte, neue Bekanntschaften zu schließen und sich überall wohlzufühlen. Seiner Mutter fiel es jedoch nicht so leicht.

„Vielleicht sollte ich doch mitfahren. Glücklicherweise habe ich die Reise noch nicht storniert. Das wollte ich morgen tun.“

„Du brauchst jemanden, der dich begleitet, Mom“, erklärte Cole bestimmt. „So ganz allein würdest du dir verloren vorkommen.“

„Aber in meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden, der dafür in Frage käme“, wandte sie ein.

Er runzelte die Stirn. Offenbar hatte sie schon versucht, einen Ersatz für Joyce zu finden. „Willst du die Reise wirklich antreten?“

„Ich habe mich schon so lange darauf gefreut. Doch ohne Joyce …“ Sie verstummte.

Ihm fiel etwas ein. Liz Hart hatte gerade zwei Wochen Urlaub gehabt, und die Aushilfe hatte seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Es würde ihm nicht leicht fallen, noch länger auf seine überaus tüchtige persönliche Assistentin zu verzichten. Doch es gab weit und breit sonst niemanden, dem er seine Mutter anvertrauen würde.

„Ich werde meine persönliche Assistentin bitten, dich auf dieser Reise zu begleiten.“ Er war zufrieden mit sich, weil ihm eine gute Lösung eingefallen war.

„Das kannst du nicht machen, Cole“, antwortete seine Mutter.

„Oh doch. Gleich morgen früh rede ich mit Liz. Ich bin sicher, sie wird einverstanden sein.“

„Ich kenne die Frau doch gar nicht“, protestierte seine Mutter.

„Du kannst morgen in die Stadt kommen, wir essen dann mit ihr zu Mittag. Wenn sie dir gefällt, ist es gut. Wenn nicht, musst du die Reise stornieren.“

Die Aussicht, auf die Reise verzichten zu müssen, schien den Ausschlag zu geben. „Wie ist denn deine persönliche Assistentin?“, fragte seine Mutter neugierig, nachdem sie kurz nachgedacht hatte.

„Sie wird mit allen Problemen fertig, und sie ist ungemein tüchtig“, erwiderte er und lächelte.

„Na ja, das muss sie auch sein, sonst hätte sie es nicht mit dir ausgehalten, Cole“, entgegnete sie leicht spöttisch. „Ich wollte eigentlich wissen, was für ein Mensch sie ist.“

Was kann ich dazu sagen, wie soll ich sie beschreiben? überlegte er und runzelte die Stirn. „Sie ist höflich und zuvorkommend.“ Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.

Seine Mutter verdrehte die Augen. „Wie sieht sie aus?“

„Durchschnittlich. Sie ist immer korrekt angezogen und wirkt sehr professionell.“

„Und wie alt ist sie?“

„Das weiß ich nicht genau. Vielleicht Ende zwanzig.“

„Was hat sie für Augen?“

Auch das wusste er nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, es jemals bemerkt zu haben. „Was hat ihre Augenfarbe mit der ganzen Sache zu tun?“

Seine Mutter seufzte. „Du hast sie noch nie richtig angesehen, stimmt’s? Sie interessiert dich nicht. Du nimmst keine Frau mehr wahr, du hast dich völlig vom Leben zurückgezogen. Diesen Zustand musst du überwinden, Cole, denn du bist immer noch ein relativ junger Mann.“

Er biss die Zähne zusammen. Es passte ihm nicht, dass seine Mutter dieses Thema anschnitt. „Okay, sie hat strahlende Augen, und ihr Blick wirkt intelligent. Das ist mir wichtiger als die Farbe ihrer Augen.“

„Ist sie attraktiv, groß, schlank, zierlich?“

Cole seufzte. Seine Mutter wollte offenbar nicht aufgeben. „Sie ist mittelgroß“, antwortete er ungeduldig. „Und immer verbindlich und zuvorkommend. Das ist für mich das Wichtigste. Liz wird dafür sorgen, dass alles reibungslos klappt, Mom. Es wird keine Probleme geben.“

„Erzähl mir doch mehr von ihr“, forderte sie ihn auf.

Warum war sie nicht zufrieden mit dem, was er ihr schon erzählt hatte? Cole überlegte angestrengt, was er sonst noch über seine engste Mitarbeiterin wusste. „Sie reist gern, damit verbringt sie ihre Freizeit. Wahrscheinlich wird sie sich über die Möglichkeit freuen, dich auf der Reise begleiten zu können.“

„Dann wäre es für sie keine Belastung?“

„Natürlich nicht. Ich würde dich niemandem anvertrauen, der die ganze Zeit mit mürrischer Miene umherläuft. Ich bin sicher, du wirst es genießen, mit Liz Hart zusammen zu sein.“

„So? Und du?“

„Was meinst du damit?“

„Genießt du es auch, mit ihr zusammen zu sein?“

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