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Du machst mich wild!

hier erhältlich:

Verbotene Früchte - Traut sie sich?

Schimmernde Seide, hauchzarte Spitze und kleine Perlen - Seufzend streicht Rachel über das Brautkleid, das sie geschneidert hat. Wie wäre es, wenn sie dieses Kleid tragen und ein Traummann den Stoff an ihrem Bein hochschieben würde … Rachel weiß auch, wessen Hand sie auf der Haut spüren will: die von Luke Santori, Staatsanwalt, verboten sexy - und leider mit der Falschen verlobt. Oder träumt auch er von einer erotischen Nacht mit ihr?


  • Erscheinungstag: 20.04.2015
  • Seitenanzahl: 80
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955764432
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es war ein Hochzeitskleid, das einer Prinzessin würdig war.

Vorsichtig nahm Rachel Grant den Berg aus Seide und Spitze auf ihrem Schoß und strich mit den Fingern über das hauchzarte Material, das so weich war, dass es ihr fast ein leises Summen entlockte. Das Kleid mit seinem traditionellen Schnitt, dem rechteckigen Ausschnitt und den eng anliegenden langen Ärmeln war der Traum einer jeden Braut. Das sanfte Schimmern des Stoffes war ein Beweis für die hohe Qualität der Seide, und die Spitze war so hauchzart, dass Rachel kaum zu atmen wagte, aus Angst, sie könnte sie zerstören.

Das reine Weiß des Kleides war ein Sinnbild für die klassische jungfräuliche Braut, eine Vorstellung, bei der Rachel nur den Kopf schütteln konnte. Gab es so etwas heutzutage überhaupt noch? Wenn ja, dann hatte sie davon noch nicht viel mitbekommen, seit sie hierher nach Chicago gezogen war, um zusammen mit ihrer Tante diese Brautboutique zu eröffnen.

„Wen interessiert das schon?”, flüsterte sie. „Ich werde auch Weiß tragen.” Sie seufzte, als sie sich bei dem Gedanken an ihre eigene Hochzeit einige deprimierende Fakten eingestehen musste. Nicht nur, dass sie weit davon entfernt war, in absehbarer Zukunft ein Hochzeitskleid – egal in welcher Farbe – zu tragen, da sie während der vergangenen sechs Monate nicht ein einziges Date gehabt hatte. Nein, auch die Farbe Weiß war für sie im Grunde nicht ganz unpassend. Denn ihre einzigen sexuellen Erfahrungen hatte sie bislang nur in der Highschoolzeit gesammelt, als man es auf dem Rücksitz eines Autos getrieben hatte, ohne sich ganz auszuziehen, weil immer die Gefahr bestand, plötzlich im Scheinwerferlicht zu stehen beziehungsweise zu liegen.

Und seit sie nach Chicago gezogen war, war sie ungefähr so sexuell aktiv wie eine Geschiedene, die bereits ihre Menopause hinter sich hatte.

„Vielleicht muss man heiraten, um in dieser Stadt mal flachgelegt zu werden”, murmelte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das märchenhafte Kleid.

Behutsam berührte sie die winzigen Perlen, die das Oberteil zierten, und redete sich dabei ein, dass sie nur prüfen wollte, ob sie auch alle fest angenäht waren. Anschließend bewunderte sie erneut fasziniert die winzig kleinen weißen Rosen, die die Taille besonders betonten und den Ansatz zu der wasserfallartig herabfallenden, drei Meter langen Schleppe aus feinster Spitze bildeten.

Wunderschön. Vollkommen.

Zu schade, dass das Kleid dem Brautmonster aus der Taylor Avenue gehörte.

„Na, musst du das schon wieder inspizieren?”

Schuldbewusst zuckte Rachel zusammen und riss sich von dem traumhaften Anblick von Bergen aus Seide und Spitze los, als sie ihre Tante Ginny in der Tür ihres gemeinsam geführten Ladens Wedding Daze erspähte. Rachel hatte angenommen, sie wäre allein, und hatte nicht widerstehen können, noch einen letzten, begehrlichen Blick auf das Kleid zu werfen, das Anfang der Woche für eine ihrer Kundinnen geliefert worden war. „Ich dachte, du wärst schon weg. Wolltest du nicht zur Bank?”

Ginny knabberte auf ihrer Unterlippe herum. „Ich habe leider vergessen, das Geld mitzunehmen.”

Rachel verkniff sich jeglichen Kommentar. Ihre Tante war wirklich ein Schatz. Ginny mit ihren weichen blonden Haaren, in denen sich die ersten grauen Strähnen abzeichneten, und den sanften braunen Augen, die von winzigen Lachfältchen umgeben waren, war gerade einmal fünfzig Jahre alt. Zudem war sie kerngesund, sodass ihre Vergesslichkeit nichts mit dem Alter zu tun hatte. Es war einfach eine Charaktereigenschaft dieser liebenswerten Frau. Sie behauptete immer, sie würde wohl auch vergessen, sich morgens anzuziehen, wäre da nicht ihr üppiger Busen, der ihr laut eigener Aussage seit dem zwölften Lebensjahr den Weg wies. Ihre Sanduhr-Figur, deren Betonung deutlich auf der oberen Hälfte lag, hatte sie von Grandma Josephine geerbt.

Und leider, leider war auch Rachel von diesem Erbe nicht verschont geblieben.

Nein, es war noch nicht so schlimm, dass sie nach Körbchengröße D greifen musste. Aber manchmal machte es ihr schon zu schaffen, immer wieder all diese hübschen trägerlosen Brautjungfernkleider zu sehen, während sie selbst das letzte Mal zu Schulzeiten mit einem trägerlosen Kleid zum Tanzen hatte gehen können. Und sogar damals war dies eine recht heikle Sache gewesen, da sich die Nase ihres Freundes ungefähr auf Höhe ihres Halses befunden hatte. Hätte er sich beim Tanzen nur noch ein Stückchen weiter vorgebeugt, hätte er Rachels Busen glatt als Ablage für sein Kinn nutzen können.

„Ich glaube, ich habe vergessen, mein Ginkgo zu nehmen, was ja angeblich gegen Vergesslichkeit helfen soll”, meinte Ginny mit einem leisen Seufzer. „Wie kann man von mir erwarten, dass ich etwas gegen meine Vergesslichkeit nehme, wenn mein Gedächtnis so schlecht ist, dass ich vergesse, es einzunehmen?”

Rachel lachte leise und stellte wieder einmal fest, was für ein gutes Team sie doch in ihrem erst vor Kurzem eröffneten, aber schon gut florierenden Laden bildeten. Rachel kümmerte sich mehr um die finanziellen und buchhalterischen Aspekte des Geschäfts, während Ginny sich normalerweise um die Näharbeiten und die kreativen Aspekte kümmerte. Ihre Schwächen kamen unweigerlich immer dann zutage, wenn eine von ihnen für die andere einsprang. Leider gehörten sie beide nicht gerade zu den ordentlichsten Menschen auf diesem Planeten, und besonders gut organisiert waren sie auch nicht, was man eindrucksvoll an ihrem Lagerraum erkennen konnte, wo es aussah wie im Inneren eines weiß ausgeschlagenen Kartons. Überall lag Stoff herum; Satin, Tüll, Spitze, so weit das Auge reichte.

„Ich kümmere mich um die Einzahlung.”

Ginny schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Es liegt doch direkt auf meinem Weg. Außerdem bist du ja … beschäftigt.”

Beschäftigt. Beschäftigt damit, das Brautkleid einer anderen Frau anzuschmachten. Was aber immerhin nicht ganz so peinlich war, als würde man für den Mann einer anderen Frau schwärmen. Oder für eine andere Frau.

„Wobei ich schon verstehen kann, dass du dich in dieses Kleid ein bisschen verliebt hast”, stellte Ginny fest. „Es ist eins der bezauberndsten Kleider, das ich je gesehen habe.”

„Ich bin nicht verliebt”, erwiderte Rachel. Ich bin scharf drauf.

Allerdings wirklich nur auf das Kleid. Alles andere konnte das Brautmonster gern behalten. Vor allem ihren Verlobten, der, was Rachel sehr verwunderte, zu einer beliebten Familie hier aus der Nachbarschaft gehörte. Die Santoris besaßen ein italienisches Restaurant ein paar Häuser weiter, und die Familie gehörte zu den warmherzigsten, gastfreundlichsten und lebenslustigsten Menschen, die sie kannte.

Alle mit Ausnahme von Lucas. Dem Bräutigam des Brautmonsters. Oh, er sah fantastisch aus, genau wie seine Brüder. Wenn nicht sogar noch besser als sie, da in seinen braunen Augen immer mal wieder ein gefährliches Funkeln aufflackerte, anders als bei seinen fröhlichen, lauten Geschwistern – jedenfalls denen, die Rachel bisher kennengelernt hatte. Laut war Lucas definitiv nicht. Er war eher sarkastisch und launisch, ein Staatsanwalt, der ungefähr so warmherzig und gastfreundlich wirkte wie ein Löwe. Was ihn natürlich zum perfekten Gefährten seiner Psycho-Braut Maria Martinelli machte, die sich vermutlich bald einer Meuterei – wenn nicht gar einem Mord – durch ihre eigenen Brautjungfern ausgesetzt sah.

Wenn ihre Schneiderin ihnen nicht zuvorkam.

Dabei hatte Rachel Gerüchte gehört, dass Luke mal ein charmanter Playboy gewesen sein soll, der gern flirtete. Einige der Frauen aus der Nachbarschaft erzählten jedoch hinter vorgehaltener Hand, dass diese spielerische Seite an ihm genau an dem Tag verschwunden war, als er sich mit der Tochter des Mafiabosses aus der Nachbarschaft verlobt hatte. Rudy Martinellis Beziehungen reichten nicht nur bis zur Ostküste – nach New York –, sondern bis zurück in seine alte Heimat Sizilien.

Eine interessante Wahl hatte der Herr Staatsanwalt da getroffen. Tochter eines Mannes, den die meisten Leute in Chicago für einen führenden Verbrecherboss hielten.

„Es ist echt eine Schande, dass es von so einer Teufelin getragen werden soll”, murmelte Ginny. „Ich wette, es würde dir fantastisch stehen. Hast du …”

Oh, nein, dafür war Rachel nicht stark – oder armselig – genug, um das zu machen. Sie würde nicht damit anfangen, die Brautkleider von anderen Frauen anzuprobieren. Wenn sie das tat, würde sie damit doch nur ein Ausrufezeichen hinter den Satz „Rachel Grant, die Loserin” setzen.

Sie räusperte sich und meinte: „Ich kontrolliere es nur sicherheitshalber noch einmal, bevor die Braut morgen zur Anprobe kommt. So, wie sie rumgejammert hat, weil sie auf Wunsch ihres Vaters ein traditionelles Brautkleid tragen soll, schätze ich, dass sie noch unausstehlicher als sonst sein wird.”

„Ich glaube, ich melde mich morgen krank”, erklärte Ginny und seufzte tief.

„Nicht, wenn ich mich als Erste krankmelde.”

„Meinst du, Maddie könnte …”

„Maddie hat geschworen, dass sie kündigt, wenn sie jemals wieder etwas mit dem Brautmonster zu tun haben muss. Schon vergessen?” Und sie konnten es sich nicht leisten, die Näherin zu verlieren, die in Teilzeit bei ihnen arbeitete. Jedenfalls nicht, wenn Rachel hin und wieder auch ein klein wenig Privatleben genießen wollte. Wedding Daze war seit der Eröffnung vor wenigen Monaten regelrecht mit Kunden überschwemmt worden, und erst seit Maddie stundenweise aushalf, hatte Rachel endlich wieder das eine oder andere freie Wochenende gehabt.

„Dabei fällt mir ein”, sagte Ginny und wippte vor Aufregung auf den Zehen auf und ab, „ich habe morgen tatsächlich meine jährliche Kontrolluntersuchung beim Gynäkologen. Den Termin habe ich schon vor Monaten bekommen.” Sie schlug die Hände zusammen und blickte mit einem Lächeln zur Decke, als wollte sie dem Himmel danken, dass jemand ein großes Metallteil in sie hineinstecken würde … „Also bin ich morgen wirklich nicht da.”

Rachel stöhnte. Das hieß, sie musste dran glauben. Sie war die Glückliche, die sich mit der Psycho-Braut abplagen musste. Langsam stand sie auf, hängte das Kleid wehmütig zurück und schloss den Reißverschluss der Schutzhülle. „Na, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Wie schön für mich.”

„Vielleicht ist sie ja in bester Laune”, sagte Ginny, ohne allerdings sonderlich zuversichtlich zu klingen.

„Ja, und vielleicht kommt bald der Märchenprinz zur Tür hereinspaziert und trägt mich auf Händen davon.”

„Könnte doch sein.”

„Ist aber eher unwahrscheinlich”, stellte Rachel seufzend fest. „Mir werden zwar jeden Tag eindeutige Angebote gemacht, aber leider nicht von Männern, die man als Märchenprinzen bezeichnen könnte.”

„Könnte man sehr wohl”, korrigierte Ginny sie grinsend. „Aber leider sind es die Märchenprinzen von anderen Frauen.”

Rachel wusste genau, was ihre Tante meinte. „Na, eher wohl die Mistkerle anderer Frauen. Ich schwöre, wenn mich noch mal ein Bräutigam, der meint, er hätte kalte Füße bekommen, anbaggert, während seine Zukünftige in der Ankleidekabine ist, laufe ich echt Amok.”

Ginny zwinkerte ihr zu. „Tu es aber bitte nicht in der Nähe von unseren Kleidern. Blut lässt sich aus weißem Satin nicht gut rauswaschen.” Sie drehte sich um, um zu gehen, und warf Rachel noch einen Luftkuss zu. „Bis morgen. Nach meinem Arzttermin.”

„Wann hast du denn deinen Termin?”

„Wann kommt das Brautmonster?” Ginny hatte nach dieser Aussage nicht den Mut, sich umzudrehen und Rachel in die Augen zu schauen.

„Ginny …”

„Oh, na schön. Um elf. Also, wir sehen uns nach dem Mittag.”

Mist. Maria Martinelli sollte um halb elf kommen. Was Ginny vermutlich ganz genau wusste, so wie ihre Schultern vor Lachen bebten.

Irgendwie hob dieses Lachen auch Rachels Stimmung, selbst nachdem Ginny gegangen war. Sie war froh, dass ihre Tante glücklich war, vor allem, da sie beide sonst weiter keine Familie hatten. Ginny war wie eine zweite Mutter für sie gewesen, seit Rachels Mom vor zehn Jahren gestorben war. Und nachdem sie ihren Dad im letzten Jahr auch noch verloren hatte, war Rachel die Entscheidung leichtgefallen, zu ihrer nun einzigen Verwandten – und sehr engen Freundin – zu ziehen. Die Tatsache, dass Ginny jetzt in Chicago lebte, hatte die Aussicht, zusammen mit ihr ein Geschäft zu eröffnen, noch verlockender gemacht. Denn Rachel hatte sich schon immer danach gesehnt, einmal in einer Großstadt zu leben, die so ganz anders war als ihre kleine Heimatstadt in North Carolina.

Als sie die kleine Glocke über der Tür bimmeln hörte, lächelte sie und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte Ginny schon wieder das Geld vergessen. „Vielleicht solltest du es dir ums Handgelenk binden”, rief sie, als sie nach vorn in den Laden ging. „Oder es dir in den BH stopfen!”

Aber vor ihr stand nicht ihre vollbusige Tante. Stattdessen erspähte sie einen Bräutigam, der sie begierig anstarrte. Einen, der ihr nur allzu vertraut war. Sie stöhnte leise, als sie Wurstfinger-Frank Feeney erkannte, dessen nette, aber etwas törichte Verlobte Cassie vor einer halben Stunde den Laden verlassen hatte.

„Tut mir leid, wir haben geschlossen”, sagte Rachel und merkte, wie sich ihr ganzer Körper versteifte, während sie den Mann mit eisigem Blick betrachtete. „Cassie ist schon weg. Sie haben sie verpasst.”

Kehr um. Kehr um und verschwinde, damit ich dir keinen Tritt in die Eier verpassen muss, weil du mich versehentlich einmal zu viel angefasst hast.

Aber leider hörte er nicht auf ihr stummes Flehen. Stattdessen kam er – zu Rachels Bestürzung – in den Laden und schloss die Tür, die Ginny anscheinend vergessen hatte, abzuschließen. „Na, das ist ja ein Pech”, sagte er und leckte sich die aufgedunsenen schwulstigen Lippen, die zu seinen dicken Wurstfingern passten. „Aber vielleicht können wir beide uns ja trotzdem ein wenig nett unterhalten.”

Nett unterhalten. Das letzte Mal, als dieser Typ versucht hatte, sich nett mit ihr zu unterhalten, hatte er sie gefragt, ob sie ihm nicht helfen wolle, sicherzustellen, dass er wirklich bereit war, den Rest seines Lebens nur noch einer Frau treu zu sein. Er hatte auch gleich die perfekte Lösung parat gehabt, wie man das prüfen könnte.

Rachel sollte sich nackt für ihn ausziehen, und er wollte dann testen, wie lange er ihr widerstehen konnte.

„Ich denke nicht”, sagte sie steif und verspannte sich noch mehr. „Ich zähle jetzt bis zehn, und wenn Sie dann immer noch da sind, greife ich zum Telefon und rufe Ihre Verlobte an, um ihr zu sagen, was für einen Mistkerl sie heiraten wird.”

Die Drohung schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. Genauso wenig wie die Zahlen, die sie vor sich hin murmelte, während er immer weiter in den schummrigen Laden vordrang. Sie begann, laut zu zählen. „Drei, vier …”

„Ach, komm schon, tu nicht so schüchtern”, sagte er und kam immer näher.

Zum ersten Mal bekam Rachel es jetzt doch mit der Angst zu tun. Es war lange nach Ladenschluss, daher konnte sie nicht darauf bauen, dass noch jemand hereinschneien würde. Einen Termin hatte sie heute Abend auch nicht mehr. Und da das Licht im Laden schon ausgeschaltet war und nur noch im Hinterzimmer eine Lampe brannte, konnten zufällig vorbeigehende Passanten auch nicht erkennen, was hier drinnen geschah. „Acht, neun.”

„Du willst es doch auch”, sagte er mit ekelerregendem Selbstvertrauen. „Du brauchst mir gegenüber doch nicht so zu tun, als wärst du schwer zu kriegen.”

Schwer zu kriegen? Als würde sie sich von diesem Mann anfassen lassen.

Im Leben nicht, Mister.

Rachel nahm die Hände hinter den Rücken und tastete auf dem Tresen nach dem Telefon. Oder einer Waffe. Doch sie fand nichts. Keine Schere, keinen spitzen, metallenen Brieföffner – wenn es solche Dinger überhaupt irgendwo gab außer in alten Schwarz-Weiß-Filmen. Schließlich ertastete sie ein hartes Plastikteil, das Braut und Bräutigam darstellte und eine Hochzeitstorte zieren sollte, und schloss die Finger darum.

Besser als nichts.

Aber für alle Fälle winkelte sie auch schon mal das Bein ein wenig an, um das Knie in Position zu bringen. Dann funkelte sie den Kerl ein letztes Mal warnend an.

„Zehn.”

Ich werde heiraten.

Er war in die Falle getappt. Sollte den Bund fürs Leben schließen. Sich häuslich niederlassen. Zum Altar schreiten.

Den Kopf in die Schlinge stecken.

Hastig schüttelte er den Gedanken ab und versuchte, sich auf die alles entscheidende Tatsache zu konzentrieren. Ich, Lucas Santori, werde heiraten.

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