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Ein unerwartetes Happy End

Wütend darüber, dass ihre Firma für ein Landschaftsprojekt in Bargera nicht berücksichtig wurde, startet Kelly McGuire eine Kampagne gegen den skrupellosen Bauherrn. Doch Jack Saunders denkt gar nicht daran, sich von der zornigen Frau ins Boxhorn jagen zu lassen. Er hat da eine viel bessere Idee, um sie auf seine Seite zu ziehen.


  • Erscheinungstag: 10.12.2012
  • Seitenanzahl: 192
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955760069
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Rosemary Badger

Líebesreíse nach Australíen

Eín unerwartetes Happy End

 

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der englischen Originalausgaben:

The Hero Trap

Copyright © by Rosemary Badger

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Titelabbildung: Getty Images, München

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN eBook 978-3-95576-006-9

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Dieser verflixte Jack Saunders!

Kelly McGuire ging langsam am Strand von Bargara entlang, der an der subtropischen Queenslandküste von Australien gelegen war, und verwünschte den Mann, der ihr das Geschäft ruiniert hatte. Es wehte eine steife Brise, und sie musste sich gegen den Wind stemmen. Die Hände hatte sie in die Hosentaschen ihrer Jeans geschoben und das lange mahagonifarbene Haar mit einem Schal zu bändigen versucht, der genau die Farbe ihres leuchtend gelben Pullovers hatte. Sie wollte vermeiden, dass der Frühjahrssturm es zu sehr zerzauste.

Besorgt biss sie sich auf die Lippe. Ihre wenigen Ersparnisse waren fast aufgebraucht. Wenn sie nicht bald einen Job fand, würde sie wohl auch das alte Strandhaus aufgeben müssen, das sie mit viel Glück hatte mieten können. Sogar diese halb verfallene Hütte gehörte diesem Mann!

Sie blieb vor der Tür der kleinen Bruchbude stehen, die fast völlig verborgen war hinter knorrigen Sträuchern und hohen Bäumen. Etwas entfernt standen unübersehbar vierundzwanzig nagelneue, sehr elegante Häuser inmitten wunderschön angelegter Gärten, die sie ständig daran erinnerten, was dieser unglaublich reiche, mächtige Geschäftsmann mit ihr gemacht hatte.

Und sie hatte ihm sogar noch dabei geholfen! Das war am schlimmsten. Wenn sie sich ihrer Sache doch nur nicht so sicher gewesen wäre, hätte Saunders kaum so leichtes Spiel mit ihr gehabt. Ach, sie hätte wirklich klüger sein können, als Robin Hood zu spielen, um die Schwachen vor dem einflussreichen, mächtigen Mann in Schutz zu nehmen! Kelly seufzte und ging zurück zur Hütte. Hätte ich doch nur meinen Mund gehalten, dachte sie verzweifelt.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. Das ist die Chance meines Lebens, hatte sie gedacht, als Saunders die landschaftliche Gestaltung seiner exklusiven Häuser ausgeschrieben hatte. Durch die Beteiligung an einem so bedeutenden Projekt würde ihr noch junges Unternehmen gewaltigen Auftrieb bekommen, und der Ruf, eine großartige Gartenbauarchitektin zu sein, würde ihr vorauseilen. Kelly hatte ihr Angebot eingereicht, einige gebrauchte Geräte gekauft, die sie dringend benötigte, einen jungen Hilfsgärtner eingestellt und die Daumen gedrückt, dass ihr Angebot akzeptiert würde.

Doch der lukrative Auftrag ging an eine große Gartenbaufirma in Brisbane! Nicht ein einziger Einheimischer war auch nur in Erwägung gezogen worden. Kelly hatte sich genauso betrogen gefühlt wie sie, mit dem Unterschied, dass sie sich die Behandlung nicht bieten ließ und bei jeder Gelegenheit gegen diese Ungerechtigkeit protestierte. Sie gab Interviews im Radio und schrieb Leserbriefe. Schon bald wurde sie für ihren Mut bewundert, sich gegen Jack Saunders zur Wehr zu setzen, “den mächtigen Investor von außerhalb, der die Einheimischen ausbeutet und ihnen dann auch noch fremde Firmenkonglomerate vor die Nase setzte”.

Ihre plötzliche Berühmtheit hatte auch etwas Gutes: Man bot ihr so viele Jobs an, dass sie noch einen zweiten Aushilfsgärtner hatte einstellen müssen. Die Leute konnten es kaum erwarten, ihre Gärten von ihrem neuen Idol in Ordnung bringen zu lassen. Sie hatte mit ihren sechsundzwanzig Jahren entbehrungsreiche Zeiten hinter sich, um ihr Studium zu finanzieren und sich selbstständig machen zu können. Endlich trugen die Mühen Früchte!

Doch ihre Glückssträhne war mit einem Mal zu Ende. Kelly hatte sich auf Saunders umstrittenem Bauland zu einem Interview bereit erklärt, das im Rahmen der abendlichen Fernsehnachrichten gesendet werden sollte.

“Hätte ich doch nur abgelehnt”, dachte sie, als sie den gewundenen Pfad zur Hütte entlangging. “Wenn ich doch nur nicht so erpicht darauf gewesen wäre, noch einige gezielte Salven auf Jack Saunders abzufeuern!”

Das Interview sollte um vierzehn Uhr aufgezeichnet werden. Kelly gab ihren beiden jungen Angestellten noch einige Anweisungen für die Gestaltung des Gartens eines älteren Ehepaars, wischte sich die Hände an einem alten Lappen ab, setzte sich einen breitkrempigen Strohhut auf und steckte das blaue T-Shirt in die Umhängetasche, bevor sie in ihren altersschwachen Lieferwagen stieg und fröhlich zur Baustelle fuhr.

Außer dem Fernsehteam, das aus einer attraktiven jungen Journalistin und einem jungenhaften Kameramann bestand, wartete noch jemand auf sie. Ein Hüne mit markanten Gesichtszügen, der einen dunkelblauen maßgeschneiderten Anzug trug. Sein strahlend weißes Hemd bildete einen Kontrast zu seinem sonnengebräunten Teint. Die Seidenkrawatte in verschiedenen Blautönen rundete das Bild eines ausgesprochen beeindruckenden Mannes ab. Kelly hatte ihn bisher nur von Weitem gesehen und noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Trotzdem wusste sie sofort, wer er war: Jack Saunders! Wenigstens hätte sie nun endlich Gelegenheit, ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt!

Der Lieferwagen kam direkt neben der kleinen Gruppe zum Stehen. Kieselsteine wirbelten auf und schlugen gegen Saunders’ Hosenbeine. Ärgerlich blickte er hinunter. Kelly nahm den Strohhut ab, fuhr sich durch die mahagonifarbene Lockenpracht, stieg aus und lächelte ihn betont herausfordernd an.

Er war jünger, als sie gedacht hatte, wahrscheinlich Anfang dreißig. Sein Haar war pechschwarz, an der Seite gescheitelt, dicht, glänzend und fiel ihm in die hohe Stirn. Er hatte die faszinierendsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte, und einen sinnlichen Mund. Der Mann strahlte so viel Macht und Stärke aus, dass es ihr beinahe Angst machte.

“Sie sind also Kelly McGuire”, bemerkte er abfällig.

Kelly straffte die Schultern und erwiderte im gleichen Tonfall: “Und Sie müssen Jack Saunders sein!” Als sie den prüfenden Blick seiner dunkelblauen Augen auf sich spürte, stieg ihr das Blut in die Wangen. Lass dich von ihm nicht aus der Ruhe bringen, ermahnte sie sich schnell.

Doch als er sie interessiert musterte – das schimmernde Haar, das ihr in ungebändigten Locken über die schmalen Schultern fiel, die kleinen festen Brüste, die sich unter dem dünnen T-Shirt deutlich abzeichneten, die schmale Taille, die langen schlanken Beinen –, spürte Kelly, dass ihr Herz heftig pochte.

Und als er den Blick seiner blauen Augen einen Moment lang auf ihren roten Lippen ruhen ließ, bevor er ihr wissend in die zornig funkelnden grünen Augen sah, war Kelly klar, dass sie diesem Mann nicht gewachsen war. Hilflos stand sie vor ihm, ärgerte sich über seine unverblümte Musterung und verachtete sich selbst, weil sie sich das gefallen ließ, statt ihm vors Schienbein zu treten!

Saunders ließ sich das Ruder nicht aus der Hand nehmen. Er bestimmte, wo das Interview stattfinden sollte, nicht vor dem neuen Häuserkomplex, wie es die Journalistin vorgeschlagen hatte, sondern dort, wo die Gartenbauarbeiten in vollem Gange waren. Denn wegen dieser Arbeiten seien sie schließlich hier, bemerkte er und sah Kelly vielsagend in die Augen. Als er ihnen den Weg zeigte, ließ er sein überhebliches Gehabe fallen und setzte dafür seinen Charme ein.

Er ist eine Spur zu nett, dachte Kelly, während sie hinter den anderen herging. Es ärgerte sie, dass sich die Journalistin und der Kameramann von seiner tiefen Baritonstimme einlullen und von seinem strahlenden Lächeln einwickeln ließen. Saunders zählte gerade die vielen Vorzüge seiner Anlage auf. Widerlich, dachte Kelly. So fantastisch ist sie ja nun auch wieder nicht. Doch sie wusste, dass sie sich etwas vormachte.

Es roch nach Mörtel, Gips und Farbe, als sie auf Holzplanken an den Luxushäusern entlanggingen. Jedes hatte sein eigenes Flair. Kelly kannte sie alle nur zu gut, denn sie hatte Tage, ja sogar Wochen damit verbracht, hübsche kleine Gärten für sie zu entwerfen.

Saunders blieb vor einer Gruppe von Casuarinabäumen stehen, deren Zweige mit den langen silbernen Nadeln sich sacht im Seewind wiegten. Dahinter parkten einige weiße Transporter mit der Aufschrift: Erstklassige Landschaftsarchitekten. Landschaftsarchitekten? Du liebe Zeit! Kelly hoffte, dass sie Saunders ein Vermögen berechneten.

Der Fotograf schulterte seine Kamera und fing den Komplex ein. Saunders nickte zufrieden und gab der Journalistin ein Zeichen. Daraufhin räusperte sie sich und blickte gehorsam in die Kamera.

“Die Landschaftsgestaltung dieser fantastischen neuen Siedlung direkt am Strand von Bargara ist sehr umstritten. Der lukrative Job ging an eine Gruppe von Architekten aus Brisbane. Neben mir stehen jetzt Mr. Jack Saunders, der Bauherr dieser Luxushäuser aus Brisbane, und Miss Kelly McGuire, eine Gärtnerin, die hier in Bargara wohnt und eine Kampagne gegen Mr. Saunders geführt hat. Miss McGuire hat öffentlich bemängelt, dass Jack Saunders die ortsansässigen Unternehmen bei der Auftragsvergabe einfach übergangen hat.” Die Journalistin lächelte Saunders charmant zu und fragte in einschmeichelndem Tonfall: “Warum haben Sie unsere Unternehmer vor Ort nicht berücksichtigt, Mr. Saunders?”

Kelly presste wütend die Lippen zusammen, als sie sich das Interview ins Gedächtnis zurückrief. Zunächst hatte Jack Saunders sich lobend über die Angebote geäußert, die er bekommen hatte. “Das Problem war, dass die Betriebe vor Ort weder die Erfahrung noch die Mittel hatten, die für eine Aufgabe von solcher Größenordnung nun einmal erforderlich sind.” Er hatte sich Kelly zugewandt und sie nachsichtig angelächelt. “Miss McGuire hat den Umfang der erforderlichen Arbeiten falsch eingeschätzt.” Er hatte resigniert geseufzt. “Sie schien der Auffassung zu sein, mit Rasenflächen, einigen Bäumen, Sträuchern und Blumenbeeten sei die Aufgabe gelöst.” Die Journalistin und der Kameramann hatten geschmunzelt, Kelly war rot geworden.

“Das ist nicht wahr”, entgegnete sie aufgebracht und merkte sofort, dass er nur auf diese Reaktion gewartet hatte.

“Ach, wirklich, Miss McGuire? Und was ist mit der Bewässerung? Wie sieht es mit der Beleuchtung aus?”

“Nun ja, sicher, aber ich meine, also … ich habe nicht …”

“Und wie steht es mit Filtern?” Jack Saunders hatte sie energisch unterbrochen. “Haben Sie daran gedacht? Oder an eine Bewässerungsanlage? Was ist mit Spielplätzen, Grillvorrichtungen, mit vorschriftsmäßig angelegten Wegen? Von Swimmingpools, Tennis- und Squashplätzen ganz zu schweigen. Davon stand in Ihrem Angebot kein Wort, Miss McGuire.”

Geduldig wartete er auf ihre Antwort, doch Kelly blickte ihn nur hilflos an. Es hatte ihr die Sprache verschlagen!

“Sieh an”, meinte er langsam. “Plötzlich haben Sie gar nichts mehr zu sagen?” Er zog einen großen Umschlag aus seiner Brusttasche. Darin steckte das schriftliche Angebot, mit dem sie sich so viel Mühe gegeben hatte.

“Miss McGuire, Sie sind Gärtnerin, und nach dem zu urteilen, was ich gelesen habe, sogar eine außerordentlich gute, mit viel Fantasie.” Sein Tonfall wurde barsch. “Aber Sie sind keine Landschaftsarchitektin, die in der Lage wäre, das gesamte Projekt zu verwirklichen, wie es die Ausschreibung verlangte. Hier geht es um einen Millionenkomplex, Miss McGuire. Amateure kann ich dabei nicht gebrauchen.”

Er drückte ihr den Umschlag in die zitternde Hand und sorgte dafür, dass sie ihn auch festhielt. Eine sehr überzeugende Geste, wie ungerecht die Anschuldigungen gewesen waren, die sie gegen ihn erhoben hatte. Die hübsche Journalistin brachte das auch in ihrer Schlussbemerkung zum Ausdruck, bedankte sich herzlich bei Saunders, bedeutend kühler bei Kelly und gab dem Kameramann ein Zeichen.

Das Interview war vorbei, doch der Albtraum sollte erst anfangen!

Saunders war offensichtlich mit dem Interview sehr zufrieden gewesen, hatte sich angeregt mit der Crew unterhalten und sie in ein Haus geführt, wo der Kameramann wieder drehte. Kelly konnte sich über seine Dreistigkeit nur wundern. Der Mann hatte es allein ihr zu verdanken, dass er für sein Millionen-Projekt Gratiswerbung machen konnte. Und was war der Dank? Er machte sie zum Gespött der ganzen Stadt!

Verletzt und mutlos machte Kelly sich auf den Rückweg zu ihrem Lieferwagen. Saunders hatte ihr keine Gelegenheit gegeben, zu erklären, dass sie und die anderen Geschäftsleute der Stadt angenommen hatten, er würde Subunternehmer für die verschiedenen Arbeiten an seinem Komplex beauftragen. Nun war es zu spät. Er hatte die Journalistin und den Kameramann um den Finger gewickelt. Sicher würde er auch die Fernsehzuschauer auf seine Seite bringen.

Kelly öffnete gerade die Tür ihres Lieferwagens, als jemand sie bei den Schultern fasste und herumdrehte. Und Kelly blickte direkt in faszinierend blaue Augen.

“Lassen Sie mich sofort los!” Kelly hielt die Luft an und versuchte, sich zu befreien. Jack dachte gar nicht daran. “Haben Sie mich nicht verstanden? Sie sollen mich loslassen!”

“Gleich. Nachdem wir uns unterhalten haben.”

“Unterhalten?” Sie meinte, sich verhört zu haben. Sie funkelte ihn mit ihren grünen Augen zornig an. “Wie können Sie es wagen, das zu verlangen, nachdem Sie mich eben vor laufender Kamera fertiggemacht haben?”

Er zuckte die Schultern. “Mir blieb keine Wahl. Sie haben bekommen, was Sie verdient haben.”

“Sie haben mich unmöglich gemacht!”

“Sie wurden langsam zur Plage.”

“Das darf nicht wahr sein! Ich habe lediglich meine Meinung gesagt, weil ich eine Chance wollte.”

“Warum sind Sie damit nicht zu mir gekommen, Kelly McGuire?”, erkundigte er sich scharf. “Sie hätten sich bei mir persönlich beschweren sollen, statt die Medien einzuschalten.”

“Wenn ich darin einen Sinn gesehen hätte, hätte ich das auch getan. Ihr Großbauunternehmer seid doch alle gleich. Ihr nehmt und gebt niemals etwas zurück.”

Seine Augen glitzerten vor Zorn. “Offensichtlich haben Sie die Angewohnheit, aus der Luft gegriffene Beschuldigungen von sich zu geben, Miss McGuire. Ich kann Ihnen verraten, dass fast alle Baumaterialien, die ich für meine Häuser verwendet habe, am Ort eingekauft worden sind. Wenn möglich, habe ich Handwerker aus der Gegend engagiert, mein Bautrupp, Ingenieure und Architekten haben bis zur Fertigstellung des Projekts Häuser und Wohnungen hier gemietet oder sind in Motels abgestiegen.”

Saunders schwieg kurz, ehe er fortfuhr: “Sie haben Lebensmittel, Kleidung, Benzin und Geschenke für ihre Familien hier gekauft und haben Geld in Kinos und Restaurants gelassen. Wenn man dann noch Steuern und Abgaben hinzurechnet, wird wohl deutlich, Miss McGuire, wie sehr die Stadt von uns profitiert hat.” Offensichtlich erwartete er von ihr nun eine Entschuldigung.

Doch Kelly dachte gar nicht daran. Sicher, einige Leute hatten gut an Jack Saunders’ Projekt verdient, sie selbst hatte jedoch genauso wenig zu ihnen gezählt wie ihre Kollegen. Allerdings musste sie zugeben, durch ihre Proteste und den damit verbundenen Bekanntheitsgrad Aufträge bekommen zu haben. Aber das hatte sie ihrer Eigeninitiative, und nicht Jack Saunders zu verdanken.

“Wie schade, dass Ihre Großzügigkeit sich nicht auf den Gartenbau erstreckt hat”, entgegnete sie und sah ihn vernichtend an.

Sie denkt offensichtlich gar nicht daran, sich zu entschuldigen, dachte er und hätte sie am liebsten geschüttelt.

“Ja, sehr schade”, erwiderte er und ließ die Hände langsam an Kellys Armen herabgleiten.

Kelly versuchte vergeblich, sich zu befreien. Er verstärkte seinen Griff und zog sie unvermittelt an sich. Wenn sie wütend war, waren ihre grünen Augen noch schöner. Jack beugte sich vor, als wolle er Kelly küssen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

“Unterlassen Sie diese Art von Effekthascherei in Zukunft, Kelly”, sagte er leise, bevor er sie losließ. “Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten, und lassen Sie andere Leute ihre Arbeit tun.”

“Wollen Sie mir etwa drohen, Mr. Saunders? Wenn Sie das wagen, dann …” Weiter kam sie nicht, denn er strich sanft über ihre Lippen, was ihr die Sprache verschlug.

“So ist es besser!” Zwei Grübchen machten sein Lächeln noch faszinierender. “Wissen Sie, was eine wirklich gute Idee wäre?”, fragte er fröhlich.

“Dass Sie die Stadt verlassen?”, meinte sie zornig.

“Aber nein.” Er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. “Wenn wir uns das Interview gemeinsam ansehen würden.” Seine Augen blitzten vergnügt. “Wie wär’s, Miss McGuire? Bei Ihnen oder bei mir? Wir könnten unser Zusammensein sogar ausdehnen”, schlug er anzüglich vor. “Was halten Sie davon?”

“Sie können mir mal im Mondschein begegnen!” Kelly stieg in ihren Lieferwagen und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon, sodass Jack Saunders wieder von Kieselsteinen getroffen wurde. Doch er schien es nicht einmal zu bemerken. Er lächelte vor sich hin, lockerte seine Krawatte, knöpfte den Kragenknopf seines blütenweißen Hemdes auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. So lebendig hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt!

Kelly beobachtete ihn im Rückspiegel und ärgerte sich. Sie war sicher, dass er fröhlich vor sich hin pfiff. Dieser arrogante Kerl! Scharf bog sie jetzt um die Ecke, froh, aus seinem Blickfeld verschwunden zu sein.

Doch das half auch nicht viel. Angespannt saß sie am Steuer. Als endlich Feierabend war, stellte sie sich nicht wie jeden Tag als Erstes unter die Dusche, bevor sie sich etwas zum Abendessen machte, das sie meistens auf dem Balkon ihrer kleinen Zweizimmerwohnung mit Blick aufs Meer einnahm, sondern ging direkt ins Wohnzimmer. Dort schaltete sie den Fernseher ein und wartete auf die Sechsuhrnachrichten.

Der erste Bericht handelte vom Schicksal der Zuckerrohrplantagenbesitzer, die mit den fallenden Weltmarktpreisen für Zucker zu kämpfen hatten, danach ging es um Vandalismus in der Nachbarstadt Bundaberg. Kelly wollte schon aufatmen, denn die Sendung war fast vorbei, und offensichtlich war der Beitrag gestrichen worden. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Die Redaktion hatte das Interview bis zum Schluss aufgehoben, sozusagen als krönenden Abschluss.

Verglichen mit Jack Saunders’ eleganter Erscheinung und der makellosen Aufmachung der Journalistin, wirkte Kelly wie ein Teenager mit ihren Jeans, dem T-Shirt und den Arbeitsstiefeln. Auch ihre Locken hatten noch nie so ungebändigt ausgesehen und waren ihr ins Gesicht gefallen, hatten aber nicht verbergen können, dass sie zunächst selbstbewusst und zuversichtlich dreinblickte, dann trotzig und herausfordernd.

Erbarmungslos zeigte die Kamera auch, wie zornig Kelly Jack Saunders anfunkelte. Später sah man sogar, wie sie sich nervös durchs Haar strich, als sie erfolglos versuchte, seine einfache Frage zu beantworten. Jack Saunders hatte sie zur Närrin gemacht, zur Unruhestifterin, und das war noch schlimmer.

Die Leute, die sie am meisten unterstützt hatten, wandten sich zuerst gegen sie. Auf der Straße wurde sie angepöbelt und beschuldigt, dem “ganz großen Geschäft” im Weg zu stehen. Offensichtlich war plötzlich jeder Einwohner von Bargera überzeugt, wie sehr die Stadt von Jack Saunders’ Projekt profitiert hatte. In den folgenden Tagen wurden ihr alle bereits erteilten Aufträge entzogen, und neue gingen nicht ein. Schließlich sah sie sich gezwungen, ihre beiden Hilfsgärtner zu entlassen und die geliebte Wohnung zu vermieten, um die Hypothekenzinsen bezahlen zu können.

Das Apartment war ihr erstes richtiges Zuhause gewesen, seit sie im Alter von zehn Jahren zur Vollwaise geworden und von einer Verwandten zur nächsten geschoben worden war. Diese heruntergekommene alte Hütte, in der sie jetzt wohnte und von deren Wänden die Farbe blätterte, schien ihre eigene Verzweiflung widerzuspiegeln. Resigniert stieg Kelly die abgetretenen Stufen zur Veranda hinauf.

Sie blieb stehen, als sie einen Wagen parken und eine Tür zuschlagen hörte. Bewegungslos verharrte sie auf der Stufe und lauschte – bereit zur Flucht.

So reagierte sie immer, wenn sie Jack Saunders’ elegantes graues Jaguar-Cabrio auf der Auffahrt zu seinem Luxuskomplex hörte. Wenn sie von der Hütte zu weit entfernt war, um unbemerkt hineinschlüpfen zu können, suchte sie schnell Schutz hinter einem Baum oder einer Düne. Kelly konnte den Anblick des Mannes nicht ertragen, außerdem wollte sie ihm nicht die Genugtuung geben zu sehen, wie sich sein Benehmen vor der Kamera auf ihr Leben ausgewirkt hatte.

Normalerweise musste sie sich nicht lange verstecken. Saunders machte nur Stippvisiten bei den Landschaftsarchitekten, um zu schauen, wie sie mit den Arbeiten vorankamen, dann eilte er wieder davon. Doch die waren gestern abgeschlossen worden, und Kelly hatte keine Ahnung, wie viel Zeit er mit der Bewunderung der fertigen Anlage verbringen würde.

Sie hörte seine Schritte auf dem gepflasterten Weg neben der Hütte. Diesmal lief Kelly nicht davon. Ihre wenigen Ersparnisse waren aufgebraucht, die Miete war fällig, und sie musste schließlich weiterleben. Sie konnte es sich nicht mehr leisten, sich vor ihm zu verbergen.

Auch in Jeans und einem schwarzen Wollpullover sah Jack Saunders einfach umwerfend gut aus, das musste sie trotz ihrer Abneigung gegen ihn zugeben. Der Wind blies ihm das schwarze Haar aus der Stirn. Eigentlich wirkte er eher wie ein durchtrainierter Athlet, gar nicht wie ein Unternehmer.

Kelly ging die letzten Stufen hinauf und lehnte sich über die Verandabrüstung. Hoffentlich bemerkt er mich und spricht mich an, dachte sie aufgeregt.

2. KAPITEL

Jack wusste, dass Kelly auf der Veranda der alten Strandhütte stand. Er hatte sie gesehen, als er den Gartenweg betrat. Lächelnd beschloss er, sie zu ignorieren und die Anlage abschließend zu inspizieren.

Da die Landschaftsgestaltung nun beendet war, konnte er die Häuser zum Verkauf anbieten. Zwölf hatte er schon verkaufen können, bevor sie überhaupt gebaut waren, und für die anderen hatte er auch verschiedene Anfragen erhalten. Durch die Medienberichte waren die Leute auf seine Siedlung aufmerksam geworden. Er würde auch für die restlichen Gebäude schnell Interessenten finden.

Sein Gewinn würde enorm sein. Die Strandgrundstücke hier in Bargara, das ganz in der Nähe der weltberühmten Rumstadt Bundaberg lag, waren unglaublich günstig gewesen, viel preiswerter als weiter südlich. Und er war so vorausblickend gewesen, vor Jahren mehrere hundert Hektar Land an der Nordostküste zu erwerben, als die Preise noch niedriger gewesen waren.

Wenn sich der Wohlstand der Sunshine Coast nach Norden ausbreitete, würde er die Großinvestoren von seiner eigenen Strandvilla aus begrüßen können. Das hatte er lange vorher so geplant. Die Häuser in Bargara waren erst der Anfang. Sobald er erst sein Land hier und auf den Whitsunday Islands am Great Barrier Reef bebaut hatte – wo er auf einer der Inseln bereits mit der Errichtung eines Feriendorfes begonnen hatte –, würde es weitere Siedlungen geben, die noch luxuriöser sein würden als diese hier.

Jack war nicht besonders stolz auf das, was er erreicht hatte, und Glück spielte bei seinen Geschäften auch keine Rolle. Intelligenz, Risikobereitschaft und das Wissen, was machbar war und was nicht, hatten ihn ganz nach oben katapultiert. Er war jetzt vierunddreißig, Multimillionär und hatte Geschäftsverbindungen auf der ganzen Welt.

Kelly ließ den großen Mann, den sie zutiefst verabscheute, nicht aus den Augen. Gerade untersuchte er einen jungen Baum etwas genauer und runzelte die Stirn. Daraufhin zog er ein Notizbuch aus seiner Jeanstasche und schrieb etwas auf.

Aha, dachte Kelly, seine Landschaftsgestaltung ist wohl doch nicht so perfekt! Sie hielt jedes Mal den Atem an, wenn Saunders ein Blumenbeet, einen Strauch oder einen Baum genauer betrachtete und sich etwas notierte. Nachdem er die Inspektion beendet und sie immer noch nicht bemerkt hatte, wusste Kelly, dass sie den ersten Schritt machen musste. Sicher würde er direkt nach Brisbane fahren, und sie würde ihn vielleicht nie wiedersehen.

Sie atmete tief durch, stieg die Treppe hinunter und ging auf ihn zu. Er hatte die Hände in die Jeanstaschen gesteckt und sah nachdenklich aufs Meer hinaus.

Kelly blieb ein Stück von ihm entfernt stehen, weil sie ihn nicht stören wollte. Der Wind hatte aufgefrischt und zerrte an ihrem gelben Schal, der schließlich auf den gepflegten grünen Rasen fiel und knapp neben Jack Saunders liegen blieb. Kelly stockte der Atem. Sie wagte nicht, den Schal aufzuheben. Ob Saunders ihn wohl bemerkt hatte?

Sie musterte sein markantes Profil. Er war wirklich unglaublich attraktiv! Es ärgerte Kelly, dass sie sich wieder von seinem guten Aussehen ablenken ließ.

Jetzt bückte Jack sich, hob den Schal auf, drehte sich um und hielt ihn ihr hin. Zögernd griff sie danach, ihre Hand zitterte leicht, als sie seine Finger streifte. Die flüchtige Berührung ließ sie erschauern.

“Danke”, flüsterte Kelly heiser und steckte den Schal in ihre Jeanstasche, ohne Jack anzuschauen.

“Es überrascht mich, Sie zu sehen”, sagte er, und sein Tonfall war so merkwürdig, dass Kelly nun doch aufblickte. Ihre Wangen röteten sich, als sie das amüsierte Glitzern in seinen Augen bemerkte, und sie wurde noch verlegener, als er leise hinzufügte: “Normalerweise geben Sie sich doch alle Mühe, mir aus dem Weg zu gehen.”

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