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Ein Vampir zu Weihnachten

Don Orlando de Corazon ist der Star der beliebten Vampir-Soap "As a Vampire Turns"- und der Grund, weshalb Maggie für eine Rolle in der Serie vorsprach. Bei jeder Szene mit ihm hat sie Herzflattern, und als sie erfährt, dass Don Orlando keinerlei Erinnerung an seine Vergangenheit hat, schlägt sie ihm vor, ihn bis Weihnachten mit seiner Familie wieder zu vereinen. Vielleicht hält die gemeinsame Suche ja auch ein Weihnachtswunder für sie selbst bereit…


  • Erscheinungstag: 15.12.2015
  • Aus der Serie: Love At Stake
  • Bandnummer: 3
  • Seitenanzahl: 75
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955765774
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kerrelyn Sparks

Ein Vampir zu Weihnachten

Aus dem Amerikanischen von Michaela Grünberg

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgaben:

A Very Vampy Christmas

Copyright © 2006 by Kerrelyn Sparks

erschienen bei: Avon Books, New York

Published by arrangement with Avon Books,

an imprint of HarperCollins Publishers, LLC

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Redaktion: Laura Oehlke

ISBN 978-3-95576-577-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

„Es ist aus, Don Orlando.“ Maggie O’Brian senkte den Blick. Die Tränen, die ihr in die Augen stiegen und ihre Sicht verschwimmen ließen, hatten jedoch nur wenig mit ihrer Drehbuchfigur – Jessica Goodwin, sterbliche Ärztin, hoffnungslos verliebt in einen Vampir – zu tun. Wie jede gute Soapdarstellerin kehrte sie der Person, mit der sie gerade sprach, den Rücken zu und schaute tief bekümmert direkt in die Kamera. „Du darfst nie wieder herkommen.“

„Sag so etwas nicht!“ Don Orlando hastete an ihre Seite, kniete sich, ganz der perfekte Kavalier, auf ein Bein, nahm Maggies Hand und bedeckte ihren Handrücken mit kleinen Küssen. „Meine wundervolle Chiquita, niemals könnte ich dich verlassen.“

Chiquita? Wer in aller Welt dachte sich eigentlich diese schmalzigen Dialoge aus? Innerlich den Autor verfluchend, bemühte sie sich gleichzeitig nach Kräften, zu ignorieren, wie Don Orlando derweil seine Lippen auf ihre Fingerknöchel presste. Heilige Maria, jetzt knabberte er auch noch zärtlich daran!

Doch es bedeutete nichts. Er spielte lediglich seine Rolle. Und wenn man den Gerüchten glauben konnte, hatte er in den vergangenen Jahren an weitaus mehr geknabbert, als nur den Händen seiner zahlreichen Verehrerinnen.

Die Träne, die an Maggies Wange hinabkullerte, war oscarreif. Unglücklicherweise hätte sie das Fehlen ihres Pulsschlages während der Tagesstunden allerdings daran gehindert, bei der Preisverleihung zu erscheinen. Abgesehen davon, wie sollte die Jury Schauspieler nominieren, von deren Existenz sie nicht einmal wusste? Nur eine Handvoll Sterblicher, die bei Digital Vampire Network angestellt waren, kannten die Vampirsoaps überhaupt. Und alle menschlichen Mitarbeiter waren zu strengster Verschwiegenheit verpflichtet worden. Wenn sie sich verplapperten, würden sie dafür mit ihrem Blut bezahlen. Und das war wörtlich zu verstehen.

Maggie befreite ihre Hand aus Don Orlandos Griff. „Es tut mir leid, aber du und ich, wir waren niemals füreinander bestimmt. Es soll einfach nicht sein.“

Als Don Orlando sich erhob, warf er seinen schwarzen Seidenumhang über eine Schulter und gab damit den Blick auf einen Teil seines muskulösen Oberkörpers und die dicht behaarte Brust frei. Maggie konnte sich bildlich vorstellen, wie diese einstudierte Bewegung das Publikum zu Hause vor ihren Fernsehern in pure Ekstase versetzte. Sie musste es wissen, immerhin war sie selbst eine dieser Zuschauerinnen gewesen. Und wann immer Don Orlando noch einen Schritt weiterging, seinen Umhang über beide Schultern warf und sich von der Taille an aufwärts komplett unbekleidet präsentierte, fielen seine weiblichen Fans reihenweise in Ohnmacht. Kein Zweifel, ein paar männlichen Fans ging es mit Sicherheit genauso.

Maggie ging langsam zu dem leeren Schreibtisch, der in einer Ecke der Kulisse stand, die ihr Büro darstellte. „Wie oft soll ich es dir noch sagen? Das hier ist ein Krankenhaus. Du kannst nicht einfach halb nackt durch die Flure laufen, zieh wenigstens ein T-Shirt an.“

„Verzeih mir, Liebste. Ich konnte es nicht erwarten, endlich bei dir zu sein.“ Seine samtige Stimme nahm einen spitzbübischen Tonfall an. „Und die Schwestern haben sich noch nie beschwert.“

„Du wirst dir eine Erkältung holen.“ Sie sah ihn über die Schulter hinweg an. „Falls du es nicht bemerkt hast, es schneit draußen. Wir haben bald Weihnachten.“

Er zuckte unbeeindruckt mit den Achseln. „Menschliche Krankheiten können mir nichts anhaben. Mein Körper heilt sich während meines täglichen Todesschlafes selbst.“

Maggie presste theatralisch eine Hand gegen ihre Brust und wandte sich Kamera zwei zu. „Ich habe einen Eid geleistet, das Leben zu respektieren und zu schützen. Wie könnte ich mich da jemals mit einem Untoten einlassen?“ Sie wirbelte herum, sodass sie ihm wieder gegenüberstand, und stützte die Hände hinter sich auf der Schreibtischkante ab. Diese Pose war dazu gedacht, die Aufmerksamkeit des Publikums auf Maggies Busen zu lenken. „Du hast mich verhext, oder? Mich mit irgendeiner geheimen Vampirkraft verführt, damit ich dir verfalle.“

„Du warst es, die mich verführt hat. Du und dein reines, gütiges Herz.“ Sein Blick ruhte auf ihren Brüsten. „Ich konnte mich nicht dagegen wehren.“

„Nein. Ich muss dir widerstehen. Irgendwie.“

Er machte eine elegante Verbeugung. „Ich bin Don Orlando de Corazon, der größte Liebhaber, den die Vampirwelt je hervorgebracht hat. Keine Frau, lebendig oder untot, kann mir widerstehen.“

„Aber ich muss!“ Maggie bewegte sich mit schnellen Schritten auf Kamera zwei zu. „Ich habe so hart dafür gearbeitet, mein Ziel zu erreichen. Die vielen Jahre Studium, endlose Stunden in der Notaufnahme. Und jetzt bin ich eine angesehene Neurochirurgin. Die Menschen brauchen mich.“

„Ich bewundere deine Hartnäckigkeit, meine Chiquita, und ich bin stolz auf dich.“

„Sag so etwas nicht! Ich habe einen Ruf zu verlieren. Die Basis meiner Karriere ist der Respekt meiner Kollegen und Vorgesetzten. Wie aber sollten sie mich weiterhin respektieren, wenn sie wüssten, dass ich eine Affäre mit dem untoten Trompeter einer Mariachiband habe?“

Er reckte sein markantes Kinn. „Ich bin ein sehr guter Trompeter. Und außerdem der größte Liebhaber der gesamten Vampirwelt.“ Er näherte sich ihr, eine Hand am Bund seiner schwarzen hautengen Lederhose.

Maggie drehte sich hilflos keuchend von ihm weg. „Bitte, führe mich nicht weiter in Versuchung, Don Orlando!“

„Komm mit mir!“ Er zog sie leidenschaftlich in seine Arme. „Wir werden gemeinsam eine wundervolle Symphonie der Liebe spielen.“

„Nein, nein, nein!“ Sie schüttelte im Rhythmus ihrer Worte den Kopf.

„Ja, ja, ja!“

Sie presste ihre Handflächen auf seine Brust, um ihn von sich zu stoßen. Der Ring an ihrem rechten kleinen Finger blitzte im Scheinwerferlicht auf, glänzendes Gold vor dem Hintergrund von Don Orlandos tiefschwarzem Brusthaar.

Er hielt sie nur umso fester. „Küss mich, und dann sag mir, dass du mich nicht liebst.“

Maggie sah mit tränenüberströmtem Gesicht in Kamera eins. „Du bist grausam, mich so leiden zu lassen. Bitte, lass mich los!“ Um sich aus seiner Umklammerung zu befreien, versetzte sie ihm einen kräftigen Stoß.

Er taumelte rückwärts. „Au!“

„Oh!“ Maggies eigener spitzer Schrei übertönte seinen, als sie begriff, was geschehen war.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrte Don Orlando auf seine nun vollkommen glatte Brust. An Maggies rechter Hand baumelte, wie eine tote Ratte, das abgezogene Stück künstlicher Haarpracht.

„Igitt!“ Sie schüttelte hektisch die Hand hin und her. „Macht das ab!“ Doch es hatte sich in ihrem Ring verheddert und ließ sich nicht so leicht loswerden.

„Verdammt!“ Don Orlando zuckte zusammen, als er die gerötete Stelle an seiner Brust betastete. „Du hast mir fast die Haut mit abgerissen!“

„Schnitt!“, rief Gordon, der Regisseur. „Make-up! Orlandos Haare müssen wieder angeklebt werden.“

Maggies Blick wanderte zu Don Orlandos makellos glattem Oberkörper, dann zurück zu dem pelzartigen Etwas, das noch immer hartnäckig an ihrem Finger hing. Er trug ein Brusthaartoupet? Du liebe Güte, sie hätte es wissen sollen! Wie viele Männer waren schließlich von Natur aus behaart wie ein englischer Hirtenhund? Sie schaffte es, ihre Hand von dem Ding zu befreien, und hielt es seinem rechtmäßigen Besitzer entgegen. „Tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“

Don Orlandos Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und er deutete auf seine Verletzung. „Ein Küsschen würde es bestimmt gleich besser machen.“

„Bestimmt nicht!“ Maggie warf ihm das Toupet zu. „Was soll das eigentlich mit dieser blöden Attrappe?“

Er schaute tatsächlich beschämt drein. Für ungefähr eine halbe Sekunde. „Sie dachten, eine sexy Körperbehaarung macht mich noch attraktiver für die Damenwelt.“ Das schelmische Grinsen kam zurück, als er hinzufügte: „Aber im Moment würde es mir schon reichen, wenn ich mit heiler Haut davongekommen wäre.“

Maggie ließ sich dazu hinreißen, zu lächeln. Ebenfalls für ungefähr eine halbe Sekunde. Die Wirkung seines Charmes verpuffte in dem Augenblick, in dem Don Orlando völlig ungeniert die Figur der jungen Maskenbildnerin begutachtete.

Hola, hübsche Senorita“, raunte er ihr zu, und sie wurde sichtlich rot, während sie seine Brust mit Theaterkleber einpinselte. „Wollen wir das hier nicht lieber in meine Garderobe verlegen?“ Er zwinkerte verschwörerisch. „Wir könnten das Klebezeug mitnehmen und mal sehen, was man damit sonst noch so alles anstellen kann.“

Sie kicherte verlegen.

Maggie ballte die Fäuste und musste sich beherrschen, ihm nicht eine runterzuhauen. Verdammt, war sie geladen! Diese innere Wut plagte sie seit dem Tag, an dem sie erkannt hatte, dass ihr angebeteter Held, Don Orlando de Corazon, nichts weiter als ein mieser, selbstverliebter Schürzenjäger war. Und jetzt zeigte sich, es war sogar noch schlimmer: Er war eine miese, selbstverliebte Schürzenjägerimitation mit unechten Brusthaaren.

Sie marschierte hinüber zum Cateringtisch und schenkte sich ein Glas Chocolood ein. Die Mischung aus synthetischem Blut und flüssiger Schokolade kam dem, was man als weiblicher Vampir als Seelennahrung bezeichnen könnte, am nächsten. Stirnrunzelnd betrachtete Maggie die schwarze Haarsträhne, die noch immer an dem kleinen goldenen Kreuz in der Mitte ihres Ringes hing. Sie fummelte sie heraus und musste dabei daran denken, wie ihr Vater ihr den Ring zur Erstkommunion geschenkt hatte. Sie war sieben gewesen. Damals, im Jahr 1872, hatte er wie angegossen auf ihren Ringfinger gepasst. Und sie hatte ihr nagelneues, strahlend weißes Kleid geliebt, was sie ebenfalls zu diesem Anlass bekommen hatte. Nie zuvor hatte sie ein Kleid besessen, das nicht von ihren älteren Schwestern abgelegt und an sie weitergegeben worden war.

Als achtes von insgesamt zwölf Kindern einer irischen Einwandererfamilie wusste Maggie, was Hunger und Armut bedeuteten. Was sie nicht wusste, war, dass im Verborgenen eine andere, unbekannte Welt existierte. Die lernte sie erst kennen, als sie mit neunzehn unfreiwillig ein Teil davon wurde. Schockiert und außer sich vor Furcht war sie nach diesem Ereignis heimgelaufen, aber mit der Reaktion ihres Vaters hatte sie nicht gerechnet. Sie zeigte ihm, wie sie das Kreuz auf ihrem Ring berühren konnte, ohne Schaden zu nehmen. Warum sollte sich etwas an ihrem Glauben ändern, nur weil sie bedauerlicherweise einen viel zu frühen Tod gefunden hatte? Sie war doch noch immer Daddys kleiner Liebling, Maggie May. Ihr Vater allerdings wandte sich von ihr ab und nannte sie eine abscheuliche Ausgeburt der Hölle.

Maggie nippte an ihrem Glas und ignorierte den Schmerz, den die Erinnerung nach wie vor in ihr auslöste. Sie wollte einfach nicht glauben, dass ihr Vater recht hatte. Man hatte sie angegriffen und gegen ihren Willen zu dem gemacht, was sie war. Wie könnte ein barmherziger Gott dem Opfer die Schuld geben und es verstoßen?

Wenig später jedoch war ihr klar geworden, dass sie von nun an Blut trinken musste, um zu überleben. Dass sie andere zu ihren Opfern machen musste. Und die Angst, dass ihr Vater die ganze Zeit über recht gehabt hatte, hatte sich von Tag zu Tag weiter in ihrem Inneren ausgebreitet – wie eine infizierte Wunde. Gott sei Dank war irgendwann synthetisch hergestelltes Blut erfunden worden. Dadurch fiel es ihr so viel leichter, sich einzureden, trotz allem ein guter Mensch zu sein. Sie trug den Ring, damit er sie daran erinnerte, dass ihr Herz noch genauso groß und mitfühlend war wie zu ihren Lebzeiten, auch wenn es jetzt bei Sonnenaufgang aufhörte zu schlagen.

Vor fünf Jahren hatte eine erstaunliche Entdeckung Maggies trostlosem Dasein eine unerwartete Wendung beschert. Ein paar findige Vampire waren dahintergekommen, dass sie und ihresgleichen mithilfe moderner Technik, sprich digitaler Kameras, ebenso gefilmt werden konnten wie Menschen. Das war die Geburtsstunde des Digital Vampire Network. Viele Vampire weltweit lebten deutlich zufriedener, seit sie von dem breiten Angebot ihrer persönlichen Unterhaltungsindustrie profitierten. Gebannt verfolgte man nun die Nightly News und Live with the Undead, ein Boulevardmagazin mit Fokus auf die untote Prominenz, das von Corky Courrant moderiert wurde. Darüber hinaus entstanden die wundervollen, von DVN selbst produzierten Seifenopern: As a Vampire Turns, All My Vampires und General Morgue.

Und dann war er auf der Bildfläche erschienen. Ein Jahr nach der Gründung des Senders stieß ein neuer Schauspieler zu As a Vampire Turns, und zum ersten Mal in Maggies langem Leben hatte sie sich Hals über Kopf verliebt. Don Orlando de Corazon hatte den Fernsehbildschirm im Sturm erobert – mit seinem wehenden schwarzen Seidenumhang und diesem unwiderstehlichen Funkeln in den dunklen eindringlichen Augen. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war es um Maggie geschehen. Der oder keiner. Und sie war überzeugt gewesen, könnte es ihr nur irgendwie gelingen, ihn zu treffen, würde er ebenso empfinden und sie sofort als seine Seelenverwandte erkennen. Ihre Liebe zu ihm hatte ihr letztlich den Mut gegeben, an einem Vorsprechen bei DVN teilzunehmen. Als sie dann tatsächlich für eine Rolle in As a Vampire Turns ausgewählt wurde, schien ihr Traum in Erfüllung gegangen zu sein.

Doch aus dem Traum war schnell ein Albtraum geworden. Noch vor ihrem ersten Drehtag hatte sie die Wahrheit wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. Denn Corky Courrant widmete jede Nacht einen nicht unerheblichen Teil ihrer Show Don Orlando und seinem Ruf als unverbesserlicher Frauenheld. Und Maggie mimte von nun an ausgerechnet Dr. Jessica Goodwin, eine von Don Orlandos unzähligen Eroberungen in der beliebten Serie.

Sie versuchte, das Beste daraus zu machen und sich auf die Perfektionierung ihrer Schauspielkunst und ihre Karriere zu konzentrieren. Doch jedes Mal, wenn sie eine Szene mit ihm hatte, bekam sie Herzflattern. Wie sollte sie jemals über ihn hinwegkommen, solange er ihr allabendlich seine unsterbliche Liebe zu ihr beteuern musste? Natürlich war alles nur gespielt, der Text, den sie nun einmal zu sprechen hatten. Himmel, nichts an diesem Theater war echt, nicht einmal Don Orlandos Brusthaare!

„Alle wieder die Plätze einnehmen!“, rief Gordon. „Lasst uns die Einstellung in den Kasten kriegen.“

Maggie holte tief Luft. Es war so weit. In dieser Szene sollte Don Orlando Dr. Jessica küssen. Der erste Kuss. Ein Filmkuss, mehr nicht. Er kannte vermutlich weder ihren realen Namen, noch wusste er sonst irgendetwas über sie. Maggie betrat tapfer die Kulisse des Krankenhausbüros, und die Maskenbildnerin frischte mit ein paar gekonnten Pinselstrichen und etwas Lippenstift schnell ihr Make-up auf.

„Okay, wir steigen bei ‚Küss mich, und dann sag mir, dass du mich nicht liebst‘ ein“, erklärte Gordon, dann hob er auffordernd die Hand. „Und bitte.“

Maggie stockte der Atem, als Don Orlando auf sie zuging.

Er zog sie abermals in seine Arme. „Küss mich, und sag mir, dass du mich nicht liebst.“

„Du bist grausam, mich so leiden zu lassen“, flüsterte Maggie. Ihre Knie wurden weich, und sie musste sich an seinen Schultern festhalten. „Bitte, lass mich los.“ Bitte, küss mich endlich. Ich habe jahrelang auf diesen Moment gewartet.

Er sah ihr tief in die Augen, während er sie fester in seine Arme zog.

Sie schloss die Augen und schmiegte sich an ihn. Als seine Lippen ihre berührten, erfasste ein wohliges Schaudern ihren Körper. Sein Mund fühlte sich warm und zärtlich an. Könnte er doch nur der Held ihrer geheimen Träume sein! Könnte er sie doch nur wirklich lieben, das Gute in ihr sehen und sie mit der Wertschätzung behandeln, die sie sich von ihm wünschte. Würden Wunder doch nur tatsächlich geschehen.

„Ja, fantastisch, sehr gut!“, befand der Regisseur. „Danke – und Schnitt!“

Don Orlando stöhnte leise und vertiefte den Kuss. Er fuhr mit der Zungenspitze über Maggies Lippen und begann, kleine Küsse auf ihre Wange zu hauchen, bis er an ihrem Ohr angekommen war.

„Schnitt!“, wiederholte Gordon.

„Spürst du das?“, flüsterte Don Orlando ihr zu und saugte dann spielerisch an ihrem Ohrenläppchen.

„Hey, ich sagte: ‚Schnitt‘! Kommt schon, Leute, wir haben noch mehr Szenen zu drehen.“

Maggie nahm die Stimme des Regisseurs kaum wahr. Zum einen, weil sich Don Orlandos Zunge weiterhin an ihrem Ohr vergnügte, zum anderen, weil das laute Pochen ihres Herzens alle anderen Geräusche übertönte. Allmächtiger, er küsste genauso gut, wie sie es sich vorgestellt hatte!

Er knabberte sich langsam an ihrem Hals hinab. „Du bist so wunderschön. Meine süße bezaubernde … Jessica.“

Wie vom Donner gerührt versteifte sie sich in seinen Armen. Empört stieß sie ihn von sich weg. „Mein Name ist Maggie!“

Don Orlando schenkte ihr sein verführerischstes Lächeln. „Sollen wir uns in meine Garderobe zurückziehen, meine süße bezaubernde … Maggie?“

Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

Er wich zurück, die Augen vor Überraschung geweitet.

„Was … wieso?“

„Du bestehst nur aus Lügen. Der größte Liebhaber der Vampirwelt, dass ich nicht lache! Du bist der größte Heuchler, den die Welt je gesehen hat. Ein dreckiges Schwein und ein … Hochstapler!“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ ohne ein weiteres Wort den Set.

Don Orlando saß vor dem Spiegel in seiner Garderobe und verzog das Gesicht, als er das Brusttoupet von seiner wunden Haut abzog, die inzwischen dank des Klebers wie Feuer brannte. Der größte Heuchler, den die Welt je gesehen hat. Maggie hatte ihn durchschaut und die Wahrheit hinter seiner Maske erkannt. Verdammt!

Autor

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