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Für immer und ein Leben lang

Die Archäologin Brittany Forrest ist ein echtes Inselkind - den Kopf voller Abenteuer, das Herz auf den Lippen und die Hände am liebsten tief im Schlamm vergraben. Mit stürmischen achtzehn heiratet sie keinen geringeren als den Insel-Badboy Zachary Flynn - und schon in den Flitterwochen fliegen die Fetzen. Scheidung inklusive. Und wäre da nicht ein Unfall, der sie unerwartet in ihre Heimat - und zu Zachary - zurückführt, bestimmt hätte sie den Draufgänger für immer vergessen. Aber wenn die Nächte länger werden auf Puffin Island, entfaltet die idyllische Insel einen besonderen Zauber …

"Ergreifend und tiefsinnig … Morgan verzaubert ihre Leser.”

Publishers Weekly


  • Erscheinungstag: 15.08.2016
  • Aus der Serie: Puffin Island
  • Bandnummer: 2
  • Seitenanzahl: 384
  • ISBN/Artikelnummer: 9783956499074
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sarah Morgan

Für immer und ein Leben lang

Roman

Aus dem Amerikanischen von
Judith Heisig

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2016 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Some Kind of Wonderful

Copyright © 2015 by Sarah Morgan

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner GmbH, Köln

Umschlaggestaltung: büropecher, Köln

Redaktion: Eva Wallbaum

Titelabbildung: Newdivision

ISBN eBook 978-3-95649-907-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

1. KAPITEL

Zachary Flynn hätte niemals geboren werden sollen. Wie seine Mutter ihm nur zu gerne erzählte, war seine Empfängnis das Resultat eines Alkoholexzesses und eines gerissenen Kondoms. Die ersten acht Jahre seines Lebens hatte sie ihm an allem die Schuld gegeben, von ihrer Armut bis hin zu den Bettwanzen. Wem sie nach ihm die Schuld gegeben hatte, wusste er nicht, denn als er acht war, hatte jemand seine immer wieder auftretenden blauen Flecken und Knochenbrüche bemerkt und Fragen gestellt, worauf man ihn zu einer Pflegefamilie geschickt hatte. Doch als gottesfürchtige Christen und Kirchgänger hatte diese Familie Besseres verdient als einen verkorksten Außenseiter aus einem rauen Viertel von Boston, der in dem Glauben aufgewachsen war, dass man andere zuerst bescheißen musste, um nicht selbst beschissen zu werden. Ihm wurde die Ehre zuteil, das erste Pflegekind zu sein, das die Geduld dieser guten, freundlichen Menschen überstrapazierte. Danach reichte man ihn von Familie zu Familie weiter, wobei sie alle es wie bei einem Staffelrennen kaum erwarten konnten, ihn weiterzugeben.

Er war auf direktem Weg in ein Leben auf der falschen Seite des Gesetzes gewesen, als er das Fliegen entdeckte.

Selbst zwanzig Jahre später erinnerte er sich noch deutlich an den Moment, der alles verändert hatte.

Es war an einem unerträglich heißen Tag in Camp Puffin, die Luft im Wald war von Sommerdüften und dem Summen von Insekten erfüllt. Zach beging einen regelrechten Massenmord, indem er riesige Moskitos rund um die stickige Hütte erledigte, in der er mit sieben anderen Kindern wohnte. Sieben Kinder, deren Familien genug an ihnen lag, um sie mit so viel Essen und Ausrüstung ins Camp zu schicken, dass der Abschiedsschmerz sich in Grenzen hielt.

Zach hatte seinen Platz im Rahmen eines Stipendiums bekommen, und die anderen sorgten dafür, dass er das nicht vergaß. Er rächte sich für die endlosen Hänseleien, indem er ihre Sachen in einen Gezeitentümpel warf. Das meiste wurde fortgespült, und wütende Eltern hatten eine empfindliche Strafe für den Übeltäter gefordert.

Dabei konnte Zach sich kein Elternteil vorstellen, dem auch nur das Geringste an gestohlenen Süßigkeiten und ein paar Sweatshirts mit modischen Logos lag.

Seine Strafe war ein Zusammentreffen mit Philip Law, dem Direktor von Camp Puffin.

Zach, der jeder Art von Autorität misstrauisch gegenüberstand und der sich mit einem Mann namens „Law“ niemals wohlfühlen würde, erwartete, dass man ihn zurückschickte. Er tat so, als wäre es ihm egal, doch tatsächlich hätte er tausend weitere Moskitostiche ertragen, wenn er dafür auf einer Insel wohnen dürfte, auf der der Wald ans Meer grenzte. Alles war besser, als seine Tage damit zu verbringen, in der drückend heißen Stadt immer auf der Hut zu sein, und auch wenn er es nicht zugegeben hätte, war Puffin Island ein cooler Ort. Die reine Luft und die Art, wie das Meer mit dem Horizont verschwamm, dämpften seinen Drang, am liebsten seinen Nachbarn umzubringen.

Er stand da, bereit für eine weitere Tür, die ihm vor der Nase zugeschlagen wurde, und setzte sein übliches „Ist mir scheißegal“-Gesicht auf. Doch statt ihm zu sagen, er solle seine Sachen packen, fuhr Philip mit ihm zum kurzen Rollfeld am entfernten Ende der Insel.

Der zwölfjährige Zach lümmelte trotzig und rebellisch vorne in der Cessna und wartete darauf, dass das Beil fiel, während er sich fragte, was eigentlich so schlimm gewesen war, dass man ihn von der Insel ausflog und er nicht die Fähre nehmen konnte wie jeder andere. Vielleicht wollte Philip Law ihn mit hoch nehmen, um ihn dann ins Meer zu werfen.

Ja, mach doch. Warum nicht?

Wen zum Teufel kümmerte es?

Er wusste, dass ihn niemand vermissen würde.

Er war nicht mal sicher, dass er sich selbst vermissen würde.

Als Philip die Geräte bediente und sie über das kurze Rollfeld rumpelten, fragte Zach sich, ob er beim Aufschlag auf dem Wasser sterben oder langsam ertrinken würde. Und dann hob das kleine Flugzeug in die Luft ab, und Zach, der sein ganzes Leben lang voller Angst gewesen war, erlebte einen Moment atemlosen Terrors, der von grenzenloser Freude abgelöst wurde, als das glitzernde Meer und das Smaragdgrün der Insel unter ihnen immer kleiner wurden.

Sein Magen schien einen Salto zu schlagen, und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Heilige Scheiße.“ Verwirrt von der komplizierten Instrumentenkonsole sah er begeistert zu und nahm jede Bewegung von Philips Händen auf, voller Neid auf das Wissen, das ihn dazu befähigte, das Flugzeug fliegen zu lassen. Er wollte dieses Wissen und diese Fähigkeit mehr, als er jemals etwas gewollt hatte. Ein Blitz der Erkenntnis traf ihn, dass es eine Welt außerhalb jener gab, die er bewohnte.

Jahre später erzählte ihm Philip, in diesem Moment gewusst zu haben, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem er ihm etwas anbot, was einige wohl als Belohnung für schlechtes Benehmen bezeichnet hätten. Er hätte mit einer Standpauke, mit Strafen oder sogar mit Rauswurf reagieren können, doch all das hätte den Jungen, der sowieso schon stahlhart war, nur weiter verhärtet. Mit zwölf Jahren hatte Zachary Flynn bereits mehr gesehen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Autorität glitt an ihm ab, Anleitungen und Befehle prallten zurück wie ein Ball von einer Wand. Nichts drang zu ihm durch.

Bis sie zweitausend Meter Höhe erreichten.

Dort oben in den Wolken war die Maske der Gleichgültigkeit gefallen und hatte eine Begeisterung offenbart, die zu groß und real war, um sie zurückzuhalten.

Philip hatte auf diese Weise einem abgestumpften, desillusionierten Jungen einen Blick in ein anderes Leben ermöglicht.

Für Zach war es Liebe auf den ersten Flug gewesen.

Sie überflogen die Insel Vinalhaven, dann ging es weiter Richtung Bar Harbor, über Wälder, Seen und die glitzernde Weite von Penobscot Bay, wo Jachten wie kleine Punkte das Meer verzierten. Gefangen von diesem anderen Blick auf eine Welt, die ihm bisher nichts als üble Schläge gegeben hatte, musste Zach an sich halten, um nicht wie ein kleines Kind zu schreien.

Schau genau hin, rief es in seinem Kopf, als er sah, wie sich streichholzgroße Autos auf der schmalen Küstenstraße bewegten. Da siehst du, wer jetzt größer ist.

Als sie schließlich landeten, zitterte er am ganzen Körper.

Er fühlte sich wie der König der Welt.

„Oh Mann, können wir das wiederholen? Ich möchte, dass Sie mich wieder mit hoch nehmen. Ich würde alles dafür tun.“ Er bettelte fast, doch das war ihm egal, selbst als er den zufriedenen Ausdruck auf Philips Gesicht bemerkte.

„Du möchtest es eines Tages lernen?“

Zach fuhr sich mit den Handflächen über die verschwitzte Stirn und fühlte sich wie ein Süchtiger, dem man einen völlig neuen Weg gezeigt hatte, wie er sich einen Rausch verschaffen konnte. „Fliegen? Ja.“ Was für eine dumme Frage war das denn? Wer zum Teufel würde das nicht wollen? Es war das Coolste überhaupt.

„Dann hör auf, Scheiße zu bauen.“ Philip nagelte ihn mit seinem Blick fest. „Hör auf, deinen Verstand zu verschwenden, hör auf, sämtliche Erwartungen zu enttäuschen, und mach etwas aus deinem Leben.“

Zach hätte fast seine Zunge verschluckt. Er wusste nicht, was ihn mehr schockierte. Dass jemandem aufgefallen war, dass er einen Verstand hatte oder dass der Camp-Leiter das Wort Scheiße benutzte.

Verwirrt reagierte er auf die einzige Weise, die er kannte. Indem er zum Angriff überging.

„Ich habe nicht um dieses miese Leben gebeten. Ist ja nicht so, dass ich irgendwo reinspaziert bin und einen XXL-Elendsburger mit einer Extraportion Mist bestellt habe.“

„Nur, weil dir jemand etwas serviert, musst du es nicht essen. Menschen können es auftischen und dir geben, aber du musst es nicht schlucken. Die Leute können sagen, du seist nutzlos und ein Nichts, und du kannst das glauben oder ihnen das Gegenteil beweisen. Was in der Vergangenheit geschah, ist nicht deine Schuld. Was in der Zukunft geschieht, ist deine Entscheidung. Du kannst gute Entscheidungen treffen, oder du siehst zu, wie alles an dir vorbeiläuft, und verbringst den Rest deines Lebens damit, allen anderen die Schuld zu geben für das, was dir geschah.“

Aus Philips Mund klang das so einfach, als müsse Zach nur ein Abercrombie-Sweatshirt über die Narben und Zigarettenbrandmale ziehen, um einer von den coolen Jungs zu werden.

Zach wusste, dass es so nicht funktionierte. Er könnte Armani tragen, und es würde an den Tatsachen nichts ändern. Er kam aus dem Nirgendwo und ging ins Nirgendwo.

Nur dass er jetzt wusste, dass er mit einem Flugzeug dorthin wollte.

Er starrte vor sich hin, rebellisch und hin- und hergerissen; der Drang, um sich zu schlagen, sich zu verteidigen, war tief in ihm verankert. Gegen seinen Willen fiel sein Blick auf das Instrumentenbrett der Cessna, und beinahe hätte er vor Sehnsucht gewinselt. Er wollte die Hand ausstrecken, es berühren und drüberstreichen. Er wollte das Flugzeug hoch über dem Wasser schweben und in die Wolken eintauchen lassen. Es war mehr als ein Wunsch. Es war ein Bedürfnis.

Weil er die Menschen kannte und das Fliegen liebte, erkannte Philip dieses Bedürfnis und verstand es.

„Ich habe eine Fluglehrer-Lizenz. Ich kann es dir beibringen.“

Es war, als würde man einem ausgehungerten Mann ein frisch gebackenes Brot anbieten.

Zach lechzte danach, doch Jahre des Misstrauens hielten ihn zurück. „Wo ist der Haken?“

Philips Blick wich seinem nicht aus. „Muss es einen Haken geben?“

„Es gibt immer einen Haken.“ Sein Zynismus war tief verwurzelt, ein kalter harter Panzer mit der Aufschrift „Leck mich“ schützte ihn vor sogenannten Gutmenschen, die schließlich doch aufgaben, wenn sie für ihre guten Taten keine Belohnung erhielten. Zach sah nicht ein, wieso er jemandem helfen sollte, sich gut zu fühlen, wenn die meisten von ihnen es darauf anlegten, ihn wissen zu lassen, dass er wertlos war.

„Der Haken ist, dass du Ordnung in dein Leben bringen musst. Kein Schuleschwänzen mehr. Es ist eine Schande, seine Intelligenz zu verschwenden. Du kommst jeden Sommer hierher, und wenn die Zeit reif ist, gebe ich dir Unterricht. Und du kannst mich bezahlen.“

Da, genau da lag der Haken.

„Ich habe kein Geld.“ Aber er würde es bekommen. Er überlegte gerade, wie er am besten welches stehlen könnte, ohne erwischt zu werden, als Philip den Kopf schüttelte.

„Ich will dein Geld nicht. Ich will dein Engagement.“

Zach sah ihn verständnislos an. Er hatte keine Ahnung, was das Wort bedeutete. „Sicher. Was auch immer.“

„Ich möchte, dass du im Camp aushilfst. Jeden Sommer, den ganzen Sommer lang. Fang an, Verantwortung zu übernehmen.“

Im Camp aushelfen?

Zach brauchte einen Moment, um die Worte zu begreifen, und stand mit offenem Mund da, während er nur daran denken konnte, dass jetzt wahrscheinlich eine Million Insekten in ihn hineinfliegen würden, wären sie nicht in einem Flugzeug unterwegs. Er versuchte sich vorzustellen, wie Mr. und Mrs. Mehr-Geld-als-Verstand darauf reagieren würden, dass er aushalf.

„Sie machen Witze.“

„Ich mache keine Witze. Und nur für den Fall, dass du es nicht erkennst – ich biete dir etwas, das das Leben dir bislang nicht gegeben hat: eine Chance. Es liegt an dir, ob du sie ergreifst.“

„Dann wird es mich nichts kosten?“ Das Leben hatte ihn gelehrt, dass es gute Dinge nicht umsonst gab. Seiner Erfahrung nach gab es überhaupt keine guten Dinge. Hatte er sich in Philip geirrt? Vielleicht war seine immerzu lächelnde Ehefrau eine Fassade. Vielleicht stand er auf kleine Jungs und wollte ihn irgendwohin fliegen, wo man sie nicht fand.

Panik erfasste ihn, als ihm verschiedene grässliche Szenarien durch den Kopf gingen, von denen keins den Thrill eines Fluges rechtfertigte.

Zu den vielen Nachteilen, wenn man wertlos war, gehörte es, dass es niemanden kümmerte, wenn man verschwand.

Philip sah ihn unverwandt an. „Es wird dich etwas kosten. Du wirst Toiletten schrubben und Boote säubern, bis du alt genug bist, um mehr Verantwortung zu übernehmen. Danach wirst du zu einem Camp-Betreuer ausgebildet. Du magst den Wald, daher würde ich ein Wildnis-Training vorschlagen. Du lernst Überlebenstechniken. Nicht von der Art, wie du sie bislang gelernt hast, sondern wie man im Einklang mit der Natur lebt. Es gibt keinen Haken, Zach. Niemand versucht, dich zu bescheißen. Ich biete dir an, dir das Fliegen beizubringen, das ist alles. Als ich so alt war wie du, nahm mich mein Vater mit hoch. Ich möchte das Gleiche für dich tun.“

„Warum?“ Der Argwohn wollte nicht weichen.

„Weil jeder hin und wieder eine Pause braucht, und niemand braucht die mehr als du.“

Was man ihm niemals im Leben gegönnt hatte, war eine Pause. Blau geprügelte Augen, aufgeplatzte Lippen, gebrochene Knochen – all das hatte man ihm mehrere Male angetan, aber das hier war etwas anderes.

Einen schrecklichen Moment lang dachte er, dass er auf der Stelle zusammenbrechen und heulen würde wie ein Baby. Allein die jahrelange Übung, seine Gefühle zu unterdrücken, rettete ihn vor dieser Peinlichkeit.

„Stimmt.“ Seine Kehle fühlte sich geschwollen und dick an, als ob ihn ein Insekt in den Hals gestochen hätte. „Wenn Sie sich gut damit fühlen.“

„Es gibt Regeln.“

Regeln hatten ihn nie davon abgehalten, etwas trotzdem zu tun. Meistens übertrat er sie. Manchmal ignorierte er sie, aber sie standen ihm nie im Weg. Als er Philips ernstes Gesicht sah, entschied er, dass er zumindest so tun konnte, als ob es ihm nicht egal wäre. „Ich höre.“

„Du greifst dir keine Sachen, die dir nicht gehören, kein Unfug mehr. Ein Flugzeug zu fliegen ist eine ernste Angelegenheit.“

Fliegen. Das Wort allein ließ sein Herz höherschlagen.

Der Typ meinte es ernst. Er bot ihm wirklich an, ihm das Fliegen beizubringen, was bedeutete, dass Philip ein weiterer Gutmensch war, den er enttäuschen würde, aber wen kümmerte es?

Zach fand, dass das nicht sein Problem war. Um fliegen zu dürfen, würde er alles versprechen.

Wie schwer konnte es schon sein, Ordnung in sein Leben zu bringen?

Also musste er aufhören zu klauen. Die meisten Kinder hier hatten nichts, was es zu stehlen wert war. Zach klaute aus Langeweile und weil es seine Art war zurückzuschlagen, nicht weil er das haben wollte, was sie hatten. Er wollte nicht mal tot in einem modischen Sweatshirt gesehen werden.

„Sicher.“ Er sagte es möglichst beiläufig. „Ich schätze, das kann ich tun.“

Und er tat es.

Von diesem Moment an hatte sein Leben einen Sinn, und dieser Sinn war das Fliegen.

Alles, was er tat, tat er aus diesem Grund.

Mathe und Physik waren sinnlos und langweilig gewesen in einem Klassenraum mit dreißig Kindern mit glasigen Augen, doch Mathe und Physik, die mit der Wissenschaft vom Fliegen verbunden waren, begeisterten ihn. Voller Wissensdurst lernte er alles, und sein Gehirn erwachte zum Leben.

Was er jedoch am meisten liebte, war das Flugzeug.

Philip nahm ihn jeden Sommer mit nach oben, bis er alt genug war, selbst fliegen zu lernen. Als er zum ersten Mal an den Steuerknüppel durfte, zitterten seine Hände so, dass er sicher war, das Ding in den Ozean zu setzen.

Als Philip ihm sagte, dass er ein Naturtalent sei, spürte er etwas in sich, was er nie zuvor gespürt hatte.

Stolz.

Das Lob nährte und befreite ihn schließlich.

Auf dem Boden lief sein Leben in eine Sackgasse, doch in der Luft sah er mehr als Sonnenschein und luftige Wolken hinter dem Horizont. Er sah eine Welt ohne Grenzen, voller Möglichkeiten.

Er sah Hoffnung.

Er verstand das Flugzeug auf einer tiefen Ebene, die er mit keinem Menschen erreichte.

Eine Sozialarbeiterin hatte ihm mal gesagt, dass er nur gut darin sei, Mist zu bauen. Angesichts der Tatsache, dass sie ihn erwischte, als er in ihr Büro einbrach, um seiner Akte eigene Anmerkungen hinzuzufügen, konnte er nicht widersprechen. Er zog es sogar als eine faire Zusammenfassung seiner Talente in Betracht. Bis er seine Hände am Steuerknüppel eines Flugzeugs hatte. Da wusste er sofort, dass er noch in etwas anderem gut war.

Von diesem Moment an war das Fliegen das einzig Wichtige in seinem Leben.

Es befriedigte sein Bedürfnis nach Abenteuer und Aufregung, und es schaffte gleiche Bedingungen. Oben in der Luft war er so viel wert wie jeder andere. Mehr sogar. Meistens sprachen die Passagiere nicht mit dem Piloten, sodass er tun konnte, was er liebte, und irgendein blöder Sack mit mehr Geld als Gehirnzellen bezahlte ihn dafür.

Zum ersten Mal in seinem Leben strengte Zach sich an. Forderte sich heraus.

Er sog alles Wissen von Philip auf und dürstete nach mehr. Auch als Philip ihn bei sich aufnahm und ihm ein Zuhause bot, dürstete er nach mehr. Nachdem er seine prägenden Jahre gefangen und hilflos verbracht hatte, musste etwas in ihm sich befreien. Warum in Maine bleiben, wenn dort draußen eine ganze Welt darauf wartete, entdeckt zu werden?

Zach flog in Gegenden, die die meisten Piloten vermieden, Gegenden mit mehr Landschaft als Menschen, eingeschlossene Teile von Alaska, wo es keine Landebahnen gab, aber genug Eiseskälte, um ein Flugzeug in der Luft gefrieren zu lassen. Bis er schließlich zu der Insel zurückkehrte, die er an guten Tagen sein Zuhause nannte.

Sein Ruf als Pilot war so ausgezeichnet, dass man ihm sofort einen Job bei der Maine Island Air anbot, der Fluggesellschaft, die Passagiere und Fracht zwischen den Inseln transportierte.

Zach wollte dieses Leben nicht.

Für ihn bedeutete fliegen Freiheit. Er wollte nicht, dass seine Tage den Plänen und Forderungen von anderen unterworfen waren, und dank einer Glückssträhne und seiner Bereitschaft, risikoreicher zu leben als andere, besaß er jetzt sein eigenes Flugzeug.

Statt den Job anzunehmen, setzte er also den scharfen Verstand ein, den Philip an ihm bemerkt hatte. Ihm war aufgefallen, wie viele Superreiche in der Gegend um Penobscot Bay Grundstücke besaßen. Diese Leute flogen mit ihrer Citation oder Gulfstream nach Boston und brauchten dann etwas Kleineres und Persönliches, das sie zu ihren Strandhäusern oder zu ihrer Jacht brachte. Sie brauchten einen Piloten, der fähig war, überall zu landen, ob auf dem Land oder auf dem Wasser.

Gegen ein Entgelt, das ihn jedes Mal laut auflachen ließ, bot Zach diesen Service an.

Persönlich?

Klar, er machte es persönlich. Herrje, er hielt gekühlten Champagner und Kaviar auf einem Silbertablett bereit, wenn sie das wollten. Auch wenn er das nicht gerade empfahl, da er bei den Scherwinden über der Bucht keinen rumpelfreien Flug garantieren konnte.

Es erstaunte ihn immer wieder, wie viel Menschen zu zahlen bereit waren für die Wahl der Zeit, des Ortes und vor allem für die Exklusivität. Mit einem Flug, bei dem er einen reichen Banker und dessen Familie von ihrem Privatjet zu ihrer Privatinsel brachte, machte er genug Geld, um einen Monat lang nicht arbeiten zu müssen.

Eigentlich war es Raub, doch zur Abwechslung stand er auf der richtigen Seite des Gesetzes.

Er wählte die Aufträge aus, die er annahm, und hatte ausreichend Reserven, um Projekte zu verfolgen, die ihn interessierten.

Wenn all die Menschen, die ihn abgeschrieben hatten, ihn heute sehen könnten, würden sie sich an ihren guten Absichten verschlucken.

Wenn er zurückblickte, teilte er sein Leben immer in zwei Teile. Vor dem Fliegen und nach dem Fliegen. Vor dem Fliegen war eine Zeit, die er lieber vergaß, eine Zeit, als seine Welt klein und schrecklich und ohne Ausweg gewesen war. Nach dem Fliegen – nach dem Fliegen, das war die Welt, in der er jetzt lebte – die Welt, die er liebte.

Zach lächelte, als er seinen Kontrollgang vor dem Flug beendete.

Es war ein sonniger Sommermorgen in Maine, und der Mann, der heute seinen Lebensstil finanzierte, war Nik Zervakis, ein amerikanisch-griechischer Milliardär, der in Logan landen würde und ihn beauftragt hatte, einen seiner weiblichen Gäste direkt nach Puffin Island zu bringen. Was bedeutete, dass er eine reiche verwöhnte Prinzessin über die Bucht fliegen und dafür eine unanständige Menge Geld erhalten würde.

Der Geschäftsmann in ihm war zufrieden.

Das Arschloch in ihm warf sich fast weg vor Lachen.

„Ich möchte den Rest meines Lebens auf diese Art fliegen.“ Eingehüllt vom weichen Ledersitz der Gulfstream schloss Brittany die Augen. „Kein lästiges Anstehen mehr, keine quäkenden Kleinkinder, die sich im Sitz nebenan winden, kein verloren gegangenes Gepäck und kein verzweifeltes Luftanhalten, während Fremde einen anhusten. Wirf Lily aus dem Fenster und heirate stattdessen mich, Nik. Ich weiß, dass es funktionieren könnte, ich weiß, dass wir es schaffen. Dir gehören vier Anwesen – wir müssten uns nicht einmal sehen. Du könntest in San Francisco leben. Ich in New York.“

Nik Zervakis, gebräunt, gut aussehend und unglaublich reich, scrollte mit einer Hand durch seine E-Mails, während die andere besitzergreifend auf Lilys Arm ruhte.

Bei dem Anblick musste Brittany lächeln.

Sie war klug genug, um zu wissen, dass ihre eigene lächerlich kurze Eheerfahrung ihr Urteil trübte, und vorsichtig genug, dieses Urteil nicht auf andere zu übertragen. Selbst sie musste zugeben, dass sie noch nie zwei Menschen begegnet war, die perfekter füreinander schienen als Nik und Lily. Und wenn ein kleiner Teil von ihr dabei wehmütig wurde, dann wollte sie ihn ignorieren.

Lily seufzte fast vor Zufriedenheit. „Du liebst deine Unabhängigkeit.“

„Das tue ich, du hast recht. Und auch ein griechisch-amerikanischer Milliardär mit Privatjet wird mich nicht davon überzeugen, sie aufzugeben. Trotzdem …“ Sie betrachtete den Luxus um sich herum und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast den Jackpot gewonnen, Lil.“

„Ich weiß.“ Ihre Freundin lächelte dem Mann zu, der ihr das Herz gestohlen hatte, und er beugte sich zu ihr, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben.

Brittany war fasziniert, weil der für seine Rücksichtslosigkeit berüchtigte Tycoon in Gegenwart ihrer gutmütigen Freundin weich wie Butter wurde. Ihrer Meinung nach gab es keinen Zweifel, dass die beiden etwas Tiefes und Besonderes verband.

„Hey, du musst aufpassen – du hast dich in ein Weichei verwandelt, Zervakis. Wenn deine Konkurrenten das rausbekommen, stürzen deine Aktien ab. Die Wirtschaft wird zusammenbrechen.“

Ohne den Kuss zu unterbrechen, machte Nik eine rüde Geste in ihre Richtung, woraufhin Brittany grinste.

„Kümmert euch nicht um mich. Macht einfach weiter und produziert gleich hier und jetzt ein Baby. Ich schaue in die andere Richtung.“

Lily seufzte peinlich berührt und machte sich los. „Tut mir leid.“

„Entschuldige dich nicht. Es war nett von dir, mich mitzunehmen. Die gute Nachricht ist, dass ich beim nächsten Halt aussteige und ihr zwei euch dann auf dem Weg nach New York die Kleider vom Leib reißen könnt.“

„Wir verbringen einige Tage in Boston. Niks Meeting ist erst am Dienstag, falls du also etwas brauchst, ruf einfach an. Danach sind wir eine Weile in New York, und ich habe ein Treffen mit Skylar arrangiert.“ Lily berührte die Kette an ihrem Hals und blickte kurz zu der von Nik. „Wir fliegen im Dezember zu ihrer Ausstellung nach London. Wirst du auch dort sein?“

Brittany wusste, dass die Kette – eins von Skylars exklusiven Werken – für mehr Geld gehandelt wurde, als sie selbst in einem ganzen Jahr als Archäologin verdiente.

Sie wollte ihre Freundin daran erinnern, dass nicht jeder Zugang zu einem Privatjet und einem unerschöpflichen Bankkonto hatte, ermahnte sich dann aber, dass eine solche Antwort vermutlich weitere großzügige Angebote von Lily und Nik nach sich ziehen würde, und die beiden hatten schon mehr als genug für sie getan. „Ich weiß noch nicht. Ich muss einige wichtige Entscheidungen treffen. Lebensentscheidungen.“ Das war bloß eine bedeutungsvollere Umschreibung dafür, dass sie keine Ahnung hatte, was sie als Nächstes tun wollte. „Aber wir bleiben in Verbindung. Jedenfalls, wenn ihr euch lange genug voneinander trennen könnt, um eine Textnachricht zu lesen.“

Als das Flugzeug landete, löste sich Lily aus Niks Griff und suchte Brittanys Habseligkeiten zusammen. „Nein, beweg dich nicht. Es ist wichtig, dass du deine Hand nicht benutzt. Du musst dem Handgelenk Ruhe geben. Anweisung des Arztes.“

„Ich habe es nicht so mit Anweisungen.“

„Wir waren den ganzen Sommer lang Zimmerkameradinnen. Ich weiß genau, wie sehr du Anweisungen hasst. Aber das ist ein komplizierter Bruch. Du bist unglücklich gefallen.“

„Ja, schon klar. So peinlich. Ich würde mich ja selbst treten, nur dass ich mir bei meiner momentanen Glückssträhne dabei vermutlich den Knöchel brechen würde.“

Lily umarmte sie. „Du hast dich verletzt. Du musst auf dich aufpassen.“

„Ich kann auf mich aufpassen.“ Nicht einen Augenblick ließ sie sich anmerken, wie viel Mühe es ihr bereitete, auch nur ihre Handtasche unter dem Sitz hervorzuholen und sie sich über die Schulter zu hängen. Ihre linke Schulter. Die Bewegung fühlte sich merkwürdig und unnatürlich an. Erst, seit sie ihre rechte Hand nicht mehr benutzen konnte, merkte sie, wie sehr sie davon abhing. Offensichtlich hatte sie mit der linken Seite ihres Körpers nie viel getan.

Warum hatte sie nicht aufgepasst, wo sie hintrat? Sie war auf Ausgrabungsstätten in der ganzen Welt gewesen und hatte sich niemals auch nur einen Kratzer zugezogen. Und jetzt hatte sie sich das Handgelenk gebrochen, und das nur, weil sie so sehr gelacht hatte, dass sie in den Graben gefallen war, den sie zuvor selbst ausgehoben hatte.

Das ungeschehen zu machen würde bis zur nächsten Eiszeit brauchen.

Sie verdrehte die Augen und wollte nach ihrem Gepäck greifen, da stellte sie fest, dass Nik es schon auf den Sitz gestellt hatte.

„Mein Personal wird deinen Koffer ausladen. Für deinen Anschlussflug ist gesorgt. Falls du irgendwelche Probleme haben solltest, ruf mich auf dem Handy an. Meine Leute kümmern sich dann darum.“

Meine Leute.

Sie lächelte ihn an – diesen Mann, der ein kleines Reich regierte und so viele Menschen beschäftigte. Er war weltgewandt und intelligent. Sie hatte gerne Zeit mit ihm verbracht. Wenn er sich nicht in ihre Freundin verliebt hätte, wäre sie vielleicht in Versuchung gewesen, nicht nur seine Konversation zu genießen. Sie war sicher, dass der durchtrainierte, geschmeidige Körper unter der teuren Kleidung es wert war, erkundet zu werden. Doch anders als Lily hätte sie ihn am Ende der Begegnung zurückgegeben.

Sie war nicht an festen Bindungen interessiert, weder bei ihren Beziehungen noch bei ihren Aufenthaltsorten. Besser war es weiterzuziehen, wie Menschen es jahrtausendelang getan hatten.

Sie nahm die Karte, die er ihr reichte. „Bist du sicher, dass dieser Flug nach Puffin Island arrangiert ist? Ich kann ohne Weiteres ein Taxi und die Fähre nehmen. Das mache ich normalerweise. Quetsche mich mit dem Rest der Menschheit zusammen.“

„Mit einem gebrochenen Handgelenk? Nein.“ Nik war höflich, aber bestimmt. „Einem Freund gehört ein Anwesen in Bar Harbor, und der kennt einen Piloten, den er für die Flüge zu seiner Jacht nimmt.“

„Sicher tut er das. Denn wie sollte man sonst von seinem Strandhaus zu seiner Jacht kommen? Über das Problem habe ich mir schon oft Gedanken gemacht.“ Sie machte sich über Nik lustig und fragte sich, ob er überhaupt bemerkte, wie sehr sich seine Welt von der der meisten Menschen unterschied. „Solange dein Pilot nur nicht erwartet, mich bei meiner Jacht abzusetzen. Ich besitze ein Kajak, aber das zählt vermutlich nicht.“

Lily reichte ihr den Hut, den sie unter den Sitz gestopft hatte. „Du hast ein Strandhaus. Castaway Cottage. Nach allem, was du mir davon erzählt hast, bin ich entschlossen, dass Nik und ich eines Tages zu Besuch kommen.“

„Ich hoffe, das tut ihr.“ Brittany fragte sich, was Nik, dem Häuser in San Francisco, New York, London und Griechenland gehörten, von ihrem einfachen Strandhaus halten würde, und schob den Gedanken dann beiseite. Es war ihr Zuhause, und sie liebte es. Und einfach oder nicht – es war viel Geld wert. Sie hatte mehrere Angebote von Leuten bekommen, die bereit waren, eine Menge für das Privileg zu zahlen, in der Abgeschiedenheit von Shell Bay auf der begehrten Puffin Island zu wohnen.

Brittany hatte einen Verkauf nie ernsthaft erwogen.

Castaway Cottage lag ihr am Herzen.

Sicher, es hatte Zeiten in ihrer Jugend gegeben, in denen die enge Gemeinschaft auf der Insel sie fast erstickt hatte, doch wann immer sie nach langer Abwesenheit zurückkehrte, stellte sie jedes Mal fest, wie sehr sie es vermisst hatte. Nach der gnadenlosen Sommerhitze von Griechenland würde es ein Segen sein, die kühle Brise in ihrem Gesicht zu spüren und zum Rauschen der Brandung einzuschlafen. Sie wollte Hummer essen und Blaubeeren pflücken. Und vor allem wollte sie ihre beiden engsten Freundinnen treffen.

Emily lebte inzwischen auf der Insel, und Skylar wohnte nur einen kurzen Flug entfernt in Manhattan.

„Wie willst du klarkommen?“ Lily machte noch immer ein Aufheben um sie. „Wie willst du kochen und für dich sorgen? Du hattest schon Schwierigkeiten, als du dich während des Fluges umgezogen hast.“

Auf halbem Weg über den Atlantik hatte Brittany sich aufgerafft, um das schicke Badezimmer in der Gulfstream aufzusuchen und sich frische Shorts und ein einfaches Riemchentop anzuziehen. Die feinfühlige Lily war aufgetaucht und hatte ihr angeboten, ihr das Haar zu bürsten und zu frisieren. Es machte Brittany verrückt, dass sie es nicht selbst konnte, und sie musste zugeben, dass Lily nicht unrecht hatte.

Wie würde sie klarkommen mit einer Hand? Kochen? Duschen?

Für jemanden, der so unabhängig war wie sie, würden die nächsten Wochen frustrierend werden.

„Es wird mir gut gehen. Ich kann mit meiner linken Hand Frühstücksflocken aus der Packung essen.“

„Soll ich kommen und eine Zeit lang bleiben?“

Lilys Wärme und Großzügigkeit waren einer der vielen Gründe, weshalb Brittany sie liebte. Sie hatten in Griechenland mehrere Monate an demselben Projekt gearbeitet und sich ein kleines, stickiges Schlafzimmer geteilt. Brittany wusste, dass es Lilys Geduld zu verdanken war, dass in diesem beengten Zusammensein erst gar keine Streitigkeiten aufgekommen waren. Und eben diese Gutmütigkeit hatte den für seine Härte berüchtigten Nik Zervakis eingefangen, der ein untrügliches Gefühl für Goldgruben hatte und Lily einen riesigen Diamanten an den Finger steckte, bevor irgendjemand anders es tun konnte.

„Du musst dein neues Leben beginnen. Und wenn es auf Puffin Island von irgendetwas genug gibt, dann ist es Hilfe. Meine Freundin Emily wohnt derzeit im Cottage, ich bin also in guten Händen. Geh und hab Spaß. Aber lade mich zur Hochzeit ein.“

Lilys Miene erhellte sich. „Natürlich. Wir dachten, wir heiraten vielleicht nächsten Sommer in Griechenland. Ich möchte, dass Niks Familie dabei ist. Ich habe ja keine Familie, sodass ich seine adoptiert habe.“

Brittany lächelte. Von all den Vorteilen, die die Ehe mit einem schockierend reichen Mann mit sich brachte, schätzte ihre Freundin nicht die Größe seines Portemonnaies oder seine einflussreichen Verbindungen am meisten, sondern seine Familie.

„Vielleicht bin ich nächsten Sommer dort“, sagte sie. „Ich habe mich noch nicht entschieden. Mein Forschungsauftrag ist zu Ende, sodass ich über die nächsten Schritte nachdenken muss. Und welchen Schritt auch immer ich tue – ich muss ihn tun, ohne mir erneut das Handgelenk zu brechen. Wir hören voneinander.“ Sie ging in Richtung Vorderausgang. Ein kleiner Teil in ihr beneidete ihre Freundin. Nicht wegen des Reichtums, auch wenn Geld natürlich nützlich war. Nein, sie beneidete sie um die Verbindung, die sie mit Nik hatte. Die Nähe. Ihre Beziehung war stürmisch gewesen, doch niemand, der sie beobachtete, konnte daran zweifeln, dass es echt und von Dauer war, was sie teilten. Schon ihr Verständnis füreinander und ihre gegenseitige Wertschätzung wurzelten tief.

Sie hatte so etwas nie gehabt.

Sogar in ihrer kurzen, unglücklichen Ehe hatte sie keine emotionale Intimität erlebt.

Brittany umarmte ihre Freunde zum Abschied und verließ den Luxus des Flugzeugs, um sich auf den Weg zur Cessna zu machen, die sie direkt nach Puffin Island bringen sollte.

Sie war erleichtert, dass ihr die Fähre erspart blieb. Zu dieser Jahreszeit war sie vollgestopft mit Tagestouristen und Sommerbesuchern, die es kaum erwarten konnten, die Angebote von Puffin Island zu genießen. In den letzten Jahren hatte die Insel eine immer größere bunte Schar angezogen – Künstler, Musiker, reiche Menschen, die nach einem exklusiven Rückzugsort suchten und dennoch die Annehmlichkeiten der Zivilisation wollten.

Brittany war glücklich, wenn WLAN vorhanden war und sie es nutzen konnte, aber ebenso glücklich, wenn es nicht verfügbar war. Für sie war Luxus ein Wort, das genauso auf eine Nacht in der Wüste unter dem Sternenhimmel zutraf wie auf eine Nacht in einem Fünf-Sterne-Hotel in seidener Bettwäsche. Luxus war die Freiheit, ihrer Abenteuerlust nachzugehen.

Auf der Suche nach diesem Abenteuer hatte sie die Welt bereist. Nachdem sie die USA verlassen hatte, war sie nach England gezogen, wo sie ihren Master und dann ihren Doktor gemacht hatte. Während dieser Zeit war sie auf den Spuren von Hiram Bingham auf dem Inka-Trail zur verlorenen Stadt von Machu Picchu gewandert, hatte an Ausgrabungen in Ägypten teilgenommen und Griechenland als ihre zweite Heimat auserkoren. Aber Maine – Maine war ihre erste Heimat und würde es immer bleiben.

Ihr Herz war hier. Ihre Wurzeln. Ihre Geschichte.

Als Archäologin wusste sie um die Bedeutung von Wurzeln und Geschichte.

Mit einem erwartungsvollen Lächeln holte sie ihr Handy hervor und schickte Emily, die Castaway Cottage während des Sommers bewohnte, einen kurzen Text.

Als Emily in Schwierigkeiten steckte, hatte sie ihr das Cottage als Refugium angeboten. Ironischerweise steckte sie nun selbst in Schwierigkeiten.

Diese Wendung der Ereignisse kam unvorbereitet.

Brittany packte ihr Handy weg und blickte auf ihr Handgelenk. Der Gips fühlte sich heiß und schwer an ihrer Haut an. Die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit frustrierte sie. Dennoch könnte es schlimmer sein. Ein paar Wochen Ruhe würden Heilung bringen und ihr die Zeit geben, darüber nachzudenken, was sie als Nächstes tun sollte. Sollte sie sich für einen befristeten Lehrauftrag an einer Universität in den USA bewerben? Oder vielleicht nach Cambridge zurückkehren, wo sie so viele glückliche Jahre verbracht hatte? Oder sogar nach Griechenland? Sie liebte alles an Kreta. Die Geschichte, das Klima, das Essen, die Menschen.

Im Frühsommer hatte sie mit Spyros geflirtet, einem einheimischen Archäologen aus dem Team aus Athen. Er hatte deutlich gemacht, dass er für mehr als einen Flirt bereit war, doch sie hatte sich entschieden, ihre Beziehung rein platonisch zu halten. Nun fragte sie sich, ob das ein Fehler gewesen war. Sie hatte die Freundschaft genossen. Er war attraktiv und charmant.

Vielleicht sollte sie ihn für ein paar Wochen einladen. Vielleicht würde sie in dieser Beziehung über einen Flirt hinausgehen. Natürlich nicht weiter als einen Schritt. Sie ging nie weiter als einen Schritt.

Brittany erwog ihre Optionen, während sie zu der Cessna ging, die sie auf die Insel bringen sollte.

Normalerweise nahm sie bei ihrer Heimkehr die Captain Hook, die Fähre, die dreimal pro Tag zwischen dem Festland und Puffin Island verkehrte. Sie war mit dem regelmäßigen Tuten des Schiffshorns aufgewachsen, mit dem Rattern von Autos, wenn sie von der Rampe auf die Straße fuhren, die vom Hafen fortführte. In all den Jahren hatte sie ein- oder zweimal die Dienste der Maine Island Air in Anspruch genommen, der Fluggesellschaft, die Fracht, Einheimische und Touristen zu den Inseln der Penobscot Bay transportierte. Bei diesen Gelegenheiten hatte sie sich zwischen Postsäcken und Lebensmittelbestellungen wiedergefunden.

Diese Erfahrung würde anders sein.

Zum ersten Mal würde sie stilvoll anreisen.

Brittany musste lächeln, als sie sich vorstellte, was die Bewohner von Puffin Island sagen würden, wenn sich herumsprach, dass sie mit einem Privatflugzeug angekommen war. Dan, der am Flughafen arbeitete, würde es seiner Frau Angie erzählen, die es im Harbor Stores weitergeben würde oder im Ocean Club, der Lieblingskneipe der Einheimischen. Von dort aus würde sich die Nachricht schneller als der Wind verbreiten. Auf Puffin Island scherzte man gern, dass der Klatsch schneller war als das Internet. Und dass er vertrauenswürdiger war. Manchmal machte sie dieser Mangel an Privatsphäre verrückt, doch ab und zu erwies er sich als nützlich. Wie etwa vor Kurzem, als die Einheimischen sich zusammenschlossen, um Emily zu beschützen.

Zuneigung und Rührung wallten in ihr auf. Sicher, gelegentlich trieben sie sie mit ihrer Einmischung zur Weißglut, aber es gab keinen Zweifel an der Stärke der Gemeinschaft.

Plötzlich begierig, nach Hause zu kommen, schulterte sie ihren Rucksack und zog ihren Koffer hinter sich her. Während sie die letzten paar Schritte auf das Flugzeug zuging, dachte sie, dass sie gar nicht die richtige Kleidung trug für einen solch vornehmen Transport.

Der Pilot war vermutlich zueinanderpassende Louis-Vuitton-Gepäckstücke gewohnt und nicht die stabile Outdoor-Ausrüstung, die sie auf ihren archäologischen Grabungen durch die Welt schleppte. Und sie war ziemlich sicher, dass Manolo Blahnik in Tränen ausbrechen würde, wenn er ihre Lieblingsschuhe sähe. Ihre abgewetzten Stiefel waren derb, gemacht für Wanderungen durch raues, gefährliches Terrain, auch wenn sie ihren Sturz in Griechenland nicht hatten verhindern können.

Dank ihrer Unvorsichtigkeit lag ein Sommer voller Inaktivität vor ihr. Sie hatte regelmäßige Termine im Krankenhaus vereinbart, die alle eine lästige Reise zum Festland erforderten. Man hatte ihr gesagt, sie müsse geduldig sein, wenn sie die volle Mobilität in ihrem rechten Handgelenk wiedererlangen wollte.

Als sie bei der Cessna ankam, erschien der Pilot oben an der Leiter.

Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte seine Augen, doch sie spürte den Schock sofortigen Erkennens, dem ein flaues Gefühl im Magen und alarmierend weiche Knie folgten.

Es war zehn Jahre her, aber sie hätte ihn überall erkannt.

Die Schultern unter dem frischen weißen Hemd waren breiter und muskulöser, das glänzende schwarze Haar war kürzer geschnitten, er hatte jedoch dieselbe „Leg dich nicht mit mir an“-Ausstrahlung, die vor all diesen Jahren die Abenteuerlust in ihrem achtzehnjährigen Ich angefeuert hatte. Seitdem hatte sie sich schon eine Million Mal gewünscht, dass sie sich einen anderen Adrenalin-Kick gesucht hätte, zum Beispiel Bungee-Jumping oder Wildwasser-Rafting.

Stattdessen war sie dem Bad Boy Zachary Flynn verfallen. Dem einzigen faulen Apfel auf einer Insel, die vor frischen Früchten nur so strotzte.

In den ersten schwindelerregenden Wochen ihrer Beziehung hatte sie gedacht, dass es kein größeres Abenteuer als die Liebe gab. Ihre Gefühle für ihn hatten sie überwältigt, sie verletzlich gemacht. Den ganzen Sommer lief sie mit puddingweichen Beinen und Knoten im Magen nervös auf der Insel herum. Ihr Appetit kam ihr ebenso abhanden wie ihre Fähigkeit zu schlafen. Über Nacht veränderten sich ihre Vorstellungen für die Zukunft.

Sie hatte Pläne und Ziele gehabt, doch für Zachary Flynn warf sie sie über den Haufen. Ihr Leben und ihre Zukunft nahmen eine andere Gestalt an. Vor die Wahl gestellt, hatte sie sich für ihn entschieden. Und als sie ihm alles gegeben hatte, alles von sich, war er mit erschütternder Gleichgültigkeit ihr gegenüber gegangen, und sie war so tief gefallen, dass sie noch immer die Narben spürte. Sie hatte oft gedacht, dass der Schaden geringer gewesen wäre, wenn sie ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen wäre.

„Nur eine Passagierin, dachte ich, und dann bist du das.“ Sein attraktives Gesicht zeigte einen undurchdringlichen Ausdruck. „Wie unwahrscheinlich ist das denn!“

„In Anbetracht der Tatsache, dass ich hier lebe, ist die Wahrscheinlichkeit sogar ziemlich hoch.“ Sie riss sich zusammen, mahnte sich zu einem ruhigen, kontrollierten Auftreten, das sie über die Jahre entwickelt hatte. Trotz des Aufruhrs in ihr wollte sie sich ihre Gefühle nicht anmerken lassen, noch musste sie in seinem Gesicht nach Hinweisen für seine Gefühle suchen. Sie wusste bereits, dass er nichts fühlte.

„Ich dachte, du lebst in Griechenland. Die Gerüchte besagen, du seist der weibliche Indiana Jones.“

All das hatte sie schon gehört, all die Witze über Peitschen, Hüte, Schlangen und heranrollende Felsen. Normalerweise gab sie eine flapsige Antwort, doch heute nicht.

Er kam auf die Rollbahn herunter und nahm ihren Koffer, bevor sie ihn davon abhalten konnte. Der Kofferanhänger erregte seine Aufmerksamkeit. „Dr. Forrest?“ Er musterte erst den Anhänger und dann sie. „Du hast also alle Erwartungen der anderen erfüllt.“

Bei seinem Kommentar fühlte sie sich fade und langweilig, als ob man ihr ganzes Leben vor ihr ausgebreitet hätte. Ja, sie hatte die Erwartungen erfüllt, mit Ausnahme einer vorübergehenden Abweichung, als sie ihn kennenlernte.

„Ich habe Archäologie studiert, weil es das war, was ich tun wollte. Es war meine Wahl. Und Puffin Island ist mein Zuhause. War es immer.“ Die Beziehung zu ihm hatte sie fortgetrieben. Sie konnte das Mitgefühl nicht aushalten, die mitleidigen Blicke, die „Ich habe es dir ja gesagt“-Kommentare, wenn sie in die Stadt ging. Sie schmorte in ihrem eigenen Versagen, und es war unmöglich gewesen, ihn zu vergessen und weiterzuleben, solange sie auf der Insel war. „Was machst du hier, Zach? Als Letztes hörte ich, dass du in der Wildnis von Alaska fliegst.“ Von Zeit zu Zeit hatte sie gehofft, dass bestimmte vitale Teile seiner Anatomie dabei erfroren waren.

Verärgerung und ein Anflug von Empörung mischten sich mit etwas, das sich auf verstörende Weise nach Panik anfühlte.

Er hatte kein Recht hier in ihrem Raum, in ihrem Teil der Welt zu sein.

Sie hatte weitergemacht, sich ein Leben aufgebaut. Sie hatte keinerlei Bedürfnis, sich mit dem Weg zu konfrontieren, den sie nicht gegangen war.

„Ich fliege Menschen mit mehr Geld als Verstand zu den Inseln. Heute scheinst du dazuzugehören.“

„Hättest du abgelehnt, wenn du es gewusst hättest?“

Die Winkel seines sinnlichen Mundes verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln.

„Ich würde den Teufel befördern, solange er mich dafür bezahlt. Mir ist es egal, wer sich auf dem Passagiersitz befindet; Hauptsache, das Geld landet auf meinem Konto.“

Seine Stimme war tief und dunkel mit dem Anflug von Differenziertheit, die die Wahrheit über seinen Hintergrund verdeckte.

Als sie ihm zum ersten Mal begegnete, war er verletzlich, verbittert und aufsässig gewesen. Alle waren ihm egal. Vertraut hatte er niemandem.

Sie hatte gedacht, sie könnte all das ändern. Hatte den klassischen Fehler gemacht, zu glauben, dass sie diejenige sein würde, die ihn zähmte.

Ihr Verstand hatte an dem Tag ausgesetzt, an dem sie entschied, mit Zachary Flynn zusammen sein zu wollen. Für jemanden, der sein ganzes Leben auf einer kleinen Insel verbracht hatte, wo man fast jeden Menschen auf der Straße kannte, war er faszinierend gewesen. Sie hatte immer danach gestrebt, die Erwartungen der anderen zu übertreffen. Zach dagegen lebte anscheinend, um sie zu zerschmettern.

Er war die verbotene Frucht gewesen. Der Junge, dem jedes gute Mädchen aus dem Weg ging.

Er war schwarz, wo sie weiß war, dunkel gegen hell, hart gegen weich.

Ihr großer Fehler.

In dem wütenden Versuch, allen zu beweisen, dass sie sich irrten, hatte sie ihnen bewiesen, dass sie recht hatten.

Man hatte sie gewarnt, dass er ihr das Herz brechen würde, und das hatte er getan. Und er hatte es auf die beschämendste Art getan, die überhaupt möglich war.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Flugzeug. „Das tust du jetzt also?“

„Wenn du meinst, dass ich Menschen mit zu viel Geld ins Visier nehme, um mir einen Teil dieses Vermögens einzuverleiben, dann ja – das tue ich. Und wie es scheint, bin ich dein Transport.“ Er nahm die Sonnenbrille ab und trat zur Seite. „Komm an Bord, Prinzessin.“

Sie wollte nicht an Bord gehen. Sie wollte fortlaufen.

Panik ließ sie erstarren, doch ihr Stolz trieb sie voran. Wenn sie jetzt ginge, wüsste er, dass es seinetwegen war. Und wie sollte sie auf die Insel gelangen, falls sie es tat? In diesem Fall war Pragmatismus wichtiger als Gefühle. Jede andere Transportmöglichkeit war teuer und unbequem. Ihr Handgelenk schmerzte bereits, und sie fühlte sich benommen von der Kombination aus Schlafmangel und dem langen Flug. Im Krankenhaus hatte man ihr vorgeschlagen, noch eine weitere Woche in Griechenland zu bleiben, um sich vor der Reise zu erholen. Lily hatte jedoch darauf beharrt, dass der Privatflug die Reise tausendmal leichter machen würde, und sie hatte zugestimmt.

Sie hatte nur keine Fragen zu ihrem Weitertransport auf die Insel gestellt.

Warum sollte sie auch? Dass Zach der Pilot sein könnte, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen.

Und wie jämmerlich war das denn, wenn eine Spaßheirat, die kaum fünf Minuten gehalten hatte, sie nach einem Jahrzehnt noch immer bewegte? Da stand sie doch drüber.

Brittany sagte sich, dass es nur ein Zwanzig-Minuten-Trip war und dass Zach zu beschäftigt sein würde, um Notiz von ihr zu nehmen, und ging die Stufen hoch. Sie achtete darauf, jeden Blickkontakt zu vermeiden. Er sah auffallend gut aus, aber es waren seine Augen, die damals ihren Untergang bedeutet hatten. Sie waren so dunkel, dass sie fast schwarz schienen, ihr harter Glanz strahlte sein tiefes Misstrauen gegenüber der Menschheit aus. Er hatte eine Art gehabt, sie anzuschauen mit seinem grüblerischen und gefährlichen Blick, als wollte er sie herausfordern, mit dem Zögern und Träumen aufzuhören und den Sprung zu wagen.

Da sie noch nie einer Herausforderung aus dem Weg gegangen war, hatte sie sie angenommen.

Es war, als versuche man, ein wildes Tier zu zähmen, das unausweichlich über einen herfallen würde.

Sie ging an ihm vorbei und spürte, wie die Wölbung seines Bizepses ihren bloßen Arm streifte. Sie zuckte zurück, fühlte aber ein Prickeln durch ihren Körper schießen.

Ihr Blick glitt zu seinen Wangen mit den dunklen Bartstoppeln und von dort zu den Linien seines Mundes.

Sie erinnerte sich noch an das Gefühl, wenn er sie geküsst hatte, und die Erinnerung ließ ihr Herz schneller schlagen.

„Nettes Flugzeug.“ Ihre Stimme war so kalt wie die Winter in Maine. „Hast du es gestohlen?“

Ihre Frage rief ein kurzes Lächeln hervor.

„Nein, dieses Mal bin ich derjenige, der bestohlen wurde. Du hast keine Ahnung, was für einen Preis sie für dieses Baby fordern.“

Sie hätte gern erfahren, wie er sich das leisten konnte, mochte aber nicht so viel Interesse zeigen und glitt einfach nur auf einen der bequemen Ledersitze. Sie wünschte, sie hätte etwas weniger Lässiges als Shorts angezogen. Sie waren die praktische Lösung für das Leben, das sie lebte, und ihr Lieblingsprodukt war Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor. Sie hatte gelernt, dass jedes Make-up in der Hitze rasch zerfloss, sodass sie sich auf einen Lippenpflegestift gegen die Sonneneinstrahlung beschränkte.

Als Folge blieben ihre Schminkutensilien meistens unbenutzt, doch sie war Frau genug, dass sie Make-up aufgelegt hätte, wenn sie geahnt hätte, dass sie Zachary Flynn nach zehn Jahren wiederbegegnen würde. Vielleicht hätte sie sogar ein Kleid und hohe Schuhe angezogen, auch wenn ihre Garderobe da keine große Auswahl bot. Mit genügend Vorwarnung hätte sie Skylar angerufen, die ein gutes Auge für passende Farben und Kleidung hatte.

Mit der Hilfe ihrer Freundinnen hätte sie das Treffen sorgfältig vorbereitet, wie sie damit umgehen sollte und was sie sagen würde, sodass sie jeden Moment ihrer Begegnung unter Kontrolle hätte. Sie hätte es sich nicht auf diese Weise ausgesucht.

In dem Wissen, dass er sie musterte, widerstand Brittany der Versuchung, sich auf ihrem Sitz zu bewegen.

Ja, recht so, sieh dir genau an, was du aufgegeben hast. Tut es dir jetzt leid?

Endlich sah sie ihn an, sah in diese unergründlichen Augen unter den schwarzen Wimpern. Ihr Herz schlug schnell, und in ihrem Kopf drehte sich alles. Müde, dachte sie, ich bin müde, das ist alles. Sie wusste jedoch, dass nicht der lange Flug oder die Zeitverschiebung verantwortlich war für ihren veränderten Herzschlag. Er war es. Panik stieg in ihr auf, weil sie nichts fühlen wollte – und doch alles fühlte.

Verdammt sollte er sein.

Jeder attraktive Zentimeter an ihm sollte verdammt sein.

Vielleicht war ein Privatflug doch nicht so großartig. Im Moment hätte sie ein Bündel schreiender Säuglinge willkommen geheißen. Alles, was die Angespanntheit minderte. „Auf wen warten wir noch? Bin ich dein einziger Passagier?“

„Die Reichen teilen nicht. Ich gehöre dir exklusiv.“

Er hatte nie exklusiv ihr gehört, nicht einmal, als er ihr diesen billigen, überstürzt gekauften Ring aus dem Geschenkeladen an den Finger gesteckt und Worte ausgesprochen hatte, die ihm fast im Halse stecken geblieben waren. Ihre Ehe war der kürzeste exklusive Deal überhaupt gewesen. Zehn Tage war er geblieben, bevor er aus ihrem Leben verschwand. Brittany war in dem Glauben erzogen worden, dass Menschen ihre Versprechen hielten, hatte aber erfahren müssen, dass Worte – zumindest wenn sie aus dem Mund von Zachary Flynn kamen– nichts bedeuteten. Es war ein vernichtender Vertrauensverlust gewesen. Hatte sie nicht an ihn geglaubt, als niemand anders das tat? Hatte sie ihn nicht verteidigt und entschuldigt? Er hatte eine schreckliche Kindheit, es ist kein Wunder, dass er Menschen nicht vertraut, wenn sie ihn immer im Stich gelassen haben. Sie hatte diese Dinge zu jedem gesagt, der bereit war zuzuhören, und sämtliche Warnungen und düsteren Vorhersagen ignoriert. Sie war ihm eine echte Freundin gewesen, und er hatte diese Freundschaft weggeworfen, als wäre sie nichts.

„Dann los. Wenn ich die einzige Passagierin bin, hält uns nichts vom Start ab.“

„Setz dich und schnall dich an. Heute gibt es starken Seitenwind. Du wirst etwas durchgerüttelt werden.“

Sie fühlte sich bereits durchgerüttelt, und das hatte nichts mit Seitenwind zu tun.

Erleichtert, dass der Flug nur kurz war, griff Brittany nach dem Gurt, doch Zach war schneller. Seine sehnigen Finger berührten ihre, und sie presste sich in den Sitz.

„Ich kann das allein.“ Hilflos zu sein brachte das Schlechteste in ihr zum Vorschein. Sie zog ihre gesunde Hand weg, während er sich mit einem Glimmen in den Augen zurücklehnte.

„Noch immer die gleiche alte Brittany. Wer hat dich geschlagen?“

„Was meinst du?“ Sie war nicht die gleiche Brittany. Das Mädchen, das bereitwillig in diese kurzlebige Ehe getanzt war, hatte nichts mit dem Mädchen zu tun, das herausgehumpelt kam.

„Sofern du diesen Gips nicht zum Spaß trägst, hast du dir das Handgelenk gebrochen.“

Er straffte die Schultern. Schultern, die sie einst mit den Händen und dem Mund erkundet hatte. Sie wusste, dass er eine üble Narbe auf dem rechten Schulterblatt hatte und eine weitere unter seinen Rippen auf der linken Seite. Er hatte über beides nicht sprechen wollen. Abgesehen von den Sozialarbeitern, die ihn aus seinem Zuhause voller Misshandlungen geholt hatten, wusste ihres Wissens nur Philip Law um die Einzelheiten seiner Vergangenheit. Sie vermutete, dass auch er nur einen kleinen Teil der Geschichte kannte. Den Rest hatte Zach tief in sich vergraben und ließ niemanden heran.

„Ich fragte mich nur, was mit der anderen Person passiert ist. So, wie ich dich kenne, hat sie mehr abgekriegt.“

„Du kennst mich nicht.“ Sie wollte nicht daran denken, wie gut er sie mal gekannt hatte. Sie wollte nicht daran denken, wie er sie berührt und geküsst hatte, wie sie sich durch ihn lebendig gefühlt hatte. „Warum bist du wieder zurück in der Gegend?“ Brittany versuchte sich zu erinnern, was Nik über seinen Freund gesagt hatte. „Du wohnst auf Bar Harbor?“

„Nein. Ich habe einen Kunden, der ein Anwesen auf Bar Harbor besitzt. Ich lebe auf Puffin Island.“

Das war die schlimmstmögliche Neuigkeit. „Du lebst hier jetzt?“

„Ist das ein Problem für dich?“

Es war ein Riesenproblem für sie.

Nachdem ihre Beziehung den Bach runtergegangen war, hatte sie sich in Castaway Cottage zurückgezogen und den Sonnenauf- und -untergängen über Shell Bay zugesehen. Mit der Hilfe ihrer Großmutter und später ihrer Freundinnen hatte sie sich Stück für Stück wieder zusammengesetzt. Sie war durch die Welt gereist, betrachtete Puffin Island aber noch immer als ihre Heimat.

Ihre Heimat, nicht seine.

Ihn hier vorzufinden war, als entdeckte man eine Fliege in seinem Essen. Es fühlte sich verdorben an.

„Wir haben uns seit zehn Jahren nicht gesehen, Zach. Du bist kein Teil meines Lebens, und ich bin kein Teil deines Lebens. Es ist mir verdammt egal, wo du lebst.“

Solange es nicht auf meiner Insel ist.

„Bist du sicher?“ Er sah sie unverwandt an. „Eine Menge Frauen würden einen Groll hegen.“

„Weil du mich zehn Tage nach unserer Hochzeit verlassen hast?“ Es gelang ihr zu lachen. „Du hast uns beiden einen Gefallen getan, indem du es damit beendet hast. Statt mein ganzes Leben wegzuwerfen, habe ich nur ein paar Wochen weggeworfen. Ein paar Wochen trage ich dir nicht nach, Zach.“

„Es war ein ganzer Sommer.“

„Das zählte nicht.“ Sie hatte jeden Tag gezählt. Jede Stunde. „Und apropos zählen. Mein Freund bezahlt dir viel Geld, um mich auf die Insel zu fliegen, also lass uns starten. Es täte mir leid für ihn, wenn er dich feuern müsste.“

„Ich arbeite nicht für ihn, sondern für mich selbst. Ich entscheide, wen ich fliege. Ich wähle die Aufträge und die Leute.“ In seinen Augen flackerte etwas auf. „Befehle entgegenzunehmen gehört nicht zu meinen Stärken. Das solltest du wissen.“

Sie wusste es. Er war ihr jedoch nicht mehr wichtig genug, um sein schlechtes Benehmen zu entschuldigen.

Die Einzelheiten seiner Vergangenheit lagen im Nebel, und dieser Nebel hatte die Gerüchte angefeuert. Gerüchte über eine Kindheit voller Misshandlungen, von einem Leben, in dem die Gesetzeshüter öfter vor der Tür standen als der Briefträger, von einem Jungen, der von einem Ort zum anderen gereicht worden war und niemals blieb. Diese Gerüchte hatten auf der Insel die Runde gemacht, und einige Menschen, die nie zuvor ihre Tür abgeschlossen hatten, sperrten sie nun ab, wenn Zach im Rahmen des Stipendienprogramms in Camp Puffin auftauchte.

Er war jeden Sommer zurückgekommen und bis zum Ende geblieben. Dadurch wurde er zu einem vertrauten Gesicht auf der Insel.

Sein Hintergrund machte ihn zum Hauptverdächtigen für jede begangene Straftat. Sie, die als Teenager einen strengen Gerechtigkeitssinn hatte und an jedermanns Unschuld bis zum Beweis des Gegenteils glaubte, hatte das wütend gemacht. Es frustrierte sie, dass er den wenig schmeichelhaften Vorurteilen der Leute gleichgültig gegenüberstand.

Selbst als er schließlich bei Philip und Celia Law eingezogen war, hegten einige noch Argwohn gegen ihn.

„Ich bin müde“, krächzte sie. „Es war eine lange Reise. Warum tust du also nicht, was immer du tun musst, um dieses Ding zum Fliegen und mich nach Puffin Island zu bringen.“

Einen kurzen unbehaglichen Moment lang glaubte sie, dass er etwas sagen würde. Dann reichte er ihr einen Kopfhörer, drehte sich um und setzte sich lässig und entspannt auf den Pilotensitz.

Brittany versuchte sich ebenfalls zu entspannen.

Je früher er die Instrumente bediente, desto rascher wäre diese peinliche Begegnung vorüber.

Nur dass jetzt ihr Leben in seinen Händen lag. Für sie, die gern die Kontrolle über ihr Schicksal hatte, fühlte sich das nicht gut an. Es war schwer zu vergessen, was er mit ihrem Herzen getan hatte, als sie es ihm anvertraute.

Sie erinnerte sich, dass Philip ihrer Großmutter einmal erzählt hatte, dass Zach der talentierteste Pilot sei, den er jemals ausgebildet hätte, aber dass seine Brillanz leicht in Rücksichtslosigkeit und Wildheit umschlug. Er war furchtlos, oder vielleicht lag es einfach nur daran, dass eine furchtbare Kindheit seine Angstgrenze höher gesetzt hatte als bei den meisten Menschen.

Erschöpft und mit schmerzendem Handgelenk musste Brittany schlucken. Sie wusste alles über Rücksichtslosigkeit und Wildheit. Mit ihm zusammen war sie beides gewesen.

Als sie ihn auf dem Pilotensitz betrachtete, spürte sie ihr Herz gegen ihre Rippen schlagen.

Er hatte gesagt, er würde den Teufel fliegen, solange er nur bezahlt wurde, doch sie wusste, dass der Teufel bereits im Flugzeug saß.

Und er hatte die Hände am Steuer.

2. KAPITEL

Ich hätte dich warnen sollen.“

Ihre Freundin Emily zog ihren Koffer ins Cottage, indem sie ihn über die blau-weiß gestreifte Fußmatte zerrte, die die Besucher in dem versteckt gelegenen Strandhaus begrüßte. Die Farben waren über die Jahre verblichen, doch die Vertrautheit war so beruhigend wie eine heiße Suppe an einem kalten Tag.

„Wie hättest du mich warnen können?“, fragte Brittany.

„Sky und ich sahen ihn vor ein paar Wochen. Wir dachten, da du nicht hier bist, brauchst du es nicht zu wissen. Wir nahmen an, dass er fort wäre, bevor du zurückkämst. Wenn du dir nicht das Handgelenk gebrochen hättest, hättest du es nie erfahren.“

„Glaub das mal nicht. Das hier ist Puffin Island. Ich hätte es in dem Moment erfahren, in dem ich die Fähre verlassen hätte. Es gibt keine Geheimnisse an diesem Ort. Auch wenn ich nicht wusste, dass du aus dem Cottage ausgezogen bist. Erzähl mir die Einzelheiten.“

„Später. Lass uns erst den Wagen ausladen.“

Brittany ging zur Küche durch. Vom Garten aus schien die Sonne zum Fenster herein und erhellte den Raum. Einen Augenblick sah sie ihre Großmutter vor sich, wie sie summend vor dem Herd stand, in einem Topf rührte und probierte.

Ein Wimpernschlag, und das Bild verschwand, doch die Wehmut in ihrer Brust blieb.

Alles sah aus wie immer. Die Gläser mit leuchtend bunten Seeglasscherben, die sie bei Strandausflügen gesammelt hatten, die Sturmlampe und die bizarr geformten Treibholzstücke, die Brittany als Kind am Strand gefunden hatte. Alles war so, wie es sein sollte, jedes Teil ein Stück vom Puzzle, das ein Bild von ihrer Kindheit ergab.

Die einzige Lücke war die, die ihre Großmutter hinterließ.

Sie hatte sie immer vermisst, doch niemals mehr als jetzt. Er ist zurück, Grams, und ich weiß nicht, was ich tun soll.

Emily kam ebenfalls in die Küche. „Ich habe deinen Koffer ins Schlafzimmer gestellt. Er wiegt Tonnen. Sag mir bitte, dass er nicht voller Waffen aus der Bronzezeit ist.“

„Dieses Teil enthält mein Leben. Ein bisschen traurig, dass ich alles in einen einzigen Koffer stopfen kann.“ Sie wusste, dass ihre Großmutter widersprochen hätte. Menschen, Erleb­nisse – das sind die Dinge von wahrem Wert, Brittany.

Erschöpft von der Reise und der Anstrengung, Zach gegenüber gleichgültig zu tun, ließ sie sich auf einen Küchenstuhl plumpsen. Das Schlimmste war, dass sie nicht nur so tun wollte. Sie wollte tatsächlich gleichgültig sein, und es beunruhigte sie, dass sie das nicht war.

Wie konnte die Begegnung mit einem Mann, der sie einst ohne einen Blick zurück verlassen hatte, ihre Knie so weich werden lassen? „Weißt du, was verrückt daran ist? Ich bin über ihn hinweg. Das bin ich wirklich. Ich weiß, dass Menschen das einfach so sagen, aber ich meine es ernst. Warum also fühle ich mich so?“ Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht, und Emily trat zu ihr, um sie zu umarmen.

„Jeder wäre verstört, der seinem Ex nach so langer Zeit wiederbegegnet, zumal, wenn die Beziehung so endete wie eure. Und obendrein hast du einen Jetlag und Schmerzen. Was du empfindest, ist völlig normal. Du solltest es nicht überbewerten.“

„Das tue ich nicht.“ Das war eine Lüge, und sie beide wussten es. „Meine Beziehung mit ihm war der eine große Fehlschlag in meinem Leben, und ich hasse Fehlschläge. Ihn hier zu sehen ist, als hätte jemand ‚Du hast es vermasselt‘ an die Wand gesprüht.“

„Wenn du dich früher angekündigt hättest, hätten wir ihn umbringen und seine Leiche verstecken können, bevor du nach Hause kommst.“

„Wie habt ihr ihn überhaupt erkannt? Ihr habt ihn nie kennengelernt.“

„Als du am College ankamst, hast du als Erstes ein Bild von ihm aufgehängt und uns gebeten, es zu verunstalten. Schon vergessen?“

„Ich erinnere mich. Seinetwegen habe ich meine zwei besten Freundinnen gefunden. Ich schätze, ich sollte dankbar sein.“

„Ich war verantwortlich für die Warzen auf seiner Nase. Wir drei starrten wochenlang jeden Abend auf sein Gesicht. Skylar verpasste ihm jede Menge Pickel, und du hast Reißzwecken in seine Visage gerammt. Als du endlich aufhörtest, dich in den Schlaf zu weinen, hatte er unfreiwillig haufenweise Piercings. Es war irgendwie eine Überraschung, ihm persönlich zu begegnen und kein Gesicht voller Löcher zu sehen. Er hat ein bemerkenswertes Gesicht. Es ist leicht nachzuvollziehen, warum du dich in ihn verliebt hast.“

„Sieh ihn dir genau an. Sein Gesicht wird nicht mehr so bemerkenswert sein, wenn ich diese perfekten Gesichtszüge neu arrangiert habe. Es ist erstaunlich, wie viel Schaden eine Frau mit einem Gipsarm anrichten kann.“ Brittany schloss kurz die Augen, um ihre brodelnden Gefühle zu beruhigen, doch selbst hinter geschlossenen Lidern sah sie seine markanten Züge und seine dunkle Ausstrahlung vor sich. „Danke fürs Abholen. Ich hätte ein Taxi rufen sollen, aber ich hätte die Fragen nicht ertragen, die Pete mir gestellt hätte. Habe ich dich von etwas Wichtigem abgehalten?“

„Nein. Was auch immer ich tat, war weniger wichtig, als meine beste Freundin nach einem langen Flug vom Flughafen abzuholen. Warte hier.“ Emily verschwand in Richtung Auto und kam mit allerlei Einkaufstüten auf dem Arm zurück. „Nachdem ich deine Nachricht bekam, habe ich eingekauft. Ich ging davon aus, dass du nichts dahast, und habe das Notwendigste besorgt.“

„Solange das Notwendigste Soda beinhaltet, bin ich glücklich.“ Brittany musterte dankbar die Tüten und hoffte, dass sie voller Lebensmittel waren, die man nicht mit zwei Händen zubereiten musste. „Du bist eine großartige Freundin.“

„Du ebenfalls.“ Emily stellte die Tüten auf den Tisch. „Ich kann dir niemals genug danken, dass ich hier sein durfte. Du hast mich gerettet. Und Lizzy. Wir schulden dir so viel.“

„Du schuldest mir gar nichts. Und apropos Freundschaft, ich schätze, Ryan weiß, dass Zach zurück ist.“

„Ja.“ Emily räumte Milch und Käse in den Kühlschrank. „Wie ich schon sagte, du warst nicht hier, und es ist ja nicht so, dass Zach sich lange irgendwo aufhält.“

„Du sprichst mit der Frau, die er geheiratet und nach weniger als zwei Wochen verlassen hat, insofern weiß ich genau, wie lange er sich normalerweise aufhält.“ Es ärgerte sie, dass sie sich so verstört fühlte. Was war denn dabei, dass er zurück war? Sie war verletzt worden und hatte sich erholt. Das lag in der Vergangenheit. Und auch wenn die Vergangenheit sie so sehr faszinierte, dass sie sie zu ihrem Beruf gemacht hatte, erstreckte sich diese Faszination nicht auf ihre persönliche Geschichte.

„Bist du sauer auf uns, weil wir es dir nicht gesagt haben?“

„Ich bin innerlich so aufgewühlt, dass ich nicht weiß, was ich fühle.“ Brittany seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich bin ich nicht sauer. An eurer Stelle hätte ich es mir auch nicht gesagt.“

„Zu dem Zeitpunkt schien es die richtige Entscheidung zu sein, doch jetzt erscheint sie falsch.“

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