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Geständnis einer sexy Agentin

Die Situation könnte nicht verrückter sein: Lora ist in einem Sexclub, gekleidet nur in String und Korsage. Als dominanter Partner begleitet sie ihre Jugendliebe Max - doch eigentlich sind sie beide undercover als Agenten unterwegs! Loras Herz klopft vor Anspannung, aber nicht wegen ihres Einsatzes, sondern wegen des unfassbar attraktiven Mannes an ihrer Seite. Als beide bald ihrem heftigen Verlangen nachgeben, verstricken sie sich auch noch in eine heiße Affäre - und das, wo Max gar nicht weiß, welche Mission Lora eigentlich erfüllen muss …


  • Erscheinungstag: 26.06.2020
  • Aus der Serie: Club
  • Bandnummer: 38
  • Seitenanzahl: 208
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745752250
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Z

Fassungslos betrachte ich mein Outfit in dem vergoldeten Ganzkörperspiegel, vorausgesetzt, ein Netzhemd und ein roter Ledertanga mit passendem Choker, auf dem in schwarzem Kristall das Wort Slave funkelt, können als Outfit angesehen werden. Soll ich jetzt etwa zu einer Sklavin werden?

„O nein! Nein, nein, nein. Auf keinen Fall. Nie im Leben.“ Selbst bei meinem entschiedenen Kopfschütteln löst sich keine einzige Strähne meines dichten Haars aus dem wie lackiert wirkenden Knoten. „In dem Aufzug werde ich dieses Zimmer nicht verlassen. Sieh mich doch an! Ich bin quasi nackt.“

Ich bin wirklich nicht prüde. Bei den seltenen Gelegenheiten, in denen mir ein bisschen Zeit zur Entspannung bleibt, habe ich nichts dagegen, in einem winzigen Bikini herumzulaufen. Aber außerhalb dieser Mauern hier wartet nicht die französische Riviera auf mich. Feather und ich befinden uns mitten in London, und ich kann mich nicht in der Öffentlichkeit zeigen, wenn ich nicht mal anständige Unterwäsche trage. Zwar bin ich undercover unterwegs … aber trotzdem habe ich das Recht auf anständige Unterwäsche.

„Aber, meine Liebe, genau darum geht es doch.“ Als Designerin gehört Feather zur Avantgarde und arbeitet für die British Intelligence Agency. Während sie sich jetzt den asymmetrisch geschnittenen Rock glatt streicht, klimpert sie mit ihren beeindruckenden falschen Wimpern. „Es ist die perfekte Tarnung. Ein Blick auf deine Titten, und niemand im ,Lion’s Den‘ kommt auf den Gedanken, dass du eine Wahnsinnsgeheimagentin bist. Alle werden viel zu sehr damit beschäftigt sein, nach dem nächstbesten Sex-Paddel greifen zu wollen. Du siehst perfekt aus.“

„Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut.“ Spöttisch und übertrieben wütend funkle ich sie aus meinen goldbraunen Augen im Spiegel an. Feather, deren hellblauer Lippenstift perfekt zu ihrer Augenfarbe passt, zwinkert mir zu.

Ihr freches Grinsen erwidere ich nicht, denn trotz ihres scherzhaften Tonfalls meint Feather es absolut ernst. Das „Lion’s Den“ ist Londons angesagtester Sex-Club. In nicht mal einer Stunde werde ich die schwarzen Türen dieses lasterhaften SM-Clubs durchschreiten und mich dabei aller Welt fast völlig nackt zeigen.

Das ist es, was ich immer gewollt habe. Darauf habe ich hingearbeitet. Genau davon habe ich geträumt.

Nur war ich in diesen Träumen immer vollständig bekleidet.

„Komm schon.“ Wie eine tadelnde Gouvernante schnalzt Feather mit der Zunge. „Mach jetzt nicht auf Nervensäge.“

Entnervt stoße ich die Luft aus, aber verdammt, letztlich hat sie recht. Unserer Mission zuliebe muss ich meine Bedenken vergessen. In diesem Fall bedeutet das, dass ich undercover als BDSM-Anhängerin arbeite, um dem britischen Geheimdienst zu helfen. Ein krasser Gegensatz zu letzter Woche, als ich im schicken Chanel-Kostüm und auf hohen nudefarbenen Louboutins die Niederlassung vom Order in Hongkong geleitet habe. Der Order ist eine streng geheime internationale Organisation, deren schlichter Auftrag lautet, die Welt vor sich selbst zu beschützen. Agenten vom Order werden sehr sorgfältig ausgewählt und stammen aus allen Nationen und Gesellschaftsschichten. Sie verhindern Kriege, befreien Länder von Despoten und vereiteln Terroranschläge. Manchmal helfen wir Partnerorganisationen wie der CIA, dem Mossad oder – wie in diesem Fall – dem Geheimdienst von meinem Heimatland, dem guten alten England.

Niemand in der breiten Öffentlichkeit weiß von der Existenz des Orders, und das ist für alle auch am besten so.

Als ausgebildete Agentin spreche ich sieben Sprachen fließend und bin Expertin für Gifte und Stichwaffen. Ich habe mir meinen momentan nackten Arsch dafür aufgerissen, eine durchsetzungsfähige Frau zu werden, mit der nicht zu spaßen ist. Sicher bin ich nicht die Art von Frau, der es gefällt, mit einem Halsband herumzustolzieren wie ein aufgebrezeltes Schoßhündchen.

„Laut meinen Anweisungen erhältst du das letzte Briefing für diese Mission, sobald du zurechtgemacht bist.“ Feather reicht mir einen versiegelten Umschlag. Darauf steht nichts als ein großes schwarzes Z. Unter dieser Kennung bin ich im Order bekannt. Alle Agenten bekommen nach dem Zufallsprinzip einen oder zwei Kennbuchstaben. Unsere wahren Identitäten werden sogar vor den Menschen geschützt, mit denen wir zusammenarbeiten. Als Lora Summers bin ich in Cornwall als einzige Tochter eines Paars geboren worden, dessen Boot vor der Küste von Calais gesunken ist. Aber es gibt keine Lora Summers mehr. Bis zurück zu meiner Geburtsurkunde sind sämtliche Beweise meiner Existenz gelöscht worden.

Ich bin eine Art Geist. Schon seit Jahren.

Wer für den Order arbeitet, gibt zum Wohl aller seine Identität auf. Kein Ehemann, keine Kinder. Kein Sonntagmorgen mit Kreuzworträtsel beim ausgedehnten Frühstück. Für uns gibt es kein Leben, wie es Zivilisten als selbstverständlich ansehen. Schon seit fast zwanzig Jahren genieße ich all diese alltäglichen kleinen Dinge nicht mehr.

Jetzt bin ich Anfang vierzig, und ich kann nichts dagegen tun, dass ich mich immer häufiger frage, wo mein Platz auf dieser Welt ist.

Vielleicht ist es eine Art Midlife-Crisis. Doch dieser Gedanke ist für mich wie eine juckende Stelle, die ich nicht kratzen kann.

Was, wenn ich mir ein neues Leben wünsche?

„Ich hol dir ein Glas Cabernet Sauvignon“, verkündet Feather leise. An der kleinen Falte zwischen ihren sorgfältig gezupften Brauen erkenne ich, dass meine Widerspenstigkeit sie nervt. „Ich weiß, das ist dein Lieblingswein, und du musst unbedingt etwas lockerer werden, bevor der Dom eintrifft.“

Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, und die Temperatur im Zimmer kommt mir auf einmal zehn Grad höher vor.

Der Dom. Der Dominante. Der Mann, der die Rolle meines Meisters übernehmen soll.

Während ich die Augen verdrehe, stoße ich einen verächtlichen Laut aus. Als ob!

Feather lacht leise, und mir wird klar, dass ich genauso reagiert habe, wie sie es vermutet hat. Ich bin Agent Z – abgebrüht und knallhart!

Was weiß Feather schon über mich!

Während sie auf ihren High Heels aus dem Hotelzimmer stöckelt, reiße ich mit zitternden Fingern den Umschlag auf. Das Missionsbriefing ist mit hellgrüner Tinte gedruckt, die aus einem Nachtschattengewächs gewonnen wird, das man nur an der Südküste einer kleinen Insel vor Sumatra findet. Die Nachtschattentinte wird in wenigen Minuten verblassen, und das Papier in meinen Händen sieht dann vollkommen unbeschrieben aus.

Mission: Lion’s Den

Sie und Ihr zugeteilter Partner werden als „King“ und „Princess“ den Lion’s Den infiltrieren und versuchen, Kontakt zum Clubbesitzer Dante Price aufzunehmen. Wenn er nicht gerade als Herrscher über alle britischen Fetischisten auftritt, schmuggelt Price angeblich Waffen an Terrorzellen in Zentralasien und lässt sich dafür mit Heroin bezahlen. Wir benötigen handfeste Beweise, um einen Haftbefehl gegen ihn zu erwirken. Das bedeutet, Sie müssen sich sein Vertrauen erschleichen, indem Sie Ihre zugeteilten Rollen überzeugend verkörpern. Beachten Sie bitte, dass sexuelle Handlungen (echt, nicht simuliert) und BDSM-Rollenspiele von Ihnen erwartet werden und für die Authentizität unerlässlich sind. Sowohl Sie als auch Ihr Partner wurden beide gemäß den Richtlinien des Orders auf sexuell übertragbare Krankheiten geprüft. Ihre per Spritze verabreichte, hormonelle Empfängnisverhütung ist weiterhin wirksam.

Erst als ich den Auftrag bis zum Ende gelesen habe, merke ich, dass es in meinem Mund metallisch nach Blut schmeckt. Ich habe mir innen so stark auf die Wange gebissen, dass ich mich verletzt habe.

So was kann passieren, wenn man den Namen Dante Price liest.

Bei mir noch eher als bei allen anderen.

Dante Price ist der Schlimmste von allen. Chaos und Elend sind die Grundlage seiner Geschäfte, und er profitiert vom Leid der anderen. Und jetzt liegt es an mir, ihn zu Fall zu bringen. Das wiederum überrascht mich wenig.

Schon seit Jahren habe ich es auf ihn abgesehen. Endlich ist es so weit, und ich bin bereit. Das bedeutet jedoch nicht, dass es leicht werden wird. Vielmehr wird dies hier meine schwerste Mission. In mehr als nur einer Hinsicht.

„Fick dich“, stoße ich leise aus und lasse den Zettel fallen.

„Tut mir leid, meine Liebe, aber so, wie es aussieht, ist das etwas, das ich mit dir tun soll“, erklingt da eine tiefe Stimme links von mir. Geräuschlos gleitet die Balkontür auf, und ein Schatten aus meiner Vergangenheit betritt das Zimmer. Dies ist der Moment, dem ich voller Vorfreude und voller Furcht zugleich entgegengesehen habe.

Er ist über eins achtzig groß und hat den Körperbau eines Schwimmers. Breite Schultern, schmale Hüften, perfekt durchtrainierter Bauch. Das T-Shirt liegt eng an, die verwaschene schwarze Jeans sitzt ihm tief auf den Hüften. In seinem kurz geschnittenen schwarzen Haar zeigen sich ein paar silbergraue Strähnen, die perfekt zu den kleinen Metallspitzen an den Ärmeln seiner Lederjacke passen.

„Max?“ Meine Stimme klingt piepsig – nicht gerade der sinnliche, leicht gelangweilte Tonfall, den ich schon seit Wochen für dieses Treffen einstudiert habe.

„Agent X“, korrigiert er mich kühl. Mit eisigem Blick mustert er meinen entblößten Körper. „Schön, Sie endlich persönlich zu treffen … Agent Z.“

„Ich …“ Innerhalb weniger Sekunden schießen mir Bilder aus meinem gesamten Leben durch den Kopf. Dieser imposante Kerl mit den Silbersträhnen im Haar und dem Blick eines hungrigen Wolfs war mein erster Lover. Als wir noch beide im Internat auf der Frasier Academy in den Highlands waren, haben wir uns für ein Wochenende nach Frankreich davongeschlichen. Eine schäbige Pension ist für zwei Teenager vielleicht nicht der romantischste Ort, um dort ihre Unschuld zu verlieren, aber für Max und mich war es das. Denn dort gab es nur uns.

Damals drehte sich bei uns noch nicht alles um die Begriffe Pflicht und Mission. Es zählten nur Hoffnung und Liebe.

„Genau. Schön. Du und ich, wir müssen noch darüber reden, was passiert ist.“ Diese Untertreibung des Jahres gibt er von sich, bevor er stirnrunzelnd auf seine Rolex sieht. „Aber unsere kleine Wiedersehensfeier muss jetzt erst mal warten. Wenn wir nicht sofort losfahren, kommen wir zu spät.“

Erst in diesem Moment fällt mir das Zucken in seiner Wange auf. Es ist ein stilles Anzeichen für unterdrückten Zorn.

Offensichtlich ist er schwer angepisst von dieser Situation, doch das kann ich ihm nicht verübeln.

Der ganze Raum scheint sich um mich herum zu drehen, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Ich verliere nicht die Fassung.

Mit achtzehn ist er damals verschwunden und hat mir das Herz in eine Million winziger Splitter zerbrochen. Erst zehn Jahre darauf, als ich bereits Agent Z war, habe ich die Hintergründe erfahren, was damals geschehen war. Auch er war in den Order aufgenommen worden.

Ich hätte mich fernhalten sollen. Aber vor knapp drei Jahren habe ich ihm aus der Niederlassung in Hongkong eine E-Mail geschickt. Es war nur eine kurze, nüchterne Mitteilung über die Festnahme eines Sexsklavenhändlers aus Belgien.

In seiner Antwort hat er mir ein paar Detailfragen gestellt, und daraufhin hat sich zwischen uns eine Art Chat entwickelt.

Entgegen allen rationalen Argumenten habe ich ihn irgendwann um ein Treffen gebeten. Er hatte keine Ahnung, dass ich Lora von der Frasier Academy war. Er kannte mich nur unter dem Decknamen Z, und ich habe verdammt gut darauf geachtet, dass er nie mein Gesicht zu sehen bekam. Auf meine Bitte hin hat er bei jedem unserer Treffen eine Augenbinde getragen, genau wie ich. Meistens. Das diente zu unserem Schutz, damit wir uns nicht gegenseitig verraten konnten, sollten wir jemals in feindliche Hände geraten.

Und so hat unsere heiße kleine Affäre begonnen.

Auf diese Art habe ich meinen Lover zurückbekommen. Meine Stimme oder meinen Körper hat er nicht wiedererkannt. Mit den Jahren hatte ich sinnlichere Kurven bekommen, und ich habe immer darauf geachtet, nur heiser mit ihm zu flüstern.

Ich habe ihn hintergangen.

Jetzt kennt er die Wahrheit, und mir bleibt keine Zeit für Erklärungen. Heute Abend besteht unser Job darin, ungehemmt Leidenschaft auszuleben. Meine Aufgabe ist es, jeden seiner Befehle zu erfüllen.

Er öffnet die Tür und hält sie mir auf. Seine Nasenflügel blähen sich. Mir wird klar, dass ich mich darauf einstellen muss, in jeder Hinsicht hart rangenommen zu werden.

„Bereit, Prinzessin?“, fragt X.

Seine Miene ist wie versteinert. Jede Wette, dass er es nicht auf die leichte Schulter nimmt, hintergangen zu werden. Ich an seiner Stelle würde auf Rache sinnen. Mit einem Anflug von Angst und Lust frage ich mich, ob es ihm genauso geht.

„Selbstverständlich, Hoheit“, stoße ich grollend aus. „Nach Euch.“

X

Knirschend presse ich die Zähne aufeinander, als wir in den Jaguar steigen. Noch ein bisschen mehr Druck, und sie werden zerbrechen. Der Fahrer ist ein junger Agent, dem gerade der erste zarte Bartflaum wächst. Er schließt die Tür hinter uns, bevor er wieder vor uns auf dem Fahrersitz auftaucht.

„Entschuldigen Sie bitte, aber ich freue mich wahnsinnig auf diesen Auftrag. Agent X und Agent Z. Ihre Missionen sind legendär. Von Ihnen beiden.“ Er spricht mit nordenglischem Akzent, und in jedem seiner Worte klingt Begeisterung mit. „Schließlich sind Sie, X, mit einem Rolls-Royce auf ein Zugdach gefahren und mussten dann abspringen! Und obendrein saß auch noch der Prinz aus Edenvale bei Ihnen im Wagen!“

Ich mache schon den Mund auf, um den Kerl zum Schweigen zu bringen, doch der Idiot holt nur hastig Luft und plappert gleich weiter.

„Und Agent Z! Sie sind über die Tragflächen von einem Flugzeug zum anderen spaziert, über den Laderaum in das Flugzeug eingedrungen und haben die Kiste gelandet, weil Pilot und Kopilot vergiftet worden waren. Und dann bringen Sie die beiden auch noch rechtzeitig ins Krankenhaus, sodass sie gerettet werden können!“

Fragend ziehe ich eine Braue hoch und wende mich an Lora. Das heißt, an Agent Z.

An die Frau, die mich über Jahre hinweg verarscht und gefickt hat.

„Das warst du?“

Sie zuckt nur mit den Schultern.

Der Rook – so heißen beim Order die Agenten während ihrer Ausbildungszeit, bis sie sich ihr Krähenfeder-Tattoo verdient haben – öffnet den Mund, um weiterzusprechen, doch ich drücke auf den Knopf, der die schalldichte Trennscheibe hochfahren lässt.

„Danke. Das wäre fürs Erste alles“, sage ich, kurz bevor die getönte Scheibe sich schließt. Noch ehe er protestieren kann, verschwindet sein knabenhaftes Gesicht.

Dem Jungen ist gar nicht bewusst, dass es bei diesem Auftrag nicht nur darum geht, böse Kerle dingfest zu machen. Er soll begreifen, dass es in der Welt nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern lediglich verschiedene Schattierungen von Grau.

Die nur spärlich bekleidete Frau neben mir ist das beste Beispiel für einen Menschen, dessen Grautöne nicht klar zu definieren sind.

Während wir losfahren, starrt Z aus dem Fenster, und ich betrachte ihre schwarzen Overknee-Stilettos. Ihre seidenweichen Schenkel werden von dem schwarzen Netzstoff kaum bedeckt. Ich habe keine verdammte Ahnung, wie man so ein Kleidungsstück nennt, aber was immer es auch ist, es betont jede ihrer sinnlichen Kurven. Darunter hat sie nur einen ledernen Tanga an und rubinrote Klebepads in X-Form auf den Nippeln, als ob sie sie für mich markieren will. Ist das Zufall, oder versucht Lora damit, wieder mal ihr Spielchen mit mir zu treiben? Egal. Sie sieht verdammt heiß aus, und obwohl ich das ihr gegenüber niemals eingestehen würde, wird es mich heute Nacht keine große Mühe kosten, meine Rolle zu spielen. Wir sind gleichaltrig, aber wenn ich ihr auf der Straße begegnen würde, würde ich sie keinen Tag älter als dreißig schätzen. Die Gene in ihrem geschmeidigen Körper verdienen einen Preis.

Verdammt soll sie sein, dass sie es immer und immer wieder mit mir getrieben hat und die ganze Zeit über wusste, dass ich es bin.

„Ich hätte dich nie für den Typ Mensch gehalten, der gern Spielchen spielt“, stelle ich mit eingeübter Gleichgültigkeit fest. Wenn sie glaubt, sie würde einen großen, dramatischen Auftritt von mir bekommen, dann täuscht sie sich gewaltig. Jahrelang hat sie mich eiskalt an der Nase herumgeführt, da ist es nur fair, wenn ich die Temperatur jetzt auf antarktische Verhältnisse runterdrehe.

Sie zuckt mit den Schultern, wendet den Blick aber nicht vom Fenster ab.

„Und du hast gesagt, du würdest mich lieben, und dann bist du spurlos verschwunden“, fährt sie mich an. „Einfach so, Max. Ein…fach … so. Du hast deine kleinen Agentenspielchen schon jahrelang gespielt, noch ehe ich überhaupt rekrutiert wurde. In all dieser Zeit habe ich nicht gewusst, ob du lebst oder tot bist. Versuch jetzt nicht, dich mit mir anzulegen, sonst mache ich dich fertig.“

„X.“ Meine Kiefer sind verspannt. „Ich bin jetzt Agent X. Du willst wissen, was geschehen ist, als sie mich aus meinem Leben in der Frasier Academy rausgerissen haben? An diesem Tag ist Max Vandenberg tausend Tode gestorben. Nichts ist von ihm übrig geblieben. Seitdem gibt es nur noch den verdammten X.“

Endlich dreht sie sich zu mir um. Aus ihren großen dunklen Augen sieht sie mich an. „Wenn du mich jemals wirklich geliebt hättest“, erwidert sie kühl, „hättest du trotz Augenbinde gewusst, dass ich es war. Aber du hast mich nicht erkannt, warst völlig ahnungslos.“

Wie als perfekter Schlusspunkt kommt die Limousine in diesem Moment zum Stehen. Der Fahrer tippt an die Trennscheibe, und mit geklopften Morsezeichen gebe ich ihm die Erlaubnis, die Trennscheibe herunterzulassen.

„Euer Hoheit … Prinzessin … Wir haben unser Ziel erreicht. Willkommen im Lion’s Den.“

Ich ziehe mir die Jacke mit den Stahlnieten über dem T-Shirt glatt und öffne die Tür. Vor mir liegt die dunkle Allee, in der sich der Eingang zum Club verbirgt. Ich löse die Leine von meinem Gürtel, drehe mich zu Z und werfe die Leine neben ihr auf den Sitz.

„Ist bestimmt nicht so schwierig, wie von einem Flugzeug auf ein anderes zu springen“, ziehe ich sie auf. „Oder wie einen Lover anzulügen.“

In ihrer Wange zuckt es, und sie stößt ein leises, genervtes Stöhnen aus.

„Vorsichtig, meine Liebe“, warne ich sie. „Du bist hier die unterwürfige Sub. Diese Rolle muss man dir abkaufen.“

Wütend zischt sie mich an, spreizt die Beine und hakt die Leine an einen Ring im Schritt ihres Tangas.

Ich ergreife das freie Ende und ziehe mit einem leichten Ruck. Dabei male ich mir aus, wie es sich anfühlen mag, wenn das kühle Metall an den feuchten Schamlippen entlangstreicht.

Mein Schwanz wird sofort steif. Der alte Verräter. Aber ich sehe zufrieden, wie Z sich leicht auf dem Ledersitz windet.

„Wenn ich Komm sage, dann kommst du.“ Ich steige aus, und sie folgt mir aus der Limousine. Es kostet mich meine gesamte Selbstbeherrschung, nicht an all die Male zu denken, die wir im Lauf der Jahre zusammen hatten. Wie ihre Pussy meinen Schwanz umschlossen hat. Verdammt, sie hat sich mir so vollkommen geöffnet! Sie hat mir alles gegeben, nur nicht die Wahrheit.

In den Sekunden, die wir nebeneinanderstehen, lehnt sie sich dicht zu mir herüber und flüstert mir ins Ohr: „Wenn wir es hier lebendig wieder rausschaffen, dann bring ich dich um.“

Ich lache leise, obwohl ich weiß, dass es nur zum Teil ein Scherz ist. Agent Z hat einen legendären Ruf, was den Umgang mit Messern betrifft. Genauso berühmt ist sie für ihr Talent, immer wieder einen Fluchtweg zu finden. Niemand kann sie fassen.

„Ich freu mich schon drauf, Prinzessin.“

Damit gehe ich tiefer in die schmale Allee hinein. Die Länge der Leine gibt vor, wie viele Schritte Lora hinter mir gehen muss.

Es stimmt, wir spielen lediglich unsere uns zugedachten Rollen, aber dadurch ist es mir möglich, unsere Umgebung auszukundschaften, und sie deckt mir den Rücken, falls ich doch etwas übersehen habe.

Nicht, dass mir das jemals passiert.

Ich zähle die Türen. Keine von ihnen ist beleuchtet. Bei der fünften bleibe ich stehen. Die unauffällige schwarze Tür liegt etwas zurückgesetzt und wird von der gleichförmigen roten Ziegelmauer des Gebäudes eingefasst.

Über der Tür klickt eine Kamera und surrt, als wir uns nähern. Dann schwingt die Tür auf, und ein spärlich beleuchtetes Treppenhaus wird sichtbar.

Ich wickle die Leine um die Hand und übe einen leichten Ruck aus.

Zischend zieht Z die Luft ein. Mit geweiteten Nasenflügeln hole ich tief Luft. Fuck! Ich kann ihren erotischen Duft riechen.

„Verrate mir, was auf der anderen Seite dieses Rings ist“, sage ich, weil ich mich irgendwie ablenken muss, um sie nicht gegen die nächstbeste Wand zu drücken und sie rücklings zu nehmen, meinen Schwanz bis zum Anschlag in sie reinzuschieben, bis sie auch den letzten Tropfen meiner Lust aus mir rausgepresst hat. Vielleicht würde mir das helfen, einen klaren Kopf zu bewahren.

Sie knirscht mit den Zähnen. „Versuch doch, mich dazu zu zwingen.“

2. KAPITEL

Z

Ich hasse mich selbst dafür, dass sich meine Zehen in diesen lächerlich spitzen Stiefeln vor Lust krümmen. Ich hasse es, wie der Klebstoff dieser Nippelpads an meiner empfindsamen Haut dort juckt. Ich hasse die kühle Londoner Herbstluft auf meiner nackten Haut, die mir eine Gänsehaut verursacht. Aber am meisten hasse ich es, wie feucht ich werde. Vermutlich könnte ich es an meinen Schenkeln verräterisch glitzern sehen, wenn ich jetzt nachsehen würde.

Mein Körper ist ein kompaktes, muskulöses, durchtrainiertes Präzisionswerkzeug des Todes. Aber wenn Max – nein, X – sich über mich beugt und sein Duft nach Pinien, geöltem Leder und Gebirgsregen mich umgibt, dann kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ein Teil von mir brennt gerade vor Sehnsucht. Ich will mich an seinem kraftvollen Körper reiben und fühle mich wie eine rollige Katze, die schnurren möchte, weil er mich benutzen kann, wie es ihm gerade beliebt. Dieser Teil von mir möchte ihn als meinen Meister akzeptieren. Mein Tanga trieft, und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke, wie samtig sein harter Schwanz sich an meiner Zunge anfühlt.

Aber meinen Platz im Order habe ich mir hart erkämpft, und das zwingt mich dazu, seinen herausfordernden Blick zu erwidern.

„Wie du wünschst“, stößt er hervor und zerrt mich weiter.

Das feuchte Leder meines Tangas spannt an meiner Pussy. Das kalte Metall des Halterings der Kette streift meine Klitoris. Aber ich beherrsche mich. Mehr als ein leises Seufzen kommt mir nicht über die Lippen. Mit antrainiert gelangweilter Miene folge ich ihm auf meinen High Heels die Treppe hinunter. Ich konzentriere mich ganz auf meine Balance und verfluche in Gedanken den Tag, an dem ich meine Eltern angefleht habe, auf die Frasier Academy gehen zu dürfen. Mein Leben wäre so viel einfacher, wenn ich nie erfahren hätte, dass es diesen Mann vor mir überhaupt gibt. Seit ich in seinen Bann geraten bin, kommt es mir vor, als sei ich in seinem Gravitationsfeld gefangen.

Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Jahre ich ihn schon kenne. An diese Anziehungskraft werde ich mich nie gewöhnen. Er ist für mich wie eine Droge, stärker als jedes Heroin. Mit der sexuellen Chemie zwischen uns könnte man ganz Westeuropa in die Luft jagen.

Er blickt sich zu mir um und runzelt die Stirn. „Sieh nach unten, Prinzessin.“

„Wie bitte?“, frage ich gereizt.

In seiner Wange zuckt ein Muskel. „So wahr ich hier stehe, meine Sub wird gute Manieren zeigen. Senk deinen Blick zu Boden. Du siehst niemandem in die Augen, wenn ich es dir nicht befehle. Verstanden?“

„Also gut“, gebe ich nach. Er hat recht. Ich muss mich als Profi aufführen. Auch wenn mein Job verlangt, dass ich eine Rolle spiele, die ich nicht ausstehen kann.

Er zieht an der Leine. „Ja, Sir.“

Mir stockt der Atem. Meine Pussy reagiert auf den leisesten Druck.

Er stößt einen missbilligenden Laut aus.

„Ja, Sir“, erwidere ich leise und senke den Blick. Meine Wangen sind rot, aber das hat nichts mit Scham zu tun. Ich platze fast vor Wut. Und trotzdem möchte ich ihm über jede Kontur der Muskeln lecken, die sich unter seinem Outfit des mich beherrschenden Dom abzeichnen.

„Vielleicht macht mir dieser Job doch noch Spaß“, murmelt er leise vor sich hin.

Wütend starre ich zu Boden. Ich kann nicht sagen, wen ich im Augenblick mehr hasse. Ihn? Oder mich und meine verdammte Schwäche.

In dem Moment sind wir unten an der Treppe angekommen. X schiebt schwere schwarze Samtvorhänge zur Seite, und wir betreten das Lion’s Den.

Im schweren Beat von hämmerndem Euro-Trance höre ich das atemlose Stöhnen einer Frau. Ich riskiere einen schnellen Seitenblick nach links. Die Frau dort ist mit einer Wäscheleine gefesselt, während ein muskulöser Mann, der von Kopf bis Fuß in Latex steckt, ihr immer wieder einen dicken dunkelroten Dildo in die Spalte schiebt und gleichzeitig an ihren Nippelklammern zieht. Um sie herum hat sich eine Menge versammelt, die das Schauspiel offensichtlich genießt, denn alle massieren entweder ihre entblößten Erektionen oder ihre rasierten Pussys. Zu ihren Füßen knien männliche und weibliche Sklaven mit gesenkten Köpfen und warten darauf, ihren Herren und Herrinnen Freude schenken zu dürfen.

An der Wand gegenüber ist ein junger Mann an ein riesiges metallenes Andreaskreuz gekettet. Eine Domina in einem purpurfarbenen Korsett und einem Slip, der im Schritt offen ist, versetzt ihm mit einem ebenholzfarbenen Stock unablässig Schläge auf den entblößten Arsch.

Mitten im Raum liegt eine gerade mal volljährige Blondine ausgestreckt auf dem Esstisch. Auf ihrem nackten Körper sind kleine Gebäckstücke verteilt. Um sie herum räkeln sich die Doms auf Stühlen und pflücken sich ab und zu eine kleine Köstlichkeit von ihrem Körper, als sei sie nichts weiter als ein großer Servierteller.

Schockiert senke ich den Blick wieder zu Boden und bin im Moment eher froh darüber, dass ich nicht die Kontrolle habe. Mir zittern die Knie. Im Schoß wird mir immer heißer. Es kommt mir vor, als wären wir in einen Sex-Zirkus geraten, in ein Reich der erotischen Freuden.

Ich bin nicht gerade verklemmt. Schließlich habe ich mich in den letzten drei Jahren als Xs heimliche Geliebte darauf eingelassen, dass er in allen denkbaren Stellungen in mich eindringt, in irgendwelchen Autos und in Hotelzimmern überall auf diesem Kontinent. Aber jetzt und hier bin ich von allen Seiten von gequälten und lustvollen Schreien umgeben, und ich komme mir wie ein Kind vor. Wie Alice hinter den Spiegeln, die dort ein exhibitionistisches Wunderland entdeckt.

„Hallo, hallo“, wird X von einer Frau in rauem, sinnlichem Tonfall begrüßt. „Ihre Kleine ist eine echte Augenweide.“

„Das ist sie wirklich, oder?“, entgegnet X und klingt dabei, als sei ich ein Spielzeug, auf das er ganz besonders stolz ist.

Und im Moment bin ich auch genau das.

„Im Roten Salon beginnt jeden Moment eine Ledersexparty. Sehr exklusiv, nur mit besonderer Einladung.“

Ich tue völlig unbeteiligt. In keiner Weise lasse ich mir anmerken, dass ich diese Frau kenne. Dass sie mich vielleicht sogar als Freundin sieht.

Sie heißt Caro, und ich bin kurz davor, ihr einen Stich in den Rücken zu versetzen. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, es sei denn, sie kommt mir in die Quere. Bei dieser Mission muss ich rücksichtslos vorgehen, wenn ich Erfolg haben will.

„Oh?“ Dem eiskalten Tonfall von X nach zu urteilen, empfindet er gerade genauso wie ich.

Das soll nicht heißen, dass ich für diese Mission nicht gut vorbereitet bin. Ich habe über Fetisch-Clubs recherchiert, aber trotzdem … Die Schmetterlinge in meinem Magen flattern so wild, als hätten sie gerade gewaltiges Lampenfieber.

„Ich würde liebend gern ein bisschen Spaß mit Ihrer Sklavin haben, wenn Sie bereit sind zu teilen.“

Jetzt zucke ich doch zusammen. Nein! Das war nicht Teil des Plans.

Caro nutzt die Situation aus. Über Jahre hinweg habe ich die Freundschaft zu ihr aufgebaut, weil sie die Gefolgsfrau eines der gesuchtesten Männer Europas ist. Aber sie nervt höllisch, und im Bruchteil einer Sekunde habe ich jeden Anflug von schlechtem Gewissen verdrängt, weil ich drauf und dran bin, ihr Vertrauen zu missbrauchen.

„Das bin ich nicht“, erwidert X schroff. „Aber die Einladung nehme ich an.“

Caro lacht sinnlich auf. „Dies ist Ihr erster Besuch bei uns, richtig? Es gehört zu meinen Aufgaben, alle Gäste zu kennen.“

„Ihnen gehört dieser Club?“, fragt X so beiläufig, als sei es ihm vollkommen gleichgültig.

„Mir?“ Jetzt lacht sie laut auf. „Ganz und gar nicht. Das hier gehört alles Daddy.“

Daddy. Beinah verziehen sich meine Lippen zu einer verächtlichen Grimasse.

„Ich bin kein großer Fan von Small Talk“, stellt X unvermittelt klar. „Gehen Sie einfach voraus.“

„Okay, aber wenn Sie nicht aktiv am Spektakel teilnehmen, müssen Sie am Rand stehen bleiben und ganz still sein.“

„Verstanden.“ X zieht an meiner Leine, und meine Pussy durchrieselt ein wohliger Schauer, als wir weitergehen.

Daddy ist Dante Price. Der Herrscher über diese Hölle ist hier ganz in der Nähe und sieht uns zu. Mir, Max und seiner engsten Gefolgsfrau Caro.

Wir gehen einen schmalen Flur entlang, und nach ein paar Kurven und Abzweigungen verklingt die Musik, und das Stöhnen wird lauter. Meine Stiefel schimmern im dunkelroten Licht. Offenbar haben wir unser Ziel erreicht.

Ohne den Kopf zu heben, riskiere ich einen Blick in die Runde.

Erwischt. X sieht mir direkt in die Augen. Aber das ist nicht der Grund, wieso ich nach Luft schnappe.

Der Grund dafür ist eher das, was ich direkt hinter ihm sehe. Auf einer über drei Meter großen Matratze in schwarzer Seide findet eine hemmungslose Orgie statt.

X

Mit zusammengebissenen Zähnen zerre ich an Zs Leine und merke, wie sie sich sträubt. Trotz ihres Outfits und ihrer Bereitschaft, die Sklavin des Doms zu spielen, den ich verkörpere, ist sie auf das hier nicht vorbereitet.

„Ich habe es ernst gemeint“, flüstere ich ihr ins Ohr. „Ich teile nicht.“

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