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Hard Love - Ich kann dir nicht widerstehen!

Als Buch hier erhältlich:

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Frauen sagen oft, dass es hart sei, einen guten Mann zu finden. Und ein harter Mann ist natürlich noch besser.
Deshalb bin ich ein echter Traumtyp - gut und hart. Ich warte nur noch auf die Richtige. Klar, da gibt es eine, aber Mia lebt nicht nur in der entgegengesetzten Ecke des Landes, sie ist auch noch meine beste Freundin. Absolut tabu also. Doch leider ist sie jetzt eine Woche in der Stadt und wir werden uns jeden Tag sehen, denn ihre Firma hat eine meiner Outdoor-Touren gebucht. Ich würde sie auch gerne jede Nacht sehen, wenn ihr wisst, was ich meine, aber jetzt kommt noch dazu, dass ich Geschäftliches und Privates immer trenne. Obwohl es wirklich verflucht hart ist, muss ich ihr auf jeden Fall widerstehen …

»Sexy, köstlich, dieser Roman macht einfach Spaß!«
SPIEGEL-Bestsellerautorin Marie Force

»Hard Love« ist die perfekte Liebesgeschichte, bei der man Herzklopfen bekommt, die ganze Zeit mitfiebert und auch öfter mal rot wird.«
Red Cheeks Reads


  • Erscheinungstag: 31.01.2020
  • Aus der Serie: Big Rock
  • Bandnummer: 6
  • Seitenanzahl: 256
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745750577
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Prolog

Wahrscheinlich haben die meisten Frauen schon mit den ungefähr acht verschiedenen Männertypen auf der Welt Bekanntschaft gemacht.

Zur Sicherheit hier noch einmal der Überblick:

Zunächst gibt es da den supercoolen Playboy, der felsenfest behauptet, sich niemals binden zu wollen. In der Parade moderner Männertypen folgt darauf Grouchy McGrouch. Dieser griesgrämige bärtige Kerl ist eigentlich ein Softie hinter der Arschlochmaske, die er der Welt unter seiner Beanie präsentiert. Neben ihm steht der zurückhaltende Businessman im Dreiteiler mit seinen dunklen Geheimnissen, die nur eine Frau ans Licht bringen kann. Dann gibt es noch ein paar weitere Rollen beim Männercasting: den urbanen Holzfäller, den gepflegten Daddy, den Großstadtschönling, den heißen Nerd und den Bad Boy mit goldenem Herzen.

Glaubt mir, wenn ich sage, dass die Frauen dieser Welt alle ihre Geschichten gehört haben.

Ich weiß das, denn verdammt: Ich habe sie auch gehört. Ich habe sie von den Jungs gehört, und ich habe sie von den Mädels gehört. Wenn du Leute aus ihrer Komfortzone holst und in den Wald schleppst, dann erzählen sie dir alles – haarklein. Ich bin echt ziemlich überrascht, dass Männer und Frauen, Frauen und Frauen und Männer und Männer überhaupt noch zusammenkommen. Da sind so viele emo­tionale Altlasten im Spiel, dass es einem wie ein gottverdammtes Virus vorkommt.

Und ich?

Ich bin einfach gestrickt und reise mit leichtem Gepäck. Ich bring nichts mit. Ich schnall mir den Rucksack auf und bin bereit.

Ich bin ein vielseitig begabter Mann. Gib mir eine Batterie, und ich mache ein Lagerfeuer. Zeig mir ein altes Handy, und ich verwandle es in einen Kompass. Ich bin derjenige, der einem immer aus der Klemme hilft. Ich kann einen Reifen wechseln, einen Abfluss reparieren, einen Fisch ausnehmen, ein Schloss knacken und einen Bärenangriff überstehen – habe ich alles schon erlebt und kann es mit meinen Pfadfinderabzeichen beweisen.

Frauen mögen offenbar solche Typen, die etwas geregelt kriegen, ohne groß darüber zu lamentieren. Deshalb hatte ich immer Glück bei den Ladys. Aber jetzt reicht mir das nicht mehr.

Jetzt will ich mehr.

Auf der Liste der Männertypen macht mich das wahrscheinlich zum absoluten Traummann mit allem, was dazugehört. Ich bin das seltene Einhorn, und ich spreche hier nicht von der Länge meines Horns. Ihr wisst schon, was ich meine …

Ich bin fit, erfolgreich, trage keine verdammten Altlasten mit mir rum, und bin – passt auf! – bereit dazu, mich zu binden.

Ich bin das vierblättrige Kleeblatt.

Die einzige Schwierigkeit: Die Frau, die ich will, ist tabu. Sie ist die Schwester meines Kumpels. Aber keine Sorge. Das ist nicht das Problem. Max ist eine coole Sau, und er hat kein Problem mit der Tatsache, dass ich heftig in seine kleine Schwester verknallt bin.

Das Problem ist etwas ganz anderes, und ich habe nur eine Woche Zeit, um es zu lösen. Dabei werde ich all meine Überlebenstricks brauchen.

Auf geht’s.

1. Kapitel

Die Menschen neigen dazu, alles Mögliche vorher zu überdenken, doch die meisten Entscheidungen sind recht einfach zu treffen. Entweder gehst du abends zu dem neuen Italiener, oder du bleibst zu Hause und isst ein Truthahn-Sandwich. Du machst die Wäsche und kannst ein sauberes Hemd anziehen, oder du schnüffelst dich auf der Suche nach einem halbwegs tragbaren Oberteil durch den Wäschekorb. Entweder zwackst du dir irgendwo die Zeit ab, um deine acht Kilometer zu laufen, oder du guckst noch zehn Folgen Breaking Bad.

Nur zur Information: Die richtigen Antworten lauten: Italiener, waschen und Laufschuhe anziehen.

Genauso direkt beantworte ich die simple Frage, die mir Camilla Montes gerade gestellt hat, die Nachrichtensprecherin vom Regionalsender WRBS Channel 10.

»Patrick, wie können unsere Zuschauer herausfinden, ob Fluffy spazieren gehen will?«, fragt sie mit ihrer perfekt modulierten Fernsehstimme, die gut zu dem ebenso perfekt frisierten schwarzen Haar passt.

»Wenn man nicht weiß, ob Tiger, Tom oder Tabby bereit dafür ist, eine richtige Entdeckerkatze zu werden, dann gibt es einen einfachen Lackmustest, den jeder Katzenbesitzer durchführen kann.« Ich sitze ihr gegenüber auf der Couch und streiche mit einer Hand über Zeus’ Rücken. Er drückt sich gegen meine Hand und brummt, dabei ist sein Schnurren so laut, dass er Karriere im Katzensynchronisierungsbusiness machen könnte. Alter Angeber. Andererseits muss ich zugeben, wenn ich wie Al Green schnurren könnte, dann würde ich auch dafür sorgen, dass alle Ladys es hören. »Die entscheidende Frage lautet: Ist die Katze kooperativ oder nicht?«

»Interessant. Erzählen Sie uns mehr darüber«, sagt sie, und ihre Stimme trieft vor Neugier.

»Also, entweder Ihre Katze erlaubt es Ihnen, ihr ein Halsband um den haarigen Nacken zu legen, oder sie verwandelt sich in eine Statue, wenn Sie ihr das Geschirr umbinden, und Sie müssen sie auf ihrem Hintern über den Boden zerren, um sie überhaupt in Bewegung zu setzen.« Ich tue so, als würde ich eine widerborstige Katze an der Leine hinter mir herziehen.

»Das ist wohl eindeutig.« Camilla zeigt ihr einstudiertes Lächeln, dann deutet sie mit einem ihrer manikürten Fingernägel auf mich. »Doch woher wussten Sie, dass Sie es mit Zeus versuchen konnten? Wollten Sie einfach nur einen berühmten Wandergefährten haben, oder war er es, der darauf bestanden hat?«

»Ich habe auf den Kater gehört.« Ich beuge mich vor und lege eine Hand aufs Knie, wo meine Shorts aufhören. Der Sender mag es, wenn ich mich für meinen Beitrag von Tipps für die Zeit in der Natur wie ein Verkäufer von Outdoorausrüstung anziehe. »Sein Verhalten hat mir gezeigt, dass er dazu bereit ist. Einmal bin ich zum Beispiel durch den Flur gegangen, um den Müll wegzubringen, und Zeus ist mir durch die Wohnungstür nach draußen gefolgt, wobei er die ganze Zeit an meiner Seite geblieben ist.« Ich halte die Hand vor den Mund und imitiere ein Bühnenflüstern: »Und ich glaube nicht, dass er das nur wegen der Lachsreste im Müll getan hat.«

Camilla lacht.

»Auch ohne Lachs hat er recht häufig dieses neugierige Verhalten an den Tag gelegt, weshalb ich schließlich beschloss, es einmal mit Leine und Halsband zu versuchen.«

»Und jetzt ist er der Wanderkater.« Sie macht eine ausladende Handbewegung zu meiner langhaarigen Katze, die sich mit vor der Brust gefalteten weißen Pfoten und einem zufriedenen Ausdruck auf dem felligen Gesicht neben mir ausgestreckt hat. Dieser Kater ist echt eine Nummer für sich. Er ist dazu geboren, vor der Kamera zu stehen. »Können Sie unseren Zuschauern zeigen, wie eine Katze, die gern wandert, darauf reagiert, wenn sie das Halsband angelegt bekommt?«

»Und ich dachte schon, Sie würden mich gar nicht mehr danach fragen«, sage ich, während ich aufstehe, die Leine und das Halsband von der Couch nehme, und mir ans Bein klopfe.

Zeus streckt sich, springt seitlich von der Couch und blickt zu mir auf.

»Hast du Lust auf einen Spaziergang?«

Sein Schwanz saust hin und her.

Also, ich behaupte ja gar nicht, dass er Englisch versteht. Schließlich ist er ein Kater und kein vom Hundeflüsterer trainierter Hund. Doch Zeus weiß, wie es läuft, und die Leine baumelt von meiner Hand. Er reckt den Hals, als würde er mich dazu einladen, ihm das rote Halsband über den Kopf zu ziehen. Ich streife es über und befestige daran die Leine. Zeus stolziert ein paar Schritte.

Camillas Lächeln strahlt so hell wie die Bühnenscheinwerfer an der Decke. »Auf geht’s!«

»Möchten Sie eine Runde mit ihm gehen, Camilla?«

Sie verzieht die rotglänzenden Lippen zu einem breiten Lächeln. »Liebend gern würde ich diesen Internet-Superstar ausführen.«

Ich tippe mir mit einem Finger gegen die Lippen. »Pst! Wir wollen doch nicht, dass ihm der Ruhm zu Kopf steigt.«

»Wenn er nur wüsste, wie miezenmäßig bekannt er ist.« Camilla nimmt die Leine und führt Zeus auf der Bühne herum. »Wir haben auch etwas vorbereitet, um die Bedingungen auf den Wanderwegen zu simulieren.«

Camilla geleitet meinen Jungen zu ein paar eigens aufgestellten unechten Felsen, während die Fernsehzuschauer ein Internetvideo von mir sehen, in dem Zeus während einer unserer Wanderungen einen Hügel hinaufläuft. Als sie bei der Felslandschaft angekommen sind, wird wieder zurück ins Studio und auf Camilla umgeschaltet, die auf ihren hohen Schuhen neben Zeus geht, der die Felsen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinuntertrippelt. Bei dem Anblick nehme ich mir vor, dieser Katze einen Job als Testimonial zu besorgen und dann zu sehen, ob wir uns mit den Katzenfutter-Tantiemen zur Ruhe setzen können.

Eigentlich habe ich aber gar keine Lust, einen Gang runterzufahren. Mein Leben ist der Inbegriff von verdammt cool. Mein Geschäft floriert, meine Familie ist gesund und glücklich, und meine Freunde werden langsam sesshaft. Da ist nur eine Sache, von der ich gern mehr hätte. Also, eigentlich keine Sache. Eher so etwas wie eine entzückende, hinreißende Ich-will-nur-dich-Person.

Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um an diese ganz bestimmte Frau zu denken.

Camilla kehrt zu ihrem blauen Stuhl zurück, und ich setze mich wieder auf die Couch neben meinen treuen Gefährten. In den folgenden fünfundvierzig Sekunden spreche ich über die verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen, die man treffen sollte, wenn man mit einer Katze unterwegs ist. Schließlich ist das Wandern mit einem Stubentiger nichts für schwache Nerven. Menschen mit Hunden haben überhaupt keine Ahnung, wie leicht sie es haben. Mit einer Katze unterwegs zu sein, das ist ein völlig anderes Paar Schuhe, was sich jedoch allein schon wegen der Fotos lohnt. Wir reden hier von einer unentdeckten Goldmine. Als meine Schwester Evie diese Katze auf meiner Fußmatte ablud und mich darum bat, ihr ein neues Zuhause zu geben, hatte ich noch keine Ahnung, dass sie sich zum einen als völlig cool erweisen würde, und zum anderen als die allerbeste Marketingmaßnahme für meine Agentur.

Nach dem Ende des Beitrags bedankt sich Camilla bei mir, und dann ist die Aufzeichnung zu Ende. »Wir sehen uns dann nächste Woche, Patrick. Ich habe mir überlegt, dass wir mal was über Erste Hilfe im Wald machen könnten.«

»Gute Idee.«

»Und weißt du, worüber du unbedingt mal einen Beitrag machen musst?«

»Sag mir einfach, was du dir wünschst, und ich werde das machen«, sage ich ungezwungen und locker, da dieser Tonfall am besten unter Geschäftspartnern funktioniert.

»Wie wäre es, wenn wir mal was über Glamping machen?«

Ich muss grinsen und reibe mir mit der Hand über den kurz geschnittenen Vollbart. »Das hört sich gut an, und wenn du willst, dann gebe ich dir schon jetzt eine Empfehlung für stilvolles Camping.«

Ihre schokoladenbraunen Augen funkeln aufgeregt.

»Bitte mach das!«

»Hast du dein Handy dabei?«

»Natürlich. Es ist stumm gestellt, doch ich bin niemals ohne meinen engsten Gefährten unterwegs«, sagt sie, zieht es aus der Rocktasche, entsperrt es und reicht es mir dann.

Ich tippe ein paar Worte in die Suchmaske und habe kurz danach das gewünschte Ergebnis. Ich gebe Camilla das Telefon zurück. »Hier rufst du an.«

Ihre Reaktion ist unbezahlbar – langsam breitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, als sie den Namen und die Telefonnummer des Ritz Carlton auf dem Display sieht.

»Wie wahr. Was soll ich sagen? Ich bin überhaupt keine Camperin. Aber ich liebe deine Beiträge. Meine neue Praktikantin Taylor übrigens auch«, sagt sie, wobei sie die Stimme senkt und zu einer quirligen Blondine blickt, die darauf wartet, mich von der Bühne zu begleiten. Witzig, da es zu meinem Job gehört, mir so ziemlich überall auf der Welt meinen Weg selbst zu bahnen. Außerdem bin ich nun schon seit ein paar Monaten am Freitagmorgen Gastkommentator dieser Sendung und habe mittlerweile herausgefunden, wie man zum Ausgang kommt.

Weil ich meinen haarigen Gefährten mag und ihn nicht quälen will – und ein Spaziergang mit einer Katze über die Bürgersteige Manhattans wäre eine ganz besonders schreckliche Folter –, hebe ich Zeus in meinen Rucksack, setze mir das Teil auf und verlasse das Studio mit dem munteren Cheerleadermädchen an meiner Seite, während der silberfarbene Kopf meiner Katze oben aus dem Rucksack späht.

»Ich hab neulich S’Mores gemacht«, sagt Taylor mit einem breiten Lächeln und blickt mich aus ihren hellblauen Augen an. »Die waren so lecker.«

Ihr so ist mindestens acht Silben lang und strotzt vor Anzüglichkeit.

»Das freut mich«, entgegne ich, da ich nicht daran interessiert bin, auf irgendjemandes Flirtversuche einzugehen, der gerade die Pubertät hinter sich hat.

»Magst du S’Mores, Patrick?«

»Wer mag S’Mores nicht?«

»Ich hatte mich nur gefragt, ob du vielleicht irgendwelche Tipps für mich hast, wie man sie besser macht. Also, wie schaffe ich es zum Beispiel, dass Schokolade und Marshmallow perfekt miteinander verschmelzen?« Sie bleibt an der Tür stehen, lehnt sich aufreizend gegen den Rahmen und wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger.

Und ich fange an zu glauben, dass S’Mores-Porno eine offizielle Kategorie geworden ist.

Obwohl ich mächtig stolz darauf bin, die weltbeste Version dieses Lagerfeuersnacks draufzuhaben, fällt meine Antwort einfach und unmissverständlich aus. »Das hängt alles davon ab, wie lange du die Zutaten reifen lässt«, sage ich zu Taylor, die zwanzig, allerhöchstens einundzwanzig ist. »Wir sehen uns dann nächste Woche.«

Ich verabschiede mich, nehme die Bahn nach Downtown und gehe durch die Straßen Lower Manhattans.

Ob man mich wegen der Katze auf dem Rücken anstarrt?

Verdammt, ja.

Genieße ich das?

Total.

Ich lächle und nicke, grüße ein paarmal und sage Wie läuft’s, und einmal sogar Miau, als ein kleines Mädchen mit seiner Mutter an mir vorbeigeht und ihr etwas zuflüstert, während sie auf meinen Rücken deutet. Als wüsste ich nicht, dass mir eine coole Miezekatze ins Ohr schnurrt.

Als ich das Haus erreiche, in dem ich wohne, ist sie nicht die Einzige, die hier schnurrt.

Denn dort vor dem Eingang steht mit verspiegelter Sonnenbrille und einer Jeans, die ihre Kurven delikat umspielt, eine ganz bestimmte Frau, über deren Anblick ich mich besonders freue.

Mia Summers. Klein, aber oho. Ein beeindruckendes Zauberwesen mit gewelltem Haar, hellbraunen Augen, großem Herz und schnellem Verstand, der mich einfach umhaut.

Ich habe sie vor ein paar Monaten kennengelernt, als sie ihren Bruder Max besuchte, und man kann ohne zu übertreiben behaupten, dass sie seitdem die Hauptbühne in meinem Kopf für sich beansprucht.

Wenn ich Mia sehe, wenn ich mit Mia rede, wenn ich Zeit mit Mia verbringe, dann bestätigt das meine Überzeugung, dass manche Dinge ganz einfach sind.

Wie bei einer Katze, die sich entweder unter Einsatz ihres ganzen Körpers dagegen wehrt, sich von der Stelle zu rühren oder verspielt neben dir herläuft.

Das ist ein Ja oder ein Nein.

Schwarz oder weiß.

Entweder fährst du auf die Schwester deines guten Freundes ab, oder eben nicht.

Nur fürs Protokoll: Ich tue es, und zwar verdammt heftig!

2. Kapitel

Ich habe Mia fast einen Monat nicht mehr gesehen, seit sie das letzte Mal in der Stadt war und Max besucht hat. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie eine ganze Woche vor der Hochzeit ihres anderen Bruders Chase zurückkehren würde, und bin verdammt froh, sie wiederzusehen.

Sie macht alle Teile meines Körpers froh.

Und mit froh meine ich steinhart.

Okay, zugegeben, ich reagiere in diesem Moment nicht mit voller Kraft. Schließlich bin ich dreiunddreißig, keine fünfzehn. Außerdem habe ich mich in dem Bereich ausreichend unter Kontrolle und weiß, wann und wo man sein Zelt am besten aufstellt. Ich meine ja nur, dass mich diese Frau ziemlich in Fahrt bringt, und ich jenes Ziehen in meinem Unterleib verspüre, wann immer ich sie sehe.

Sie telefoniert gerade, die Augenbrauen hochgezogen, ihr Ausdruck gestresst. Sie fährt sich mit der Hand durch ihr karamellblondes Haar. Als ich näher komme, höre ich sie sagen: »Ich verstehe. Ja, ich verstehe. So was passiert.«

Sie klingt enttäuscht.

Schrecklich, dass diese sexy-wie-ein-feuriger-Sonnenuntergang-Frau das erleben muss.

Als sie das Gespräch beendet, entdeckt sie mich. Mit durchdringendem Blick neigt sie den Kopf und zieht die Brauen hoch, und ihre süßen Grübchen bringen mich um. Sie blickt von mir zu Zeus, dann zeigt sie auf meinen Jungen. »Ich weiß nicht, ob dir das schon mal jemand gesagt hat …«

Ich runzle die Stirn. »Sag es mir. Was kann das nur sein?«

Sie senkt den Blick, dann sieht sie wieder auf. Trocken bemerkt sie: »Deine Schnürsenkel passen nicht zusammen.«

Ich spähe nach unten zu dem roten Schuhband an meinem rechten Wanderstiefel und dem orangefarbenen im linken. »Stimmt. Der andere rote blieb an einem Baumstamm auf dem Hudson River Greenway hängen, und ich musste ihn den Schnürsenkelgöttern opfern.«

»Ich bin mir sicher, dass sie über diese edle Opfergabe entzückt waren«, sagt Mia und ich liebe es, dass sie sich sofort auf ein entspanntes Gespräch einlässt, auch wenn wir uns eine ganze Weile nicht gesehen haben. Kein steifes Begrüßen, Umarmen oder Wie zum Teufel geht’s dir denn. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, wenn sie die Arme um mich legte und mich freundschaftlich umarmen würde. Auch nicht über eine lange, sehnsüchtige Umarmung.

Sie blickt mich erwartungsvoll an, und ich spinne unser Quatsch-Schuh-Geplänkel weiter. »Sie waren tatsächlich dankbar, dass der Schnürsenkel zur ewigen Ruhe zurück nach Hause kam.«

»Übrigens«, sagt sie und kommt näher. »Wusstest du eigentlich, dass da eine Katze auf deinem Hut sitzt? Also, eigentlich auf deinem Rücken.«

»Wirklich?« Ich drehe den Kopf, um mir über die Schulter zu blicken. »Du hast recht. Wie ist die nur da hinge­kommen?«

Sie stemmt die Hände in die Hüften. »Du steckst ganz tief im Schlamassel.«

»War ich etwa nicht lieb?«

Sie stößt mir vor die Schulter, dann droht sie mir mit dem Finger.

»Wie konntest du das vor mir verheimlichen?«

Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben. »Die Tatsache, dass es einen fantastischen neuen Italiener ein Stück die Straße runter gibt? Er hat erst letzte Woche neu aufgemacht, und ich wollte es dir sagen.«

Sie seufzt und verdreht die Augen. »Ich kenne dich jetzt schon ein paar Monate, und du hast mir nicht erzählt, dass du eine Katze hast. Freunde verheimlichen einander ihre Haustiere nicht.«

So oft ist sie nicht in der Stadt. Sie war noch nie in meinem Apartment. Und ich habe Zeus noch nie mit zu Max genommen. Doch ich werde das Offensichtliche nicht aussprechen. Ich werde mir ein wenig Spaß mit ihr erlauben. Mit ihr flirten. Denn … das ist es, was wir machen.

»Es gibt dafür einen Grund.«

Sie reißt die Augen auf und tippt mit dem Fuß auf den Boden, während sie wartet. Ich fahre mir mit einer Hand durchs Haar. Evie findet meine hellbraunen Haare strubbelig, und sie meint, das sei gut so. Frauen lieben strubbelige Haare, sagt sie. Bisher hat sie damit recht gehabt. Meine Haare waren immer ein großer Hit bei den Damen, andere Körperteile aber auch.

»Es ist ein guter Grund«, füge ich hinzu.

»Ich warte, Patrick. Das ist wirklich nicht die Art von Information, die du für dich behalten solltest.«

Ich seufze laut, als würde ich eine schwere Entscheidung treffen, dann lege ich ihr eine Hand auf die Schulter. Denn, na ja, ich bin ein hinterhältiger Mistkerl und nutze jede Gelegenheit, sie zu berühren. »Hör zu, ich werde ganz offen sein. Wenn ich dir erzählt hätte, dass ich eine Wanderkatze habe, die mich gern auch mal in meinem Rucksack begleitet und schnurren kann, als wäre sie ein Jazz-Superstar, dann hättest du keine Chance gehabt und dich sofort in mich verliebt.« Vergnügt lächle ich sie an.

Mia lacht und wirft dabei den Kopf zurück, sodass ihr lockiges Haar im Wind weht. Sie ist eine natürliche Schönheit. Sie wirkt jugendlich frisch mit ihren nicht übermäßig gestylten Haaren – irgendwie zerzaust und wie mit dem Handtuch getrocknet, und ich kann nicht leugnen, dass mich diese Lässigkeit total anmacht. Dazu hat sie die tollsten Grübchen, die irgendwie den Eindruck von Unschuld erwecken, obwohl ich vermute, dass sie auch eine verruchte, unartige Seite hat. Und dann sind da noch diese Augen – braun mit grünen Tupfern. Manchmal wirkt es wie ein sanftes, warmes Braun, manchmal wie das grünschimmernde Meer in der Sonne.

Und ich will gar nicht erst von ihrem Körper anfangen – schlank und durchtrainiert, genau so, wie es mir gefällt. Doch es ist ihr trockener Humor, der mich jedes Mal umhaut.

»Woher willst du wissen, dass ich mich nicht stattdessen in den Kater verliebt hätte?« Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und streckt sich, da ich fast dreißig Zentimeter größer bin, um Zeus über den Kopf zu streicheln. Der alte Schlawiner hebt das Kinn und schnurrt verführerisch, während Mia ihn krault.

Und wir sind jetzt im Stahlhartbereich.

Denn da sie so dicht vor mir steht, kann ich nicht anders und schwelge im Anblick der zarten, süßen Rundungen, die sich über dem Ausschnitt ihres Tanktops erheben. Gott, ich liebe den Sommer und was die Frauen so tragen, wenn es draußen wärmer wird.

»Nee, uns gibt es nur im Doppelpack«, sage ich. »Und außerdem musst du dich auch nicht schämen. Du kannst jetzt einfach zugeben, dass du verrückt nach mir bist.«

Mia macht einen Schritt zurück, verdreht die Augen und schiebt ihren pinkfarbenen Messenger Bag höher auf die Schulter.

Ich deute in Richtung Lobby und fordere sie damit dazu auf, ins Haus zu gehen. Ihre Firma für Beauty-Produkte hat den Sitz in San Francisco, doch sie verbringt immer mehr Zeit in New York. Wenn sie in der Stadt ist, dann übernachtet sie meist in Max’ Apartment, fünf Etagen über mir. Ich habe Max kennengelernt, als ich hier vor anderthalb Jahren eingezogen bin, und wir haben uns schnell angefreundet. Doch Mia habe ich erst getroffen, als sie sich vor ein paar Monaten das erste Mal aus geschäftlichen Gründen in New York aufgehalten hat.

Sie tut so, als würde sie sich ergeben, und hebt die Hände. »Na gut. Seinetwegen lasse ich mich auf den Deal ein.« Sie lässt die Augenlider flattern und legt sich die Hand aufs Herz, während sie Pumpgeräusche macht. »Ich bin einfach hin und weg.«

»Genau. Deshalb wollte ich nicht direkt an unserem ersten Abend die Katze quasi aus dem Sack lassen. Oder am zweiten. Zeus ist ein absoluter Frauenschwarm, und weil ich dich respektiere, habe ich diese Geheimwaffe nicht sofort ins Spiel gebracht und dir keine Wahl mehr gelassen.«

»Zeus ist ein ziemlich großspuriger Name. Soll das etwas anderes kompensieren?« Ihr Blick schweift nach unten. Zum Glück ist der Stahl wieder geschmolzen.

»Eher Ausdruck seiner puren und wahren Großartigkeit«, spotte ich.

»Und was macht ihn so großartig? Neben der Tatsache, dass er sich in deinem Rucksack von dir durch die Gegend tragen lässt.«

Wir erreichen die Aufzüge, und ich drücke den Aufwärtsknopf. »Du kannst die Unschuldige spielen, doch ich bin mir sicher, dass du schon einmal vom Wanderkater Zeus gehört hast. Er hat mehr als eine Million Follower auf Instagram.«

Sie blinzelt, und das Sarkasmusspiel hört auf. »Wirklich?«

Während wir warten, hole ich mein Handy raus und öffne den Feed zu Der Wanderkater, um ihr die neuesten Bilder zu zeigen: Ein Schnappschuss des Felltiers, wie es einen gewundenen Bergpfad entlangläuft, ein Bild davon, wie er im Heck eines Kanus entspannt, während ich über einen See paddle, ein Bild von ihm, wie er über einen umgefallenen Baumstamm trippelt und einen Gebirgsfluss überquert.

Dann mein Lieblingsbild: Zeus mit geschlossenen Augen auf einer Wiese, das Gesicht der Sonne entgegengereckt, am Ende einer über sechs Kilometer langen Bergwanderung ein paar Sonnenstrahlen genießend, über ihm nichts als unendlicher blauer Himmel.

»Wow, ich kann gar nicht glauben, dass er wirklich wandert«, sagt sie.

»Ich kann dich mal mitnehmen, wenn du es mit eigenen Augen sehen willst.«

Sie lacht und schüttelt den Kopf, dabei tippt sie auf ihre Tasche. »Ich bin erst gestern Abend angekommen. Ich habe den ganzen Nachmittag Meetings, muss mit Lieferanten Einzelheiten besprechen und Marketingkampagnen prüfen. Außerdem morgen Abend das Dinner mit Josie und Chase und Max und Henley. Ich habe viel zu viel Arbeit, um Zeit zum Wandern zu haben.«

Der Aufzug kommt. Wir treten ein, und die Türen schließen sich.

»Das ist verrückt. Für eine Wanderung hat man immer Zeit.«

Sie seufzt so tief, dass es klingt, als würde alle Luft aus ihr entweichen. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich nicht einmal genug Zeit zum Atmen, ganz zu schweigen vom Fitnessstudio oder gar nur einem Spaziergang. Das letzte Mal, als ich in der Stadt war, habe ich es kaum zum Spielenachmittag bei meiner Freundin Dylan geschafft. Und soeben habe ich erfahren, dass einer unserer größten Zulieferer für die neue Gesichtsreinigung ausgestiegen ist, an der wir gerade arbeiten«, sagt sie und sieht mich an. »Und ich muss schleunigst Ersatz finden.«

Mia hat vor ein paar Jahren ihre eigene Firma aufgemacht, die tierversuchsfreie Bio-Schönheitsprodukte und Make-up herstellt. Es ist eine echte Leidenschaft von ihr, und sie arbeitet verbissen daran, Pure Beauty vorwärtszubringen. Doch selbst wenn man liebt, was man tut, kann es seinen Tribut fordern. Ich sehe Überdruss und Erschöpfung in ihren Augen und spüre, wie sehr diese Frau eine Pause braucht.

»Genau das habe ich gerade gemacht, bevor ich dich ge­sehen habe. Mit dem Zulieferer sprechen«, erklärt sie.

Ah, dann hatte ich also recht. Sie war enttäuscht. »Tut mir leid, Mia. Das ist ja blöd.«

»Ich weiß. Ich habe mich so sehr bemüht und fühle mich, als würden alle etwas von mir wollen.«

»Vielleicht musst du wirklich mal weg.«

»Das kann ich nicht.«

»Du hättest wieder viel mehr Energie, wenn du für ein paar Stunden den Stecker ziehen würdest. Und hättest bessere Laune auf der Hochzeit nächste Woche.« Ich versuche damit wirklich nicht nur, mir etwas Zeit mit dieser Frau zu ergaunern. Denn ich erkenne an ihrer verspannten Haltung, der Schwere ihres Seufzers, und – na klar – an ihren verdammten Worten, dass Mia eine Pause braucht, und wenn es nur eine kurze ist.

»Tatsächlich?«

»Mia, du musst dich erholen. Hör zu, ich bin mir sicher, dass du alle vierundzwanzig Stunden deines Tages mit Arbeit füllen könntest, doch man muss sich auch mal vom Bildschirm lösen.«

»Abgesehen davon, dass der Tag nur vierundzwanzig Stunden hat, oder?«

Der Fahrstuhl hält auf meiner Etage. Als die Tür aufgeht, stelle ich mich in den Rahmen, um weiter mit Mia zu sprechen. »Offenbar nicht für Leute wie dich, die es irgendwie schaffen, eine zusätzliche Stunde hintendran zu mogeln, um noch mehr Produktivität hineinzuquetschen. Also, gönn dir eine Auszeit und komm mal runter. Dein Verstand ist danach viel frischer.«

Sie nagt an ihrer Unterlippe. »Du willst mich dazu überreden, dass ich blaumache.«

»Morgen ist Samstag. Wenn blaumachen bedeutet, dass man nicht den ganzen Samstag arbeitet, dann haben wir ein echtes Problem.«

»Was schlägst du vor?«

»Ich würde sagen, wir suchen uns irgendwo einen Platz in der Sonne, nehmen uns ein paar Snacks mit und schalten ab, bis du wieder einigermaßen entspannt bist.«

Die Goldtupfer in ihren Augen funkeln und lassen ihre Iris grün erscheinen. »Ich mag Snacks.«

»Marcona-Mandeln«, sage ich mit leisem, verruchtem Flüstern.

Sie schnurrt.

»Grüne Oliven.« Meine Stimme wird heiser.

Sie fächelt sich Luft zu.

»Sonnenblumenkerne.«

Sie stöhnt auf, und: Ja, Sonnenblumenkernerotik ist wesentlich besser als S’Mores-Pornografie. »Jetzt nimmst du mich auf den Arm.«

»Ich schwöre. Das alles kann dir gehören.«

»Aber ich muss diese Marketingkampagnen durch­gehen …«

Ich starte einen letzten Versuch. »Ich frage mich, ob es da womöglich irgendeinen großen, gut aussehenden Freund mit blauen Augen gibt, der ein genialer Geschäftsmann ist und bereit wäre, sie mit dir durchzugehen, sagen wir mal, heute beim Mittagessen, sodass du dir morgen einen Tag freinehmen kannst.«

Ich sehe, wie sie von Vielleicht zu Ja wechselt. Ich denke, es war das Wort Mittagessen.

Sie hüpft auf und ab. »Können wir was Italienisches von dem neuen Laden die Straße runter bestellen?«

Das Mittagessen ist jetzt mein Köder.

»Abgemacht«, sage ich, und sie folgt mir aus dem Fahrstuhl in mein geräumiges Apartment. Ich stelle meinen Rucksack ab und lasse Zeus frei. Er schlüpft heraus, und in dem Moment, wo seine weißen Pfoten den Boden berühren, macht er sich sofort daran, Mias Bein alle Zuneigung der Welt zu erweisen.

Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit, Pasta Primavera zu essen, ihre Marketingkampagnen durchzugehen und uns zu überlegen, was wir als Proviant auf unsere vierstündige Tour mitnehmen wollen.

Wir einigen uns auf die zuvor erwähnten Oliven und Mandeln, und dann bestellt sie ein Überrasch mich, denn ich mag Überraschungen.

Als sie gegangen ist, kümmere ich mich um mein Geschäft, spreche mit meinem neuen Westküstenmanager, der unsere Trips in Nordkalifornien betreut, und auch mit meinen Geschäftspartnern hier, die die alltäglichen Aufgaben rund um unser Ostküstenangebot an Wanderungen, Raftingtouren, Camping und Firmenausflügen erledigen. Am Nachmittag ruft mein Personalmanager an, und wir verbringen eine Stunde damit, Zeile für Zeile den aktualisierten Leit­faden für Mitarbeiter zu diskutieren. Anfang des Jahres hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit einem Guide, der auf einer dreitägigen Wandertour in Vermont mit einer verheirateten Kundin geschlafen hat. Die Situation eskalierte – der Guide haute ein paar wütende Posts über Facebook raus, weil er gefeuert wurde, und der Ehemann der Kundin rief an und bedrohte uns. Die Gemüter erhitzten sich gewaltig, obwohl am Ende nichts weiter geschah. Doch da­raufhin haben wir unsere Verhaltensregeln für Mitarbeiter verschärft, da das ohnehin unsere einzige Möglichkeit der Kontrolle ist.

Am nächsten Morgen stehe ich in aller Frühe für einen Achtkilometerlauf auf und streife nach meiner Rückkehr Zeus das rote Halsband um. Ich mache ein Bild von ihm, wie er neben einem Tagesrucksack mit etwas Wegzehrung darin sitzt, dann stelle ich es online.

Bereit für das heutige Abenteuer!

Ich schüttle den Kopf, weil ich nicht glauben kann, was aus mir geworden ist: ein Typ, der Handyfotos seines Katers postet.

Doch andererseits: Wie hätte ich ihn nicht nehmen können, als Evie mit ihm bei mir vor der Tür stand, und er mich mit seinen grünen Augen angeblinzelt hat wie der Gestiefelte Kater? Meine Schwester ist Heiratsvermittlerin, und einer ihrer Kunden ist Feuerwehrmann. Er hat Zeus bei einem Lagerhausbrand in Queens gerettet. Der kleine Kumpel hatte kein Zuhause, weshalb Evie dachte, es wäre eine gute Idee, ihn bei mir unterzubringen, da sie eine Katzenhaar­allergie hat.

Seitdem habe ich einen Kater.

Ein paar Minuten später stehe ich im Fahrstuhl, steige auf Max’ Etage aus und klopfe an seine Wohnungstür.

Er macht auf und wirft mir den finstersten Blick der Welt zu. »Hast du etwa gedacht, ich würde es nicht mitbekommen, wenn du meine Schwester für einen Tag entführst?«

Ich verdrehe die Augen über Max’ Versuch, den Furcht einflößenden großen Bruder zu spielen. Auch wenn wir uns noch keine zwei Jahre kennen, ist er inzwischen mein bester Freund in New York, zum Teil auch deshalb, weil er so direkt, loyal und zuverlässig ist und einen verdammt coolen Billardtisch hat. Seine Meinung ist mir immer wichtig.

»Ich hatte schon befürchtet, dass du was merken würdest, wenn ich an deine Tür klopfe.«

Er entspannt sich aber nicht. Stattdessen knurrt er mich förmlich an.

Das bringt mich zum Lachen. »Hey Kumpel, das ist doch albern.«

»Ich habe schon vor ein paar Wochen bei Henleys Dinnerparty bemerkt, dass du sie dauernd anstarrst.«

Max und seine Freundin Henley haben gemeinsam ein Auto für eine neue Fernsehshow gebaut, deren erste Staffel ein großer Erfolg wurde, was sie mit einer Party bei sich feierten. Und ich muss zugeben, dass ich bei der Party recht viel Zeit mit Mia verbracht habe, allerdings hatte ich sie auch eine Weile nicht gesehen, und offenbar kreisen wir zwei immer umeinander, wenn sie in der Stadt ist. So ist es seit dem Abend, an dem wir uns kennenlernten – wir passen einfach zusammen.

Und das ist der entscheidende Grund, weshalb es total übel ist, dass sie fast fünftausend Kilometer entfernt wohnt.

Doch weil Max es angesprochen hat, kann ich nicht widerstehen, ihn zu ärgern. »Und auf dieser Party, wie genau habe ich sie denn angesehen? Als wollte ich ihr beim Verteilen des von ihr mitgebrachten Salates helfen? So ein Blick?« Ich spreche mit leiser und übertrieben lasziver Stimme, um die Situation ins Lächerliche zu ziehen. »Hey du, Zuckerbäckchen! Kann ich dir mit der Salatzange helfen?«

»Ich will nie wieder hören, dass du den Ausdruck ›Zuckerbäckchen‹ verwendest.«

»Das gilt aber auch für dich.«

Er fängt an zu grinsen, dann prustet er los und schlägt mir auf den Rücken. »Ich zieh dich doch nur auf. Ich weiß, dass du niemals etwas hinter meinem Rücken tun würdest.«

Na ja, so ganz stimmt das auch wieder nicht. In meiner Fantasie habe ich heute Morgen ein paar ziemlich schmutzige Dinge mit ihr gemacht.

»Stimmt’s?«, fragt er mit Nachdruck.

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