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Hochzeit unterm Regenbogen

hier erhältlich:

„Ich will Cole als Daddy.“ Wie soll Dani ihrer kleinen Tochter bloß erklären, dass der sexy Bürgermeister garantiert keine Familie möchte? Und wie sich selbst davon überzeugen, dass das heiße Feuerwerk zwischen ihnen in warmen Nächten überhaupt nichts zu bedeuten hat?


  • Erscheinungstag: 30.08.2023
  • Seitenanzahl: 104
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745753639
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Wenn ich groß bin, heirate ich Cole“, erklang eine Mädchenstimme vom Rücksitz.

„Wirklich?“ Dani Wilder betrachtete ihre dreijährige Tochter Faith im Rückspiegel. Der warme Kastanienton ihrer Locken war eine Mischung aus den Haarfarben ihrer Eltern: Die Haare ihres Vaters waren dunkelbraun gewesen, Danis waren kupferblond. Dazu hatte das Mädchen das Glück, dass es die dunkelblaue Augenfarbe ihres Daddys geerbt hatte – Danis hingegen schimmerten in einem unscheinbaren Grau, wie sie selbst fand.

Verschmitzt grinsend begegnete die Kleine dem Blick ihrer Mutter im Spiegel. „Wirklich“, bekräftigte sie ihre Hochzeitspläne. Sie war so zappelig, dass sie immer wieder mit ihren Lacklederschuhen gegen den Vordersitz trat. „Ich bin seine kleine Prinzessin, hat er gesagt.“

Dani stöhnte leise auf und beschloss, sich diesen Mr Cole Sullivan bei der nächsten Gelegenheit einmal vorzuknöpfen. Sofort hatte sie sein Bild vor sich: das männlich-markante Gesicht, das dunkle, fast schwarze Haar, die strahlend blauen Augen. Er war groß und durchtrainiert, gleichzeitig drahtig gebaut wie ein Langstreckenläufer.

Vor zehn Monaten erst war Dani mit ihrer Tochter in die kalifornische Kleinstadt Paradise Pines gezogen. Schon nach gut einer Woche kannte sie den Ruf des charmanten, attraktiven Bürgermeisters als Don Juan. Mehr brauchte sie nicht über ihn zu wissen. Dass dieser Mann ihrer geliebten kleinen Tochter den Kopf verdrehte, fehlte ihr gerade noch!

Dani fuhr auf den Parkplatz des Restaurants, in dem sie mit Samantha Sullivan verabredet war. Samantha war seit der Highschool ihre beste Freundin und fast schon wie eine Schwester für sie.

Ihretwegen hatte sich Dani auch für Paradise Pines entschieden, als sie bei ihrem Umzug aus der Großstadt auf der Suche nach einem ruhigen, kleinen Wohnort gewesen war, wo Faith behütet aufwachsen konnte.

„Sag mal“, sie verlieh ihrer Stimme einen strengen Klang, „meinst du nicht, dass du mich vorher fragen solltest, bevor du einfach jemanden heiratest?“

„Jetzt heirate ich doch noch nicht! Erst später, wenn ich groß bin“, erwiderte ihre Tochter. „Aber dann frage ich dich trotzdem.“

Dani lächelte und parkte den Wagen in der Nähe des Eingangs. Was für ein Glück, dass Faith so umgänglich war! Sie drehte sich zu der Kleinen um, die ein rosafarbenes Kleidchen mit einer passenden Strickjacke trug. Beide Kleidungsstücke waren mit einer schwarzen Bordüre verziert, und die Jacke hatte zwei ebenfalls schwarze, herzförmige Knöpfe.

„Heute siehst du wirklich ganz besonders hübsch aus“, bemerkte Dani.

Faith freute sich offenbar über das Kompliment. „Du aber auch, Mommy.“ Sie strich sich den Rock glatt.

„Danke. Du erinnerst dich doch noch daran, was wir vorhin zu Hause besprochen haben, oder? Dass du dich anständig benimmst und immer schön danke und bitte sagst?“

Faith nickte.

Dani stieg aus und half dem Mädchen aus ihrem Kindersitz.

„Darf Cole vielleicht mein Daddy sein? Dann kann er bei uns wohnen, und ich muss nicht erst warten, bis ich groß bin.“

Bei dieser Frage zog sich Dani schmerzhaft das Herz zusammen. Verflixt, damit hätte sie doch eigentlich rechnen müssen! Schließlich wusste sie zu gut, dass Faith sich vor allem nach einer Vaterfigur sehnte …

Fast hätte sie ihrer Tochter wie so oft erklärt, dass sie doch schon einen Daddy hatte. Andererseits kannte Faith ihren leiblichen Vater nur von Fotos und aus Erzählungen. Natürlich wünschte sie sich mehr: jemanden, der mit ihr spielte, den sie bewundern konnte und der ihr abends einen Gutenachtkuss gab …

„Ach, Süße, so einfach ist das leider nicht.“ Dani seufzte. Schon gar nicht, wenn es um Cole Sullivan ging, der allem Anschein nach allergisch auf feste Beziehungen reagierte.

„Warum denn nicht?“ Faith griff nach Danis Hand, als die beiden auf die großen Holztüren des Steakhauses zugingen.

„Weil ein Daddy jemand ist, der zu einer Familie gehört. Und wir zwei sind schon eine Familie.“

„Wir können doch Cole fragen, ob er dazugehören will.“

„So funktioniert das aber nicht. In einer Familie sollten sich der Vater und die Mutter lieben, und ich kenne Mr Sullivan kaum.“ Bisher hatte sie ihn zwar schon mehrmals in seiner Funktion als Bürgermeister erlebt, privat hatte sie aber erst dreimal mit ihm zu tun gehabt – und das immer in Gegenwart anderer Leute. Außerdem hatte sie jedes Mal darauf geachtet, ihm bloß nicht zu nah zu kommen.

Cole Sullivan war Samanthas Schwager. Und weil Samantha dreimal pro Woche nachmittags auf Faith aufpasste, kannte die Kleine ihn. Offenbar besuchte er seine Schwägerin oft und spielte auch gern mit den Kindern.

„Ach so.“ Faith seufzte niedergeschlagen. Sie war eine kleine Drama Queen … und Dani liebte sie über alles.

Gerade wollte sie die Tür zum Steakhaus öffnen, da hörte sie Schritte hinter sich.

„Da ist ja mein Lieblingsmädchen!“, erklang eine tiefe, männliche Stimme. Dann griff jemand an ihr vorbei nach der Klinke.

Dani zuckte zusammen und blickte auf … direkt in die strahlend blauen Augen von Cole Sullivan.

„Cole!“, rief Faith und schlang ihm die Arme um die langen Beine. „Was machst du denn hier?“

Gute Frage, dachte Dani. Hoffentlich muss ich gleich nicht mit ihm an einem Tisch sitzen. Sie unterdrückte einen Protest, als der große Mann Faith einfach so hochhob.

Die Kleine drehte sich zu ihr um und lächelte sie stolz an. „Guck mal, Mommy, ich bin größer als du!“

„Ja, das sehe ich.“ An Cole Sullivan gewandt, fügte sie hinzu: „Aha, der Herr Bürgermeister. Wären Sie wohl so freundlich, meine Tochter wieder abzusetzen? Sie zerknittern ihr Kleid.“

Der Mann zog eine Augenbraue hoch, offenbar hielt er ihre Reaktion für völlig übertrieben. Trotzdem sagte er nichts weiter dazu.

Im Gegensatz zu Faith. „Das ist doch nicht so schlimm, Mommy“, widersprach sie und schmiegte sich an Cole Sullivan.

„Nein, deine Mutter hat völlig recht, wir wollen dein schönes Kleid nicht zerknüllen.“ Vorsichtig stellte er Faith wieder auf die Füße. Dann lächelte er Dani herausfordernd an. „Warum so förmlich? Ich gehöre doch zu Samanthas Familie. Und ich heiße übrigens Cole.“

Das wusste Dani natürlich längst. Machte dieser Mann sich etwa über sie lustig? Nicht zu fassen – als hätte sie als Mutter nicht das Recht, auf ihre Tochter zu achten!

„Wenn Sie nachher ein paar Minuten Zeit haben, würde ich mich gern kurz mit Ihnen unterhalten“, sagte sie.

Sofort wurde er wieder ernst. Dann nickte er. „In Ordnung.“ Als Nächstes wandte er sich an die Rezeptionistin, die sie im Eingangsbereich erwartete. „Die Sullivans haben hier einen Tisch reserviert.“

Die ganz in Schwarz gekleidete junge Frau ging die Liste mit den Reservierungen durch. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür erneut, und weitere Mitglieder der Familie Sullivan strömten herein.

Sofort wurde es laut und lebhaft. Cole begrüßte seinen Bruder Alex, der zwar genauso groß war wie er, aber breiter gebaut. In einer Hand hielt er eine Babytrage, in der sein sieben Monate alter Sohn schlief.

Cole Sullivan hatte insgesamt fünf Brüder, drei davon kannte Dani schon. Alle sahen außergewöhnlich gut aus mit ihrem dunklen Haar, den strahlend blauen Augen und sehr maskulinen Zügen. Bloß den Sullivan-Zwillingen war sie bisher noch nicht begegnet.

Ganz offenbar spekulierte Samantha darauf, dass Dani sich mit einem der sechs Brüder zusammentat. Dabei hatte sie andere Prioritäten: Ihr war es erst mal wichtig, ihrer Tochter ein anständiges Zuhause zu bieten und ihren Schönheitssalon zu etablieren. Gedankenverloren ließ sie den Blick über Cole Sullivan gleiten. Nein, für einen Partner gab es im Moment wirklich keinen Platz in ihrem Leben.

Samantha, die ihren zweijährigen Sohn Seth auf dem Arm trug, umarmte Dani, und der Kleine kletterte sofort zu ihr herüber.

„Na, mein Süßer?“ Dani küsste ihn auf die Stirn und lächelte ihrer Freundin zu. „Toll, dass das mit dem Treffen heute geklappt hat.“

„Finde ich auch.“ Samantha hakte sich bei Dani unter. „Weißt du schon, wo wir sitzen?“

Die Rezeptionistin machte einen Schritt auf sie zu. „Kommen Sie bitte mit, ich zeige Ihnen Ihren Tisch.“

Sobald alle Kinder auf ihren Stühlen saßen, legte Cole Dani die Hand auf den Arm. Eine Berührung, bei der ihr ganz heiß wurde.

„Wartet ihr bitte einen Moment auf uns?“, wandte er sich an die anderen. „Wir gehen nur kurz nach draußen, um etwas zu besprechen.“

„Das muss doch nicht unbedingt jetzt sein“, protestierte Dani auf dem Weg zum Ausgang. „Nach dem Essen hätte es auch gereicht.“

„Nein.“ Sobald sie draußen auf den Stufen standen, ließ er sie los. „Mir ist es am liebsten, die Sache so schnell wie möglich zu klären, damit nicht erst falsche Hoffnungen aufkommen.“

„Was denn für falsche Hoffnungen?“ Sie hatte keine Ahnung, wovon er da redete.

Er setzte sich auf eine Bank gleich am Eingang und deutete einladend auf den Platz neben sich.

Sie setzte sich, was sie sofort bereute, so intensiv spürte sie seine Nähe. Also rückte sie ein Stück zur Seite – so ungeschickt, dass sie das Gleichgewicht verlor. Schnell stützte sie sich ab … und legte ihm versehentlich die Hand auf den Oberschenkel. Bevor sie sie wieder wegziehen konnte, griff er danach und umschloss fest ihre Finger.

Erschrocken hob Dani den Blick und sah ihm in die blauen Augen.

Freundlich schaute er sie an. „Sie sind eine wunderschöne Frau“, begann er leise, „und bestimmt haben Sie auch Humor und einen tollen Charakter. Die meisten Männer würden Ihnen wahrscheinlich zu Füßen liegen. Aber … Sie sind leider nicht mein Typ.“

Sie funkelte ihn an. Was sollten diese Sprüche? „Glauben Sie etwa, dass ich auf Sie stehe?“

„Dafür brauchen Sie sich doch nicht zu schämen …“

„Ich schäme mich auch nicht, ich ärgere mich gerade.“ Energisch zog sie die Hand weg. „Dass ich nicht Ihr Typ bin, ist mir völlig klar. Dafür bin ich Ihnen schon mal viel zu alt. Soweit ich weiß, interessieren Sie sich eher für jüngere Frauen. Viel jüngere Frauen …“

Er wich ein Stück zurück. „Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.“

„Ich rede von den Hochzeitsplänen meiner Tochter. Sie hat mir nämlich auf der Fahrt zum Restaurant davon erzählt. Ja, sind Sie denn völlig verrückt? Einer Dreijährigen solche Flausen in den Kopf zu setzen?“

„Ach so!“ Offenbar dämmerte es ihm jetzt. „Ich dachte, die kleine Fantasie-Verlobung lenkt sie ein bisschen von ihrem eigentlichen Wunsch ab. Sie hätte nämlich gern einen Daddy.“

Dani schnappte nach Luft. „Hat sie Ihnen das etwa gesagt?“

Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, das war jedenfalls nicht schwer zu erraten.“

„Dabei erzähle ich ihr die ganze Zeit von ihrem richtigen Vater.“

„Ich weiß.“ Sein Tonfall wurde wieder sanfter. „Er hieß Kevin und ist jetzt im Himmel. Und Sie vermissen ihn sehr.“

Es tat Dani unendlich weh, wenn sie daran dachte, wie plötzlich und unerwartet sie ihren Ehemann verloren hatte … und wie sehr sich ihre Tochter eine Vaterfigur wünschte.

„Faith kann sich nicht mehr an ihn erinnern.“ Sie erschrak, als ihr bewusst wurde, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte.

„Ich weiß. Aber irgendwann weiß sie es bestimmt zu schätzen, dass sie ihn durch Ihre Erzählungen trotzdem kennenlernen darf. Das dauert wahrscheinlich noch ein paar Jahre.“

„Das klingt ganz so, als würden Sie sich mit so etwas auskennen.“

„Na ja, ich habe meine Eltern verloren, als ich zehn Jahre alt war. Natürlich erinnere ich mich noch an sie, aber meinen Großvater kenne ich nur aus den Erzählungen meiner Großmutter. Sie meinte immer, ich würde nach ihm kommen.“

Dani überfiel tiefes Mitgefühl mit dem kleinen Jungen von damals, doch davon durfte sie sich jetzt nicht ablenken lassen. „Das tut mir sehr leid. Und es spricht wirklich für Sie, dass Sie sich solche Gedanken um meine Tochter machen. Weil Sie für uns allerdings weder als Daddy noch als Ehemann infrage kommen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in Zukunft Abstand halten würden.“ Damit war aus Danis Sicht alles gesagt, was zu sagen war. Sie stand auf und wandte sich zur Eingangstür.

„Das kann ich Ihnen aber nicht versprechen!“

„Wie bitte?“ Irritiert fuhr sie herum.

„Ich kann natürlich versuchen, Faith aus dem Weg zu gehen, aber sie ist nun mal oft da, wenn ich meine Neffen besuche. Und das will ich mir wirklich nicht abgewöhnen.“

„Als Faiths Mutter fordere ich Sie dennoch auf, meine Bitte zu respektieren.“

„Und was soll das bringen? Glauben Sie wirklich, dass es irgendetwas ändert, wenn sie mich nicht mehr sieht?“

„Ja, irgendwann hört sie wahrscheinlich auf, von Ihnen zu schwärmen.“

„Das schon, doch dann sucht sie sich bestimmt eine andere Vaterfigur.“

„Es gibt aber keinen anderen Mann in unserem Leben.“

„In Ihrem vielleicht nicht. Faith dagegen kommt definitiv mehr herum.“

Damit hatte er leider recht. Allerdings – musste er ihr das unbedingt unter die Nase reiben?

„Also, eins können Sie mir glauben“, fuhr Cole Sullivan fort. „Ich will Ihre Tochter auf gar keinen Fall verletzen. Faith ist ein wirklich süßes, schlaues und liebes Mädchen, und ich freue mich immer, sie zu sehen. Ich kann gern darauf achten, dass ich meine Neffen möglichst an Tagen besuche, an denen sie nicht bei Samantha ist. Und ich werde mich bemühen, dieser Schwärmerei nicht neue Nahrung zu geben. Aber ignorieren will ich Faith auch nicht, das wäre verletzend für sie.“

Dani wusste, dass er recht hatte. Selbst wenn er sich völlig von Faith zurückzog, würde sich das Mädchen immer noch sehnlich einen Daddy wünschen. Das war nicht zu ändern.

„Ich glaube, wir gehen lieber wieder rein, bevor sich noch jemand wundert, wo wir bleiben.“ Er stand auf. „Ich weiß ja nicht, wie es mit Ihnen ist, aber ich habe ganz schönen Hunger.“

Die gute Laune war Dani eigentlich vergangen, aber sie wollte Samantha nicht den Abend verderben. Also zwang sie sich zu einem Lächeln und beschloss, sich so gut wie möglich zu amüsieren. Nach einer Weile musste sie auch noch feststellen, dass Cole Sullivan wirklich ein toller, amüsanter Gesprächspartner war und dazu ganz wunderbar mit Kindern umgehen konnte. Jetzt kam sie sich erst recht blöd vor.

Wenn ich mich weiter über ihn ärgere, ändert das auch nichts, dachte sie. Und sie gönnte ihm nicht, als strahlender Charmeur dazustehen und selbst die Rolle der mürrischen Spielverderberin zu übernehmen.

Also atmete sie tief durch und wandte sich an Samantha, um ihr eine witzige Anekdote über Mrs Day zu erzählen. Die ältere Dame war doch tatsächlich in Danis Salon aufgetaucht, um ihren Zwergpudel Pebbles waschen und frisieren zu lassen!

„Grandma ist übrigens begeistert von deinem Salon, Dani“, warf Alex ein. „Wenn du sie frisch gestylt hast, fühlt sie sich immer ganz jung und fesch, sagt sie.“

„Grandma ist ja auch jung und fesch“, meinte Cole.

Dieser Kommentar machte ihn Dani direkt sympathisch. „Auf jeden Fall ist sie innerlich jung geblieben“, sagte sie. „Eine tolle Frau.“

„Ich wäre da mit meinen Sympathiebekundungen lieber vorsichtig“, gab Alex zu bedenken. „Sie mischt sich nämlich gern in anderer Leute Leben ein.“

Im Moment hatte Matilda Sullivan es sich offenbar zum Ziel gesetzt, eine Frau dazu zu bringen, bei der baldigen Bürgermeisterwahl gegen Cole anzutreten. Eine Stiftung hatte der Gemeinde kürzlich ein Grundstück samt finanzieller Fördermittel zur Verfügung gestellt, aber es musste noch darüber entschieden werden, was mit Geld und Grundstück geschehen sollte. Cole und die meisten Männer in Paradise Pines wünschten sich ein Sportcenter. Die meisten Frauen waren wiederum für ein Museum mit botanischem Garten – so auch Matilda Sullivan.

„In mein Leben darf sie sich ruhig einmischen“, gab Dani zurück. „Eure Großmutter hat mich nämlich ganz wunderbar dabei unterstützt, meinen Schönheitssalon aufzubauen.“

Cole fixierte sie aus seinen tiefblauen Augen. „Ja, das ist nämlich der Haupttreffpunkt für die Sportcenter-Gegnerinnen. Granny missbraucht den Salon, um weitere Anhängerinnen für ihr Projekt anzuwerben.“

„Na und?“ Dani hob den Kopf. „Meine Kundinnen dürfen reden, worüber sie wollen. Solange sie für unsere Leistungen bezahlen.“

„Da sind Sie ganz Unternehmerin, stimmt’s?“

Fragend blickte Faith zu Cole auf. „Was ist eine Unternehmerin?“, erkundigte sie sich. „Und was ist eine Stiftung?“

„Cole wollte damit nur sagen, dass deine Mom prima Geld verdienen kann“, sprang Samantha ein. „Und die Stiftung schenkt unserer Stadt Geld, damit wir es uns hier schöner machen können.“ Dann blickte sie ernst in die Runde. „So, und damit ist dieses Thema abgeschlossen.“

„Essen wir jetzt Nachtisch?“, wollte der vierjährige Gabe wissen.

„Ja“, bestätigte sein Vater und winkte nach der Kellnerin. Nachdem sie die Bestellungen aufgenommen hatte, griff Alex am Kindersitz vorbei nach der Hand seiner Frau. „Und jetzt kommen Samantha und ich zum eigentlichen Grund dieses Treffens.“

„Genau.“ Samantha strahlte Dani und Cole an. „Ihr seid zwei der liebsten Menschen, die wir kennen, und darum wollten wir euch fragen, ob ihr die Taufpatenschaft für unseren Sohn Jake übernehmen möchtet. Wir würden uns unheimlich freuen!“

Dani erschrak – und war gleichzeitig aufgeregt vor Freude. Sie schaute von der strahlenden Samantha zu Cole Sullivan hinüber, der erstaunlich gerührt wirkte.

„Wirklich?“, fragte er. „Hättet ihr dafür nicht lieber Brock oder Ford?“

Brock und Ford waren zwei seiner Brüder. Beide waren bereits verheiratet und hatten Kinder.

Samantha streckte die Hand nach Cole aus, und Alex erwiderte: „Wir wollten aber dich fragen.“

„Jake liebt dich“, fügte Samantha hinzu. „So wie du bringt ihn niemand zum Lachen.“

„Dann sage ich sehr gern Ja.“ Cole stand auf und umarmte seinen Bruder. „Es ist mir eine große Ehre.“

Dass er seine Worte ernst meinte, konnte Dani ihm deutlich ansehen. Das Angebot mit der Patenschaft hatte ihn wirklich überrascht … und tief bewegt. Ganz offensichtlich war ihm genau wie Dani die große Verantwortung bewusst, die er mit der Patenschaft übernahm. Falls Samantha und Alex jemals etwas zustoßen sollte – was hoffentlich nie passieren würde –, wäre sie sofort für den kleinen Jake da. Sie würde sogar alle Kinder bei sich aufnehmen, bevor die drei auseinandergerissen würden.

Mit tränenfeuchten Augen blickte Samantha sie an. „Und du, Dani?“

„Aber natürlich.“ Dani schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. „Ich fühle mich unheimlich geschmeichelt, dass ihr mich gefragt habt.“

„Ich könnte mir keine bessere Taufpatin vorstellen als dich“, sagte ihre Freundin. „Du bist für mich wie eine Schwester.“

Beide Frauen standen gleichzeitig auf, dann lachten sie, gingen um den Tisch herum aufeinander zu und umarmten sich fest.

„Mir geht es genauso“, versicherte Dani ihr. „Und auf mich kannst du dich verlassen.“

„Das weiß ich doch. Ich freue mich so, dass du jetzt auch hier in Paradise Pines wohnst. Die Sullivans sind toll, sie haben mich sofort sehr warmherzig bei sich aufgenommen. Aber meine eigentliche Familie, das seid ihr beide: du und Faith.“

Dani wurde die Kehle eng, und sie kämpfte mit den Tränen. Als Waisenkind war sie in verschiedenen Pflegefamilien aufgewachsen. Zwar hatten die meisten sie anständig behandelt, aber sie hatte nie das Gefühl gehabt, wirklich dazuzugehören. Nur während ihrer viel zu kurzen Zeit mit Kevin hatte sie erfahren, was es hieß, Teil einer richtigen Familie zu sein. Sie wusste nicht, wie es sich anfühlte, eine Schwester zu haben, stellte sich aber vor, dass es so ähnlich sein musste wie mit Samantha.

„Ich bin auch unheimlich froh, hier zu sein“, sagte sie schließlich. „Faith versteht sich so toll mit deinen Jungs.“ Sie beugte sich schmunzelnd zu der Freundin vor. „Auf dem Weg hierher hat sie mir sogar erzählt, dass sie Cole heiraten will, wenn sie einmal groß ist.“

„Tja, mein Schwager ist ein echter Ladykiller und Faith ein großer Fan von ihm.“ Samantha strahlte. „Ach, guck mal, da kommt schon das Dessert! Ich habe uns beiden einen großen Eisbecher mit Karamellsoße und Nüssen bestellt, schließlich gibt’s heute was zu feiern.“ Sie umarmte Dani noch einmal, dann ging sie wieder an ihren Platz und gab ihrem Mann einen Kuss.

Als Dani zu ihrem Stuhl zurückkehrte, hatte Cole ihn schon für sie vom Tisch abgerückt.

Na wunderbar, dachte sie. Samantha zuliebe quittierte sie die höfliche Geste mit einem Lächeln. „Vielen Dank.“

„Gern geschehen.“ Sein warmer Atem kitzelte ihren Nacken. „Sieht ja ganz so aus, als wären wir jetzt doch gemeinsam für ein Kind verantwortlich.“

Schnell griff Dani nach dem Löffel und widmete sich ihrem Eisbecher. Soll Cole sich doch über mich lustig machen, dachte sie. Heute wird gefeiert!

2. KAPITEL

„Wir möchten, dass Sie als Bürgermeisterin kandidieren.“

Nach und nach zog Dani ihrer Kundin die Lockenwickler aus dem Haar, konzentrierte sich dabei aber mehr auf das, was sie im Spiegel sah, als auf die Frau im Friseurstuhl: Cole Sullivan stand auf den Stufen zum Rathaus und diskutierte dort mit zwei Männern, dem Inhaber des Eisenwarengeschäftes und dem Chiropraktiker Dr. Wilcox, der am anderen Ende der Straße seine Praxis hatte. Cole überragte beide um mehrere Zentimeter. Heute trug er Jeans und T-Shirt und wirkte darin lässig und sehr männlich.

„Miss Wilder?“ Mir ihrer lauten Stimme forderte Matilda Sullivan Danis Aufmerksamkeit ein. „Haben Sie gehört, was ich eben gesagt habe? Wir möchten, dass Sie als Bürgermeisterin kandidieren.“

„Wie bitte?“ Dani erstarrte. „Sie meinten tatsächlich mich?“

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