×

Ihre Vorbestellung zum Buch »Ida und die Inselbande«

Wir benachrichtigen Sie, sobald »Ida und die Inselbande« erhältlich ist. Hinterlegen Sie einfach Ihre E-Mail-Adresse. Ihren Kauf können Sie mit Erhalt der E-Mail am Erscheinungstag des Buches abschließen.

Ida und die Inselbande

hier erhältlich:

hier erhältlich:

Ein Sommer voller Abenteuer!

Ein Umzug nach Norderum, wo Ida nur schlechtes Wetter und ein graues Meer erwarten? Geht gar nicht! Doch viel Wahl bleibt ihr nicht, und schnell stellt Ida fest, dass es mithilfe ihrer neuen Freunde auf der Insel doch einiges zu entdecken gibt. Den verborgenen Schatz des Seefahrers Ole Krull zum Beispiel. Eine spannende Suche voller Rätsel und Geheimnisse beginnt für die neu gegründete Inselbande. Und auch wenn ihre Rivalen, die Strandräuber-Bande, mit ihren Streichen manchmal ganz schön nerven, ist für Ida am Ende des Sommers klar: Auf Norderum bleibt sie für immer!

Das perfekte Sommerbuch für alle, die Geheimnisse, Freundschaftsgeschichten und natürlich das Meer lieben

Inklusive Anleitungen zum Basteln mit Fundstücken vom Strand


  • Erscheinungstag: 15.04.2025
  • Seitenanzahl: 144
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505152481

Leseprobe

Christin-Marie Below & Anne Barns

Ida und die Inselbande

Mit Illustrationen von Malin Hörl

SCHNEIDERBUCH

1

Der Fischbrötchenraub der Monstermöwe

So habe ich mir die Sommerferien absolut nicht vorgestellt. Gestern habe ich mein Zeugnis bekommen, und heute stehe ich schon auf der Fähre nach Norderum. Unter mir blubbert die trübe Nordsee.

»Das Wasser ist grau«, sage ich. »In dieser Schmutzbrühe werde ich bestimmt nicht baden.«

»Das sieht nur so aus, weil die Nordsee recht flach ist und der Sand dadurch leichter aufgewirbelt wird als im tiefen Wasser des Mittelmeers oder gar der Ozeane«, erklärt Mama. »Außerdem ist es sehr nährstoffreich und voller Plankton. Deshalb kann sich der blaue Himmel nicht darin spiegeln.«

Wusste ich vorher schon. Schließlich ist Mama Biologin, da bekommen wir einiges mit. Aber so ein blaues Wasser wie im letzten Urlaub in Griechenland wäre mir trotzdem lieber. Ich seufze laut. Oder das Schwimmbad, in dem meine Freunde in München sicher gerade Spaß haben – ohne mich.

»Ach, Ida.« Mama streicht mir über den Rücken. »Es wird bestimmt viel besser, als du jetzt denkst. Warte erst mal, bis wir da sind und du alles siehst. Wir haben das Meer direkt vor der Haustür. Wasser und ganz viel weißen Sand. Norderum ist wunderschön.«

»Also, ich gehe auf alle Fälle jeden Tag baden.« Mein kleiner Bruder stellt sich auf die Zehenspitzen, um über das Geländer zu schauen. »Das Wasser ist nicht grau, Ida, es ist silbern und glitzert in der Sonne. Und du gehst doch sowieso rein.«

Am liebsten würde ich Arvid jetzt in die Seite kneifen, wenigstens ein bisschen. Aber das geht nicht, weil Mama direkt neben ihm steht und er erst sechs ist und sofort losheulen würde, als hätte ich ihm ein Stück Haut abgezwickt.

»Wenn du meinst, Professor Oberschlau«, sage ich.

»Wer hat Hunger?«, ruft Papa, und wir drehen uns alle gleichzeitig zu ihm um. »Im Bordrestaurant gab es keine Pommes, aber ich habe zwei Portionen Meersalzkartoffeln mit Butter und zwei Fischbrötchen mitgebracht.« Er hält ein Tablett hoch und kommt gut gelaunt auf uns zu. »Ihr habt die Wahl!«

Kiouuuuuuu!

Ich höre den lauten Schrei der Möwe, bevor ich sie sehe.

»Pass auf, Thomas«, ruft Mama.

Aber da fliegt die Möwe schon in vollem Tempo auf das Tablett zu. Papa erschrickt, lässt es fallen, und die Möwe verschwindet mit einer Hälfte vom Brötchen.

image

»Das war eine Silbermöwe«, sagt mein extrakluger kleiner Bruder.

»Stimmt.« Mama sieht ihr nach. »Die ist wohl im richtigen Moment hier vorbeigeflogen. Normalerweise kommen die Möwen eher beim Ein- oder Auslaufen der Schiffe.«

Ein paar schrumpelige Pellkartoffeln rollen an meinen Füßen vorbei.

»Ich wollte sowieso lieber Pommes«, sage ich. Und außerdem nie, niemals auf Norderum wohnen. Auf einer Insel, flach wie eine Pizza, mit ganz viel Sand und nichts als Wasser drumherum.

Mama zupft an meinem Arm. »Los, wir helfen Papa beim Einsammeln. Die Möwe hat durch ihr Rufen bestimmt noch andere angelockt. So eine fette Beute spricht sich schnell rum.«

Kiouuuu!

»Da sind sie schon«, ruft Arvid. »Muah, die eine ist riesig!«

Sie landet direkt vor Papa und pickt ihm einfach in die Hand, als er eine Kartoffel aufheben will.

»Das ist eine gemeine Monstermöwe«, sage ich. »Möwus Monsterus.«

Arvid guckt Mama mit großen Augen an, und sie schüttelt den Kopf.

»Die gibt es nicht. Das ist eine ganz normale Silbermöwe, nur etwas groß geraten«, erklärt sie. »Aber ihr bleibt besser doch weg hier. Papa und ich schaffen das auch allein.«

Unsere Eltern stellen sich vor die verfressenen Möwen, wedeln mit den Händen in der Luft und Papa ruft: »Hey, hey, macht, dass ihr verschwindet!« Aber stattdessen werden es immer mehr.

Die Monstermöwe hat es auf den Fisch abgesehen. Sie verscheucht die anderen, schnappt sich ein besonders großes Stück und fliegt davon.

»Wow!«, staunt Arvid. »Die war echt so was von frech.« Er grinst mich an. »Wie du, Schwester Monsterus.«

Ob ich ihn doch ein wenig kneife?

»Sollen wir unter Deck ins Bordbistro gehen und dort etwas essen?«, fragt Papa.

»Nee, ich hab keine Lust auf Schrumpelkartoffeln«, antworte ich.

»Ich auch nicht«, sagt Arvid. Wenn es ums Essen geht, sind wir uns meistens einig. Immerhin etwas.

»Dann koche ich uns später was Leckeres in der neuen Wohnung. Was meint ihr?«, fragt Papa.

»Gute Idee, Thomas.« Mama zeigt mit dem Finger über das Wasser. »Schaut mal, da vorne kann man schon Norderum sehen, in etwa einer halben Stunde sind wir da.«

Na toll, wir schippern geradewegs in meinen persönlichen Albtraum. Ich setze mich im Schneidersitz auf den Boden, lehne mich an die Bordwand und schließe die Augen. Über mir schreien die Möwen, die alles aufgefressen haben und sich gerade wieder aus dem Staub machen.

»Unser erstes Abenteuer«, sagt Papa. »Der Fischbrötchenraub der Monstermöwe.«

Arvid und Mama lachen. Aber ich nicht. Ich bin traurig. Jetzt bloß nicht heulen! Nicht hier, wo es jeder mitkriegt.

Um mich abzulenken, denke ich mir neue Berufe aus. Das Spiel hat Nele erfunden, die beste, allerbeste, allersuperbeste Freundin der Welt, die ich schrecklich vermissen werde.

image

Vielleicht werde ich Monstermöwen-Ärztin, aber auf keinen Fall Schrumpelkartoffel-Köchin oder Fischbrötchen-Retterin. Lieber arbeite ich als Salatblatt-Zupferin oder noch besser als In-Luft-Auflöserin. Und zuerst schnippe ich Norderum weg. Schwupp, einfach so mit den Fingern. Ich lege den Daumen an den Mittelfinger und schnippe laut.

Da ruft Arvid: »Ich kann den Leuchtturm von Norderum sehen!«

Ich seufze und stelle mich neben meinen Bruder. Die Insel kommt immer näher. Echt schade, dass es mit dem In-Luft-Auflösen nicht geklappt hat.

* * *

Mit einem lauten Rumpeln legt die Fähre an. Papa hat schon unsere Koffer geholt.

Arvids Augen leuchten, als der Fährmann die Tür öffnet.

»Wir sind da!«, sagt Mama glücklich und atmet tief durch. »Norderum!«

»Ja«, sagt Papa gut gelaunt. »Dann mal los!«

Alle freuen sich. Nur ich nicht.

Arvid nimmt meine Hand, und gemeinsam laufen wir durch die Norderumer Hafenhalle.

»Riecht ihr das?«, fragt Papa, als wir draußen stehen. Er strahlt uns an. »Salzige Luft!«

»Salz kann man nicht riechen«, widerspreche ich.

»Da hat Ida recht, Papa, das kann man nur schmecken«, sagt Arvid.

»Na gut, ihr habt mich überzeugt.« Papa grinst. »Und? Schmeckt ihr die Salzluft?«

Neben mir schmatzt Arvid. Dann sagt er tatsächlich: »Ja. Lecker.«

Ich verdrehe die Augen und lasse seine Hand los. Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen. Hier kann er auf sich selbst aufpassen.

Plötzlich quietscht Arvid laut und läuft ein paar Schritte voraus: »Da sind die Kutschen!«

Mama lächelt. »Und eine davon bringt uns jetzt in unser neues Zuhause. Gleich beim Naturkundezentrum.«

»Weil es auf Norderum nämlich keine Autos gibt«, sagt Arvid zu mir.

Als ob ich das nicht wüsste. Mama hat es uns oft genug erzählt. Dass auf der Insel keine Autos fahren dürfen und auch keine Busse. Auf Norderum gurkt man mit dem Rad rum, geht zu Fuß oder nimmt eben eine Kutsche.

Mama nickt. »Keine Abgase und keine störenden Motorengeräusche. Ist das nicht schön?«, sagt sie. »Kommt!«

»Moin! Ich bin Tommke.« Vor uns steht der Kutscher. Er hat graue Haare, einen dichten Bart und strahlend blaue Augen. »Willkommen auf Norderum. Ich wünsche euch einen herrlichen Urlaub auf unserer schönen Insel.«

Urlaub? Dann wäre ich jetzt besser drauf.

»Wir wohnen ab heute hier. Meine Mutter ist Biologin und leitet das Naturkundezentrum«, erkläre ich und schiebe schnell hinterher: »Aber erst mal nur für ein Jahr.«

Kurz darauf traben die beiden Pferde los.

Das sind vielleicht miese Aussichten. Ich lebe jetzt tatsächlich auf einer langweiligen Mini-Insel. Und Papa irrt sich. Die Luft riecht nicht nach Salz. Sie müffelt nach Pferdemist!

2

Überall Kaninchen

Im Schneckentempo rollt die Kutsche mit uns über die Insel. So langsam, dass wir sogar von den Radfahrern überholt werden.

Tommke ruft von vorn: »Hinter den Wiesen da drüben ist das Watt, und hier auf der anderen Seite liegt hinter den Dünen das Meer.«

»Wie cool!« Arvid macht einen langen Hals und sieht sich alles ganz genau an. »Das Gras auf den Dünen ist Strandhafer«, sagt er dann. »Weißt du, wie lang seine Wurzeln sind, Ida?«

»Nö«, antworte ich.

»Ein paar Kilometer«, erklärt der Professor und sieht sich weiter neugierig um.

Bis Tommke »Brrrr!« macht und wir anhalten.

Na endlich, wir sind bestimmt eine halbe Stunde an diesen Dünen und Wiesen vorbeigefahren. Zwischendurch ist mir von dem Geruckel fast ein bisschen schlecht geworden.

»Da wären wir, alles aussteigen bitte!«, sagt Tommke und öffnet die Kutschentür.

Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, straffe meine Schultern und steige aus.

»Verrätst du mir, wie alt du bist?«, fragt Tommke. »Zehn, elf?«

»Neun, aber bald zehn«, antworte ich und freue mich ein bisschen darüber, dass er mich älter geschätzt hat.

»Na, das passt ja wie die Faust aufs Auge«, sagt Tommke. Keine Ahnung, wie er das meint. Er nickt uns zu. »Dann mal Tschüss alle miteinander.« Tommke setzt sich wieder auf den Kutschbock und zuckelt davon.

»Geschafft!«, sagt Mama.

Wir stehen direkt vor einem großen grünen Gebäude mit einem Reetdach und weißen Fensterrahmen. Über der Tür hängt ein schiefes Schild, auf dem in großen roten Buchstaben steht: Naturkundezentrum Norderum.

»In unsere Wohnung geht es durch den Seiteneingang. Es ist das letzte Haus an dieser Straße«, sagt Mama. Sie klingt sehr stolz. »So nah am Wasser wohnt sonst niemand.«

image

Es ist nicht nur das letzte, das Naturkundezentrum ist auch das einzige Haus, das hier steht. Nachbarn haben wir keine. Nur total viele Kaninchen, die über die Wiesen und die Dünen hoppeln.

Kaum hat Mama die Tür aufgeschlossen, stürmt Arvid rein. »Hey, das ist ja so was von schön!«

»Ja, das finde ich auch!«, sagt Papa.

Autor