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Lina und ihr Pony

hier erhältlich:

Pferdeglück und echte Freundschaft!

Die 9-jährige Lina liebt Pferde über alles und darf seit zwei Jahren sogar Reitunterricht nehmen. Doch dann wird der Pferdehof verkauft und sämtliche Schulpferde werden weggegeben. Als Lina sich traurig verabschieden will, wird sie auf dem Weg fast von einem fremden Fuchspony über den Haufen gerannt! Der scheue Wildfang lässt sich kaum reiten und büxt ständig aus, deshalb möchte Bauer Holtersen ihn wieder loswerden und den Schlachter rufen. Doch Lina überredet den Bauern zu einer Abmachung: Sie bekommt zwei Wochen Zeit, um Flos Vertrauen zu gewinnen und zu zeigen, was in ihm steckt. Zum Glück sind gerade Ferien und Lina verbringt jede freie Minute mit Flo. So beginnt zwischen den beiden eine Freundschaft fürs Leben.

Warmherzige realistische Freundschaftsgeschichte zwischen Mädchen und Pony zum Wohlfühlen, erzählt von Pferdeliebhaberin und Dein-Spiegel-Bestsellerautorin Antje Szillat


  • Erscheinungstag: 28.06.2022
  • Seitenanzahl: 124
  • Altersempfehlung: 8
  • Format: Hardcover
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505150036

Leseprobe

Für Leni – die echte Lina!

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»Viel Spaß bei den Pferden, Lina«, sagt Mama und lächelt mich fröhlich an. »Und denk daran, Papa holt dich heute ausnahmsweise ab.«

»Ja, Mama, das weiß ich doch.« Schwungvoll stoße ich die Autotür auf und steige aus. Einen kurzen Moment schaue ich dem davonfahrenden Auto noch hinterher, dann wende ich mich zu dem Pferdehof der Familie Bartels um. Mmh, wie ich diesen süßlich warmen Pferdestallduft doch liebe, von dem ich sofort umweht werde, als ich den Hof überquere. Es gibt einfach nichts, das besser riecht.

Okay, Mama und Papa sind da komplett anderer Meinung. Aber das liegt daran, dass sie nicht so pferdeverrückt wie ich sind. LEIDER! Und weil das so ist, muss ich meine Reitsachen im Keller aufbewahren. Mama findet nämlich, sie würden stinken, und Papa behauptet steif und fest, die Haare daran kribbeln ihm ganz schrecklich in der Nase.

Ich finde ja, dass meine Eltern total übertreiben. Doch solange sie nicht auf die Idee kommen, mir deshalb das Reiten zu verbieten, ist es mir ziemlich egal, dass sie meine übergroße Pferdeliebe nicht mit mir teilen.

Während ich jetzt vergnügt über den Hof laufe, drücke ich mir selbst ganz fest die Daumen, dass ich früh genug dran bin. Ich will heute unbedingt wieder Rico reiten. Der dunkelbraune Wallach ist nämlich mein absolutes Lieblingspferd auf dem Hof der Bartels. Wenn ich meine Reitlehrerin Martha als Erste bitte, ihn mir

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nehmen zu dürfen, habe ich fast immer das Glück, dass sie Ja sagt.

Früher, also vor zwei Jahren, als ich mit dem Reiten angefangen habe, war das noch nicht so. Martha hat meine Reitfreunde und mich fast jedes Mal ein anderes Pony oder Pferd reiten lassen. Es war ihr nämlich wichtig, dass wir uns nicht auf ein bestimmtes Pferd einstellen, sondern mit jedem klarkommen. Doch inzwischen sind wir ja längst keine Reitanfänger mehr, und Martha gibt unseren Pferdewünschen meistens nach.

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Doch als ich um das längliche Stallgebäude herumlaufe, sehe ich Martha vor dem großen Tor stehen – und leider auch Selma, Franzi und Joshi. Mist!

Nur ich fehle noch, dann ist unsere Mittwoch-15-Uhr-Gruppe vollständig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Selma längst gefragt hat, ob sie Rico reiten darf.

»Hi«, grüße ich in die Runde und ringe mir ein Lächeln ab.

»Hallo, Lina«, erwidert Martha meinen Gruß. Die anderen hingegen bekommen kaum den Mund auf. Sie stehen einfach da, lassen die Schultern hängen und machen lange Gesichter.

Verwundert rücke ich ganz nah an Joshis Seite und raune ihm zu: »Was ist denn hier los? Warum guckt ihr alle so … bedröppelt?«

Ich rechne fest mit irgendeiner lustigen Antwort. Joshi ist nämlich der Scherzkeks unserer Gruppe und macht ständig irgendwelche schrägen Sprüche. Doch heute ist alles anders. Joshi hört sich richtig geknickt an, als er zurückflüstert: »Martha hat uns gerade gesagt, dass das heute unsere letzte Reitstunde ist.«

»Was?« O nein, hört sie etwa als Reitlehrerin auf? Das ist wirklich schade, denn ich mag Martha unheimlich gern. Alles, was ich kann, habe ich von ihr gelernt, und damit meine ich nicht nur das Reiten. Martha ist es genauso wichtig, dass wir auch »am Boden« gut mit unseren Pferden zurechtkommen und nicht etwa aufgrund von Unwissenheit irgendwelche Fehler machen. Einfach aufs fertig gesattelte und getrenste Pferd setzen und losreiten, so etwas gibt es bei Martha nicht.

»Ich möchte, dass ihr euer Schulpferd wie euer eigenes Pferd behandelt und auch lernt, Verantwortung zu übernehmen«, hat sie gleich in der ersten Reitstunde zu uns gesagt. Wir sind also dafür zuständig, unsere Pferde vorm Reiten ordentlich zu putzen, ihre Hufe auszukratzen und dann natürlich auch, sie zu satteln und die Trense anzulegen. Ich find’s super, denn dadurch fühlt es sich ein kleines bisschen so an, als wäre Rico mein eigenes Pferd.

Was für eine traumhafte Vorstellung. Zu schön! Aber leider nur ein Traum.

»Oje, ich werde Martha irre vermissen. Was ist denn passiert, dass sie aufhört?«, sage ich zu Joshi und bin wirklich traurig.

Joshi sieht mich an. Seine hellblonden Augenbrauen ziehen sich total eng zusammen, und dazwischen bildet sich eine steile Falte.

»Du hast es nicht richtig verstanden, Lina. Wir sind nicht wegen Martha so geknickt. Es geht um die Reitschule. Sie wird geschlossen.«

Leise kichernd knuffe ich Joshi meinen Ellbogen in die Seite. »Soso, du Witzbold, und als Nächstes willst du mir weismachen, dass morgen Weihnachten ist.« Völlig klar, dass Joshi mich zu foppen versucht. Typisch Joshi eben!

»Leider ist das kein Witz, Lina«, mischt sich nun Martha in unsere leise Unterhaltung ein. »Der Hof wurde verkauft. Die Bartels fühlen sich langsam zu alt, um so ein großes Anwesen vernünftig in Schuss zu halten. Ihre Tochter Marie lebt seit vielen Jahren in der Großstadt und möchte nicht wieder zurück aufs Land. Also haben sie schon eine Weile nach einem Käufer gesucht und nun tatsächlich jemanden gefunden.«

»Und … und wer ist das?«, stottere ich vollkommen fassungslos.

»Eine Familie aus der Nähe von Berlin. Leider haben die neuen Besitzer kein Interesse daran, die Reitschule weiterzuführen. Sie wollen sich stattdessen ganz auf ihre Pferdezucht konzentrieren.«

»Und die Schulpferde werden verkauft«, fügt Franzi mit Grabesstimme hinzu. »Die tollen neuen Hofbesitzer wollen sie nämlich nicht haben, und die Bartels können sie nicht mitnehmen, weil sie zu ihrer Tochter in die Stadt ziehen werden.«

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»Verkauft?!«, hauche ich. Rico soll verkauft werden? Der Gedanke ist so schrecklich, dass mir die Tränen in die Augen schießen. »Aber … aber an wen?«

Martha zuckt mit den Schultern. »Ich hoffe doch, dass sie in gute Hände kommen. Und so wie ich Frau und Herrn Bartels kenne, werden sie darauf großen Wert legen. Es fällt ihnen wirklich nicht leicht, das alles hier aufzugeben.«

»Aber es zwingt sie doch keiner dazu!«, ruft Selma halb ärgerlich, halb verzweifelt aus.

Martha atmet tief durch. »Selma, Herr Bartels wird im Sommer sechsundsiebzig Jahre alt. Seine Frau ist zwar um einiges jünger, doch seit sie diesen schlimmen Fahrradunfall hatte, ist sie ja körperlich schon sehr eingeschränkt. Ich kann gut verstehen, dass die beiden sich allmählich zur Ruhe setzen möchten.«

»Wir können ihnen doch helfen«, kommt es mir plötzlich in den Sinn. »Ich meine, nicht nur am Mittwoch, wenn wir Unterricht haben. Ich könnte bestimmt auch an anderen Tagen hierherkommen und …«

»Stopp, Lina.« Martha hebt die Hand. »Das ist wirklich lieb von dir gemeint. Aber ihr habt keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit so ein großes Anwesen wie dieses hier bedeutet. Außerdem ist es eh zu spät. Die Bartels haben alles verkauft. Unwiderruflich.«

»Und wir werden Luzie, Rico, Charly, Haptan, Bronco, Libelle, Fanny und Lord niemals wiedersehen, weil sie sonst wo landen«, vermutet Franzi mit tieftrauriger Miene.

Martha legt Franzi tröstend die Hand auf die Schulter. »Ich bin mir wirklich sicher, dass sich für jedes Schulpferd ein gutes neues Zuhause finden wird.«

Darauf weiß niemand mehr etwas zu sagen. So stehen wir im Halbkreis zusammen, und jeder von uns hängt seinen eigenen Gedanken nach.

Schließlich klatscht Martha betont fröhlich in die Hände und ruft: »Ich habe aber noch ein kleines Abschiedsgeschenk für euch. Ihr müsst die Köpfe also nicht ganz so tief hängen lassen.«

»Du hast uns nur veräppelt«, hofft Joshi. »Genau, du wolltest wenigstens einmal so lustig sein, wie ich es sonst immer bin!«

Martha schüttelt den Kopf. »Leider, leider war das kein Scherz, Joshi. Glaub mir, ich bin auch sehr, sehr traurig darüber. Das Geschenk ist ein Ausritt, den ich jetzt gleich mit euch machen möchte.«

»Ein Abschiedsausritt«, flüstert Franzi, schlägt sich die Hände vors Gesicht und fängt leise zu weinen an.

Ich könnte auf der Stelle mitweinen. Ich fühle mich so elend wie nie zuvor in meinem Leben. Ein letzter Ritt! Ein letztes Mal in Ricos Sattel sitzen. Ein letztes Mal über seine weichen Nüstern streichen. Ihn ein letztes Mal wiehern hören.

Mein Liebling Rico, was wird wohl aus ihm werden?

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Rico stupst mich auffordernd mit seiner weichen Nase an. Ich kraule ihn unter der Mähne, direkt hinter den Ohren, wo sein Fell ganz warm und weich ist und so gut duftet. Wie eine Streublumenwiese.

Okay, das ist eindeutig der Moment, in dem mein Herz endgültig entzweibricht, ach was, in tausend kleine Stücke zerspringt.

»Es tut mir so leid, Rico«, sage ich leise zu ihm. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne dich sein wird. Wie das gehen soll.«

Rico mustert mich, als hätte er jedes Wort verstanden, dann wiehert er.

»Er mag dich richtig gern, Lina«, sagt Selma, die neben uns am Anbinder die kleine Fuchsstute Cinderella putzt. »Von allen Reitschülern hat er dich am allerliebsten.«

Mein Herz klopft immer lauter und schneller. Dabei dachte ich bis jetzt, dass ein zersprengtes Herz gar nicht mehr schlagen kann.

Mit langen kräftigen Strichen beginne ich, Rico zu striegeln. Augenblicke später stehe ich mitten in einer Wolke aus Staub und Pferdehaaren – ein letztes Mal.

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Die anderen sind längst mit dem Satteln fertig, da kratze ich immer noch Ricos Hufe aus. Ich will mich nicht beeilen. Ich will jeden Moment mit Rico genießen.

»Hopp, hopp, Lina«, fordert Martha mich schließlich auf. »Am Himmel braut sich was zusammen. Wenn wir nicht bald loskommen, dann war’s das mit dem Abschiedsausritt.«

»Ja, ich beeile mich …«, behaupte ich und mache dann genauso langsam weiter wie bisher.

Als ich Rico schließlich durch das Stalltor auf den Innenhof führe, ist der Himmel über uns fast schwarz. Martha blickt sorgenvoll hinauf und schüttelt dann den Kopf.

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