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Nordlicht, Band 03

hier erhältlich:

Magisches Island
Island hat Elin tief in seinen Bann gezogen. Aber die Pferdeinsel im hohen Norden birgt ein düsteres Geheimnis. Etwas Bedrohliches braut sich zusammen und nicht nur Ljósadís und ihr Fohlen sind in großer Gefahr. Auf einmal liegt nicht weniger als die Zukunft Islands in Káris und Elins Händen. Aber wem können sie noch vertrauen? Und was plant Freyja, Káris Freundin aus Kindertagen? Es steht viel auf dem Spiel und Elin muss Entscheidungen treffen, die ihr ganzes Leben beeinflussen …
Ein packendes Pferdeabenteuer im Land der Elfen, Feen und Trolle mit einem Hauch Romantik.


  • Erscheinungstag: 07.03.2019
  • Seitenanzahl: 256
  • Altersempfehlung: 12
  • Format: E-Book (ePub)
  • ISBN/Artikelnummer: 9783505142321

Leseprobe

 

 

 

Für meine wunderbare Tochter,

hier und da,

ganz und gar!

 

Und für Andreas,

drüben in der Anderswelt

Prolog

Die Dunkelheit ist wieder da.

Ein Mantel aus klammem Schwarz umhüllt mich.

Kalt und feucht.

Ich friere.

Mein ganzer Körper schmerzt.

Ich bin zurück in diesem Traum.

Gefangen in dieser Höhle.

Wann hört das auf? Was muss ich tun?

Ich bin aus einem Grund hier. Ich darf nicht aufgeben. Sonst ist alles verloren.

Ich versuche, mich zu erinnern.

Kári. Die Pferde. Das Mädchen. Die alte Frau.

Wo sind sie?

Ich öffne die Augen.

Zitternd fingere ich nach einem Streichholz in der Tasche meines Parkas.

Es zischt, als ich es anzünde.

Im Schwefelfunkenschein setze ich mich auf.

Hier ist niemand außer mir.

Stille.

Wie kann das sein?

Wo sind die froschköniggrünen Augen?

Wo ist der wässrig blaue, schildkrötengreise Blick?

Ich gehe ein paar Schritte. Taste mich vorsichtig über schroffe Felsen und erkaltete Lava.

Mein Streichholz erlischt. Ich zünde ein neues an.

Mein vorletztes.

»Kári?« Die Wände werfen mein Echo zurück.

Ich bin allein.

Vor mir tut sich ein Abgrund auf.

In der Tiefe schiebt sich träge ein Lavastrom voran.

Wärme und Schwefel steigen zu mir auf.

In meinem Kopf hallt die Stimme der fremden alten Frau nach. »Es hat angefangen, Elin Weltenwanderin, Weltenwandlerin. Ihr habt eine Aufgabe. Stellt euch der Zukunft. Du, Elin, geh weiter. Folge deiner Bestimmung, folge den Schicksalsfäden, die die Nornen für euch weben. Kämpfe.«

Ich warte auf den Strudel, der mich mit sich fortreißt. Dass der wässrige Blick beginnt, sich um mich zu weben, zu drehen und zu wirbeln. Aber nichts passiert.

Nur ich bin hier.

Gefangen.

Auf mich gestellt.

Allein.

Meine Schritte sind unnatürlich laut. Genau wie mein Atem.

Das Licht erlischt.

Weit unten glimmt und schimmert rotgolden die Lava.

Heiß.

Lockend.

Tödlich.

Hier oben herrscht Schwärze.

Ich stehe im Dunkeln.

Fröstelnd.

Ich habe Angst, mich in unsichtbaren Schicksalsfäden zu verheddern.

Alles zu verlieren.

Ich schlucke.

Ich nehme mein letztes Streichholz, zünde damit die leere Schachtel an und werfe sie voraus.

Es gibt kein Zurück.

Ich muss über diesen Abgrund.

Da lauert etwas in der Tiefe. Ein rot glühendes Lachen will nach meiner Seele greifen.

Mit schweißnassen Fingern fasse ich nach meinem Anhänger.

Nach meinem Nordlicht.

Das geheimnisvolle Licht in seinem Inneren schimmert milchig grün.

Pulsierend. Fordernd. Mahnend.

Ich springe.

1. Kommen und Gehen

Wir stehen am Flughafen von Keflavík. Erster Stock, Abflugebene, vor den Sicherheitskontrollen. Den Ankunftsbereich finde ich wesentlich schöner. Wer will denn freiwillig zurück nach Deutschland oder sonst wohin?

Amy und ich liegen uns weinend in den Armen. Ich kann schon gar nichts mehr sehen durch den Tränenschleier. Meine Stirnhöhlen brummen, der ganze Kopf dröhnt, und mein Kragen ist total nass geheult.

»Ich will hier nicht weg«, schluchzt meine Freundin.

»Aber Thorben wartet doch«, schniefe ich. »Und Mara und Anne und Malin.«

»Ich möchte in Island bleiben!«, wiederholt Amy.

Wir weinen eine neue Runde. Um uns herum schieben sich andere Fluggäste vorbei, überholen, drängeln, meckern.

Aber das ist mir egal.

Mom legt mir behutsam den Arm auf die Schulter, und Nele zieht gleichzeitig sanft an Amys Rucksack. »Auseinander, ihr beiden. Wir müssen jetzt wirklich los. Das Boarding hat schon begonnen.«

»Ich will nicht. Das ist so ungerecht!« Widerstrebend löse ich mich von Amy und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. »Grüß mir die anderen«, bitte ich leise und wische mit dem Ärmel über meine verquollenen Augen.

Nele und Amy gehen langsam durch die Abfertigung in den Sicherheitsbereich und verteilen Handgepäck, Jacken und die Beutel mit Zahnpasta, Deo und Cremetuben in die Plastikschalen auf dem Rollband des Röntgengerätes.

Ein letzter Blick, wir winken, dann sind sie hinter den Kontrollen verschwunden.

Mom seufzt und sieht mich an. »Na, kranke Maus? Wärst du lieber mitgeflogen?«

Ich putze mir geräuschvoll die Nase und versuche ein Lächeln. »Auf keinen Fall. Du?« Mein Kopf schmerzt immer noch, und mir ist übel. Aber das würde ich niemals zugeben. Es war schwer genug, Mom zu überreden, mich zumindest für den Abschied von Amy und Nele aus dem Bett zu lassen.

Mom zwinkert mir zu, und Arm in Arm fahren wir die Rolltreppe hinunter. »Na, dann mal schnell ab zurück ins Bett, du gehirnerschütterte Fohlenretterin.«

»Was tut man nicht alles für seine Mutter und die Liebe?«, scherze ich. Immerhin hat uns mein kleiner Unfall ein amtliches Flugverbot vom Arzt eingebracht – und das fanden wir beide gar nicht sooo schlecht. Glück im Unglück quasi. Okay, ich geb’s zu: Ich hätte den Doc knutschen können!

Mindestens drei Wochen mehr Island, Kári, Ljósadís und Ljóri – es gibt absolut Schlimmeres!

Leider darf ich erst mal nicht reiten oder fernsehen. Mom hat sogar mein Handy konfisziert und mir die Kissen geklaut – alles schlecht für meinen durchgeschüttelten Schädel und echt megadoof. Das habe ich ein bisschen unterschätzt. Aber wir haben Islandverlängerung, und der Rest wird sich finden.

Gunnar wartet schon auf dem Parkplatz. Als er uns sieht, lässt der bärtige Hüne die Zeitung sinken, setzt sich in den Wagen und startet den Motor.

»Willkommen zurück«, begrüßt er uns, als wir einsteigen, und Mom kriegt ein Küsschen. Dabei waren wir gerade mal eine halbe Stunde weg.

Hmm. Auch wenn es ja quasi meine Idee war, meine Mutter mit einem Einheimischen zu verkuppeln, muss ich mich doch noch ein bisschen an den Gedanken gewöhnen, dass Mom sich tatsächlich den Chef der Pferdefarm gekrallt hat. Kaum wird man mal kurz in einer Eishöhle bewusstlos, passieren um einen herum die unglaublichsten Dinge! Hammer!

Und meine frisch verliebte Mutter ist nur die Spitze des Eisbergs.

Ich beginne gerade zaghaft, den sonderbaren Umstand zu akzeptieren, dass mein Freund Kári nicht einfach ein etwas altmodischer isländischer Pferdejunge ist, sondern zum sogenannten Unsichtbaren Volk gehört. Aber außer Mom und Erla weiß das niemand. Und das kann auch erst mal so bleiben. Die denken ja sonst alle, dass ich total durchgeknallt bin oder mir bei dem Versuch, das Fohlen zu retten, einen bleibenden Schaden zugezogen habe.

Kári und ich haben uns kennengelernt, als Mom und ich das erste Mal hierher nach Island gekommen sind. In der ganzen Zeit bis zu unserer Rückkehr haben wir Kontakt gehalten. Aber nicht über Insta und WhatsApp, sondern über meine Träume – und über den Anhänger mit dem geheimnisvoll schimmernden Nordlicht, den er mir zum Abschied geschenkt hatte.

Über Wochen hinweg haben Kári und ich jede Nacht im Traum so viel Schönes zusammen mit den Pferden erlebt. Er hat mir so viel von Island gezeigt, dass ich es kaum abwarten konnte, zurückzukommen und ihn und natürlich Ljósadís wiederzusehen. Und als es dann endlich vor drei Wochen so weit war, da war er weg. Wir sind in Keflavík gelandet, Mom, Amy, ihre Mutter Nele und ich – und Kári war wie vom Erdboden verschluckt.

Ab da stand meine kleine Welt dann nur noch kopf, und die Ereignisse haben sich überschlagen. Natürlich habe ich Kári gesucht. Auf Tour im Hochland hatte unsere kleine Reitergruppe lauter verrückte Erlebnisse und seltsame Begegnungen, und die Hälfte davon würde mir sowieso keiner glauben, nicht mal meine beste Freundin Amy, obwohl sie fast immer in der Nähe war.

Am Ende hat jedenfalls Ljósadís Kári gefunden, noch vor mir. In einer Höhle im Hochland war das, in der Káris Familie ihn und den kleinen Ljóri versteckt hatte. Vor wem genau, weiß offenbar niemand. Aber die Drohung nehmen alle ernst. Dann ist die Höhle über uns zusammengestürzt, und Kári hat mir das Leben gerettet. Ich glaube, das war schon das dritte Mal. Anscheinend hat er ein Abo darauf, mich irgendwo herauszuziehen: aus Schnee, Flüssen, Höhlen … Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn alles mal wieder ein bisschen normaler würde.

Mit Ljóri, dem Fohlen von Ljósadís, meiner geliebten Nordlichterfee, ist das nämlich auch so ein merkwürdiges Ding. Alle haben geglaubt, Ljóri wäre vor einem halben Jahr in den Bergen abgestürzt und ums Leben gekommen. Aber in Wirklichkeit hat Kári den hübschen kleinen Hengst mit der Lockenmähne in Sicherheit gebracht und gesund gepflegt.

Beide Islandpferde sind unter einem seltenen vielfarbigen Nordlicht geboren worden. Das macht sie zu etwas ganz Besonderem. Und leider sind sie dadurch auch in großer Gefahr. Wir alle schweben in großer Gefahr. Das sagt zumindest Kári. Ich habe es immer noch nicht genau verstanden, aber anscheinend hänge ich mit drin und bin ebenfalls bedroht, genau wie er. Irgendwelche Verrückten sind für den Einsturz der Höhle verantwortlich. Sie wollen uns Angst einjagen, weil sie nicht wollen, dass wir ein Paar sind. Sie haben uns verflucht. Das allein ist so schräg und abgefahren, aber wohl nur die Spitze des Eisbergs. Den Rest muss ich noch herausfinden.

Uahhh … Gunnar beschleunigt. Wir sind auf der Landstraße nach Reykjavík unterwegs, und mir wird jetzt doch wieder ganz schön flau im Magen. Der Automotor brummt nur unwesentlich lauter als mein Kopf.

Ich mache die Augen zu und fingere nach meinen Ingwerpastillen. Ohne die wäre ich im Moment ganz schön aufgeschmissen. Und ohne die Spezialhonigbonbons von Erla. Aber die teile ich mir gut ein. Wer weiß, ob und wann ich Nachschub bekommen kann.

Ich frage mich nur, wie ich in diesem Zustand die Welt retten soll – oder zumindest aufpassen, dass Ljóri und Ljósadís nicht von irgendwelchen Spinnern geklaut werden.

Mein Kopf vibriert mit der Fensterscheibe des Pick-ups um die Wette. Es ist spät. Der Himmel ist wolkenverhangen, und doch ist es draußen noch taghell. Ich sehne mich nach meinem Bett. Gunnar hat Mom und mich innerhalb des Hotels umquartiert. Wir haben ein kleines Appartement in einem ruhigen Nebentrakt bekommen, mit toller Veranda und ganz in der Nähe der Weiden und Stallungen. Es hat ein Miniwohnzimmer, Bad, Küchenzeile und zwei Fernseher. Einer steht im Schlafzimmer. Aber Mom ist unerbittlich. Bis der Doc grünes Licht gibt, darf ich nicht mal ein Buch lesen, und mein Smartphone versteckt sie jeden Tag irgendwo anders.

Also träume ich mich davon.

Zu Kári.

Allmählich habe ich richtig Übung darin, meine Träume zu steuern, die Orte zu wählen, an denen wir uns finden können.

Vor den Autofenstern zieht die Küstenlinie an uns vorbei. Endlose Lavafelder, moosbewachsene Felsbrocken und dahinter das Meer. Ich weiß auch mit geschlossenen Augen, wie das alles aussieht. Ich will woandershin. Ich träume mich weiter weg, an einen speziellen Ort.

Und da bin ich auch schon. Am Fuß einer Hügelkette. Kári ist bereits da, und mit ihm unsere Pferde, seine Schimmelstute Mánadís und meine mausfalbe Nordlichterfee mit der langen, schmalen Blesse und den schwarzen Strümpfen an den Vorderbeinen. Hinter uns liegt die weite Ebene mit dem Hotel, den Gewächshäusern und einigen anderen Höfen. Vor uns führt ein geschlängelter Weg aus zerstoßenen Lavabröckchen aufwärts.

Selbst im Traum habe ich leichtes Kopfbrummen, aber das vergesse ich sofort. Mein Herz schlägt zunehmend schneller, als Kári strahlend auf mich zukommt.

Elin.

Seine Arme schließen sich um mich und halten mich ganz fest. Seine Hände fühlen sich warm und lebendig an auf meinem Rücken. Er riecht nach Schafwolle und Pferden und Kräutern, nach dieser einzigartigen Kárimischung, die für mich Island ist und immer sein wird. Ich lasse meinen Kopf an seine Schulter sinken.

Elin. Geht es dir gut?

Ich nicke. Meinen Kopf lassen wir einfach mal außen vor.

»Blendend«, flunkere ich und schaue zu ihm hoch.

Kári lacht sein ansteckendes weißes Strahlelächeln.

Ich muss immer auf seine Zähne starren, auf seine Lippen. Dann versinke ich in seinen Augen, die so richtig froschköniggrün sind. Er zwirbelt eine meiner blauen Haarsträhnen und streicht sie mir mit unsicheren Fingern hinters Ohr.

Ich hatte tausend Fragen, aber die sind auf einmal alle nicht mehr wichtig. Ich bewege meinen Mund ein Stückchen auf seinen zu. Und dann berühren sich unsere Lippen, und es britzelt wie Brausepulver, nur viel, viel süßer und ganz weich. Ich schließe die Augen und hoffe, dass die Zeit stehen bleibt. In Träumen geht so was doch, oder?

Aber dann schnaubt Mánadís, und es ist vorbei. Wir öffnen die Augen.

Die Pferde tänzeln aufgeregt herum. Auch Ljósadís, meine kleine Nordlichterfee, wirkt auf einmal unruhig.

Kári lässt mich nicht los, aber sein Blick hat sich verändert. Er ist wachsam. Besorgt. Und er sagt irgendwas auf Isländisch zu seiner Schimmelstute. Das ist neu: Normalerweise verstehe ich ihn in meinen Träumen immer ohne Schwierigkeiten.

Wir gehen zu den Tieren hinüber, und Kári hilft mir in den Sattel. Mir ist ganz schön schwindelig, aber ich lasse mir nichts anmerken.

Es wirkt beinahe so, als hätte er es auf einmal eilig, von hier wegzukommen. Habe ich etwas falsch gemacht?

»Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, frage ich.

Er schüttelt den Kopf und streichelt mir über den Arm. Dann streckt er sich zu mir hinauf und drückt mir noch einen Kuss auf die Wange.

Willst du die Stelle sehen, an der die ersten Siedler an Land gingen?

Ich nicke und erwidere sein spitzbübisches Lächeln. Mein Herz klopft wie verrückt, und ich habe wild flatternde Schmetterlinge im Bauch. Ich mache mir schon wieder zu viele Gedanken.

Wir reiten hügelaufwärts in die Berge hinein. Endlich hat es aufgeklart. Kári nimmt mich und Ljósadís mit auf einen Mitternachtsritt. In strahlendem Sonnenschein. Es ist jetzt beinahe unendlich lange hell. Das ist sie also, die berühmte Mitternachtssonne.

Kári ist sehr besorgt um mich, und wir lassen die Pferde nur im Schritt vorwärtsgehen, ohne Sattel, wie damals, in unseren allerersten gemeinsamen Träumen. Gleich nach unserer ersten Islandreise war das. Auch damals war ich krank – und ein bisschen verwirrt.

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Immer wieder sieht Kári sich um. Als ob uns jemand verfolgen könnte.

Aber was soll mir schon geschehen? Ich meine, es ist doch nur ein Traum!

Er lenkt seine Schimmelstute neben mich. Ljósadís legt kurz die Ohren an und schlägt unwillig mit dem Schweif, aber Mánadís braucht nur einmal kurz den Kopf drehen, und schon haben die beiden das geklärt.

Kári reitet wie immer ganz ohne Zaumzeug. Ich habe immerhin noch Zügel in der Hand. Unsere Knie berühren sich. Wir schauen uns an. Kári lächelt. In seinen Wangen entstehen Grübchen. Seine Zähne blitzen weiß. Mein Herz fängt an zu pochen. Ich halte mich in der Mähne fest und beuge mich zu ihm hinüber. Alles an mir kribbelt, als er auch auf mich zukommt und unsere Lippen sich erreichen.

Ich will hier nie wieder weg!

Plötzlich wiehert Mánadís und drängt zur Seite. In derselben Sekunde wird auch meine Nordlichterfee unruhig.

Ein Pferd sprengt hügelabwärts genau auf uns zu. Staub und Steine lösen sich unter seinen Hufen. Hat die Reiterin die Kontrolle verloren? Ist es ihr durchgegangen? Unwillkürlich packe ich meine Zügel fester. Bitte keine wilde Jagd jetzt! Traum hin oder her.

Aber dann ruft Kári der Reiterin etwas zu, und sie erwidert etwas. Es klingt aufgeregt und dringend. Anscheinend hat sie es megaeilig, uns zu treffen.

Ich kneife meine Augen zusammen, um besser sehen zu können. Prompt wird mein Kopfschmerz wieder stärker. Das ist doch … Das Pferd kenne ich! Die Reiterin ist jetzt ganz nah.

Tatsache, das sind Blika und das fremde Mädchen, dem ich schon einige Male begegnet bin! Die Nüstern der Stute sind geweitet. Ihr windfarbenes Sommerfell glänzt schweißnass. Sie schnauft. Auch die Reiterin ist außer Atem. Wie ein Wasserfall redet sie auf Kári ein.

»Ha!«, rutscht es mir heraus. Triumphierend sehe ich Kári an. »Ich wusste, dass ihr euch kennt.«

Sie funkelt mich an, so wie damals am Bach. Ein paar Dezibel leiser wiederhole ich: »Ich wusste das! Allein schon wegen Blika!«

Ihr Blick ist eine Herausforderung an mich. Ich habe keine Ahnung, was da gerade bei ihr abgeht, aber ich nehme die Challenge an. Und dann habe ich ein Déjà-vu. Diesen Ausdruck, den kenne ich. So hat Amy mich angeschaut ... Damals, als Thorben mich zum Eis eingeladen hat, weil ich ihm Mathe erklärt habe. Sie ist eifersüchtig! Das Mädchen ist eifersüchtig! Auf mich! Wegen Kári?

Wer ist sie? Woher kennen die beiden sich? Ich kann nicht aufhören, sie anzustarren. »Aber das ist doch kein Grund –«

Nicht jetzt, wir haben keine Zeit.

Wumm. Abgewürgt.

Der Gedanke ist unvermittelt da, wie eine Ohrfeige, und dann geht in meinem Kopf ein schmerzendes Blitzlichtfeuerwerk los.

Ich angle stöhnend nach Erlas Spezialbonbons und halte erst mal die Klappe.

Die beiden reden auf Isländisch miteinander. Ich verstehe keinen Ton. Immer wieder zeigt das Mädchen abwechselnd auf mich, auf das Tal und die Berge.

Kári lässt sich schließlich von ihrer Aufregung anstecken. Er bedeutet mir, ihnen zu folgen. Wir verlassen den Weg und reiten querfeldein. Die Hufe unserer Pferde sinken bei jedem Schritt quatschend in das weiche Moos ein. Der Boden ist morastig. An manchen Stellen versinken wir bis über die Sprunggelenke, und das Mädchen treibt uns mit ungeduldigen Gesten ständig weiter zur Eile an.

Komm!

Ich bin genervt. Ich kann nicht so schnell, und mein Schädel hämmert auch ohne die fiesen Tricks dieser Wikingerbraut schon in THX Dolby Surround.

Kári mahnt mich, dicht hinter ihm zu bleiben, und greift schließlich nach meinen Zügeln, um Ljósadís zu führen. Das wäre gar nicht nötig. Ich will mich schon beschweren, aber dann höre ich ein leises Brummen, das immer stärker anschwillt und stetig näher kommt.

Das Mädchen kreischt etwas. Sie lenkt uns direkt auf eine Felswand zu. Was soll das denn jetzt? Da geht es doch nicht weiter? Und wovor flüchten wir überhaupt? Wieso macht sie sich so wichtig? Und wieso nimmt Kári das so ernst?

»Was ist denn los?«, frage ich.

Kári dreht sich zu mir und springt vom Pferd. Er sieht besorgt aus. Bleib ganz ruhig. Freyja ist eine Freundin. Vertrau ihr.

Er bewegt die Lippen nicht. Seine Worte finden ihren Weg wie immer irgendwie anders direkt in meinen Kopf.

Na ja, Freundin ist gut. Vertrauen … pfff … Ich weiß ja nicht. Ich muss an unsere bisherigen Begegnungen denken. An wüste Beschimpfungen, an die verdorbenen Mägen meiner Mitreiter, nachdem sie Gott weiß was in den Fluss gekippt hatte, an meine Kopfwehattacke von eben, und jetzt gerade blitzt sie mich auch nicht wirklich freundlich an.

Kári wartet, mühsam beherrscht. Ich reiße mich zusammen, nicke stumm und lasse mich von Ljósadís’ Rücken gleiten. Kári hilft mir. Wir ducken uns hinter einen Stein. Total witzlos, denn der ist viel zu klein, als dass wir alle drei samt Pferden dahinter verschwinden könnten.

Das Brummen wird lauter. Das ist definitiv nicht nur mein Schädel. Mir ist schlecht. Der feuchte Untergrund durchweicht meine Reithose an den Knien. Ich lutsche verzweifelt an meinem Honigbonbon herum und beobachte hilflos, was geschieht. Immerhin hält Kári meine Hand.

Freyja geht ein paar Schritte von uns weg. Sie reißt die Arme hoch und ruft irgendwas. Ljósadís zuckt einmal kurz, dann zupfen die Pferde unbeeindruckt ein paar der spärlichen Grasbüschel zwischen den Moosflecken.

Freyja ist dazu übergegangen, etwas zu murmeln. Es klingt bedrohlich. Dann verdreht sie die Augen und stampft mit einem Stab auf den Boden. Ich habe keinen blassen Schimmer, woher sie den auf einmal hat. Sie guckt wirklich finster, während sie mit dem Stock einen imaginären Kreis zieht. Aber das Unheimlichste ist, dass um uns herum auf einmal Bewegung in den Boden kommt. Die morastige Erde fängt an zu gluckern und zu glibschen, wie ein frisch gekochter Pudding mit einer ganz dünnen Haut. Dunst steigt auf. Heißer Dampf. Wie Nebel hüllt er uns ein. Und es stinkt nach faulen Eiern. Am liebsten würde ich aufspringen und davonlaufen. Aber Kári hält mich ganz fest. Er zieht mich an sich, und ich kann seinen Herzschlag an meinem Rücken spüren.

Mir ist mulmig. Ich würde gern den Traum beenden. Freyjas Blick fliegt zu mir, und ich werde selbst in Gedanken mucksmäuschenstill. Ich mag sie irgendwie nicht, sie jagt mir Angst ein.

Das Brummen ist jetzt richtig laut, und endlich begreife ich, dass es mit meinem Kopf überhaupt nichts zu tun hat. Es kommt von außen. Da knattern Motorräder den Berg herunter. Schwere Maschinen. Sind die bekloppt? Das ist ein Naturschutzgebiet, und zwar mit reichlich geothermaler Aktivität. Auf Deutsch: Es ist überall Wasser unter der Oberfläche, und das kocht. Sehen die das denn nicht? Der Moorboden ist trügerisch. Lebensgefahr für alle, die sich hier nicht ganz genau auskennen!

Ich will aufspringen, aber Kári hält mich zurück.

Beweg dich nicht, bleib ruhig sitzen, schärft er mir ein. Sie sind nicht i n Gefahr, sie sind d i e Gefahr.

Inzwischen kann ich die Männer auf den Maschinen erkennen. Es sind drei. Sie tragen schwarze Lederkutten, Tätowierungen und Messer und machen düstere Gesichter. Dagegen ist Freyja ein Supersonnenschein.

Ich schlucke. »Was wollen die von uns?«, wispere ich tonlos.

Freyja schleicht zu uns herüber.

»Kill!«, sagt sie mit kehlig rauer Stimme. Töten. Und als ob das nicht gruselig genug klingen würde, fährt sie sich mit dem Zeigefinger einmal quer über den Hals, in Zeitlupe von links nach rechts.

Ich schließe entsetzt die Augen. Kann ich jetzt bitte ganz schnell aufwachen? Ich mag Freyja echt nicht.

Kári ging noch einmal zu der eingestürzten Eishöhle zurück, in deren Bannkreis er sich mit Ljóri verborgen gehalten hatte. Freyja begleitete ihn. Sie nahm eine Heugabel von der Felswand und trug sie wie eine Waffe vor sich her. Kári schmunzelte. »Glaubst du, damit kannst du ihnen Angst einjagen?«

»Du hast ja keine Ahnung. Diese Männer sind wirklich gefährlich«, flüsterte sie.

Anfangs hatten sie gedacht, die Höhle wäre aufgrund der Schneeschmelze eingestürzt. Freyja hatte es gehofft, ein paar Momente lang. Dann entdeckte jemand die Nidstange, das sichtbare Zeichen eines uralten Fluches. Er war gegen Kári und Elin gerichtet. Gegen ihre Verbindung. Ganz direkt und offen. Sie hatten begriffen, dass jemand nur darauf gewartet hatte, dass Elin den schützenden Bann brach.

Freyja brauchte nur noch eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, dass ihr finsterer Lehrherr dahinterstecken musste.

Der riesenhafte Godenführer hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er Elin verabscheute, noch mehr als alle anderen Touristen. Schon mehrfach hatte er Freyja den Auftrag gegeben, sie aufzuhalten, ihr im wörtlichen Sinn Steine in den Weg zu legen, Schaden in Kauf nehmend.

Anfangs hatte er sein Ziel geschickt hinter allgemeinen Angriffen gegen Fremde verborgen, die sich zu weit vorwagten. Freyja beschwor die Mächte der Natur für ihn. Auf die gleiche Art hielten sie auch sonst unbefugte, dreiste Menschen davon ab, Wege zu verlassen oder heilige Orte zu betreten.

Doch dann hatte Freyja ihn dabei beobachtet, wie er ein Messer gegen Elin erhob, aus dem Schatten der verborgenen Dimension heraus. Sie schauderte. Damals hatte sie es vereiteln können … aber sie war nicht immer zur Stelle.

Elin war wie Kári, obwohl sie fremd war. Eine Pferdeversteherin. Nur sie, als ebenbürtige Seele, hatte den Schutz durchbrechen und die Höhle betreten können. Doch in dem Moment, als sie es tat und Kári fand, brach der Schutz unter ihren vereinigten Kräften zusammen.

Mit der Nidstange hatte der Gode noch eine zweite Fliege mit derselben Klappe schlagen wollen: Damit sprach sich nämlich wie ein Lauffeuer herum, dass einer von ihnen Grenzen überschritt, sich über Gebühr mit einer Fremden einließ. Das heizte die menschenfeindliche Stimmung unter den Konservativen zusätzlich an. Es brachte dem dunklen Godenfürsten Stimmen für eine weitere Ablösung von der Menschenwelt. Warum auch immer ihm das so wichtig war und wie auch immer die vonstattengehen würde. Freyja hatte eine Ahnung, dass ein Bewahren der Natur nur ein vorgeschobener Grund war. Er verfolgte eigene Zwecke. Nur welche?

Rätselhaft fand sie außerdem, wieso er zumindest mit einem Teil seines Plans gescheitert war: Elin lebte. Kári und dem Fohlen ging es gut. Der Zauber hatte standgehalten, solange das Mädchen sich in der Höhle befand, selbst noch, als es verletzt und ohnmächtig war. Die Felsen gaben nach, und doch blieben Elin, Kári und die Nordlichterpferde unantastbar. Hier hatten der Riese und seine Schergen ihr Ziel nicht erreicht.

Noch nicht.

Mit dem Fuß wischte Freyja über die Spuren, die Motorradreifen in der Asche des erloschenen Lagerfeuers hinterlassen hatten. Die Abdrücke ähnelten der schuppigen Zeichnung von Lindwürmern in den alten Sagenbüchern. Freyja schüttelte sich. Zwar hatte sie noch nie eine solche Seeschlange gesehen, aber sie hatte genug darüber gelesen. Sie galten als aggressiv und griffen auch Menschen an.

Kári nickte. Die Lachfältchen verschwanden aus seinem Gesicht. Er hatte gesehen, was passieren konnte. Es hätte nicht viel gefehlt, und Elin … Er durfte das nicht zu Ende denken. Seine Finger spielten abwesend mit dem orange-blauen Schal, den er sich in die Hosentasche gesteckt hatte. Er war eine Leihgabe von ihr. Dem Mädchen mit den ozeanblauen Augen und den lupinenfarbigen Haarsträhnen. Sie war kein Mitglied der Huldúgemeinschaft, sie kam aus einem fernen Land und gehörte zu den Verborgenen Menschen. Das Lustige war, dass sein Volk von diesen anderen ebenso genannt wurde. Normalerweise begegneten sie sich nicht. Dimensionen trennten sie. Zeit und Raum. Sie nahmen die anderen im Höchstfall wie einen Schatten wahr, ein flüchtiges Huschen im Augenwinkel. Aber manche konnten diese Grenzen durchschreiten, wenn sie ein Ziel auf der anderen Seite hatten. Elin und er gehörten dazu. Auch Freyja war dazu imstande, wenn sie sich Mühe gab.

Und Jorúnn.

Besonders Jorúnn.

Die alte Kräuterfrau war eine Weltenwanderin. Sie konnte hin und her wechseln, einfach so, als wäre es so leicht wie Atmen.

»Ich glaube, der Gode kann das auch.«

Überrascht sah Kári zu Freyja. Hatte sie wieder einmal seine Gedanken gelesen?

Ohne aufzusehen, stocherte sie mit der Heugabel auf dem Boden herum. »Er war hier. Er sucht euch und die Pferde.«

Kári zuckte mit den Achseln. »Die sind in Sicherheit. Ich glaube nicht, dass er sich traut, in Gunnars Stall einzubrechen. Wir haben Wachen aufgestellt, und Jorúnn hat ihren Teil zu unserem Schutz beigetragen. Du weißt, wie mächtig sie ist. Die werden sich hüten. Der Rat beginnt heute Nacht mit den Anhörungen. In zwei Wochen, wenn Vollmond ist, werden die Beschlüsse gefasst und verkündet. Dann sind wir frei.«

Freyja war nicht überzeugt. »Die Goden sind in Alarmbereitschaft, ohne zu wissen, dass einer der ihren hinter all dem steckt. Ich habe es versucht. Sie glauben mir nicht. Ich kann nicht einmal offen aussprechen, was ich gesehen habe, solange wir keine Beweise und Zeugen haben. Er würde mich sofort töten. Du riskierst zu viel, und deine Hoffnung ist ein Wunschtraum. Die Nidstange war eine offene Kriegserklärung. Niemand hätte gedacht, dass jemand so weit gehen würde.«

»Niemand bedeutet: Du?« In Káris Stimme lag kein Vorwurf.

Freyja blickte zur Seite. »Ich muss los. Sonst schöpft er Verdacht.«

Kári hielt sie am Arm zurück. »Ist das nicht zu gefährlich?«

Sie sah ihn lange an. »Es ist in Ordnung. Es geht um mehr. Wenn sie bleibt, ist sie in größerer Gefahr als ich.« Sie schluckte. Es kostete sie Überwindung, den nächsten Satz zu sagen. »Gib auf sie acht. Jorúnn sagt, sie ist Teil der Prophezeiung.«

Kári nickte verblüfft. Sie brauchte ihn nicht daran zu erinnern. Aber aus ihrem Mund zu hören, dass sie sich um Elin sorgte, berührte ihn.

Freyja drehte sich um, rammte die Heugabel in den Boden und schwang sich mit Anlauf auf ihre Stute.

Dann ritt sie zurück zu ihrem finsteren Lehrherrn, dem riesenhaften Goden, der für das alles verantwortlich war.

2. Nordische Laute

Als ich wieder zu mir komme – wach werden würde ich das nicht gerade nennen, denn dann hat man nicht das Gefühl, mit dem Kopf in einer Schraubzwinge festzuklemmen, nicht mal mit Gehirnerschütterung … Als ich also halbwegs mein Bewusstsein wiedererlange, finde ich mich in meinem Hotelbett wieder. Dazwischen fehlt mir ein Stück. Denn irgendwie muss ich ja auf dem Rückweg vom Flughafen aus Gunnars Auto hierhergelangt sein. Und in der Traumebene fehlen mir auch Teile. Ich versuche, aus meinen vertrockneten Hirnzellen zu wringen, was passiert ist:

Wir haben ewig im feuchten Gras gekauert und darauf gewartet, dass diese Rocker mit ihren Motorrädern wieder verschwinden. Aber die haben sich Zeit gelassen. Irgendwann sind unsere Pferde unruhig geworden. Kári und Freyja haben diskutiert, und wieder mal habe ich nichts verstanden. Nur dass zwischendurch mein Name fiel, fast immer begleitet von Freyjas missmutigem Schnauben.

Das Letzte, an das ich mich erinnere, sind Káris Hände in meinen und Freyjas Finger vor meinem Gesicht.

Ihre Pupillen brannten sich in meine, hoch konzentriert, fingen an, sich zu drehen, zu kreiseln, bis mir schwindelig wurde und ich meine Augen schließen musste. Das Kreiseln wurde von Kälte und einem leisen Rauschen abgelöst. Dann weiß ich nichts mehr. Da war nur noch windstille, tonlose Schwärze.

Tja, und hier bin ich nun. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Es muss noch immer Nacht sein, aber es ist ja ständig hell. Mit diesem seltsamen Sommerdauerlicht kommt man wirklich ganz durcheinander.

Die Tür zum Nachbarzimmer steht offen. Von drüben höre ich Moms leises Schnarchen. Das sonst eher nervige Geräusch hat auf einmal etwas extrem Beruhigendes. So etwas wie Beständigkeit in meiner kleinen verrückten Welt, in der alles, was ich bislang für normal und selbstverständlich hielt, auf den Kopf gestellt, Stück für Stück zerbröselt und in umgekehrter Reihenfolge wiederaufgebaut wird. Mom ist mein Fels in diesem Chaos, eine kleine, schnarchende Felseninsel in der Brandung.

Manchmal schleicht sie sich nachts zu Gunnar. Sie glaubt, ich merke das nicht, weil sie stets noch vor dem Frühstück wieder zurückkommt. Irgendwie süß von ihr. Und auch, dass sie heute hiergeblieben ist. Meine erste Nacht ohne meine beste Freundin. Ob Amy und Nele schon gelandet sind?

Schlaftrunken will ich nach meinem Handy angeln. Aber das hat Mom natürlich mit in ihr Zimmer genommen und in ihr Nachttischschubfach gelegt. Damit ich auch ja nicht auf dumme Gedanken komme, mitten in der taghellen Nacht.

Und jetzt? Ich starre an die Decke.

Mein Mund ist trocken.

Ich muss aufs Klo.

Der Wind bauscht das Rollo auf und drückt es klappernd gegen den Rahmen. Wieso hat Mom das Fenster nicht zugeschoben vorm Schlafengehen?

Autor