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Plötzlich Friesin

hier erhältlich:

Strandkorb ahoi!
Paula Jörgens hat genug von offenen Zahnpastatuben, hochgeklappten Toilettendeckeln und einem Freund, der lieber auf der Couch rumhängt als sich Arbeit zu suchen. Um Abstand zu gewinnen, nimmt sie einen Job auf einer malerischen Nordseeinsel an, von der kein Mensch je gehört hat. Doch dort erwartet Paula nicht nur der charmante Friese Chris, der die Schmetterlinge in ihrem Bauch in Seenot bringt - sondern auch die Lebenslüge ihrer Mutter: Paula ist eine waschechte Friesentochter! Prompt macht sie sich auf die turbulente Suche nach ihrem Vater - und entdeckt, dass das Glück manchmal gar nicht so fern liegt. Vorausgesetzt man schafft es übers Wattenmeer …

Eine witzig-charmante Strandkorblektüre - von raubeinigen Seebären, den irrwitzigen Pfaden der Liebe und einer verträumten Nordseeinsel, die für so manche Überraschung gut ist.


  • Erscheinungstag: 15.09.2015
  • Seitenanzahl: 280
  • ISBN/Artikelnummer: 9783733785499
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL,
IN DEM DER BEZIEHUNGSKILLER ZUSCHLÄGT.

Ordnung und Sauberkeit sind abstrakte Begriffe. Zumindest in Bens Augen. Als ich die Haustür aufschloss, erwartete mich das übliche Chaos. Ganz offensichtlich hatte ich ein unerklärliches Verlangen nach Folter und Selbstgeißelung. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass ich den Rundgang durch die Wohnung freiwillig antrat. Pullover und Jeans lagen zusammengeknüllt neben einem einzelnen schmuddeligen Socken und einem leeren Joghurtbecher im Flur, eine rotkarierte Boxershorts hing an der Türklinke zum Schlafzimmer. In der Küche fand ich außer Stapeln von dreckigen Töpfen und Schüsseln mit Resten undefinierbaren Inhalts ein geöffnetes Glas Mayonnaise, dessen fettig glänzender Inhalt für alle Ewigkeit seinen Platz auf der hölzernen Arbeitsplatte gefunden hatte. Wieso die Küche überhaupt nach einer Lebensmittelorgie aussah, war mir ein Rätsel. Ben konnte nicht einmal kochen! Was hatte er bloß mit all dem Geschirr veranstaltet? Mit vor Ekel hochstehenden Nackenhaaren verließ ich das Schlachtfeld und inspizierte das Badezimmer. Doch dass der hochgeklappte Toilettendeckel, die nassen Handtücher auf dem Boden sowie die Bartstoppeln und Zahnpastareste im Waschbecken dieses wenig elegant verzierten, nahm ich nur noch am Rande wahr.

Seufzend ließ ich meinen Rucksack neben einen Stapel aus alten Zeitungen, Videospielen und einem leeren Pizzakarton, an dem geschmolzener Käse klebte, auf den Wohnzimmerfußboden fallen. Auf ein Teil mehr oder weniger kam es in diesem Durcheinander auch nicht an.

Und dann brach ich in Tränen aus. Mal wieder.

Seit drei Jahren lebten Ben und ich zusammen. Eines Tages hatte er auf der Suche nach einem WG-Zimmer vor meiner Tür gestanden. Braune Strubbelhaare, durchdringende graue Augen und unwiderstehliche Grübchen. „Zieh bitte ein“, hatte ich gehaucht, denn meine Libido hatte ihn als Mitbewohner akzeptiert, bevor mein Hirn überhaupt zum Einsatz kommen konnte. Als er dann das erste Mal frisch geduscht, nur mit einem Frotteehandtuch um die Hüften, vor mir gestanden hatte, war es endgültig um mich geschehen. Das Handtuch wurde schnell Opfer der Erdanziehungskraft und von diesem Moment an waren wir ein Paar.

Unser Problem bestand darin, dass die Gefühle, die wir füreinander hatten, nicht darüber hinwegtäuschen konnten, dass wir so verschieden waren wie ein Rib-Eye-Steak und ein Grünkernbratling. An vorderster Front unterschied uns unser Ordnungssinn. Ich war durchschnittsordentlich, nicht überpenibel, aber ich mochte es, Dinge wiederzufinden. Bens Ambitionen, zum Messi zu mutieren, wurden nur durch meine stetigen Aufräumaktionen gebremst.

Darüber hinaus war er nicht gerade das, was man einen echten Kerl nennen konnte. Außer beim Sex war Ben eine testosteronfreie Zone. Während des abendlichen Zappings vor dem Fernseher war ich diejenige, die beim Fußball hängen blieb, er bevorzugte Synchronspringen. Und die Zeitschriften, die er überall stapelweise verteilte, waren nicht etwa solche, die von Männlichkeit überschwappende Typen gelesen hätten, wie die Auto-Bild oder der Kicker, sondern Klatschblättchen, die über den neusten Tratsch aus Hollywood und den Königshäusern informierten.

Im Anschluss an meine akute Heulattacke griff ich nach wie vor schniefend zum Telefon.

„Luise, ich brauche eine Putzfrau oder einen Long Island Ice Tea, was auch immer du schneller besorgen kannst!“ Ich stellte den Lautsprecher des Telefons an, parkte es auf der Couch und begann trompetend, meine Nase zu schnäuzen.

„Mensch Paula! Hat Ben dich wieder auf die Palme gebracht? Was du brauchst, ist ein gutes Umzugsunternehmen!“, knisterte die Stimme aus dem Hörer.

„Aber das hier ist meine Wohnung“, stellte ich entrüstet fest. Ich schnappte mir das Telefon und ging in die Küche, wo ich mit gekräuselter Nase begann, aufzuräumen.

„Dann schmeiß ihn endlich raus, bevor du endgültig am Stock gehst“, erwiderte Luise am anderen Ende.

„Aber ich liebe ihn!“ War das nicht das Königsargument, eine Beziehung aufrechtzuerhalten? Fast hätte ich wieder angefangen, zu heulen.

Luise seufzte und ich konnte förmlich spüren, wie sie die Augen verdrehte. „Dieser Mann ist dreißig Jahre alt und verbringt sein Leben auf dem Sofa, umgeben von Chipstüten und Spielekonsolen, statt in der Uni. Währenddessen lernst du wie eine Irre für dein Studium und versuchst mit unzähligen Jobs, euren Kühlschrank zu befüllen. Und wenn du nach Hause kommst, hat er die Zeit genutzt, alles vollzumüllen. Du weißt doch selbst schon lange, dass das so nicht weitergehen kann!“

„Aber“, jaulte ich unglücklich. Dummerweise fiel mir nichts ein, das ich zu Bens Verteidigung erwidern konnte. Tatsächlich wurde der Knoten in meinem Magen jeden Tag ein Stück größer, so dass ich mich am liebsten dauerhaft übergeben hätte.

„Setz! Ihn! Vor! Die! Tür!“ Befehlston Generalfeldmarschall Luise.

„Aber vielleicht muss ich nur noch einmal in Ruhe mit ihm reden, ihm eine letzte Chance geben“, erwiderte ich verzweifelt. Meine Hände zitterten gewaltig, als ich den Hahn aufdrehte, um Wasser ins Spülbecken zu lassen. Wo war bloß das verdammte Spülmittel?

„Die Worte ‚aber‘ und ‚letzte Chance‘ streichst du sofort aus deinem Wortschatz. Ende Gelände! Du kommst jetzt mit mir ins Alex, trinkst dir fünf oder sechs Cocktails Mut an und dann ziehst du einen Schlussstrich unter diese Beziehung. Ich bin deine beste Freundin und ich sehe mir das nicht mehr länger mit an!“

„Aber …!“

„Ich sagte, kein aber!“ Und dann legte sie tatsächlich auf.

Ich zitterte inzwischen so sehr, dass mir der schmutzige Teller aus der Hand fiel und am Boden klirrend in tausend Einzelteile zersprang. Das Wasser rauschte ungenutzt aus dem Hahn ins Spülbecken. Kraftlos ließ ich mich zu den Scherben sinken und gab mich einem weiteren Heulkrampf hin. Ich hasste es, wenn Luise recht hatte, und besonders, wenn es um Ben ging.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, schnappte ich mir Zettel und Stift. „Bin mit Luise unterwegs, müssen dringend reden, sobald ich wieder da bin“, las ich mir die Nachricht laut vor. Das klang ernst, aber nicht so schlimm, dass ich befürchten musste, dass er gleich durch die ganze Stadt rannte, um mich zu suchen, sowie er es las. Dann griff ich mir meine geliebte abgewetzte braune Lederjacke, die mir sofort ein Gefühl von Geborgenheit gab, und ließ die Haustür hinter mir ins Schloss fallen. Nach mir die Sintflut!

Zum ersten Mal hatte ich sein Chaos nicht beseitigt. Und obwohl ich mich beim Gedanken, diese Beziehung zu beenden, insgesamt so fühlte, als würde ich ein kleines Kälbchen höchstpersönlich zur Schlachtbank führen, blitzte da dennoch irgendwo tief in mir ein Funken Vorfreude auf. Darauf, dass ich mich wieder mehr um mich selbst kümmern konnte und nicht die ganze Zeit die Scherben von Bens vermurkstem Leben zusammenfegen musste. An das leere Bett, das ich dann auch neben mir haben würde, versuchte ich lieber nicht zu denken.

Luise saß an einem der Bartische, der fleischgewordene Albtraum jeder Durchschnittsfrau. Ihre schlanken Endlosbeine hatte sie locker übereinandergeschlagen, die hüftlangen goldblonden Haare fielen ihr seidig über die Schultern, ihre großen blauen Augen wurden von Wimpern umrandet, die bereits im ungetuschten Zustand so lang und dicht waren, dass man sie für eine ausgesprochen schöne Laune der Natur halten musste. Luise sah ohne große Anstrengung so aus, als sei sie soeben einem sehr exklusiven Modekatalog entsprungen. Als sie mich entdeckte, stand sie auf und umarmte mich zur Begrüßung. Zwar war ich selbst nicht klein, aber gegen ihre 1,85 wirkte sogar ich wie ein abgebrochener Gartenzwerg. Dennoch zerfloss ich bei unseren Treffen nicht jedes Mal vor Selbstmitleid. Denn die Tatsache, dass sie eine wundervolle Freundin war, überwog jegliche Minderwertigkeitskomplexe, die man beim direkten Vergleich mit ihr bekommen konnte.

Wir setzten uns und sie schob mir postwendend einen Long Island Ice Tea über den Tisch. „Hier! Wie bestellt!“

Dankbar saugte ich einen Schluck durch den Strohhalm. Und sofort noch einen. Ach was! Wenn ich schon einmal dabei war, mein Leben so entscheidend zu verändern, dann sollte ich mich auch gleich richtig darauf vorbereiten. Und so trank ich den Cocktail direkt in einem Zug aus. Ex und hopp!

„Oha!“ Luise beobachtete mich mit einem amüsierten Grinsen. „Du willst es also wirklich durchziehen?“

Ich musste ein wenig mit mir ringen, aber schließlich kam es mir doch über die Lippen. „Ja! Ich weiß nur nicht, wie ich es ihm erklären soll.“ Unbehaglich rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.

„Schnell und beinahe schmerzlos“, erklärte Luise. „Als würdest du ein Pflaster abreißen. Tut kurz weh und dann ist alles wieder gut.“

Wenn es nur so einfach wäre. Ich seufzte. „Du hast noch nie jemanden verlassen, den du liebst.“

„Nein, ich wurde bisher nur von denen verlassen, die ich liebte“ Sie schnaubte verächtlich. „Und glaub mir, das ist wesentlich schlimmer. Aber als Tom damals mit mir per SMS Schluss gemacht hat, war das irgendwie besser als dieses ewige Hin und Her mit Tizian. Auf Tom konnte ich wenigstens sauer sein. Der war definitiv ein Pflaster-Schlussmacher.“

Ich dachte an Ben und die Pflaster, die er letztens vom Einkaufen mitgebracht hatte. Die waren pink und hatten ein Hello-Kitty-Motiv. Gott! An diesem Mann war wirklich ein kleines Mädchen verloren gegangen.

„Ich habe ihm einen Zettel hinterlassen mit der Nachricht, dass …“

„Na bitte, dann ist das Problem doch gelöst“, unterbrach Luise mich, noch ehe ich meinen Satz überhaupt auch nur zu Ende gedacht hatte. „Du bist ja ’ne coolere Socke, als ich geglaubt habe. Du hast per Klebezettel mit ihm Schluss gemacht?“

„Quatsch! Da stand drauf, dass wir reden müssen.“

„Ach so.“ Sie sah tatsächlich ein wenig enttäuscht aus.

„Du kannst ihn wirklich nicht leiden, oder?“ Ich kämpfte bereits wieder mit den Tränen und gab der Kellnerin vorsichtshalber ein Zeichen, dass ich einen weiteren halben Liter Alkohol benötigte. Der würde mich entweder noch tiefer in die Depression stürzen oder mich – was ich mir erhoffte – in ein glückliches Rosa-Elefanten-Regenbogenland schicken.

„Paula, er ist ein Schlappschwanz, der nichts zustande bekommt, außer den Highscore bei irgendeinem dämlichen Videospiel zu knacken.“

„Er ist nicht bloß so.“ Ich suchte händeringend nach Gründen, wieso ich Ben überhaupt liebte. „Er ist romantisch. Erinnerst du dich? An unserem ersten Jahrestag hat er eine Kutschfahrt für uns organisiert, quer durch die Stadt direkt zu unserem Lieblingsitaliener. Dort war bereits ein Tisch für uns gedeckt mit Rosen und Kerzen und allem, was zu einem stimmungsvollen Dinner gehört.“

„Du hasst Rosen!“

„Darum geht es doch gar nicht“, erwiderte ich schmollend. „Ben kann mich zum Lachen bringen. Morgens liest er mir manchmal den Comic aus der Zeitung mit verstellter Stimme vor. Und wenn ich mies gelaunt aus der Uni komme, schmeißt er mich aufs Bett, kitzelt mich so lange aus, bis ich vor Lachen kaum noch Luft bekomme. Und anschließend haben wir Sex. Guten Sex!“

„Andere Mütter haben auch potente Söhne! Und jetzt mal ehrlich, wann habt ihr überhaupt das letzte Mal miteinander geschlafen? Ihr lebt doch total aneinander vorbei. Die Dinge, von denen du mir gerade erzählst, sind doch wie schimmeliger Käse von gestern. Ich weiß, dass dein Herz an ihm hängt, aber was ist nun stärker? Deine Gefühle für ihn oder der Ärger, den er dir tagtäglich bereitet?“ Luise starrte mir mit einem geradezu hypnotischen Blick, dem ich nicht ausweichen konnte, in die Augen. „Paula, sei vernünftig. Tu dir das nicht länger an.“

Diese Frau war so unerträglich rational! Fast schon ein wenig gruselig.

„Ich habe Bammel vor dem Alleinsein“, gab ich nach einer Schweigeminute kleinlaut zu.

„Du hast doch mich!“ Luise schob mein Kinn mit dem Zeigefinger in die Höhe und lächelte mich an. „Ich bin besser als jeder Mann!“ Zwinkernd hauchte sie mir einen Luftkuss entgegen.

Ich ignorierte sie. Sie war zwar meine Freundin, dennoch fühlte ich mich nicht verstanden. Mir machte die Vorstellung, allein zu sein, wirklich panische Angst. „Und falls ich nie wieder jemanden finde, den ich genauso liebe? Vielleicht müssen wir einfach nur an unserer Beziehung arbeiten.“ Bis sich etwas Besseres fände, blitzte ein Gedanke in mir auf, den ich sofort verdrängte. Das war unfair von mir, ich liebte Ben doch!

„Meine Güte, Paula!“ Sie schlug mit der flachen Hand so fest auf den Tisch, dass ich zusammenzuckte. „Du bist gerade mal fünfundzwanzig. Du hast noch nicht eine Falte, dafür ein paar unwiderstehlich niedliche Sommersprossen auf der Nase. Und wenn du nicht zufällig dabei bist, in Selbstmitleid zu zerfließen, bist du eine witzige und kluge Frau. Die besten Jahre hast du vor der Brust, jetzt häng dich nicht an diesen einen Kerl. Genieß gefälligst das Leben!“ Kopfschüttelnd nahm sie einen Schluck von ihrer Piña colada. Die Standpauke war offensichtlich beendet.

Und so kam es, dass ich zwei Stunden später tatsächlich mit dem festen Vorsatz für ein neues Leben meine Wohnung betrat. Unsere Wohnung, na ja, zumindest noch! Ich kaute angespannt auf meinem Kaugummi. Erstens, um den Alkoholgeruch zu überdecken, denn Menschen, die nach Fusel rochen, nahm niemand ernst. Und zweitens waren Kaugummis schlichtweg eine schlechte Angewohnheit von mir. Je ausgefallener die Geschmacksrichtung desto besser! Momentan kaute ich auf einem mit Minze-Birne-Geschmack. Ben hasste die Dinger, aber vielleicht war das in dieser Situation gar nicht so verkehrt.

Mein Kiefer tat bereits weh, so angestrengt kaute ich, als ich mit klammen Händen die Tür zum Wohnzimmer öffnete. Ben lag in seinen gruseligen, alten ausgebeulten Jogginghosen mit dem Loch am Knie auf der auf der Couch, starrte gebannt auf den Fernseher, während er irgendein animiertes Auto über den Bildschirm steuerte. Wenn er vor seiner Konsole saß, erinnerte er mich stets an einen Teenager, der sich an bunten Bildchen berauschte. Aus den Lautsprechern ertönten wüste Beschimpfungen. Solche, von denen ich hoffte, dass Ben sie mir nicht gleich auch entgegen schleudern würde.

„Hi“, grunzte er, als er meine Anwesenheit bemerkte.

Ich stand ein wenig unschlüssig hinter dem Sofa. Wo waren diese verfluchten Worte?

„Hast du … äh … meinen Zettel gelesen?“, stammelte ich unsicher.

„Nö. War es was Wichtiges? Sollte ich etwa einkaufen gehen? Ich bin nämlich gerade etwas knapp bei Kasse.“ Er sah nicht einmal zu mir herüber.

„Nein, schon gut.“ Vielleicht sollte ich doch lieber im Bett verschwinden, mich ausnüchtern und die Welt am nächsten Tag mit neuen Augen sehen. In diesem Moment brummte mein Handy. Ich warf einen Blick auf das Display. Es war eine Nachricht von Luise. Tu es! Mehr stand dort nicht. Verdammt! Sie hatte gewusst, dass ich kneifen würde.

Ich atmete schnaufend durch, dann ging ich zum Fernseher und schaltete ihn aus.

„Hey! Ich zocke da gerade. Was soll das?“, rief Ben empört und sah mich zum ersten Mal an diesem Abend an. „Ist was?“

„Wir müssen reden.“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Ben grinste und auf seinen Wangen erschienen diese kleinen sexy Grübchen. „Das klingt wie in einem schlechten Liebesfilm, wo die Hauptdarstellerin ihrem Typen sagt, dass sie sich von ihm trennen will.“

Verdammt, musste er es mir denn so schwer machen? Ich ließ mich neben ihn auf die Couch fallen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man vermutlich meine Hauptschlagader pulsieren sehen, soviel Blut wurde gerade durch meinen Körper gepumpt. Sollte ich es tatsächlich tun? Einmal ausgesprochen konnte ich es nicht mehr zurücknehmen. Und dann? Wollte ich wirklich allein sein, ohne Beziehung, ohne Mann an meiner Seite? Ich starrte Ben tonlos an und fühlte mich etwas hilflos.

Sein Blick wurde plötzlich ernst. „Paula? Willst du mir jetzt endlich sagen, was los ist? Langsam machst du mir Angst.“ Er legte den Controller, den er immer noch in den Händen gehalten hatte, auf den Fußboden und sah mich an.

Mein Herzklopfen steigerte sich zu einem Sambatrommeln und vor lauter Nervosität verschluckte ich mich an meinem Kaugummi. Ich begann, zu husten und mir schossen die Tränen in die Augen, teils vom Husten, teils da mir die Situation das Herz brach.

Ben klopfte meinen Rücken. „Paula, ist jemand gestorben?“

Ja, unsere Beziehung, gekillt durch deine Ignoranz meinem Leben gegenüber. Das war das, was ich dachte, ich sprach es dann jedoch etwas freundlicher aus. „Ich liebe dich, aber ich kann nicht länger mit dir zusammenleben.“ Bam! Jetzt war es raus.

Er wurde blass und sah mich mit seinen großen grauen Augen verständnislos an. „Paula? Ich …, aber …, wieso?“

Ich griff nach seiner Hand. Was sollte ich sagen? Die üblichen Floskeln? Es liegt nicht an dir? Das wäre glatt gelogen. „Ben, wir haben das doch schon eine Million Mal diskutiert. Ich brauche jemanden an meiner Seite, der die gleichen Vorstellungen vom gemeinsamen Lebensstil hat wie ich. Ich ertrage dieses ständige Chaos hier nicht weiter und ich bin es leid, als Einzige dafür zu sorgen, dass wir genug Geld zum Leben haben. Außerdem reden wir kaum noch miteinander.“ Vom Mangel an Sex ganz zu schweigen, setzte ich in Gedanken dazu.

„Paula!“ Er sah aus wie ein Welpe, den man mit der Zeitung geschlagen hatte. „Ich kann mich ändern. Ich wollte mich nächstes Semester für mehr Vorlesungen einschreiben. Wirklich! Und wir können reden. Jetzt sofort! Worüber du willst!“

„Ach Ben!“ Ich schlang die Arme um ihn. „Auch das hast du mir so oft versprochen und nie ist etwas passiert. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich ziehe eine Weile zu Luise, damit du dir eine andere Bleibe suchen kannst. Okay?“

Und dann begannen wir beide hemmungslos zu heulen.

2. KAPITEL,
IN DEM ICH MEINE FRUST-STIPPGRÜTZE MIT EINER DOGGE TEILE.

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 1

Nachdem wir eine Stunde gemeinsam geweint und geredet hatten, war ich mit einer Sporttasche voller Kleidung und meinen Unisachen zu Luise geflüchtet. Ben und ich hatten vereinbart, dass er sich so bald wie möglich eine neue Wohnung suchen würde. Er war dermaßen verständnisvoll gewesen, dass ich mir inzwischen wieder sicher war, einen grausamen Fehler zu begehen. Die letzten fünfzehn Stunden hatte ich auf Luises Sofa gelegen und geheult.

„Voilà! Croissants, Marzipanhörnchen und Erdbeer-Vanille-Marmelade.“

Ich hörte Luises Worte, doch bei dem Gedanken an etwas Essbares wurde mir nur schlecht. „Danke, nein“, murmelte ich schlaff. Grunzend warf ich mich auf die andere Seite. Luises Couch war ein älteres Modell, Marke Augenkrebs, ein sperrmüllwürdiges Erbstück ihrer Oma Hedwig. Das Muster löste bereits nach einem kurzen Blick darauf akuten Drehschwindel aus. Dafür war sie jedoch mordsmäßig bequem. Sie hatte sich ergonomisch meinem Körper angepasst und eine Paula-große Kuhle unter mir geformt. Genau richtig, um noch eine Weile darauf liegen zu bleiben.

„Willst du vom Fleisch fallen?“ Luise rüttelte an meiner Schulter. „Ich meine, du könntest zwar am Hintern einen kleinen Fettverlust durchaus vertragen, aber so grundsätzlich solltest du das Essen nicht komplett einstellen.“

Ich tastete nach meinem Allerwertesten. Der fühlte sich ganz okay an. Träge versuchte ich, die Augen zu öffnen. Mist! Zu verheult, zu verquollen. Also lieber weiter schlafen!

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 3

„Du hast ihn verlassen, nicht anders herum. Jetzt hör doch mal auf, zu heulen! Weißt du eigentlich, was das für fiese Falten gibt?“ Luise stand in Slip und BH vor mir und war gerade dabei, ihre langen Beine in eine hautenge Jeans zu stecken. Jeder Mann würde in diesem Moment mit mir tauschen wollen. Diese Frau war ein Engel in Modelgestalt. Vielleicht sollte ich mich meinem eigenen Geschlecht zuwenden. Leider hatte Luise keine braunen Wuschelhaare und keine treuen grauen Augen.

„Hmpf“, schluchzte ich.

„Du tust so, als sei es das Ende der Welt. Jetzt steh mal auf, geh zur Uni und versink nicht weiter im Selbstmitleid.“

„Lass mich in Ruhe.“ Ich zog die Decke über den Kopf. Darunter war es dunkel und muffig. Genauso wie ich mich fühlte.

Die Decke wurde ruckartig hochgerissen, bevor ich eine Chance hatte, mich daran festzukrallen. „Mensch Paula! Heute schreibe ich ein letztes Mal in der Vorlesung für dich mit, aber morgen musst du wieder selbst sehen lassen. Irgendwann merkt Professor Lüdenscheid, dass du nicht da bist. So groß ist das Raumplaner-Institut nämlich auch nicht.“

„Ja, morgen“, erwiderte ich lahm.

„Und den Kellner-Job bei Pizza Hut kannst du dir abschminken, wenn du dich zu jeder Schicht krankmeldest.“

„Den Job wollte ich sowieso nur noch die paar Tage bis zu den Semesterferien machen und mich dann nach etwas anderem umsehen“, versuchte ich mich herauszureden und verschwand wieder unter meiner Decke.

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 5

Komm, wach auf, ich zähl bis zehn, das Leben will einen ausgeben und das will ich sehen, lass uns endlich raus gehen, das Radio aufdrehen, das wird unser Tag Baby, wenn wir aufstehen. Luise hatte die Stereoanlage auf trommelfellvibrierende Lautstärke gestellt und hüpfte zu dem Seeed-Song durchs Zimmer.

„Aufstehen! Die Vögel zwitschern!“ Ich hasste es, wie ihre Stimme vor Optimismus sprühte, und tat so, als würde ich schlafen, was angesichts der lauten Musik vermutlich wenig glaubwürdig wirkte.

Luise drehte die Anlage seufzend leiser. „Willst du nicht wenigstens mal duschen? Lieschen weicht gar nicht mehr von deiner Seite, so wie du inzwischen müffelst. Sie steht drauf, aber da ist sie definitiv die einzige.“

Ich öffnete ein Auge und sah in die riesigen dunklen Augen von Lieschen Müller, Luises Deutscher Dogge. Ihr Kopf, der allein ungefähr so groß war wie ein Kleinwagen, lag neben mir auf der Couch. Ihre feuchte Nase ging auf Entdeckungstour und schnupperte interessiert an meiner Achsel.

„Und falls du es jemals bis unter die Dusche schaffst, empfehle ich dir, auch gleich den Rasierer zu nutzen. Die Haare an deinen Beinen sind auf jeden Fall ziemlich stoppelig. An den Rest deines Körpers möchte ich gar nicht denken.“ Luise rümpfte die Nase und zog Lieschen Müller von mir weg. Doch die kam sofort zurück gedackelt.

„Wen schert es, ob ich behaart bin oder nicht? Außer mir sieht mich doch sowieso niemand nackt“, grummelte ich.

„Selbst wenn derzeit kein Mann deine behaarten und unbehaarten Heiligtümer zu Gesicht bekommt, könntest du wenigstens auf mich Rücksicht nehmen. Ich habe nämlich noch ästhetisches Feingefühl.“ Luise stand, auf einer Möhre kauend, vor mir. „Falls du es aus deiner Couchkuhle ins Badezimmer schaffst, um dich zu restaurieren, gehen wir heute Abend aus.“

Ich seufzte möglichst mitleidserhaschend. „Luise, ich bin dir sehr dankbar, dass du mir Asyl bietest, aber ich möchte auf gar keinen Fall ausgehen. Ich will einfach nur um meine Beziehung trauern. Wenigstens noch ein paar Tage.“ Ich sah sie an und fügte dann fast flehentlich hinzu. „Bitte?“

Sie schüttelte resigniert den Kopf. „Dass es dir so schwer fällt, diesen Hohlkopf zu vergessen, kann ich wirklich nicht verstehen.“

„Wir waren drei Jahre lang ein Paar. Das kann man nicht so leicht abhaken.“ Ich begann, Lieschen Müller den dicken schwarzen Schädel zu kraulen. „Ich habe ihn außerdem nicht verlassen, weil ich ihn nicht mehr liebe, sondern nur, weil ich nicht mit ihm zusammen leben kann.“ Mit dieser Feststellung ließ ich mich zurück in meine Kuhle fallen.

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 7

„Ist es ein gutes Zeichen, dass du jetzt auf der Couch sitzt, statt darauf zu liegen? Und sag mal, was stinkt hier eigentlich so ekelhaft?“ Luise war soeben vom Gassi gehen mit Lieschen Müller zurückgekehrt. Ich hatte es tatsächlich fertiggebracht, mich aus der Kuhle in die Senkrechte zu begeben und saß essend auf der Augenkrebs-Couch.

„Das ist Stippgrütze. Mit Gurken und Senf“, erwiderte ich kauend.

„Uuuh.“ Anders wusste Luise mein Mittagessen nicht zu kommentieren. „Wie bist du überhaupt da ran gekommen? Hast du etwa das Haus verlassen? So, wie du ausschaust, hoffe ich das nicht. Die Nachbarn würden das Sozialamt anrufen und mich wegen Beherbergung einer verwahrlosten Person anzeigen.“

Ich brachte so etwas Ähnliches wie ein Grinsen zustande. „Die freundliche Fleischereifachverkäuferin vom Metzger gegenüber hat sich tatsächlich dazu hinreißen lassen, mir die Sachen zu bringen. Die Nummer hatte ich aus dem Telefonbuch. Das nenne ich echten Kundenservice.“ Ich dippte ein weiteres Stück Stippgrütze in den Senf. Andere Leute bekämpften Frust mit Schokolade oder Eis, ich tröstete mich grundsätzlich mit Grützwurst.

Lieschen Müller sah ihre Chance gekommen, unsere Hund-Mensch-Freundschaft zu intensivieren und setzte sich bettelnd neben mich.

„Gib ihr bloß nichts. Die furzt danach bestimmt wie ein Magen-Darm-krankes Schwein.“ Luise verzog angewidert die Nase. „Und du solltest das auch nicht essen. Das sieht echt verboten ekelig aus. Was genau ist das eigentlich?“

„Wurst aus Gerstengrütze, Fleischresten und Innereien“, erklärte ich und stopfte mir den nächsten Bissen in den Mund.

„Paula Jörgens, du bist wirklich eine sehr merkwürdige Frau! Das Zeug sollte man nicht mal einem Hund zu fressen geben. Aber da du nun endlich mal in der Senkrechten anzutreffen bist: Kann ich davon ausgehen, dass du dich auf dem Weg der Besserung befindest?“

Heimlich schob ich Lieschen Müller ein Stück Stippgrütze ins Maul. „Vielleicht komme ich morgen mit in die Uni. Ich habe nur ein wenig Angst, Ben über den Weg zu laufen.“

„Der Typ ist doch nur alle Jubeljahre mal bei einer Vorlesung. Und selbst wenn: Bei fast dreißigtausend Studenten ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass ihr aufeinandertrefft. Außerdem sind die BWLer am anderen Ende des Campus. Du kannst ja die Mensa weiträumig meiden. Das Essen dort schmeckt eh so wie das da riecht.“ Sie zeigte auf mein Frustessen und ließ sich zu mir auf die Couch plumpsen. „Schön, dass du wieder am Leben teilnehmen willst. Heißt das, dass wir nun abends auch mal einen Krimi gucken können anstatt deiner Liebesschnulzen?“

„Ja, vielleicht. Den Frotteeschlafanzug behalte ich aber heute noch an“, erklärte ich mit Blick auf das rosafarbene Stück Stoff, das um meinen Körper waberte.

„Sobald du das Teil ausziehst, wandert es in die Altkleidersammlung. Oder noch besser in den Sondermüll. Das kriegt kein Waschpulver der Welt mehr frisch gewaschen.“ Lachend knuffte sie mich in die Seite.

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 8

Ich saß in der Vorlesung, geduscht und frotteefrei eingekleidet. Luise neben mir lackierte sich die Fingernägel in Altrosa. Ganz offensichtlich erwartete sie, dass ich nun für sie mitschrieb, so wie sie es die vergangene Woche für mich getan hatte. Professor Lüdenscheid erzählte soeben etwas über Verfahren des besonderen Städtebaurechts. Ich hörte jedoch nur mit halbem Ohr hin. Meine Aufmerksamkeit galt meinem Handy, das zu brummen begonnen hatte. Ein Blick aufs Display führte bei mir zu akuten Herzrhythmusstörungen. Ben. Seit dem Trennungsabend hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Hektisch drückte ich auf dem Handy herum, um den Anruf zu beenden. In meiner plötzlichen Panik erwischte ich natürlich die Taste, um das Gespräch anzunehmen.

„Hallo? Bist du dran?“, vernahm ich leise Bens Stimme.

Und dann ziemlich laut und deutlich die von Professor Lüdenscheid. „Fräulein Jörgens, ich freue mich, dass Sie wieder genesen zu meiner Vorlesung erscheinen. Ich freue mich allerdings weniger darüber, dass Sie ganz augenscheinlich an meinen Ausführungen nicht interessiert zu sein scheinen.“

Ein Raunen und Kichern ging durch den Seminarraum.

„Entschuldigung“, murmelte ich und ließ das Handy in meinen Rucksack fallen.

Luise stellte das Fläschchen mit dem Nagellack auf das Pult vor sich. „Du siehst aus wie eine Leiche, die sich selbst als Gespenst gesehen hat, so bleich, wie du bist“, flüsterte sie.

Ich schüttelte fast unmerklich den Kopf, weil Professor Lüdenscheids Blick mich nach wie vor fixierte, und verbrachte den Rest der Stunde damit, nicht in Tränen auszubrechen.

Auf dem Weg zur U-Bahn holte ich mein Handy heraus und las die SMS, die inzwischen eingegangen war.

Liebe Paula, ich bin bei Johann untergekommen. Meine Sachen sind raus, den Schlüssel habe ich dir in den Briefkasten geworfen. Ben

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 9

Ein Rückschritt in der Evolution der Beziehungsende-Bewältigung. Ich hatte wieder meinen Frotteeschlafanzug an.

„Paula, ich bitte dich! Dass er auszieht, war doch genau das, was du wolltest. Apropos Ausziehen: Ich hätte diesen Frotteealbtraum wirklich verbrennen sollen“, schimpfte Luise, während sie mir einen Becher Kaffee vor die Nase stellte.

„Keinen Kaffee bitte. Ich habe die halbe Nacht Kaugummis mit Koffein und Guarana gekaut. Wenn ich die Tasse jetzt leer trinke, kannst du mir eine Trommel in die Hand drücken und mich als rosa Plüsch-Häschen an Duracell verkaufen“, erklärte ich.

Schulterzuckend griff Luise nach der Tasse und nahm selbst einen Schluck. „Du musst dringend raus. Und ich meine nicht nur aus meiner Wohnung, sondern raus aus der Stadt. Hier jammerst du mir sowieso nur die Ohren voll. Erinnerungen lauern überall. Du wirst entweder jaulen, weil wir genau in dem Kinosaal sitzen, in dem ihr euer erstes offizielles Date hattet, oder weil wir in der Kneipe etwas trinken gehen wollen, wo Ben und du zum ersten Mal Karaoke gesungen habt oder an der Parkbank vorbei kommen, auf der ihr das erste Mal gevögelt habt.“

„Luise!“

„Ist doch wahr. Du leidest wie ein Tier, das kann sich niemand mehr mit ansehen. Mit fünfundzwanzig solltest du dich lieber durch die Betten fremder Männer kugeln, anstatt einer Beziehung mit einem Langweiler hinterher zu weinen.“

Meinen Versuch, sie zu unterbrechen, um das mit dem Langweiler klarzustellen, wehrte sie mit einer bestimmenden Handbewegung sofort ab.

„Paula, nur weil du Single bist, heißt das nicht, dass du ins Nonnenkloster ziehen musst. Sehe ich etwa so aus, als ob ich kurz davor sei, mir einen Strick zu nehmen, nur weil ich keinen festen Lover habe? Nein!“

Das war eigentlich kein Argument, Luise würde niemals aussehen, als müsse sie ihrem Leben ein Ende setzen. Dafür hatte Mutter Natur ihr einfach zu viele phänomenale Ausstattungsmerkmale mitgegeben.

„Ich habe dich lange genug in diesem Selbstmitleidssumpf dümpeln lassen, jetzt ist Schluss. Zieh dir was an, du musst unter Leute, wir gehen uns betrinken. Und dabei überlegen wir, wo du deine Semesterferien verbringen wirst.“

Skepsis war an dieser Stelle durchaus angebracht. „Um neun Uhr morgens?“

„Papperlapapp, wir werden schon eine Kneipe finden. Alkoholiker müssen schließlich auch morgens versorgt werden.“ Diskussion beendet.

Logbuch der MS Verzweifelt, Tag 10

Der Vorsatz, unter Leute zu kommen, hatte sich um die Uhrzeit wider Erwarten doch nicht ganz umsetzen lassen. Der Barmann im Wolfies – Wolfie himself – war unsere einzige Unterhaltung geblieben. Immerhin hatte der im Ruhrpott gestrandete Krabbenfischer Luise mit seinen Geschichten auf eine Idee gebracht, die sie mir am darauffolgenden Tag präsentierte.

„Sünnland!“ Wedelnd hielt sie mir ein paar Papierseiten vors Gesicht.

Ich sog scharf Luft durch die Nase ein. Mir war nach wie vor übel von Wolfies Friesen Köm, von dem wir eindeutig zu viele am frühen Morgen geleert hatten. „Ist das ebenfalls ein Friesenschnaps? Ich hätte lieber Kamillentee.“

„Kannst du auch haben, aber nun sieh dir mal das hier an. Hab ich aus dem Internet ausgedruckt.“

Bevor mir von ihrem Gewedel noch schlechter wurde, griff ich nach den Seiten und warf einen Blick darauf. „Lassen Sie die Sonne in Ihr Herz. Urlaub auf Sünnland im herrlichen Ostfriesland!“, las ich vor. „Sünnland. Muss mir das was sagen?“

„Nicht dein Ernst! Ich dachte, Sünnland kennt jeder! Hach, wie viele Krabben ich als Kind auf dieser Insel gepult habe. Fast jeden Sommer waren wir dort.“

Bei dem Gedanken an Krabben wanderte das Gefühl der Übelkeit erschreckend weit in meiner Kehle hoch. „Und ich habe als Kind Melonen und Kokosnüsse in Spanien gegessen. Deutsche Urlaubsorte sind nicht gerade mein Steckenpferd. Und mal ehrlich, Luise, wenn ich wegfahren will, dann bevorzuge ich nach wie vor den Süden und keine ostfriesische Insel. Mal ganz davon abgesehen habe ich überhaupt kein Geld für einen Urlaub. Die Miete für die Wohnung zahlt sich schließlich nicht von allein.“ Ich schluckte und fügte flüsternd hinzu. „Gerade jetzt, da Ben ausgezogen ist.“

„Du sollst da auch nicht Urlaub machen. Zumindest nicht nur! Meine Tanten leben auf der Insel. Ich habe gestern mit ihnen telefoniert und sie wussten zu berichten, dass in der hiesigen Gastronomie noch Servicekräfte für die Sommersaison gesucht werden. Sie führen dort eine kleine Pension. Seit sie im Rentenalter sind, vermieten sie aber nur noch gelegentlich. Für uns richten sie natürlich gern ein Zimmer her. Und wir dürften nahezu umsonst dort wohnen, das heißt, überwiegend alles, was wir verdienen, landet im Sparschwein. Wir könnten die ganzen Semesterferien dort verbringen und du kriegst den Kopf wieder frei. Na?“ Sie strahlte mich erwartungsvoll an.

„Ich freue mich ja, dass du dir solche Mühe gibst, mich aufzumuntern. Aber fast zwei Monate auf einer vermutlich winzigen Insel zu versauern, von der ich bisher nie etwas gehört habe, klingt zunächst einmal abschreckend.“ Ich schüttelte den Kopf, um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen.

Urlaub an Nord- oder Ostsee hatte mich noch nie gereizt. Was vielleicht auch daran lag, dass Mama schon seit meiner Kindheit dafür gesorgt hatte, dass wir die Ferien stets nur unter Palmen im Süden Europas verbracht hatten.

„Ach Unsinn! Wir werden einen riesigen Spaß haben. Nach der Arbeit legen wir uns an den Strand und abends machen wir die kleinen Inselkneipen unsicher und reißen haufenweise Piets und Hennings und Tills auf, die uns dann zeigen, was die Insel zu bieten hat!“

Zu Luises Glück war mir viel zu übel, um weiter mit ihr zu diskutieren. „Aber nie wieder Friesen Köm, damit das klar ist!“

3. KAPITEL,
IN DEM ICH FESTSTELLE, DASS ICH EIN BRASILIANISCHES OSTFRIESEN-TEE-EI BIN.

Ich atmete drei Mal tief durch, ehe ich die Haustür aufschloss, und dann weitere zwei Mal, bevor ich die Wohnung betrat. Ich hatte Luises Gastfreundschaft wirklich lang genug in Anspruch genommen. Und da Ben nun tatsächlich ausgezogen war, wurde es Zeit, in die eigenen vier Wände zurückzukehren. Ganz davon abgesehen hatte ich bei meinem überstürzten Aufbruch vor zwei Wochen nur das Nötigste eingepackt und freute mich darauf, endlich wieder aus meiner Lieblingskaffeetasse aus dem feinem Porzellan zu trinken und mich von Wasser aus meinem eigenen Duschkopf berieseln zu lassen, auch wenn ich Luises Dusche wahrlich nicht überbeansprucht hatte.

Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, so als sei der Boden vermint. Was würde mich in dieser Ben-amputierten Wohnung erwarten? Noch nie hatte ich allein gewohnt. Direkt aus Mamas Obhut heraus war ich mit Sarah zusammengezogen. Wir hatten gemeinsam Abi gemacht und die perfekte Wohngemeinschaft gebildet, bis sie spontan ein Auslandssemester in Kanada angetreten hatte. Und dann war bereits Ben in mein Leben getreten.

Ich tastete mich von Raum zu Raum und blickte mich um. Das gerahmte Poster vom Westfalenstadion war aus dem Flur verschwunden, die Spielekonsole im Wohnzimmer fehlte ebenso wie sein Plattenspieler und die Schlagerplattensammlung. In seinem ehemaligen WG-Zimmer, das wir irgendwann zum Arbeitszimmer umfunktioniert hatten, klaffte im Bücherregal eine große Lücke. Mit trockenem Mund ging ich ins Badezimmer. Kein Rasierer, keine Zahnbürste, kein Männerduschgel. Nur meine Drogerieartikel standen einsam und verlassen auf den Ablagen. Ich zuppelte ein Kaugummi aus meiner Tasche und schob es mir in den Mund. Brombeere-Kiwi. Wenn ich mich nur stark genug aufs Kauen konzentrierte, würde das mulmige Gefühl vielleicht verschwinden. Weiter ins Schlafzimmer. Die Bettdecken lagen so da, wie er sie an seinem letzten Tag nach dem Aufstehen hinterlassen hatte. Ich stellte mir vor, wie er die Decke zurückgeschlagen und sich aus dem Bett geschwungen hatte. Die Haare gewohnt strubbelig, der Blick verschlafen. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Ich ließ mich auf die Matratze fallen und schnupperte. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Die Bettwäsche roch tatsächlich nach Bens Aftershave. Und ich würde demnächst vollkommen einsam und verlassen in einem 1,80m breiten Bett liegen und den Duft der verflossenen Liebe einatmen. Plötzlich sah ich statt des ganzen Chaos nur noch die gigantische abgrundtiefe Lücke, die von nun an in meinem Leben klaffen würde.

„Paula Jörgens, reiß dich zusammen!“, murmelte ich mir selbst zu. Dann schnappte ich mir die Bettdecke und begann, sie abzuziehen. Bezüge, Laken, alles landete im Wäschekorb. Ich riss die Fenster auf und sommerlich warme aber frische Luft strömte ins Zimmer. Wie von Sinnen rannte ich in jeden Raum und öffnete die Fenster. Das Foto von Ben und mir am Phoenix-See nahm ich aus dem Regal und legte es in die Schublade. An den leeren Platz an der Wand im Flur hängte ich das überdimensionale Bild von Lieschen Müller mit sabbernden Lefzen, das Luise mir im vergangenen Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte und das Ben so hasste, weil er Angst vor der riesigen Dogge hatte. Nicht ganz zu Unrecht, denn selbst Alice Schwarzer war ein größerer Männerfreund als Lieschen. Ich goss die Blumen, obwohl ich einige von ihnen nicht einmal mit einem kompletten Wassersilo hätte retten können. Dann kochte ich mir einen Kaffee, spuckte mein Kaugummi aus und setzte mich auf die Couch.

Luise hatte recht, ich brauchte dringend etwas Abstand. Und vielleicht stimmte es sogar, dass ich meinen Liebeskummer mit einem anderen Mann bekämpfen musste. Sonst würde ich dieses leere Gefühl in mir wohl niemals loswerden. Auch wenn meine Vorstellung von Einsamkeitsbekämpfung vermutlich ganz anders aussah als die von Luise. Ich wollte keine One-Night-Stands, ich sehnte mich nach einer festen Beziehung. Auf dieser Insel würde ich die vielleicht nicht finden, aber etwas Ablenkung tat mir sicherlich gut. Und Sünnland war bestimmt kein Ibiza, doch Hauptsache, es gab Strand und Meer, wo ich auf andere Gedanken kommen konnte.

Bevor ich weiter in die Reiseplanung einsteigen konnte, nahm ich mir vor, Mama zu besuchen. Über die Trennung von Ben hatte ich sie bisher im Unklaren gelassen.

Eine halbe Stunde später stand ich vor ihrem Zechenhäuschen. Der Bau des Baggersees hatte zwar einen enormen Aufschub für den Vorort gebracht, der spielte sich jedoch hauptsächlich rund um den See ab. In Mamas Straße war alles noch so, wie es schon vor zwanzig Jahren ausgesehen hatte, als ich als Kind dort gespielt hatte. Typisch Bergarbeitersiedlung mit zweigeschossigen grauverputzten Reihenhäuschen und langen schmalen Gärten. Obwohl ich das Leben im pulsierenden Kreuzviertel mitten in der Stadt voller Kneipen und Studenten genoss, kehrte ich immer gern zurück.

Ich hatte kaum den Klingelknopf gedrückt, als die Tür bereits aufgerissen wurde. „Paulinchen, komm herein! Was treibt dich zu deiner alten Mutter?“ Sie umarmte mich so fest, dass ich nach Luft schnappen musste, als sie mich wieder losließ.

„Das schlechte Gewissen“, sagte ich und drückte ihr links und rechts einen Kuss auf die Wange.

„Warst aber wirklich schon lange nicht mehr hier! Eines Tages liege ich tot in der Küche und es dauert Wochen, bis du es merkst.“ Sie zog mich an der Hand in die Wohnküche.

„Mama, du arbeitest im Krankenhaus, bist Mitglied im Kegelclub, im Frauenfitnessclub, im Siedlerbund, singst im Chor und hilfst in der Kleiderkammer aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sofort jemandem auffallen würde, wenn du dich länger als einen halben Tag nicht meldest. Ach, was sage ich, eine halbe Stunde!“

„Ja, aber dir nicht!“ Sie schob mich auf die Küchenbank und stellte mir eine leere Kaffeetasse vor die Nase. „Irgendwann steht die Polizei vor deiner Tür, um dir die traurige Nachricht meines Todes zu überbringen, und du weißt gar nicht, wie dir geschieht. Vielleicht hätte ich mir doch mehr als ein Kind zulegen sollen, um etwas regelmäßiger Besuch zu bekommen.“

Ich grinste sie kopfschüttelnd an. Unsere Gespräche begannen jedes Mal gleich, wenn wir uns trafen. Ich besuchte sie gern, dennoch war ich kein ausgesprochenes Mama-Kind, das auch noch mit Mitte zwanzig am Rockzipfel hing. Und Mama war so vielbeschäftigt, dass sie vermutlich die Krise bekäme, wenn ich tatsächlich ständig vor ihrer Tür stehen würde.

Sie goss heißes Wasser auf die frisch gemahlenen Bohnen in der Filtertüte und sofort breitete sich ein grandioser Duft in der Küche auf. Mich beschäftigte seit Jahren, was ihr Geheimnis war. Ich konnte dieselbe Kaffeesorte kaufen und sogar selbst von Hand aufbrühen, allein diesen Geruch bekam ich nie hin, vom Geschmack gar nicht zu reden.

„Milch und Zucker?“ Sie fragte mich jedes Mal, obwohl sie genau wusste, dass ich meinen Kaffee am liebsten schwarz trank. In ihren Augen taugte nur hellbrauner süßer Kaffee.

„Nein danke, Mama.“ Ich sah zu, wie sie mir dampfend heiße Flüssigkeit eingoss, und lehnte mich auf der Bank zurück.

„Aber ein Stück Kuchen isst du doch, oder? Du siehst völlig abgemagert aus. Ich habe Apfelkuchen gebacken. Der ist eigentlich für den Kaffeeklatsch mit den Nachbarinnen später, aber auf ein Stück kommt es nicht an.“

Ich nickte zufrieden. Unter Mamas Fittiche konnte ich meinen ganzen Weltschmerz einfach von mir schieben. Gerade deswegen fiel es mir überhaupt nicht so schwer, ihr nun die unschönen Neuigkeiten zu erzählen.

„Ich habe mich von Ben getrennt“, sagte ich und es fühlte sich gar nicht so schlimm an, wie ich erwartet hatte. Redete ich mir jedenfalls ein.

„Ach herrje!“ blieb vorläufig ihr einziger Kommentar. Sie kratzte sich die kurzen grauen Haare und sah mich mit einem für mich nicht zu deutenden Blick an. Weil ich auch nicht wirklich wusste, wie ich es erklären sollte, schwiegen wir uns eine Weile an. Dann ergriff sie schließlich das Wort. „Na ja, weißt du Paulinchen, ich glaube, der war eh nicht der Richtige für dich. Er ist ja nun doch ein paar Jahre älter als du und hat trotzdem so recht keinen Plan fürs Leben. Du brauchst jemanden, der eine Linie mit dir fährt.“

„Ach du altes weises Muttertier“, sagte ich dankbar und griff nach ihrer Hand. Gerade eben noch konnte ich die Tränen unterdrücken, die vehement versuchten, sich ihren Weg in meine Augen zu bahnen.

„Und wie geht es dir jetzt?“ Sie stand auf und begann, den Kuchen in Stücke zu schneiden. Dabei warf sie immer wieder einen Blick über ihre Schulter, als wollte sie sichergehen, dass ich vor lauter Kummer nicht plötzlich von der Küchenbank kippte.

„Ehrlich gesagt, bescheiden. Aber Luise hat einen Plan, um mich abzulenken.“

„Deine Kommilitonin, die aussieht wie eine von Drei Engel für Charlie?“

Ich prustete los. „Das trifft es ganz gut. Sie hat uns einen Job für die Semesterferien besorgt. Du müsstest dann bitte meine Pflanzen gießen.“ Zumindest das, was davon übrig geblieben war, setzte ich in Gedanken hinzu.

Mama legte ein großzügig geschnittenes Stück Kuchen auf einen Teller und verzierte es mit einem ordentlichen Schlag Sahne. „Wieso? Ist es denn weiter weg?“

„Ja, du wirst es gar nicht glauben, ich fahre tatsächlich an die Nordsee auf so eine kleine Insel. Obwohl wir das früher gemieden haben, wie der Teufel das Weihwasser, aber irgendwann ist wohl immer das erste Mal.“

Den Kuchenteller in der Hand blieb sie mitten im Raum stehen. „Nordseeinsel?“

„Muss irgend so eine Miniinsel sein, habe noch nie etwas davon gehört. Sünnland.“

In diesem Moment sah ich, wie der Kuchen fast wie in Zeitlupe vom Teller kippte und Schlagsahne voran auf den Fußboden klatschte. Mamas Gesichtszüge waren vollkommen entgleist, sie starrte mich an, als hätte ich soeben erklärt, ich wollte ein gemütliches Picknick mitten im Palästinensergebiet veranstalten.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich überflüssigerweise, denn ganz offensichtlich war irgendetwas so gar nicht in Ordnung.

Sie ließ den Kuchen auf dem Boden liegen und setzte sich zu mir an den Tisch. „Mädchen, ich befürchte, wir müssen reden.“

„Mama, du machst mir Angst.“ Was hatte sie bloß so erschreckt? Ich pfriemelte direkt ein Kaugummi aus meiner Tasche. Erdbeer-Basilikum. Schlechte Nachrichten ertrug ich besser kauend.

„Paulinchen, ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll. Ausgerechnet Sünnland.“ Sie hielt seufzend inne, bevor sie überhaupt irgendetwas erklärt hatte.

„Du kennst die Insel?“ Meine Nord- und Ostsee-hassende Mutter hatte eine Verbindung zu genau der Insel, auf der ich einen Semesterferienjob antreten wollte?

„Das, was ich dir jetzt erzähle, wird dich vielleicht wütend auf mich machen, aber ich hoffe, du wirst mir trotzdem nicht von mir abwenden“, sagte Mama und blickte mich so verzweifelt an, dass ich sofort wieder nach ihrer Hand griff.

„Du weißt, dass ich das niemals tun würde und jetzt rück endlich raus mit der Sprache!“ Mein Herz begann, ein wenig schneller zu klopfen.

„Du erinnerst dich, dass ich dir einmal erzählt habe, dass du quasi ein Urlaubsmitbringsel bist und dein Vater ein Einheimischer war, zu dem ich den Kontakt nach meinem Aufenthalt nicht gehalten habe.“

„Natürlich weiß ich das. Während deiner Ausbildung zur Krankenschwester warst du für einen Monat in Rio de Janeiro und hast dir einen Brasilianer angelacht. Aber was hat das mit Sünnland zu tun?“ Ich verstand nur Bahnhof, das wurde alles immer verworrener.

„Ich war tatsächlich in Rio, doch da wurdest du nicht gezeugt.“ Errötend wich sie meinem Blick aus.

„Sondern?“, hakte ich nach, weil sie einfach aufgehört hatte, weiter zu erzählen.

„Nun ja.“ Sie schaute auf ihre Hände und es sah so aus, als wolle sie nachzählen, ob alle Finger noch da seien. „In Brasilien lernte ich eine nette deutsche Krankenschwester kennen. Und bevor ich zurück nach Hause flog, begleitete ich sie für einen kurzen Zwischenstopp in ihre Heimat.“

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