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Wenn Amor zielt …

hier erhältlich:

2 Romane in einem Band!

Ein Mann für alle Lagen:
Kat sucht den perfekten Mann - das kann doch nicht so schwer sein! Auf den Rat ihrer besten Freundin verbringt sie ihren Urlaub in einem Golfhotel für Singles. Prompt jagt ein Date das andere. Aber mit keinem der Jungunternehmer und Börsenmakler funkt es richtig. Wie gut, dass es Jake Templeton, den stillen Teilhaber des Hotels, gibt! Er ist ein echter Freund - und plötzlich noch mehr …

..und cool!:
Noch eine Woche bleibt Samantha, dann ist ihr Schicksal besiegelt! In sieben Tagen wird sie heiraten - nicht aus Liebe, sondern aus Vernunftgründen. Doch bevor Samantha diese Ehe eingeht, will sie ein letztes Mal pure Leidenschaft erleben. Als sie dem attraktiven Mac begegnet, weiß sie: Der Barkeeper ist der Richtige für ihr erotisches Abenteuer. Allerdings ändert dieser One-Night-Stand alles!


  • Erscheinungstag: 10.02.2015
  • Seitenanzahl: 336
  • ISBN/Artikelnummer: 9783956493959
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Wenn Amor zielt …

Jennifer Crusie

Ein Mann für alle Lagen

Carly Phillips

… und cool!

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

CHER erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgaben:

Manhunting

Copyright © 1993 by Jennifer Crusie

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Brazen

Copyright © 1999 by Karen Drogin

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner GmbH, Köln

Covergestaltung: pecher undovergestaltu soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München

ISBN 978-3-95649-395-9

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen w00E4ren rein zufällig.

Jennifer Crusie

Ein Mann für alle Lagen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Johannes Heitmann

1. KAPITEL

S pring lieber nicht hinunter. Das Blut würde niemals wieder aus deiner Seidenbluse rausgehen.“ „Ich sehe nur nach, wie das Wetter ist“, erwiderte Kate Svenson geduldig und blickte weiterhin aus ihrem Apartmentfenster. Sie wusste, dass Jessie sich wieder ihrer Zeitung widmen würde, wenn sie, Kate, nicht weiter auf sie einging.

Draußen herrschte strahlendes Augustwetter. Dennoch fühlte Kate sich einsam und verzweifelt, daran konnte auch ihre beste Freundin Jessie am Frühstückstisch nichts ändern. Sie wandte sich ab und setzte sich wieder an den gedeckten Tisch. Obwohl sie versuchte, sich auf den Wirtschaftsteil der Sonntagszeitung zu konzentrieren, musste sie ständig darüber nachdenken, wie erbärmlich ihr Leben war.

Dabei geht es mir gar nicht mal schlecht, überlegte sie. Ich habe eine tolle Karriere in der Unternehmensberatung. Die Firma gehört zwar leider meinem Vater, und manchmal ist es langweilig, aber es ist eine ganz ordentliche Karriere.

Sie verdrängte ihren Beruf und dachte an die anderen guten Seiten ihres Lebens. Sie war gesund, besaß genug Geld und hervorragende Freunde. Dazu dieses schöne Apartment, das mit teuren französischen Antiquitäten möbliert war. Über den Rand der Zeitung hinweg musterte Kate ihre brünette Freundin, die gerade den Kopf hob.

„Was ist los?“, fragte sie, als sie Kates Blick bemerkte.

„Nichts. Ich dachte an die guten Dinge in meinem Leben, und du gehörst zu den besten.“

„Ich bin das Beste in deinem Leben, und das sagt viel darüber aus, wie mies es dir geht“, erwiderte Jessie und las weiter.

Jessie trifft immer den wunden Punkt, dachte Kate. Da sitzt sie und sieht mit ihren dunklen Locken viel jugendlicher aus als ich. Dabei sind wir beide fünfunddreißig. Macht es ihr vielleicht nichts aus, dass ihr Leben vorüberzieht?

Aber im Gegensatz zu mir lebt Jessie ihr Leben aus, und sie ist mit ihrem Beruf vollkommen glücklich. Falls man das Verzieren von Torten als Beruf bezeichnen kann. Wie sie davon leben kann, werde ich nie verstehen. Vielleicht hätte ich auch einen anderen Beruf wählen sollen …

Hör auf, sagte Kate sich in Gedanken. Sie war eine sehr gute Unternehmensberaterin und verdiente damit viel Geld. Außerdem machte ihr das Privatleben viel mehr zu schaffen. Natürlich war Jessie glücklicher. Immerhin hatte sie nicht drei gescheiterte Verlobungen hinter sich, und ihr machte es auch nichts aus, mit fünfunddreißig nicht verheiratet zu sein. Hör auf zu jammern, sagte Kate sich, und genieße, was du hast.

Aufseufzend widmete sie sich wieder der Zeitung.

Jessie blickte auf und ließ nach kurzem Zögern die Zeitung auf den Tisch fallen. „Das alles ist nur die Schuld deines Vaters.“

Verblüfft blickte Kate auf. „Wovon sprichst du?“

„Das weißt du genau.“ Jessie verschränkte die Arme und blickte Kate prüfend an. Blond, gebildet, liebenswert – und todunglücklich, schoss es ihr durch den Kopf. „Du bist unglücklich“, stellte sie fest.

„Nein, bin ich nicht.“ Kate zwang sich zu lächeln. „Liest du etwa gerade die Kontaktanzeigen? Das bringt dich nur auf dumme Gedanken. Blättere lieber zum Sportteil weiter.“ Sie hob die Zeitung wie einen Schutzschild hoch.

Wie üblich gab Jessie nicht auf. „Du seufzt ständig. Wie soll ich mich da aufs Lesen konzentrieren?“

„Ich seufze nicht.“ Kate blickte nicht auf. „Das ist eine Erkältung.“

„Lüg nicht. Du denkst doch nicht etwa immer noch an diesen Mistkerl Derek, oder?“

„Nein.“ Kate schüttelte den Kopf. „Das wäre auch vollkommen sinnlos. Jetzt lies weiter.“

Jessie drückte mit einem Finger den Wirtschaftsteil der Zeitung nach unten, um ihrer Freundin ins Gesicht zu sehen. „Du willst heiraten“, stellte sie gnadenlos fest.

„Natürlich will ich das“, entgegnete Kate nüchtern. „Irgendwann. Also nimm bitte deinen Finger weg.“

„Du willst jetzt heiraten.“ Jessie blickte sie nachdenklich an. „Das muss mit deiner inneren Uhr zusammenhängen.“

„Dein Nagellack ist zerkratzt“, wich Kate aus. „Außerdem ist die Farbe hässlich, aber das sage ich nicht, weil es mich nichts angeht.“

„Du warst in den letzten drei Jahren dreimal verlobt“, stellte Jessie fest. „Und du hast diese Männer alle verlassen. Wieso verlobst du dich mit Männern, die du dann doch nicht heiraten willst?“

Kate atmete tief durch. „Derek wollte unbedingt einen Ehevertrag schließen, noch bevor wir überhaupt wussten, wann wir heiraten sollen. Paul empfand meinen beruflichen Erfolg als Bedrohung und verlangte von mir, nicht mehr so viel zu arbeiten, falls ich ihn wirklich liebe. Terence meinte, ich hätte als seine Ehefrau sowieso zu viel mit den gesellschaftlichen Verpflichtungen zu tun, um selbst noch zu arbeiten. Und du findest, ich hätte einen von ihnen heiraten sollen?“

„Offen gesagt finde ich, du hättest dich mit den dreien nicht einmal verabreden sollen. Dein Vater hat dir ganz merkwürdige Ansichten über das Leben, die Männer und die Ehe in den Kopf gesetzt. Und dein Unglück macht mich auch unglücklich. Deshalb werden wir etwas dagegen unternehmen.“

Kate legte die Zeitung weg. „Nein, das werden wir nicht.“ „Doch“, widersprach Jessie. „Wir sorgen dafür, dass du ein bisschen mehr wie ich wirst.“

„Ich will nicht wie du sein.“ Kate musste lachen.

„Moment mal.“ Jessie richtete sich auf. „Was hast du denn dagegen?“

„Zum einen verzierst du Torten“, sagte Kate. „Zugegeben, es sind schöne Torten, aber …“

„Ich bin eine Künstlerin.“

„Du bist eine Verrückte.“ Kate lachte wieder. Aber du bist meine Freundin, und deshalb ist mir das egal.“

„Auch wenn ich verrückt bin, macht mir meine Arbeit Spaß und dir nicht. Erinnerst du dich, als du für die Behörden gearbeitet und kleinen Unternehmern auf die Beine geholfen hast? Du hast mir immer erzählt, wie glücklich dich diese Arbeit macht.“

„Ich habe damit kaum etwas verdient und hatte keine Aufstiegsmöglichkeiten.“ Kate wollte die Zeitung wieder aufnehmen, aber Jessie hielt ihren Arm fest.

„Erinnere dich an Mrs Borden und ihre Kindertagesstätte. Oder an diesen alten Mann mit seiner kleinen Schusterwerkstatt. Und an alle anderen Geschäfte, für die du den rettenden Engel gespielt hast.“

„Du bist ja äußerst feinfühlig, Jessie. Aber ich mache heutzutage noch genau dasselbe.“ Auf Jessies skeptischen Blick hin fügte sie hinzu: „Wirklich. Es geht jetzt nur um größere Unternehmen und sehr viel mehr Geld. Ich helfe den Menschen immer noch.“

„Du hilfst den reichen Unternehmern.“ Jessie stützte das Kinn auf die Hände.

So schnell ließ Kate sich nicht aus der Ruhe bringen. „Also gut. Ich habe an deinem Job etwas auszusetzen und du an meinem. Können wir es nicht dabei belassen?“

„Du hast mir damals geholfen mit meinem Job“, widersprach Jessie.

„Ich konnte nicht anders, als du so jämmerlich in meinem Büro standest. Du hast in den schillerndsten Farben von deinen wundervollen Torten gesprochen.“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „So jemanden hatte ich noch nie getroffen.“

Jessie erwiderte das Lächeln. „Das ging mir genauso. Ich hatte noch nie eine so makellose Frau wie dich gesehen. Du sahst wie eine Statue aus. Ich dachte nur: Oh nein, ich bin beinahe bankrott, und eine Barbiepuppe im Designerkostüm soll mir helfen.“ Ihr Blick wurde dankbar. „Und dann hast du mein Geschäft gerettet.“

„Es war es wert. Du machst wirklich die schönsten Torten der zivilisierten Welt.“

„Und der unzivilisierten Welt. Damit sind wir beim Thema: Männer.“

„Jessie“, wandte Kate ein. „Du bist doch im Umgang mit Männern noch unbeholfener als ich. Du triffst dich mit diesen ziellosen, antriebsarmen Männern, die jemanden brauchen, der sich um sie kümmert. Wie willst gerade du mir helfen?“ Sie blickte wieder in die Zeitung.

„Hör zu“, erklärte Jessie entschlossen. „Wir werden die Sache auf deine Art angehen.“

„Auf meine Art?“

„Genau. Mit Verstand und Logik.“ Jessie verzog das Gesicht. „Davon halte ich zwar nicht viel, aber hier geht es schließlich um dich. Also, du willst heiraten, stimmt’s?“

Kate sah sie misstrauisch an. „Stimmt.“

„Also werden wir das tun, was du dein ganzes Leben lang getan hast, wenn du ein Ziel erreichen wolltest. Wir stellen einen Plan auf.“ Sie lehnte sich nachdenklich zurück. „Das wird der erste Plan sein, den ich aufstelle, aber das schulde ich dir. Immerhin hast du mein Geschäft gerettet.“

„Wenn du meinem Plan für dich gefolgt wärst, wärst du mittlerweile eine reiche Frau. Was ist aus der Geschäftserweiterung geworden?“

„Alles braucht seine Zeit.“ Jessie winkte ab. „Nach deinem Plan hätte ich schon lange keine Freude an der Arbeit mehr, sondern würde die Torten in Rekordzeit und wie am Fließband herstellen.“ Triumphierend blickte sie Kate an, doch die schien nicht beeindruckt.

„Du willst einfach keinen Erfolg haben. Stattdessen spielst du mit Zuckerkram herum und amüsierst dich.“

„Und du willst den Erfolg zu sehr. Es geht im Leben nicht nur ums Geldverdienen. Man muss sich auch amüsieren, und weil du das nicht tust, geht es dir im Augenblick so schlecht. Abgesehen davon spiele ich nicht herum. Ich bin eine Künstlerin.“

„Jessie …“ Doch Kate wurde von ihrer Freundin unterbrochen.

„Los jetzt. Wie fangen wir mit diesem Plan an?“

Aufseufzend fügte Kate sich in ihr Schicksal. Wahrscheinlich war es leichter, als sich gegen Jessie aufzulehnen. „Zuerst müssen wir die Ziele stecken.“

„Okay.“ Jessie schnappte sich einen Zettel und Kates goldenen Füller. „Also was ist dein Ziel? Den Richtigen finden und heiraten, nicht?“

„Genau.“

„Wie soll er denn aussehen, der Glückliche? Zunächst muss er reich sein.“

„Muss er nicht“, widersprach Kate. „Ich bin nicht geldgierig.“

Geduldig blickte Jessie sie an. „Dein Vater ist reich, und es wäre sicher besser, wenn dein Zukünftiger mehr Geld besitzt, als du erben wirst. Schließlich soll er dich nicht wegen deines Vermögens nehmen.“

„Wahrscheinlich erbt meine Stiefmutter ohnehin alles.“ Es sei denn, Daddy ist mit Janice als Ehefrau Nummer fünf auch nicht zufrieden, fügte sie im Stillen hinzu.

Jessie winkte ab. „Du bist nur eifersüchtig, weil sie zehn Jahre jünger ist als du. Weiter jetzt. Er muss älter sein als du. Ungefähr fünfzehn Jahre.“

„Wieso?“, fragte Kate verständnislos.

„Weil du ganz offensichtlich nach einer Vaterfigur suchst.“

„Das stimmt nicht. Gib her.“ Kate nahm ihr den Zettel ab und strich die beiden Punkte wieder durch. „Zum Ersten muss er intelligent sein. Sehr intelligent.“

„Das ist gut“, stimmte Jessie lächelnd zu.

„Und zwar nicht nur im wissenschaftlichen Sinne. Er muss auch anspruchsvoll sein und Wert auf Qualität legen.“

„Ein Mann in Designerkleidung?“ Jessie verzog das Gesicht. „So sieht dein Traummann aus?“

„Und vornehm“, fuhr Kate fort. „Gute Manieren. Jemand, der sich in der Oper wohlfühlt.“

„Du hasst Opern.“

Kate schüttelte missbilligend den Kopf. „Du weißt genau, was ich meine.“

Jessie musste an Kates Vater und die drei Männer denken, mit denen sie verlobt gewesen war. Groß, schlank, gut aussehend und vornehm. Mit guten Manieren. „Ja, ich weiß, was du meinst.“

„Und ehrgeizig. Er muss wissen, was er will, und zielstrebig darauf hinarbeiten.“

„In Ordnung.“ Jessie dachte über Kates Vorstellungen nach. Was für ein Mist!

„Und erfolgreich. Er muss erfolgreich sein.“

„Wer soll das entscheiden? Erfolg wird von verschiedenen Menschen unterschiedlich beurteilt“, wandte Jessie ein.

„Er muss viel verdienen, und gute berufliche Aufstiegschancen besitzen“, antwortete Kate wie aus der Pistole geschossen und konzentrierte sich wieder auf ihre Liste.

„Klingt, als hätte dir das dein Vater eingetrichtert. Kommen wir doch mal zu den guten Eigenschaften.“

„Was denn noch?“, fragte Kate nach.

„Na, Sinn für Humor, Gleichberechtigung der Frau in der Partnerschaft, fantastisch im Bett. Er muss dich wie verrückt lieben.“

„Ja, richtig. Natürlich.“ Kate sah wieder auf die Liste. „Habe ich schon erfolgreich erwähnt?“

„Einige Male.“ Jessie nahm ihr den Zettel wieder ab. „Jetzt haben wir den Wundermann also beschrieben. Und was nun? Nun muss er noch gefunden werden, habe ich recht?“

„Ja, aber das wird nicht so leicht …“

Jessie unterbrach sie. „Schon erledigt.“ Sie reichte Kate den Zettel zurück. „Behalte das. Und dann sieh dir dies hier an.“ Sie wies auf die Zeitung.

Kate blickte auf die Anzeige, die Jessie aufgeschlagen hatte. Ein gepflegter Mann stand mit einem Golfschläger auf einem Golfplatz, der aussah, als sei er mitten im Wald auf lauter Hügeln angelegt. „Komm in die Wildnis, und stell dich dem schwierigsten Golfplatz von ganz Amerika“, hieß es in der Anzeige. „Komm nach ‚The Cabins‘.“

„Ein Golfplatz? In Kentucky?“

„Da gibt es noch mehr außer Golf“, sagte Jessie. „Sie bieten auch Reiten, Wandern und andere Aktivitäten an. Es gibt sogar einen See. Du könntest nackt baden.“

Verächtlich blickte Kate sie an.

Jessie zuckte mit den Schultern. „Okay, du nicht, aber jemand, der Spaß und Aufregung sucht, könnte es tun.“ Sie beugte sich vor. „Aber das wirklich Tolle ist der Golfplatz. Sogar ich habe schon davon gehört. Die Leute zahlen ein Vermögen, um dort zu spielen. Du kannst dir vorstellen, was für Leute dort herumlaufen.“ Schmunzelnd lehnte sie sich zurück. „Ich möchte dort nicht einmal begraben werden, aber dein Traummann müsste dort gleich im Dutzend vorhanden sein. Du kannst die Augen verbinden und blind in die Menge greifen.“

„Tja, es klingt tatsächlich … interessant“, gab Kate nachdenklich zu. „Aber ich …“

„Es ist ein Ziel und ein Plan“, erwiderte Jessie. „Du hast bisher alles im Leben erreicht. Also wirst du das jetzt auch schaffen.“

„Wie kommst du darauf, ich hätte alles erreicht?“ Auf Jessies verdutzten Blick hin fuhr sie fort: „Wenn ich schon am Ziel meiner Wünsche wäre, würde ich mich nicht mehr so anstrengen. Ich bin zwar erfolgreich …“

„Ich weiß schon. Du verdienst gut und hast gute Aufstiegsmöglichkeiten.“ Jessie verdrehte die Augen.

„… aber ich bin nicht glücklich. Ich will …“

Kate verstummte, und Jessie blickte sie gespannt an. Sprich es aus, dachte sie. Was willst du?

„Ich möchte eine Beziehung mit einem Mann“, sagte Kate schließlich.

„Beziehung klingt gut“, stimmte Jessie zu. „Dann mal los.“

Kate fand langsam Gefallen an der Vorstellung und sah sich bereits an der Seite eines Mannes, mit dem sie Hand in Hand einen riesigen Konzern aufbaute. „Ich möchte mit meinem Mann zusammenarbeiten, um ein Imperium zu gründen. Ich will …“

„Ein Imperium!“ Jessie konnte ihren Abscheu nicht verbergen. „Vergiss das Geschäft. Denk an dein Privatleben.“

„Das kann ich nicht. Ich kenne mich doch nur im Geschäft aus.“

„Falsch.“ Jessie atmete tief durch. „Du bist warmherzig und fürsorglich. Du kümmerst dich um die Menschen. Wenigstens hast du das früher getan.“ Sie griff über den Tisch hinweg nach Kates Arm. „Heute arbeitest du mit Leuten zusammen, die sich nur im dunklen Anzug wohlfühlen. Und deswegen gehst du immer allein nach Hause. Das ist doch unsinnig, und du hasst es.“ Aufseufzend lehnte sie sich zurück. „Ich kann nicht glauben, dass Geld und Erfolg dir so wichtig geworden sind.“

„Tja, es war nett, mit dir zu frühstücken“, sagte Kate. „Musst du nicht bald gehen?“

Jessie schloss einen Moment die Augen und versuchte es ein letztes Mal. „Kate, bitte hör mir zu. Fahr zu ‚The Cabins‘, such dir einen netten Kerl, der alle Forderungen deiner Liste erfüllt, und werde glücklich mit ihm. Du kannst es schaffen.“

Der aufrichtig besorgte Tonfall gab Kate zu denken. „Das soll also alles sein“, machte sie sich lustig. „Ich muss mir nur den Richtigen aussuchen.“

Jessie nickte. „Ja.“

Kate blickte wieder in die Anzeige. Der Mann auf dem Bild war zwar sicher ein Fotomodell, aber er sah perfekt aus. Bis zum Ende des Sommers wollte sie ohnehin noch Urlaub machen, und sie hatte seit Jahren kein Golf mehr gespielt.

Und sie war so einsam, dass es manchmal wehtat. „In Ordnung“, sagte sie leise. „Ich werde dort hinfahren.“

„Prima!“ Jessie deutete auf das Telefon. „Dann ruf gleich an.“

„Das mache ich später“, erwiderte Kate. „Lass mich eine Weile darüber nachdenken.“

„Nein.“ Jessie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich gehe nicht, bevor du nicht angerufen hast.“

„Ich habe doch gesagt, dass ich fahre. Vertraust du mir nicht?“

„Nein“, erwiderte Jessie nur. „Diesmal behalte ich dich im Auge, denn du schaffst es immer wieder, deinem Glück davonzulaufen. Ruf an. Jetzt!“

Dreihundert Kilometer von Kate entfernt saß Jack Templeton in einem großen Liegestuhl auf der hinteren Veranda des Anwesens seines Bruders in Kentucky. Er hatte die Füße auf das Geländer gelegt und beobachtete den Sonnenaufgang über dem See. Dabei gab er sich große Mühe, Zufriedenheit zu empfinden. Doch wie so oft in letzter Zeit plagte ihn dieses Gefühl, als fehle ihm irgendetwas.

In seiner Ehe, die lange zurücklag, hatte er das Verdrängen gelernt: Immerhin lebte er in einem schönen Land, ihm ging es gut, und er musste sich um nichts kümmern, als dass das grasbewachsene Land gewässert und gepflegt wurde. Ansonsten plagten ihn keine echten Sorgen. Natürlich fand er es nicht ideal, dass sein Bruder aus diesem guten Farmland ein Feriengelände gemacht hatte, wo sich die reichen Geschäftsleute erholten und amüsierten, aber diese Leute brachten viel Geld mit, und davon konnte die Dorfbevölkerung leben. Jake hatte nicht viel mit den Urlaubern zu tun.

Im Großen und Ganzen ging es ihm gut. Er zog sich den hellen Cowboyhut über die Augen und genoss die Aussicht. „Ich habe es geschafft“, sagte er leise.

Mit zwei Bechern heißem Kaffee kam sein Bruder zu ihm heraus. Will trug bereits seinen Anzug, um die ersten Gäste zu begrüßen, die jeden Moment ankommen würden. Er betrachtete Jakes abgetragene Jeans und das verwaschene Baumwollhemd und schüttelte den Kopf. Jake blickte ihn an und lachte.

„Du bist schrecklich“, stellte Will fest.

„Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Jake unbeteiligt.

„Es geht eher darum, was du nicht tust. Du könntest reich sein.“

„Das war ich“, stellte Jake richtig. „Dann habe ich alles dir gegeben, und du hast davon das Freizeitgelände aufgebaut.“

„Immerhin gehört dir immer noch die Hälfte davon.“

„Dann wirst du mich im Alter wohl durchfüttern müssen“, erwiderte Jake lachend. „Ich bin schließlich nicht dumm.“

Will schüttelte den Kopf. „Du bist Jurist und hast als Steuerberater gearbeitet, und das alles hast du aufgegeben, um für deinen kleinen Bruder Rasen mähen zu können. Schäm dich.“

„Ich mähe den Rasen nicht, sondern sorge nur dafür, dass andere den Rasen mähen“, stellte Jake richtig. „Ein toller Sonnenaufgang, findest du nicht?“

„Der Sonnenaufgang war vor ein paar Stunden. Jetzt ist es neun.“

„So hoch steht die Sonne aber noch nicht.“ Jake ließ sich tiefer in den Stuhl rutschen. „Sie steigt immer noch, also ist noch Sonnenaufgang.“

„Mir ist klar, dass ich das alles hier ohne dich nicht schaffen würde, aber du weißt so gut wie ich, dass du hier deine Zeit und deine Talente vergeudest. Seit fünf Jahren. Dafür kannst du nicht nur deine gescheiterte Ehe verantwortlich machen.“

„Du nimmst das Leben viel zu ernst. Wenn ich geahnt hätte, dass du dich so sehr in die Arbeit stürzt, hätte ich dir das Geld niemals gegeben. Du bekommst bestimmt bald einen Herzinfarkt, und dann muss ich mich um alles hier kümmern.“

„Na, einer von uns beiden muss sich ja wie ein Erwachsener benehmen. Hör mir zu, Jake, du warst immer mein …“

„Vorbild? Dein Held?“, riet Jake.

„Sagen wir ruhig Vorbild“, sagte Will. „Ich wollte immer wie du sein, weil du in jeder Hinsicht der Beste warst.“

„Nein, das war ich nicht“, widersprach Jake. „Das dachtest du bloß, weil du mein jüngerer Bruder bist.“

„Jake, du hast seit fünf Jahren nichts mehr getan. Seit du hier bist.“ Jake wollte etwas sagen, aber Will ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich weiß, dass du die Arbeitskräfte beaufsichtigst, doch das könntest du auch vom Bett aus. Und im Grunde tust du das ja auch.“

„Moment mal“, beschwerte Jake sich.

„Du bist mir eine große Hilfe, aber auch wenn es mir nicht gefällt, musst du zurück in die Stadt.“

„Mein Leben hier gefällt mir“, stellte Jake klar. „Glaub ja nicht, dass ich mich für dich und diesen Freizeitclub aufopfere. Ich bin gern hier und werde hier bleiben.“

Will versuchte es anders. „Willst du nie wieder heiraten?“

„Nein. Wie kommst du jetzt darauf?“

„Wenn es hier in ‚Toby’s Corners‘ eine Frau für dich gäbe, hättest du sie mittlerweile gefunden. Also ist das ein weiterer Grund für dich, in die Stadt zurückzukehren.“

„Kannst du mir verraten, was eigentlich los ist?“, fragte Jake verständnislos. „Spuck es schon aus. Vielleicht geht es dir dann besser.“

„Mom macht sich um dich Sorgen.“ Will setzte sich auf einen zweiten Stuhl. „Und Valerie findet, dass ich dich ausnutze. Wenn es im Hotel manchmal drunter und drüber geht, denke ich: Zum Glück hat Jake dort draußen alles unter Kontrolle. Das meine ich ernst. Du hilfst mir sehr.“

„Das weiß ich. Noch ein Grund mehr, um hier zu bleiben.“ Er trank einen Schluck Kaffee. „Valerie macht sich also Gedanken um mein Wohlergehen.“

Will blickte ihn prüfend an. „Ja. Das kam mir auch etwas seltsam vor.“

„Ich habe mich schon gefragt, wann sie zur Tat schreitet.“

Fragend sah Will ihn an. „Wovon sprichst du?“

„Valerie sieht sich als deine Partnerin, was das Hotel angeht. Ich bin ihr im Weg.“

„Das verstehe ich immer noch nicht“, warf Will ein.

„Sie möchte, dass ihr beide zusammen den Mittleren Westen mit solchen Freizeitanlagen beherrscht.“

„Nicht mit mir.“ Will wirkte nachdenklich. „Weißt du, diese Frau wird langsam zu einem Problem.“

Jake lächelte bitter. „Wahrscheinlich kannst du das nicht klar beurteilen, weil sie mit dir zusammenwohnt und hervorragende Arbeit in der Hotelleitung leistet, aber sie ist genau seit dem Zeitpunkt ein Problem, als sie hier auftauchte.“

„Tja, das Problem wird sich bald lösen“, sagte Will. „Aber da ist noch Mom, und sie macht sich wirklich Sorgen um uns beide. Am meisten um dich, weil du schon älter bist.“

„Ach komm“, wehrte Jake ab. „Was will sie denn?“

„Sie will, dass wir heiraten und sie zur Großmutter machen.“

Jake zuckte mit den Schultern. „Dann tu deine Pflicht.“

„Ich bin nicht verheiratet, und das wird auch so bleiben.“

„Valerie denkt da sicher anders.“

Will schüttelte den Kopf. „Mit Valeries Zukunftsplänen habe ich zum Glück nichts zu tun. Eine große Hotelkette möchte sie gern einstellen. In der nächsten Zeit bekommt sie bestimmt ein

hervorragendes Angebot, und dann ist sie weg.“

Neugierig sah Jake seinen Bruder an. „Und das macht dir nichts aus?“

„Ich bin eher erleichtert. Valerie ist eine wunderbare Frau, und ich schätze die Arbeit, die sie hier geleistet hat, aber sie fängt an, mich zu nerven. Ich weiß nicht einmal, wie es dazu gekommen ist, dass wir zusammenwohnen.“

„Ich aber“, wandte Jake ein. „Durch Sex. Das ist eine mächtige Waffe, und Frauen wissen sie einzusetzen.“

„Willst du deshalb nichts mehr von Frauen wissen?“, fragte Will mitfühlend. „Das klingt fast nach Verfolgungswahn.“

„Mit Wahn hat das nichts zu tun, wenn sie hinter dir her sind“, sagte Jake. „Und offen gesagt, ich glaube, dass Valerie dich geschnappt hat. Und sie denkt das sicher auch.“

„Niemand hat mich geschnappt“, erwiderte Will. „Ich bin mit meiner Arbeit verheiratet.“

Jake sah ihn an, als sei er verrückt geworden.

„Im Gegensatz zu dir habe ich beruflich noch Ziele, und außerdem bin ich noch nicht bereit für eine feste Bindung.“

„Drei Jahre Zusammenleben ist für dich keine feste Bindung?“

„Genau so etwas bekomme ich auch von Mom zu hören.“ Will blickte seinen Bruder misstrauisch an. „Damit komme ich wieder zum Thema. Ich finde, Mom und Valerie haben recht.“

„Hör doch auf“, sagte Jake. „Du hast ein schlechtes Gewissen, und deswegen muss ich leiden.“

„Du brauchst neue Ziele, und du solltest, wenn du schon nicht zurück in die Stadt gehst, wenigstens heiraten.“

Jake blickte wieder auf den See. „Ich war verheiratet, und es hat mir nicht gefallen. Du bist an der Reihe, dir dein Leben zu vermasseln.“

„Dann bist du also gern allein und einsam in deinem Ferienhäuschen am Ende der Straße. Allein in dem kalten Bett.“

„Psychologie ist nicht deine Stärke. Du hast das Feingefühl eines Felsblocks. Meine Traumfrau ist eins siebzig, um die zwanzig, dumm wie Stroh und davon überzeugt, dass ich der Größte bin. Jetzt mal ernsthaft. Ich glaube, dass Frauen so viele Jahrhunderte gelernt haben, Männer hintenrum zu irgendwelchen Sachen zu überreden, dass sie gar nicht mehr anders können. Bei Frauen weißt du nie genau, was sie wollen, und dann regen sie sich auf und schreien dich an.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich genug von diesen wortgewandten, überklugen Frauen, die mit einem machen, was sie wollen.“

„Dann heirate nicht wieder eine Frau wie Tiffany“, sagte Will ruhig. „Finde dein gut aussehendes Dummchen und heirate sie. Und dann mach wieder etwas aus deinem Leben, bevor du Wurzeln schlägst und täglich gegossen werden musst.“

Jake ging nicht auf ihn ein. „Wenn ich mich jemals wieder auf jemanden einlasse, dann muss sie davon überzeugt sein, dass nur ein Mann sie glücklich machen kann, der dafür sorgt, dass Rasenflächen gesprengt und gemäht werden.“

„Da kannst du sicher lange warten.“ Will wollte noch etwas sagen, aber im Haus klingelte ein Telefon.

„Noch einer, der verrückt danach ist, an einem Berghang Golf zu spielen“, sagte Jake kopfschüttelnd. „Ich dachte, du spinnst, als du den Platz angelegt hast, aber die Leute rennen dir die Tür ein.“

Das Telefon klingelte wieder. „Kümmere du dich um deine zukünftige Frau. Vielleicht ist sie es, die gerade hier anruft.“

„Da bin ich ja ziemlich gespannt.“ Jake zog sich den Hut wieder tiefer ins Gesicht.

2. KAPITEL

Als sie durch Toby’s Corners fuhr, war Kate erstaunt darüber, wie schön das Städtchen war. Während der Herfahrt hatte sie sich immer wieder das Schlimmste ausgemalt und darüber gegrübelt, wieso sie sich von Jessie dazu hatte überreden lassen, sich sogar noch aufreizende Unterwäsche zu kaufen. Der Anblick des Ortes riss sie aus diesen Gedanken.

Die schattigen alten Straßen waren von dicken Bäumen gesäumt, und die alten Ladenfronten waren erhalten und neu gestrichen worden. Eisenwaren, Lebensmittel, ein Imbiss und andere Geschäfte, die sicher seit Generationen denselben Familien gehörten. Kate fühlte sich wie in einem Bilderbuch.

In so einer Kleinstadt wäre ich gern aufgewachsen, dachte sie. Es wirkt so anheimelnd, und vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen, wenn ich in Toby’s Corners geboren wäre.

Energisch verdrängte sie diese Gedanken. Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Du hast ein Ziel und einen Plan.

Sie bog von der Hauptstraße ab und folgte einer gewundenen Straße durch den Wald. Das Sonnenlicht drang gedämpft durch das Blätterdach, und es roch nach Holz. Unwillkürlich erschauerte Kate. Irgendwie ist es hier aufregend, dachte sie. Und ich werde meinem Plan folgen. Ohne Angst, genau wie Jessie. Vielleicht gehe ich morgen ganz früh sogar nackt im See baden.

Dann fuhr sie um die letzte Kurve und vergaß ihre Vorsätze sofort.

Das Freizeitgelände lag vor ihr und wirkte viel größer als im Katalog. Zahllose kleine Apartmenthäuser waren in unterschiedlichen Winkeln angeordnet, und jedes Häuschen besaß eine eigene Sonnenterrasse. Oh nein, dachte Kate, das ist mir alles viel zu groß.

Noch dazu liefen hier unzählige Menschen herum. Wenn sie hier nackt badete, würde sie am Tag darauf in jeder Zeitung der Gegend erscheinen. Sie sah die Schlagzeilen schon vor sich.

Aufseufzend hielt sie neben dem Hoteleingang an.

Ich hasse es, dachte sie, stieg aus und betrat die Eingangshalle. Einer der vielen gut aussehenden vornehmen Männer, die laut Jessie hier überall waren, hielt ihr lächelnd die Tür auf. Eins nach dem anderen, dachte Kate und ging an ihm vorbei.

Der Hotelmanager begrüßte sie mit einem Lächeln. „Willkommen in ‚The Cabins‘, Miss Svenson. Ich bin Will Templeton und freue mich, dass Sie hier sind.“

Fast hätte Kate ihn gefragt, wieso. Will Templeton war groß, gebräunt und gut aussehend, doch bestimmt freute er sich weniger über Kate als über die Kreditkarte, die sie dabei hatte.

„Sicher wollen Sie meine Kreditkarte sehen“, sagte sie.

„Nein, nein, das ist alles schon geregelt. Sie wohnen in Nummer 9a. An den Tennisplätzen entlang und hinter dem Crocketplatz. Sie können Ihren Wagen direkt hinter dem Häuschen abstellen.“

Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens musste sie nicht hier im Hotel unter all diesen vielen Menschen wohnen.

Hinter ihr ertönte eine helle Stimme. „Sagten Sie gerade 9a?“

Der Manager lächelte. „Das stimmt, Miss Craft.“ Kate drehte sich um.

Miss Craft war jung, blond und sah wie eine Barbiepuppe aus. Ihre Augen waren hellblau, sie besaß eine kleine Stupsnase, und ihre vollen Lippen schienen ständig zu lächeln. Sie sah aus wie neunzehn.

Toll, dachte Kate. Das ist also die Konkurrenz. Die trägt bestimmt gar keine Unterwäsche.

„Ich bin Penny Craft“, sagte die Barbiepuppe und streckte die Hand aus. „Ich wohne direkt neben Ihnen in 9b.“

„Oh, schön“, erwiderte Kate.

„Könnten Sie mich, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mitnehmen? Mit meinem Gepäck? Die Kofferjungen hier sind schwer beschäftigt …“

„Kein Problem“, sagte Kate. „Mit Vergnügen.“ Sie ließ sich von Will den Schlüssel geben und versuchte, nicht auf ihn zu achten, als er hinter ihnen herrief: „Vergessen Sie nicht, dass heute Abend unsere Hawaiiparty steigt, Ladies.“

„Bestimmt nicht“, rief Penny Craft zurück.

Gepäck sagt viel über die Menschen, stellte Kate fest, als sie Penny zu ihrem Wagen brachte. Sie selbst hatte einen grauen Koffer und eine Aktentasche bei sich. Penny schleppte fünf pinkfarbene Gepäckstücke mit sich. Rate mal, wer von uns beiden den größeren Spaß hat? dachte Kate, als sie das Gepäck verstaute. Dann fuhr sie langsam zu dem Ferienhaus, wobei sie auf die vielen Leute Rücksicht nehmen musste, die sich anscheinend so blendend amüsierten, dass sie hier am liebsten überfahren werden wollten.

„Zu viele Menschen“, stellte Kate fest.

„Oh nein“, widersprach Penny und winkte jemandem zu. „Ich liebe Menschen.“

„Das habe ich mir schon gedacht.“

Penny lächelte ihr zu. „Bei den Ferienhäuschen soll es viel ruhiger sein.“

Neugierig sah Kate sie an. „Ich hätte gedacht, dass Sie lieber im Hotel wohnen.“

„Nein.“ Penny winkte wieder. „Ich will so viele Männer wie möglich treffen, und Sie wissen ja, wie neugierig die Leute in einem Hotel sind.“

„Was meinen Sie mit treffen?“

„Ach, Sie wissen schon. Tanzen, reden, lachen … So viel Spaß wie möglich“, sagte Penny fröhlich. „Nächsten Monat heirate ich. Das hier ist meine letzte Chance.“

„Ah so“, sagte Kate nach einer Pause. „Na, dann viel Glück.“

„Danke.“ Penny sah sie an. „Wieso sind Sie hier?“

Gute Frage. Und alles Jessies Schuld. „Ach, zum Tanzen, Reden, Lachen.“ Kate musterte düster die ganzen Leute rings umher. „Vielleicht auch, um nackt im Pool zu schwimmen.“

„Ist das erlaubt?“

Kate schloss die Augen. Penny war dumm wie Bohnenstroh. „Nur wenn Sie ganz früh aufstehen“, sagte sie.

„Ich verstehe. Ich dachte schon, Sie schreiben vielleicht für einen Reiseführer oder eine Zeitung.“

„Einen Reiseführer? Wie kommen Sie darauf?“

„Na, wieso sonst sollte jemand, der so sehr nach Geschäftsfrau aussieht wie Sie, hierherkommen?“

„Vielleicht, um Männer zu treffen?“, schlug Kate vor.

„Ja, sicher.“ Penny kicherte.

Als sie endlich den Weg zu dem richtigen Häuschen gefunden hatten, stellte Kate erleichtert fest, dass es tatsächlich sehr abgelegen war. Und von innen gefiel es ihr noch besser. Das holzgetäfelte Schlafzimmer war klein, aber gemütlich. Kate legte ihre Aktentasche weg und sah sich um. Sie brauchte Erholung, und die würde sie hier vielleicht bekommen. Auch wenn sie keinen interessanten Mann aufgabelte … Halt. Natürlich würde sie jemanden kennenlernen, das war schließlich ihr Plan. Entschlossen ging sie, um den Koffer zu holen.

Als sie Pennys Gepäck auslud, kam ein Mann auf sie zugeschlendert. „Brauchen Sie Hilfe?“, erkundigte er sich, und Kate blickte zu ihm auf. Er war groß, breitschultrig, trug ein kariertes Hemd und Jeans und bewegte sich langsam. Sein dichtes schwarzes Haar war etwas zu lang, und unter seiner Nase wucherte ein Schnurrbart. Der Gipfel aber war der große helle Cowboyhut. Schrecklich.

Dann lächelte er sie an, und fast hätte Kate spontan zurückgelächelt. Auf keinen Fall ermahnte sie sich. Du wirst dich doch nicht mit so einem Kerl einlassen. Denk an deinen Plan. Ein Cowboy passt da wirklich schlecht hinein. Vergiss den Typ.

„Ich schaffe das schon.“ Sie drehte sich um, um ihren Koffer aus dem Wagen zu hieven. „Danke.“

„Hallo!“

Sie drehten sich beide um.

Penny stand auf der obersten Stufe, anscheinend außer sich vor Freude, einen Mann zu sehen.

„Penny, dies ist …“ Kate sah den Mann an.

„Jake.“ Er berührte die Hutkrempe und nickte Penny zu.

„Jake, das ist Penny“, sagte Kate. „Jake hat seine Hilfe beim Koffertragen angeboten.“

„Wie reizend“, hauchte Penny. „Ich nehme Ihre Hilfe liebend gern in Anspruch. Die pinkfarbenen Sachen gehören mir.“

„Kommt sofort.“ Jake nahm alle Koffer von Penny gleichzeitig hoch.

„Sie sind ja unglaublich stark“, staunte Penny strahlend. „Nein. Ich bin nur zu faul, um zweimal zu gehen.“ Er schlenderte die Stufen hinauf.

Na, da bahnt sich ja eine wunderbare Freundschaft an, dachte Kate und trug ihren Koffer ins Häuschen.

Kurz darauf ging Jake kopfschüttelnd den Weg zurück. Als er die beiden blonden Frauen zuerst gesehen hatte, hatte er Penny und Kate für Schwestern gehalten. Nach dem zweiten Blick hatte er beschlossen, dass die beiden nicht zusammengehörten. Aber jetzt konnte er kaum glauben, dass die beiden auf demselben Planeten lebten.

Penny war die Traumfrau jedes Mannes, nett, freundlich und offen. Es fiel nicht schwer, nett zu ihr zu sein. Allerdings wurde es nach wenigen Minuten anstrengend, ihr zuzuhören. Anderen Männern war es sicher egal, was sie sagte, solange sie sie nur ansehen konnten. Anscheinend wurde er alt. Egal, was er zu Will gesagt hatte, seine Traumfrau war Penny nicht.

Kate war hingegen sein persönlicher Albtraum. Wer fuhr schon im Seidenkostüm in den Urlaub? Und ihr blondes Haar hatte sie so straff zu einem Knoten gebunden, dass ihre Augenwinkel nach hinten gezogen wurden. Mit einem einzigen prüfenden Blick aus diesen eisblauen Augen hatte sie ihn beurteilt und verworfen. „Danke“, hatte sie gesagt und war gegangen. In diesem Moment musste die Temperatur um ein paar Grad gesunken sein.

Sie erinnerte ihn an Valerie und seine Ex-Frau Tiffany. Frauen wie sie bekamen immer, was sie wollten, egal, wer sich ihnen in den Weg stellte. Wahrscheinlich war Kate hier, um ihr Golfspiel zu verbessern, sich eine schicke Bräune zuzulegen, sich einen Ehemann zu schnappen und ein paar Tipps für die Börse zu bekommen. Mit so einer Frau wollte er nichts zu tun haben. Zum Glück hatte sie deutlich gezeigt, dass auch sie nicht an ihm interessiert war.

Vergiss sie, sagte Jake sich und ging, um bei den Vorbereitungen für die Hawaiiparty zu helfen.

Um sechs wurde Kate von Penny abgeholt. Nur so lernst du Männer kennen, sagte sie sich immer wieder. Jessie hat recht. Entspann dich, und benimm dich wie eine Frau, die nicht vierundzwanzig Stunden am Tag ans Business denkt.

Penny trug über einem winzigen gelben Bikini einen blauen geblümten Sarong. In ihren großen blauen Ohrringen saßen kleine Papageien mit bunten Federn. Aber Penny wirkte selbst in dieser seltsamen Aufmachung aufrichtig glücklich.

So etwas könnte ich niemals tragen, überlegte Kate. Selbst wenn ich sturzbetrunken wäre, würde ich mich nicht so anziehen. Habe ich deshalb so selten Spaß?

„Schlüpfen Sie in Ihre Badesachen“, sagte Penny. „Vielleicht werden wir in den Pool geworfen.“

„Na hoffentlich“, erwiderte Kate. Ihr schwarzer Badeanzug war etwas altmodisch, aber noch kaum getragen. Darüber zog sie weiße Shorts und ein weißes Hemd, das sie vor dem Bauch verknotete. Dazu trug sie zierliche goldene Ohrringe und eine schlichte Goldkette.

„Das ist alles?“, fragte Penny.

„Fertig.“

„Ziemlich schlicht.“

„So bin ich nun mal“, erwiderte Kate. „Schlicht. Gehen wir.“

Penny zögerte noch. „Wollen Sie Ihr Haar nicht offen tragen? Wir gehen doch zu einer Party.“

„Nein“, sagte Kate gelassen. „Ich mag es lieber hochgesteckt.“

„Tja, Sie sehen nicht sehr unternehmungslustig aus.“

„Das wirkt nur so. Ich bin voller Tatendrang.“

„Na gut.“ Penny schüttelte den Kopf. „Vielleicht helfen ein paar Drinks.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Die Hawaiiparty war noch schlimmer, als Kate vermutet hatte. Unzählige Leute standen in Gruppen um das Hotel und waren zum Teil schon angetrunken. Alle trugen Hawaiihemden oder Sarongs. An großen runden Holztischen lachten die Leute lauthals über irgendwelche Witze, und betont heitere Pärchen tanzten ausgelassen zu Musik von den Beach Boys. Viele drängelten sich vor einem Grillspieß, um verbrannte Fleischstücke von dem armen toten Tier zu bekommen, das über dem Feuer gedreht wurde. Es roch nach Rauch und Sonnencreme.

„Ist es nicht herrlich?“ Penny strahlte begeistert.

Entsetzt blickte Kate sich um. „Woher kommen die alle? Die können doch nicht alle hier im Hotel wohnen.“

„Von überallher.“ Penny winkte jemandem. „Im Sommer findet hier jeden Monat so eine Fete statt. Ist es nicht toll? Sehen Sie den großen Mann mit dem dunklen Haar beim Schweinegrill?“

„War das mal ein Schwein?“

„Das ist Will. Erinnern Sie sich? Am Empfang? Ihm gehört das Hotel.“

„Schnappen Sie sich ihn“, sagte Kate und sah sich nach einer Bar um. Es musste eine geben. Kein Mensch führte sich so auf, wenn er nicht betrunken war.

„Der dunkle Typ im roten Hemd ist Eric Allingham. Steinreich.“ Wieder winkte Penny jemandem zu. „Überall schwerreiche Männer.“

„Dann mal los.“ Wo war bloß die Bar?

„Nicht mein Typ.“

„Sie sind nicht an Geld interessiert?“

„Weshalb sollte ich?“, fragte Penny zurück. „Ich heirate bald.“

Kate stellte fest, dass Penny ganz vernünftig klang, wenn man davon ausging, dass es normal war, sich einen Monat vor der Hochzeit mit allen möglichen Männern zu treffen. „Tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Ich habe nicht nachgedacht.“

„Der blonde Mann in dem grünen Hemd ist aber niedlich. Er heißt Lance oder so.“

„Woher wissen Sie das alles?“

„Ach, ich habe mich in der Hotelhalle unterhalten, während ich auf einen Gepäckträger wartete. Die Leute hier sind wirklich nett.“

„Prima“, antwortete Kate. „Ich schätze, Sie wissen auch, wo hier heute Abend die Bar aufgebaut ist.“

„Draußen beim Pool.“

„Zeigen Sie ihn mir bitte.“

Der Pool war von Hecken umschlossen. Im Wasser und in den blauweißen Kacheln spiegelte sich das Licht der kleinen Lampions. Die lange schmale Bar war mit Grasmatten verkleidet, und der rothaarige junge Barkeeper hatte sich eine Blumenkette um den Hals gehängt. Er bediente lauter Männer um die Vierzig, die Penny begrüßten, als sei sie ein großer trockener Martini. Sie war sofort umringt, während Kate darauf wartete, bedient zu werden.

„Was soll’s sein, Madam?“

„Penny.“ Kate zog sie mit stählernem Griff an sich. „Darf ich Ihnen den Barkeeper vorstellen? Wie heißen Sie?“

„Mark.“ Der Mann lächelte Penny herzlich an.

„Das ist Penny, Mark“, sagte Kate. „Bringen Sie mir einen doppelten Scotch. Was möchten Sie, Penny?“

„Sie kann von mir alles bekommen“, stellte Mark fest.

„Wie reizend“, flirtete Penny wild drauf los.

Und schon wieder bahnt sich ein neues Glück an, dachte Kate. Vielleicht sollte ich von ihr lernen.

Sie ging mit ihrem Drink zum Pool, zog die Schuhe aus, setzte sich und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Ich führe mich schrecklich auf, dachte sie nach. Aber im Gegensatz zu Penny will ich das hier alles nicht wirklich. Obwohl ich nicht mehr allein sein möchte, habe ich auch keine Lust, mich eiskalt auf die Suche nach dem Märchenprinzen zu begeben.

Noch während sie darüber nachdachte, wie ein modernes Märchenschloss aussehen mochte, setzte sich ein übergewichtiger angetrunkener Mann neben sie. Er trug gleich sechs Blumenkränze.

„Hallo, schöne Frau, so ganz allein?“

„Hallo.“ Kate rückte ein Stück weg.

„Ich bin Frank“, stellte er sich vor und legte ihr einen Arm um die Schulter.

„Freut mich für Sie.“ Entschlossen schob sie seinen Arm weg. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Mark jemandem ein Zeichen gab.

„Ich habe Sie schon überall gesucht, Kleine.“

„Weshalb?“, fragte Kate. „Kennen wir uns?“

„Nur aus meinen Träumen.“

„Dann wird es Zeit für neue Träume.“

Kate stand auf und wollte ihn von sich stoßen, doch Frank hielt ihre Hand fest und stand auch auf. „Wissen Sie, was Sie brauchen?“ Er lachte schallend. „Eine Blumenkette. Bedanken können Sie sich dafür heute Nacht bei mir.“ Er erwürgte sich fast bei dem Versuch, eine seiner Ketten abzunehmen.

„Nein.“ Kate riss sich los und wandte sich ab. „Kein Interesse.“

„He, Sie lassen mich doch nicht etwa abblitzen?“ Frank hielt sie am Arm fest.

„Doch. So oft Sie wollen“, versicherte Kate ihm und versuchte, seinen Griff zu lösen.

„Prima.“ Er zog sie dichter an sich. „Ich mag widerspenstige Frauen.“

Voller Verachtung blickte Kate ihm in die Augen.

Jake bemerkte Marks Zeichen und kam rechtzeitig an den Pool, um zu sehen, wie Frank Kate an sich zog.

Na, toll. Jetzt würde sie sich bestimmt bei Will über die anderen Gäste beschweren. Als Jake sah, wie sie versuchte, Frank abzuwimmeln, musste er zugeben, dass sie sich zu Recht beschweren konnte. Aufseufzend ging er zu den beiden hinüber und hörte Frank gerade sagen, dass er widerspenstige Frauen möge.

„Wie würde es Ihnen gefallen, von morgen an im Sopran zu singen“, fragte Kate, und Jake griff schnell ein.

„Wie läuft’s, Frank?“ Er zog ihn an den Schultern von Kate weg.

„Jake, alter Kumpel.“ Frank lehnte sich an ihn. „Wo eine schöne Frau ist, da tauchst natürlich du auf.“ Er wurde behutsam von Jake in Richtung Grill gedreht.

„Da drüben gibt es viele schöne Frauen, Frank.“

„Tut mir leid, Jake. Ich wusste nicht, dass diese hier zu dir gehört.“ Frank grinste Kate an und torkelte davon.

„Vielen Dank“, sagte Kate. „Sie wissen, wie Sie die Leute zu behandeln haben.“

„Na ja, wir wollen keinen Streit. Außerdem hatte ich Angst, Sie würden ihm wehtun.“

„Das hatte ich vor.“ Kate nickte. „Ihre Methode war freundlicher.“ Dankbar lächelte sie ihn an, und Jake war überrascht, wie nett sie auf einmal wirkte. Er trat rasch einen Schritt zurück.

Kate blickte Frank hinterher. „Ich bin froh, dass er geht, aber so ist es bei mir immer. Die Männer verlassen mich.“

„Wenn Sie wollen, hole ich Frank gern zurück“, bot Jake an.

„Nein, nein.“ Kate schüttelte tapfer den Kopf. „Ich bleibe hier sitzen und kümmere mich um meinen Scotch.“

„Kate“, rief Penny zu ihr herüber. „Kommen Sie, und lernen Sie diese tollen Kerle hier kennen.“

„Na, das klingt doch reizend.“ Jake lächelte spöttisch. Offenbar hatte er ihren Gesichtsausdruck durchschaut.

„Wunderbar“, sagte sie tonlos. „Ich liebe tolle Kerle.“

Jake sah Kate hinterher, die zu Penny und den zwei Männern hinüberging. Penny war zwar nett, aber sie suchte sich die Männer nicht kritisch genug aus. Kate dagegen war zu wählerisch. Für sie würde sicher niemand gut genug sein. Und wenn sie jemanden fand, würde sie bestimmt endlos an ihm herummäkeln, um ihn so zu formen, wie sie ihn haben wollte.

Jake schüttelte den Kopf, um dieses Bild loszuwerden. Kate war nicht sein Problem. Er sollte sich lieber um die Party kümmern.

Penny stellte Kate Chad und Lance vor, die Partner in einer Immobilienfirma in Ohio waren. Und kurze Zeit später gestand Kate sich ein, dass die beiden Männer eigentlich ganz in Ordnung waren. Sie gaben nur ein bisschen zu viel an, und Lance legte ihr etwas zu vertraulich den Arm um die Schulter.

Doch Kate beschloss, ihrem Plan zu folgen und Lance näher kennenzulernen. Vielleicht verbarg er mit diesem seltsamen Benehmen nur seine Unsicherheit und brauchte jemanden, der ihn verstand und nett zu ihm war.

Und ich, schwor sie sich, werde zu jedem nett sein und mich nicht länger so überheblich verhalten.

Sie gab ihr Bestes und willigte ein, mit Lance essen zu gehen. Dabei versuchte sie, wenigstens halb so begeistert zu klingen wie Penny, als diese Chads Einladung annahm. Doch nach einer halben Stunde, in der sie immer wieder Lance’ Hände von sich weggeschoben hatte, war Kate mit ihrer Geduld am Ende.

„Ich komme sofort zurück“, sagte sie lächelnd.

„Ich komme mit“, entgegnete Lance und griff wieder nach ihr.

„Nein, nicht nötig.“ Kate hob grüßend ihr Glas, drehte sich um und verschwand in der Menge. Sie blieb erst stehen, als eine geschäftstüchtig wirkende Blondine sie an der Hand festhielt.

„Sie sind Kate Svenson“, sagte sie und schüttelte die Hand. „Ich bin Valerie Borden, Leiterin der Gästebetreuung.“

„Hallo, Miss Borden“, antwortete Kate und blickte sich über die Schulter hinweg nach Lance um.

„Nennen Sie mich Valerie. Wir nennen uns hier in ‚The Cabins‘ alle beim Vornamen.“

Kate blickte Valerie zum ersten Mal prüfend an.

Sie war groß, blond, gepflegt und beherrscht. Kate hatte den Eindruck, in einen Spiegel zu sehen, mit dem einzigen Unterschied, dass Valerie lächelte.

„Es freut uns alle, dass Sie hier sind“, sagte Valerie. „Ich möchte mich gern einmal mit Ihnen zusammensetzen und reden. Sicher haben wir eine Menge gemeinsam.“

„Glauben Sie?“

„Ganz bestimmt. Aber jetzt wollen wir feiern. Niemand soll heute Abend allein sein.“ Valerie hakte sich bei Kate ein und führte sie zu einer Gruppe am Pool. „Lassen Sie mich Ihnen ein paar Leute vorstellen. Möchten Sie jemand Bestimmten kennenlernen?“

Kate sah ein, dass es zwecklos war, sich Valerie zu widersetzen. „Einen großen, gebildeten, reichen Geschäftsmann“, erwiderte sie gemäß ihrer Wunschliste.

Diese Offenheit verblüffte Valerie, doch sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „In Ordnung.“

Mit Rick unterhielt Kate sich über die Ferienanlage. Der große, gebildete Besitzer einer gut gehenden Firma für Anlagen zum Schutz von Luft und Gewässern entsprach allen Punkten, die sie Valerie genannt hatte. Von Eric erfuhr Kate viel über Polopferde. Eric war groß, gebildet und besaß eine Unternehmensberatung wie ihr Vater. Zusammen mit Donald, einem großen, gebildeten Börsenmakler, diskutierte Kate über die Wirtschaftslage, und mit Peter, einem großen, gebildeten Werbefachmann, sprach sie über Golf. Peter rang ihr das Versprechen ab, am nächsten Nachmittag mit ihm Golf zu spielen. Schließlich traf Kate wieder auf den großen, nicht ganz so gebildet wie die anderen Kandidaten wirkenden Lance, der die Immobilienfirma besaß. Leider hatte Lance in der Zwischenzeit noch mehr getrunken und war zudringlicher denn je.

Lance wurde allmählich fett, aber sein Gesicht war noch gut aussehend, abgesehen von den etwas zu kleinen und zu bösartig dreinblickenden Augen. Er liebte es, seine Körpergröße auszuspielen, und seine Hände waren scheinbar überall. Als sie beide am Schweinegrill anstanden, wanderte seine Hand über ihre Schulter und ihren Arm zu ihrer Taille. Als er die Hand weiter abwärts gleiten ließ, reichte Kate ihm einen Teller.

„Könnten Sie den für mich halten?“, fragte sie. „Ich hole die Drinks.“

Sie aßen mit Penny und Chad an einem der runden Holztische, und der Abend zog sich endlos hin, während die Leute rings umher immer lauter lachten und johlten.

Lance sagte etwas, und Penny lachte. Also lachte Kate auch, wenn auch leicht zeitversetzt. Das fiel Lance offenbar nicht auf.

„Lance, Sie sind so lustig“, sagte Penny. „Finden Sie nicht auch, Kate?“

„Doch, doch. Möchte noch jemand einen Scotch?“ Sie schlenderte wieder zur Poolbar, bevor jemand ihr folgen konnte.

„Hallo, Mark.“ Sie lehnte sich über den Tresen.

„Hallo, Kate.“ Der Barkeeper lachte. „Wie läuft’s?“

„Fragen Sie nicht.“

Mark beugte sich vor. „Was wollen Sie denn mit diesem Lance? Der macht Ihnen doch nur Ärger.“

„Das ist eine lange Geschichte. Krieg’ ich noch einen Scotch?“

„Sicher?“

„Kate, Liebling“, ertönte Lance’ Stimme. „Ich konnte Sie nirgends finden.“

„Ganz sicher“, sagte Kate zu Mark, der ihr kopfschüttelnd einschenkte.

Mit dem Scotch ging Kate zum Pool, und Lance folgte ihr mit ausgestreckten Armen. Kate wunderte sich, als Mark wieder jemandem ein Zeichen gab, doch dann hörte sie Lance zu und wich immer wieder seinen Händen aus. Schließlich gab sie auf. Es hatte keinen Sinn. Auch wenn sie noch so viel Scotch trank, würde sie Lance niemals heiraten.

Sie goss den Drink in den Pool.

„Was machen Sie denn?“, fragte Lance verdutzt.

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