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Werke in acht Bänden

Als Buch hier erhältlich:

Hermann Burgers Sprachkunst hatte ein klares Ziel: dass der Boden unter dem Leser zu schwanken beginnt. Zum 25. Todestag des eigenständigsten und überraschungsstärksten Schriftstellers der Schweiz der jüngeren Zeit erscheinen seine Werke in einer Leseausgabe. Wortmächtig, witzig, obsessiv und bis ins skurrile Detail genau recherchiert – Burgers Geschichten umgarnen, verführen und schillern, und das gilt auch für seine Selbstinszenierung als Lebenskünstler und Magier. Wie eng das miteinander zusammenhängt, erklären die exzellenten Nachworte, etwa von Harald Hartung, Kaspar Villiger und Ulrich Horstman, die außerdem viele persönliche Erinnerungen enthalten.
  • Erscheinungstag: 03.02.2014
  • ISBN/Artikelnummer: 9783312005611

Leseprobe

 

 

HERMANN BURGER WERKE IN ACHT BÄNDEN

 

 

Band 1

Gedichte

Verstreute Gedichte (ab 1963)

RAUCHSIGNALE (1967)

KINDERGEDICHTE (um 1975)

KIRCHBERGER IDYLLEN (1980)

Nachwort: Harald Hartung

 

 

Band 2

Erzählungen I

KURZGEFASSTER LEBENSLAUF

und andere frühe Prosa (ab 1963)

BORK (1970)

DIABELLI (1979)

Parerga

Nachwort: Beatrice von Matt

 

 

Band 3

Erzählungen II

BLANKENBURG (1986)

UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN

und andere späte Prosa (1987–1988)

DER SCHUSS AUF DIE KANZEL (1988)

Parerga

Nachwort: Ruth Schweikert

 

 

Band 4

Romane I

SCHILTEN: SCHULBERICHT ZUHANDEN DER

INSPEKTORENKONFERENZ (1976)

Parergon

Nachwort: Remo H. Largo

 

 

Band 5

Romane II

DIE KÜNSTLICHE MUTTER (1982)

Parerga

Nachwort: Dieter Bachmann

 

 

Band 6

Romane III

BRENNER 1: BRUNSLEBEN (1989)

BRENNER 2: MENZENMANG (Kapitel 1–7; 1992)

Parerga

Nachwort: Kaspar Villiger

 

 

Band 7

Sammelbände

EIN MANN AUS WÖRTERN (1983)

ALS AUTOR AUF DER STÖR (1987)

Nachwort: Karl Wagner

 

 

Band 8

Poetik & Traktat

Essays und Preis-Reden (ab 1970)

DIE ALLMÄHLICHE VERFERTIGUNG DER IDEE BEIM

SCHREIBEN: FRANKFURTER POETIK-VORLESUNG (1986)

TRACTATUS LOGICO-SUICIDALIS:

ÜBER DIE SELBSTTÖTUNG (1988)

Herausgeberbericht

Zeittafel Hermann Burger

Fragebogen

Nachwort: Ulrich Horstmann

 

Die Werkausgabe wurde ermöglicht dank der großzügigen Unterstützung durch

 

den Kanton Aargau

 

 

 

sowie der Unterstützung durch

 

die UBS Kulturstiftung

 

die STEO-Stiftung Zürich

 

die Stadt Zürich Kultur

 

den Verein zur Förderung des Schweizerischen Literaturarchivs

 

 

© 2014 Nagel & Kimche

im Carl Hanser Verlag München

Umschlag: Stefanie Schelleis, München

Porträtfoto Hermann Burger: um 1967, Schweizerisches Literaturarchiv (Bern). Foto: privat

Herstellung: Andrea Mogwitz und Rainald Schwarz

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann

ISBN Band 1: 978-3-312-00612-0

 

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

www.hanser-literaturverlage.de

 

Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur

 

Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

INHALTSVERZEICHNIS

FRÜHE GEDICHTE

 

Spät   Geliebtes Land

Früher Sonntagnachmittag   Einkehr

Gong   Erntegewitter

Sanduhr   Das erste Wort

 

 

RAUCHSIGNALE: Gedichte

 

I

Der stumme Bruder   Gefangenschaft

Landschaft bei Aarau   Schwerindustrie

Undine   Spaziergänge   Reigen

Dichterin   Malven   Abend vor dem Dorf

Baum I und II   Scherben und Glück

Herzlose Asse   Eiszeit

 

II

Mit dem Herbst zu Gast   Worte

An einem Streichholz entfacht   Drachen im Herbst   Schlüsselkinder   Erinnerung   Landschaft im Winter   Jahres-Markt   Flamants roses   Sommerengel   Begegnung

Rapunzel   Balance

 

III

Marmorera   Tithonien

Frühling   Runenschrift   Phlox

Landschaft am See   Glück   Venise

Kreuzsonate   Drüben   Spätnovemberliches

Wohnraum   Nebelgeliebte · Schmerz

 

 

KINDERGEDICHTE

 

Beim Betrachten einer ländlichen Idylle aus den Münchener Bilderbogen   Das alte Karussell

Turm-Wilhelm

 

 

KIRCHBERGER IDYLLEN

 

1. DUODEZHEFT

Studierstube   Nüsperli-Linde   Sophoren beim Eingang   Krähen   Erdbestattung

Auf dem Turm   Baumgarten   Gipsreibi

Erster August   Hortensien

 

2. DUODEZHEFT

Pfarrhaus-Estrich   Eidgenössischer Oberst

Chriesbaum beim Friedhof   Brunnen

Totengräber-Werkstatt   Turmhahn   Das Tälchen   Schellenbrücke   Krankheit

Gartenhaus

 

3. DUODEZHEFT

Kohlenkeller   Koryphäen und Koniferen

Clematis   Das Wurfgitter   Leichentor

Nebelkirche   Kranzdeponie   Ruine Horen

Silvesternacht    Waldterrasse

 

4. DUODEZHEFT

Bullaugen-Abort   Heldengräber

Studierzimmer-Birke    Wigger   Friedhof im Winter    Hochzeit   Sandplatz

Papiermühle   Feierabend im Sommer

Diesseits und jenseits der Mauer

 

 

NACHGELASSENE KIRCHBERGER IDYLLEN

 

Archiv   Gartensaal   Kanzelaufstieg

Abendmahls-Diener   Abdankung

 

 

VERSTREUTE GEDICHTE

 

An alle Linksextremisten

Der Wasserfall von Badgastein

 

 

ANHANG

 

Editorische Notizen

Nachwort von Harald Hartung

Alphabetisches Register der Gedichttitel

 

ERNTEGEWITTER

Burg um Burg hast du erbaut

mit Sommern, Stirnen und Staub,

Stirnenstaub,

vor den Toren spielen Kinder Krieg im Korn,

blutig verrostet der Zinnsoldat.

 

Vergebens spielen die Kinder Krieg,

keine meiner Wunden löscht der Mohn,

schwarzer Mohn,

die Vogelscheuchen lächeln sich Kopfweh zu,

ein grüner Engel wettert am Horizont.

 

Die Vogelscheuchen gehen irr durchs Korn,

lautlos rast im Hof das Karussell,

die Orgel tief im Wahn,

die Kinder reiten wild und schreien

nach dem goldnen Ring in deiner Stirn.

 

Die Kinder schreien nach dem goldnen Ring,

lass die Burgen verrauchen im Herbst,

bitteres Rauchsignal,

in den Wolkenhallen kracht die Erztür zu,

der Engel schmerzt dich, wenn du barfuß sprichst.

 

In gelben Wolkenhallen kracht die Erztür zu,

Konfetti schneit dir vors Herz,

bunte Silben,

die Schwänin sinkt im Scherbenweiher, trink

ihr aus den Federn den blutigen Mond.

DER STUMME BRUDER

Noch muss ich einen Bruder haben,

der kommt mir entgegen

auf einer verschatteten Straße,

irgendwo in einem Sommer,

irgendwo in einem grünen Land,

ohne Sprache, nackt,

mit verdunkelten Brillengläsern

und die behaarten Arme

von Zornesgebärden erschlafft.

 

Und er erkennt mich nicht,

weil er den Verstand verlor,

als er von einer Brüstung ins

hüfthohe Gras stürzte.

 

Mein sprachloser Bruder,

du bist nicht tot.

Zieh dir ein grünes Hemd über,

lehr mich deine Sprachlosigkeit,

grins, wenn ich nicht versteh,

wir wollen schweigen zu zwein.

Aber du erkennst mich nicht.

 

Gleich mir hat dich eine fremde Mutter

mit einer Sendung von Wünschen

zur Welt geschickt,

wie einen Ochsen vor ihren Stolz gespannt

und hat dir die steinernen Rosinen

aus ihrer Krone zugeworfen.

Dein Hufschlag zermalmt

die Mühle ihres Gebets.

 

Mein Bruder, mein Gegenblut,

mir ins Fleisch geschrieben,

als wir wie eine Münze hart

in diese Welt geworfen wurden,

lag dein Gesicht unten.

Aber du bist nicht tot.

LANDSCHAFT BEI AARAU

An festlichen Julitagen

erwacht die Stadt

im leichten Fahnengewand

und spendet Schatten

auf die grünenden Straßen und Plätze.

Kanonenschüsse springen ins Land.

Der schwarze Adler knattert

über dem Blutbann im Wind.

 

Mit dem goldenen Degen,

beflaggte Stadt,

und einer weißen Rose

hast du uns geschmückt,

zu Rittern deines Glücks geschlagen.

Der Tag bekränzt sich,

die Ebenen

werden uns hinter die Flüsse tragen.

 

Später, im Herbst,

wenn alle Türen offenstehn

von den Schwellen am Anfang

bis zu den Schwellen am Ende,

stürzt ein Fahnenträger

durch die entlaubten Alleen

und zerteilt mit dem Schwert

die fallenden Hände.

 

Sein Gefolge: ein Wind

von Trommelwirbeln.

In der Ferne mischt sich

des Abends Dämmerflor

mit dem Geruch von Schwefel und Blut.

Gegen den Himmel treibt Sand.

Im Ansturm schwärzt sich

der Wolkenverband.

SPAZIERGÄNGE

Auf Spaziergängen im Herbst,

da wird mein Vogel wach

im goldenen Käfig,

die Einsamsel, und singt

aus zerbrochener Kehle.

Ich lass sie flattern und trinken

von der Trauer in den Triften.

Wie ihr Gefieder metallisch

erglänzt und sich steift über

den gescheckten Wäldern,

über dem Lapislazuliauge des Teichs!

Im Flug streift sie kreisend

den Hügel mit trockenem Burgentrost.

In den Weilern wird ein

Knarren laut, als lösten sich

verwrackte Archen vom Tau.

Die Landschaft schifft sich ein

für eine Sturmfahrt übers braune Meer.

Schwarze Segel hissen die Tannenmasten.

 

Da stürzt meine Amsel,

zerschnitten von Horizonten

und von Fernweh getroffen,

ab über der Straße des Erlkönigs.

Stumm zieht der Nebeltross.

Die schwarz befrackten Schergen

zerhacken ihr das Gefieder,

eine Flaumspur führt zur Mördergrube.

 

Folg ihr nicht,

im Käfig wächst bald ein

anderer Vogel nach,

der sich befreit und getötet wird,

und dann ein anderer Vogel,

befreit und getötet,

immerzu dies:

befreit und

getötet.

ABEND VOR DEM DORF

So still. –

 

Das Dorf im Abendsonnenschein,

ländlich, eingefriedet von Baum- und Hügelzügen.

Mais im Vordergrund, Blaukraut,

Schüttergras und Streifen Ackers, Feuernelken.

Etwas tiefer eingesenkt: die Narbe

eines Flussbettes mit Birken,

Weidenwitwen auch. Zwischen

den Stämmen Schatten, und wo

schattenhaft sich Tieferes noch findet,

kühl, gemäuernah,

da stand die Mühle einst

vor einem Wehr …

Nun längst verrottet,

 

so still. –

 

Kirchturm, die Glocke schlägt,

einmal nur. Zimmermannsgerufe.

Auch diese Frage geht verloren.

In tief gezogene Dächer eingezargt

die Pfarrhaus-Stirnwand, weiß,

für Storchenblicke. Dann Reben,

Gelände, einer Fahne müdes Rot,

wie letzte Auszeichnung des Sommers.

 

Aber in der Nähe wird getreckt,

Nationalstraßenbau.

Und hinten auf dem Damm

das hohlhäusig tönende Gerail

eines Eilfernzuges, gedämpft

vom Rhythmus der Schienenstöße,

anschwellend, konstant, bis es

zwei Tunnelwände schlucken

und für kurze Zeit vermauern.

 

Dann still. –

 

Ein Schuss, dumpf. Viele Fenster geöffnet,

aber keins, aus dem sich abends Etüden

oder Sonaten verlieren.

Viele Giebel mit Wespenhöckern oder

Schwalbennestern, Schlafbürgen.

Auch ein Milchhaus, bei der Brücke,

sechs bis sieben offen,

oder bis halb acht. Da werden

die Münzen in Aluminiumeimern

hingetragen und gegen weiß schäumend

Warmes aus der Kanne eingetauscht.

Dann noch, einzelweise, karges Gespräch,

beim Brunnen, aufflammendes Streichholz,

davonschlurfende Schritte

und mampfende Mäuler im Stall.

 

Sonst: Stille. –

ERINNERUNG

Regen,

Regen rieselt

am Fenster,

schräge Schraffur,

die Uhr tickt,

unterm Zeiger nicken

die Ziffern ein,

und Regen,

Regen rauscht, rauscht,

ein Gesicht regt sich

in der Gischt,

naht der Scheibe,

Regengesicht mit riesliger Haut,

ein Wasserblick …

die Uhr tickt.

 

Erinnerung klopft

mit feuchtem Finger

an die Scheiben meiner Glasveranda.

 

Wir spielen unser Schach

am Nachmittag.

Rasch dunkeln die Felder ein,

auch die der hellen Tage.

Wie Schatten huschen die Figuren,

Schatten im Regen, Schatten,

knöchern und leise,

und schon neigt sie das Gesicht

zum letzten Zug:

es ist das matte Lächeln,

das mir die Krone raubt.

 

Schach, Erinnerung,

die Felder hellen auf zu Scheiben,

schräge Schraffur,

Regen rieselt,

Wasserblick zieht sich

in die Tropfen zurück,

das Gesicht verblasst,

die Uhr tickt,

weckt ihre Ziffernschar,

fett glänzen

die Blätter der Topfpflanzen.

BALANCE

Einsamkeit,

dunkel hing sie herab,

mir als Strick um den Hals,

und wollte mich erdrosseln.

Ich packte das Tau,

zog die kalten Füße an,

ein Geläut hob mich empor.

 

So hab ich gelernt,

auf dem Seil zu gehen,

zag erst, mit Kinderschritten,

und verwundbar vom Licht,

dann mit immer weniger Gepäck,

hab allen Ballast abgeworfen,

auch die Liebe,

ein Kranz erfrorener Flügel.

 

Höher und höher geh ich

auf dünner und dünnerem Seil,

bald nur noch auf einem Silberfaden,

Sternen und Spinnweb nah,

geh ich und tanze,

dreh meine Pirouetten auf Wundspitzen,

schlag meine Metaphernräder mit

schwarz verbundenen Augen:

Salto auf Salto mortale.

 

Spring nicht zu hoch

und triff den Faden!

Unten gähnt ein Netz von Löchern.

 

Oben hält dich nur Balance,

virtuose Balance,

dies Schuppenkleid von Worten,

das dir aus den Hüften wächst und

schön erglitzert im tödlichen Licht.

MARMORERA

Marmorera,

Trauermeer,

aus bleiben die Gezeiten

des Glücks,

die Flaschenposten sind zerschellt,

du steuerst deinen Kahn,

das dürre Herzblatt,

der Toteninsel zu.

Kein Ankern mehr

in diesen schwarzen Wassern.

Wie die Gischthaie schnappen!

Über den Masten kreist

schon der Geier

und wirft seine Botschaft ab.

 

Wenn auch das Flammensegel

emporschnellt für

die Dauer einer Nacht,

wenn lohe Locken um

die Schläfen züngeln

und ein heißer Wind

dir durchs Gebein fährt,

du legst nicht an

am zimtenen Strand,

wo eine Muschel

in Rosaglut erblüht

und die Silberträne

auf dem Grund bewahrt,

du legst nicht an,

das Zwieland versinkt

dir unter der Hand,

und die Marmorfluten

schlagen ans Korallenriff.

 

Marmorera,

Trauermeer,

wie Glockenklang tönt’s

aus der Tiefe,

schwankend hohl.

Du steuerst deinen Kahn

mit flachen Händen.

Setz als Segel

Fleisch und Pergament,

auf dem die Nacht

zur Tintenspur gerinnt.

O spring nicht ab,

schon rückt er nah,

der Grottenmund,

mit Stalaktiten messerscharf.

Aus dem Rachen lockt

ein Flötenton so silbern leise,

und es winkt

das Rauchsignal.

TITHONIEN

Tithonien,

mennig leuchtend,

ein hellenischer Gruß aus

fernmythischer Bläue,

Lachen der Sonnenbraut,

die in eine Blutorange biss.

Wie ihre Haarfackel brennt

im Gletscherwind!

Oder Japan mit seidenen Fingern greift

über den Ozean in unsere Gartenräume.

Die Geisha nickt zur Silbergongmusik,

und die Scherben eines weißen

Porzellangesichts

fallen in den Lotosblumenteich.

Monsun, rausche nieder

in den Teehauspark!

Reis rieselt über tote Kinderhände.

 

Tithonien,

ein Japanschmerz,

ein hellenisches Lachen im

goldgrünen Gobelin unserer

herbstlichen Gärten, wo die Astern,

eingenickt beim Bienengesumse,

dunkel und helllila ihre Träume weben.

 

Feuchte Blätter fallen auf den Mund.

Im Augengelände sömmert Erinnertes dahin,

und für Sekunden stirbt die Stunde,

weicht die Bläue,

versilbert sich in deinem Ohr

der Geishaschrei.

LANDSCHAFT AM SEE

Ausgeträumte Palette, Modulation

vom Grau ins Grauen.

Drüben – auch trüb alles.

Verwaschene Hügelstaffage

fernnah mit weißen Kalkflecken hof-

bildenden Gemäuers.

Baumlumpen, Isländisch Moos.

Der See: graues Gift deiner,

der Geliebten zuzutrinken,

weich.

Und der Himmel rührt sich nicht,

der alte steife Sack,

nicht mal eine Wunde von Sonne.

Wittergreis, Milzblume!

 

Nur die Geranien verharren

in ihrem grünspansüchtigen Rot,

beflecken das Seegrau

und die milde Milch

eines frühverherbsteten

zwittrigen Sonntagnachmittages.

 

Erkältungswetter.

Selbstbedienung.

 

Du, nichts Bleibendes,

Labyrinthe,

kein Ansatz, keine Wende,

ein Fragezeichen,

und das Ende nah.

 

Die Kurgäste, Sommerfrischler, alles

abgezogen, ausgestuhlt das große

Konzert dieses Sommers, Pause.

Vermisst wird ein Paukenschlag

auf das weite leere Fell

des früh ergrauten Tages, vermisst

ein Klang von Horngold

oder dunkel entsagendem Rot,

Blut, keine Tinte, nicht Geraniengepinkel.

Aber die Musikanten sind verladen,

die Instrumente eingesargt,

nur eine Flöte noch, die Liebesflöte,

wird dünn, zweibeinig

in ...

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