HERMANN BURGER WERKE IN ACHT BÄNDEN
Band 1
Gedichte
Verstreute Gedichte (ab 1963)
RAUCHSIGNALE (1967)
KINDERGEDICHTE (um 1975)
KIRCHBERGER IDYLLEN (1980)
Nachwort: Harald Hartung
Band 2
Erzählungen I
KURZGEFASSTER LEBENSLAUF
und andere frühe Prosa (ab 1963)
BORK (1970)
DIABELLI (1979)
Parerga
Nachwort: Beatrice von Matt
Band 3
Erzählungen II
BLANKENBURG (1986)
UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN
und andere späte Prosa (1987–1988)
DER SCHUSS AUF DIE KANZEL (1988)
Parerga
Nachwort: Ruth Schweikert
Band 4
Romane I
SCHILTEN: SCHULBERICHT ZUHANDEN DER
INSPEKTORENKONFERENZ (1976)
Parergon
Nachwort: Remo H. Largo
Band 5
Romane II
DIE KÜNSTLICHE MUTTER (1982)
Parerga
Nachwort: Dieter Bachmann
Band 6
Romane III
BRENNER 1: BRUNSLEBEN (1989)
BRENNER 2: MENZENMANG (Kapitel 1–7; 1992)
Parerga
Nachwort: Kaspar Villiger
Band 7
Sammelbände
EIN MANN AUS WÖRTERN (1983)
ALS AUTOR AUF DER STÖR (1987)
Nachwort: Karl Wagner
Band 8
Poetik & Traktat
Essays und Preis-Reden (ab 1970)
DIE ALLMÄHLICHE VERFERTIGUNG DER IDEE BEIM
SCHREIBEN: FRANKFURTER POETIK-VORLESUNG (1986)
TRACTATUS LOGICO-SUICIDALIS:
ÜBER DIE SELBSTTÖTUNG (1988)
Herausgeberbericht
Zeittafel Hermann Burger
Fragebogen
Nachwort: Ulrich Horstmann
Die Werkausgabe wurde ermöglicht dank der großzügigen Unterstützung durch
den Kanton Aargau
sowie der Unterstützung durch
die UBS Kulturstiftung
die STEO-Stiftung Zürich
die Stadt Zürich Kultur
den Verein zur Förderung des Schweizerischen Literaturarchivs
© 2014 Nagel & Kimche
im Carl Hanser Verlag München
ISBN Sammelband: 978-3-312-00611-3
Unser gesamtes lieferbares Programm
und viele andere Informationen finden Sie unter:
www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
Datenkonvertierung E-Book:
Kreutzfeldt digital, Hamburg
Hermann Burger
RAUCHSIGNALE
KINDERGEDICHTE
KIRCHBERGER IDYLLEN
Gedichte
Mit einem Nachwort von
Harald Hartung
Nagel & Kimche
Die Werkausgabe wurde ermöglicht dank der großzügigen Unterstützung durch
den Kanton Aargau
sowie der Unterstützung durch
die UBS Kulturstiftung
die STEO-Stiftung Zürich
die Stadt Zürich Kultur
den Verein zur Förderung des Schweizerischen Literaturarchivs
© 2014 Nagel & Kimche
im Carl Hanser Verlag München
Umschlag: Stefanie Schelleis, München
Porträtfoto Hermann Burger: um 1967, Schweizerisches Literaturarchiv (Bern). Foto: privat
Herstellung: Andrea Mogwitz und Rainald Schwarz
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann
ISBN Band 1: 978-3-312-00612-0
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Datenkonvertierung E-Book:
Kreutzfeldt digital, Hamburg
INHALTSVERZEICHNIS
FRÜHE GEDICHTE
Früher Sonntagnachmittag Einkehr
RAUCHSIGNALE: Gedichte
I
Der stumme Bruder Gefangenschaft
Landschaft bei Aarau Schwerindustrie
Dichterin Malven Abend vor dem Dorf
Baum I und II Scherben und Glück
II
An einem Streichholz entfacht Drachen im Herbst Schlüsselkinder Erinnerung Landschaft im Winter Jahres-Markt Flamants roses Sommerengel Begegnung
III
Landschaft am See Glück Venise
Kreuzsonate Drüben Spätnovemberliches
Wohnraum Nebelgeliebte · Schmerz
KINDERGEDICHTE
Beim Betrachten einer ländlichen Idylle aus den Münchener Bilderbogen Das alte Karussell
KIRCHBERGER IDYLLEN
1. DUODEZHEFT
Studierstube Nüsperli-Linde Sophoren beim Eingang Krähen Erdbestattung
Auf dem Turm Baumgarten Gipsreibi
2. DUODEZHEFT
Pfarrhaus-Estrich Eidgenössischer Oberst
Chriesbaum beim Friedhof Brunnen
Totengräber-Werkstatt Turmhahn Das Tälchen Schellenbrücke Krankheit
3. DUODEZHEFT
Kohlenkeller Koryphäen und Koniferen
Clematis Das Wurfgitter Leichentor
Nebelkirche Kranzdeponie Ruine Horen
4. DUODEZHEFT
Studierzimmer-Birke Wigger Friedhof im Winter Hochzeit Sandplatz
Papiermühle Feierabend im Sommer
Diesseits und jenseits der Mauer
NACHGELASSENE KIRCHBERGER IDYLLEN
Archiv Gartensaal Kanzelaufstieg
VERSTREUTE GEDICHTE
ANHANG
Alphabetisches Register der Gedichttitel
SPÄT
Spät im Oktober,
Wenn die primären Tage vorbei sind,
Und abends sich die Wälder
In graue Nebelkulissen stufen –
Wenn die leeren Gehäuse der Züge
Ausfahren
Mit frühen Stirnlichtern besteckt –
Wenn die erleuchteten Schaufenster
Wie Silberplomben
Im Weichbild der Stadt sitzen,
Riecht es da nicht schon
Nach Schnee und älteren Gestirnen?
GELIEBTES LAND
Geliebtes Land, deine Burgen altern.
Im Turmsaal über der Stadt
verschwistern die Stunden
zu grauen Gespinsten;
es wimmelt von Asseln und Faltern.
Von der Wand
fällt das Lorbeerblatt in den Schrein.
Die Erinnerung verwelkt,
orangensüßer Duft entschwindet
mit dem Rauch in der Dämmerung.
Durch die Tore ziehen Sagen ein.
FRÜHER SONNTAGNACHMITTAG
Die Welt ist weiß
und vom Nebel durchbissen.
Die grauen Wälder mit ihren
Reif besetzten Orgelstämmen
bewachen das Schweigen.
Aus entlegenen Dörfern
schicken die Kirchen
den bronzenen Klangfuß übers Land.
Figurengruppen bewegen sich
am Eisweiher vorbei
auf dem gelben Band der Straße.
Friedvoll bäuerliches Spiel
dem Tale zu.
EINKEHR
Kehrt ein in den dürren Zelten,
den Oktoberschenken, die
hoch im Winde schaukeln, kehrt ein!
Da gibt es noch einen feuchten
schwarzen Wein von tödlicher Süße,
ein berauschendes Scherbengelächter.
Aber unter uns höhlt das Geschrei
der Raben einen Raum längst vermorschter
Gefühle. Auf den tiefer liegenden
Äckern verherbsten die Brote zu Stein,
und in fernster Tiefe verraucht still
das stürzende Schwarzblut der Wälder.
GONG
Der Himmel aus Bronze und
aus Bronze die See, die Sonne
ein nicht lokalisierbares
Glanzlicht und der Nebel
metallische Ausdünstung.
Alles hart und gehämmert,
dass die Öltanker erträglich
werden mit den schwarzen
Rauchfahnen, die starrhalsigen
Kräne über den Werkhallen,
die Blechzigarren in der Luft.
Weckt ja nicht das Lied,
das, nach Eichendorff, in allen
Dingen schläft. Ein Gewitter
grausig golden scherbender
Gongschläge müsste über uns
hereinbrechen.
ERNTEGEWITTER
Burg um Burg hast du erbaut
mit Sommern, Stirnen und Staub,
Stirnenstaub,
vor den Toren spielen Kinder Krieg im Korn,
blutig verrostet der Zinnsoldat.
Vergebens spielen die Kinder Krieg,
keine meiner Wunden löscht der Mohn,
schwarzer Mohn,
die Vogelscheuchen lächeln sich Kopfweh zu,
ein grüner Engel wettert am Horizont.
Die Vogelscheuchen gehen irr durchs Korn,
lautlos rast im Hof das Karussell,
die Orgel tief im Wahn,
die Kinder reiten wild und schreien
nach dem goldnen Ring in deiner Stirn.
Die Kinder schreien nach dem goldnen Ring,
lass die Burgen verrauchen im Herbst,
bitteres Rauchsignal,
in den Wolkenhallen kracht die Erztür zu,
der Engel schmerzt dich, wenn du barfuß sprichst.
In gelben Wolkenhallen kracht die Erztür zu,
Konfetti schneit dir vors Herz,
bunte Silben,
die Schwänin sinkt im Scherbenweiher, trink
ihr aus den Federn den blutigen Mond.
SANDUHR
Es rinnt mir aus den Augen
in deine Augen:
Sand, aus dem kein Gold gewaschen wurde.
Nahtlos trennt dein Schatten
sich von meinem Schatten.
Unsere Blindheit trägt kein Zeichen,
nur dies: erschlaffte Gewitter
in aufgeworfenen Armen.
Unaufhörlich rinnt der Sand
aus deinem Haar
in mein bodenloses Herz.
Roter Sand,
aus dem kein Gold gewaschen wurde.
DAS ERSTE WORT
Zu früh gefallen
der erste Schnee
auf jedes Wort.
Mit hohler Hand
deckst du die Flammen,
bengalischrot,
bengalischgrün.
Der eisig behauchte Spiegel
verzerrt den Schimmer,
und dies nur bleibt,
Mehlspeise im Wind:
zu früh gefallen
das erste Wort mit
dem ersten Schnee.
DER STUMME BRUDER
Noch muss ich einen Bruder haben,
der kommt mir entgegen
auf einer verschatteten Straße,
irgendwo in einem Sommer,
irgendwo in einem grünen Land,
ohne Sprache, nackt,
mit verdunkelten Brillengläsern
und die behaarten Arme
von Zornesgebärden erschlafft.
Und er erkennt mich nicht,
weil er den Verstand verlor,
als er von einer Brüstung ins
hüfthohe Gras stürzte.
Mein sprachloser Bruder,
du bist nicht tot.
Zieh dir ein grünes Hemd über,
lehr mich deine Sprachlosigkeit,
grins, wenn ich nicht versteh,
wir wollen schweigen zu zwein.
Aber du erkennst mich nicht.
Gleich mir hat dich eine fremde Mutter
mit einer Sendung von Wünschen
zur Welt geschickt,
wie einen Ochsen vor ihren Stolz gespannt
und hat dir die steinernen Rosinen
aus ihrer Krone zugeworfen.
Dein Hufschlag zermalmt
die Mühle ihres Gebets.
Mein Bruder, mein Gegenblut,
mir ins Fleisch geschrieben,
als wir wie eine Münze hart
in diese Welt geworfen wurden,
lag dein Gesicht unten.
Aber du bist nicht tot.
GEFANGENSCHAFT
Gefangene
sind wir im
knöchernen Verlies,
von Nacht durchtränkt,
von bitterem Vergessen
genährt und gefesselt an unsern
Mörder,
den schwarzen Schlaf.
Auf Zehenspitzen tasten
wir uns ans Gitter der Worte.
Draußen fällt
schneeweißes Wissen
und Schweigen über den Hügeln.
LANDSCHAFT BEI AARAU
An festlichen Julitagen
erwacht die Stadt
im leichten Fahnengewand
und spendet Schatten
auf die grünenden Straßen und Plätze.
Kanonenschüsse springen ins Land.
Der schwarze Adler knattert
über dem Blutbann im Wind.
Mit dem goldenen Degen,
beflaggte Stadt,
und einer weißen Rose
hast du uns geschmückt,
zu Rittern deines Glücks geschlagen.
Der Tag bekränzt sich,
die Ebenen
werden uns hinter die Flüsse tragen.
Später, im Herbst,
wenn alle Türen offenstehn
von den Schwellen am Anfang
bis zu den Schwellen am Ende,
stürzt ein Fahnenträger
durch die entlaubten Alleen
und zerteilt mit dem Schwert
die fallenden Hände.
Sein Gefolge: ein Wind
von Trommelwirbeln.
In der Ferne mischt sich
des Abends Dämmerflor
mit dem Geruch von Schwefel und Blut.
Gegen den Himmel treibt Sand.
Im Ansturm schwärzt sich
der Wolkenverband.
SCHWERINDUSTRIE
Zehn Fugen ineinanderspielen,
das Gebilde aus Stahl gießen
und tief in den Kopf hineindenken,
bis es so unverrückbar sitzt,
dass die Zahnwurzeln krachen,
es dann herumsausen lassen
ziel- und endlos in gebogenen Schächten,
selber langsam auf einer Scholle treibend,
mit dem Schädel gegen andere Schädel rennen,
ins Wachs beißen, Glas zwischen den Lippen,
gefrorenes Blaugut unter den Augen,
die Hände im Feuer waschen,
die Schlangenhaut nach außen kehren,
das ist immer der Prozess.
Das hauchdünn Herausgestanzte
dann zusammenfalten und dem Tanz
der Winde überlassen.
UNDINE
Undine komm,
komm und wach auf
im weißen Bett meiner Sprache,
tauch auf aus den tödlichen Wassern
und streif die Meerhaut ab.
Geh nicht zugrunde stumm wie ein Fisch,
sink nicht in dich hinein,
in dein Korallenschloss,
sprachlos und versteinert,
ist doch ein Wort noch,
das uns weiterträgt,
wenn auch ein Wort nur
im Schwarm der andern Worte,
aber weißglühender als jedes Wort
stillt’s die blaue Wunde unseres Wesens,
die der Abend aufbricht
und die nahtlose Nacht,
stillt’s den Mund,
die violetten Münder am Vulkan,
löscht’s das Feuer in der Felsburg,
dein Wort, Undine,
Wasser, das dir entströmt,
die Liebe,
komm.
SPAZIERGÄNGE
Auf Spaziergängen im Herbst,
da wird mein Vogel wach
im goldenen Käfig,
die Einsamsel, und singt
aus zerbrochener Kehle.
Ich lass sie flattern und trinken
von der Trauer in den Triften.
Wie ihr Gefieder metallisch
erglänzt und sich steift über
den gescheckten Wäldern,
über dem Lapislazuliauge des Teichs!
Im Flug streift sie kreisend
den Hügel mit trockenem Burgentrost.
In den Weilern wird ein
Knarren laut, als lösten sich
verwrackte Archen vom Tau.
Die Landschaft schifft sich ein
für eine Sturmfahrt übers braune Meer.
Schwarze Segel hissen die Tannenmasten.
Da stürzt meine Amsel,
zerschnitten von Horizonten
und von Fernweh getroffen,
ab über der Straße des Erlkönigs.
Stumm zieht der Nebeltross.
Die schwarz befrackten Schergen
zerhacken ihr das Gefieder,
eine Flaumspur führt zur Mördergrube.
Folg ihr nicht,
im Käfig wächst bald ein
anderer Vogel nach,
der sich befreit und getötet wird,
und dann ein anderer Vogel,
befreit und getötet,
immerzu dies:
befreit und
getötet.
REIGEN
Nonnen,
leichte Figuren
aus schwarzem Wachs
durchtanzen den düsteren
Hain, in den Reigen welkender
Blätter mischt sich weiches Geriesel,
Regen,
der Regen
wäscht das Wachs
ihrer Gesichter aus den
Schalen der Hauben, die schwarzen
Flammen verzückter Augen löscht der Wind.
Reigen.
Dünne Fäden
schwärzlichen Rauchs
steigen auf ins Gespinst
der Äste. Reigen faulender Blätter
und Nonnen im Regen, im düster welkenden Hain.
DICHTERIN
Das schwere Bündel heilloser Wunden,
das dir die Schulter schnürt
und deine Fersen schändet, wirf
es nicht weg. Es könnte sein, dass tausend
ungerächte Flämmchen dir nachtanzen
und ihr Gelächter alle gangbaren Tunnel
herzwärts zerfrisst.
Kein Wassertropfen löscht den Schweiß
auf der Stirn, keine Träne das Salz im Blut,
und die Schleuder der Flüche hängt lahm.
Aber noch heute, noch eh diese mit Leitern
verstellte Nacht zu kreisen beginnt,
wird dir das Fahnentuch zugemessen,
und im leichten Faltenüberwurf ersteigst
du dieser Erde Sockelgeschoss.
MALVEN
Weich blüht wieder das Wort
und graurosa in meinem Gehirn,
Schlangen zieht es nach sich,
die aus heißen Gemäuernischen fahren,
staubige Wege
und sterbende Gartenräume.
Was soll ich mit Malven?
Auf meinem Schreibtisch häufen sich
herbstliche Aufträge.
In Verse schneiden,
gepuderte Malvenverse?
Malvenvers,
ein neues Wort,
herbarisiert schon und
geeignet für ein gebräuntes Albumblatt.
Weich, graurosa blüht das Wort Malven
in meinem Gehirn und vergilbt zu Versen.
Auf dem Schreibtisch häufen sich
herbstliche Aufträge.
ABEND VOR DEM DORF
So still. –
Das Dorf im Abendsonnenschein,
ländlich, eingefriedet von Baum- und Hügelzügen.
Mais im Vordergrund, Blaukraut,
Schüttergras und Streifen Ackers, Feuernelken.
Etwas tiefer eingesenkt: die Narbe
eines Flussbettes mit Birken,
Weidenwitwen auch. Zwischen
den Stämmen Schatten, und wo
schattenhaft sich Tieferes noch findet,
kühl, gemäuernah,
da stand die Mühle einst
vor einem Wehr …
Nun längst verrottet,
so still. –
Kirchturm, die Glocke schlägt,
einmal nur. Zimmermannsgerufe.
Auch diese Frage geht verloren.
In tief gezogene Dächer eingezargt
die Pfarrhaus-Stirnwand, weiß,
für Storchenblicke. Dann Reben,
Gelände, einer Fahne müdes Rot,
wie letzte Auszeichnung des Sommers.
Aber in der Nähe wird getreckt,
Nationalstraßenbau.
Und hinten auf dem Damm
das hohlhäusig tönende Gerail
eines Eilfernzuges, gedämpft
vom Rhythmus der Schienenstöße,
anschwellend, konstant, bis es
zwei Tunnelwände schlucken
und für kurze Zeit vermauern.
Dann still. –
Ein Schuss, dumpf. Viele Fenster geöffnet,
aber keins, aus dem sich abends Etüden
oder Sonaten verlieren.
Viele Giebel mit Wespenhöckern oder
Schwalbennestern, Schlafbürgen.
Auch ein Milchhaus, bei der Brücke,
sechs bis sieben offen,
oder bis halb acht. Da werden
die Münzen in Aluminiumeimern
hingetragen und gegen weiß schäumend
Warmes aus der Kanne eingetauscht.
Dann noch, einzelweise, karges Gespräch,
beim Brunnen, aufflammendes Streichholz,
davonschlurfende Schritte
und mampfende Mäuler im Stall.
Sonst: Stille. –
BAUM I UND II
Ein Baum steht verirrt im Nebel,
seine Gebärden sind verdorrt,
auch die läublich umarmenden,
im Astwerk hängen Birnen ungereift
und Blüten für den Wind
aus einem lieblosen Frühling.
Der Frost leiht ihm Zepter und Krone,
und die Krähen sitzen zu Gericht
in den dunklen Achselhöhlen.
Im Nebel steht irr ein Baum,
die verdorrten Äste starren und
umarmen ein Nichts mit bizarrer Gebärde,
geplatzte Birnen grinsen im Gras,
Windblüten säuseln frühlingslieb.
Vom rissigen Haupt fällt die Krone,
das Zepter steckt zitternd im Mark,
erschrocken kreisen die Krähen
und stürzen zu Tode auf offenem Feld.
SCHERBEN UND GLÜCK
Mit unsern Küssen
haben wir ein Land zertreten,
wo eines das andere nur
sachte bei der Hand nehmen soll,
damit nicht das Korallenleuchten
in den Fingerspitzen zerbricht.
Schwäne können untergehn,
und leicht verliert das Glück
seinen Silberschuh.
Noch funkelt dein Aug als
Glasrosette in meinem Dom,
rundum aber wächst Dunkelheit
auf schnellen Pfeilern.
HERZLOSE ASSE
Herzlos blättert
der Wind in den Assen,
das Kartenhaus treibt
auf dem zornigen Schlaf.
Mit den Marmeln
rollt dein Aug über
den steinernen Tisch,
ausgestochen vom Glück.
Die Zeit beißt
ihren Würfel entzwei,
giftig versickern die
Nächte im grünen Filz.
Mikado, du lachst
in deinem Wasserschach?
Nasse Asse schlafen
wachsam unterm Gras.
EISZEIT
Die Kälte nehm ich
als bittern Pelz um den Hals
und folge blind der Rentierspur,
die mich durch Eiszeiten führt,
durch Mindel und Riss über
Spalten bösen Gelächters hinweg.
Nebelgeweihe leuchten am Weg.
Noch funkelt der Goldfisch
in meiner Brust, noch
taucht und wendet er stumm.
Bald, denk ich, bald
wirst auch du erfroren sein, und
Licht trauert auf deinen Schuppen.
Licht, das sich tausendfach bricht
in den Kristallen,
die von meinem Mund fallen.
Dann, ihr rosa Flocken,
schneit mir das Gesicht zu
und die Herzmuschel auch.
MIT DEM HERBST ZU GAST
An verspäteten Gartentischen,
noch aus dem letzten Sommer,
die das Platzkonzert eines
weitländlichen Regens abnehmen,
sitzt der Herbst, ein letzter Gast,
klimpert ungeduldig mit Springpfützen
auf das rote Blech und wirft
den Rosen trübe sättigende Blicke zu.
Trinkt nur, trinkt das feuchte Grau,
es spiegeln sich die Schatten
schwarzer Vögel schon
(und Palmenwedel, unbewegter)
in meinem nassen flächigen Gesicht.
Trinkt! – Und du?
Du kannst schon gehn, zieh
deine Hand zurück. Der Sommer
bezahlt nie, der macht nur alles
schwanger und haut ab.
Sein großes Erbe, das herbe Rot,
blas es in die Bäume, misch
den Rost von Abendglocken bei
und treib den Blätterzins noch ein.
WORTE
Worte,
Steine im Brett,
fügbar zu jeder Figur,
schwarz weiß schwarz,
fügbar zu Fuge und Gitter,
zu Muster und Klang.
Welches Wort aber beschwört
den Schattentanz an der Wand,
schnürt das Flammenbündel im Aug,
und welches Wort lässt die
Silbertonreihe erklingen
im Unterwassergarten?
Worte,
Steine in der Hand,
Wasser zu treffen, Schatten und Flamme.
Graues zuckt auf, lächelnd
weiten sich Ringelblumen und Augen
im Gitter meiner Worte,
schwarz weiß auf Schweigegrund.
AN EINEM STREICHHOLZ ENTFACHT
Die Flammen feiern ein lohes
Fest im Brombeerschloss,
Zischgäste huschen aus und ein,
der Apfelbraten musiziert.
Bös züngelt eine Zipfelmütze,
der Hofnarr lacht, der Fratzenbold,
leert einen Becher Glutenwein
in seinen Feuerrachen.
Zag finden sich die Flammenspitzen
zu Ringeltanz und Kranzballett.
Schwarze Funkenpferde stieben
über Lockentreppen in den Rauch.
Ein Feuerwerk wird abgebrannt.
Raketenräder rasen, Sonnen platzen,
violett kichert der Vulkan,
ein Kratergarten tut sich auf,
Zündschnurschlangen schleichen,
und es schillert giftgrün
wie von Krötenkrallen.
Im Brombeerschloss verloht ein Fest.
Die Nacht schwingt dunkle Fahnen,
Wind wohnt in den Fensterhöhlen,
ein Mond verfault im Aschenfrack,
der Regenriese tritt die Seufzer aus.
DRACHEN IM HERBST
Noch keinen einzigen Drachen
hab ich in diesen herbstlichen Tagen
steigen sehen.
Waren die Winde zu lose?
Packig zerrten sie an unseren
plan bespannten Holzkreuzen,
die wir am Drahtspill über die Fluren zogen.
Der Himmel war voll
bastfarbener Schwänke.
Wachsblau, foliorote Rauten
mit Harlekinsschwänzen und Ohrenschaukeln.
Wenn ein lachendes Drachengesicht
spitzbogig in die Erde kurvte
und spanhölzern zerbarst,
wer dachte daran, dass so
Passagierflugzeuge stürzen!
Heute spannen wir bunte Fetzen
von Hoffnung übers Kreuz,
die wie Taschentücher durch den Äther fackeln.
Aber der Zwirn zerreißt,
tot sind die Gedankenfäden,
die aus riesenrunder Drachenstirn hängen,
und wir rennen
wie vergessenes Spielzeug
auf unsre Kiste zu.
SCHLÜSSELKINDER
Du und ich, wir waren Schlüsselkinder
zu einem Reich, das mit Türmen
aus dem Asphalt schoss und dessen
verwegene Pilze unter den Himmel wuchteten.
Du und ich.
Einen Strauß Glasmarmelblumen hab ich
dir gepflückt im Frühling,
als die Städte sich erwärmten,
und eine war darunter,
die von dir Erwählte,
in der es fremdgescheckt
und sulger flimmerte:
sie zeigte Helgoland.
So klein war Welt, so gläsern rein.
Du hast sie abgebissen,
du wusstest Glas zu schmecken.
Auf der Zunge reichtest du mir
das Eingezurrte, das saure Bisschen Herz,
und wir tauschten
die Schlüssel am Hals.
ERINNERUNG
Regen,
Regen rieselt
am Fenster,
schräge Schraffur,
die Uhr tickt,
unterm Zeiger nicken
die Ziffern ein,
und Regen,
Regen rauscht, rauscht,
ein Gesicht regt sich
in der Gischt,
naht der Scheibe,
Regengesicht mit riesliger Haut,
ein Wasserblick …
die Uhr tickt.
Erinnerung klopft
mit feuchtem Finger
an die Scheiben meiner Glasveranda.
Wir spielen unser Schach
am Nachmittag.
Rasch dunkeln die Felder ein,
auch die der hellen Tage.
Wie Schatten huschen die Figuren,
Schatten im Regen, Schatten,
knöchern und leise,
und schon neigt sie das Gesicht
zum letzten Zug:
es ist das matte Lächeln,
das mir die Krone raubt.
Schach, Erinnerung,
die Felder hellen auf zu Scheiben,
schräge Schraffur,
Regen rieselt,
Wasserblick zieht sich
in die Tropfen zurück,
das Gesicht verblasst,
die Uhr tickt,
weckt ihre Ziffernschar,
fett glänzen
die Blätter der Topfpflanzen.
LANDSCHAFT IM WINTER
Hart und hölzern
ist der Schlaf des Bauern,
in seiner Kammer hangen
die Pfeifen kalt an der Wand,
der Föhn fährt durch den Kamin
und raunt den Ahnen Zerrworte zu.
Hinterm Ofen nisten Angstgespenster.
In den Wäldern haust schon der Winter
mit seinen rauhen Gesellen,
sie ziehen den Bäumen das Fell ab.
Die Stürme brausen im Chor,
und eine fremde Frauenstimme
jodelt wild den Jägern zu
in der Wolkenpfühle.
Frühmorgens geht
wie ein leises Läuten ein Kind
im Reifnadelhemd durchs Land,
huscht in die Gärten,
umarmt die vergreisten Bäume
und malt mit Eisfingern
Blumen an die Fensterscheiben.
JAHRES-MARKT
In allen Ständen der Liebe, des Glücks,
der Hoffnung wird das letzte Schrot
verschossen für eine Windrose aus Papier.
Die Pferdchen ziehn den Honigkuchen
durch den Sand, und das Kinderlachen
hängt an blauen Ballonen in der Luft.
Hat die Orgel den Herbst zuendegeleiert,
sackt der ganze klingelnde Bestand
dieser Welt zu Staub zusammen, und
verbrauchte Luft bläst dir ins Gesicht.
FLAMANTS ROSES
Den grauen Himmel oben
weben meine Gedanken
dröhnend und gestochen scharf
wie eine Bomberstaffel
in Diamantformation.
Den blauen Himmel unten
durchrauscht mit geschundnen Flügeln
ein Schwarm Flamingos,
die Hälse nach Süden gestreckt,
ein verwirrtes Trauergeschwader.
Ohne dass der Vogel im Rosengefieder
vom Strahl getroffen stürzt,
muss ich immer wieder, ich muss
die Diamantvögel über die Piste jagen,
ohne dass ein Schrei die Luft entflammt.
SOMMERENGEL
Einen Kranz von Nattern im Haar,
schreitet der Sommer bleichfüßig
übers Land,
fiebert
und wirft die Tage
wie brennende Fackeln aus der Hand.
Für die Dauer einer kurzen
gewitterlosen Nacht schläft
er sich ein warmes Bett
ins fruchtstrotzende Korn.
Sein heißer Atem
versengt die Winde,
wenn sie am frühen Morgen
den neuen Tag entfachen.
Mit Beulen und Blasen erwacht
die Landschaft, zerknittert,
und erträgt den Druck
seines schweißfeuchten Körpers.
Bevor sie sich öffnet,
küsst der Sommer die rote Wunde des Tages,
die Sonne,
und gibt die Himmelsarena
für wütende Kämpfe frei.
BEGEGNUNG
Der gefrorene Sonnenschein
auf dem Eis, das gefrorene
Lächeln auf ihrem Gesicht
und ein gestrandetes Wrack:
die gemeinsame Vergangenheit.
Dann schmilzt die Sonne das
Eis in ihrem Lächeln. Aber er
denkt sich aus den Trümmern
ein Floß und stößt weit ab
aus ihrem flüssigen Gesicht.
RAPUNZEL
In goldenen Flechten
gehn dir die Waldsterne auf.
Dein Haar
ist keine Speise des Todes,
doch die Tannen sagen ja
zum Fluch der finstern Krone.
Harzig tropft das Gelächter
von den Marmorsäulen ins Herz.
Auf würzigem Grund,
an den Rändern des Heimwehs
brennt die Märchenwunde.
Der rote Zaunkönig donnert
durch das Wurzelschloss,
und überm Moor geistern
bleiche Asse wie Windlichter.
Die Nacht schlürft dein Ohr aus
bis auf den letzten Tropfen Mondblut.
In den Flechten glitzern
worttote Diademe.
Deine Speise,
deine Speise
ist das goldene Haar
an der Larve.
BALANCE
Einsamkeit,
dunkel hing sie herab,
mir als Strick um den Hals,
und wollte mich erdrosseln.
Ich packte das Tau,
zog die kalten Füße an,
ein Geläut hob mich empor.
So hab ich gelernt,
auf dem Seil zu gehen,
zag erst, mit Kinderschritten,
und verwundbar vom Licht,
dann mit immer weniger Gepäck,
hab allen Ballast abgeworfen,
auch die Liebe,
ein Kranz erfrorener Flügel.
Höher und höher geh ich
auf dünner und dünnerem Seil,
bald nur noch auf einem Silberfaden,
Sternen und Spinnweb nah,
geh ich und tanze,
dreh meine Pirouetten auf Wundspitzen,
schlag meine Metaphernräder mit
schwarz verbundenen Augen:
Salto auf Salto mortale.
Spring nicht zu hoch
und triff den Faden!
Unten gähnt ein Netz von Löchern.
Oben hält dich nur Balance,
virtuose Balance,
dies Schuppenkleid von Worten,
das dir aus den Hüften wächst und
schön erglitzert im tödlichen Licht.
MARMORERA
Marmorera,
Trauermeer,
aus bleiben die Gezeiten
des Glücks,
die Flaschenposten sind zerschellt,
du steuerst deinen Kahn,
das dürre Herzblatt,
der Toteninsel zu.
Kein Ankern mehr
in diesen schwarzen Wassern.
Wie die Gischthaie schnappen!
Über den Masten kreist
schon der Geier
und wirft seine Botschaft ab.
Wenn auch das Flammensegel
emporschnellt für
die Dauer einer Nacht,
wenn lohe Locken um
die Schläfen züngeln
und ein heißer Wind
dir durchs Gebein fährt,
du legst nicht an
am zimtenen Strand,
wo eine Muschel
in Rosaglut erblüht
und die Silberträne
auf dem Grund bewahrt,
du legst nicht an,
das Zwieland versinkt
dir unter der Hand,
und die Marmorfluten
schlagen ans Korallenriff.
Marmorera,
Trauermeer,
wie Glockenklang tönt’s
aus der Tiefe,
schwankend hohl.
Du steuerst deinen Kahn
mit flachen Händen.
Setz als Segel
Fleisch und Pergament,
auf dem die Nacht
zur Tintenspur gerinnt.
O spring nicht ab,
schon rückt er nah,
der Grottenmund,
mit Stalaktiten messerscharf.
Aus dem Rachen lockt
ein Flötenton so silbern leise,
und es winkt
das Rauchsignal.
TITHONIEN
Tithonien,
mennig leuchtend,
ein hellenischer Gruß aus
fernmythischer Bläue,
Lachen der Sonnenbraut,
die in eine Blutorange biss.
Wie ihre Haarfackel brennt
im Gletscherwind!
Oder Japan mit seidenen Fingern greift
über den Ozean in unsere Gartenräume.
Die Geisha nickt zur Silbergongmusik,
und die Scherben eines weißen
Porzellangesichts
fallen in den Lotosblumenteich.
Monsun, rausche nieder
in den Teehauspark!
Reis rieselt über tote Kinderhände.
Tithonien,
ein Japanschmerz,
ein hellenisches Lachen im
goldgrünen Gobelin unserer
herbstlichen Gärten, wo die Astern,
eingenickt beim Bienengesumse,
dunkel und helllila ihre Träume weben.
Feuchte Blätter fallen auf den Mund.
Im Augengelände sömmert Erinnertes dahin,
und für Sekunden stirbt die Stunde,
weicht die Bläue,
versilbert sich in deinem Ohr
der Geishaschrei.
FRÜHLING
Im Frühlingslaub quellen
eure Münder rosig auf
und tragen Lippenfrüchte.
Ein Blütenzweig wächst
aus den Innerungen himmelan,
sät Dornen in den Gaumen
und bricht den Glocken
das Genick. Ihr werdet
schwer tragen an euren Balken
über den Augenhöhlen,
in der Domwerkstatt.
RUNENSCHRIFT
Du bist die dreizehnte Rune,
meißle dich ein in die Hand,
du brichst den Stab überm Herzen,
zieh dich am Giftstachel hoch.
Du bist der Stein deiner Meilen,
wirf ihn selber nach dir,
du wächst als Gras über Narben,
suche den Holzweg zum Licht.
Du bist ein Signal der Trompete,
füll deine Trommel mit Sand,
du lachst im Zickzack der Pausen,
leih dem Schweigen dein Ohr.
Du bist eine Mitternachtsziffer,
zeige gekrümmt auf das Werk,
du suchst nach dem Kreis für die Mitte,
blättre als Rost von der Zeit.
Du bist die dreizehnte Rune
unter dem Schweigen im Sand.
PHLOX
Phlox blüht noch,
leise und blau,
Spättraum des Sommers,
Kies lächelt
im Sonnenschein,
in der Mauerecke
kauert alte Hitze,
Wind schläft im Pappellaub.
Herüber wehen schon
septemberne Gongschläge
wie leicht gebräunte
Atemzüge des Herbstes.
LANDSCHAFT AM SEE
Ausgeträumte Palette, Modulation
vom Grau ins Grauen.
Drüben – auch trüb alles.
Verwaschene Hügelstaffage
fernnah mit weißen Kalkflecken hof-
bildenden Gemäuers.
Baumlumpen, Isländisch Moos.
Der See: graues Gift deiner,
der Geliebten zuzutrinken,
weich.
Und der Himmel rührt sich nicht,
der alte steife Sack,
nicht mal eine Wunde von Sonne.
Wittergreis, Milzblume!
Nur die Geranien verharren
in ihrem grünspansüchtigen Rot,
beflecken das Seegrau
und die milde Milch
eines frühverherbsteten
zwittrigen Sonntagnachmittages.
Erkältungswetter.
Selbstbedienung.
Du, nichts Bleibendes,
Labyrinthe,
kein Ansatz, keine Wende,
ein Fragezeichen,
und das Ende nah.
Die Kurgäste, Sommerfrischler, alles
abgezogen, ausgestuhlt das große
Konzert dieses Sommers, Pause.
Vermisst wird ein Paukenschlag
auf das weite leere Fell
des früh ergrauten Tages, vermisst
ein Klang von Horngold
oder dunkel entsagendem Rot,
Blut, keine Tinte, nicht Geraniengepinkel.
Aber die Musikanten sind verladen,
die Instrumente eingesargt,
nur eine Flöte noch, die Liebesflöte,
wird dünn, zweibeinig
in ...