Tim Erzberg

Kindesentzug, Körperverletzung, schwere Brandstiftung … Wer seit seiner Kindheit solche Erfahrungen gemacht hat, betrachtet die menschlichen Abgründe mit anderen Augen: Das Verbrechen ist keine andere Welt, es ist Teil des Normalen.
Tim Erzberg entschloss sich nach dem Jurastudium, Literaturagent zu werden. Er vertrat unter anderem den berühmtesten deutschen Strafverteidiger Rolf Bossi, und Zvi Aharoni, den Mann, der Adolf Eichmann aus Argentinien entführte, sowie mehrere ehemalige Geheimagenten.
Seine dunklen Erfahrungen verarbeitet Tim Erzberg in Geschichten, in denen es nicht einfach nur Gut und Böse gibt.

Mit dem Autor haben wir ein Interview geführt, das wir für Sie unten auf dieser Seite platziert haben.

Foto: © Martin Hangen-Thomas&Thomas

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Drei Fragen an Tim Erzberg


Tausende Menschen machen dort jedes Jahr Urlaub, für Sie ist Helgoland jedoch die „mörderischste Insel Deutschlands“. Warum?
Keine andere deutsche Insel ist so geprägt worden durch Gewalt. Das fängt bei den Naturge-walten an und führt bis zu den mörderischen Plänen der Nazis. Helgoland war eine Seeräu-berinsel und nach massiver Einflussnahme der Festlandnazis eine „judenfreie“ Insel. Briten, Dänen und Deutsche haben Krieg darum geführt. Und nach dem Krieg war dieser kleine Fle-cken Erde eine apokalyptische Gegend, weil die englischen Militärs sie vom Planeten bomben wollten. „Hell-Go-Land“ haben sie die Insel genannt. Das sagt alles.


Helgoland ist als Schauplatz für einen Autor aus Süddeutschland ja nicht das nahelie-gendste Ziel. Wie fühlt man sich als Münchner auf Helgoland und weshalb genau diese Insel?

Wer einmal da war, verliebt sich in dieses Eiland. Das ging mir nicht anders. Eigentlich ist es verrückt, dass ein so friedlicher, liebenswerter Ort über die Jahrhunderte so umkämpft und Schauplatz von so viel Gewalt war. Mich hat besonders beeindruckt, wie zerbrechlich diese Insel in den Weiten der Nordsee wirkt. Da wird einem erst bewusst, wie sehr das Glück in Gefahr und wie trügerisch manche Idylle ist. Insoweit steht Helgoland für mich sinnbildlich für die Schönheit und das drohende Unheil. Der perfekte Ort also für das Verbrechen.


So gut wie alle Ihre Figuren sind Menschen mit zwei Gesichtern, haben Dämonen, denen sie sich stellen müssen, eine dunkle Vergangenheit oder ein (Familien-) Geheimnis, das teilweise über Generationen „vererbt“ wird. Sind die dunklen Seiten diejenigen, die Sie besonders an der Psychologie Ihrer Charaktere interessieren?

Meine Kindheit hatte einige dunkle Seiten und hat meine Sensibilität dafür geschärft, dass es keine eindimensionalen Menschen gibt. Jeder hat seine Abgründe. Das sind in der Regel nicht nur die Seiten, die man nicht sieht, sondern es sind vor allem die Seiten, die am interessan-testen sind! Naheliegend, diese dann in einem Thriller zu beleuchten.