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Bittersüße Stunden der Liebe

Am Hof des Königs von Bahania trifft Cleo den unwiderstehlichen Prinzen Sadik. Er ist viel zu aufregend, um ihm eine Liebesnacht auszuschlagen. Doch dass Cleo gleich schwanger wird, ist eine Katastrophe! Sie ist so gar nicht standesgemäß und er so kühl und distanziert …


  • Erscheinungstag: 28.07.2023
  • Seitenanzahl: 125
  • ISBN/Artikelnummer: 9783745753189
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Seine Königliche Hoheit, König Hassan von Bahania, bittet um Ihr Erscheinen bei der Hochzeit seiner geliebten

Tochter, Prinzessin Zara.“

Statt weiterzulesen berührte Cleo Wilson das dicke Papier mit dem königlichen Wappen. Wann erhielt eine Frau wie sie schon eine Einladung zu einer königlichen Hochzeit? An so ein Fest erinnerte man sich ein Leben lang. Aufgeregt und gespannt sollte sie sein. Das wäre sie auch – wenn sie sich nicht mehrmals am Tag übergeben müsste.

Natürlich würde sie an der Hochzeit ihrer Pflegeschwester teilnehmen. Immerhin hatte Zara sie auch als Brautjungfer vorgesehen. Cleo schluckte hart. Sie müsste an diesem Tag einfach nur so gut gelaunt sein, dass Zara gar nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. Und sie müsste irgendwie ihre Schwangerschaft verbergen, besonders vor dem Vater des Kindes.

Cleo seufzte. Sie hatte sich alles ganz anders vorgestellt. Mit vierundzwanzig sollte sie ihr Leben eigentlich im Griff haben oder zumindest den Eindruck von Kompetenz und Zielstrebigkeit erwecken. Sie hatte sich sogar geschworen, sich nie wieder mit einem unpassenden Mann einzulassen.

Nur dass sie vor vier Monaten etwas völlig Dummes getan hatte. Für diese Dummheit könnte sie sogar einen Preis gewinnen. Sie stellte sich einen Zeremonienmeister beim Öffnen eines roten Umschlages vor: „Der goldene Esel für die idiotischste Affäre geht an Cleo Wilson. Sie hat nicht nur mit einem Kronprinzen geschlafen, sondern wurde auch noch schwanger von ihm.“

Zwei Wochen später befand sich Cleo auf dem Weg nach Bahania. Diese Reise unterschied sich sehr von der, die sie vor einem halben Jahr mit Zara gemacht hatte. Damals wollten sie herausfinden, ob Zara tatsächlich die uneheliche Tochter von König Hassan war. Obwohl Cleo Zara ermutigt hatte, die Wahrheit herauszufinden, hätte sie nie gedacht, dass ihre Schwester tatsächlich eine Prinzessin war. Eine Verwandte, vielleicht, aber nicht von königlicher Abstammung.

Sie musste sich erst daran gewöhnen, dass die Frau, mit der sie früher alles geteilt hatte, nun Mitglied der königlichen Familie von Bahania war. Cleo freute sich für Zara und hatte zugleich das Gefühl, wieder einmal die Außenseiterin zu sein.

Damals waren sie in der preisgünstigen Touristenklasse gereist, jetzt saß Cleo in einem Privatjet. Nicht etwa in einer kleinen Maschine, sondern in einer Boeing 737, die sie nur mit zwei Flugbegleitern und den beiden Piloten teilen musste. Und auch die Verpflegung war mehr als exklusiv.

Nach siebzehn Stunden erreichten sie den Internationalen Flughafen von Bahania. Cleo nahm ihre Handtasche und stieg die Gangway hinunter. Am Absatz der Treppe warteten Zara und ihr Verlobter Rafe schon auf sie.

Cleo gab einen Freudenschrei von sich und umarmte ihre Schwester, so fest sie konnte. „Du hast mir gefehlt.“

„Du mir auch.“

Noch einmal umarmten die beiden sich. Dann hielt Zara Cleo von sich weg. „Du siehst wunderbar aus.“

Cleo lachte. „Nein, ich sehe unmöglich aus. Du siehst super aus.“

Zara hatte die besten Gene mitbekommen. Sie war nicht nur groß und schlank wie ein Model, sondern sie hatte auch lange dunkle Haare und schöne braune Augen. Außerdem war sie intelligent und witzig. Wenn Cleo ihre Schwester nicht so lieben würde, hätte sie sie schon vor Jahren vor lauter Neid über ihr Aussehen aus dem Weg geräumt.

Denn sie selbst war alles andere als groß, schlank und dunkelhaarig. Nein, Cleo war klein, kurvig, um nicht zu sagen mollig, und sie trug ihr kurzes blondes Haar so, dass es vom Kopf abstand. Das Einzige, was ihr an sich gefiel, waren ihre großen blauen Augen. Nicht zu vergessen die großen Brüste, wie Zara sicherlich hinzufügen würde, wenn sie die Gedanken ihrer Schwester hätte lesen können.

„Hallo, kleine Schwester“, meldete sich nun Rafe zur Begrüßung.

Rafe Stryker, gut gebauter Amerikaner, Scheich ehrenhalber, reich – und total verliebt in Zara. Cleo seufzte. Manche Mädels hatten einfach Glück.

Sie umarmte ihren zukünftigen Schwager und kämpfte mit den Tränen.

„Danke, dass ihr extra hierher gekommen seid“, meinte sie und hasste sich, weil sie sich fragte, ob Sadik wohl auch hier war. Sie brauchte sich wohl kaum nach ihm umschauen, denn wenn er anwesend gewesen wäre, hätte er sich schon längst bemerkbar gemacht. Er war ein arroganter, ichbezogener, nervender Typ. Warum war sie dann enttäuscht, dass er nicht gekommen war?

Zara hakte sich bei ihrer Schwester ein, als sie aus dem privaten Terminal der königlichen Familie gingen. Cleo wusste, dass man ihre Koffer schon in die Limousine gebracht hatte. Wenn das wahre Leben doch auch so bequem wäre!

„Ich bin so froh, dass du hier bist“, sagte Zara. „Die letzten Monate waren sehr hektisch. Die meiste Zeit war ich bei meinem Vater, um ihn kennenzulernen. Mein Vater . Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich ihn so nenne.“

„Das ist doch wunderbar“, erwiderte Cleo ehrlich. Sie war wirklich glücklich, dass Zara endlich ihren Vater gefunden hatte, nachdem sie sich immer gefragt hatte, wer er war. Leider war ihr eigener Vater schon vor ihrer Geburt gestorben, sodass es für sie kein Happy End geben würde.

„Außerdem ist es ein Albtraum, diese Hochzeit zu planen.“

„Ich habe ihr ja vorgeschlagen, durchzubrennen, aber sie wollte nicht auf mich hören“, schaltete Rafe sich ein.

„Das sagt er jetzt, aber er freut sich schon auf die Hochzeit“, erwiderte Zara.

Cleo warf ihrem zukünftigen Schwager einen Blick zu. „Erfreut sieht er nicht gerade aus. Eher so, als würde er am liebsten davonlaufen.“

Zara lachte. „Schon möglich, aber er würde mich nie verlassen.“

Dieses Vertrauen ließ Cleo fast schon neidisch werden. Das Gefühl steigerte sich noch, als Rafe seine Verlobte so verliebt ansah, dass Cleo wegschauen musste. Dieser Moment war einfach zu intim für Zuschauer.

„Sie hat recht“, warf er ein. „Zara muss jetzt für den Rest ihres Lebens mit mir vorlieb nehmen.“

Für Cleo hörte sich das gut an. Natürlich nicht mit Rafe. Sie fand ihn zwar nett, aber bei seinem Anblick schlug ihr Herz nicht höher. Sie hatte sich immer schon gewünscht, einmal für einen Menschen die wichtigste Person auf der Welt zu sein.

„Erzähl mir von der Hochzeit“, versuchte sie, sich selbst abzulenken. So viel Liebe und Vertrauen um sie herum machten sie ziemlich rührselig. Ihre Hormone spielten derzeit sowieso schon verrückt, und Cleo wollte auf alle Fälle vermeiden, dass sie hier und jetzt vor lauter Gefühl in Tränen ausbrach.

„Aus der ganzen Welt kommen Gäste“, erklärte Zara und schüttelte verwirrt den Kopf. „Es ist verrückt und macht mir Angst. Mein Kleid gefällt mir, aber die Blumen hätte ich nicht ausgesucht. Sie sind viel zu groß und auffällig. Aber wir müssen bestimmte Sorten verwenden. Du weißt schon, Tradition und so.“

„Denk an den Kuchen“, erinnerte Rafe sie schmunzelnd.

Zara begann eine eingehende Erklärung über Geschmacksrichtungen, Farben und Größe. Cleo versuchte, zuzuhören, aber sie war mit den Gedanken schon bei ihrer Ankunft im Palast. Obwohl sie enttäuscht war, dass Sadik nicht zum Flughafen gekommen war, war sie froh, dass sich ihre erste Begegnung noch hinauszögerte. Eigentlich hätte sie sich in den vergangenen vier Monaten von dieser zweiwöchigen Affäre erholt haben müssen. Aber Theorie ist das eine, Praxis das andere.

Nicht eine Sekunde lang hatte sie ihn vergessen können. Und jetzt durfte nicht nur niemand von ihrer Schwangerschaft erfahren, sie musste sich in Sadiks Gegenwart auch noch kühl und gleichgültig verhalten. Cleo zweifelte, ob sie das schaffte. Aber sie musste es versuchen, allein schon des Kindes wegen.

Zwar kannte Cleo sich mit den Gesetzen von Bahania nicht aus, aber sie vermutete, dass alle durchdrehen würden, wenn sie erfuhren, dass sie Prinz Sadiks Kind erwartete. Schließlich handelte es sich um ein königliches Baby. Am meisten befürchtete sie, dass man ihr das Kind wegnehmen würde.

Sie würde sich also ganz normal und gleichgültig verhalten. Mit etwas Glück würde ihre Übelkeit verschwinden, und in zwei Wochen würde sie Bahania wieder verlassen. Und dann würde sie ihr normales Leben wieder aufnehmen.

Der Präsident der amerikanischen Zentralbank hatte den Diskontsatz angepasst. Prinz Sadik atmete hörbar aus. Die internationale Finanzwelt wurde nach solch einem Eingriff immer unruhig und das gefiel ihm überhaupt nicht.

Er betätigte einige Tasten seines Computers, um vierzehn Milliarden Dollar von einem Konto auf ein anderes zu überweisen, und wartete dann auf die Bestätigung. Heute würde er sich nicht am Aktienmarkt beteiligen, denn er spielte nur, wenn er auch gewinnen konnte.

Da erschien die Bestätigung der Transaktion auf dem Bildschirm, und Sadik ließ sie ausdrucken. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Obwohl er es nicht gern zugab, war er mit den Gedanken nicht bei der Arbeit. Normalerweise hielt es ihn gut beschäftigt, die Finanzen der königlichen Familie zu verwalten. Auch die ständigen Beratungen mit dem Finanzminister von Bahania machten ihm normalerweise viel Spaß. Aber heute klappte es nicht. Heute dachte er an eine leidenschaftliche Nacht, die schon vier Monate zurücklag und die er leider nicht vergessen konnte.

Immer noch erinnerte er sich an jede Minute, die er mit Cleo verbracht hatte.

Sadik ging zum Fenster und schaute in den Garten. Die englischen Rosen waren hier genauso fehl am Platz wie Cleo es gewesen war. In einem Land voller dunkelhaariger Schönheiten war sie mit ihrem blonden Haar und den blauen Augen geradezu herausgestochen. Ihre Kurven hatten ihn zu sehr gereizt. Cleo konnte man mit einer Oase vergleichen: üppig, verführerisch und fast unwiderstehlich.

Jetzt war sie zurück. Nicht wegen ihm, sondern wegen der Hochzeit ihrer Schwester. Er redete sich ein, dass es ihm nichts ausmachte, sie wiederzusehen. Sie war nur eine Frau, aber er war Prinz Sadik von Bahania. Eigentlich hätte sie ihn nicht verlassen dürfen, denn keine Frau wagte es, ohne Aufforderung von ihm wegzugehen. Alle bis auf Cleo.

Bei ihrem Wiedersehen würde er sie links liegen lassen. Nein, er würde sie nie mehr begehren.

Sadik versuchte, sich wieder auf den Bildschirm zu konzentrieren – aber anstelle von Zahlen sah er den Körper einer Frau.

Cleo ging durch die riesige Palasthalle. Alles war genauso wie in ihrer Erinnerung: groß, luxuriös und voller Katzen.

„Wie findest du es, wieder hier zu sein?“, fragte Zara.

„Alles kommt mir vor wie ein Traum. Es passt so gar nicht zu meinem Leben, dass ich hier in einem Palast stehe.“

„Wem sagst du das? Mir geht es genauso, und ich bin schon fast vier Monate hier. Komm, lass uns jetzt auf dein Zimmer gehen. Ich habe dich in meinen Gemächern einquartiert, wenn du nichts dagegen hast. Ach Cleo, du hast mir wirklich gefehlt.“

„Du mir auch. Und natürlich die Gemächer .“ Lachend hakte Cleo sich bei ihrer Schwester unter.

Rafe stellte Cleos Koffer in der Eingangshalle ab. „Ich werde sie dir bringen lassen.“

„Rafe, schwächelst du? Oder ist es zu erniedrigend für einen mächtigen Scheich, Gepäck zu tragen?“

„Darum geht es nicht, aber ich darf Zaras Zimmer nicht betreten.“

„Der König wünscht ausdrücklich, dass wir uns in den letzten Wochen vor der Hochzeit nicht zu nahe kommen. Wahrscheinlich möchte er nicht, dass ich sieben Monate nach der Hochzeit schon ein Baby bekomme. Vor einem Monat konnten Rafe und ich nach London entkommen, aber seitdem …“ Zara zuckte mit den Schultern.„Mein Verlobter wird allmählich unruhig.“

Eigentlich wollte Cleo lachen, aber die Anspielung auf eine Schwangerschaft verunsicherte sie. Was würde ihre Schwester sagen, wenn sie die Wahrheit wüsste? Was würde der König davon halten?

Plötzlich bekam sie eine Gänsehaut. Sie ging mit Zara zum Ostflügel des Palastes, während zwei Bedienstete mit dem Gepäck folgten. Ihre Schwester redete immer noch über die Hochzeit.

Da hielt Cleo plötzlich instinktiv an und drehte sich um. Eine Tür wurde geöffnet, und ein großer Mann trat heraus. Er ging so zielstrebig, als wüsste er, dass sie da war.

Sadik.

Cleo holte tief Luft. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, das Adrenalin peitschte durch ihre Adern. Allein schon wegen des Babys sollte sie eigentlich ruhig bleiben, aber es war unmöglich.

Eine unerträgliche Kombination aus Freude und Schmerz machte sich in ihr breit. Die Freude, Sadik wiederzusehen und der Schmerz über die Zeit, in der sie getrennt waren. Und Schmerz über eine Zukunft ohne ihn.

Er kam auf Cleo zu wie ein Raubtier auf seine Beute. Der Mann war einfach unglaublich. Unglaublich gut aussehend, unglaublich groß – und unglaublich gut im Bett.

Als sie zum letzten Mal in Bahania war, hatte die Lust über den gesunden Menschenverstand gesiegt. Eigentlich hatte sie gehofft, inzwischen mehr Rückgrat gewonnen zu haben, vergebens. Am liebsten hätte sie sich Sadik in die Arme geworfen.

Er blieb vor ihr stehen. Sein perfekt geschnittener Anzug kostete wahrscheinlich mehr, als sie in den letzten Monaten verdient hatte. Zweifellos war der Preis für seine Schuhe höher als ihre Jahresmiete. Mit diesem Mann hatte sie nichts gemeinsam und wenn sie das vergaß, würde nur Kummer die Folge sein.

„Cleo“, grüßte er mit seiner tiefen sexy Stimme.

„Sadik, schön dich zu sehen.“ Ihr Versuch, lässig zu wirken, scheiterte kläglich.

Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß, wobei sein Blick etwas länger auf ihren Brüsten und Hüften verweilte.

Ihre Figur war nicht gerade ideal, es sei denn, man mochte Gemälde von Rubens. Wie Prinz Sadik. Er jedenfalls hatte klar zum Ausdruck gebracht, dass er jeden Zentimeter von ihr begehrenswert fand. Selbst jetzt spürte Cleo seine Begierde, und am liebsten hätte sie da weitergemacht, wo sie vor vier Monaten aufgehört hatten. Doch der klägliche Rest von gesundem Menschenverstand ließ sie schweigen.

Abgesehen davon, dass es dumm wäre, sich wieder mit ihm einzulassen, würde ein Blick auf ihren nackten Körper ihm zeigen, dass sich einiges verändert hatte seit ihrem letzten Zusammensein.

Cleo bemerkte ein kleines Zucken auf seinem Gesicht, was seine innere Anspannung verriet. Gut, dass sie nicht die Einzige war, die hier nervös war.

Sadik nickte kurz zu Zara, bevor er den Weg zurückging, den er gekommen war. Cleo wurde das Gefühl nicht los, als habe er prüfen wollen, ob ihre Leidenschaft immer noch vorhanden war. Sicher hatte er festgestellt, dass sie nach wie vor verrückt nach ihm war. Cleo hätte ein Königreich darum gegeben, zu wissen, ob er das gut oder schlecht fand.

2. KAPITEL

„Nun?“, fragte Zara, als sie weitergingen. „Funkt es noch zwischen euch?“

„Nein“, log Cleo. „Obgleich ich zugeben muss, dass es interessant war, mich mit einem Prinzen zu verabreden. Aber er passt einfach nicht zu mir. Ich gebe nicht gerade die klassische Prinzessin her, weißt du.“

„Du könntest es aber.“

„Auf welchem Planeten?“

Zara lächelte. „Okay, ich verstehe, was du meinst. Es ist wirklich nicht einfach, sich hier einzufinden, obwohl ich es seit vier Monaten versuche. Glaub mir, die Reichen und Mächtigen sind wirklich anders.“

Nun musste Cleo laut lachen. „Zara, du als die Universitätsdozentin in der Familie hast das jetzt erst herausgefunden? Hast du Tomaten auf den Augen gehabt?“

„He, ich bin eine Prinzessin. So darfst du nicht mit mir reden“, erwiderte Zara scherzhaft.

„Entschuldige, aber ich bin deine Schwester und kann tun, was ich will.“

Zara seufzte und hakte sich wieder bei Cleo ein. „Ich habe dich so vermisst. Es ist schön, dass du wieder hier bist. Endlich habe ich das Gefühl, dass jemand auf meiner Seite steht. Es hat länger gedauert, sich einzuleben, als ich gedacht hatte.“

„Und das wundert dich? Du kommst aus einer Kleinstadt und lebst jetzt in einem Palast am anderen Ende der Welt. Außerdem hast du deinen Vater gefunden und dich verliebt. Da darf man schon ein wenig durcheinander sein.“

„Du hast ja recht. Obwohl es schön ist, dass ich endlich meine Wurzeln gefunden habe, dreht sich mir meistens der Kopf, wenn ich über all das hier nachdenke.“

Daran zweifelte Cleo nicht. Allein wenn man durch die endlosen Flure des Palastes ging, verlor man schon seinen Gleichgewichtssinn.

„Zu Anfang habe ich dich beneidet“, gab Cleo zu. „Aber jetzt bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich wirklich ein Mitglied der königlichen Familie sein wollte.“

„Du würdest dich daran gewöhnen.“

„Vielleicht.“

Cleo wusste, dass es keine Rolle spielte, denn wenn alles gut ging, würde sie in einigen Wochen wieder zu Hause sein. Und was ihren eigenen tiefen Wunsch nach Heim, Herd und einer Familie anging, so würde der sich sowieso nicht erfüllen.

Jetzt aber wollte sie die trüben Gedanken verdrängen, denn schließlich ging es um Zara, und sie wollte alles tun, um sie glücklich zu sehen.

Sie schaute zu ihrer Schwester und zog die Brauen hoch.„Vergiss dein Versprechen nicht. Wenn du irgendwelche abgetragenen Juwelen loswerden willst, dann denk zuerst an mich.“

Zara lachte. „Versprochen. Wenn ich irgendwo ein altes Diadem finde, dann schicke ich es dir.“

Cleo fuhr sich durch ihr kurzes Haar. „Mit einem Diadem sähe ich sicher gut aus. Vielleicht würde es mich größer erscheinen lassen.“ Sie stellte sich in ihrem Kopierladen vor, wie sie die Kunden mit Jeans, Sweatshirt und einem Diadem auf dem Kopf bediente.

Bei dieser Vorstellung kamen ihr fast schon wieder die Tränen. Gütiger Himmel, sie musste sich zusammenreißen! Eine leichte Gewichtszunahme würde sie Zara noch erklären können, aber ständige Heulattacken würden ihr sicher auffallen.

Endlich waren sie an der Suite angekommen.

„Es ist alles so wie in meiner Erinnerung“, bemerkte Cleo und schaute durch die großen Fenster auf das Meer.

„Ja. Nichts wurde verändert“, bestätigte Zara.

Cleo ging zu dem Zimmer, in dem sie damals die zwei Wochen gewohnt hatte. Diesmal kannte sie die luxuriöse Umgebung schon. Vor vier Monaten war Zara die verlorene Tochter gewesen, sie, Cleo, hatte nicht dazu gehört. Damals war das alles ein großes Abenteuer gewesen. Doch jetzt befand sie sich auf gefährlichem Terrain und hatte weit mehr zu verlieren als vor vier Monaten.

„Du siehst so ernst aus. Muss ich mir Sorgen machen?“, unterbrach Zara ihre Gedanken.

„Nein, alles ist wunderbar. Ich hoffe, dass Rafe dir nach der Hochzeit auch so eine tolle Umgebung bietet.“

„Glaub mir, mir ist alles recht, solange ich nur Tag und Nacht mit ihm zusammen sein kann.“ Sie schaute Cleo liebevoll an. „Süße, ich will ja nichts sagen, aber du siehst erschöpft aus. Willst du dich nicht ins Bett legen und erst mal ordentlich schlafen?“

Cleo nickte dankbar. Die Schwangerschaft kostete sie viel Energie. „Ich bin wirklich sehr müde. Ich habe im Flugzeug nicht geschlafen und die Nacht davor auch nicht. Macht es dir nichts aus, wenn ich mich hinlege?“

„Überhaupt nicht.“ Zara umarmte ihre Schwester. „Danke, dass du gekommen bist. Ohne dich würde ich das alles nicht durchstehen.“

„Hey, um nichts in der Welt hätte ich mir deine Hochzeit entgehen lassen.“

Und das meinte Cleo tatsächlich so. Sie wusste, wie gefährlich es für sie war, schwanger nach Bahania zurückzukehren. Wenn jemand erfuhr, dass sie ein Kind von Prinz Sadik erwartete, wäre sie in großen Schwierigkeiten. Doch wenn sie zu Hause geblieben wäre, hätte sie Zara enttäuscht, und das wollte Cleo nicht. Nicht nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten.

Obwohl Cleo schlafen wollte, konnte sie es nicht. Ruhelos drehte sie sich im Bett um und schaute auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. Vielleicht sollte sie etwas essen oder frische Luft schnappen.

Nachdem sie einen Bademantel angezogen hatte, ging sie ins Wohnzimmer, wo noch das Tablett mit dem Abendessen stand. Vor ein paar Stunden hatte sie gerade mal zwei Bissen heruntergekommen, bevor sie sich übergeben musste. Nun kaute Cleo vorsichtig an einem Sandwich. Es schmeckte gut, und das Gefühl im Magen wurde besser.

In Zaras Zimmer war kein Licht zu sehen. Cleo fragte sich, ob sie mit ihrer Familie beim Essen gewesen oder ob sie mit Rafe unterwegs war. Vielleicht hatten die beiden sich heimlich treffen können. Cleo seufzte. Zara und Rafe schienen wirklich sehr glücklich zu sein. Während sie sich über das Glück ihrer Schwester freute, wünschte sie sich, dass sie auch etwas davon abbekäme. Statt der wahren Liebe hatte sie sich auf eine kurzlebige Affäre mit einem Prinzen eingelassen, der sie vielleicht sexuell noch wollte, aber in den vier Monaten seit ihrer Abreise offensichtlich gut alleine zurechtgekommen war. Nicht einmal hatte Sadik versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.

Sie aß das Sandwich auf, trank etwas Wasser und kostete dann von dem Obst.

Jetzt ging es ihr schon besser, und sie lief ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. Konnte man es einer Frau auch im Gesicht ansehen, dass sie schwanger war?

Weil sie immer noch nicht müde war, ging Cleo auf den Balkon. Sie atmete den Duft der Blumen ein und genoss den Geruch des Meeres. Zu Hause war schon Herbst, aber hier waren die Temperaturen noch angenehm warm.

Als sie ein ungewöhnliches Geräusch hörte, drehte sie sich um. Da – jemand bewegte sich im Schatten. Ihr Herz schlug schneller. Nicht vor Angst, sondern weil sie den Mann erkannte.

Sadik kam wortlos auf sie zu. Er trug Jeans und ein Polo-Hemd, was ein ungewohnter Anblick war, denn bis jetzt hatte Cleo ihn nur im Anzug oder ganz ohne Kleidung gesehen.

An einen unbekleideten Sadik durfte sie jedoch gar nicht denken, denn das war unter den gegebenen Umständen zu gefährlich.

Er blieb kurz vor ihr stehen, und sie hatte den Eindruck, dass er sich nicht freute, sie zu sehen.

Am liebsten wäre Cleo in ihr Zimmer zurückgegangen, als er so vor ihr aufragte. Aber statt klein beizugeben, setzte sie ihr Mundwerk ein.

„Ich muss schon sagen, dass du dich besser vor jemandem aufbauen kannst als jeder andere, den ich kenne“, meinte sie und versuchte, sich lässig gegen das Geländer zu lehnen. „Machen große Männer das instinktiv oder entspricht das eher der Art eines Prinzen?“

„Du bist wohl immer noch ziemlich vorlaut. Du bist eine Frau und solltest es besser wissen.“

Sie verdrehte die Augen. „Du hast die Wörtchen doch nur ausgelassen: Ich bin doch nur eine Frau und sollte es besser wissen.“

„Genau.“

Diese Antwort stimmte sie nicht gerade freundlich. „Sadik, tut mir leid, dass du es von mir erfahren musst, aber wir befinden uns in einem neuen Jahrtausend. Heute haben Frauen einen Verstand, den sie auch einsetzen. Ist das noch nicht bis zu dir vorgedrungen?“

Nun wirkte seine Körperhaltung leicht aggressiv. „Ich bin Prinz Sadik von Bahania, und du wirst nicht in diesem Ton mit mir reden. Du musst wissen, wo dein Platz ist.“

„Beim letzten Mal war mein Platz ungefähr drei Meter von hier entfernt.“ Cleo wies mit dem Kopf in Richtung ihres Zimmers. „Ich weiß sehr genau, wo mein Platz ist, und er ist sehr schön.“

Jetzt kam Sadik näher, und Cleo glaubte, ein Knurren zu hören.

Einerseits freute es sie, dass sie ihn immer noch ärgern konnte, aber andererseits erschwerte seine Nähe ihr das Atmen.

Sie starrten einander an. Cleo würde ihm im Leben nicht verraten, wie er sie verletzt hatte. Seitdem sie sich zuletzt gesehen hatten, waren ungefähr einhundertzwanzig Nächte vergangen, und in mindestens siebzig davon hatte sie sich in den Schlaf geweint. Sie wusste nicht, auf wen sie mehr wütend sein sollte: auf Sadik oder auf sich selbst.

Unter keinen Umständen durfte er erfahren, dass er ihr einmal etwas bedeutet hatte. Von der Schwangerschaft ganz zu schweigen.

„Wann willst du dich dafür entschuldigen, dass du mein Bett verlassen hast?“

Wie bitte? Cleo starrte Sadik verblüfft an. War er noch ganz bei Verstand? Ausgerechnet jetzt fiel ihr ein, dass sie nur in Slip, Nachthemd und Bademantel gekleidet war. Das war nur ein geringer Schutz vor Sadiks männlichem Charme.

„Ich muss mich nicht entschuldigen, denn ich war bereit, die Sache zu beenden und bin deshalb gegangen.“

„Keine Frau verlässt mein Bett ohne Aufforderung.“

Seine Arroganz nervte sie langsam. „Offensichtlich ist das nicht der Fall, denn ich bin gegangen, bevor du mich aufgefordert hast. Und wo wir gerade bei Entschuldigungen sind, wo bleibt deine?“

„Wofür?“

„Warum überrascht mich diese Frage nicht? Typisch männlich.“ Cleo kreuzte die Arme vor der Brust und schaute ihn intensiv an. „Du hast mir Schmuck gegeben, Sadik. Nachdem wir uns geliebt hatten, botest du mir teure Geschenke an. Natürlich hatten wir keine richtige Beziehung, in der einer dem anderen etwas bedeutet.“ Ihr hatte er schon etwas bedeutet, aber das brauchte er nicht zu wissen. „Ich mag zwar keine Prinzessin sein, aber deshalb muss man mich noch lange nicht für geleistete Dienste bezahlen. Dieser Schmuck hat mich beleidigt. Ich bin keine Hure.“

Nun sah Sadik völlig erstaunt aus. „Diese Geschenke waren keine Bezahlung. Sie sollten zum Ausdruck bringen, dass ich mich sehr geehrt fühlte, dass du mir deine Schätze angeboten hattest.“

Cleo überlegte. Meinte er mit „Schätzen“ Sex? „Falls es dir nicht aufgefallen ist, war ich keine Jungfrau mehr. Es gab also keinen Schatz. Du wusstest es übrigens, denn wir haben darüber gesprochen, bevor wir …“

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