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Neues Glück in Thunder Point

Alle sind gekommen, um die Hochzeit des Jahres in Thunder Point zu feiern. Nur der Bruder der Braut, Matt Lacoumette, ist nicht in Stimmung: In seinem Leben haben Romantik und Liebe ausgedient. Prompt lässt er seine Verbitterung an der sensiblen Ginger aus. Am nächsten Tag zwingt ihn seine Schwester, sich bei Ginger zu entschuldigen. Dabei stellt Matt fest, dass auch sie schwere Schicksalsschläge ertragen musste. Können sie gemeinsam die Wunden ihrer Seelen heilen und neues Glück finden?

"Die zarte Liebesgeschichte von Ginger und Matt ist süß. Es ist wunderbar, den anderen Bewohnern von Thunder Point wiederzubegegnen."
Kirkus Review

"Robyn Carr schafft es wieder, einen unterhaltsamen Thunder-Point-Roman zu liefern."
Romantic Time Book Reviews


  • Erscheinungstag: 02.01.2018
  • Aus der Serie: Thunder Point
  • Bandnummer: 8
  • Seitenanzahl: 368
  • ISBN/Artikelnummer: 9783955767396
  • E-Book Format: ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. Kapitel

Die Basken wissen schon, wie man Hochzeiten feiert, dachte Ginger Dysart. Der Trauungszeremonie hatte sie nicht beigewohnt, und sie war auch unsicher, ob sie an dem festlichen Empfang teilnehmen sollte, nachdem ihr vergangenes Jahr so voller Leid gewesen war. Ihre eigene Ehe hatte kaum richtig angefangen, da folgte auch schon die Scheidung. Dennoch war Ginger froh, zu dem Fest gekommen zu sein. Die Musik, das Tanzen, das baskische Essen – es war ein wahres Spektakel. Scott und Peyton Grant, die frisch Vermählten, wirbelten ein paarmal über die Tanzfläche, bevor Scott mit seiner Mutter und Peyton mit ihrem Vater tanzte. Dann waren die etlichen gut aussehenden, dunkelhaarigen Männer – Brüder, Cousins, Onkel – dran, die Braut aufzufordern.

Paco Lacoumette thronte wie ein König über der Party und gefiel sich sichtlich in dieser Rolle. Irgendwann räumten die Paare die Tanzfläche und machten Platz für die baskischen Männer in ihren traditionellen weißen Trachten mit roten Westen und Mützen, die unter dem stürmischen Applaus der Gäste eine Vorstellung gaben. Als die Paare wieder das Parkett füllten, wurde auch Ginger von ihrem Stuhl gezogen und trotz ihres Widerstands auf die Tanzfläche geschleppt. Sie tanzte mit Männern, die sie kannte, wie Cooper, Spencer, Mac oder Scott, aber auch mit attraktiven, dunkelhaarigen Fremden aus der Lacoumette-Familie. Irgendwann entdeckte sie Troy, Graces festen Freund, der gerade erst gekommen sein musste. Grace war die Besitzerin des Blumenladens in Thunder Point und Gingers Chefin. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Troy es noch zum Fest schaffen würde, und war ein wenig enttäuscht darüber gewesen. Doch jetzt war er da und wirbelte sie fast wie ein Profitänzer herum. Ihre Augen leuchteten vor Glück.

Der Wein floss in Strömen. Beim Essen wurde ständig für Nachschub gesorgt. Musik und Gelächter erfüllten die Nacht. Zum ersten Mal seit langer Zeit gefiel Ginger sich wieder selbst. Sie trug ein neues Kleid, das sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte. Sie hatte in den letzten Monaten einiges an Gewicht verloren und genoss es, die anerkennenden Blicke der Männer auf sich zu spüren. Diese feurigen Basken machten keinen Hehl aus ihrer Bewunderung.

Die ganze Atmosphäre war einfach magisch. Teenager tobten auf dem Grundstück und im Garten herum oder verdrückten sich hinter einem Baum, um heimlich herumzuknutschen. Kinder saßen auf den Schultern ihrer Väter, Großväter oder Onkel. Die Frauen plauderten, lachten, sangen und klatschten zum Takt der Musik in die Hände. Peyton und Scott waren auf der Tanzfläche sehr gefragt, und in den Pausen wurde immer wieder das Glas für einen Toast erhoben. Die Lacoumettes waren zu zahlreich, um all die Namen zu behalten. Dennoch fühlte sich Ginger bei ihnen willkommen und akzeptiert. Wiederholt dankte Peytons Familie ihr dafür, dass sie Grace beim Blumenschmuck für die Hochzeit so geholfen hatte.

Ein Mann war ihr gleich zu Anfang aufgefallen. Er war der Einzige an diesem Abend, der verdrießlich und unglücklich wirkte. Er hatte das südländische Flair und die glühenden Augen eines Piraten. Oder eines Serienmörders. Und er lief direkt auf sie zu. Er hatte es genau abgepasst, sie allein anzutreffen, während die anderen an ihrem Tisch sich auf der Tanzfläche vergnügten.

„Hi, schöne Lady“, sprach er sie an und lächelte schief. Seine Sprache war verwaschen und passte zu seinem glasigen Blick und seinem etwas beleidigten Ausdruck. Offensichtlich war er betrunken. Gut, das konnte auf einer Hochzeitsfeier geschehen, besonders wenn der Wein so reichlich ausgeschenkt wurde wie hier.

„Jetzt ist es Zeit für ein kleines Tänzchen“, meinte er.

„Danke, aber diesen lasse ich lieber aus“, antwortete Ginger.

„Hmm.“ Er rieb sich das Kinn. „Dann sollten wir gleich auf den Heuboden gehen.“

Sie war schockiert, bewahrte allerding die Fassung und behielt die Nerven. „Das lasse ich lieber auch aus.“

„Ah, komm doch mit. Du und ich – wir machen das schon.“ Er streckte eine Hand aus und griff ihr dabei an die Brust.

Ginger stieß einen Schrei aus und schubste ihn weg. Der Mann stolperte über seine Füße und fiel rückwärts über einen Stuhl zu Boden, wobei er sich den Kopf stieß. Reglos und offenbar bewusstlos blieb er liegen.

„Hilfe!“, rief Ginger – und dann noch einmal lauter „Hilfe!“

Sie erregte damit mehr Aufmerksamkeit, als sie erhofft oder auch nur erwartet hatte. Von allen Seiten strömten Fragen auf sie ein: Was ist passiert? Sind Sie verletzt? Ist er ohnmächtig geworden? Ist er tot?

„Er wollte mich anfassen“, erklärte sie und deutete mit einer vagen Handbewegung auf ihre rechte Brust, ohne das weiter zu erläutern. „Ich habe ihn weggeschoben, und da fiel er hin. Ich glaube, er hat sich den Kopf am Tisch gestoßen.“

Wie ein Mehlsack lag der Mann mit seltsam angewinkelten Beinen auf dem Rücken.

Nur Sekunden später waren Peyton und Scott zur Stelle. Scott bückte sich zu dem Ohnmächtigen und hob dessen Augenlider an. „Die Pupillen sind … oha, verdammt geweitet. Hat er irgendetwas genommen?“

„Ja, Wein“, bemerkte Peyton. „Er hat, schon bevor der Tanz anfing, einen ganzen Schlauch geleert.“

Paco bahnte sich den Weg durch die Menge. „Ich wusste, dass es so kommen würde. Er war ja nicht zu bremsen.“

„Ich glaube, wir sollten den Rettungsdienst rufen, damit er im Krankenhaus untersucht werden kann und um zu sehen, ob er einen Schädelbruch hat“, meinte Scott.

„Dieser Kopf ist aus massivem Holz“, behauptete Paco. „Es würde ihm jedoch recht geschehen, wenn man ihn auf einer Trage von der Hochzeit seiner Schwester rausschaffen würde und er die Nacht in einer Klinik verbringen müsste.“ Paco griff zu einem mit Eiswasser gefüllten Weinkühler auf dem Tisch. Jeder wich zurück, da alle ahnten, was jetzt geschehen würde. Peyton zog Scott ein Stück zur Seite, während Paco die Weinflasche aus dem Kühler nahm und auf den Tisch stellte. Danach goss er das Eiswasser über den am Boden Liegenden.

Dieser spuckte aus und richtete sich zum Sitzen auf.

„Seht ihr, genau wie ich gesagt habe. Holz! George! Sal! Mikie! Schafft Matthew hier raus. Und kassiert seine Autoschlüssel ein.“ Die Angesprochenen reagierten augenblicklich. Paco wandte sich an Ginger. „Immer benimmt sich einer daneben. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“ Schließlich drehte er sich zu den Umstehenden und klatschte in die Hände. „Ich denke, ich sollte jetzt mit meiner Frau tanzen.“

Inzwischen hatte sich auch Grace nach vorn gedrängt. „Ginger, alles in Ordnung?“

„Ich weiß nicht so recht“, erwiderte Ginger, wobei sie den vier Männern hinterherblickte, die das Fest verließen, drei auf sicheren Beinen und einer, der bedenklich schwankte.

„Mein Bruder Matt“, erklärte Peyton. „Er hat Probleme. Seine Scheidung. Vor knapp einem Jahr ist seine Ehe in die Brüche gegangen, und darüber ist er noch immer sehr verbittert. Hochzeiten wecken offenbar nicht gerade seine beste Seite. Er hat Ihnen doch nichts getan, oder?“

„Er hat mich gar nicht richtig berührt“, antwortete Ginger. „Ich wollte mich ohnehin verabschieden. Ich verbringe die Nacht im Haus meiner Familie in Portland.“

„Ich könnte Matt umbringen“, stieß Peyton schnaubend hervor.

„Bitte, genießen Sie Ihr Fest. Es ist nichts Schlimmes passiert. Mir jedenfalls nicht. Mein Gott, ich hoffe, ich habe ihn nicht verletzt.“

„Sie haben ja gehört, was mein Vater gesagt hat. Matt hat einen Holzschädel.“

„Ich ruf dich morgen früh an“, meinte Grace. „Troy hatte auf dem Weg hierher Ärger mit dem Wagen. Darum müssen wir morgen früh sehen, was mit dem Auto los ist und wie wir nach Hause kommen. Ich habe den Transporter, und du bringst deinem Dad den Wagen zurück.“

Ginger wandte sich an Peyton. „Es war ein wunderbares Fest. Und Sie sehen hinreißend aus. Ich habe heute immer wieder gedacht, dass die Basken es wirklich verstehen, Hochzeiten zu feiern.“

Gingers Eltern Dick und Sue waren aufgeblieben, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich Sorgen um sie machten, denn es war bereits nach zehn, und üblicherweise gingen sie bereits um neun ins Bett. Sie empfingen sie in gespannter Erwartung.

„Wie war es? Hast du dich gut unterhalten?“, fragte Sue.

„Es war allerliebst“, antwortete Ginger. „Der Blumenschmuck sah wunderschön aus. Die Feier war großartig, wie ein Märchen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Spaß diese baskische Musik und ihre Tänze machen. Aber ich bin vollkommen erledigt. Ich leg mich gleich hin.“

„Und … fühlst du dich in deinem Zimmer auch wohl?“, wollte Sue wissen.

„Ach, natürlich. Und habt vielen Dank, dass ihr das alles so hübsch hergerichtet habt.“

Sie gab den beiden einen Kuss auf die Wange und lief nach oben. Dort gab es ein großes Schlafzimmer mit einem Kinderzimmer gleich daneben, das extra für sie renoviert worden war, als sie allein und schwanger zu ihren Eltern gezogen war, und wo sie sich um ihren kleinen Sohn während der vier Monate seines allzu kurzen Lebens gekümmert hatte.

Den letzten Monat hatte Ginger bei Ray Anne, einer Cousine ihres Vaters, in Thunder Point gewohnt. Über Ray Anne hatte sie auch den Job in Graces Blumenladen gefunden, der ihr tatsächlich das Leben gerettet hatte. Bevor sie für die Hochzeit und den Wochenendbesuch bei ihren Eltern nach Portland gefahren war, hatte Ray Anne Sue angerufen und sie gebeten, all die Babysachen wegzupacken, damit Ginger sie nicht neun Monate nach dem Tod ihres Sohnes ansehen musste. So waren das Kinderbett und das Mobile nach unten geschafft worden, die Babysachen aus den Schubladen geräumt und überhaupt die ganze Ausstattung wie Kindersitz, Babywippe, Badeöle und Wickeltisch verschwunden. Ginger glaubte nicht, dass ihre Eltern die Sachen weggegeben haben. Vermutlich waren sie auf dem Dachboden oder in der Garage verstaut. Nur noch ein gerahmtes Bild von ihr und Josh, das sie in der obersten Schublade gefunden hatte, war übrig geblieben.

Sie stellte es auf den Nachttisch und tauschte ihr Kleid gegen einen Pyjama.

Als ihr Vater ihr vorschlug, wenigstens für ein paar Wochen zu Ray Anne nach Thunder Point zu ziehen, hatte sie das unter keinen Umständen gewollt. Aber es war auch klar, dass ihre Eltern eine Auszeit von Gingers Trauer brauchten. Jetzt war sie froh, dass sie sich doch dazu entschlossen hatte. In Thunder Point hatte sie zumindest das Gefühl, dass das Leben für sie weiterging. Sie hatte sich auf Drängen von Ray Anne neue Kleidung gekauft. Und sie hatte diesen wunderbaren Job in dem Blumenladen. Nachts kam sie wieder zur Ruhe, und auch ihr Appetit war zurückgekehrt. Natürlich vermisste sie Josh höllisch, doch es wurde besser.

Ginger verkroch sich in ihr Bett unter dem Dach ihrer Eltern, drehte das Bild ihres Babys, sodass sie es anschauen konnte, und ließ deshalb auch das Licht brennen. Dann weinte sie sich in den Schlaf.

Troy Headly hatte die Trauungszeremonie komplett versäumt und es nur knapp zur Hochzeitsfeier der nun vereinten Familien Lacoumette und Grant geschafft. Sein Jeep war auf dem Weg liegen geblieben, und ein Abschleppwagen musste kommen. Wenigstens hatte sich dessen Fahrer bereit erklärt, Troy bei der Lacoumette-Farm, wo das Fest stattfand, abzusetzen. Aber so blieb ihm und Grace nur der Lieferwagen, mit dem sie den Blumenschmuck angeliefert hatten und mit dem sie nach der Party zu ihrem Hotel gefahren waren. Dort überließen sie den Van einem Hotelangestellten und checkten ein. Der Tag war nicht so verlaufen, wie Troy sich das vorgestellt hatte.

Dennoch: Er hatte Grace einen Heiratsantrag gemacht. Während die anderen unter dem großen Festzelt feierten, hatten sie sich beide in die nahe gelegene Birnenplantage davongestohlen. Und Grace hatte Ja gesagt.

Nachdem er sie endlich in ihrem Zimmer für sich allein hatte, küsste Troy sie ungestüm. „Gefällt dir der Ring wirklich, Gracie? Sonst könnten wir zum Juwelier gehen und einen schöneren kaufen.“

„Den Ring gebe ich nicht mehr her“, erklärte sie mit Nachdruck und steckte sich ihn auf den Finger. „Du hast ihn ausgesucht, und ich liebe ihn. Und ich liebe dich. Ich konnte ihn nur heute Abend nicht tragen und die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Heute ist Peytons Tag. Sobald wir zu Hause sind, werde ich ihn allerdings überall herumzeigen.“ Dann wurde sie ernst. „Bist du dir deiner Sache auch ganz sicher, Troy? Du wolltest doch so früh noch keine Frau …“

Lachend wirbelte er sie herum und ließ sie aufs Bett fallen. Langsam zog er ihr die Pumps aus und strich ihr mit der Hand über den Oberschenkel. „Ich wollte so früh auch keine Kinder, aber weißt du was? Wir legen jetzt trotzdem los.“ Er berührte ihren Bauch mit seiner großen Hand. „Wir müssen uns nur noch in Sachen Empfängnisverhütung verbessern, sonst haben wir eines Tages zwanzig Kinder.“

„Die Zeit für zwanzig haben wir doch gar nicht.“

„Gracie?“, fragte er, als er sich weiter vortastete. Ihm stockte der Atem. „Sind das etwa Strapse?“

Sie hob die Schultern. „Du schaffst es noch, eine ganz unanständige Seite aus mir herauszukitzeln.“

„Meine Süße, du willst mich süchtig nach Sex machen, um am Ende, ehe ich begriffen habe, was los ist, zehn Babys von mir zu kriegen. Stimmt’s? Wann heiraten wir?“

„Das hat noch ein bisschen Zeit. Vielleicht sollten wir durchbrennen, bevor meine Mutter auf ihrem Krankenbett versucht, die Hochzeit in einen Staatsakt zu verwandeln.“

„Ich will überhaupt nicht durchbrennen“, widersprach Troy. „Ich will eine richtige Feier. Und jetzt zieh endlich dieses Kleid aus und lass es uns tun. Danach können wir immer noch über die Hochzeit diskutieren. Ich bekomme sowieso meinen Willen, nachdem ich dich verwöhnt habe. Ich weiß genau, wie ich kriege, was ich will.“ Er schob den Reißverschluss an ihrem Kleid herunter und stöhnte vor Lust, als er ihre Dessous sah. „Mein Gott! Ich werde dich sehr verwöhnen.“

George und seine Frau Lori bestanden darauf, Matt in die Klinik zu bringen. Mit einem Eimer auf seinem Schoß. Sie glaubten nicht, dass er sich wirklich den Schädel gebrochen hatte. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Fraktur war geringer als das Risiko einer handfesten Alkoholvergiftung. Aber es gab wohl nichts Unangenehmeres als einen Todesfall an einem Hochzeitstag. Und da sie Peyton die schöne Erinnerung an ihren großen Tag erhalten wollten, schleppten sie Matt erst ins Auto und dann sicherheitshalber in die Notaufnahme.

Matt war restlos bedient. Er wusste, dass er vollkommen neben der Spur gewesen war, und bedauerte das. Doch er wollte nach Hause in seine Wohnung, die Wohnung, die er früher mit seiner Exfrau geteilt hatte. Seine Ex … Natalie. Er liebte sie noch immer, obwohl er sie eigentlich hasste. Es war Natalies Schuld, dass er beinahe die Hochzeit geschmissen hätte. Auch sie hatten auf der Farm geheiratet, und er litt jetzt noch unter der Scheidung, die viel zu rasch auf die Heirat gefolgt war. Allein daran zu denken, deprimierte ihn und machte ihn wütend.

Der diensthabende Arzt in der Notaufnahme legte ihm einen Zugang und schloss ihn an eine Infusion an. Danach verließ er das Zimmer. Während der Inhalt des Beutels mit der Infusionslösung durchlief, wurde Matt rasch wieder nüchtern.

Nach einer Weile kehrte der Doktor zurück.

„Oha“, sagte Matt, „ich sehe ja nur noch einen von Ihnen.“

Der Arzt lachte. „Schön, dass Sie wieder fit sind.“

„Ich wusste nicht, dass Sie das können. Eine Infusion, und man ist wieder nüchtern und darf sich schämen.“

„Ja, es ist wie Zauberei. Haben Sie Kopfschmerzen?“

„Ja, hier.“ Matt zeigte auf seinen Hinterkopf. „Hab ich mir was getan?“

„Einen Leberschaden vielleicht. Aber Blut oder auch nur eine Beule konnten wir nicht entdecken. Schauen wir uns mal Ihre Augen an.“ Er leuchtete Matt in die Pupillen. „Ich behaupte mal, Sie haben sich den Kopf gestoßen, als Sie umgekippt sind. Haben Sie ein Problem damit?“

„Was? Umzukippen oder mir den Kopf zu stoßen?“

„Nein, mit dem Trinken. Und dann umzufallen“, stellte der Doktor klar. „Sind Sie Alkoholiker?“

„Ach, Blödsinn.“ Matt rieb sich den Schädel. „Ich habe eine Scheidung hinter mir. Wir haben vor zwei Jahren auf demselben Anwesen geheiratet, auf dem heute die Hochzeit war. Hat bloß nicht lange gedauert – unsere Ehe, meine ich. War irgendwie … wie heißt das Wort dafür?“

„Schmerzhaft? Beschämend? Kränkend? Einsam? Bedauerlich?“, bot der Arzt an.

„Ja, das trifft es ungefähr. Ich habe heute Abend wohl etwas übertrieben.“

„Schwierigkeiten mit der Selbstkontrolle?“

„Meine Geschwister haben angefangen, mich Mad Matt zu nennen, wenn Ihnen das etwas sagt.“

„Sie sollten vielleicht mal über eine Beratung nachdenken, bevor Sie sich wirklich etwas tun.“

„Doc, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir geholfen haben. Aber wenn es etwas gibt, dass ich bestimmt nicht will, ist es, über meine Frau zu sprechen oder über meine Scheidung.“

„Wissen Sie, es gibt ein Leben nach der Scheidung. Ich bin der lebende Beweis dafür.“

„Sie? “

„Ja, ich. Laut meiner Exfrau führe ich ein ungeregeltes Leben, bin außerhalb meines Berufs unaufmerksam, wenig hilfsbereit, neige zu Sarkasmus und Besserwisserei, bin geizig, selbstsüchtig und unsensibel und noch etliches mehr. Die Liste ist lang.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand von einem Mann scheiden lässt, der ein Arzt ist“, entgegnete Matt erstaunt.

„Oh, die Scheidungsrate bei Ärzten ist hoch. Ich werde Sie jetzt nach Hause entlassen. Wenn Sie irgendwelche Probleme oder Fragen haben, rufen Sie mich ruhig an. Und lassen Sie für heute die Finger vom Alkohol.“

„Schon komisch“, sinnierte Matt. „Die Scheidungsrate bei Farmern ist gering. Trotzdem …“

„Auch wenn man Ihnen Gründe geliefert hat, ist das nur eine mögliche Sichtweise“, meinte der Arzt und fragte noch einmal: „Geht es Ihnen wieder gut?“

Matt richtete sich auf. „Ja. Ich muss mir noch eine gute Entschuldigung für meine Schwester einfallen lassen. Sie ist die Braut. Und ich glaube nicht, dass ich sie morgen noch treffe. Da kommen die Hochzeitsreise und dieser ganze Kram.“ Und Peyton war nicht die Einzige, bei der er sich entschuldigen musste. Die andere Frau, deren Namen er nicht einmal mitgekriegt hatte, war sicher längst gegangen.

„Sie sind noch jung, mein Sohn“, erwiderte der Arzt. „Sie werden über diese Scheidungsgeschichte hinwegkommen. Es passiert den Besten von uns. Das nächste Mal sind Sie schlauer und haben mehr Geduld mit allem.“

„Das nächste Mal?“, fragte Matt. „Sie machen wohl Witze.“

Der Doktor, der gar nicht so viel älter war als Matt, klopfte ihm auf die Schulter. „Sie sehen sozusagen ein etwas gealtertes Spiegelbild von sich selbst vor sich.“

Matt hatte sich vom Fleck weg in Natalie verliebt. Sicher, er war gerade fünfundzwanzig gewesen, aber wenn das keine Liebe war, hätte er gern gewusst, was es sonst gewesen war.

Er hatte als Biologe einige Vorlesungen an der staatlichen Universität Portland gehalten. Seinen Studienabschluss hatte er in Botanik mit dem Nebenfach Agrarwissenschaft gemacht. Außerdem war er selbst Farmer. Die Stelle als Gastdozent hatte seinen Vater zum Lachen gebracht. Doch Matt kannte sich bestens in der Landwirtschaft, über Pestizide, ökologischen Landbau, Entwässerung und in der Landschaftsgestaltung und Nutztierhaltung aus. Seine Studien in Ackerbau und Viehzucht waren wertvolle Säulen auf seinem Weg zum Examen. Da schadete es nichts, dass seinem Vater eine der besten Farmen im Staat Oregon gehörte, die er mit Matt und dessen Bruder George bewirtschaftete.

Natalie war Sekretärin im biologischen Fachbereich gewesen, wie Matt fünfundzwanzig und hatte die längsten Beine, die er jemals gesehen hatte.

Sie war hübsch und lebenslustig. Sich mit ihr zu verabreden, war ein wahres Vergnügen. Entgegen den Mutmaßungen des Arztes in der Notaufnahme hatte Matt sich nicht blindlings in das Abenteuer gestürzt. Sie waren monatelang miteinander ausgegangen, bevor sie beschlossen zusammenzuziehen. Dass sie mit Basken nichts zu tun hatte, passte ihm sehr gut. Natalie war schwedischer Herkunft – und ein paar andere Nationalitäten spielten bei ihr auch noch mit hinein. Seiner Familie gegenüber verhielt sie sich tadellos, machte aber schon bei ihrem ersten Date kein Geheimnis daraus, dass sie für das Leben einer Frau auf einer Farm nicht geboren war. Damit hatte Matt keine Schwierigkeiten. Er suchte keine Farmersfrau – ebenso wenig wie seine Schwestern darauf bestanden, einen Farmer zu heiraten. Natalie wollte auch keine Schar von Kindern haben, was ihm sehr recht war. Zwei Kinder konnte er sich allerdings schon vorstellen, und sie sagte dazu nicht Nein. Später, hatte sie ihn vertröstet. Nur keine Eile.

Matt liebte die Farm. Doch der Beziehung zuliebe ging er Kompromisse ein. Er musste ja nicht mit Natalie auf der Farm leben. Sie hätten näher zur Stadt hin ein Haus bauen können, sobald sie genug Geld gespart hätten. So pendelte Matt erst einmal zwischen ihrer kleinen Wohnung und der Farm hin und her und blieb dort, wenn es viel zu tun gab, gelegentlich auch über Nacht, sei es zur Pflanzzeit, während der Ernte oder in den Wochen, wenn die Lämmer geboren wurden. George war derjenige, der sich um die Schafzucht kümmerte, aber Matt war immer zur Stelle, wenn es darum ging, die Tiere in den Pferch zu treiben, um sie zu scheren, zu impfen oder die Böcke zu kastrieren – oder eben wenn die Lämmer geboren wurden. Matt war nicht gewillt, Natalie zu heiraten, bevor nicht eines klar war – die Farm würde er auf keinen Fall aufgeben.

Natalie wusste das und wollte die Heirat dennoch. Sie wählte die Obstplantage für die Trauung. Der festliche Empfang jedoch fand in einem großen Saal in Portland statt. Als eine Biene Natalie während des Eheversprechens mitten auf die Stirn stach und dort eine dicke, rote Beule hinterließ, hätte er das als Omen erkennen sollen. Die Hochzeit wurde trotz dieses Zwischenfalls ein Erfolg, und die Hochzeitsbilder wurden später digital bearbeitet und sahen wunderbar aus. Wollte man das Gelingen ihrer Ehe nach dem Gelingen dieser Feier beurteilen, hätten die beiden ihre Goldene Hochzeit feiern müssen. Es waren nicht nur die baskischen Verwandten vollzählig versammelt gewesen, auch alle Freunde und Familienmitglieder von Natalie waren ohne Ausnahme erschienen.

Aber noch bevor die letzte Dankeskarte geschrieben war, fing Natalie an, sich unglücklich zu fühlen. Sie mochte Matts Arbeitszeiten nicht, ebenso wenig den Dreck unter seinen Fingernägeln oder die Essen mit der Großfamilie mit all ihrem Lärm und Chaos. Mit einem Farmer verheiratet zu sein, selbst mit einem Farmer, mit dem sie nicht auf der Farm leben musste, war ihr einfach zu anstrengend und zu langweilig. Um vier Uhr morgens stand er auf, kam um fünf Uhr nachmittags erschöpft und hungrig zurück und fiel gegen acht Uhr abends ins Bett. Brunch im Hotel Monaco war ihr wesentlich lieber als die Familienessen mit den Lacoumettes. Ihr gefiel es, auszugehen und zu tanzen. Und sie hätte es auch begrüßt, wenn Matt einen Film ein einziges Mal mit ihr zu Ende geguckt hätte, ohne vorher einzuschlafen.

Natalie wurde nicht müde, Matt Alternativen für sein berufliches Fortkommen vorzuschlagen. Er könnte promovieren und eine Vollzeitstelle an der Uni annehmen oder sogar den Fachbereich leiten. Er könnte Unternehmensberater werden. Auch brächte er gute Voraussetzungen mit, um sich für einen Studienplatz in Medizin zu bewerben. Selbst in einem großen Lebensmittelunternehmen ständen ihm alle Türen offen.

Was Natalie selbst betraf, arbeitete sie, während sie an ihrer Karriere als Model bastelte, nur an der Universität, um ihre Einkünfte aufzubessern, die sie größtenteils für Kleidung ausgab. Natürlich ist es für ein Model wichtig, gut auszusehen – und sie war attraktiv. Sie brachte die perfekte Figur mit, hochgewachsen, schlank, atemberaubend. Einige wenige Jobs als Model hatte sie schon gehabt, doch richtig durchgestartet war sie mit dieser Karriere nie, und allmählich hatte sie auch das Idealalter überschritten. Matt versuchte, sie zu unterstützen, obwohl er überzeugt war, dass ihre Erwartungen unrealistisch, wenn nicht sogar ein wenig größenwahnsinnig waren.

Und so kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Genau genommen gab es diese täglich. Einige wenige Male war Matt sogar wütend aufgebrochen, um die Nacht auf der Farm zu verbringen.

Obwohl ihn diese Wortwechsel störten, versuchte er, der Sache nicht zu viel Gewicht beizumessen. Zuweilen lachte er nur darüber und küsste sie sanft aufs Ohr. „Ich werde mir künftig meine Nägel waschen, so gut ich kann, bevor ich nach Hause komme, Babe.“ Er ermutigte sie zu tun, was ihr gefiel, während er seinen Traum verwirklichte, sodass sie sich vielleicht in der Mitte treffen könnten. Er sorgte für den Unterhalt von beiden, wobei sie ihr Geld für sich selbst ausgab, was er absolut in Ordnung fand. Er hätte sich nur gewünscht, dass sie von sich aus etwas entgegenkommender wäre. Was konnte er mehr tun? Er wusste es nicht.

Jeder in Matts Familie hatte seine eigene Meinung zu ihrer Ehe. Es dauert immer eine Weile, bis sich alles zusammenfindet, meinte seine Mutter. Man muss den Frauen nur das Gefühl vermitteln, dass sie ihren Willen kriegen, jedenfalls in den meisten Fällen, meinte George. Ihr seid beide noch jung und müsst reifer werden, war Loris Kommentar gewesen. Ihr solltet euch einem Priester anvertrauen, hatte Ginnys Rat gelautet. Ihr habt euch vor der Hochzeit über diese Dinge geeinigt, erklärte Paco. „Sag ihr: Deal ist Deal.“

Aber alles ging den Bach hinunter. Der Streit eskalierte, gemeine und schreckliche Dinge wurden gesagt und getan. Es flossen Tränen, und sie konnten buchstäblich das hässliche Geräusch hören, mit dem die Herzen brachen. Nicht einmal ein Jahr hielten sie durch. Für beide war es eine unermessliche Qual, weil es keine Kompromisse mehr gab und keinerlei Lösung für die Probleme in Sicht war, und am Ende konnten sie sich nicht mehr verzeihen. Die Wunden waren zu tief.

Matt verbrachte viele Nächte auf dem Sofa, während Natalie oben weinte und tobte. Sie wollte, dass er einsah, dass sie sich wie in einer Falle fühlte. Sie ertrug den Gedanken nicht, mit einem Stall voller Kinder in einem kleinen Apartment gefangen zu sein und ein Leben führen zu müssen, für das sie ihrer Meinung nach nicht geschaffen war. Kein Nachtleben, keine Romantik, angeheiratete Verwandte, die sie wie eine Außenseiterin behandelten, wie ein unvernünftiges Kind, das lieber hübsch angezogen war, als Jeans und Gummistiefel zu tragen. So wie Matt in seiner Arbeit auf der Farm aufging, kam es Natalie vor, als wäre sie zu lebenslänglich verurteilt worden. Sie bekam ihn fast nie mehr zu Gesicht, und wenn, dann stritten sie. Sie sprachen nicht mehr miteinander, wie sie es früher getan hatten, und er bemühte sich auch nicht mehr um sie.

Eines verhängnisvollen Morgens, als Matt nicht mehr weiterwusste, stand er wie gewohnt um vier auf und hinterließ ihr auf einem Zettel eine Nachricht.

Ich bin auf der Farm. Im Notfall erreichst du mich dort. Ich werde dortbleiben, bis du hier ausgezogen bist. Lass mich bitte wissen, wann das der Fall ist. Oder du behältst die Wohnung, wenn du willst, und ich bleibe auf der Farm. Es ist vorbei.

2. Kapitel

Der Blumenladen war für Ginger wie ein sicherer Hafen. Sie hätte sich keinen besseren Platz aussuchen können, um wieder unter Menschen zu kommen, auch wenn sie hier oft von Schwangeren umgeben war. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass sie ihnen eingeschüchtert oder mit neidischen Blicken begegnete. Oder dass sie in noch tiefere Depressionen verfiel, nachdem sie ihren über alles geliebten Sohn verloren hatte. Seltsamerweise jedoch erschien ihr der Platz unter diesen Frauen als der einzig richtige. Hier konnte sie endlich mit jemandem über ihre eigene Schwangerschaft und das Erlebnis der Geburt sprechen und darüber, welch wunderbare Erfahrung beides gewesen war. So gesund und energiegeladen hatte sie sich damals gefühlt, und ihr kleiner Sohn war so goldig gewesen. Vielleicht hätte er jetzt seine ersten unsicheren Schritte gewagt.

Zugegeben, ein bisschen neidisch war sie schon. Denn sie würde wohl nie mehr den Mut aufbringen, noch einmal ein Baby zu bekommen, selbst wenn sich die Möglichkeit dazu ergäbe.

Mit Peyton zu reden, war besonders ermutigend. Ihre medizinische Kenntnis bestätigte, was Ginger von den Ärzten gehört und was sie sich selbst angelesen hatte. Sie hatte nichts falsch gemacht. Plötzlicher Kindstod war ein höchst seltenes Phänomen, ein unvorhersehbarer Zufall, der sich kein zweites Mal in ihrer Familie ereignen sollte.

„Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal traue, ein Kind zu bekommen“, erzählte sie Peyton.

„Was für Ängste das bei dir auslösen muss, kann ich mir gar nicht vorstellen“, meinte Peyton. „Aber wenn du das nächste Mal in diesem gesegneten Zustand bist, sind die Voraussetzungen ganz andere. Du wirst mehr Unterstützung bekommen. Nicht zu reden von der intensiven medizinischen Betreuung. Gegenwärtig ist die größte Herausforderung, darüber hinwegzukommen.“

Und das war es, was Ginger tat. Mit jedem Tag ein wenig mehr, an einem Ort, der die besten Möglichkeiten dafür bot, in einem Laden, dessen Geschäft florierte und der trotzdem nicht den ganzen Tag überlaufen war. Sie eignete sich die Fertigkeit des Blumenbindens an und konnte bald selbstständig Gebinde komponieren. Die Stunden, die sie hinten im Laden mit ihren Blumen verbrachte, halfen ihr, den Schmerz zu überwinden. Sie hatte die Befriedigung, produktiv tätig zu sein, und dazu noch Zeit zum Nachdenken, wozu sie sonst nicht so viel kam, denn Thunder Point war reich an freundlichen Menschen. Hätte sie in der Stadt für sich gelebt, wäre sie vermutlich lange eine Fremde geblieben. Aber sie wohnte bei Ray Anne, und jeder hier kannte Ray Anne. Als Ray Anne ihren Freundinnen und Freunden von Gingers Schicksal erzählt hatte, hatte Ginger häufig Gesellschaft. Leute kamen in den Laden oder hielten sie auf der Straße an, um ein Schwätzchen zu halten. Sie wurde in das Leben der anderen einbezogen. Ginger blieb auch nicht außen vor, wenn Ray Anne ein paar Frauen zu sich einlud. Statt sich als eine Frau gebrandmarkt zu fühlen, die von ihrem Mann verlassen worden war und ihr Kind verloren hatte, gab man ihr ein Gefühl von Zugehörigkeit und rührender Fürsorge.

Und sie wurde gebraucht. Sie wurde tatsächlich gebraucht! Grace verbrachte jeden Morgen und Vormittag im Geschäft, wobei sie für gewöhnlich früh anfing, weil sie nachmittags anderes zu erledigen hatte. Sie bemühte sich, das Haus draußen am Meer für ihre Mutter herzurichten. Sie hatte es von Cooper gekauft. Es war eines von dreien, die Cooper für den Weiterverkauf oder zu einer späteren Vermietung gebaut hatte, und es war für ihre Zwecke genau richtig. Graces Mutter litt an einer amyotrophen Lateralsklerose, einer unheilbaren Erkrankung des motorischen Nervensystems, die sie in ihrem Stadium die meiste Zeit an den Rollstuhl fesselte. Da nicht abzusehen war, wie viel Zeit die tückische Krankheit ihrer Mutter noch ließ, wollte Grace sie in der Nähe haben.

So machte Grace sich täglich auf den Weg zu ihrem neuen Zuhause, um die Arbeiter anzutreiben und die Wohneinrichtung zu vervollständigen. Nahezu jeden Tag nach Feierabend kam Troy und packte mit an, damit das Haus fertig wurde. Auf diese Weise erfuhr Ginger etwas, das für Thunder Point typisch war. Auch Troys Freunde halfen regelmäßig. Mit ihnen zusammen brachten die beiden Wand- und Deckenverkleidungen sowie Zierleisten an, versahen Innenwände mit Strukturputz, schmirgelten und malten. Kurz, gemeinsam taten sie alles, um das Haus wenigstens im Großen und Ganzen fertig zu bekommen, bevor Graces Mutter Winnie einzog. Troy und Grace wollten im Untergeschoss einziehen. In ihren kleinen Wohnungen wäre für das Baby kein Platz gewesen, dagegen waren die beiden Schlafzimmer, das große Bad und das Spielzimmer dort ideal für die zukünftige Familie.

„Stell dir vor, die halbe Stadt scheint schwanger zu sein, obwohl es in Wirklichkeit nur die drei sind – Grace, Peyton und Iris“, berichtete Ginger ihrer Mutter in einem ihrer Telefongespräche. „Tatsächlich liegen ihre jeweiligen Stichtage so dicht beieinander, dass man auf den Gedanken kommen könnte, dass es irgendwann vorigen April einen Stromausfall oder ein schweres Unwetter gegeben haben muss.“

„Vielleicht lag es auch nur am Frühling“, wandte Sue ein.

Es war wirklich ein wunderschöner Frühling gewesen. Es hatte etwas Belebendes in der Luft gelegen, das Gingers Sehnsucht nach einem Neubeginn beflügelt hatte. Und ihr war völlig klar, dass ihr ein Neubeginn in ihrem Elternhaus, in dem sie gewohnt hatte, als ihr Baby starb, nicht gelingen würde. Der kurze Besuch bei ihren Eltern, als sie mit Grace zu Peytons Hochzeit gefahren war, hatte ihr das noch einmal klargemacht.

Ginger hoffte, dass sie Ray Anne in ihrem kleinen Haus nicht zu sehr einengte. Hätte sie etwas mehr Zeit gehabt, ihre Finanzen zu regeln, hätte sie sich nach einer Wohnung oder etwas Ähnlichem umgesehen. Aber Ray Anne beschwerte sich nicht, sondern schien ehrlich erfreut über Gingers Gesellschaft zu sein. Nur hatte Ray Anne ihren festen Freund Al, der seinerseits drei Pflegesöhne hatte. Da war es offensichtlich, dass es für die beiden mit Gingers Einzug noch schwieriger wurde, ein wenig Zeit für sich zu zweit zu finden.

Jetzt, Mitte Mai, wo die Tage länger und die Temperaturen milder wurden, war der späte Nachmittag Gingers Lieblingstageszeit. Überhaupt war es eine angenehme Jahreszeit für die Anwohner an diesem Teil der Pazifikküste. Wenn es gelegentlich stürmte, dann meistens nachts. Die Nachmittage waren in der Regel sonnig und warm. Auf den Hügelketten, die die Stadt und die Bucht umgaben, blühten die Wildblumen. Wenn Ginger zum Feierabend die Töpfe vom Bürgersteig in den Laden holte, blieben die Leute stehen, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Manchmal bot auch jemand seine Hilfe an. Waylan, der grauhaarige alte Kauz, dem die Bar auf der anderen Straßenseite gehörte, mochte sie offenbar. Sie hatte den Verdacht, dass er den Moment abpasste, wenn sie mit den Vorbereitungen für den Ladenschluss begann. Auch Al war oft wie ein Wunder zur Stelle, wenn sie einen starken Mann brauchte. Lou Metcalf legte häufig einen Stopp ein, bevor sie nach ihren Unterrichtsstunden in der Mittelschule die Stadt verließ. Lou war eine enge Freundin von Ray Anne und hatte Ginger schon zwei Mal auf einen Kaffee im Diner eingeladen. Und um ebendiese Zeit machte auch Ray Anne Feierabend, kam mit ihrem kleinen BMW vorbei und besprach mit Ginger die Pläne für das Abendessen. Sollten sie etwas kochen und zu Hause essen? Oder ausgehen? Oder etwas aus Carries Deli holen? Vielleicht könnten sie Al dazuholen. Warum sollte jeder an diesem Abend für sich allein sein?

Als Ginger gerade die große hölzerne Tulpe in den Laden tragen wollte, die draußen als Dekoration zum Muttertag stand, sah sie einen Mann die Straße herunterkommen, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Wo hatte sie ihn nur schon einmal gesehen? Er hatte schwarzes Haar und breite Schultern, war groß gewachsen und sah gut aus. Das erkannte sie schon auf die Entfernung von zwei Straßenecken. Stiefel und Jeans entsprachen der hier üblichen Kleidung. Als er näher kam, fiel ihr das sorgfältig gebügelte Baumwollhemd auf, dessen Ärmel aufgekrempelt waren, sodass ihr Blick unwillkürlich auf die kräftigen Unterarme und seine großen Hände fiel. Auch die Jeans waren tadellos sauber. Dieser Mann kam ganz sicher nicht direkt von Bord eines Fischerboots. Sein Haar, die Brauen und die Augen waren schwarz, dazu der dunkle Schatten eines Zweitagebarts. Just in dem Augenblick, als sie sich bei dem Gedanken ertappte, dass dieser Typ auf eine exotische Weise atemberaubend sexy war, dämmerte ihr, wer da auf sie zukam. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Mein Gott, es ist Peytons Bruder. Im nächsten Moment stand er auch schon unmittelbar vor ihr und schenkte ihr ein etwas scheues, aber sehr gewinnendes Lächeln. Grübchen inklusive.

Sein Nicken zur Begrüßung erinnerte beinahe an eine förmliche Verbeugung. „Miss Dysart … Ginger … Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen.“

Sie wich einen Schritt zurück. „Ähm … ja, okay“, erwiderte sie leicht verunsichert. „Sind Sie deshalb den ganzen Weg von Portland hergekommen?“

„Nein, ich habe meine Schwester besucht. Aber ich bin auch gekommen, um mich zu entschuldigen. Ich … ich kann es Ihnen erklären.“

„Schnee von gestern“, wiegelte Ginger ab. „Sie müssen mir nichts erklären …“

„Ich war betrunken“, erklärte er und überging ihren Einwand. „Stinkbesoffen, um genau zu sein. Ich betrinke mich sonst nicht, und ich mag auch keine Betrunkenen. Aber ich habe vor einer Weile auf derselben Obstplantage geheiratet. Nur hat die Ehe nicht gehalten. Ich wurde vor einem Jahr geschieden, das war sehr bitter. Ich muss solche Hochzeiten entweder künftig meiden oder ganz aufhören zu trinken. Aber mittlerweile sind wohl alle Lacoumettes unter der Haube, und wenn sie mehr Glück haben als ich, sind wir alle zufrieden.“

„Ich bin sicher, Peyton wird das verstehen.“

Er lachte kurz. „Sie ist meine große Schwester und wird mir das noch lange nachtragen. Aber ich habe Sie doch nicht verletzt oder gekränkt oder irgend so etwas, oder? Ich kann mich erinnern, dass ich die Hand nach Ihnen ausgestreckt hatte, wohl weil ich Sie auf die Tanzfläche zerren wollte. Ich bin ein Trampeltier.“

„Sie haben mich angegrapscht“, antwortete sie. „Sie sagten, Sie wollten mit mir auf den Heuschober. Dann haben Sie meinen Arm verpasst und mich an der …“ Ginger sprach nicht weiter, aber er verstand.

„Oje. Was bin ich für ein Arsch.“

„Ist ja nichts weiter passiert. Die Entschuldigung ist akzeptiert.“

„Hören Sie, kann ich Sie zum Essen einladen? Als Wiedergutmachung?“

„Nicht nötig, Matt. Matt ist doch richtig, oder?“

„Matt Lacoumette.“ Er reichte ihr die Hand. „Ich weiß, dass es nicht nötig ist, aber ich hätte ein besseres Gefühl, wenn ich etwas für Sie tun könnte. Peyton sagt, Sie sind eine der nettesten Frauen hier in der Stadt.“

Ginger sah ihn erstaunt von der Seite an. Im selben Augenblick hörte sie die Hupe von Ray Annes Wagen und sah, wie er vor dem Laden anhielt.

Ginger trug noch immer ihre grüne Arbeitsschürze. Ray Anne stand neben dem Wagen, dessen Motor noch lief. „Na, Feierabend?“, fragte sie.

„Ja, fast“, antwortete Ginger. „Ray Anne, das ist Peytons Bruder Matt. Und das ist Ray Anne, eine Cousine meines Vaters“, stellte sie die beiden anderen einander vor. „Ich wohne bei ihr in Thunder Point.“

„Sehr erfreut“, sagte Matt. „Ich habe Ginger gerade zum Essen eingeladen, und ich fände es schön, wenn Sie mit uns kämen.“

„Oh, wie reizend“, meinte Ray Anne. „Aber ich bin nur kurz vorbeigekommen, um Ginger zu sagen, dass ich heute Abend noch etwas vorhabe. Also, zieht ihr nur los. Wir sehen uns später, Liebes“, fügte sie an Ginger gewandt hinzu. Dann stieg sie in ihren BMW und war gleich darauf um die Ecke verschwunden.

Ginger sah Matt an. „Das war wirklich ein langer Tag für mich. Ich wollte eigentlich einen ruhigen Abend zu Hause verbringen.“

„Ich werde Sie nicht lange aufhalten, versprochen. Wir könnten ins Cliffhanger gehen. Ich kann uns natürlich auch fahren. Ich war nur einmal zum Essen dort, aber es war vorzüglich. Und es ist wahrscheinlich der einfachste Weg, mich loszuwerden, wenn ich das in aller Form wiedergutmachen darf. Danach gehe ich zurück auf meine Farm und lasse Sie in Ruhe.“

„Matt …“

„Ich werde mich auch anständig benehmen.“

„Natürlich werden Sie das, aber …“

„Ich kann eine wahre Plage sein, wenn ich nicht die Gelegenheit habe, mich gebührend zu entschuldigen. Denn ich …“

„Oh, diese verflixte Ray Anne. Sie hat heute Abend gar nichts vor“, platzte es aus Ginger heraus. „Wenigstens nicht, bevor Sie sie mit eingeladen haben. Und ich nehme es Ihnen nicht ab, dass Sie vor schlechtem Gewissen nicht einschlafen können.“

„Okay, Sie haben recht. Das allein ist es nicht. Ich will Sie einfach davon überzeugen, dass ich kein kompletter Vollidiot bin. Ich weiß schon, wie man eine Frau behandelt, und daran halte ich mich in der Regel auch. So etwas wie neulich kommt bei mir normalerweise nicht vor.“ Er schüttelte über sich selbst den Kopf. „Unser Vater Paco hat es verstanden, uns Manieren beizubringen. Und Respekt. Respekt spielt in unserer Familie eine sehr große Rolle. Und ich war respektlos – Ihnen gegenüber, der Braut und dem Bräutigam gegenüber, allen gegenüber. Mein Vater hat mich das täglich spüren lassen.“

Ohne es zu wollen, musste Ginger lächeln. „Mit Eiswasser?“

„Was immer zur Hand war.“ Matt grinste. Es war ein gewinnendes und, obwohl er erwachsen war, jungenhaftes Grinsen. „Kann ich Sie abholen, oder ist es Ihnen lieber, wenn wir zu Fuß gehen?“

„Ich will erst einmal nach Hause und mich umziehen. Vorher muss ich noch den Laden schließen. Sagen wir in einer Stunde? Wir treffen uns dort.“

„Kann ich Ihnen vorher helfen, das Zeug reinzutragen?“

„Können Sie“, sagte Ginger.

Matt hatte das perfekt durchgezogen, indem er den Eindruck erweckte, dass die Einladung ins Cliffhanger von Anfang an sein Plan gewesen war. Dabei stimmte das gar nicht. Hinzu kam, dass er nur eine vage Erinnerung an Ginger hatte. Kein Wunder, so abgefüllt, wie er gewesen war. Eine Blonde in einem violetten Kleid – das war im Großen und Ganzen alles. Aufrichtig gesagt, erinnerte er sich an das Kleid fast noch besser als an die Blonde darin. Als er sie dann heute in ihrer Jeans, dem einfachen Shirt, sommersprossig, hübsch, frisch wie ein Schulmädchen gesehen hatte, hatte es ihn wie ein Blitzschlag getroffen. Sie war gar keine typische Blondine. Ihr weiches Haar hatte einen rötlichen Schimmer mit goldenen Strähnen darin. Wenn sie ihn jetzt ansah, funkelten ihre grünen Augen in der Nachmittagssonne. Für ihre rosigen Wangen und die vollen Lippen brauchte sie kein Make-up. Ihre hellen Brauen waren fein geschwungen. Und sie hatte von der Arbeit grüne Flecken an den Händen. Matt nahm sich vor, sie beim Essen zu fragen, wie es war, mit Blumen zu arbeiten.

Als er zu Peyton und Scott zurückkam, war Peyton gerade dabei, Baguettes für Knoblauchbrote fertig zu machen. Auf dem Herd köchelte eine rote Sauce, und auf der Anrichte standen zwei Einmachgläser für Bolognese bereit. Peyton war nicht die Köchin wie ihre Mutter.

„Ich werde auswärts essen“, erklärte Matt seiner Schwester. „Tut mir leid, dass das so kurzfristig kommt. Ich hoffe, ich werfe deine Pläne damit nicht über den Haufen.“

„Du gehst aus?“, fragte Peyton.

„Ich bin zu Ginger gegangen. Ich habe mich bei ihr entschuldigt und sie zum Essen eingeladen, um etwas wiedergutzumachen. Wir gehen in das Restaurant am Jachthafen.“

„Du hast sie eingeladen?“

„Ja. Ich wollte einfach nur höflich sein.“

„Hör zu, Matt.“ Peyton legte das Buttermesser aus der Hand. „Du wirst sehr behutsam mit ihr sein, okay? Sie ist ein liebes Mädchen und hat in letzter Zeit allerhand durchmachen müssen. Ich glaube zwar, dass sie auf sich selbst aufpassen kann, aber ich glaube nicht, dass sie an einen Windhund wie dich geraten sollte.“

„Windhund? Ich?“

„Ja, du. Ich weiß, was du letztes Jahr getrieben hast. Du warst hinter den Frauen her und bist sie in Hochgeschwindigkeit nacheinander durchgegangen …“

„Das ist doch lächerlich“, brauste Matt auf. „Ich stehe um vier auf und esse fast jeden Abend auf der Farm. Rendezvous stehen bei mir nicht gerade ganz oben auf der Agenda. Tatsächlich gehe ich den Frauen eher aus dem Weg.“

„Wie auch immer“, erwiderte Peyton entschieden und griff wieder nach dem Buttermesser.

Dabei hatte sie recht. Die Frauen waren einer der Gründe, warum er die Wohnung behalten hatte, obwohl er sie inzwischen hasste. Vom Tag seiner Scheidung an hatte er tatsächlich ziemlich herumgehurt, ohne im Grunde genau zu wissen, warum. Sicher war es zum einen eine reine Triebgeschichte. Vielleicht tat er es auch, um den Geruch und Geschmack von Natalie loszuwerden. Oder weil er sich einbildete, dass Natalie unglücklich wäre, wenn sie davon wüsste, obwohl er sich nie in ihrem Umkreis herumgetrieben hatte. Oder er wollte sich beweisen, dass er auch allein prima zurechtkam, ohne feste Bindung. Denn das kam für ihn nicht mehr infrage. Manchmal, wenn er mit einer Frau schlief, vergaß er tatsächlich. Nach allem, was er mit Natalie durchgemacht hatte, fühlte er sich nicht einmal schuldig. Immerhin hatte er so viel Anstand, die Frauen, die er sich aussuchte, zu warnen. Er war nur jemand für ein kurzes Abenteuer. Und es war erstaunlich, wie viele Frauen es ebenso hielten.

„Hör zu, meine Arbeitszeiten sind zu lang und meine Arbeit zu dreckig für Frauengeschichten.“

„Richtig“, stimmte Peyton ihm zu. „Sei nett zu Ginger, oder du bekommst es mit mir zu tun.“

„Und das wünschst du dir nicht“, kam Scotts Stimme aus dem Off. „Sie ist erbarmungslos und vergisst nie etwas.“

Matt sah sich verblüfft um. „Wo steckt er?“

„Unterm Esstisch. Im Fort.“

Matt hörte ein Kichern und ging nach nebenan. Der Tisch war mit Wolldecken verhängt. Matt hob ein Ende hoch, und da saßen Scott und die Kinder Will und Jenny. „Du bist ein sehr, sehr merkwürdiger Bursche“, meinte Matt. „Bist du nicht schon ein kleines bisschen zu groß für so etwas?“

„Zu groß vielleicht, aber nicht zu erwachsen“, erwiderte Scott.

„Los, Leute“, rief Peyton aus der Küche. „Ich hab’s schon mal gesagt: Räumt das Fort, damit wir essen können.“

„Ein wenig bleibe ich noch“, sagte Matt. „Soll ich euch Bruschetta machen?“

Peyton lächelte. „Das wäre nett. Du kannst das halbe Baguette nehmen.“

Es war eine Art Friedensangebot an seine Lieblingsschwester, und an Schwestern hatte er vier zur Auswahl. Niemand musste Matt sagen, dass Peyton so leicht niemandem etwas durchgehen ließ und das Gedächtnis eines Elefanten besaß. Schließlich war er mit ihr aufgewachsen. Ginny spielte gern die Chefin, Ellie hatte immer etwas zu kritisieren, und Adele war ihm selbst zu ähnlich. Peyton hingegen, die einige Jahre älter war als Matt, war klug und verständnisvoll. Seit jeher hatte Matt ihre Stärke und Unabhängigkeit bewundert. Aber sie stand George und Adele am nächsten. Der junge Mike wiederum, der dabei war, sein Magister-Diplom zu machen, verehrte Matt. Ginny, die Matt furchtbar auf die Nerven gehen konnte, bewunderte und verhätschelte ihren jüngeren Bruder und nannte ihn Mattie. So geht es in großen Familien zu. Es gab Animositäten und Allianzen, gemeinsame Niederlagen und gemeinsame Siege, hitzige Debatten und Versöhnungen. Aber man war Familie, und Matt würde für jedem von ihnen sein letztes Hemd geben.

Als die Bruschetta fertig war, ging er zum Jachthafen. Obwohl es Freitagabend war und das Restaurant das Feinste war, was Thunder Point zu bieten hatte, war wenigstens die Hälfte der anwesenden Gäste genauso leger gekleidet wie Matt. Er setzte sich an die Bar, bestellte ein Bier und fragte, ob er in einer Viertelstunde einen Tisch für zwei bekommen könnte. Der Mann hinter der Theke meinte, dass das kein Problem sei.

Fünf Minuten später kam Ginger herein. Also war auch sie früh dran. Sie hatte sich frisch gemacht, das Haar gebürstet und die Lippen nachgezogen. Sie trug immer noch Jeans, dazu aber Stiefel mit Absätzen anstelle der Clogs und ein modisches Jackett. Matt erhob sich und machte sich durch ein Winken bemerkbar. Heimlich sah er auf ihre Hände, aber die grünen Flecken waren verschwunden.

„Wir wären dann so weit“, sagte er zu dem Mann hinter der Bar.

Der begrüßte erst einmal Ginger. „Hi, Ginger.“

„Hi, Cliff. Was macht die Kunst?“

„Alles gut. Wie immer. Ist das ein Freund von dir?“

„Das ist Matt, der Bruder von Peyton Grant. Matt, das ist Cliff“, stellte sie die Männer einander vor. „Ihm gehört das Restaurant.“

Es folgte ein kleiner Plausch vor allem von Cliffs Seite. Er betonte, wie dankbar alle seien, dass Peyton nun mit Scott zusammenarbeite, und was für ein Glück es sei, dass Scott die Weitsicht besessen habe, Peyton zu heiraten, auch wenn das bestimmt nicht in erster Linie zum Wohl der Stadt geschehen war. Cliff begleitete sie zu ihrem Tisch. Dort angekommen, schwärmte er ihnen von seiner Hummercremesuppe vor, empfahl die Krebse auf der Speisekarte und das Tagesgericht, Schwertfisch. Ram, offensichtlich der Chefkoch, legte ihnen dagegen Cajun ahi, einen Thunfischeintopf, ans Herz.

Dann waren sie unter sich.

„Wie ich sehe, haben Sie ja keine grünen Hände mehr“, bemerkte Matt.

Ginger lachte. „Die Arbeit mit Blumen ist nun mal auch schmutzig.“

„Erzählen Sie mir nichts von schmutzig. Ich arbeite in der Landwirtschaft. Zum Beispiel in der Kartoffelernte. Manchmal habe ich aber auch mit Schafen zu tun.“

„Mit Schafen?“

„Mein ältester Bruder George ist unser Schafzüchter. Wenn die Zeit zum Scheren kommt oder die Lämmer auf die Welt kommen und viel zu tun ist, helfe ich dort aus. Jeder von uns tut das. Dann ist da noch Uncle Sal. Der hat einen Weinberg. Zwischen August und Ende September sind wir da zur Weinlese. Etwa zur selben Zeit werden die Birnen reif. Die komplette Familie ist in Oregon unterwegs – hier der Wein, dort die Schafe, die Birnen, die Kartoffeln …“

„Die Plantage von Ihrem Vater ist einer der schönsten Plätze der Welt“, schwärmte Ginger.

Cliff brachte ein Glas Wein für sie, und sie bestellten beide dasselbe, Cajun ahi. „Es gibt ein kleines Geschäft in Portland, in dem man Thunfischsteaks kaufen kann. Kostet ein Vermögen, aber das Fleisch ist so frisch und zart, dass man es mit dem Löffel essen kann“, schwärmte er, nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.

„Portland? Wohnen Sie in Portland?“, fragte Matt.

„Ich komme aus Portland. Aber jetzt lebe ich hier und hoffe, dass das gut geht, denn ich möchte gern eine ganze Weile bleiben. Ich liebe die Stadt. Und den Laden, in dem ich arbeite.“

„Erzählen Sie mir von Ihren Blumen“, bat Matt, als Cliff gegangen war.

„Was gibt es da zu erzählen? Ich arbeite für Grace, der der Laden gehört. Ich bin erst kurze Zeit dabei, aber ich habe schon gelernt, wie man hübsche Arrangements herstellt – Bouquets, Tischdeko, Kranzgebinde oder Hängepflanzen. Ich freue mich immer, wenn Grace einen Auftrag von einem großen Hotel oder einer Ferienanlage bekommt und wir uns richtig ins Zeug legen können. Wie etwa Gebinde im Wasser in hohen zylindrischen Glasvasen. Das sind schon eher richtige Skulpturen als bloße Blumengebinde.“

„Woher haben Sie gewusst, dass Sie so etwas machen wollen?“

„Vorher überhaupt nicht“, gestand Ginger. „Ich hatte Ray Anne besucht und saß völlig antriebslos herum, wenn sie zur Arbeit ging. Sie meinte, dass ich irgendetwas tun müsste, ganz gleich, wie nichtig es auch war. An demselben Tag hat Grace mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für sie zu arbeiten. Sie brauchte dringend Unterstützung, aber ich hatte nicht die geringste Erfahrung auf diesem Gebiet. Aber da es sich nun einmal anbot, habe ich zugesagt. Ich wusste wirklich nicht, ob mir das Spaß machen würde. Dabei sollte mich das nicht überraschen. Mir liegen solche Dinge.“

„Was für Dinge?“

Ginger lachte ein wenig verlegen und blickte auf ihre Hände. „So … Mädchensachen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Ich habe früher schon als Verkäuferin gearbeitet. Bekleidung, Haushaltswaren. Auch im Haushalt. Ich bin die Jüngste von drei Geschwistern und habe zwei ältere Brüder. Und ich bin die Einzige, die nicht im Familienunternehmen arbeitet, also in der Transportfirma meines Vaters. Klein, aber erfolgreich. Mein Vater führt das Unternehmen, mein ältester Bruder wacht über die Finanzen, der andere leitet das operative Geschäft, und meine Mutter ist Disponentin, seit der erste Lastwagen angeschafft worden ist. Für mich, ein Mädchen und das Nesthäkchen in der Familie, blieb da keine Nische. Eine Zeit lang bin ich aufs College gegangen, konnte mich aber für kein Fach entscheiden. Aber ich kann einen kompletten Haushalt schmeißen, Ölwechsel bei einem Auto machen, einen Garten bepflanzen, tapezieren – und ein Soufflé backen. Ein Insiderwitz bei uns, da meine Mutter die ganze Zeit im Geschäft arbeitet und ich die einzige Hausfrau in der Familie bin.“

„Pflanzen? Hatten Sie jemals einen Garten?“

„Ich habe mal ein kleines Haus gemietet und ringsherum Blumen gepflanzt.“

„Der Garten meiner Mutter würde Ihnen gefallen.“

„Ich habe ihn gesehen. Ein kleiner Bauernhof für sich. Da bekommt man schon Hunger, wenn man ihn nur ansieht.“

„Wir produzieren Dinge zum Leben“, erklärte Matt lächelnd. „Was war Ihr letzter Job, bevor Sie hierherkamen?“

„Ich habe in einem Kaufhaus gearbeitet, in der Abteilung für Bestellungen von Hochzeitsgeschenken. Aber ich brauchte einen Wechsel.“

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Mein Gott, was bin ich für ein Esel. Dysart Trucking – natürlich.“

„Stimmt“, bestätigte sie. „Kennen Sie unsere Firma?“

Er musste grinsen. „Wir sind Ihre Kunden, Ginger. Eure Laster fahren unsere Ernten zu den Händlern. Ein ansehnliches Unternehmen.“

„Auf regionaler Ebene, ja. Mein Vater hat mit einem Lastwagen angefangen.“

„Mein Großvater begann mit einem kleinen Obstgarten, ein paar Schafen und einem Haufen Schulden. Aber immer, wenn er zwei Nickel in seiner Tasche klimpern hörte, kaufte er Land dazu.“

„Er muss klug investiert haben.“

„Er hat vor allem in seine Söhne investiert. Mein Dad hat das Obst, Uncle Sal den Wein und Andreas ein paar Fischerboote. Ziemlich viel Familie, wie Sie ohne Zweifel bemerkt haben werden.“

Matts Handy meldete sich mit Vibrationsalarm in der Hosentasche. Er nahm es heraus, blickte kurz aufs Display, leitete den Anruf auf die Mailbox weiter und steckte es wieder ein. Lucy. Er war einige Male mit ihr ausgegangen, und sie wollte eine Fortsetzung. Das Leben geht weiter.

„Es macht mir nichts aus, wenn Sie den Anruf annehmen“, meinte Ginger.

„Ist schon gut. Ich ruf später zurück. Bei Ihnen arbeiten also alle im Transportunternehmen.“

„Alle bis auf mich. Ich möchte schon helfen, aber ich habe wenig Talent für diese Branche. Wagenwaschen könnte ich vielleicht.“ Sie lachte. „Ich bin ziemlich gut in all den Sachen, die wenig Geld einbringen – kochen, sauber machen, so etwas. Ich nehme an, dass ich eine alte Jungfer sein werde, wenn meine Eltern mal sehr alt sind. Und dann kann ich für sie sorgen. Und bei euch ist die ganze Familie in der Landwirtschaft tätig?“

„Nein, nur einige. Peyton ist hier. Ginny und Ellie sind Hausfrauen, und ihre Männer sind auch keine Farmer. Mike möchte gern Professor werden und eine Professorin heiraten. Sal ist von Haus aus Wirtschaftsprüfer. Er hat sich selbst gerade ein Weingut gekauft, und ich glaube, namentlich für Uncle Sal, ist das genau das Richtige für ihn. Er hat nicht nur einen Sinn für Zahlen, sondern auch eine sehr gute Nase. Alle miteinander sind recht erfolgreich. Unsere Eltern haben uns ordentlich gepusht.“

Während des Essens sprachen sie weiter über ihre Familien, tauschten einige Kindheitserlebnisse aus und erzählten sich gegenseitig, welche Bücher und Filme sie mochten. Matt offenbarte Ginger, dass er in Teilzeit an der Hochschule lehrte, und sie erzählte von drei Highschool-Freundinnen, die alle Portland verlassen hatten, um groß Karriere zu machen. Er brachte sie zum Lachen und war selbst von ihrer Anmut und ihrem Charme fasziniert. Nach dem Essen tranken sie noch einen Kaffee, Nachtisch wollten sie beide nicht. Zwei Stunden waren im Flug vergangen, und Ginger sagte ihm, dass das die beste Entschuldigungs-Einladung war, die sie je bekommen hatte.

„Was ist es, das Sie an dieser kleinen Stadt so sehr mögen, dass Sie hierbleiben möchten?“

„Die Leute sind hier sehr sympathisch. Und der Blumenladen – er ist für mich einfach ideal. Ich komme wieder unter Menschen, bin aber auch für mich, wenn ich die Gestecke zusammenstelle oder den Arbeitsraum hinten und die Kühlanlage sauber mache. Diese Zeit allein brauche ich zum Nachdenken. Aber nicht zu viel davon, damit ich nicht ins Grübeln gerate.“

„Und was gibt es für ein so hübsches Mädchen wie Sie zu grübeln?“, fragte Matt lächelnd. Auf seiner Wange zeigte sich wieder das Grübchen.

„Hat Peyton Ihnen nichts von mir erzählt?“

„Doch, wenn ich es mir recht überlege … Sie sagte, Sie hätten ein schwieriges Jahr hinter sich. Ich musste versprechen, dass ich mich benehme und nicht über Sie herfalle.“

„Nun, eventuell haben wir ein paar Dinge gemeinsam. Ich bin auch geschieden. Seit gut einem Jahr.“

„Tatsächlich? Erzählen Sie mir von sich, wenn ich Ihnen meine Geschichte erzähle?“

„Sie zuerst“, forderte Ginger ihn auf.

„Ist nicht besonders spannend“, begann Matt. „In allem, worüber wir in dem einen Jahr, das unserer Hochzeit voranging, gesprochen haben, haben Natalie und ich übereingestimmt. Aber unmittelbar nach unserer Heirat fühlte Natalie sich unglücklich. Sie wollte nicht mit einem Farmer verheiratet sein. Für ihre Begriffe stand ich zu früh auf und ging abends zu früh ins Bett. Ich hatte dreckige Fingernägel und Schmutz an den Stiefeln. Sie wollte, dass ich als Dozent an die medizinische Hochschule gehe. Der Sinn stand ihr mehr nach Schickimicki-Cocktailpartys als nach Scheunenfesten. Außerdem schüchterte sie allein die Größe meiner Familie ein. So gab es Streit, Streit und noch mal Streit. Jeder von uns hatte im anderen schlicht den falschen Ehepartner. Verdammt schade, aber so war es nun einmal.“ Matt zuckte mit den Schultern. „Sehen Sie – überhaupt nicht spannend. Erzählen Sie mir wenigstens eine interessante Geschichte.“

Ginger atmete einmal tief durch und spielte mit ihrer Kaffeetasse. „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich sollte …“

„Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen.“

„Tja, auch ich habe den Falschen geheiratet. Es war ein Musiker. Ein Songschreiber und Sänger mit einer engelsgleichen Stimme. Das erste Mal habe ich ihn auf einem Volksfest in Portland gehört, und er sang I Guess The Lord Must Be In New York City. Ich schmolz nur so dahin und habe mich auf der Stelle in ihn verliebt. Ich war jung – einundzwanzig. Er war älter und versuchte schon eine ganze Weile, den Durchbruch auf dem Musikmarkt zu schaffen. Er tourte viel umher, aber wenn er hier oben in seiner Heimat im Nordwesten war, haben wir uns gesehen. Ein paar Jahre später hat er dann vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen, obwohl er weiter jede Gelegenheit ergreifen und jede Tour und jeden Gig annehmen wollte. Also zog er mit seinen ganzen Sachen bei mir in dem kleinen Haus ein, das ich gemietet hatte, und anfangs lief es sogar recht gut. Wir hatten jede Menge Spaß mit all den Musikern um uns herum und all der Musik. Es war wie eine endlose Party. Zu unserer Hochzeit hat er für mich gesungen. Zur Hochzeit hat er aber auch die Presse eingeladen und Fotografen bestellt. Er, der kommende Eric Clapton. Ich arbeitete im Kaufhaus, und er verdiente mit seinen Gigs kümmerliche Gagen, die kaum ausreichten, die Ausrüstung und die Flüge zu finanzieren. Fünf Songs hat er mal an einen großen Countrystar verkauft, aber die haben es nie in die Charts geschafft. Zu dem Zeitpunkt dämmerte mir langsam, was für einen Fehler ich begangen habe, denn die hunderttausend Dollar, die ihm der Verkauf der Songs einbrachte, steckte er komplett in nagelneues Equipment für seine Band. Alles drehte sich immer nur um ihn. Der große Durchbruch, der ihn ein für alle Mal sanieren würde, lag immer gleich um die nächste Ecke. Natürlich hat die Ehe nicht funktioniert. Er wollte gar kein Ehemann sein. An erster Stelle stand seine Musik. Ich hab’s dir gleich gesagt, Ginger, sagte er, ich muss mich auf meine Musik konzentrieren, und ich hab gedacht, du ziehst da mit.“

Matt musste einmal schlucken. Wie ist das bei mir gewesen? Habe ich die Farm nicht auch wichtiger genommen als meine Frau? Wäre alles nicht anders gekommen, wenn ich mich Natalies Vorstellungen mehr geöffnet hätte? „Das tut mir leid, Ginger.“

„Na ja, das Leben geht weiter, nicht wahr?“

Sie versuchte sichtlich, es nicht zu schwer zu nehmen. Matt vermutete, dass die Verletzung durch die Scheidung bei ihr viel frischer brannte als bei ihm. Wieder vibrierte sein Handy, und wieder steckte er es schnell weg, nachdem er nach einem kurzen Blick festgestellt hatte, dass es noch einmal Lucy war. Er nahm sich vor, sie später zurückzurufen, um ihr zu erklären, dass er gar nicht in Portland war und sie sich für diesen Abend jemand anderen suchen musste.

„Wirklich, es ist vollkommen okay …“, begann Ginger.

„Nur mein kleiner Bruder. Ich spreche später mit ihm.“

„Und wenn es nun ein Notfall ist?“

„Wenn es ein Notfall wäre, würden Paco oder Peyton sich melden. Dann würde ich auch rangehen, weil das wirklich wichtig wäre. Mike hat wahrscheinlich eine Frage zu seiner Arbeit. Er bastelt an seinem Diplom in Biochemie.“

„Wow, Ihre Familie ist tatsächlich beeindruckend.“

Matt lachte. „Sie aber auch, Ginger.“

Kurz darauf begleitete er sie zu ihrem Wagen, und sie versicherte ihm ein weiteres Mal, dass das die beste Wiedergutmachungseinladung gewesen war, die sie jemals bekommen hatte. „Da meine Schwester hier lebt, sehen wir uns in Zukunft vielleicht häufiger. Ich bin jederzeit bereit, meine Wiedergutmachung zu erneuern.“

„Das müssen Sie wirklich nicht“, sagte Ginger lachend. „Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?“

„Nicht nötig. Ich gehe gern zu Fuß. Besonders nachts.“

„Okay. Dann noch einen schönen Aufenthalt.“ Sie reichte ihm die Hand.

Matt nahm sie, zog Ginger ein Stück zu sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke. Machen Sie’s gut.“ Damit wendete er sich um und ging.

Als er zu Peytons Haus kam, war es schon recht dunkel, aber seine Schwester hatte für ihn das Licht auf der Veranda brennen lassen. Drinnen saßen Dr. Grant und Gemahlin zusammengekuschelt vor dem Fernseher. Peyton hielt sofort den Film mit der Pausentaste an, knipste das Licht der Tischlampe an und richtete sich auf.

„Schon zurück?“, fragte sie.

„Yep.“

„Hattet ihr ein nettes Dinner?“

„Ein ausgezeichnetes Dinner. Hast du je Cajun ahi bei Cliff probiert? Das ist richtig gut.“

„Ich meinte eigentlich weniger das Essen als den Abend mit Ginger.“

„Habt ihr gewusst, dass Ginger Dysart aus der Familie von Dysart Trucking kommt?“

Dysart Trucking? Wer ist das?“

„Das Transportunternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten, um unsere Ernten abzufahren. Von denen mieten wir auch die Pritschenlaster, mit denen wir die Weihnachtsbäume auf den Markt bringen.“

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